Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 293 Bewertungen 382420x gelesen 10363x "Hilfreich" 9301x "Gut geschrieben"
Das Hulsberg-Viertel, östlich des Steintors zwischen Weser und der Hannoveraner Bahnstrecke gelegen, ist wohl am besten mit "normal" beschrieben. Weder alternativ, noch hip. Weder heruntergekommen, noch schick. Dazu passt, dass die Neubauten auf dem ehemaligen TÜV-Gelände mal nicht dem hochpreisen Segment angehören, sondern aus Reihenhäusern und vierstöckigen Riegelbauten bestehen. Trotzdem hat sich im Il Gattopardo am Rande des Viertels schon eine gewisse Ciao-Signora-Grazie-Dottore-Stimmung breit gemacht. Aber vielleicht nur eine Momentaufnahme. Im Hauptstraßenzug ist jedenfalls noch nichts von einer Gentrifizierung zu spüren. Triste Reihenbebauung und gastronomisch dominieren Pizza- und andere Lieferdienste sowie etwas aufgehübschte Imbisse. Echte Restaurants sind an der langen Straße eher rar gesät. Umso erfreulicher, dass im größeren Teil der Enoteca (mit einem reichen Angebot italienischer, insbesondere Chiantiweine) seit 2013 auch das La Calma italienische Cucina anbietet. Von Ambiente, Service und Küchenleistung eine echte Bereicherung mit einem sensationellem PLV.
Die kleine, aufgebockte Holzveranda mit unbequem aussehendem Alurohrmobiliar wartet auf wärmere Tage. Ruhigere werden nicht kommen, aber Straßenlärm gehört ja zum mediterranen Stadtflair.
Der große viereckige Raum ist durch eine Bar mit vielen Koch- und Weinbüchern getrennt, links die Weinhandlung, rechts das Restaurant, das zunächst keine italienische Assoziationen weckt, außer vielleicht etlichen Geschirrhandtüchern, die von der Decke hängen. Die Hommage an Wäsche über engen Gassen des Mezzogiorno wird mir indes erst jetzt bewusst. Bei meinem Besuch fand ich es erst befremdlich, dann witzig. Denn, wie auf einem anderen Portal jemand schrieb: "Da hat sich ein Innenarchitekt ausgetobt." Mitteldunkler Holzfußboden und durable Vollholztische auf Chrommittelfuß. Man nimmt Platz auf angenehm zu besitzenden Holzstühlen mit entweder schwarzen Sitzflächen und Rückenlehnen oder Plastiksitzschalen in Quietschfarben, grasgrün ist vorherrschend. Auch einige Raumtrenner und ein breiter Streifen Wand leuchten ähnlich frühlingshaft. Dadurch wird der trotz großer Lampen mit Metallschirmen und einiger Strahler nach hinten doch recht dunkel wirkende Raum farblich sehr aufgehellt. An der Fensterfront fällt sowieso das Licht der tief stehenden Sonne schön ins Lokal. An den Wänden über einer umlaufenden Bank mit schwarzem Kunstleder Bilder mit unterschiedlichen Motiven, die mehr oder minder Bezug zu Italien haben und Regale mit italienischen Produkten, die noch nicht jeder Supermarkt führt. Die Hardware auf den Tischen einschließlich der festen Vliesservietten ist einfach, aber passend und, wie alles, sauber. Die Nassräume habe ich nicht besucht.
Ein ungewöhnliches Ambiente, das ich angenehm empfand und das dem Auge viele interessante Kleinigkeiten anbot.
Das Publikum um die Mittagsstunde gemischt, eine alte Dame, Vater und Sohn, ein Handwerker. Wie geschrieben, normal, angenehm.
Der Service wird durch einen schon lebenserfahrenen Herrn erledigt, der das Klischee des nicht eben hünenhaft gewachsenen Italieners, in diesem Fall wohl Sarden, voll erfüllt. Die Deutschkenntnisse sind für das Übliche hinreichend, aber für fachliche Fragen zum Wein holte er den Betreiber, der sich als sein Sohn herausstellte und mehr als kompetent ist. Beide waren ehrlich an der Zufriedenheit des Gastes interessiert, freundlich, zuvorkommend, zu Auskünften gern bereit. Auch ein Probeschluck eines anderen Weines wurde angeboten. In diesem Ambiente sehr, sehr gut.
Die Speisekarte ist klein, aber eigenständig. Klasse statt Masse.
Mein Mahl beginnt mit einem Coperto - natürlich nicht die eigentümliche italienische Gepflogenheit, schon das nackte Gedeck, manchmal mit langweiligem Brot, gesondert zu berechnen. Hier gab es dagegen ein Tellerchen mit je zwei Scheiben/Stücken Salami, Pecorino, gegrillte Zucchini mit Olivenöl, große grüne Oliven und Ruccola. Dazu scharfe Paprika-Tapenade und etwas (langweiliges;-)) Brot. Ein sehr leckerer Auftakt, der einen gleich auf den Stiefel versetzte. Dafür zahlte ich gern schmale 3€, statt einen fehlenden Appetithappen auf Kosten des Hauses zu beklagen, den ich hier so oder so nicht erwartet hatte.
Wer mehr anlegen will, ordert das Tagliere, also ein "Brettl" mit gemischten Aufschnitt, Käse und toskanischem Honig.
Die weitere Wartezeit verkürzte mir eine 11Freunde-Ausgabe über deutsche "Legionäre" in der Seria A. Auf dem Cover der damals in erster Ehe verheiratete Lothar Matthäus, im Inter-Dress ins noch unbedachte San Siro einlaufend. Etliche Jahre später durfte ich mit meinem Sohn in ebenjenem Stadion jubeln, als mein Heimatverein noch einen Pausenrückstand (gegen die Rosso-Neri) egalisierte. Tempi passati, Werder-Erfolge wie Matthäus-Ehen, nur der Torschütze von damals, ein gewisser Claudio P. spielt, trifft und grinst wie damals.
Als primo piatto kommen Tagliatelle mit Fenchel-Salsiccia von der Tageskarte. Für die kleine Portion werden 4,5€ berechnet, ebenfalls sehr kundenfreundlich kalkuliert.
Was gemessen an Bremer Gastronomiepreisen auch absolut für die 5,8€ gilt, die auf der Rechnung für ein Viertel(!) Cannonau erscheinen. Mal abgesehen, dass fast nur noch 0,2l, teilweise schon 0,15l Fingerhüte ausgeschenkt werden, sind da Preise jenseits der 7€ für ordentliche Standardware keine Seltenheit. Der sardische Rote aus der Grenachetraube hatte einiges an Sangiovese mitbekommen, was mir als Tanninverschmäher nicht so recht war.
Die Teigwaren dagegen nach meinem Geschmack leicht über al dente. In einem kräftigen Sugo, das gut an den Nudeln haftete, mit reichlich Wurstscheiben durchmischt und etwas Olivenöl beträufelt. Gewürzt mit groben Pfeffer, Salzkristallen, Petersilie und reichlich Thymianzweiglein, die sich malerisch in der Wintersonne räkelten. Wunderbar kräftiges, klassisches Pastagericht in exzellenter Ausführung.
Ebenfalls von der Tageskarte ganz gegen meine üblichen Vorliebe als Hauptgang ein Burger. Aber die Kombination BBQ-Rindfleisch, Kalbsbraten, Grillgemüse und Guacamole versprach einiges. Und hielt viel mehr. In einem Sesambun, vorbildlich gehalten von einem Holzstäbchen, wurde der Burger auf einem reichlichen, hochwertigen Salatbett und begleitet von gebräunten Kartoffelspalten mit gebratenen Rosmarinzweigen präsentiert. Nachdem ich die obere Brötchenhälfte abgenommen hatte, ließ sich das Gericht problemlos mit Messer und Gabel essen. Das Rindfleisch war kräftig gebräunt, aber im Kern noch schön rosa. Sehr saftig. Was ebenso für die drei Scheiben Kalbsbraten galt. Zusammen mit gegrillter Aubergine, Zucchino, Champgignon und Tomate sowie natürlich der Avocadocreme war dies ein kräftig-harmonisches Meisterwerk. Der helle Industrie-Bun hat nicht gestört, die Kartoffeln waren tadellos, wurden aber von mir nicht sehr beachtet. Ich war im Hackfleisch-Himmel. Der beste Burger, den ich je gegessen habe? Das hieße zwar nicht viel, da ich dieser Fleischzubereitung eigentlich eher wenig abgewinnen kann. Für mich allerdings ein Aha-Erlebnis,nach dem ich den Fleischklops zukünftig wieder etwas freundlicher betrachten werde. Allemal, wenn das PLV so positiv ist, wie im La Calma mit aufgerufenen 10 Euro.
Was schon fast selbstredend für den Espresso galt, der gerade mal 1,5€ kostete und natürlich in der vorgewärmten Tasse serviert wurde.
Ein vermeintlich einfacheres Lokal entpuppte sich als gastronomische (und optische) Überraschung. Man muss vielleicht keinen Umweg in Kauf nehmen, aber für Einheimische, die in der Nähe sind, durchaus einen Besuch wert. Wir werden sicher demnächst am Abend vorbeischauen.
