Geschrieben am 30.01.2023 2023-01-30| Aktualisiert am
05.02.2023
Besucht am 26.01.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 67 EUR
…gilt nicht nur in den großen Dingen des Lebens (Gatt:in, Hund, Haus, Auto), sondern auch in der Gastronomie. Das hat sich kürzlich wieder bewahrheitet, als wir uns kurzerhand entschlossen, anstelle unseres bisherigen indischen Favoriten Taj Tandoori das Ganesha in Baden-Baden aufzusuchen.
Nachdem uns das Restaurant vorher von der Langen Straße aus aufgefallen war, stellten wir fest, dass man erst mal außen herum zur Luisenstraße laufen muss.
Dort steigt man eine leicht gewendelte Treppe hoch zu einem Balkon, auf dem man auch draußen sitzen kann. (Wir haben auch ein Schild zu einem Aufzug gesehen, diesen aber nicht verifiziert.)
Das Ambiente der beiden Restaurants könnte unterschiedlicher kaum sein: Während das Taj Tandoori konsequent in blau/weiß gehalten ist, überwältigt einen das Ganesha mit dem geballten Farbenfrohsinn des Subkontinents, einer Pracht, die das europäisch konditionierte Auge gnadenlos als Kitsch einstufen würde, wenn es nicht so herrlich wäre (Las-Vegas-Effekt).
Gleich am Eingang fällt einem ein Altar ins Auge. Ganesha, der einzähnige Elefantengott, ist eine durch und durch positive Erscheinung: Dick und rund und dem Genusse zugewandt, könnte es kaum einen geeigneteren Namensgeber für ein Restaurant geben.
Direkt unter ihm sollten wir uns in der folgenden Stunde sehr wohl fühlen, das konnte auch die relativ laute Retortenbeschallung nicht verhindern - indische Instrumentalmusik hätte besser gepasst.
Auch für unseren Kleinen war dies ein besonderes Erlebnis, weil er während der ganzen Zeit auf der Bank neben meiner Frau sitzen durfte. Das war doch mal was anderes als immer unterm Tisch zu liegen, zumal an einem so unangenehm gestarteten Tag wie diesem, an dem ihm nämlich nach einem kleinen, rüdenspezifischen Eingriff die Fäden gezogen worden waren.
Bestellt wurden lauter Sachen, bei denen wir einigermaßen sicher sein konnten, dass sie uns beiden schmecken würden (die Zurückhaltung meiner Frau gegenüber der indischen Küche habe ich hier ja schon mehrfach thematisiert): Drei verschiedene Hauptgerichte, dazu zwei Sorten Brot und Joghurt; wie stets in solchen Fällen mehr, als uns an Kapazität zur Verfügung stand.
Serviert wurden die Curries in hübschen, kupferfarbenen Töpfchen und mit Teelichtern warm gehalten.
Bei den Getränken beschieden wir uns mit einer 0,75er Flasche Gerolsteiner zu 5,90 €; Lassi hätte uns zu satt gemacht.
Die Wahl meiner Liebsten fiel auf Butter Chicken (15,90 €), ein Gericht, bei dem man wenig falsch machen kann, wenn man es mild und sahnig mag. Zum berühmten Chicken Tikka Masala ist es von hier nicht weit, außer dass die Hühnerbruststücke nicht notwendigerweise im Tandoor gebacken werden, im Ganesha zum Beispiel nicht. Besonders viele waren es auch nicht. Dagegen war die sehr nährstoffreiche Tomaten-Butter-Sauce sehr großzügig bemessen. Erwartungsgemäß kein Aromenfeuerwerk und daher für meine Frau genau das Richtige.
Mein gefräßiges Auge blieb auf einer Seite mit Entengerichten hängen, einem Tier, das man in indischen Restaurants selten bis gar nicht findet, weder in Deutschland noch in Indien. Und tatsächlich sah meine Ente Palak (Spinat, 17,90 €) so aus, als wäre sie in einem China-Imbiss in die üblichen Scheiben geschnitten worden; dass es sich um ein Schmankerl aus dem indisch-chinesischen Grenzgebiet handelt, darf als unwahrscheinlich betrachtet werden.
Aber auch hier kann man Ente: Der knusprige, unter der Haut saftige Vogel war eine glatte 10 auf der Asiaentenskala. Der herbe Spinat bot den Fleischscheiben ein adäquates Bett, auch ohne Paneer (Hüttenkäse), mit dem er meistens serviert wird.
Dazu bestellten wir noch eines unserer Lieblingsgemüse, Bhindi Masala (Okra, 14,90 €). Wir beide mögen Okra, der knackige Biss der Samen und das klebrige Fleisch der Schote machen immer wieder Spaß, und dieses Masala war besonders gut gewürzt. Ach, Bockshornklee, ich liebe dich…
Abgerundet wurde dieses reiche Mahl durch Kheera Raita (4,50 €), mit Gurke, Koriander und Zimt angemachter Joghurt, der zu einem indischen Essen eigentlich immer dazugehört. Dass ich ein Foto machen wollte, fiel mir erst ein, nachdem ich schon einen Löffel auf meinen Teller geklackst hatte.
Von den stets dazugehörenden Chutneys möchte ich vor allem die köstliche Minzsauce erwähnen.
Obwohl die Curries mit Basmatireis serviert wurden, konnten wir uns nicht verkneifen, noch zwei Brote zu bestellen.
Meine Frau wollte eigentlich Garlic Naan, switchte dann aber um auf Butter Naan (3,90 €), mit Rücksicht auf die Kosmetikerin, mit der sie die nächsten anderthalb Stunden zu verbringen gedachte. Ich fragte wieder nach Aloo Paratha, dem mit Kartoffelmasse gefüllten, in der Pfanne gebackenen Fladenbrot.
Das gab es zwar nicht, dafür aber Namaste Naan (4,50 €), ebenfalls mit Kartoffeln gefüllt und aus dem Tandoor. Noch nie gesehen, deswegen mit "namaste!" begrüßt und mit Genuss verspeist. Wie alles an diesem sehr gelungenem Mittag.
Gute Noten erzielte das Haus nicht nur beim Essen, sondern auch in punkto Sauberkeit: Es kommt selten vor, dass meine Frau, die in Hygieneangelegenheiten keine Sympathiepunkte vergibt, die Toiletten so überschwänglich lobt. Auch der Service durch die junge Kellnerin war tadellos, und nicht nur deshalb, weil sie mit unserem Begleiter sofort Freundschaft geschlossen hatte.
Es scheint, dass wir hier ein neues indisches Lieblingsrestaurant gefunden haben, und das nicht nur für Baden-Baden, sondern überhaupt.
…gilt nicht nur in den großen Dingen des Lebens (Gatt:in, Hund, Haus, Auto), sondern auch in der Gastronomie. Das hat sich kürzlich wieder bewahrheitet, als wir uns kurzerhand entschlossen, anstelle unseres bisherigen indischen Favoriten Taj Tandoori das Ganesha in Baden-Baden aufzusuchen.
Nachdem uns das Restaurant vorher von der Langen Straße aus aufgefallen war, stellten wir fest, dass man erst mal außen herum zur Luisenstraße laufen muss.
Dort steigt man eine leicht gewendelte Treppe hoch zu einem Balkon, auf dem man auch draußen sitzen... mehr lesen
4.5 stars -
"Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Bess’res findet…" Oparazzo…gilt nicht nur in den großen Dingen des Lebens (Gatt:in, Hund, Haus, Auto), sondern auch in der Gastronomie. Das hat sich kürzlich wieder bewahrheitet, als wir uns kurzerhand entschlossen, anstelle unseres bisherigen indischen Favoriten Taj Tandoori das Ganesha in Baden-Baden aufzusuchen.
Nachdem uns das Restaurant vorher von der Langen Straße aus aufgefallen war, stellten wir fest, dass man erst mal außen herum zur Luisenstraße laufen muss.
Dort steigt man eine leicht gewendelte Treppe hoch zu einem Balkon, auf dem man auch draußen sitzen
Geschrieben am 14.01.2023 2023-01-14| Aktualisiert am
14.01.2023
Besucht am 09.01.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 99 EUR
Panasiatische Restaurants unter vietnamesischer Leitung sind in Deutschland, pardon my Denglish, trending. Dafür sprechen immerhin drei meiner letzten fünf Berichte. Und selbst wenn die Küche nicht immer hält, was man sich verspricht, sehe ich diesen Trend insgesamt durchaus positiv.
Meine Frau hatte vergangenen Montag wieder einen Verschönerungstermin in Baden-Baden, wieder am frühen Nachmittag, und wieder nutzten wir die Gelegenheit zu einer angemessenen Einkehr: Das Suvi Sushi & Grill liegt unmittelbar neben unserem bevorzugten Parkhaus in der Wagener-Galerie, allerdings und trotz seiner langen Fensterfront recht unscheinbar.
Das liegt nicht nur daran, dass draußen keine Speisekarte hängt, sondern auch an den dunklen Scheiben und der moderaten Beleuchtung drinnen. Und wenn es früh am Mittag ist und noch keine Gäste an einem der Fenstertische Platz genommen haben, dann fällt kaum auf, dass es geöffnet ist. Ob das wohl dazu beigetragen hatte, dass wir die ersten Gäste waren, obwohl das Restaurant schon vor fast einer Stunde aufgemacht hatte? Wer weiß.
Ein freundlicher junger Mann nahm uns in Empfang. Nachdem die Hundefrage positiv geklärt war, überließ er uns die Tischwahl und brachte uns eine schön gestaltete Speisekarte. Darüber freute ich mich sehr; von mittels QR-Code aufs Handy gesaugten, kaum noch lesbaren Karten halte ich bekanntlich nicht besonders viel, selbst wenn diese heutzutage ebenfalls trenden.
Hier kocht man vietnamesisch und japanisch. Dazu gibt es noch eine Seite mit „Suvi Grill Spezialitäten“, deren Einträge sich nicht so ohne Weiteres, vor allem nicht unbedingt Asien zuordnen lassen, vom argentinischem Rinderfilet (34 €) über Lammcarrée (32 €) bis hin zum ganzen Hummer mit Knoblauchsauce (99 €). Auf dieser Seite bissen wir uns fest, wobei wir den Hummer sicherheitshalber auf den nächsten Besuch vertagten, aber trotzdem aber im Wasser blieben: Tuna Steak und Suvi Grill Oktopus waren mit 26 bzw. 24 € im Vergleich regelrechte Schnäppchen.
Auf der Sushikarte sprang uns außerdem das Bild eines Arrangements aus Nigiri und Maki Sushi ins Auge, das wir uns als Vorspeise teilen wollten:
WYSINWYG
Es stellte sich heraus, dass es sich hier um ein dekoratives Stockfoto handelte; der junge Mann sagte uns aber zu, uns aus dem Sushiangebot etwas Vergleichbares zusammenbauen zu lassen.
Nach der Bestellung ging ich erst mal zum Händewaschen und ließ auf dem Weg den eleganten Gastraum auf mich wirken:
Die Toilette ist sehr ansprechend gestaltet, war allerdings etwas flüchtig geputzt: Der Fußboden war klebrig; das konnte, da wir die ersten Gäste waren, eigentlich nur überschüssiges Putzmittel gewesen sein. Bei meiner Frau war die Klobrille noch nass, das fand sie nicht so toll. Im Gastraum dagegen war alles, wie es sich gehört.
