Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 288 Bewertungen 362483x gelesen 10162x "Hilfreich" 9120x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 11.01.2019 2019-01-11| Aktualisiert am
11.01.2019
Besucht am 28.08.2018Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 180 EUR
Das Wortspiel bezieht sich natürlich ebenso wie der Name des Restaurants auf das ehemalige Umspannwerk, dessen rauhe Backsteinhülle mit Designerlampen trendy aufgehübscht worden ist.
Es regiert lässige Eleganz statt allzu heftigem shabby look, so dass ich trotz letzter Sonnenstrahlen leichten Herzens auf einen Platz auf der Terrasse verzichtete. So konnte ich immerhin einen schönen Tisch auswählen und das nach Sonnenuntergang für einen Dienstagabend recht zahlreich hereinströmende internationale Publikum beobachten.
Die nicht eingedeckten hellen Holztische nur mit einem Blümchen hübsch geschmückt, ebenso wie die makellosen Nassräume. Auf dem Weg dorthin, fielen mir an der Wand der stilvollen Raucherlounge die vierseitigen Geschäftsbedingungen auf. So auch noch nicht (bewusst) im Restaurant wahrgenommen.
Im hohen Generatorenraum wurde stimmiger Funk und Jazz gespielt, der im Lauf des Abends immer mehr dem fröhlichen Stimmengewirr von über 30 Gästen wich, um schließlich als Rausschmeißer wieder laut aufgedreht zu werden.
Zu Beginn des Abends war ich vom Sommelier Sascha Hammer freundlich, fast herzlich in Empfang genommen worden. Schon bei der telefonischen Reservierung hatte mir der gastliche Ton das Herz erwärmt. Und: „Ich wurde nicht enttäuscht.“ Das junge, ansonsten weibliche Team agierte flott und aufmerksam, interessiert, professionell und fröhlich. Der Lapsus eines falsch servierten Gerichts verhindert die Bestnote, weil der Gang im Vorfeld angekündigt und von mir schon korrigiert worden war. Auch eine Änderung im Menü war zunächst nicht mitgeteilt worden. Da hatte in beiden Fällen die Kommunikation versagt.
Vom Fußmarsch noch etwas erhitzt, verlängerte ich meinen weißen Port mit separat serviertem Tonic (zusammen 8,5€) und schaute zunächst, was mich von der Weinkarte so anlachte (oder war es eine Empfehlung?). Egal: Die prämierte 2009er Spätlese trocken Alte Reben „Vom Pelosol“ vom rheinhessischen Weingut Beck war jedenfalls eine Bombe für Liebhaber gereifter, schwerer Rieslinge. 60€ - für Berliner Verhältnisse - nicht einmal teuer. Bei Lust auf Roten half ein Gläschen Frühburgunder von Kreuzberg (Ahr) für 8,5€ weiter, bei Süßem eine Auslese vom Pfälzer Weingut Leiner (8€). Zu den abschließenden Petits fours lud mich der engagierte Herr Hammer auf etwas Gespritetes ein. So lernte ich nicht nur einen fruchtigen, fassgelagerten Likörwein vom Spätburgunder kennen, sondern auch die Boos von Waldecksche Hofkellerei sowie den Umstand, dass Portwein aus Deutschland schon seit 1908 nicht mehr so heißen darf...
Zu diesem Zeitpunkt lag ein entspannter und kulinarisch gelungener Abend hinter mir, der schon mit interessanten Küchengrüßen begann:
Auf selbst gebackenem „knäckigem“ Brot mit Körnern eine sehr feine Fischmousse mit schönem Rauchgeschmack und frischem Schnittlauch.
Eine „wilde“ Consommé, die eine überraschende, aber angenehme leichte Bitternote mitbrachte.
Und in brauner Butter knusprig gebackener Blumenkohl am Stiel!
Keine alltäglichen Apéros, die alle gelungen waren.
Zum malzig-süßen Sauerteigbrot
wurde eine Pfeffermischung, Butter mit Salzflocken und vor allem eine Kichererbsencrème gereicht, die mit Zitrusnote und vielleicht etwas grünem Curry überraschte.
Stark!
Als Amuse dann - genau - Variationen von Mais!