Das Hulsberg-Viertel, östlich des Steintors zwischen Weser und der Hannoveraner Bahnstrecke gelegen, ist wohl am besten mit "normal" beschrieben. Weder alternativ, noch hip. Weder heruntergekommen, noch schick. Dazu passt, dass die Neubauten auf dem ehemaligen TÜV-Gelände mal nicht dem hochpreisen Segment angehören, sondern aus Reihenhäusern und vierstöckigen Riegelbauten bestehen. Trotzdem hat sich im Il Gattopardo am Rande des Viertels schon eine gewisse Ciao-Signora-Grazie-Dottore-Stimmung breit gemacht. Aber vielleicht nur eine Momentaufnahme. Im Hauptstraßenzug ist jedenfalls noch nichts von einer Gentrifizierung zu... mehr lesen
Calma & Gusto
Calma & Gusto€-€€€Restaurant042147895665Bei den drei Pfählen 12, 28205 Bremen
4.5 stars -
"Einfach, gut, einfach gut!" DerBorgfelderDas Hulsberg-Viertel, östlich des Steintors zwischen Weser und der Hannoveraner Bahnstrecke gelegen, ist wohl am besten mit "normal" beschrieben. Weder alternativ, noch hip. Weder heruntergekommen, noch schick. Dazu passt, dass die Neubauten auf dem ehemaligen TÜV-Gelände mal nicht dem hochpreisen Segment angehören, sondern aus Reihenhäusern und vierstöckigen Riegelbauten bestehen. Trotzdem hat sich im Il Gattopardo am Rande des Viertels schon eine gewisse Ciao-Signora-Grazie-Dottore-Stimmung breit gemacht. Aber vielleicht nur eine Momentaufnahme. Im Hauptstraßenzug ist jedenfalls noch nichts von einer Gentrifizierung zu
Geschrieben am 21.03.2016 2016-03-21| Aktualisiert am
21.03.2016
Besucht am 19.03.2016
Kollege MarcO74 ("Die Zunge der Pfalz") kündigt Bremen-Besuch in charmanter Begleitung an. Lust auf ein Treffen am Sonntag-Abend? Aber sicher, ich organisiere. Lieblingslokal Nr. 1: Sonntags geschlossen. Lieblingslokal Nr. 2: Sonntags ab 18:00 Uhr geschlossen. Auch-ganz-gern Nr. 3: Dito. Egal-was Nr. 4: Selbes Ergebnis. Panik macht sich breit. Es gilt, die gastronomische Ehre der Heimat zu verteidigen. Aber: Ganz Bremen scheint zur Tatort-Zeit geschlossen. Ganz Bremen? Nein, ein kleiner, neu eröffneter Italiener in Stadionnähe muss scheinbar um Legionärsgäste aus dem befestigten Kleinbremum werben. Die Speisekarte ist übersichtlich und klingt vielversprechend. Aber mit kulinarisch verwöhnten Gästen in ein gänzlich unbekanntes Restaurant? Nein, ein Probe-Mittagessen musste her! Mein Weib aus der gechillten Wochenendstimmung gerissen und zur Hamburger Straße geradelt. Das Amüsierviertel Steintor läuft hier langsam aus, nicht mehr in jedem zweiten Haus werden das eine oder andere körperliche Bedürfnis befriedigt, aber doch recht verlässlich an jeder Straßenecke findet sich ein Restaurant oder eine (ehemalige) Eckkneipe. In einer solchen ist seit knapp einem Jahr auch das Due Fratelli beheimatet. Eine Plankenveranda zu beiden Straßenseiten wartet noch auf wärmere Tage. Leider nicht barrierefrei geht es durch den dicken Vorhang in den Gastraum. Linker Hand eine weitere Stufe hoch der Raum vor dem Tresen. Rechts ein etwas größerer Raum mit einer schönen erhöhten Sitznische mit Spiegel, die wir gleich für den eventuellen abendlichen Treff abspeichern. Von da aus ein schöner Blick ins Lokal und durch die großen Fenster auf die Straße. Einer der beiden namensgebenden Brüder begrüßt uns und weist uns höflich zunächst einen Tisch in Tresennähe zu. Als wir unseren Wunsch nach einem Mittagessen mitteilen, haben wir die freie Auswahl und setzen uns an einen Tisch am Fenster. Wir sind um 13:00 Uhr die ersten Gäste. Später wird es voller, allerdings kommen die meisten wohl zum Fußballschauen. In den Gaststätten rund ums Stadion ist das am Sonnabend Standard.
Das Ambiente überrascht uns positiv. Über dem leicht abgetretenen Dielenboden ist konsequent mit schwarz und weiß gestaltet. Die mit noch ausreichender Durchgangsmöglichkeit gestellten Tische sind alle mit zwei weißen Tischdecken belegt und komplett mit Wassergläsern, schön gefalteten Stoffservietten und zweimal reellem Besteck eingedeckt. Dazu dunkle Grablichter und schon Salz- und Pfeffermühlen. Man bekommt sofort den Eindruck, dass hier mit Anspruch gearbeitet wird. Über die Farbe der Sitzkissen auf den nur leidlich bequemen schwarzen Bistrostühlen soll nur das Foto Auskunft gegeben. Man will dem Bergischen Mob ja keine Angriffsfläche bieten ;-)).
Die Säulen in der weißen Wand sind hüfthoch mit schwarzem Holz verkleidet. Darüber schwarz-weiße Fotos von Filmstars und eine Barszene. Nett, aber ohne erkennbaren Bezug oder Zusammenhang. An der hinteren Wand zur Theke dagegen zwei pastellne Bilder, Blumen und Landschaft. Für die einen Kitsch, für die anderen die wahrscheinlich längste Geschmacksache der Welt. Nur ein klein wenig hämisch vermutet meine Gattin die Schwiegermutter als Künstlerin. Die Beleuchtung erfolgt teilweise durch LED-Strahler in der Decke, teilweise durch eine Lampenkonstruktion, die ebenfalls im Bild recht gut zu erkennen ist.
Der Service naht in Gestalt einer reizenden Signorina, die uns zurückhaltend, sehr konzentriert im Wechsel mit dem noch recht jungen Patrone bedient. Für die Schüchternheit besteht angesichts der Leistungen kein Anlass. Die Garderobe wird uns abgenommen und gebracht, meiner Frau in den Mantel geholfen. Die wenigen Mittagsangebote werden trotz einer Tafel gegenüber dem Tresen vollständig und langsam mitgeteilt, nur sehr leise. Alle Nachfragen können geklärt werden, zum Teil erkundigt sich die junge Dame eigenständig in der Küche. Die Sprachkenntnisse sind gut, werden aber vorsichtig eingesetzt. Man kann fast den Übersetzungsprozess in beide Richtungen im Gesicht ablesen. Sehr sympathisch. Das Einsetzen und Ausheben klappt ebenso gut, wie die Erkundigung nach der Zufriedenheit. Zum Bezahlen wird vorsorglich das Kartenlesegerät mit an den Tisch gebracht. Es gibt eine ordentliche Rechnung. Der Inhaber ist von offener Art, kein Schweiger, aber nicht unangenehm. Zur Vorspeise wird noch ein Olivenöl und eine dieser Wer-hat-die-Längste-Pfeffermühlen gebracht, immerhin von Peugeot mit Mahlgrad-Einstellung. Das Besteck wird mit weißen Handschuhen vorgelegt. Wie gesagt, ein in diesem Stadtviertel unerwarteter Anspruch.
So weit, so hinreichend auch für verwöhnte Pfälzer... Aber entscheidend ist auf dem Teller.
Wir erhalten für den ersten Hunger eine Mascarponecreme mit Kräutern und dreierlei Gebackenem im Drahtkörbchen. Besonders überzeugend die Pizzini, gesalzener Pizzateig, der ausgebacken wird. Wenn, wie jetzt, frisch dargeboten, sind das herzhafte kleine knusprige Krapfen mit Suchtpotential. Aber, wie der Wirt warnend erinnert, nicht ohne Folgen für den Hüftumfang. Auch die Creme hat uns geschmeckt, mal was anderes.
Wir wählen als Vorspeise einen Ruccolasalat für 6€ und ein Carpaccio di tonno für 13,5€. Als Hauptspeisen Saltimbocca alla romana (12,50€) und Gnocchi in Gorgonzolasauce, die mit 8,5€ zu Buche schlugen. Alle Speisen haben uns gefallen und waren (teils über-)reichlich.
Mein Thunfisch wurde, wie es sich gehört, in dünnen Scheiben aufgeschnitten serviert und war sehr hell. Ich vermutete erst Schwertfisch, tatsächlich war es aber Fleisch vom weißen Thun. Neben dem für meine Begriffe überflüssigem Ruccola und dünnen Stängeln (Kresse?) fanden sich auf den Fischscheiben sparsam eingesetztes Olivenöl, Kapern, kleinen Taggiasca-Oliven und Safranmajonäse. Der Fisch hatte es etwas schwer, geschmacklich durchzudringen, insgesamt aber eine auch qualitativ überzeugende Vorspeise.
Ebenso wie das Saltimbocca. Drei sehr dünne, saftige Schweineschnitzelchen und der darüber gelegte Parmaschinken knusprig. Für meinen Geschmack hätte es etwas mehr Salbei sein dürfen, aber da kann die Küche leicht zu viel des Guten tun. Sehr großzügig die Beilagen aus schmackhaftem Frühlingsgemüse mit nicht zuviel Biss, bei dem ich für Frischware zwar nicht die Hand ins Feuer legen würde, aber auch nicht das Gegenteil behaupten könnte. Egal, gute Qualität. Die Rosmarinkartoffeln kräftig gebräunt, aber etwas weich geraten. Leider begann sich die kräftige Soße etwas zu trennen, das sieht ja nicht so schön aus. Geschmacklich aber ebenfalls tadellos. Optisch war es mir doch etwas voll auf dem Teller.