Zur Verdünnung der anstehenden Mahlzeit hatte sich meine Herzensdame eine hausgemachte Thai Basil Lemonade (6,50 €) bestellt. Die war zwar mit Minze und nicht nach Thai-Basilikum gemacht, aber sie schmeckte trotzdem.
Minze tut's auch
Ich hatte Durst und trank eine Flasche Morelli „aus den unberührten Bergwäldern Italiens“ - schön, dass es die nach tausenden Jahren Abholzung noch gibt. Ein Wasserangebot für unseren ständigen Begleiter gab es nicht, aber wir hatten sowieso was dabei.
Die Menüfolge entwickelte sich dann etwas anders als wir das geplant hatten. Anstelle der geteilten Sushiplatte als Vorspeise wurde als erstes das Thunfischsteak gebracht, das sich meine Frau als Hauptgang ausgesucht hatte. Statt der gewünschten Pommes gab es Grillgemüse als Beilage, und Whiskeysauce anstelle der bestellten Café de Paris. Also dreimal knapp daneben…
Natürlich waren wir anpassungsfähig genug, den frisch gegrillten Thunfisch nicht wieder in die Küche zurückzuschicken. Das wäre dem Steak nicht bekommen, und auf einem neuen zu bestehen fanden wir dem Lapsus nicht angemessen. Während wir unseren eigentlichen Plan noch mal darzulegen versuchten, erschienen dann auch schon die Sushi. Anscheinend war mein Oktopus bei der Bestellung unter den Tisch gefallen, vielleicht konnte der junge Mann sich einen derart grenzenlosen Appetit nicht vorstellen, vielleicht lag es auch an der Verständigung - ich tendiere dazu, schneller zu reden als manch Gegenüber es verkraftet.
Zurück zum Thunfisch: Ein Traum. Obwohl durchgegart, war er trotzdem zart bis zum letzten Bissen. Jeder weiß, wie schnell sich ein so ein Steak in der Pfanne oder auf dem Grill in einen zähen Lappen verwandelt, den man sich lieber unter die Füße schnallen als zwischen die Zähne schieben möchte. Auch das Grillgemüse war Glück im Verwechslungsunglück. Ausgesprochen knackig und schmackhaft, verlieh es fernöstlichen Gericht eine deutlich mediterrane Note.
Ein wenig blass
Besser als die Pommes, die bald darauf zusammen mit der eigentlich georderten Kaffeesauce nachgeliefert wurden. Die hätten noch eine Minute in der Fritteuse gebraucht, um den Beinamen Frites zu verdienen. Dafür war die Sauce Café de Paris mit ihrem dezenten Kaffeearoma eine interessante neue Erfahrung, die den weichlichen Pommes etwas Glanz verlieh.
Ich widmete mich derweil dem Sushiteller, der etwas opulenter ausgefallen war, als wir uns das vorgestellt hatten, mit zwei ganzen California Rolls und fünf verschiedenen Nigiri. Für mich als Vorspeise, für meine Frau als zusätzlich Beilage zu ihrem Thunfischsteak, mit den Stäbchen über den Tisch geangelt.
Aber, abgesehen von der etwas missglückten Reihenfolge, waren die Sushi die besten, die wir seit langem irgendwo serviert bekommen hatten. Der Teller war mit 35 € zwar stramm bepreist, aber bei so großzügig geschnittenem Fisch bester Qualität und hervorragend abgeschmecktem Reis drückt man gerne ein Auge zu. Wenn man auf höchstem Niveau etwas kritisieren wollte, dann vielleicht, dass der Reis nicht handwarm, sondern auf Raumtemperatur abgekühlt war. Überraschend großes Sushikino war das, ohne Trockeneis und andere Gimmicks, und das ist umso bemerkenswerter, als hier eben kein japanischer Sushimeister das Messer wetzt, sondern ein Adept aus dem Land der kulinarischen Fastalleskönner.
Schließlich wurde auch mein Oktopus an den Tisch gebracht, und zwar in Form von drei kräftigen Armen, von der Schulter bis zur Fingerspitze. Wie schon beim Thunfisch hatte auch hier der Mann am Grill Hervorragendes geleistet: Von außen kräftig angeröstet und innen noch zart, nur die dünnen Enden waren naturgemäß kross geworden. Zusammen mit dem Grillgemüse eher mediterrane als asiatische Küche, ähnlich wie der Thunfisch.
Danach gab’s noch einen Espresso aufs Haus, um die im Nachhinein doch eher geringfügigen Unbilden der aus dem Tritt geratenen Menüfolge abzufedern.
Hö hö hö
Auf dem Weg nach draußen warfen wir dann noch einen letzten Blick auf einen teuflisch grinsenden Weihnachtsmann. Dem werden wir beim nächsten Besuch zum Glück nicht mehr begegnen.
Panasiatische Restaurants unter vietnamesischer Leitung sind in Deutschland, pardon my Denglish, trending. Dafür sprechen immerhin drei meiner letzten fünf Berichte. Und selbst wenn die Küche nicht immer hält, was man sich verspricht, sehe ich diesen Trend insgesamt durchaus positiv.
Meine Frau hatte vergangenen Montag wieder einen Verschönerungstermin in Baden-Baden, wieder am frühen Nachmittag, und wieder nutzten wir die Gelegenheit zu einer angemessenen Einkehr: Das Suvi Sushi & Grill liegt unmittelbar neben unserem bevorzugten Parkhaus in der Wagener-Galerie, allerdings und trotz seiner langen Fensterfront... mehr lesen
Suvi Sushi & Grill
Suvi Sushi & Grill€-€€€Restaurant07221 3799515Lange Str. 48, 76530 Baden-Baden
4.0 stars -
"Suvi kann Sushi, und auch sonst was" OparazzoPanasiatische Restaurants unter vietnamesischer Leitung sind in Deutschland, pardon my Denglish, trending. Dafür sprechen immerhin drei meiner letzten fünf Berichte. Und selbst wenn die Küche nicht immer hält, was man sich verspricht, sehe ich diesen Trend insgesamt durchaus positiv.
Meine Frau hatte vergangenen Montag wieder einen Verschönerungstermin in Baden-Baden, wieder am frühen Nachmittag, und wieder nutzten wir die Gelegenheit zu einer angemessenen Einkehr: Das Suvi Sushi & Grill liegt unmittelbar neben unserem bevorzugten Parkhaus in der Wagener-Galerie, allerdings und trotz seiner langen Fensterfront
Geschrieben am 21.12.2022 2022-12-21| Aktualisiert am
21.12.2022
Besucht am 19.12.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 48 EUR
Vor einer Woche hatte ich es ja schon angedeutet: Wir würden bald wieder in Baden-Baden zu tun haben. Der Termin meiner Frau war um 14 Uhr, also ideal für ein vorgelagertes Mittagessen.
Das Happy KitcHen wird, wie man es von asiatischen Restaurants fast jeglicher Ausrichtung inzwischen erwartet, von Vietnamesen betrieben. Die Leute scheinen einfach alles zu können, außer Hochdeutsch, wir sind ja in Baden-Württemberg. Das Restaurant gibt allerdings ein paar Rätsel auf, zum Beispiel was die Bedeutung der Binnenmajuskel betrifft, oder warum es auf dem Schild und bei Facebook hAppy KitcheN heißt. Oder warum auf der Rechnung „Sushi Bar“ steht, obwohl es keine Sushi gibt. Die Beantwortung dieser Fragen muss auf den nächsten Besuch verschoben werden.
Auf der Website wird mächtig getrommelt („Unsere erfahrenen Chefköche servieren Ihnen die feinsten Gerichte Asiens“), aber das nimmt Gast natürlich mit einem Augenzwinkern zur Kenntnis. Ihre Erfahrungen haben die Chefköche in Vietnam, China, Thailand und Japan gemacht; auf der Karte (und später auf dem Teller) ist nicht immer zu erkennen, wo die Wurzeln des jeweiligen Gerichtes sind. Aber das dürfte so gewollt sein, denn man hat sich schließlich Cross-over auf die Fahnen geschrieben.
Das Restaurant ist kaum größer als ein mittleres Wohnzimmer; es gibt Platz für vielleicht 20 Personen. Solitäre Gäste können auf Hockern am Fenster sitzen und beim Pholöffeln die Passanten an sich vorüberziehen lassen.
Dekorationsmäßig wird der Raum von einem goldenen Herrn mit Helm und Rock dominiert (Der werte Kollege van der Saar weiß sicher, um wen es sich handelt, ich tippe mal auf einen Wächter), ansonsten ist die Ausstattung eher pflanzenbasiert, wenn auch nicht immer auf echten. Das Ganze wirkt auf eine leicht chaotische Art gemütlich und man fühlt sich gleich zu Hause.
Wie immer war unsere erste Frage, ob der Hund zulässig ist. Die junge Dame, die uns in Empfang nahm, schien nicht übermäßig begeistert, sie machte sich wohl Sorgen, dass er Schmutz mit hineinbrächte. Das wiesen wir natürlich weit von uns, zumal es offenbar eine Weile her war, dass hier gesaugt und gewischt worden war und Calvin den Schmutz eher nach draußen getragen hätte.
Insbesondere eine Nudel in der Mitte des Raumes, die während unseres Aufenthalts zu Boden ging und, anders als bei Loriot, dort die ganze Zeit verblieb, hatte es Calvin angetan. Die hätte er gerne gegessen, aber leider war sie außer Reichweite.
Mein reizendes Vis-à-vis ist ausgesprochene Maracuja-Loverin und bestellte sich einen Mocktail namens Maracuja Lover (5,90 €). Der war nicht etwa aus synthetischen Aromen zusammengerührt, sondern enthielt jede Menge leckeres Fruchtfleisch. Ich beschied mich mit einer großen Flasche stillen Wassers (5,50 €), eine weise Entscheidung, wie sich herausstellen sollte.
Zur Vorspeise wählte meine Frau den Gemischten Salat mit Lachs vom Grill und Teriyaki Soße (12,90 €), ich die Gyoza. Die Kellnerin erhob netterweise warnend den Finger, da der Salat mengenmäßig fast einem Hauptgericht entspräche (preislich ja auch), deswegen ließen wir die Gyoza lieber weg und bekamen stattdessen einen zweiten Teller.
Und das war gut so, denn die Dame hatte nicht zu viel versprochen, der Salat war wirklich eine Riesenportion. Ein schönes Filet von geschätzt 200 g war mit Mehl bepudert und von allen Seiten knusprig gebraten worden (nicht gegrillt, aber das war ok). Es ruhte auf einem mächtigen Eisbergsalatbett – ich weiß, er hat keinen guten Ruf, aber hier hat er gepasst -, vermischt mit allerlei Beigaben wie Mangostreifen, Radieschenscheiben, Rucola, Tomaten usw., und angemacht mit einem Dressing aus Teriyakisauce und Zitronensaft. Das war richtig gut und gehört daheim nachgebaut. Den Teller habe ich so gründlich ausgelöffelt, wie es ging.