Die Crème mit frittierter Blüte mit einzelnen Körnern für den Crunch schmeckte sehr gut, ebenso wie der süßliche, aber auch leicht pikant marinierte Minikolben. Nur bei den geflämmten Körnern hätte ich mir (etwas) mehr Röstung gewünscht.
Aus dem „fleischigen“ und dem vegetarischen Menü hatte ich eine bunte Mischung zusammen gestellt. Sollte man vielleicht nicht tun; der Koch denkt sich schon etwas beim Menü. Aber manchmal muss man halt interessante Teller einbauen oder eine allzu oft genossene Zutat abwählen.
Für die „sortenreinen“ 5-Gang-Menüs wären 79€ bzw. 69€ fällig gewesen. Das ist günstig. Für meine sechs Teller habe ich dann 95€ bezahlt; der Aufschlag ist happig, daher einen Punkt Abzug.
Als erster Gang ein geräucherter Joghurt mit in Holunder und etwas Portwein eingelegter Wassermelone und Gurke mit Gin-Beize.
Dazu gerösteter Buchweizen und für einen salzigen Kick (zu wenig) Passepiere. Das war erfrischend und toll von den Texturen, nur die alkoholischen Bestandteile blieben blass. Dadurch kippte der Teller etwas in die süße Richtung.
Dafür überzeugte der zweite Gang um so mehr.
Klar war die in Sojasauce eingelegte und dann geflämmte Makrele nicht die ganz große Überraschung.
Aber festfleischig und trotzdem zart, deutlich im Eigengeschmack und kräftig röstig. Dazu viele gelungene Texturen von Tomate: Gelee, Marmelade mit süßen und säuerlichen Noten, knusprig getrocknete Haut und ausgestochenes Fruchtfleisch von kleinen gelben. Dabei alle voll Sommer-Sonnen-Aroma! Für fruchtige Spitzen sorgte Sand und Gel und Blatt von Zitronenverbene. Schön frisch mit dem Fisch!
Dann ging es wieder ins vegetarische Menü. Auch hier Geflämmtes (Die identische Zubereitung war bei beiden Tellern nicht aus der Karte erkennbar, aber auch nicht tragisch.), nämlich ein deutscher Büffelmozzarella in Begleitung von Zwiebelcreme und -Knusper, Radicchio, Sauerampfer und - sehr selten auf heimischen Tellern - Mispel!
Eine sehr gelungene Kombi aus würzig-süßen, sauren und bitteren Aromen, verbunden durch die Cremigkeit des Käses. Auch die Bandbreite der Texturen war groß, aber keine übertriebene Leistungsschau. Ein fleischloser Teller, der begeisterte!
Auch vegetarisch, aber deutlich gemüsig ging es weiter: Sellerie stand im Mittelpunkt
und konnte gebacken durch starke Bräunung und einen angenehmen Biss überzeugen. Dazu kam sautierter Spinat und auf den Punkt gekochte, selbst gemachte Nudeln, zu denen eine Zwiebelsauce angegossen wurde.
Trotz frittierter Wurzeln von der Frühlingszwiebel und fruchtigem Traubenkernöl war mir das etwas zu brav, quasi die „Ruhe vor dem Hauptgang“.
Bei dem mir das zunächst sous-vide gegarte, dann angebratene und ungewöhnlich halbierte
Kalbs-Entrecôte mit seinem formidablen Jus vorzüglich geschmeckt hat! Mehr Bräunung ist zwar selten verkehrt, aber hier „entschädigte“ die Saftigkeit und der feine Kalbfleischgeschmack voll und ganz.
Außerdem brachten die Beilagen - geröstete Senfsaat, angebratene Äpfel und vielerlei Zwiebeliges - ein schönes Potpourri von würzigen, süßen und fruchtig-säuerlichen Aromen ins Spiel. Häufig gefällt mir der Fleischgang etwas weniger als die Vorspeisen, hier war er das Highlight. Und ein toller Beleg, dass sich Küchenchef Matthias Gleiß u.a. modernisierte und verfeinerte Regionalküche auf die Fahnen geschrieben hat.
Mein Menü schloss mit Pfirsich, der als Coulis, Sorbet und einem neugierig machenden Deckel angeboten wurde.
Darunter versteckten sich verschiedene Verarbeitungen von (dehydrierter und dann) gerösteter Milch, z.B. Sand und eine sehr cremige Panna Cotta. Die Röstaromen waren ein schöner Twist und auch der „Ver-Crunchisierung“ der deutschen Hochküche wurde mit Macadamia-Spänen Vorschub geleistet. (Recht so, mein offenbarer Massengeschmack mag es, wenn es kracht!)