Auch meine Frau war mit dem Salat zufrieden und mit den Kartoffelnocken restlos glücklich. Von Soßenresten auf ihrem Teller jedenfalls keine Spur mehr.
Kochen kann Fratello 2, keine Frage.
Der abschließende Espresso lungho kam in der vorgewärmten dickwandigen Tasse und hat mir ausnehmend gut geschmeckt. Die Bohnen stehen auch zum Verkauf und zum ersten Mal seit Jahren kommt vielleicht mal ein Wechsel für den häuslichen Vollautomaten in Betracht.
Der Kaffee war mit 2,2€ bepreist, 0,75l Aqua Panna mit immerhin 5,5€ und 0,4l Apfelschorle mit 3,6€. Teilweise ist das PLV ok, teilweise ambitioniert, aber insgesamt den Leistungen angemessen.
Fazit:
Test bestanden, wir reservierten für Sonntagabend.
Aber wird das Due Fratelli auch dem kritischen Gaumen aus dem Südwesten standhalten?
Kollege MarcO74 ("Die Zunge der Pfalz") kündigt Bremen-Besuch in charmanter Begleitung an. Lust auf ein Treffen am Sonntag-Abend? Aber sicher, ich organisiere. Lieblingslokal Nr. 1: Sonntags geschlossen. Lieblingslokal Nr. 2: Sonntags ab 18:00 Uhr geschlossen. Auch-ganz-gern Nr. 3: Dito. Egal-was Nr. 4: Selbes Ergebnis. Panik macht sich breit. Es gilt, die gastronomische Ehre der Heimat zu verteidigen. Aber: Ganz Bremen scheint zur Tatort-Zeit geschlossen. Ganz Bremen? Nein, ein kleiner, neu eröffneter Italiener in Stadionnähe muss scheinbar um Legionärsgäste aus dem... mehr lesen
Ristorante Due Fratelli
Ristorante Due Fratelli€-€€€Restaurant042167352817Hamburger Straße 32, 28205 Bremen
4.0 stars -
"Respektable (Not-)Lösung" DerBorgfelderKollege MarcO74 ("Die Zunge der Pfalz") kündigt Bremen-Besuch in charmanter Begleitung an. Lust auf ein Treffen am Sonntag-Abend? Aber sicher, ich organisiere. Lieblingslokal Nr. 1: Sonntags geschlossen. Lieblingslokal Nr. 2: Sonntags ab 18:00 Uhr geschlossen. Auch-ganz-gern Nr. 3: Dito. Egal-was Nr. 4: Selbes Ergebnis. Panik macht sich breit. Es gilt, die gastronomische Ehre der Heimat zu verteidigen. Aber: Ganz Bremen scheint zur Tatort-Zeit geschlossen. Ganz Bremen? Nein, ein kleiner, neu eröffneter Italiener in Stadionnähe muss scheinbar um Legionärsgäste aus dem
...wegen Mieterwechsel, so die Mitteilung des Pächters. Die Speisekarten sind schon aus den schönen neuen Schaukästen entfernt. Bin gespannt, wie es ab Mitte April weitergeht. Emil Karneczewicz und seinem Team alles Gute!
...wegen Mieterwechsel, so die Mitteilung des Pächters. Die Speisekarten sind schon aus den schönen neuen Schaukästen entfernt. Bin gespannt, wie es ab Mitte April weitergeht. Emil Karneczewicz und seinem Team alles Gute!
La Villa - Kays Culinarium
La Villa - Kays Culinarium€-€€€Restaurant, Cafe04213648557Goetheplatz 4, 28203 Bremen
stars -
"Betriebsunterbrechung bis 18.4.2016" DerBorgfelder...wegen Mieterwechsel, so die Mitteilung des Pächters. Die Speisekarten sind schon aus den schönen neuen Schaukästen entfernt. Bin gespannt, wie es ab Mitte April weitergeht. Emil Karneczewicz und seinem Team alles Gute!
Geschrieben am 05.02.2016 2016-02-05| Aktualisiert am
05.02.2016
Besucht am 03.02.2016
Schon wieder La Villa? Immer wieder!
Weil ich einfach nicht akzeptieren will, dass ein Innenarchitekt-gestylter "Konzept"-Laden nach dem anderen für seine im schlechtesten Fall Convenience-lastige, im besten auch nur Als-ob-Hochküche abgefeiert wird, und die echten Könner in dieser Stadt mit ihrer Und-ob!-Leistung, etwas höheren Preisen, aber dem soviel besseren Preis-Leistungs-Verhältnis extrem kämpfen müssen. So sehr, dass, nachdem im traditionell schwachen Januar das Mittagsangebot schon der mangelnden Nachfrage zum Opfer gefallen war, ich auch zu Beginn des neuen Monats mittags der einzige Gast blieb.
Am Angebot kann es weiterhin nicht liegen. Der hochbegabte Emil Karnaczewicz hat wohl oder übel auf die hanseatische Knauserigkeit reagiert und insbesondere die Mittagskarte umgestellt. Das teure (und gleichzeitig seinen Preis werte) Menue ist entfallen, die Gerichte sind der Papierform nach wesentlich rustikaler geworden und auch die Preise sind neu kalkuliert. An Qualität, Kreativität und handwerklicher Umsetzung gibt es jedoch keine Abstriche, wie ich bei meiner winterlichen Trilogie Steckrübensuppe mit Croutons und Kartoffeln (5€), Gurkensalat mit Dijonsenfdressing (4€) und schließlich glasiertem Spanferkelbauch mit Grünkohl, Pinkel und dreierlei Kartoffeln (14€) höchst angenehm erfahren durfte. Dem anschließenden Nachmittagsterminen geschuldet, wurden die Speisen von zwei alkoholfreien Bieren von Veltins (á 3,2€) begleitet und das Mahl mit einem verlängertem Espresso (2,9€ autsch) beendet.
Nach der Bestellung wurde zweierlei knuspriges Baguette gereicht (getrocknete Tomate, Oliven, inzwischen zugekauft, aber untadelig), dazu streichfähige(!) Butter und Maldonsalz. Das weitere Amuse ist zumindest mittags der neuen Kalkulation zum Opfer gefallen. Schade, aber nachvollziehbar.
Die Suppe wurde hörbar frisch aufgeschäumt, kam mit einem Brotchip und natürlich selbstgerösteten Croutons mit etwas Paprika. Wie jetzt schon häufiger bemerkt, legt die Küche Wert auf den Einsatz von Kräutern. Hier überraschte Estragon, der mit der Anisnote überraschend gut den kräftigen, aber nicht bitteren Geschmack der Oldenburger Ananas ergänzte. Erbsenkresse und Schnittlauch waren Ergänzungsspieler. Die kleinen Kartoffelwürfel waren exakt gegart, weich, aber festkochend und hatten, oh Wunder! deutlichen Eigengeschmack. Endlich scheint auch das Weckglas auf dem Rückzug, aus dem kleinen, rundlichen Teller war die Suppe vollständig zu leeren.
Da mein Hauptgericht einige Zeit zur frischen Zubereitung brauchte, bot mir Herr Karnaczewicz an, den Gurkensalat als Zwischengericht zu servieren. Auch hier wurde ein einfacher Teller kreativ veredelt, ganz ohne teure Gimmicks. Die knackigen Gurken waren mit gerade genug feiner Senfsauce überzogen, um noch selbst geschmacklich zu bestehen. Außer erwartbarem Dill und Petersilie, vervollständigte hier Kerbel die wohlbedachten Komponenten. Macht Spaß, den Überlegungen des Chefs nachzuschmecken, besonders, wenn sie so exakt auf den Teller gebracht werden.
Waren Suppe und Salat von der Menge übersichtlich, konnte beim Hauptgang auch der Preis überzeugen. Zur Leistungskomponente bedarf es keiner Worte, das Bild sagt doch schon: Ein Gedicht von Grünkohl und Pinkel, dem norddeutsche Winterklassiker. Anstelle des (häufig entweder trockenem oder fettig-sehnigen) Kasslers oder dem weich und wabbelig gekochten Allerweltsspeck hier zwei Tranchen saftiger Spanferkelbauch, dessen lackierte Kruste nachgerade zersplitterte. Die Füllung der Grützwurst war schon ausgelöst und in zwei appetitlichen Nocken angerichtet. Kein Schlachtfeld mit Wurstpelle bleibt so zurück. Meisterlich auch die vegetarischen Bestandteile. Der Kohl eher traditionell lange gekocht, aber nicht zu einer undefinierbare Pampe, sondern schon noch blättrig. Anstelle der üblichen Haferflocken verwendete die Küche zur Bindung etwas gestampfte Kartoffeln und - für mich Neuland - kleine schwarze Linsen. Kräftig abgeschmeckt, noch Kräuter untergezogen und man ahnt, warum derzeit der Grünkohl so im Trend liegt. Die Erdäpfel waren ebenfalls unschlagbar. Neben einer gut getroffenen Salzkartoffel gab es dieselbe in einer Kräutermischung ähnlich des Bouquets der Frankfurter Sauce gerollt. Herausragend aber die zweimal gebackene Variante. Große Kartoffeln werden gebacken, ausgehöhlt, die Masse mit ihren leichten Röstnoten herausgekratzt, gestampft und gewürzt, paniert und erneut im Ofen gebacken. Eine knusprige neue Erfahrung!