Meiner Liebsten Hauptgericht war das Hühnerfleisch mit buntem Gemüse im Wok gebraten mit Mango Sauce (10,90 €), fruchtig, leicht süß, mild und magenfreundlich gewürzt, also genau das richtige für Leute, die auf ihre chronische Gastritis aufpassen müssen, auch wenn sie es nicht immer tun. Jedenfalls guckte sie recht neidisch auf meinen Teller:
Knusprige Ente Kung Pao mit buntem Gemüse im Wok gebraten (12,90 €). Kung Pao kommt aus Sichuan, ist wie fast alles von dort ziemlich scharf und war mit einer Chilischote gekennzeichnet. Normalerweise mit Erdnüssen, handelte es sich hier um eine de-luxe-Version mit Cashews. Ich musste mir natürlich das Leben schwerer machen als nötig, indem ich die Kellnerin bat, die Chili-Markierung ernst zu nehmen. Daraufhin bekam ich etwas serviert, das irgendwas zwischen zwei, wenn nicht drei Schoten verdient hätte. Am Anfang schoss mir das Wasser in Augen und Nase, später wurde es besser, und hätte ich nicht zu Beginn das ganze Wasser bestellt, hätte ich es spätestens jetzt getan. Genossen hatte ich es trotzdem, denn die Ente war ein saftiges Vögelchen gewesen und hatte von dem für Sichuan zuständigen Chefkoch eine herrlich knusprige Haut verpasst bekommen. Das würde ich unbedingt wieder bestellen, allerdings vorher die Klappe halten.
Mit dem Service waren wir insgesamt zufrieden, vor allem für die Warnung vor zu viel Vorspeise waren wir der jungen Dame dankbar. Nachdem wir unsere Bestellung losgeworden waren, ging alles sehr schnell, aber bis wir überhaupt bestellen und später bezahlen durften, dauerte es etwas. Am Ende bleib schließlich ein wenig Zeit für ein kleines Schwätzchen über die jeweilige Herkunft der Damen, über die Gefahren bei der Bestellung scharfer Gerichte und Ähnliches.
Fazit: Ein Besuch, der weitere zu einer angenehmen Vorstellung macht. Man scheint sich wirklich Mühe zu geben, panasiatisches Cross-over nicht als Gleichmacherei, sondern als wechselseitige Inspiration zu verstehen. Die Baden-Badener scheinen das ähnlich zu sehen, jedenfalls war der Zuspruch erfreulich hoch, sowohl vor Ort als auch im Take-out. Nón lá!
Vor einer Woche hatte ich es ja schon angedeutet: Wir würden bald wieder in Baden-Baden zu tun haben. Der Termin meiner Frau war um 14 Uhr, also ideal für ein vorgelagertes Mittagessen.
Das Happy KitcHen wird, wie man es von asiatischen Restaurants fast jeglicher Ausrichtung inzwischen erwartet, von Vietnamesen betrieben. Die Leute scheinen einfach alles zu können, außer Hochdeutsch, wir sind ja in Baden-Württemberg. Das Restaurant gibt allerdings ein paar Rätsel auf, zum Beispiel was die Bedeutung der Binnenmajuskel betrifft, oder... mehr lesen
Happy KitcHen
Happy KitcHen€-€€€Restaurant072213774184Lange Str. 65, 76530 Baden-Baden
4.0 stars -
"Happy Kitchen, Happy Guests" OparazzoVor einer Woche hatte ich es ja schon angedeutet: Wir würden bald wieder in Baden-Baden zu tun haben. Der Termin meiner Frau war um 14 Uhr, also ideal für ein vorgelagertes Mittagessen.
Das Happy KitcHen wird, wie man es von asiatischen Restaurants fast jeglicher Ausrichtung inzwischen erwartet, von Vietnamesen betrieben. Die Leute scheinen einfach alles zu können, außer Hochdeutsch, wir sind ja in Baden-Württemberg. Das Restaurant gibt allerdings ein paar Rätsel auf, zum Beispiel was die Bedeutung der Binnenmajuskel betrifft, oder
Geschrieben am 17.12.2022 2022-12-17| Aktualisiert am
17.12.2022
Besucht am 13.12.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 74 EUR
Ojeoje, wie die Zeit vergeht. Da hatten wir vor fünf Jahren mit dem Taj Tandoori endlich ein indisches Restaurant gefunden, in dem wir beide recht zufrieden waren – keine Selbstverständlichkeit, weil meine Frau die indischen Küche in Teilen befremdlich findet –, und dann hat es bis heute gedauert, dass wir dort wieder eingekehrt sind.
Das liegt aber vor allem daran, dass die meisten unserer aushäusigen Mittagessen mit größeren Einkäufen verbunden sind, und die erledigen wir nun mal in Karlsruhe. Außer wenn Opa R. mal wieder Schuhe braucht! Die findet er nämlich vorzugsweise in einem Laden, der so heißt, wie unser Hund aussieht, und dessen nächstgelegene Filiale ist in Baden-Baden. Die Gelegenheit hatten wir nun beim Schopfe ergriffen.
Schönes Haus an der Oos
Die unmittelbare Umgebung des Taj Tandoori hat sich seit unserem letzten Besuch deutlich verbessert: Der potthässliche Anbau an das denkmalschutzwürdige alte Haus, über den ich mich damals so echauffiert hatte, ist inzwischen renoviert worden, und statt des damaligen, aufdringlich mit Prozentzahlen zuplakatierten Teppichladens findet sich dort jetzt ein elegantes Kosmetikinstitut.
Ob das mal ein bayrisches Restaurant war?
Drinnen hingegen ist alles beim Alten geblieben: Eine Rokoko-Symphonie in blau und weiß, ansonsten für indische Verhältnisse aber dezent dekoriert. Und die Tische sind immer noch zu klein für die ganzen Gerätschaften, die zu einem indischen Essen gehören.
Unter Hunden ist der Einäugige König
Hunde sind zugelassen, obwohl der Gastraum mit Teppichboden ausgelegt ist. Der, das sei an dieser Stelle angemerkt, schon länger nicht mehr gesaugt worden war, vor allem unter den Tischen. Dagegen waren die Toiletten sauber und, was ich immer sehr schätze, berührungslos zu bedienen.
Umsorgt wurden wir von zwei kompetenten und hervorragend Deutsch sprechenden Herren mittleren Alters – ich erwähne das, weil wir bei unserem letzten Besuch ja weitgehend lost in translation waren.
Immerhin hatten wir damals gelernt, dass das Restaurant zu vorauseilender Unterwerfung unter deutsche Empfindlichkeiten neigt, was Schärfe und Würzung indischer Gerichte betrifft. Daher gab ich mich sicherheitshalber und, wie ich gerne zugebe, nicht ohne einen gewissen Stolz als Old Bombay Hand zu erkennen, und ich bilde mir ein, dass die beiden sich sichtlich freuten, jemanden zu bewirten, der fünf aufregende Jahre in ihrer Heimat verbracht hatte.
Beim Bestellen waren unsere Augen mal wieder größer als unsere Mägen. Zwei Hauptgerichte, eine Beilage, zwei fette Brote und natürlich Reis. Dass wir das alles schafften, grenzt an ein Wunder, ein Wunder allerdings, das mir eine unruhige Nacht bescherte. Aber schön der Reihe nach.
Ipanema & Mango Lassi
Zu trinken gab es eine alkoholfreie Caipirinha namens Ipanema für meine Frau (5,80 €); für mich, wie eigentlich fast immer, wenn wir indisch essen gehen, ein Mango Lassi (4,20 €) – es gibt wenig Besseres, wenn es gilt, schnell überschüssige Schärfe abzupuffern.
Dass meine Liebste dem Fisch als solchem zugeneigt ist, habe ich hier schon öfters angemerkt. Diesmal das Fish Mango Curry, ein „Filet vom weißen Heilbutt in einer milden Sauce aus Gewu?rzen, Sahne und Mango“.
Fisch muss schwimmen.
Sollte das Bild den Eindruck erwecken, dass das Curry aus relativ viel Sauce und relativ wenig Fisch bestand, so täuscht das nicht. Für 22,50 € hätte es durchaus etwas mehr von dem schmackhaften Heilbutt sein können sein können, zumal ich ihr noch eines von den fünf mittelgroßen Stückchen geklaut hatte. Die Sauce war aber genau nach ihrem Geschmack, so mild wie angekündigt, ein bisschen süß, ein bisschen sauer und vor allem frei von den besonders schlimmen Gewürzen. Eine solche Begeisterung hatte ich bei meiner Frau in einem indischen Restaurant noch nicht erlebt, genauer gesagt Begeisterung mit einem Touch Erleichterung.
Da war mein Lamb Vindaloo („gebratenes Lammfleisch in einer pikanten Sauce aus gemahlenen Granatapfelkernen und Chilies“, 17,80 €) schon etwas kantiger. Das Rezept stammt ursprünglich aus Goa, und der Name ist eine Verballhornung des portugiesischem vinha d‘ alhos, also Wein und Knoblauch. Und da der Zufall es will, dass aloo in Hindi Kartoffel heißt, finden sich vielerorts Kartoffeln im Vindaloo, wie zum Beispiel auch hier.
Lamm goanisch
Die Gewürzmischung bestand aus einer langen Reihe der usual suspects der indischen Küche, wie Kreuzkümmel, Bockshornklee und Kurkuma, um nur einige zu nennen. Die gemahlenen Granatapfelkerne verliehen eine leicht herbe Säure und Chili die erhoffte Schärfe - ein bisschen Luft auf der nach oben offenen Scovilleskala blieb aber schon noch, dafür hätte es das Mango Lassi jetzt nicht gebraucht. Über zu wenig Fleisch konnte ich mich aber nicht beklagen, das meiste war auch so zart wie das sprichwörtliche Lämmchen, nur ein paar Stücke waren etwas fester. Die darüber geraspelten Streifen sahen hübsch aus und sorgten für Knackigkeit, steuerten geschmacklich aber wenig bei; mir kamen sie vor wie Kohlrabi, ich kann mich aber täuschen, denn das wäre schon ein Exot in der indischen Küche.
Um das Festmahl abzurunden, gab es neben dem obligatorischen Reis noch weitere Beilagen.
Palak Bhaji
Meine Frau liebt Spinat, also gab es eine Schüssel Palak Bhaji (6,80 €), das wir beide aber etwas langweilig fanden. Hier wären wir mit Palak Paneer besser gefahren.
Garlic Naan
Großartig dagegen die beiden Brote, die wir uns ausgesucht hatten: Garlic Naan (2,80 €), ein im Tandoor gebackenes Sauerteigbrot mit ordentlich Knoblauchbutter, und Aloo Paratha (4,50 €), das nicht auf der Karte stand, aber trotzdem gerne für mich gemacht wurde. Das hatte ich nämlich seit meiner Zeit in Indien nicht mehr gegessen.
Aloo Paratha
Es ist ein ungesäuertes Brot, das mit einer würzigen Kartoffelmasse gefüllt, ausgerollt und in der Pfanne ausgebacken wird. Herrlich.
Mango Chilli Sorbet ohne Chili, was ein Glück...
Meine Frau, obwohl schon ziemlich satt, wollte es sich dennoch nicht nehmen lassen, die Orgie mit einem Sorbet zu beschließen. Und siehe da, das rätselhafte Mango Chilli Sorbet vom letzten Besuch stand immer noch auf der Karte, rätselhaft insofern, als es kein Chilli enthält, sondern neben der dicken Eiskugel nur eine anständige Menge Sekt. Auch diesmal wurde das Geheimnis nicht gelüftet, außer dass der Chef eben auf dem Namen besteht und so das Personal immer wieder in Erklärungsnöte bringt. Meiner Frau schmeckt es aber ohnehin besser so, wie es ist. Und obwohl aufmerksamerweise ein zweiter Löffel mitgeliefert wurde, konnte ich einfach nicht mehr helfen.