Mit den schon erwähnten Leckereien aus Keller und Pâtisserie endete ein rundum netter Abend, aus dem selbstverständlich eine nachdrückliche Empfehlung folgt.
P.S.: Leider werden die nachträglich hoch geladenen Fotos (die über 20 hinausgehenden Exemplare) nicht zur Bewertung gespeichert. Beim Restaurant sind sie zu sehen.
Das Wortspiel bezieht sich natürlich ebenso wie der Name des Restaurants auf das ehemalige Umspannwerk, dessen rauhe Backsteinhülle mit Designerlampen trendy aufgehübscht worden ist.
Es regiert lässige Eleganz statt allzu heftigem shabby look, so dass ich trotz letzter Sonnenstrahlen leichten Herzens auf einen Platz auf der Terrasse verzichtete. So konnte ich immerhin einen schönen Tisch auswählen und das nach Sonnenuntergang für einen Dienstagabend recht zahlreich hereinströmende internationale Publikum beobachten.
Die nicht eingedeckten hellen Holztische nur mit einem Blümchen hübsch geschmückt, ebenso... mehr lesen
Volt Restaurant
Volt Restaurant€-€€€Restaurant030338402320Paul-Lincke-Ufer 21, 10999 Berlin
4.0 stars -
"Entspannt und spannend am Landwehrkanal" DerBorgfelderDas Wortspiel bezieht sich natürlich ebenso wie der Name des Restaurants auf das ehemalige Umspannwerk, dessen rauhe Backsteinhülle mit Designerlampen trendy aufgehübscht worden ist.
Es regiert lässige Eleganz statt allzu heftigem shabby look, so dass ich trotz letzter Sonnenstrahlen leichten Herzens auf einen Platz auf der Terrasse verzichtete. So konnte ich immerhin einen schönen Tisch auswählen und das nach Sonnenuntergang für einen Dienstagabend recht zahlreich hereinströmende internationale Publikum beobachten.
Die nicht eingedeckten hellen Holztische nur mit einem Blümchen hübsch geschmückt, ebenso
Wir wurden vom Inhaber zum Löschen der schon gemachten Fotos unserer Gerichte aufgefordert.
Diskussion dazu im Forum
http://www.gastroguide.de/forum/viewtopic.php?f=23&t=482
stars -
"Fotografieren nicht erwünscht" DerBorgfelderWir wurden vom Inhaber zum Löschen der schon gemachten Fotos unserer Gerichte aufgefordert.
Diskussion dazu im Forum
http://www.gastroguide.de/forum/viewtopic.php?f=23&t=482
Lavandula hat es entdeckt: Es gibt ein österreichisches Lokal bei GG! Und kann man es evtl. auch bewerten?
Lavandula hat es entdeckt: Es gibt ein österreichisches Lokal bei GG! Und kann man es evtl. auch bewerten?
Kinski Bar & Restaurant
Kinski Bar & Restaurant€-€€€Restaurant, Bar0724531261Bahnhofstr. 8, 4650 Lambach
stars -
"Bestes Ösi-Lokal bei Gastroguide!" DerBorgfelderLavandula hat es entdeckt: Es gibt ein österreichisches Lokal bei GG! Und kann man es evtl. auch bewerten?
Geschrieben am 16.12.2018 2018-12-16| Aktualisiert am
17.12.2018
Besucht am 24.08.2018Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 122 EUR
Die Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehnt größter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt/Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck/Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker/Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es ja tatsächlich nur an den abgehobenen Ansprüchen.
Schaun mer mal, wie die üblichen Verdächtigen sich so schlagen...
VIII. Sehnsucht heißt ein altes Lied der Taiga
Das Park Hotel ist Bremens einziges Luxushotel und gehörte zur Leading-Hotels-of-the-World-Vereinigung. Nach einer Insolvenz kam es aufgrund von Differenzen zwischen den Grundeigentümern und den potentiellen Betreibern nicht zu einer „bremischen“ Lösung. So griff die Dorint-Gruppe zu und investiert endlich wieder beträchtlich in das zauberhaft am Bürgerpark gelegene Haus. Da hier bis 2013 im La Terrasse der letzte Stern über der Hansestadt funkelte, war ich gespannt, ob der neue Eigentümer auch das Gourmetrestaurant wieder nach vorne bringen will. Die Eigenwerbung verspricht jedenfalls „kulinarische Höhenflüge aus der deutsch-französischen Küche“.