Der abschließende Espresso wurde bereits verdünnt in der vorbildlich angewärmten Tasse serviert, dazu ein Gläschen Wasser. Sehnsüchtig schaute ich zu meinem Pedro Ximenes auf der Theke hinüber, blieb aber standhaft sitzen (schweigend im Gespräch vertieft?). Galt es doch, meinen Freund zu überzeugen, unsere Mittagsverabredung am Montag vom Gretas in die Villa zu verlegen. Mit dem Bild vom Schweinebauch, einem zugesicherten Platz für seine Boxerdame und meiner Versicherung, dass der erste Raum am Eingang keineswegs düster sei, gelang mir auch dies.
Nachdem ich von den hier erstmals inspizierten, Waschräumen wiederkam, die in jeder Beziehung frisch und erfreulich waren, fand ich noch einen leckeren Abschiedsgruß in Form einer Sorbetkugel von der Grannysmith-Reduktion vor. Zart schmelzend, süß und intensiv in Farbe und Geschmack. Dazu ein paar Cremetupfen (Vanille?), ein wenig Crumble und als letzte Kräuterüberraschung etwas Basilikum. Ein wunderbarer grüner
Abschluss.
Ich bin auf einem Kreuzzug!
Schon wieder La Villa? Immer wieder!
Weil ich einfach nicht akzeptieren will, dass ein Innenarchitekt-gestylter "Konzept"-Laden nach dem anderen für seine im schlechtesten Fall Convenience-lastige, im besten auch nur Als-ob-Hochküche abgefeiert wird, und die echten Könner in dieser Stadt mit ihrer Und-ob!-Leistung, etwas höheren Preisen, aber dem soviel besseren Preis-Leistungs-Verhältnis extrem kämpfen müssen. So sehr, dass, nachdem im traditionell schwachen Januar das Mittagsangebot schon der mangelnden Nachfrage zum Opfer gefallen war, ich auch zu Beginn des neuen Monats mittags der... mehr lesen
La Villa - Kays Culinarium
La Villa - Kays Culinarium€-€€€Restaurant, Cafe04213648557Goetheplatz 4, 28203 Bremen
4.5 stars -
"Weiterhin ein Muss, auch mit der nun rustikaleren (Mittags)Karte!" DerBorgfelderSchon wieder La Villa? Immer wieder!
Weil ich einfach nicht akzeptieren will, dass ein Innenarchitekt-gestylter "Konzept"-Laden nach dem anderen für seine im schlechtesten Fall Convenience-lastige, im besten auch nur Als-ob-Hochküche abgefeiert wird, und die echten Könner in dieser Stadt mit ihrer Und-ob!-Leistung, etwas höheren Preisen, aber dem soviel besseren Preis-Leistungs-Verhältnis extrem kämpfen müssen. So sehr, dass, nachdem im traditionell schwachen Januar das Mittagsangebot schon der mangelnden Nachfrage zum Opfer gefallen war, ich auch zu Beginn des neuen Monats mittags der
Geschrieben am 19.01.2016 2016-01-19| Aktualisiert am
20.01.2016
Imbisse bewerte ich eher selten.
Bei dreien mache ich eine Ausnahme, denn alle haben berichtenswerte Besonderheiten sowie eine Gemeinsamkeit. Letztere ist ihre Nähe zum Hauptbahnhof in oder an der Bahnhofstraße in Richtung Innenstadt. Keine 5 Minuten zu Fuß und auch in der berühmten Steinwurfnähe untereinander können es gute Alternativen zu den Ketten im Bahnhof sein, wenn es denn schnell und preiswert sein soll.
Ein vierter Imbiss, das Mozail Bistro, sei allgemein erwähnt, da zwischen Nr. 2 und 3 an der Ecke Bahnhofstraße/Herdentorsteinweg gelegen. Betreiber ist ein - nach Eigenbezeichnung - türkisch-ostdeutsches Paar. Folge: Neben Dönerspieß und Pizzaofen findet sich in der Vitrine regelmäßig deutsche Hausmannskost von KöKlo über Nudelauflauf bis zu - na klar - Soljanka. Das schmeckt und ist zumindest erwähnenswert, aber mir selbst für eine Kurzkritik zu wenig.
Am nächsten zum Bahnhof liegt das Mersin, wobei der nächste Kandidat Kültür Kebaphaus schon in Sichtweite ist. An einem kleinem Platz seitlich der Bahnhofstraße gelegen, fiele der schmale Eingang ohne den Stopper kaum auf. Es sind zwei Stufen zu überwinden. Wegen des Ambiente kommt man definitiv NICHT ins Mersin. Nach der recht kurzen Theke öffnet sich ein kleiner quadratischer Raum, in dem eng an eng vielleicht 16 Sitzplätze vorhanden sind. Ungemütlicher Fliesenboden, der Kunstlederbezug der Sitzbänke teilweise beschädigt und nur notdürftig geflickt. Die Wände sind auch nicht gerade Schmuckstücke. Daran ändern die wenige Fotografien nichts, besonders nicht der Klassiker "Junge Frau in traditionellen Gewändern auf Esel", hier in eine Schafherde fotomontiert (Zeichen für Reichtum? Brautpreis? Man weiß es nicht und wendet sich mit Grausen...). Ein stillgelegter Kühlschrank dient als Flaschenlager und auch Leergut findet seinen Platz. Ganz überwiegend türkischstämmiges Publikum, junge Menschen zumeist aller Geschlechter und sozialen Milieus. Trotz des deutlichen Imbiss-Ambientes wird auch hier an der Theke bestellt und am Tisch serviert. Der ältere Herr am Herd scheint mir der Chef, unterstützt von mehreren jungen Männern, die höflich sind. Es fehlt allerdings ganz die aufgesetzte "Hallo, mein Freund"-Attitüde", vielleicht eine Folge des eher seltenen deutschen Publikums.
Erwähnenswert:
Es gibt kein Döner. Der fehlende Drehspieß fällt unbewusst sofort auf. Stattdessen werden alle Zutaten auf der heißen Platte gebraten, auch der dünne Teigfladen Tantuni, in den das ganze später eingerollt wird. Preise ab 2,5€. Die Rollen sind von Teig und Durchmesser dünner als ein Rollo und werden zu einem U mit offenen Enden gebogen. Reichlich Zitrone eingeträufelt und herzhaft in die Spezialität der Mittelmeerregion um Mersin gebissen. Saftiger als das übliche Rollo, das Fleisch ist in der Regel veritabel Geschnetzeltes, das vormittags vor Ort geschnitten wird. Die Holme des U werden abwechselnd abgebissen, bis der Moment der Wahrheit kommt, denn im Bogen sammelt sich ja der leckere Bratensaft. Hier gilt es beherzt schlürfend vorzugehen oder sich wie die aufgebrezelten jungen Damen mit einem ganzen Packen Servietten auszustatten.
Auch die in der Kühltheke ausgestellten Fleischspieße werden ohne anders lautender Order wieder abgestreift und wie oben beschrieben zubereitet. Es lohnt der genaue Blick, letztens konnte ich so Schafsleber probieren.
Das zum Tantuni typische (jedenfalls lt. Wikipedia, aber auf Nachfrage durchaus bekannte) eigenwillige Getränk auf Basis von Roter Bete wird nicht ausgeschenkt. Dafür aber eine ganz wunderbare Alternative: Selbst gemachter Ayran, der viel fetter ist, als das wässrige Zeug aus dem Joghurtbecher. Und viel zauberhafter präsentiert: Man stelle sich eine Popcornmaschine vom Jahrmarkt vor, unten blickdicht, oben Plexiglas. Im unteren Teil befindet sich hier der gekühlte Edelstahlbehälter mit dem erfrischenden Joghurtgetränk. Und eine Pumpe. Die nach Inbetriebnahme den Ayran durch zwei hohe gebogene Hähne im oberen Teil und daraus wieder zurück in den Bottich befördert. Ein Ayran-Brunnen! Warum aber zwei Hähne? Nun, unter dem einen Strahl wird ein Glasseidel (0,3l für 1,5€) gezapft. Und dann mit einem großen Vorlegelöffel eine Portion Schaum auf das Glas geschaufelt, die der zweite Strahl derweil im Becken fabriziert hat. So fest, dass nur wenig zu Sahne fehlt. Vermutlich eine Folge oder gar das Ziel des hohen Fettanteils. Bleibt auch fest, bis das Glas geleert ist. Deshalb wird mit Strohhalm serviert.
Für kleines Geld jedesmal ein Riesenspaß (für das Kind im Borgfelder) und ein leckeres, authentisches Getränk!
Imbisse bewerte ich eher selten.
Bei dreien mache ich eine Ausnahme, denn alle haben berichtenswerte Besonderheiten sowie eine Gemeinsamkeit. Letztere ist ihre Nähe zum Hauptbahnhof in oder an der Bahnhofstraße in Richtung Innenstadt. Keine 5 Minuten zu Fuß und auch in der berühmten Steinwurfnähe untereinander können es gute Alternativen zu den Ketten im Bahnhof sein, wenn es denn schnell und preiswert sein soll.
Ein vierter Imbiss, das Mozail Bistro, sei allgemein erwähnt, da zwischen Nr. 2 und 3 an der Ecke Bahnhofstraße/Herdentorsteinweg... mehr lesen
4.0 stars -
"Imbissempfehlung 1" DerBorgfelderImbisse bewerte ich eher selten.
Bei dreien mache ich eine Ausnahme, denn alle haben berichtenswerte Besonderheiten sowie eine Gemeinsamkeit. Letztere ist ihre Nähe zum Hauptbahnhof in oder an der Bahnhofstraße in Richtung Innenstadt. Keine 5 Minuten zu Fuß und auch in der berühmten Steinwurfnähe untereinander können es gute Alternativen zu den Ketten im Bahnhof sein, wenn es denn schnell und preiswert sein soll.