Hier wird man uns wiedersehen, und das nicht etwa deshalb, weil meine Frau es sich nicht hatte nehmen lassen, vor dem Essen im benachbarten Kosmetikinstitut einen Termin zu arrangieren. Sondern weil es, wie eingangs gesagt, nicht selbstverständlich ist, dass wir mit unseren unterschiedlichen Geschmäckern nach dem Besuch eines indischen Restaurants beide rundum zufrieden sind. Denn hier versteht man nicht nur sein Küchenhandwerk, sondern ist auch gerne bereit, auf Sonderwünsche einzugehen. So soll es doch sein.
Ojeoje, wie die Zeit vergeht. Da hatten wir vor fünf Jahren mit dem Taj Tandoori endlich ein indisches Restaurant gefunden, in dem wir beide recht zufrieden waren – keine Selbstverständlichkeit, weil meine Frau die indischen Küche in Teilen befremdlich findet –, und dann hat es bis heute gedauert, dass wir dort wieder eingekehrt sind.
Das liegt aber vor allem daran, dass die meisten unserer aushäusigen Mittagessen mit größeren Einkäufen verbunden sind, und die erledigen wir nun mal in Karlsruhe. Außer wenn... mehr lesen
Restaurant Taj Tandoori
Restaurant Taj Tandoori€-€€€Restaurant072213973460Lange Straße 68, 76530 Baden-Baden
4.0 stars -
"Alle fünf Jahre ist entschieden zu selten" OparazzoOjeoje, wie die Zeit vergeht. Da hatten wir vor fünf Jahren mit dem Taj Tandoori endlich ein indisches Restaurant gefunden, in dem wir beide recht zufrieden waren – keine Selbstverständlichkeit, weil meine Frau die indischen Küche in Teilen befremdlich findet –, und dann hat es bis heute gedauert, dass wir dort wieder eingekehrt sind.
Das liegt aber vor allem daran, dass die meisten unserer aushäusigen Mittagessen mit größeren Einkäufen verbunden sind, und die erledigen wir nun mal in Karlsruhe. Außer wenn
Geschrieben am 09.12.2022 2022-12-09| Aktualisiert am
09.12.2022
Besucht am 06.12.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 29 EUR
Zwei mittelgroße Burgerketten haben dieses Jahr Niederlassungen in Karlsruhe eröffnet: Burgerheart im April und Five Guys im Juli. Bei beiden stand bislang ein Antrittsbesuch aus. Und da uns am Ende unserer heutigen Weihnachtseinkäufe mal wieder burgerlich zumute war, beschlossen wir, mit dem Burgerheart einen Anfang zu machen.
Die beiden Restaurants liegen an Karlsruhes Einkaufsmeile schräg gegenüber und kloppen sich etwa 50m voneinander entfernt um die Kundschaft. Das Design könnte verschiedener kaum sein – während das Five Guys, von außen komplett einsehbar, als spartanischer, etwas unterkühlter Diner rüberkommt, dauert es eine ganze Weile, bis man das verwinkelte, wesentlich gemütlichere Burgerheart zur Gänze erkundet hat. Es gibt nämlich noch eine obere Etage, wo zwar zur Mittagszeit niemand saß, zu der man aber hochsteigen muss, um die Toilette aufzusuchen.
Hier ein paar Eindrücke, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
She let me know twenty years ago...
Hier war es zwar nicht so kuschelig wie weiter drinnen, aber dafür hatte unser Kleiner was zu gucken und war auch niemandem im Wege.
Ich fing gleich an zu jammern, dass ich bei unserem letzten Restaurantbesuch (TA Izakaya) die kleine Schrift nicht lesen konnte, worauf der freundliche Herr sofort entschwand, um mit einem Tablet zurückzukehren.
Endlich mal 'ne lesbare Speisekarte
Inzwischen hatte ich aber festgestellt, dass man hier auch auf dem Handy alles hervorragend lesen kann und dass ein übersichtliches Menü einem die Entscheidungsfindung ganz erheblich erleichtert. Die weitere Betreuung übernahm dann eine ebenso freundliche junge Dame.
Das Mittagsmenü heißt hier Bundle. Man darf sich Burger, Beilage und Getränk aussuchen und dafür vernünftige 12,90 € bezahlen - genau unsere Magenweite.
rediC rebuäR und Hibiskus-Limo
Meiner Liebsten stand der Sinn nach Homemade Lemonade, und zwar der mit Hibiskus, fruchtig und nur sparsam gesüßt, mir nach einem Glas Apfel Räuber Cider, also Äppelwoi, nur nicht so herb. Beides sehr angenehme Begleiter für unser Mittagessen.
Crispy (and juicy) Chicken
Meine Frau kann einem frittierten Huhn auf der Speisekarte nur schwer widerstehen, wenn sie eines sieht, und entschied sich für Crispy Fried Chicken. Eine offenbar (und für mich überraschend) saftige Angelegenheit, die sie mit großem Genuss verspeiste. Parmesan, Tomatensalsa sowie Ranch- und Burgersauce sorgten dafür, dass dem Huhn nicht langweilig wurde.
Chuck Norris aus sicherer Entfernung
Mein Burger war nach einem der größten Charakterdarsteller unserer Zeit benannt: Chuck Norris, dem Mann, der, wie sich Burger-King-Angestellte hinter vorgehaltener Hand zuraunen, bei ihnen mal einen Big Mac bestellt und auch serviert bekommen hat.
Chuck Norris aus der Nähe
Hervorragendes deutsches Beef, zwei dicke Streifen knusprigen Bacons, Tomate, Gurke (wenn er das erfährt…!) und karamellisierte Zwiebeln füllten das maskuline Fleischbrötchen. Reichlich BBQ- und Burgersauce waren mit schuld daran, dass der Boden ziemlich bald durchweichte und mich zu Messer und Gabel greifen ließ. Wer erinnert sich noch an die Treets-Reklame aus den 60ern? Schmilzt im Mund, nicht in der Hand, das sollte auch für Burger gelten. Na ja, nicht so schlimm, Chuck Norris schmeckt auch mit Besteck.
Die Fritten, die wir beide als Beilage hatten, waren hingegen außergewöhnlich gut. Im richtigen Moment aus der Fritteuse gehoben: außen knusprig, innen noch etwas weich und richtig lecker.
Aber Fritten können nie so gut sein, dass sie nicht noch von einem raffinierten Dip profitieren würden. Zur Auswahl standen, neben Ketchup und Mayo, weitere acht (!) verschiedene (je 1,50 €). Verschiedene? Leider nicht im Wortsinn: Wir hatte Aioli und Trüffelmayonnaise geordert und hatten tatsächlich Schwierigkeiten zu entscheiden, welcher Dip denn welcher sein sollte, so mutlos waren sie beide angerührt. Ich bilde mir ein, in einem Schälchen ein Trüffelkrümelchen rausgeschmeckt zu haben, dafür im anderen keinen Knoblauch, schon gar nicht in aioliwürdiger Konzentration. Das geht besser, und die Kellnerin versprach auch, dies der Küche mitzuteilen. Möge es nützen.
Die Abzüge bei der S-Note kommen daher, dass dort, wo wir saßen, schon eine Weile nicht mehr abgestaubt worden war. Die Toiletten waren dafür umso sauberer.
Fazit: Auch wenn Dips und Brioches noch etwas Luft nach oben hatten, halten wir das Burgerheart durchaus für eine Bereicherung für Karlsruhes Fußgängerzone. Jetzt muss es uns nur erhalten bleiben – es liegt ja nicht nur das Five Guys in unmittelbarer Nähe, auch Hans im Glück, McDonald’s und Burger King sind alle keine hundert Meter entfernt. Survival of the frittest…
Zwei mittelgroße Burgerketten haben dieses Jahr Niederlassungen in Karlsruhe eröffnet: Burgerheart im April und Five Guys im Juli. Bei beiden stand bislang ein Antrittsbesuch aus. Und da uns am Ende unserer heutigen Weihnachtseinkäufe mal wieder burgerlich zumute war, beschlossen wir, mit dem Burgerheart einen Anfang zu machen.
Die beiden Restaurants liegen an Karlsruhes Einkaufsmeile schräg gegenüber und kloppen sich etwa 50m voneinander entfernt um die Kundschaft. Das Design könnte verschiedener kaum sein – während das Five Guys, von außen komplett einsehbar,... mehr lesen
4.0 stars -
"Chick ‘n‘ Chuck" OparazzoZwei mittelgroße Burgerketten haben dieses Jahr Niederlassungen in Karlsruhe eröffnet: Burgerheart im April und Five Guys im Juli. Bei beiden stand bislang ein Antrittsbesuch aus. Und da uns am Ende unserer heutigen Weihnachtseinkäufe mal wieder burgerlich zumute war, beschlossen wir, mit dem Burgerheart einen Anfang zu machen.
Die beiden Restaurants liegen an Karlsruhes Einkaufsmeile schräg gegenüber und kloppen sich etwa 50m voneinander entfernt um die Kundschaft. Das Design könnte verschiedener kaum sein – während das Five Guys, von außen komplett einsehbar,
Geschrieben am 18.11.2022 2022-11-18| Aktualisiert am
18.11.2022
Besucht am 14.11.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 58 EUR
Im April dieses Jahres öffnete das TA Izakaya in den Räumen eines ehemaligen Burger Kings. Einen Monat später wurde es von einem namhaften Bremer Restaurantscout ausfindig gemacht und auf GastroGuide eingetragen.
So schnell waren wir nicht, denn wir brauchten bis zum vergangenen Montag, um es zu entdecken. Und das lag nicht etwa daran, dass man sich große Mühe gegeben hatte, das Äußere so unauffällig wie möglich zu gestalten, sondern das TA Izakaya liegt einfach etwas außerhalb desjenigen Bereichs der Karlsruher Innenstadt, in dem wir normalerweise alles finden, was wir brauchen, einschließlich der mittäglichen Einkehrgelegenheiten.
Aber seit nach über zehnjähriger Bauzeit die Straßenbahn endlich eine Etage tiefer fährt, macht es auch wieder Spaß, die fußläufige Komfortzone ein wenig auszuweiten.
So unscheinbar sich das TA Izakaya von außen darstellt - TA sollen die Initialen des vietnamesischen Inhabers sein, was das Impressum aber nicht bestätigt - so dramatisch ist das Innere gestaltet:
Hier hat man sich wirklich etwas einfallen lassen und für seine Einfälle auch das passende Budget zur Verfügung gehabt. Man kann nur hoffen, dass sich der Aufwand lohnt; dass wir die einzigen Gäste dieses Mittags bleiben sollten, gibt etwas zu denken.
Wir blieben im Eingangsbereich stehen, erstens, weil wir den Anblick auf uns wirken lassen wollten, und zweitens, weil wir uns nicht sicher waren, ob unser Hund auch zugelassen war – Restaurants mit offener Küche haben da manchmal ein Problem.
Obligatorisches Hundefoto
Dieses hier nicht, wie uns der freundliche junge Mann bestätigte, der uns in Empfang nahm und uns zu dem Platz unserer Wahl geleitete.