Bei heißen Temperaturen wäre ein Platz auf der wirklich schönen Terrasse mit Blick über den Garten im barocken Stil einschließlich künstlichem See mit Fontäne
und allegorischen Statuen natürlich toll gewesen. Allerdings räumten die jungen Damen und Herren in Kellnerkluft außen schon eilig ein, denn schwarze Wolken verkündeten ein Gewitter schweren Ausmaßes. Und tatsächlich war ich froh, gut geschützt im Wintergarten
zu sitzen, als kaum 30 Minuten die Welt sprichwörtlich „unterging“.
Die weitgehende Ausreservierung bescherte mir einen kleinen Tisch zwischen der Wand und einer Tafel, an der eine Gruppe russischer Damen Anfang zwanzig Geburtstag feierte: Alle sehr jung, sehr gestylt und sehr attraktiv. Ich halte mich ja sonst mit solchen Bemerkungen zurück: Aber, alter Schwede, hier gab es mal wirklich was für‘s Auge! Und für die Ohren. Denn die It-Girls hatten ihre eigene Geburtstagsmusik via Ghetto-Blaster mitgebracht. Der Deep-House irritierte die weiteren Gäste noch, als wir schon längst auf die Völkerverständigung tranken. Denn auch den alten Borgfelder ließ es nicht unberührt, als die russische Seele der Gastgeberin (in diesem atemberaubend asymmetrischen, cremefarbenen Traum!) bei ihrer Ansprache die Tränen in die so perfekt geschminkten Smokey Eyes trieb. Ich wurde natürlich prompt zur Teilhabe an der Geburtstagstorte eingeladen.
Was für reizende Damen!
Im Nebenraum am Buffet werkelte eine Gruppe sportlicher Männer gerade an ihrem Teambuilding. Ich konnte ihnen am Folgetag im Weserstadion bei ihrer gut bezahlten Arbeit zuschauen. Alle grüßten beim Duchschreiten des Wintergartens freundlich. Mit einem der Älteren, gerade Bambi-Gewinner der Kategorien Sport und schelmisch Grinsen geworden, wechselte ich einige ex-nachbarschaftliche Worte.
Was für nette Jungs!
Später kam dann noch eine Gruppe besoffener Dänen, die durch den Raum blökten.
Es gab weder Torte, noch freundliche Worte.
Was für asoziale Idioten!
Die Gästeschaft hat sich also schon mal nicht nur zum Vorteil des Parkhotels entwickelt, seitdem Dorint das Sagen hat.
Beim Interieur mag man streiten. Während in den eigentliche Räumen immer noch die holländischen Kacheln eine zauberhafte Rokoko-Atmosphäre erzeugen, dominieren im Wintergarten lila und Silber. Empire wird mit Art deco und zeitgenössischer Gebrauchskunst
gekreuzt, dazu noch ein großer Bonsai
muss ja nicht jedem alles gefallen.
Insgesamt jedoch eine hochwertige und und dank weißer Beschattungen
noch helle Umgebung, in der man sich durchaus wohlfühlen kann.
Die Toiletten sind ganz Grandhotel und verdienen die Bestnote.
Auch der Service trug seinen Teil zum angenehmen Aufenthalt bei. Angeführt von der zugewandten Chef de rang Frau Landsiedel, die schnell den Einzelgast und seinen Wunsch nach etwas „Ansprache“ erkannte, kümmerten sich gleich mehrere sehr junge Menschen um mich. Später stellte sich heraus, dass sich das vor zwei Tagen frisch angetretene Lehrjahr sogleich an den Gast trauen musste. Engagiert und interessiert, so ist es gut, so soll es bleiben. Die erfahrene Chefin schenkte stets aufmerksam nach, war für ein Pläuschchen zu haben und auch der Gourmetlöffel musste nicht extra erbeten werden. Zur Ente durfte ich drei Rote probieren, bis ich mich für eine Spätburgunder von Bercher aus Baden entschied (6€/0,1l). Der Aperitif-Champagner Moncuit Rosé für 15€ kam zwar unerklärlich warm an den Tisch, wurde aber nach der Reklamation unter Ausdruck ernstlichen Bedauerns sogleich getauscht. Zu den ersten Gängen gab’s eine Flasche Chardonnay aus der Bourgogne, mit 46€ gleich vierfach kalkuliert.