Ein vierter Imbiss, das Mozail Bistro, sei allgemein erwähnt, da zwischen Nr. 2 und 3 an der Ecke Bahnhofstraße/Herdentorsteinweg
Geschrieben am 19.01.2016 2016-01-19| Aktualisiert am
20.01.2016
Imbisse bewerte ich eher selten.
Bei dreien mache ich eine Ausnahme, denn alle haben berichtenswerte Besonderheiten sowie eine Gemeinsamkeit. Letztere ist ihre Nähe zum Hauptbahnhof in oder an der Bahnhofstraße in Richtung Innenstadt. Keine 5 Minuten zu Fuß und auch in der berühmten Steinwurfnähe untereinander können es gute Alternativen zu den Ketten im Bahnhof sein, wenn es denn schnell und preiswert sein soll.
Ein vierter Imbiss, das Mozaik Bistro, sei allgemein erwähnt, da zwischen Nr. 2 und 3 an der Ecke Bahnhofstraße/Herdentorsteinweg gelegen. Betreiber ist ein - nach Eigenbezeichnung - türkisch-ostdeutsches Paar. Folge: Neben Dönerspieß und Pizzaofen findet sich in der Vitrine regelmäßig deutsche Hausmannskost von KöKlo über Nudelauflauf bis zu - na klar - Soljanka. Das schmeckt und ist zumindest erwähnenswert, aber mir selbst für eine Kurzkritik zu wenig.
In der Mitte der Kandidaten gelegen, ist das Kültür Kebaphaus auf der Kante zwischen Imbiss und Restaurant. Hat man die Enge vor der Theke hinter sich gelassen, finden sich ebenerdig etwa 40 Sitzplätze an mehreren Tischen. Das Ambiente finde ich im Vergleich recht gemütlich orientalisiert, etwas Kunsthandwerk an den Wänden, Lampenschirme im Pergamentlook. Leidlich bequeme geflochtene Stühle. Einfache, aber saubere Toiletten im Keller. Gemischtes Publikum, Gruppen, Familien, Paare, junge Leute. Teilweise stellt die Bedienung den Kontakt her, denn oft muss zusammen gerückt werden, da beständig reger Andrang herrscht. Es wird an der Theke bestellt, aber am Tisch serviert. Die Crew ist überwiegend jung und ohne Ausnahme freundlich. Zu jedem Essen Fladenbrot, das ich nie anders, als frisch aufgebacken aus dem Ofen erhalten habe. Zum Abschluss wird immer ein kostenloser Tee angeboten.
Erwähnenswert:
Neben Geflügel- und "Normal"-Döner gibt es einen dritten Spieß (wenn man rechtzeitig kommt) mit sog. Yaprak-Döner, also 100% Fleisch. Ansonsten dürfen meines Wissens nach bis zu 40% Hack enthalten sein, beim "Fleischspieß nach Dönerart" sogar bis 90%. Das Yaprak-Döner ist als erstes ausverkauft, wen wundert's.
Die Angebote in der Vitrine sind überschaubar, dafür hausgemacht, frisch und wohlschmeckend. Klasse statt Masse. Das gilt auch für Desserts, abseits des allgegenwärtigen Baklava. Empfehlenswert z. B. eine Art Crème Brûlée.
Und aus meiner Sicht der wichtigste Grund für die Empfehlung (aber erst zum Schluss, weil sonst einige nicht weiter gelesen hätten ;-)):
Die (nach meiner Kenntnis) beste Iskembe Corbasi, der Stadt, also Pansensuppe. Ich weiß, viele gruseln sich, aber manche mögen Innereien. Für diese der Hinweis, dass hier stets frische Ware kommt (sonst fällt das Angebot aus), Null unangenehmer Geruch und die Kutteln wunderbar zart. Sehr reichhaltig. Dazu wird klassisch Knoblauchessig angeboten oder nur Zitrone. Zusammen mit dem knusprigen Fladenbrot ein Hochgenuss!
Imbisse bewerte ich eher selten.
Bei dreien mache ich eine Ausnahme, denn alle haben berichtenswerte Besonderheiten sowie eine Gemeinsamkeit. Letztere ist ihre Nähe zum Hauptbahnhof in oder an der Bahnhofstraße in Richtung Innenstadt. Keine 5 Minuten zu Fuß und auch in der berühmten Steinwurfnähe untereinander können es gute Alternativen zu den Ketten im Bahnhof sein, wenn es denn schnell und preiswert sein soll.
Ein vierter Imbiss, das Mozaik Bistro, sei allgemein erwähnt, da zwischen Nr. 2 und 3 an der Ecke Bahnhofstraße/Herdentorsteinweg... mehr lesen
Kültür Kebaphaus
Kültür Kebaphaus€-€€€Restaurant, Imbiss04211652758Bahnhofstraße 36, 28195 Bremen
4.5 stars -
"Imbissempfehlung 2" DerBorgfelderImbisse bewerte ich eher selten.
Bei dreien mache ich eine Ausnahme, denn alle haben berichtenswerte Besonderheiten sowie eine Gemeinsamkeit. Letztere ist ihre Nähe zum Hauptbahnhof in oder an der Bahnhofstraße in Richtung Innenstadt. Keine 5 Minuten zu Fuß und auch in der berühmten Steinwurfnähe untereinander können es gute Alternativen zu den Ketten im Bahnhof sein, wenn es denn schnell und preiswert sein soll.
Ein vierter Imbiss, das Mozaik Bistro, sei allgemein erwähnt, da zwischen Nr. 2 und 3 an der Ecke Bahnhofstraße/Herdentorsteinweg
Geschrieben am 19.01.2016 2016-01-19| Aktualisiert am
20.01.2016
Imbisse bewerte ich eher selten.
Bei dreien mache ich eine Ausnahme, denn alle haben berichtenswerte Besonderheiten sowie eine Gemeinsamkeit. Letztere ist ihre Nähe zum Hauptbahnhof in oder an der Bahnhofstraße in Richtung Innenstadt. Keine 5 Minuten zu Fuß und auch in der berühmten Steinwurfnähe untereinander können es gute Alternativen zu den Ketten im Bahnhof sein, wenn es denn schnell und preiswert sein soll.
Ein vierter Imbiss, das Mozaik Bistro, sei allgemein erwähnt, da zwischen Nr. 2 und 3 an der Ecke Bahnhofstraße/Herdentorsteinweg gelegen. Betreiber ist ein - nach Eigenbezeichnung - türkisch-ostdeutsches Paar. Folge: Neben Dönerspieß und Pizzaofen findet sich in der Vitrine regelmäßig deutsche Hausmannskost von KöKlo über Nudelauflauf bis zu - na klar - Soljanka. Das schmeckt und ist zumindest erwähnenswert, aber mir selbst für eine Kurzkritik zu wenig.
Letztes Ziel auf der kleinen Tour zwischen Bahnhof und Wallgraben ist dieses vietnamesische Imbiss-Restaurant.
Da mit dem Mekong Delta am Rande der Innenstadt ein ansprechender Vertreter der Vietnamküche zur Verfügung steht, habe ich für einen Besuch in diesem recht neuen Imbiss etwas länger gebraucht. Es wird frisch gekocht.
Erwähnenswert
Zur Pho wird zwar nicht wie in Dortmund oder hier im Mekong Delta ein Bündel Kräuter zur Selbstauswahl gereicht, aber immerhin frisch hinein geschnitten. Vermutlich kann man auch Wünsche äußern. Für mich neu war indes das ausdrückliche Angebot, eine Einlage von Rindfleischscheiben wahlweise medium oder durch bestellen zu können.
Auch hier wird an der Theke bestellt, aber am Tisch serviert. Dort stehen auch bis zu fünf verschiedene Saucen zur Verfügung, u.a. die Fischsauce Nam Pla, aber auch ein ganz offensichtlich selbst (oder zumindest nicht industriell) gemachter Knoblauchessig.
Einige Gerichte werden nur am Wochenende angeboten, Zitat: "wenn die alte Frau da ist". Zum Beispiel Trung chien, das sehr reichhaltige vietnamesische Omelette.
Auf der Theke steht heißen Wasser for free. Wer will, kann also Kosten für ein Getränk sparen. Einen hiesigen Alt-Bürgermeister würde es freuen - nicht aus Geiz, sondern wegen der Abneigung gegen alle anderen, Pestizid- u.a. belasteten Getränken.
Das Ambiente ist sehr gelungen. Neu, wie schon erwähnt und wohl einem Trend in der Asia-Gastro folgend: Heller Boden in Holzoptik, helle Farben: Die Kunstlederbezüge der etwa 20 Plätze auf Stuhl oder Bank in hellgrün, die Wände in der Farbe eines Mango-Lassi; wer kennt den Farbton nicht? Dazu die jetzt schon ab und an gesehenen, fast ganze Wände einnehmenden großformatigen Fotos mit Naturmotiven. Hier Dschungel mit Wasserfall, das sieht frisch und natürlich aus und sorgt für eine Aufenthaltsqualität.
Imbisse bewerte ich eher selten.
Bei dreien mache ich eine Ausnahme, denn alle haben berichtenswerte Besonderheiten sowie eine Gemeinsamkeit. Letztere ist ihre Nähe zum Hauptbahnhof in oder an der Bahnhofstraße in Richtung Innenstadt. Keine 5 Minuten zu Fuß und auch in der berühmten Steinwurfnähe untereinander können es gute Alternativen zu den Ketten im Bahnhof sein, wenn es denn schnell und preiswert sein soll.