Bitte aufklappen und sich auf dem Handy vorstellen
Eine Speisekarte der herkömmlichen Art gibt es nicht, dafür einen QR-Code, mit dessen Hilfe man sie sich aufs Handy ziehen kann, leider in einer Schriftgröße weit unterhalb der Lesbarkeitsgrenze. Ich bin da kein Freund von – für mich gehört das genüssliche Vor- und Zurückblättern beim Aussuchen dazu, schon um die Übersicht zu behalten, wenn die Karte so umfang- und abwechslungsreich ist wie hier.
Diese ist, bei dem Namen des Restaurants nicht so verwunderlich, japanisch geprägt, viel Sushi, wenn auch nicht nur. Der Betreiber hat aber auch einiges aus seiner südostasiatischen Heimat mitgebracht, und schließlich wird munter gecrossovert, vor allem in Richtung Spanien und Lateinamerika.
Ich muss gestehen, dass mir das erst jetzt beim Studium der Internet-Speisekarte so richtig klar wurde; vor Ort auf dem Handy war es uns schlicht zu fummelig, das alles herauszufinden, sodass wir vieles übersehen hatten.
Bitte ebenfalls aufklappen
Nach der Bestellung ging es erst mal zum Händewaschen. Der Weg dorthin ist nachtclubmäßig ausgeleuchtet,
die eleganten Anlagen sind dunkel gehalten, aber trotzdem sauber und fleckenfrei. Es geht also doch, siehe dazu meinen kürzlichen Bericht zum Mai Garden.
Zu trinken gab es grünen Blättertee aus gusseisernen Kannen, für mich aromatisiert mit geröstetem Reis.
Beide starteten wir wieder mit einer Suppe. Meine Frau entschied sich für „Miso Dashi Tofu“ mit Lauch, Algen, Kräutersaitlingen und Enoki (4,90 €). Sie liebt diese Pilze, und von dem würzigen Dashi war sie auch sehr angetan, sodass die Suppe ihr richtig Spaß gemacht hat.
Mich zog es nach Südostasien: „Prawn & Coconut“, wobei der Name auch hier nur einen kleinen Teil der Zutaten abdeckte; eine große Garnele in würziger Kokosmilchbrühe wurde assistiert von einem Hähnchen-Dumpling, den gleichen Pilzen, Cocktailtomaten, Röstzwiebeln, Koriander und Lauch. Auch dies ein Volltreffer, den ich jederzeit wieder bestellen würde.
Meine liebe Frau machte mit Sushi weiter. Nachdem sie beim Scrollen nur bis zum Sushi Mix aus dem Mittagsmenü gekommen war, ließ sie sich beim Bestellen dann gerne überzeugen, dass das entsprechende Gericht aus der Hauptkarte (18,90 €) zwar 50% teurer, aber auch deutlich spannender sei.
Interessant war auf jeden Fall die Darreichungsform – der schlankste Teller, den wir je gesehen haben! Darauf angerichtet vier verschiedene Nigiri, eine Avocado Maki und eine Surimi Ura Roll. Surimi werden ja oft geschmäht, gehören aber seit Jahrhunderten zur japanischen Küche und, was noch viel wichtiger ist, schmecken meiner Frau so gut, dass sie manchmal beim Metro-Einkauf ein Päckchen mitgehen lässt und auf der Heimfahrt wegsnackt. Ich lasse mir da immer gerne was von abgeben.
Auch am frischen Fisch auf den Nigiri gab es nichts auszusetzen, dafür aber am Wasabi. Das war zwar schön scharf, aber so flüssig, dass es von den Stäbchen kleckerte. Das wäre ja noch ok gewesen, weil es am Ende sowieso mit der Sojasauce verrührt wird, nicht ok war allerdings die Reisqualität: Zu bröselig und vor allem viel, viel zu kalt. Das schmeckte so, als hätten die Sushi im Kühlschrank auf uns gewartet, und wie es schien so lange, dass die Avocado Zeit hatte, braun anzulaufen.
Der ansonsten sehr sympathische und aufmerksame Kellner wies dies weit von sich bzw. von der Küche, konnte die unterkühlten Sushi aber auch nicht erklären. Schade, das war etwas unter dem Niveau, mit dem man in einem so eleganten Restaurant rechnet, auch wenn Izakaya auf Deutsch nur Kneipe heißt.
Nach etwa zwei Dritteln tauschten wir; man ist ja Kavalier. Ich war mit meiner „Salmon Bowl“ von der Mittagskarte (12,90 €) nämlich sehr zufrieden. Alles frisch, der Reis diesmal warm – hier wäre Sushireis vielleicht geeigneter gewesen als der Jasminreis, der den nicht so geübten Stäbchenesser gegen Ende doch zum ebenfalls bereitliegenden Besteck greifen ließ – und vor allem der grob gewürfelte Lachs in seiner Teriyakimarinade hätte besser nicht sein können. Ich ließ mir die Stücke einzeln im Munde zergehen. Und als Anregung nehme ich mit, auch in den heimischen Salatschüsseln ab und zu mal Algensalat unterzumischen.
Wie stets war meiner Liebsten nach einem Nachtisch. Die Auswahl ist mit gerade mal drei Angeboten ziemlich bescheiden, umso schader (?), dass die Premium Ice Cream, serviert in einer Fruchthülle, noch nicht verfügbar war. Mango Dream (6,90 €) klang aber auch nicht schlecht, und das sollte sich bestätigen: Mangopüree, geröstete Mandeln, Löffelbiskuit und eine panna-cotta-ähnliche Creme schichteten sich zu einem sündhaften Abschluss, und wenn die drei Dekoscheibchen von einer reifen Mango und nicht von einem unreifen Apfel abgesäbelt worden wären, wäre er perfekt gewesen. Als stiller Teilhaber kann ich das beurteilen.
Wie immer bei einer so unausgeglichenen Performance fällt das Fazit nicht leicht. Das Ambiente ist für Karlsruher Verhältnisse beeindruckend, und dass die Kaiserstraße hier allmählich an Attraktivität verliert, macht überhaupt nichts. Man muss halt nur wissen, dass sich der Weg dorthin lohnt.
Auch mit unserem Service waren wir insgesamt zufrieden. Der junge, kompetente Kellner war stets zur Stelle, wenn wir ihn brauchten, wobei außer uns ja niemand zu umsorgen war. Allerdings steht das Rätsel der kalten und trockenen Sushi weiterhin im Raum, das ist nicht schön in einem Restaurant, in dem Sushi den weitaus größten Teil des Angebots ausmachen. Berücksichtigen möchte ich auch die fehlende Speisekarte; ein Text im Font 1 auf dem Smartphone ist kein Ersatz.
Zum Essen schließlich ist alles gesagt. Angesichts dessen, was wir wegen der technologischen Schwierigkeiten alles verpasst haben, ist ein Folgebesuch (eine hoffentlich angenehme) Pflicht. Dann werden wir uns aber so platzieren, dass wir bessere Übersicht über das Geschehen in der Küche und ihren Kühleinrichtungen haben.
Im April dieses Jahres öffnete das TA Izakaya in den Räumen eines ehemaligen Burger Kings. Einen Monat später wurde es von einem namhaften Bremer Restaurantscout ausfindig gemacht und auf GastroGuide eingetragen.
So schnell waren wir nicht, denn wir brauchten bis zum vergangenen Montag, um es zu entdecken. Und das lag nicht etwa daran, dass man sich große Mühe gegeben hatte, das Äußere so unauffällig wie möglich zu gestalten, sondern das TA Izakaya liegt einfach etwas außerhalb desjenigen Bereichs der Karlsruher Innenstadt,... mehr lesen
TA Izakaya
TA Izakaya€-€€€Restaurant0721 15149688Kaiserstraße 64, 76133 Karlsruhe
3.5 stars -
"Sushi trübten leider den Gesamteindruck" OparazzoIm April dieses Jahres öffnete das TA Izakaya in den Räumen eines ehemaligen Burger Kings. Einen Monat später wurde es von einem namhaften Bremer Restaurantscout ausfindig gemacht und auf GastroGuide eingetragen.
So schnell waren wir nicht, denn wir brauchten bis zum vergangenen Montag, um es zu entdecken. Und das lag nicht etwa daran, dass man sich große Mühe gegeben hatte, das Äußere so unauffällig wie möglich zu gestalten, sondern das TA Izakaya liegt einfach etwas außerhalb desjenigen Bereichs der Karlsruher Innenstadt,
Geschrieben am 03.10.2022 2022-10-03| Aktualisiert am
03.10.2022
Besucht am 25.09.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 89 EUR
Eine knappe Woche am deutschesten See Italiens stand vor der Tür. Die 600 Kilometer durchzufahren wäre grundsätzlich kein Problem gewesen, doch angesichts der nicht geringen Staugefahr erschien es uns etwas gewagt, vor allem wegen des Temperatursturzes ein paar Tage zuvor. Man möchte ja nicht, dass der erste Urlaubstag erst kurz vor Mitternacht beginnt.
Bei der Suche nach einer passenden Übernachtungsmöglichkeit kamen wir auf Schwangau. Das liegt für uns auf halber Strecke und beheimatet darüber hinaus Deutschlands bekanntestes Schloss. Dort waren wir noch nie, deshalb quartierten wir uns kurz entschlossen im Hotel Schwanstein ein, in Sichtweite des Schlosses und von TripAdvisor denkbar übel beleumundet. Es stellte sich dann aber als längst nicht so übel heraus.
Der Grund für die Hotelwahl war allerdings nicht der letzte Platz bei TA, sondern das Restaurant des Hauses: Das/die Ristorante Pizzeria Da Pietro nimmt praktisch das ganze Erdgeschoss ein und macht im Internet einen erfreulichen Eindruck, bot sich also an für eine erste Einstimmung auf die kommende Woche.
Hier füllten den Kalorienvorrat wieder auf, den wir am Nachmittag beim knapp halbstündigen Aufstieg zu Ludwigs Lustschloss verbraucht hatten. (Drinnen im Schloss waren wir nicht, da wir a) erst oben feststellten, dass wir die Tickets unten hätten kaufen müssen, und b) Hunde sowieso nicht mit reindürfen. Ich könnte mir allerdings denken, dass wir nach dieser überwältigenden Opulenz nichts mehr runtergebracht hätten, also hatte auch dieses vielleicht sein Gutes. Man muss wirklich nicht alles mit eigenen Augen gesehen haben, man denke nur an Trumps Wohnung im gleichnamigen Tower.)
So war an Appetit kein Mangel, zumal wir uns während der Anreise nur wenige, wenn auch feine Thunfischsandwiches aus eigener Herstellung gegönnt hatten.
Der Gastraum ist halb deutsch, halb italienisch geprägt,
und der Patron des Ortes ist auch hier gegenwärtig.
Getränke waren schnell gewählt. Für meine Liebste wie stets, wenn verfügbar, ein Aperol Spritz (6,50 €), für mich wie stets, wenn verfügbar, ein möglichst lokales Bier, hier das unfiltrierte Helle aus dem Schlossbrauhaus Schwangau (2 Halbe zu je 4,50 €), ein netter Durstlöscher, der mich aber meinem Herrenalber Lieblingsbier nicht untreu werden ließe, so man ihn überhaupt bei uns kaufen könnte.