Nun, wer ins Luxushotel geht, braucht sich über die Preise nicht zu wundern. Kopfschütteln ist aber erlaubt...
Nach Ambiente und Service mussten also im gastronomischen Dreigestirn nur noch die Küchenleistungen leuchten. Noch guter Dinge hatte ich mir mangels Menü aus der eher konventionellen Karte selbst etwas zusammen gestellt:
Rücken und Keule vom Kaninchen (16€)
Bouillabaisse (15€)
Halbe Portion Pfifferlingsgnocchi (21€ als Hauptgang)
Gebratene Barbarie-Entenbrust (28€)
Dessert oder Käse wollte ich mir noch offen halten.
Das Baguette Marke Karo-einfach dämpfte die Vorfreude schlagartig. Es blieb gerade noch die Zeit für ein Beweisfotos am Tisch
dann wurde es ohne Murren gegen Brot in normaler Bäcker-Qualität
getauscht. Immerhin der Kräuterquark im Glas
war locker und kräftig abgeschmeckt.
Das unerwartet rustikale Amuse entschädigte.
Eine mit Käse kräftig überbackene Spinat-Pilz-Tarte, der Orange und Limettenzesten Frische gaben.
Der erste Gang kam dann flott und in ansprechender Optik auf den Tisch.
Die gebackene Praline vom Keulenfleisch war saftig und am Gaumen gut erkennbar. Über den Rücken haben die Fantastischen Vier nach meiner Erinnerung schon vor vielen Jahren gerappt: „Es könnte alles so saftig sein. Isses aber nicht!“ Im Gegenteil, knochentrocken. Und auf trockenem Kaninchenfleisch kann man ja laaaange herum kauen... Da hätte man sich wenigstens ein schlotziges Sößchen gewünscht oder etwas Fruchtiges. Stattdessen gab’s mit Piment d’Espelette geschärften Schmand und Sauce Rouille. Für mich machte das überhaupt keinen Sinn; hier ging es, da bin ich sicher, nur um den Farbeffekt. Den man vielleicht mit roten Früchten sinnvoller hätte herstellen können. Am grünen Spargel hat’s allerdings nicht gelegen, dass der Teller für mich handwerklich und in der Kombination ziemlich versagt hat.
Leider konnte die folgende, am Tisch angegossene Bouillabaisse das Ruder auch nicht wirklich herum reißen. Nicht die Karte, sondern erst die zunächst „trocken“ präsentierte Einlage
ließ erkennen, dass hier trotz angekündigter Rouille keineswegs ein mediterranes Original in den Suppenteller kam. Versammelt waren völlig geschmacksfreie Lachsforelle - talgig mit wabbeliger Haut - ähnlich fade Miesmuscheln und im Vergleich dazu sogar gute, weil knackige Garnelen mit Geschmack. Die Brühe war o.k., Pastis-Aroma Fehlanzeige. Am besten gefielen die knackigen Abschnitte von Zuckerschoten, was schon alles sagt.
Die angekündigte Sauce Rouille kam trotz zweifacher Nachfrage nicht (war wohl fürs Kaninchen verbraucht worden). Auf das auch zu spät angebotene Röstbrot verzichtete ich, um die Küche nicht etwa zu überfordern...
Als Zwischengericht hatte ich um eine halbe Portion Gnocchi mit Pfifferlingen gebeten. Dafür war es (zu) viel.
Auf der Rechnung erschien der entsprechende Hinweis „0,75“, aber das war dann auch schon egal.
Die frischen Kartoffelkissen fluffig, mit unauffälliger Pilzfarce gefüllt. Die kleinen Pilze gut geputzt und mit feinem Aroma. Gut (nämlich kurz) sautiert der Spinat, das Ganze mit nicht zuviel Parmesan leicht gratiniert.
Eindeutig der beste Teller des Abends. Aber eben (weil?) auf einem anderen, einfacheren Niveau!
Vor dem Hauptgang hatte ich nach dem trockenen Kaninchen zweimal gebeten, in der Küche zugunsten einer doch bitte maximal rosa gebratenen Entenbrust zu intervenieren.