Ein vierter Imbiss, das Mozaik Bistro, sei allgemein erwähnt, da zwischen Nr. 2 und 3 an der Ecke... mehr lesen
3.5 stars -
"Imbissempfehlung 3" DerBorgfelderImbisse bewerte ich eher selten.
Bei dreien mache ich eine Ausnahme, denn alle haben berichtenswerte Besonderheiten sowie eine Gemeinsamkeit. Letztere ist ihre Nähe zum Hauptbahnhof in oder an der Bahnhofstraße in Richtung Innenstadt. Keine 5 Minuten zu Fuß und auch in der berühmten Steinwurfnähe untereinander können es gute Alternativen zu den Ketten im Bahnhof sein, wenn es denn schnell und preiswert sein soll.
Ein vierter Imbiss, das Mozaik Bistro, sei allgemein erwähnt, da zwischen Nr. 2 und 3 an der Ecke
Ein ganz neues Konzept:
Pizza "römische Art", viereckige Stücke, aus der Hand gegessen. Und vor allem nach Gewicht bezahlt.
Aber es sollte nicht sein. Die Bauarbeiten im neuen Foodcourt des ehemaligen Polizeihauses verzögerten sich. Trotzdem eröffnet. Die Gästezahl war wohl überschaubar. Also wieder Schließung und Hinweis auf die Wiedereröffnung, sobald die Arbeiten abgeschlossen sind.
Und jetzt das Schild: "Dieses tolle Pizza/Pasta-Restaurant könnten Ihres sein!"
Ein ganz neues Konzept:
Pizza "römische Art", viereckige Stücke, aus der Hand gegessen. Und vor allem nach Gewicht bezahlt.
Aber es sollte nicht sein. Die Bauarbeiten im neuen Foodcourt des ehemaligen Polizeihauses verzögerten sich. Trotzdem eröffnet. Die Gästezahl war wohl überschaubar. Also wieder Schließung und Hinweis auf die Wiedereröffnung, sobald die Arbeiten abgeschlossen sind.
Und jetzt das Schild: "Dieses tolle Pizza/Pasta-Restaurant könnten Ihres sein!"
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"Schon wieder zu" DerBorgfelderEin ganz neues Konzept:
Pizza "römische Art", viereckige Stücke, aus der Hand gegessen. Und vor allem nach Gewicht bezahlt.
Aber es sollte nicht sein. Die Bauarbeiten im neuen Foodcourt des ehemaligen Polizeihauses verzögerten sich. Trotzdem eröffnet. Die Gästezahl war wohl überschaubar. Also wieder Schließung und Hinweis auf die Wiedereröffnung, sobald die Arbeiten abgeschlossen sind.
Und jetzt das Schild: "Dieses tolle Pizza/Pasta-Restaurant könnten Ihres sein!"
Manchmal hat man einfach zu viele Optionen. So ging es mir letztens, als ich abends am Berliner Hauptbahnhof ankam. Soll ich in Richtung Westen, um einen der vielen guten Tipps hier umzusetzen? Hm, wird aber schon recht spät, bis ich dann im Hotel bin. Also doch schon in Richtung Ostbahnhof? Aber da ist in fußläufiger Nähe nichts, was sich für ein ausgedehntes Nachtmahl aufdrängt. Grübel, grübel... Und wenn man sich nicht entscheiden kann, bleibt man schließlich an Ort und Stelle. Im Steigenberger am Kanzleramt hatte mich das damalige Inmitten nicht vollständig überzeugen können, siehe meine vorige Kritik hier. Jetzt firmiert es bei unveränderter Leitung von Mehdi Kazemi unter No.5, ein Grund mehr für eine Überprüfung.
Beim Eintreten nehme ich erfreut zur Kenntnis, dass der Relaunch jedenfalls nicht das elegant gestylte Interieur erfasst hat. Nur die Kuckucksuhr über der Garderobe hatte ich im März noch nicht wahrgenommen. Solch gewollt selbstironischen Prenzlauer-Berg-Sch... haben im No.5 weder Küche noch Service nötig. Eine junge Dame hinter der Theke bemerkte mich und warf mir ein freundliches "Ich komme gleich zu Ihnen!" herüber. Gut, konnte ich in Ruhe selbst ablegen, beim Gehen wurde mir ein Garderobenservice angeboten, den ich dankend ablehne. Als die ausgebildete Kraft zu mir kam, schnupperte ich erwartungsvoll, ob sie denn tatsächlich den klassischen Duft von Chanel trägt. Um recht ernüchtert zu erfahren, dass für den neuen Namen die Hausnummer des Hotels Pate stand. Einfallsloser geht's nimmer...
Was man vom überzeugenden Service nun gar nicht sagen kann, der immer kompetent und aufmerksam agierte.
Ich konnte unter den freien Tischen wählen und entschied mich für eine Bank mit Kissen für den Rücken und Blick in die Hotel-Lobby. Das Kommen und Gehen dort wurde von vielen uniformierten Herren dominiert. Stattliche Erscheinungen, jedoch zumeist um die Körpermitte. Muss die allseits beklagte Materialermüdung bei der Truppe sein, kombinierte ich. Allerdings waren mir die Uniformen eher unbekannt. Doch eher der Weihnachtsempfang des THW? Die junge Dame riss mich aus meinen Überlegungen. Sie und ihr männlicher Kollege hatten die recht gefüllten, unterschiedlichen Bereiche von Bar und Restaurant immer im Blick. Man weiß hier um die Produkte, konnte vollständig ansagen und war für meine Wünsche offen. Eingedeckt wurde mit Handschuhen, was eher überraschte. Die Nachfragen kamen regelmäßig und rechtzeitig, sie schienen von Interesse getragen zu sein.
Beim Aperitif war noch die selbstbewusste, aber doch zugewandte Dame für mich zuständig. Mein Ansinnen (eine Laune?) war ungewöhnlich, wollte ich doch alkoholfrei bleiben. Die Wahl fiel auf die Szene-Brause Wostok in Geschmacksrichtung Tannenwald (eindeutig eine Laune!). Warum nicht mal was Neues ausprobieren? Vielleicht, weil man Glück haben kann, aber nicht muss? Die bronzefarbene Flüssigkeit besteht der Eigenwerbung nach u.a. aus
"Taigawurzel, Fichtennadelöl, Eukalyptus und ein Hauch Kardamom ... ganz ohne Farb- und Konservierungsstoffe."
Nun, der Duft muss in der Tat keinen Vergleich mit einem Fichtennadelschaumbad scheuen. Beim Geschmack fehlen mir zwar die Erfahrungen mit dem Vergleichsprodukt, meiner war es jedenfalls nicht. Ich hatte etwas Würziges, Kräuteriges erwartet, vielleicht in Richtung Pimm's No.1. Es war aber vor allem süß. Allerdings hatte ich auch den Rat, das Getränk auf Eis zu genießen, zunächst ignoriert. Aber, wenn man schon die Geschmacksnerven betäuben muss, ist das Experiment wohl daneben gegangen - für den Preis von absurden 5€ für die 0,33l-Flasche, übrigens.
Ab der Bestellung des Essens übernahm der Kollege, der - nolens, volens - einen beeindruckenden, top-gepflegten Vollbart trug. Hauptstadt verpflichtet! Ein Mann vom Fach, der erkennbar eine Meinung zur Karte hatte, so dass sich zu den Gerichten jeweils eine kleine nette Unterhaltung entspann. Gut, vielleicht mochte mancher Provinzler meinen, eine gewisse Manieriertheit zu bemerken. Aber: Hey! Wir sind in Mitte...
Beeindruckt hat mich auch die Fingerfertigkeit, ein (Clausthaler) Alkoholfrei in Nullkommanichts mit zwei perfekten Schwüngen komplett in ein 0,3l-Glas zu einzuschütten. Einschließlich hoher Blume, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten oder gar überlaufen zu lassen. Chapeau! Offensichtlich reichlich Barerfahrung der Mann, wofür auch ein Ausgehtipp am Ostbahnhof spricht. Allerdings - Zweifelnder Blick hinunter zum dicken Mann (ich), gefolgt von einem winziges Einknicken der Hüfte? - der Laden sei schon recht hip. Nein? Doch! Oooooooh! Die Flasche Bier gab es, gemessen an der Limo, übrigens zum Schnäppchenpreis von 3,8€.
Zum Digestif habe ich dann doch geschwächelt und nach etwas Süßem in der Kehle verlangt. Leider waren weder Madeira noch Port im Angebot. Es ist dann ein medium Sherry von Sandeman für 7€ geworden. Nicht weiter erwähnenswert.
Ein Blick in die geöffnet gereichte Karte überraschte, denn hier hat der Relaunch am deutlichsten Spuren hinterlassen. Anstelle der zwei Karten, eine "pseudo-berlinerisch", die andere mit den die Küche bei meinem letzten Besuch etwas überfordernden Menue-Empfehlungen des Chefs, gibt es jetzt eine gut zu lesende Mittellösung, die weniger Aufwand verspricht, aber kreative Kompositionen ebenso bodenständiger wie ansprechender Produkte. Vielleicht ist diese Mischung auch ein Erfolgsrezept, denn die Gästeschar war doch sehr gemischt, von fröhlicher Männerrunde über mürrische Einheimische mit auswärtigem Familienbesuch, aufgebrezeltem russischen Paar bis hin zum einsamen Hobbyrestaurantkritiker aus der Provinz.