Calvin beschloss, schon mal eine Runde zu schlafen; ihm steckten noch die aufregenden Begegnungen mit all den anderen Hunden in den Knochen, die auch nicht ins Schloss gedurft hatten, und natürlich die 150 Höhenmeter.
So konnten wir in aller Ruhe die Tafeln betrachten, die die besonderen Offerten des Abends bewarben. Die Tagliatelle mit Steinpilzen zum Beispiel hörten sich verlockend an, doch angesichts der Bebilderung kamen uns Zweifel an der Pilzexpertise des Hauses. Schließlich wollten wir am nächsten Tag die Weiterreise lebend antreten, und deshalb vertieften wir uns lieber in die pilzfreien Angebote der regulären Speisekarte. Diese findet man im Internet überraschenderweise nicht, dort sind nur ein paar preislose und teils nicht mehr aktuelle Gerichte aufgeführt.
Hungrig, wie wir waren, wollten wir beide Vorspeise und Hauptgericht. Meine Frau begann mit einer schön angerichteten Insalata di mare (13 €). Auf einem Bett aus Tintenfisch und Garnelen waren Miesmuscheln drapiert, obendrauf thronte ein fetter Gambero. Alles war frisch und hatte einen schönen Biss, und das großzügig verwendete Olivenöl passte qualitativ hervorragend dazu.
Dazu gab es eine Scheibe geröstetes Knoblauchbrot. Zum Glück, muss man sagen, denn das Brot im Körbchen gab nicht allzu viel her.
Mit arg feinporiger Krume, ohne richtige Kruste, und geschmacklich wenig aussagekräftig konnte es in der Qualität mit dem Rest nicht mithalten,
auch nicht mit meinem Vitello Tonnato. Das ging aber auch ohne Brot gut runter, mit seinem zarten, rosa gebratenen Kalbfleisch und der mengenmäßig genau richtig dosierten, cremigen Thunfisch-Sardellen-Sauce (12,50 €).
Ein schöner Start, und da wir beim Aufstieg zum Schloss so viele Kalorien jetzt auch nicht verbraten hatten, waren wir als abendliche Wenig- bis Nichtsesser schon beinahe satt. Allerdings ging es jetzt erst richtig los.
Als meine Frau den gegrillten Schwertfisch mit Gemüse und Rosmarinkartoffeln (26,50 €) auf der Karte entdeckt hatte, war nach all den erfreulichen Erfahrungen der letzten Restaurantbesuche kein Halten mehr. Auch das Schwangauer Exemplar musste getestet werden. Und es bestand! Zart, innen gerade nicht mehr glasig und mit so schönen Röstaromen, wie man sie ohne offenes Feuer eben hinbekommt. Eine gute Wahl, auch dank des beigelegten knackigen Grillgemüses.
Vom gleichen Grillgemüse wurden auch meine Calamari livornese begleitet, wie die meisten Gerichte von der Pesce-Carne-Karte. Passt ja irgendwie auch immer, genau wie die Rosmarinkartoffelecken.
Alla livornese heißt nichts anderes als in – Speisesalonlöwen, aufgepasst! - reichlich Tomaten-Knoblauch-Sauce gekocht, für mich eine Inkarnation, hier genau genommen Inpiscation von Soul Food, vor allem wenn die Sauce mit so viel Liebe eingeköchelt wurde wie diese hier. Da griff ich mir dann sogar noch was von dem Brot, um die Reste aufzuputzen.
Mein süßes Gegenüber beschloss den Abend mit einer Kugel Vanilleeis. Sorbet wäre ihm lieber gewesen, aber das war nicht im Angebot. Bei mir ging nichts mehr.
Fazit: Eine Reiseunterbrechung, die wir in dieser Form durchaus wiederholen würden. Schließlich steht hier noch ein weiteres Märchenkönigsschloss herum, und auf Pietros Karte gibt es auch noch einiges zu erkunden. Wobei ich fast sicher bin, dass meine Frau wieder den Schwertfisch wählen würde…
Eine knappe Woche am deutschesten See Italiens stand vor der Tür. Die 600 Kilometer durchzufahren wäre grundsätzlich kein Problem gewesen, doch angesichts der nicht geringen Staugefahr erschien es uns etwas gewagt, vor allem wegen des Temperatursturzes ein paar Tage zuvor. Man möchte ja nicht, dass der erste Urlaubstag erst kurz vor Mitternacht beginnt.
Bei der Suche nach einer passenden Übernachtungsmöglichkeit kamen wir auf Schwangau. Das liegt für uns auf halber Strecke und beheimatet darüber hinaus Deutschlands bekanntestes Schloss. Dort waren wir... mehr lesen
Ristorante Pizzeria Da Pietro
Ristorante Pizzeria Da Pietro€-€€€Restaurant, Biergarten, Pizzeria083628392Kröb 2, 87645 Schwangau
4.0 stars -
"Feine Fische zu Füßen des Kinis" OparazzoEine knappe Woche am deutschesten See Italiens stand vor der Tür. Die 600 Kilometer durchzufahren wäre grundsätzlich kein Problem gewesen, doch angesichts der nicht geringen Staugefahr erschien es uns etwas gewagt, vor allem wegen des Temperatursturzes ein paar Tage zuvor. Man möchte ja nicht, dass der erste Urlaubstag erst kurz vor Mitternacht beginnt.
Bei der Suche nach einer passenden Übernachtungsmöglichkeit kamen wir auf Schwangau. Das liegt für uns auf halber Strecke und beheimatet darüber hinaus Deutschlands bekanntestes Schloss. Dort waren wir
Geschrieben am 18.09.2022 2022-09-18| Aktualisiert am
18.09.2022
Besucht am 13.09.2022Besuchszeit: Mittagessen 9 Personen
Rechnungsbetrag: 125 EUR
In Bayern finden die Einschulungen grundsätzlich an einem Dienstag statt, aber dienstags haben in Rosstal beide Pizzerien zu. Was macht man dann, wenn sich die Enkelin zu ihrem großen Tag Pizza wünscht? Natürlich auf nach Defersdorf! Dort wirkt Vito Albamonte im ehemaligen Scheurl-Schloss, einem über 400 Jahre alten, aber, zumindest äußerlich, bestens erhaltenen Gutshaus. Eine schönes, romantisch gelegenes Areal, selbst wenn ringsum der Zahn der Zeit seine Verbissspuren hinterlassen hat. Aber das hat ja auch seinen Charme.
Auf der kleinen Terrasse des Gutshauses hatte die Eltern reserviert. Das Wetter war ein wenig unsicher, deshalb spannten wir mit vereinten Kräften die beiden großen Schirme auf. Der Einschulwettergott meinte es dann aber gut mit seiner Klientel und sorgte dafür, dass der Dienstag der trockenste Tag der Woche wurde.
Die Terrasse und Umgebung wirkten etwas, na ja, ungepflegt. Aus den Fugen spross das Unkraut, gefegt worden war schon länger nicht mehr, darunter aufgeräumt auch nicht. Die kleine Wiese daneben diente zwar als Kinderspielplatz, lag aber voller fauler Äpfel.
Im Restaurant ging es hoch her, denn nach uns erschien noch eine etwa doppelt so große Gesellschaft – in Bayern wird dieser Tag wirklich sehr ernst genommen. Deshalb riet Signora Albamonte ab, als sich meine Frau die Riesengarnelen vom Grill wünschte. Die würden wegen des Andrangs in der Küche deutlich länger brauchen als die Pizzen und Pasten, die sich die anderen bestellt hatte. Nach kurzem Stirnrunzeln – Garnelen grillen ist so aufwendig ja nicht, und außerdem waren wir vor der anderen Gesellschaft eingetroffen – schwenkte sie um auf Spaghetti Bolognese (7 €).
Die waren geschmacklich in Ordnung, aber vom Sugo hätte es gerne mehr sein können. So bereute sie etwas, nicht doch auf die Garnelen gewartet zu haben. Lange genug dagesessen wurde ja ohnehin.
Ich startete mit einem kleinen italienischen Salat (5 €), der für meinen Geschmack etwas zu sehr von Eisbergsalat und Wassertomaten dominiert war. Das reichlich darüber gegossene, zugekaufte Dressing stammte von einer vertrauenswürdigen Quelle.
Von meiner Meeresfrüchte-Pizza (bescheidene 8 €) war ich angenehm überrascht. Zwar war sie nicht besonders luftig, aber auch nicht zu hart oder gar zäh. Der Boden blieb bis zum Schluss so knusprig, dass man die Stücke zum Abbeißen in die Hand nehmen konnte, ohne dass sie herunterhingen. Leider gelang es mir nicht, Vito zu entlocken, wie er das hingekriegt hatte; dass die Pizza nicht zu dick belegt war, hatte sicher geholfen.
Zufrieden war, das sei hier stellvertretend für die anderen Gäste angemerkt, auch die kleine Hauptperson, mit Ort, Speisen und dem Tag an sich.
Zum Schluss gab es eine weitere Überraschung, nämlich eine handgeschriebene, nur nach Speisen und Getränken differenzierte und natürlich bar zu bezahlende Rechnung. Ach, verwerfen wir alle bösen Gedanken und nehmen es als Reminiszenz an die Zeiten derer von Scheurl, als die Verwendung von Registrierkassen und ähnlichem Teufelswerk noch als Hexerei galt und ein Ende auf dem Scheiterhaufen nach sich zog.
In Bayern finden die Einschulungen grundsätzlich an einem Dienstag statt, aber dienstags haben in Rosstal beide Pizzerien zu. Was macht man dann, wenn sich die Enkelin zu ihrem großen Tag Pizza wünscht? Natürlich auf nach Defersdorf! Dort wirkt Vito Albamonte im ehemaligen Scheurl-Schloss, einem über 400 Jahre alten, aber, zumindest äußerlich, bestens erhaltenen Gutshaus. Eine schönes, romantisch gelegenes Areal, selbst wenn ringsum der Zahn der Zeit seine Verbissspuren hinterlassen hat. Aber das hat ja auch seinen Charme.
Auf der kleinen Terrasse... mehr lesen
Pizzeria Trattoria bei Vito
Pizzeria Trattoria bei Vito€-€€€Restaurant, Pizzeria09127904591Ortsstraße 5, 90574 Roßtal
4.0 stars -
"Solides aus dem Ofen" OparazzoIn Bayern finden die Einschulungen grundsätzlich an einem Dienstag statt, aber dienstags haben in Rosstal beide Pizzerien zu. Was macht man dann, wenn sich die Enkelin zu ihrem großen Tag Pizza wünscht? Natürlich auf nach Defersdorf! Dort wirkt Vito Albamonte im ehemaligen Scheurl-Schloss, einem über 400 Jahre alten, aber, zumindest äußerlich, bestens erhaltenen Gutshaus. Eine schönes, romantisch gelegenes Areal, selbst wenn ringsum der Zahn der Zeit seine Verbissspuren hinterlassen hat. Aber das hat ja auch seinen Charme.