Man ahnt die Pointe: Durchgebraten und trocken. Da hatte ich die Faxen endlich dicke und bin etwas deutlicher geworden. Auch hier punktete Frau Landsiedel mit Kundenorientierung. Der Teller verschwand ohne Aufhebens, es wurde mir die Wahl zwischen einer Alternative und einem Zweitversuch angeboten. Ich entschied mich für Letzteres und siehe da
das Fleisch von „Frankreichs beliebtester Ente“ war rosa, saftig und überzeugend. Die Haut nicht so kross, wie ich es mag, aber mit schöner Röstnote. Auch die Begleiter gut, der Kartoffelstampf noch etwas stückig mit untergehobenem Ziegenkäse. Kräftige Sauce, gute Shitakepilzen und als überraschende Fruchkomponente gut ausgewogener confierter Rhabarber. Das hat Spaß gemacht. Aber für die Bewertung muss entscheidend sein, was die Küche zunächst zum Gast schickt, nicht die Nachbesserung. Der Gang wurde komplett von der Rechnung genommen, das hatte immerhin Stil.
Ebenso, wie eine Käseauswahl
als „kleine Wiedergutmachung“ zu offerieren, die ein Koch-Azubi an den Tisch brachte und gut erklärte. Prima! Die Portion bestand aus Stilfser, Pecorino, in Prosecco eingelegtem Aperitivo und Gorgonzola. Dazu gab es ansprechend präsentiert
Birnenchutney, Apfel-Zwiebel-Marmelade, Feigensenf, Früchtebrot. Das war eine wirklich feine Auswahl, aber erforderte natürlich auch kein großes Küchenhandwerk.
Zum Abschluss wurde eine Auswahl Petits fours gereicht
Ordentliche Pâtissier-Arbeit, wenn auch meine neuen Freundinnen nicht ganz zu Unrecht etwas mehr Knusprigkeit der Macarons reklamierten. „Der (russische) Imperator verzeiht nicht so leicht wie ich!“ um auch einmal mit einem Filmzitat zu glänzen...
Mir schmeckten die Kleinigkeiten. Dazu hatte ich statt eines Kaffees als Verdauungshilfe einen Grashopper bestellt, den mir der Barchef ausgezeichnet gemischt und gekühlt an den Tisch servierte.
Der Preis des Verzehrten hätte bei voller Berechnung bei 165€ gelegen, völlig unangemessen.
Fazit: Man hat Stil, bemüht sich sehr, verfehlt aber die selbst gesteckten kulinarischen Ziele deutlich.
Ich hab arge Sehnsucht nach dem alten La Terrasse, gern auch mit etwas Balalaika-Hip-Hop...
Mit dieser Enttäuschung endete meine Tour durch die Michelin-Empfehlungen für Bremen.
Nicht alles war schlecht. Ich sehe das Topaz auf dem richtigen Weg und habe das Wels neu entdeckt. Grashoff und Das kleine Lokal sind wieder eine sichere Bank. Letzteres wurde vom gerade erschienenen Gault&Millau auf respektable 16 Punkte hoch gewertet. Das lässt doch hoffen.
Die Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehnt größter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt/Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck/Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker/Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt... mehr lesen
Park Restaurant im Park Hotel Bremen
Park Restaurant im Park Hotel Bremen€-€€€Restaurant, Bar, Hotel042134080Im Bürgerpark 1, 28209 Bremen
3.0 stars -
"Saisonfinale: Mit dem 8. Heimspiel endet mein Streifzug durch die Bremer Top-Gastronomie" DerBorgfelderDie Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehnt größter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt/Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck/Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker/Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt
Geschrieben am 12.12.2018 2018-12-12| Aktualisiert am
12.12.2018
Besucht am 15.09.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 107 EUR
Die Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehntgrößter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt./Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck./Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker./Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es ja tatsächlich nur an den abgehobenen Ansprüchen.
Schaun mer mal, wie die üblichen Verdächtigen sich so schlagen...