Nur die auf Teufel komm raus witzigen Titel der Gerichte müssen für mich nicht sein:
Tintenfisch mit Heilbutt wird so zum "Heiligen Pulpo". Ach, ach, ach... Trotzdem bestellt für 29€ und als Vorspeise Salsiccia mit Fenchel, in der Karte natürlich als "Finocchio" für 19€. Stolze Preise.
Die Küche grüßte mit drei selbst gebackenen, anständigen Brötchen mit getrockneten Tomaten, dazu italienisches Olivenöl und Balsamico. Sowie scheinbar mit einem weißen Drops, etwa drei Pfefferminz aus der Rolle hoch. Ich hatte eine Ahnung und tatsächlich wurde etwas warmes Wasser gebracht, das ich über die Pastille schütten durfte. Sie wuchs sogleich zu einem Röhrchen und entpuppte sich ausgerollt als Miniwaschlappen nach Art japanischer oshibori. Wer noch das Yps-Gimmick kennt, freut sich. Wer Gesicht und Hände erfrischen will, auch.
So innerlich und äußerlich gestärkt, harrte ich bei angenehmen, loungigen Klängen der Vorspeise.
Und war abermals erstaunt. Als weiteren Appetithappen schickte die Küche ein Stück Räucherfisch, den ich für Heilbutt hielt. Der freundliche Bartträger annoncierte schon diesen kleinen Teller indes vollständig als geräucherten Rotbarsch mit Mandarinen-Chicorée-Salat in mildem Zitrusdressing. Der Fisch für Räucherware sehr saftig. Seine salzig-rauchige Note wurde durch die fruchtig-bitteren Aromen des Salats sehr schön ergänzt. Ein guter Gruß, der mich gut gelaunt auf die Bratwurst mit Fenchel neugierig machte.
Und siehe da, ein weiteres Mal wurde ich verblüfft.
Das Fleischbrät mit dem kräftig zu erschmeckenden, namensgebenden Fenchel war aus der Pelle gedrückt und sanft angebraten, zusammen mit jungen, leicht karamellisierten Blättern von Römersalat, die noch etwas Biss hatten. Dazu grob geriebener Parmiggiano. Bis dahin ein schlaues, italienisch inspiriertes Wintergericht. Quasi als Beilage gab es dazu zwei Nocken Ziegenkäseeis, sanft schmelzend auf: Süßem Senf! Was für eine verrückte Kombi, die etliche Geschmacksrichtungen zusammenbrachte, aber nicht zuviel wollte. Wie sich in der Karte ankündigte, eher rustikale Zutaten - grobe Bratwurst, Fenchel, Ziegenkäse, Senf, Parmesan - aber sehr kreativ verarbeitet. Ich war (fast) rundum zufrieden. Nur ein paar Knorpel im Brät sind kritisch anzumerken und etwas zuviel Fett auf dem Teller, nachdem die Wurstmasse doch erwartungsgemäß stark ausgebraten hatte. Trotzdem Applaus für diese Kreation!
Nachdem die vom Ober vorbildlich abgefragte Wartezeit vergangen war, kam schließlich der Hauptgang. Als Gegenstück zur ruralen Vorspeise aber "aus Neptuns Reich" (tausendmal gesehn, tausendmal gegähnt).
Ebenfalls meisterhaft! Der pochierte(?) und überflämmte Heilbutt nicht zu fett, voller Schmackigkeit, die durch die Röstaromen wunderbar rau eingebunden wurde. Auch durchaus etwas nippon-style. Dazu zwei mittelgroße Okto-pusten-takel, butterzart mit süßlichem Geschmack. Dazu ein Potpourri aus Mehdi Kazemis Kreativküche, diesmal mit zurückgenommenen Molekularerinnerungen: Geleestreifen von der roten Beete, aufgerollt, aufgestellt und mit einem Apfel-Sellerie-Kompott gefüllt. Knusprige Apfelchips. Friséesalat und frische Sticks von Staudensellerie. Wie eine kräftige Gischt trieben die fruchtig-frischen und bitteren Aromen den fetten, geschmack-vollen Fisch vor sich her! Vor einiger Zeit im Hamburger Se7en Seas war mir die Kombi von fettem Fisch und Frucht zu schwer und unharmonisch, hier gelang sie perfekt. Eine Sauce war nicht vonnöten, die Geschmäcker passten sehr gut zueinander, wurden aber nicht vermischt. Dem entsprach auch die zwar nicht puristische, aber doch sehr geordnete Präsentation, vielleicht ein letzter Wink in Richtung Japan.
Angesichts des (kreativen wie handwerklichen) Aufwandes und der heute tadellosen Ausführung waren die Preise nicht überteuert. Was für die Getränke leider nicht gilt. Zumal die Auswahl (keine gespriteten Süßweine?) zu wünschen übrig ließ. Insgesamt 63,8€.
Sauberkeit, soweit erkennbar tadellos, für das feuchte napkin ein Extra-Lob.
In dieser Form von Küche UND Service ist das No. 5, nur wenige Meter vom Hauptbahnhof entfernt, für mich eine echte Empfehlung, wenn die den verschiedenen Gästegruppen geschuldete Mischung aus Bar und Restaurant nicht allzu stört.
Jedenfalls gilt: Eigener, klarer Kurs liegt wieder an!
Manchmal hat man einfach zu viele Optionen. So ging es mir letztens, als ich abends am Berliner Hauptbahnhof ankam. Soll ich in Richtung Westen, um einen der vielen guten Tipps hier umzusetzen? Hm, wird aber schon recht spät, bis ich dann im Hotel bin. Also doch schon in Richtung Ostbahnhof? Aber da ist in fußläufiger Nähe nichts, was sich für ein ausgedehntes Nachtmahl aufdrängt. Grübel, grübel... Und wenn man sich nicht entscheiden kann, bleibt man schließlich an Ort und Stelle.... mehr lesen
Bar No. 5 im Steigenberger Hotel Am Kanzleramt
Bar No. 5 im Steigenberger Hotel Am Kanzleramt€-€€€Restaurant, Bar030740743990Ella-Trebe-Straße 5, 10557 Berlin
4.5 stars -
"In Mitte wieder auf klarem Kurs." DerBorgfelderManchmal hat man einfach zu viele Optionen. So ging es mir letztens, als ich abends am Berliner Hauptbahnhof ankam. Soll ich in Richtung Westen, um einen der vielen guten Tipps hier umzusetzen? Hm, wird aber schon recht spät, bis ich dann im Hotel bin. Also doch schon in Richtung Ostbahnhof? Aber da ist in fußläufiger Nähe nichts, was sich für ein ausgedehntes Nachtmahl aufdrängt. Grübel, grübel... Und wenn man sich nicht entscheiden kann, bleibt man schließlich an Ort und Stelle.
Aus Diskussionen um unter-, mittel- oder oberfränkische Schweinereien halt ich mich als norddeutscher Swienegel besser raus.
Als regelmäßiger Nürnberg-Besucher daher nur zwei Beiträge zu fränkischer Küche in der Innenstadt. Wenn es denn Wurst sein soll, käme doch statt (oder als Ergänzung) zum Bratwurst-Röslein und Bratwursthäusle das Zum Gulden Stern in der Zirkelschmiedsgasse in Betracht. Platzmäßig der Gegenentwurf zum Röslein, aber auch mit Superlativ als "ältestes" (davon gibt's scheinbar einige...). Nach dem Brand auch wieder geöffnet, wie ich mich überzeugt habe.
Und für ein breiteres Angebot fränkischer Küche das vorliegende Zur Baumwolle.
Hier ist gerade richtig, wer meint, dass einheimischer Besuch Garant für gute Küche ist (vom Gegenteil - teils unterdurchschnittliche, teils unterirdische Küche in Touristenläden - hat mich spätestens das Schäufele im Kachelofen in Bamberg überzeugt). Bei meinem Besuch am Montagabend war es brechend voll und das Verhältnis von Franggen zu Ausländern lag ca. bei 77:3 (zwei Italiener, einBorgfelder).
Auf zwei Etagen in historischen Gemäuer fränkische Gaststubengemütlichkeit mit viel Holz, allerlei Schnitzerei und Schnickschnack, Stimmengewirr und Wärme - auch im Auftreten der freundlich-resoluten Bedienungen in trachtennahen Kleidern.
Da am Montag (?) leider kein Karpfen serviert wurde, musste es mal wieder Schäufele sein, zuvor Leberknödelsuppe. An beidem in Menge und Qualität nichts auszusetzen. Der Knödel locker und kräftig gewürzt, die Brühe mit Petersilie. Die Schweineschulter eine reele Portion, die Kruste knusprig, nicht hart. Das Fleisch fiel leicht vom Knochen und war fast überall noch so saftig, wie es sein kann. Das extra vorgelegte scharfe Messer hätt's nicht gebraucht. Der Kloß mit Brotwürfelfüllung schon Fertigware, aber schön stärke-fluffig. Die Sauce von dünner Konsistenz, aber gut gewürzt. Klasse der Wirsing, mild, sahnig, mit reichlich Schinkenspeck. Mit 13,80€ kein Schnäppchen, aber angemessen.
Vom Fass wird Zirndorfer (Helles und Kellerbier) gezapft und auch Weißbier, aber da habe ich nicht aufgepasst. Verschiedene Flaschenbiere von Tucher.
Alles habe ich zwar auch schon mal besser gegessen/getrunken/erlebt. Aber eben nicht so zentral.