Auf der kleinen Terrasse
Geschrieben am 16.09.2022 2022-09-16| Aktualisiert am
16.09.2022
Besucht am 12.09.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Das hätte ich eigentlich nicht erwartet, dass ich mal etwas zu einem Autohof schreiben würde. Nun ist es doch passiert, und das kam so:
Wenn uns auf Reisen mittags der Hunger packt, fahren wir auf gut Glück von der Autobahn runter, denn beim Angebot der Firma Tank & Rast würden wir lieber fasten. (Einer Umbenennung in, haha, Tank & Fast stünde aus unserer Sicht nur im Wege, dass wir es auch vermeiden, an der Autobahn zu tanken.)
Meistens finden wir innerhalb weniger Kilometer etwas Passendes. Diesmal waren wir allerdings an einem Montag unterwegs, dem Tag, an dem 90% der deutschen Restaurants ihren synchronisierten Ruhetag haben. (Eigentlich ein Fall fürs Kartellamt, aber das nur nebenbei.) Die Aussichten versprachen also keinen einfachen Erfolg.
Um die Mittagszeit wurde gerade der nächste Autohof angekündigt, und als ich spaßeshalber auf das berüchtigte gelbe M auf dem Schild zeigte, realisierte meine Liebste, dass sie schon seit ewigen Zeiten keine Chicken Nuggets mehr gegessen hatte. (Erstaunlich, aber wahr - die Frau, die so gut kochen kann, hat aus ihrer Kindheit ein paar solcher Neigungen herübergerettet.)
Ich bereute meinen doofen Scherz, tat aber selbstverständlich wie geheißen und bog ab. Der Zufall wollte es aber, dass der Weg zu McDonald‘s am recht einladend aussehenden Autohof-Restaurant vorbeiführte, und zum Glück ließ sich meine Frau zu einem kurzen Check überreden.
Und siehe da, Chicken Nuggets gab es dort zwar nicht, dafür Burger’z, Pizza’z, Schnitzel’z, Steak’z und, believe it or not, Salat’z. Außerdem gibt es für Trucker‘z, die auf Rohkostbaguettes stehen, eine Subway-Filiale. Wir ließen uns von den pseudoamerikanischen Peinlichkeiten nicht abschrecken und blieben.
Hochkantfoto beim Restaurant
Wir entschieden uns für Burger’z. Wir bestellten und bezahlten an der Theke bei einer ausgesprochen freundlichen Mitarbeiterin, bekamen einen Summer ausgehändigt und suchten uns einen Platz im Wintergarten.
Die Dame kam später noch öfter an unseren Tisch, nicht nur weil sie wissen wollte, wie es uns schmeckte, sondern weil Calvin mit seinem Augenaufschlag ihr Herz gebrochen hatte.
Die Zeit, bis das Gerät losging, reichte gerade, um uns für je einen (nicht erstattungsfähigen) Euro auf der Toilette die Hände zu waschen.
Meine Frau hatte sich für die einfachste Burgervariante entschieden, mit Tomaten, Gurken, Salat, Zwiebeln und BBQ-Sauce, dazu Pommes (12,90 €).
Für mich als Fahrer kam natürlich nur der Trucker Burger in Frage, ein Mordstrumm mit Tomaten, Salat, Cheddar, Bacon, Spiegelei, BBQ-Sauce und Western Potatoes, und mit Ciabatta statt des standardmäßigen Sesambrötchens (15,90 €).
Für Ketchup und Mayo bekamen wir eine Menage ausgehändigt, das ist deutlich großzügiger und umweltfreundlicher als die McDonald’ssche Tütchenwirtschaft.
Blick ins Reingemachte
Wir wurden beide von unseren Burgern angenehm überrascht. Für die dicken Patties war gutes und ordentlich pariertes Fleisch verarbeitet worden. Die Brötchen hatten angenehmen Biss und Eigengeschmack, waren allerdings nicht feuchtigkeitsresistent genug, um bis zum Schluss aus der Hand essen zu können. Das wollten wir aber sowieso nicht, sonst hätten wir ja am Ende noch mal für teuer Geld die Hände waschen müssen.
Pommes und Wedges waren knusprig; letztere wurden im Verlauf des Mahls dann etwas weich.
Zur Verdauung und damit ich die restlichen anderthalb Stunden bis zum Ziel heil bewältigen konnte, gab es am Schluss noch ein hübsches Tässchen Lavazza-Kaffee.
So gut die Burger waren, so teuer waren sie allerdings auch – gute 50% Aufschlag für Autobahnnähe sind in der Kalkulation sicher enthalten. Dafür gibt es in der Stadt Luxus-Burger, die aber auch nicht immer halten, was der Preis verspricht. Zu diesem Preisniveau passen auch die 3,50 €, die wir für eine kleine Pepsi bezahlen mussten. Ob sich das insgesamt rentiert, müssen die Betreiber wissen, besonders viel los war jedenfalls nicht. Das es ein Montag war, sollte keine Rolle spielen, denn ein Autohof ist ja für Berufsfahrer konzipiert.
In der Benotung habe ich berücksichtigt, dass es bei Selbstbedienung keine volle Punktzahl für den Service geben kann. Den Abzug gibt es also fürs Konzept, nicht für die Mitarbeiter. Der Abzug bei Sauberkeit ist dem Euro zu verdanken, den man fürs Händewaschen bezahlen muss, sonst gab es nichts zu beanstanden.
Das alles wird uns nicht davon abhalten, dort wieder vorbeizuschauen, jedenfalls dann, wenn wir wieder an einem Montag unterwegs sind. Bei der Gelegenheit sollten wir dann auch unbedingt das Internationale Museum für Badekultur besuchen, für das auf der Kaffeetasse geworben wird.
Das hätte ich eigentlich nicht erwartet, dass ich mal etwas zu einem Autohof schreiben würde. Nun ist es doch passiert, und das kam so:
Wenn uns auf Reisen mittags der Hunger packt, fahren wir auf gut Glück von der Autobahn runter, denn beim Angebot der Firma Tank & Rast würden wir lieber fasten. (Einer Umbenennung in, haha, Tank & Fast stünde aus unserer Sicht nur im Wege, dass wir es auch vermeiden, an der Autobahn zu tanken.)
Meistens finden wir innerhalb weniger... mehr lesen
Autohof 24
Autohof 24€-€€€Restaurant, Cafebar, Biergarten07066 915353Wilhelm-Hauff-Str. 43, 74906 Bad Rappenau
3.5 stars -
"Hier gibt'z gute Burger'z" OparazzoDas hätte ich eigentlich nicht erwartet, dass ich mal etwas zu einem Autohof schreiben würde. Nun ist es doch passiert, und das kam so:
Wenn uns auf Reisen mittags der Hunger packt, fahren wir auf gut Glück von der Autobahn runter, denn beim Angebot der Firma Tank & Rast würden wir lieber fasten. (Einer Umbenennung in, haha, Tank & Fast stünde aus unserer Sicht nur im Wege, dass wir es auch vermeiden, an der Autobahn zu tanken.)
Meistens finden wir innerhalb weniger
Geschrieben am 10.09.2022 2022-09-10| Aktualisiert am
10.09.2022
Besucht am 06.09.2022Besuchszeit: Abendessen 5 Personen
Mein Schwippschwager ist ein in fast jeder Hinsicht typischer Engländer, außer in einer: Er mag sein Bier mit Kohlensäure. Deshalb kam es ihm seinerzeit nicht ungelegen, dass er sein Berufsleben überwiegend in Karlsruhe und seine Feierabende überwiegend im Vogelbräu verbringen konnte.
Seit einigen Jahren lebt die Familie wieder in England. Ein größeres Fest hatte sie aber am letzten Wochenende zu uns nach Bad Herrenalb gelockt - die Gelegenheit für den Schwager, bierselige Erinnerungen an die alte Heimat aufzufrischen und uns am Ende des Besuches in eine seiner früheren Zapfstellen einzuladen.
Ein omnipräsenter Chef
Gegründet 1985 von Braumeister Rudi Vogel, ist der Vogelbräu (oder Vogel, wie er von seinen Stammgästen liebevoll genannt wird) eine Karlsruher Institution, der wegen der offensichtlich großen Nachfrage nach unfiltriertem Bier Dependancen in Ettlingen (1988) und KA-Durlach (2004) folgten.
Der Ettlinger Vogel befindet sich am Rande der Altstadt in einem ehemaligen Kino.
Parkplätze in der Nähe sind Mangelware (allerdings nicht ganz so schlimm wie rings um das Karlsruher Haupthaus), deswegen scheint das Fahrrad das bevorzugte Verkehrsmittel zu sein - auf dem Hinweg geritten, auf dem Rückweg notfalls geschoben. Wir hatten Glück, in der Nähe einen Platz zu finden, zumal ich zwischendurch noch mal nachlösen musste.
Such den Rudi!
Drinnen erinnern großflächige Wandgemälde an die vormalige Bestimmung des Hauses. Dort, wo früher die Leinwand war, stehen heute zwei Braukessel; zu Fußballzwecken kann aber immer noch eine etwas kleinere Leinwand herunterlassen werden.
Der Gastraum mit seiner Empore ist riesig und so geschickt konzipiert, dass sowohl Familien mit Kindern als auch solitäre Leistungstrinker ein Plätzchen finden, wo sie sich wohlfühlen und ihren jeweiligen Neigungen nachgehen können, ohne sich gegenseitig zu stören.
Bei unserem Eintreffen gegen 17:00 Uhr war der Kinosaal nur spärlich besetzt; der Wintergarten davor und der große Biergarten dahinter umso besser.
Hier war bei diesem schönen Wetter ordentlich was los, obwohl es ein hundsgewöhnlicher Dienstag war. Das verlagerte sich etwas, als das Champions-League-Spiel Dortmund gegen Kopenhagen losging, zumindest ein wenig, denn im Vogel übersteigt das Interesse der Gäste am Bier das Interesse am Fußball beträchtlich.
Im Wintergarten waren alle größeren Tische reserviert, deshalb erlaubten wir uns, einen Vierer- zu einem Fünfertisch auszubauen. Sofort erschien eine ziemlich kurz angebundene Kellnerin auf dem Plan und wies uns darauf hin, dass der Extrastuhl in den Gang hineinragte und dass wir da nicht bleiben konnten. Da der Schwager Rücken hatte, kamen die Bierbänke im Garten nicht in Frage, also verzogen wir uns nach drinnen. (Dass an all den reservierten Tischen später nur je zwei Personen saßen, nahmen wir halb belustigt, halb bedauernd zur Kenntnis.)
Signature pic
Der Platz drinnen hatte überdies den Vorteil, dass Calvin, der diesmal vergleichsweise zappelig war, nicht ständig durch vorbeiflanierende Hunde noch weiter aus dem Gleichgewicht gebracht wurde.
Das Bier wird im Vogel standardmäßig in Halbliterkrügen (4,40 €) ausgeschenkt; in Ausnahmefällen bzw. „zur Feinabstimmung am Ende der unfiltrierten Nacht“ sind auch Drittelliter erhältlich (3,30 €). Für Bayern und solche, die meinen, das Zeug dazu zu haben, gibt’s die Maß für 7,90 €. Während mein Schwager die sich ihm bietende Gelegenheit ausgiebig nutzte, begnügte ich mich dem Führerschein zuliebe mit Apfelschorle (0,4 L zu 3,70 €). Später kam noch ein zugekauftes und irgendwie verzichtbares alkoholfreies Weizen dazu (4,70 €). Weitere Getränke am Tisch waren Maracuja-Schorle (0,4 L zu 4,20 €) und Karamalz (0,33 L zu 2,50 €).