VII. Die Überraschung
Das ****S-Landhotel Munte liegt am Stadtrand in unmittelbarer Nähe zu mehreren Naherholungsgebieten sowie der Universität und den Forschungseinrichtungen; es ist ebenso gut von der Autobahn wie aus der Innenstadt erreichbar. Dies und die unmittelbar anschließende private Augenklinik sorgen eigentlich immer für einen gut gefüllten Parkplatz. Die kulinarischen Wünsche der gehobenen Kundschaft erfüllt ein italienisches Restaurant der Mittelklasse und eben das vornehmlich auf Wild und Fisch spezialisierte Wels.
Die Namensgeber werden im Süßwasser-Aquarium vor Ort gehalten. Vor Jahren hatte ich hier einen davon auf dem Teller, ohne dass mich das Erlebnis zu einem schnellen Wiedersehen gedrängt hätte. Die Michelin-Empfehlung nahm ich daher etwas überrascht zur Kenntnis und machte mich in süßer Anhängerschaft mit Bahn und Bus auf den Weg ins Grüne.
Das Ambiente ist typisch Landhaus-Stil (Ausnahmen bestätigen die Regel): Helle, auf Vintage getrimmte Hölzer, Rattansessel, Blick in den Garten bzw. hier ins Kleingartengebiet. Kronleuchter und Teppichboden vermitteln immer ein wenig Gute-Stube-Gefühl. Nicht ganz auf der Höhe die braunen Natursteinauflagen des Buffets und die quietschgelben Leuchtelemente.
Wir saßen direkt unter einem und dessen verheerende Wirkung auf die Fotos bemerkte ich leider erst am heimischen Computer. Ich hab versucht, in der Nachbearbeitung das Beste heraus zu holen.
Eine Reservierung hatten wir am frühen Samstagabend nicht, trotzdem erhielten wir problemlos noch einen eingedeckten Tisch im Wintergarten. Zur Not hätte es im anschließenden Frühstücksbereich noch genügend annehmbare Plätze gegeben. Das Publikum wie wir Paare im besten Alter sowie eine kleinere Gruppe. Geschäftsleute am Wochenende Fehlanzeige.
Der Oberkellner Herr Plenge pflegt einen legeren, manchmal etwas ins kumpelhafte abgleitenden Stil. Dunkles Sakko mit Einstecktuch, aber offenes weißes Hemd wirken etwas bemüht locker. Genug der Modekritik, die Serviceleistungen, auch der jüngeren Kräfte war sehr ordentlich. Immer aufmerksam, mit individuellen Empfehlungen und Nachfragen. Dass die Karten geschlossen überreicht wurden, ist nicht so wichtig, wie die Cloches, die ein Auskühlen der Speisen auf dem recht weiten Weg aus der Küche effektiv verhindert haben. Alle Wünsche wurden erfüllt, wir waren zufrieden.
Als Aperitif entschied sich Madame für einen alkoholfreien fruchtigen Cocktail für freundliche 5,3€. Mir stand der Sinn nach einem Gin Fizz, der mit 8,1€ berechnet wurde.
Die Vorliebe für „krumme“ Preise setzte sich in der Karte fort (Ist das irgend ein Marketing-„Trick“?).
Im dreigängigen HeimatGenuss-Menü für 33,8€ schmeckten meiner Frau die Tafelspitz-Brühe mit Meerrettich-Pfannkuchenstreifen, gebratener Zander in Limonensalz mit Kartoffel-Korianderpüree und abschließend Cappuccino-Mousse auf Bremer Kaffeebrot mit rotem Johannisbeer-Schwarzkirschragout. Ich war von der kreativen Ausführung dieser bürgerlichen Gerichte positiv überrascht, für die mit Christina Bolt eine der ganz wenigen Küchenchefinnen der Region verantwortlich zeichnet.
Statt des Menüs hatte ich mir à la carte folgendes ausgesucht:
Königsberger Klopse vom Kaninchen
Wildschwein-Knipp
Sauerbraten, ebenfalls vom Wildschwein.
Dazu passte als Apéro ein Canapé mit Wildschweinsalami
natürlich vorzüglich. Außerdem gab es Ciabatta und eine mediterran gekräuterte Butter.
Aus den sechs offenen Weißen wählten wir ein Glas Riesling von Bassermann-Jordan und eine Burgundercuvée von Markus Pfaffmann. Beide von 2017, beide für 5,6€ das Gläschen.
Die Mettklopse vom Kaninchen zum Start konnten auf ganzer Linie überzeugen.