Von mir eine Empfehlung (sollte man ausnahmsweise nicht die "weltbesten" Sushi am Kornmarkt wollen).
Aus Diskussionen um unter-, mittel- oder oberfränkische Schweinereien halt ich mich als norddeutscher Swienegel besser raus.
Als regelmäßiger Nürnberg-Besucher daher nur zwei Beiträge zu fränkischer Küche in der Innenstadt. Wenn es denn Wurst sein soll, käme doch statt (oder als Ergänzung) zum Bratwurst-Röslein und Bratwursthäusle das Zum Gulden Stern in der Zirkelschmiedsgasse in Betracht. Platzmäßig der Gegenentwurf zum Röslein, aber auch mit Superlativ als "ältestes" (davon gibt's scheinbar einige...). Nach dem Brand auch wieder geöffnet, wie ich mich überzeugt habe.
Und für... mehr lesen
Zur Baumwolle
Zur Baumwolle€-€€€Restaurant0911-227003Adlerstr. 18, 90403 Nürnberg
4.0 stars -
"Fränkische Gastlichkeit" DerBorgfelderAus Diskussionen um unter-, mittel- oder oberfränkische Schweinereien halt ich mich als norddeutscher Swienegel besser raus.
Als regelmäßiger Nürnberg-Besucher daher nur zwei Beiträge zu fränkischer Küche in der Innenstadt. Wenn es denn Wurst sein soll, käme doch statt (oder als Ergänzung) zum Bratwurst-Röslein und Bratwursthäusle das Zum Gulden Stern in der Zirkelschmiedsgasse in Betracht. Platzmäßig der Gegenentwurf zum Röslein, aber auch mit Superlativ als "ältestes" (davon gibt's scheinbar einige...). Nach dem Brand auch wieder geöffnet, wie ich mich überzeugt habe.
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Die kleine, aufgebockte Holzveranda mit unbequem aussehendem Alurohrmobiliar wartet auf wärmere Tage. Ruhigere werden nicht kommen, aber Straßenlärm gehört ja zum mediterranen Stadtflair.
Der große viereckige Raum ist durch eine Bar mit vielen Koch- und Weinbüchern getrennt, links die Weinhandlung, rechts das Restaurant, das zunächst keine italienische Assoziationen weckt, außer vielleicht etlichen Geschirrhandtüchern, die von der Decke hängen. Die Hommage an Wäsche über engen Gassen des Mezzogiorno wird mir indes erst jetzt bewusst. Bei meinem Besuch fand ich es erst befremdlich, dann witzig. Denn, wie auf einem anderen Portal jemand schrieb: "Da hat sich ein Innenarchitekt ausgetobt." Mitteldunkler Holzfußboden und durable Vollholztische auf Chrommittelfuß. Man nimmt Platz auf angenehm zu besitzenden Holzstühlen mit entweder schwarzen Sitzflächen und Rückenlehnen oder Plastiksitzschalen in Quietschfarben, grasgrün ist vorherrschend. Auch einige Raumtrenner und ein breiter Streifen Wand leuchten ähnlich frühlingshaft. Dadurch wird der trotz großer Lampen mit Metallschirmen und einiger Strahler nach hinten doch recht dunkel wirkende Raum farblich sehr aufgehellt. An der Fensterfront fällt sowieso das Licht der tief stehenden Sonne schön ins Lokal. An den Wänden über einer umlaufenden Bank mit schwarzem Kunstleder Bilder mit unterschiedlichen Motiven, die mehr oder minder Bezug zu Italien haben und Regale mit italienischen Produkten, die noch nicht jeder Supermarkt führt. Die Hardware auf den Tischen einschließlich der festen Vliesservietten ist einfach, aber passend und, wie alles, sauber. Die Nassräume habe ich nicht besucht.
Ein ungewöhnliches Ambiente, das ich angenehm empfand und das dem Auge viele interessante Kleinigkeiten anbot.
Das Publikum um die Mittagsstunde gemischt, eine alte Dame, Vater und Sohn, ein Handwerker. Wie geschrieben, normal, angenehm.
Der Service wird durch einen schon lebenserfahrenen Herrn erledigt, der das Klischee des nicht eben hünenhaft gewachsenen Italieners, in diesem Fall wohl Sarden, voll erfüllt. Die Deutschkenntnisse sind für das Übliche hinreichend, aber für fachliche Fragen zum Wein holte er den Betreiber, der sich als sein Sohn herausstellte und mehr als kompetent ist. Beide waren ehrlich an der Zufriedenheit des Gastes interessiert, freundlich, zuvorkommend, zu Auskünften gern bereit. Auch ein Probeschluck eines anderen Weines wurde angeboten. In diesem Ambiente sehr, sehr gut.
Die Speisekarte ist klein, aber eigenständig. Klasse statt Masse.
Mein Mahl beginnt mit einem Coperto - natürlich nicht die eigentümliche italienische Gepflogenheit, schon das nackte Gedeck, manchmal mit langweiligem Brot, gesondert zu berechnen. Hier gab es dagegen ein Tellerchen mit je zwei Scheiben/Stücken Salami, Pecorino, gegrillte Zucchini mit Olivenöl, große grüne Oliven und Ruccola. Dazu scharfe Paprika-Tapenade und etwas (langweiliges;-)) Brot. Ein sehr leckerer Auftakt, der einen gleich auf den Stiefel versetzte. Dafür zahlte ich gern schmale 3€, statt einen fehlenden Appetithappen auf Kosten des Hauses zu beklagen, den ich hier so oder so nicht erwartet hatte.
Wer mehr anlegen will, ordert das Tagliere, also ein "Brettl" mit gemischten Aufschnitt, Käse und toskanischem Honig.
Die weitere Wartezeit verkürzte mir eine 11Freunde-Ausgabe über deutsche "Legionäre" in der Seria A. Auf dem Cover der damals in erster Ehe verheiratete Lothar Matthäus, im Inter-Dress ins noch unbedachte San Siro einlaufend. Etliche Jahre später durfte ich mit meinem Sohn in ebenjenem Stadion jubeln, als mein Heimatverein noch einen Pausenrückstand (gegen die Rosso-Neri) egalisierte. Tempi passati, Werder-Erfolge wie Matthäus-Ehen, nur der Torschütze von damals, ein gewisser Claudio P. spielt, trifft und grinst wie damals.
Als primo piatto kommen Tagliatelle mit Fenchel-Salsiccia von der Tageskarte. Für die kleine Portion werden 4,5€ berechnet, ebenfalls sehr kundenfreundlich kalkuliert.
Was gemessen an Bremer Gastronomiepreisen auch absolut für die 5,8€ gilt, die auf der Rechnung für ein Viertel(!) Cannonau erscheinen. Mal abgesehen, dass fast nur noch 0,2l, teilweise schon 0,15l Fingerhüte ausgeschenkt werden, sind da Preise jenseits der 7€ für ordentliche Standardware keine Seltenheit. Der sardische Rote aus der Grenachetraube hatte einiges an Sangiovese mitbekommen, was mir als Tanninverschmäher nicht so recht war.
Die Teigwaren dagegen nach meinem Geschmack leicht über al dente. In einem kräftigen Sugo, das gut an den Nudeln haftete, mit reichlich Wurstscheiben durchmischt und etwas Olivenöl beträufelt. Gewürzt mit groben Pfeffer, Salzkristallen, Petersilie und reichlich Thymianzweiglein, die sich malerisch in der Wintersonne räkelten. Wunderbar kräftiges, klassisches Pastagericht in exzellenter Ausführung.
Ebenfalls von der Tageskarte ganz gegen meine üblichen Vorliebe als Hauptgang ein Burger. Aber die Kombination BBQ-Rindfleisch, Kalbsbraten, Grillgemüse und Guacamole versprach einiges. Und hielt viel mehr. In einem Sesambun, vorbildlich gehalten von einem Holzstäbchen, wurde der Burger auf einem reichlichen, hochwertigen Salatbett und begleitet von gebräunten Kartoffelspalten mit gebratenen Rosmarinzweigen präsentiert. Nachdem ich die obere Brötchenhälfte abgenommen hatte, ließ sich das Gericht problemlos mit Messer und Gabel essen. Das Rindfleisch war kräftig gebräunt, aber im Kern noch schön rosa. Sehr saftig. Was ebenso für die drei Scheiben Kalbsbraten galt. Zusammen mit gegrillter Aubergine, Zucchino, Champgignon und Tomate sowie natürlich der Avocadocreme war dies ein kräftig-harmonisches Meisterwerk. Der helle Industrie-Bun hat nicht gestört, die Kartoffeln waren tadellos, wurden aber von mir nicht sehr beachtet. Ich war im Hackfleisch-Himmel. Der beste Burger, den ich je gegessen habe? Das hieße zwar nicht viel, da ich dieser Fleischzubereitung eigentlich eher wenig abgewinnen kann. Für mich allerdings ein Aha-Erlebnis,nach dem ich den Fleischklops zukünftig wieder etwas freundlicher betrachten werde. Allemal, wenn das PLV so positiv ist, wie im La Calma mit aufgerufenen 10 Euro.
Was schon fast selbstredend für den Espresso galt, der gerade mal 1,5€ kostete und natürlich in der vorgewärmten Tasse serviert wurde.
Ein vermeintlich einfacheres Lokal entpuppte sich als gastronomische (und optische) Überraschung. Man muss vielleicht keinen Umweg in Kauf nehmen, aber für Einheimische, die in der Nähe sind, durchaus einen Besuch wert. Wir werden sicher demnächst am Abend vorbeischauen.