Die für Brauhäuser typischen Fleischschmankerln dominieren die Speisekarte; es gibt aber auch zwei vegetarische und ein veganes Gericht. Zwei weitere vegetarische fanden sich unter den drei Gerichten der Wochenkarte, so dass Fleischverächter sich hier gut aufgehoben fühlen können.
Das einzige Fleischgericht auf der Wochenkarte zwinkerte mir aber schamlos zu: Dem Haxengröstl mit Spiegelei und Bratkartoffeln (9,40 €) konnte ich schlicht nicht widerstehen. Hätte ich mal lieber…
"Haxen"gröstl
Während es an Ei und Bratkartoffeln nichts auszusetzen gab, musste in der Küche wohl die Haxe ausgegangen sein. Von zartem, faserigem Haxenfleisch keine Spur, stattdessen in Quader geschnittenes, knorpeliges und ziemlich trockenes Bauchfleisch. Immerhin war der Bauch am Stück gegrillt worden, sodass ein paar knusprige Hautvierecke dabei waren. Da meine Frau und ich eingeladen waren, äußerte ich meine Enttäuschung am Tisch nur in Maßen.
Die Kellnerin, in zwei leisen Sätzen darauf hingewiesen, schaute etwas verdutzt, hatte aber keine Erklärung parat. Ob sie den Hinweis für sich behielt, weiß ich nicht, eine Rückmeldung zu diesem schweinischen Fehlgriff kam jedenfalls nicht. Hier ist die Fanbasis offenbar so groß, dass es solche Feinheiten nicht mehr braucht.
Meine Frau machte es besser, indem sie gleich den Grillbauch mit Senf und Brot bestellte (6,40 €). Das Fleisch zart und schön geröstet und die Haut knusprig. Eine halbe dieser Scheiben landete schlussendlich auf meinem Teller, sodass ich ihre Zufriedenheit gut nachvollziehen konnte.
Nicht nur das Bier weckte Erinnerungen. Auch unsere vegetarische - eigentlich pescetarische, aber Fisch gibt es hier keinen - Nichte wählte etwas from down memory lane, nämlich die Käsespätzle (9,90 €), die sie in ihrer Jugend so geliebt hatte und die sie in London schmerzlich vermisst. Sie machte einen durchaus zufriedenen Eindruck, und dass am Ende einiges auf dem Teller blieb, lag nur an der (für sie) gewaltigen Portion.
Zufrieden schienen auch ihre Eltern mit je einem halben Hähnchen (mit Brot 7,90 €, mit Pommes 9,90 €), was einen bei Betrachtung des Fotos nicht überrascht.
Im Vogel wird übrigens das ganze Hähnchen verwertet. Das ist comb-to-claw, wie man es sich heutzutage wünscht.
Fassen wir zusammen. Das Bier war noch so gut wie immer. Auch das Essen war grundsätzlich von der gleichen Gediegenheit, wie wir sie von unseren jetzt schon länger zurückliegenden Besuchen in Erinnerung hatten. Das verkorkste Haxengeröstl gab allerdings Rätsel auf, die der Service nicht aufklären konnte oder wollte. Wo Haxe drauf steht, sollte schließlich Haxe drin sein, und nicht irgendwas, was auf dem Küchentisch gerade herumliegt.
Um beim Service zu bleiben: Die Kurzangebundenheit der anfänglichen Platzanweiserin war vielleicht dadurch zu erklären, dass wir kurz vor ihrem Schichtende eingetroffen waren, seltsam war es aber schon. Die Kollegin, die uns dann übernahm, war insgesamt etwas zugewandter, hatte allerdings so viel um die Ohren, dass der Biernachschub am Schluss nur noch stockend lief.
Unser Schwager war von alldem unberührt – das Wiedersehen mit seinem Lieblingsgetränk versetzte ihn in einen derartigen Glückszustand, dass er ernsthaft versicherte, nun ruhig sterben zu können.
Mein Schwippschwager ist ein in fast jeder Hinsicht typischer Engländer, außer in einer: Er mag sein Bier mit Kohlensäure. Deshalb kam es ihm seinerzeit nicht ungelegen, dass er sein Berufsleben überwiegend in Karlsruhe und seine Feierabende überwiegend im Vogelbräu verbringen konnte.
Seit einigen Jahren lebt die Familie wieder in England. Ein größeres Fest hatte sie aber am letzten Wochenende zu uns nach Bad Herrenalb gelockt - die Gelegenheit für den Schwager, bierselige Erinnerungen an die alte Heimat aufzufrischen und uns am Ende des... mehr lesen
3.5 stars -
"Unfiltriert und unvergessen, aber ein unverständlicher Missgriff der Küche" OparazzoMein Schwippschwager ist ein in fast jeder Hinsicht typischer Engländer, außer in einer: Er mag sein Bier mit Kohlensäure. Deshalb kam es ihm seinerzeit nicht ungelegen, dass er sein Berufsleben überwiegend in Karlsruhe und seine Feierabende überwiegend im Vogelbräu verbringen konnte.
Seit einigen Jahren lebt die Familie wieder in England. Ein größeres Fest hatte sie aber am letzten Wochenende zu uns nach Bad Herrenalb gelockt - die Gelegenheit für den Schwager, bierselige Erinnerungen an die alte Heimat aufzufrischen und uns am Ende des
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Nachdem uns das Restaurant vorher von der Langen Straße aus aufgefallen war, stellten wir fest, dass man erst mal außen herum zur Luisenstraße laufen muss.
Dort steigt man eine leicht gewendelte Treppe hoch zu einem Balkon, auf dem man auch draußen sitzen kann. (Wir haben auch ein Schild zu einem Aufzug gesehen, diesen aber nicht verifiziert.)
Das Ambiente der beiden Restaurants könnte unterschiedlicher kaum sein: Während das Taj Tandoori konsequent in blau/weiß gehalten ist, überwältigt einen das Ganesha mit dem geballten Farbenfrohsinn des Subkontinents, einer Pracht, die das europäisch konditionierte Auge gnadenlos als Kitsch einstufen würde, wenn es nicht so herrlich wäre (Las-Vegas-Effekt).
Gleich am Eingang fällt einem ein Altar ins Auge. Ganesha, der einzähnige Elefantengott, ist eine durch und durch positive Erscheinung: Dick und rund und dem Genusse zugewandt, könnte es kaum einen geeigneteren Namensgeber für ein Restaurant geben.
Direkt unter ihm sollten wir uns in der folgenden Stunde sehr wohl fühlen, das konnte auch die relativ laute Retortenbeschallung nicht verhindern - indische Instrumentalmusik hätte besser gepasst.
Auch für unseren Kleinen war dies ein besonderes Erlebnis, weil er während der ganzen Zeit auf der Bank neben meiner Frau sitzen durfte. Das war doch mal was anderes als immer unterm Tisch zu liegen, zumal an einem so unangenehm gestarteten Tag wie diesem, an dem ihm nämlich nach einem kleinen, rüdenspezifischen Eingriff die Fäden gezogen worden waren.
Bestellt wurden lauter Sachen, bei denen wir einigermaßen sicher sein konnten, dass sie uns beiden schmecken würden (die Zurückhaltung meiner Frau gegenüber der indischen Küche habe ich hier ja schon mehrfach thematisiert): Drei verschiedene Hauptgerichte, dazu zwei Sorten Brot und Joghurt; wie stets in solchen Fällen mehr, als uns an Kapazität zur Verfügung stand.
Serviert wurden die Curries in hübschen, kupferfarbenen Töpfchen und mit Teelichtern warm gehalten.
Bei den Getränken beschieden wir uns mit einer 0,75er Flasche Gerolsteiner zu 5,90 €; Lassi hätte uns zu satt gemacht.
Die Wahl meiner Liebsten fiel auf Butter Chicken (15,90 €), ein Gericht, bei dem man wenig falsch machen kann, wenn man es mild und sahnig mag. Zum berühmten Chicken Tikka Masala ist es von hier nicht weit, außer dass die Hühnerbruststücke nicht notwendigerweise im Tandoor gebacken werden, im Ganesha zum Beispiel nicht. Besonders viele waren es auch nicht. Dagegen war die sehr nährstoffreiche Tomaten-Butter-Sauce sehr großzügig bemessen. Erwartungsgemäß kein Aromenfeuerwerk und daher für meine Frau genau das Richtige.
Mein gefräßiges Auge blieb auf einer Seite mit Entengerichten hängen, einem Tier, das man in indischen Restaurants selten bis gar nicht findet, weder in Deutschland noch in Indien. Und tatsächlich sah meine Ente Palak (Spinat, 17,90 €) so aus, als wäre sie in einem China-Imbiss in die üblichen Scheiben geschnitten worden; dass es sich um ein Schmankerl aus dem indisch-chinesischen Grenzgebiet handelt, darf als unwahrscheinlich betrachtet werden.
Aber auch hier kann man Ente: Der knusprige, unter der Haut saftige Vogel war eine glatte 10 auf der Asiaentenskala. Der herbe Spinat bot den Fleischscheiben ein adäquates Bett, auch ohne Paneer (Hüttenkäse), mit dem er meistens serviert wird.
Dazu bestellten wir noch eines unserer Lieblingsgemüse, Bhindi Masala (Okra, 14,90 €). Wir beide mögen Okra, der knackige Biss der Samen und das klebrige Fleisch der Schote machen immer wieder Spaß, und dieses Masala war besonders gut gewürzt. Ach, Bockshornklee, ich liebe dich…
Abgerundet wurde dieses reiche Mahl durch Kheera Raita (4,50 €), mit Gurke, Koriander und Zimt angemachter Joghurt, der zu einem indischen Essen eigentlich immer dazugehört. Dass ich ein Foto machen wollte, fiel mir erst ein, nachdem ich schon einen Löffel auf meinen Teller geklackst hatte.
Von den stets dazugehörenden Chutneys möchte ich vor allem die köstliche Minzsauce erwähnen.
Obwohl die Curries mit Basmatireis serviert wurden, konnten wir uns nicht verkneifen, noch zwei Brote zu bestellen.
Meine Frau wollte eigentlich Garlic Naan, switchte dann aber um auf Butter Naan (3,90 €), mit Rücksicht auf die Kosmetikerin, mit der sie die nächsten anderthalb Stunden zu verbringen gedachte. Ich fragte wieder nach Aloo Paratha, dem mit Kartoffelmasse gefüllten, in der Pfanne gebackenen Fladenbrot.
Das gab es zwar nicht, dafür aber Namaste Naan (4,50 €), ebenfalls mit Kartoffeln gefüllt und aus dem Tandoor. Noch nie gesehen, deswegen mit "namaste!" begrüßt und mit Genuss verspeist. Wie alles an diesem sehr gelungenem Mittag.
Gute Noten erzielte das Haus nicht nur beim Essen, sondern auch in punkto Sauberkeit: Es kommt selten vor, dass meine Frau, die in Hygieneangelegenheiten keine Sympathiepunkte vergibt, die Toiletten so überschwänglich lobt. Auch der Service durch die junge Kellnerin war tadellos, und nicht nur deshalb, weil sie mit unserem Begleiter sofort Freundschaft geschlossen hatte.
Es scheint, dass wir hier ein neues indisches Lieblingsrestaurant gefunden haben, und das nicht nur für Baden-Baden, sondern überhaupt.