Saftig
und der mild-süßliche, von manchen hier als seifig geschmähte Geschmack wurde von den Kapern in der Soße nicht überdeckt.
Richtig klasse die Kartoffeln, die auch wie welche schmeckten; mit dem würzigen, nur leicht säuerlichen Sößchen ein Gedicht. Die Küche hatte zwar vergessen, sie in Butter zu schwenken, aber das hab ich keine Sekunde bedauert.
Auch der daneben gereichte Salat von Roter Bete passte gut mit erdig-süßen Noten und vor allem nicht zu viel Säure.
Das war mal ein Auftakt nach Maß.
Auch der/die/das Knipp (Wiki weiß mehr!) vom Wildschwein als Zwischengang ganz stark.
Kräftig gewürzt und leicht pikant, so dass das Ausgangsprodukt nicht wirklich vom Hausschwein zu unterscheiden war. Aber beherzt angebraten, so dass sich eine dunkle, knusprige Hülle gebildet hatte. Leeeeeecker! Nicht in Fett schwimmend, aber auch nicht so trocken, wie manches quasi-industrielle Produkt aus Groß-Schlachtereien. Dazu wieder die schönen Salzkartoffeln. Eigentlich „gehören“ Bratkartoffeln dazu, aber das schien mir gerade für ein Zwischengericht doch etwas zu mächtig.
Den klassischen norddeutschen Dreiklang komplettierte ein süß-säuerliches, nicht zu weich gekochtes Apfelkompott, bei dem Zimt und Lorbeer heraus zu schmecken waren. Herr Plenge empfahl zudem Senf.
Ein alkoholfreies „hanseatisches Konzernpils“ zur Begleitung schlug mit 3,3€ zu Buche.
Der Sauerbraten, auch vom Schwarzkittel, hielt nicht ganz dieses Niveau, insbesondere erwartete ich etwas mehr Säure in der Sauce. Trotzdem ein gelungenes, schmackhaftes und reichlich portioniertes Gericht.
Das Fleisch schmeckte hier kräftiger durch. Es war nicht zu fest, lediglich an wenigen, kleinen Stellen etwas trocken. Der Rotkohl war wiederum perfekt gegart, noch mit Biss, aber nicht etwa halb roh. Hier überraschte mich nur die sehr zurückhaltende Würzung, das war recht naturbelassen. Angesichts der anderen Gänge unerwartet. Ich hielt mich lieber an die lockeren Semmelknödel mit Brotfüllung, die natürlich perfekt zum Aufnehmen der auch zusätzlich gereichten dunklen Sauce waren.
Während meine Liebste ihr Dessert genoss, ließ ich den Käse aus und konnte schon resümieren:
Im Herzen traditionelle Regionalküche, aber modern, ohne dabei nach Moden zu schielen. Hier kommt kein Cross-over auf den Teller. Es wird nicht dehydriert oder stabilisiert, sondern heimische Produkte mit gekonntem Handwerk zeitgemäß weiter entwickelt.
Positive Überraschung und für Fans norddeutscher Küche eine klare Empfehlung.
Die Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehntgrößter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt./Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck./Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker./Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es... mehr lesen
Restaurant Wels im Hotel Munte
Restaurant Wels im Hotel Munte€-€€€Restaurant0421 2202666Parkallee 299, 28213 Bremen
4.0 stars -
"Englische Wochen! 7. Heimspiel: Mein Streifzug durch die Bremer Top-Gastronomie" DerBorgfelderDie Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehntgrößter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt./Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck./Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker./Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es
Geschrieben am 06.12.2018 2018-12-06| Aktualisiert am
08.12.2018
Besucht am 26.09.2018Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 162 EUR
Die Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehntgrößter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt./Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck./Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker/Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es ja tatsächlich nur an den abgehobenen Ansprüchen.
Schaun mer mal, wie die üblichen Verdächtigen sich so schlagen...
VI. Der Grillmeister
The Grill ist das einzige High-End-Steakhouse der Stadt; seit einem Jahr gibt es einen Ableger auf der Düsseldorfer Kö. Die Preise der regulären Angebote gehen bis 130€. Ob einem ein Stück Rindfleisch so viel Geld wert ist, muss jeder für sich entscheiden; das ist letztlich ja bei Kaviar etc. nicht anders. Man serviert hauptsächlich US-Nebraska-Beef, daneben südamerikanische (argentinische?) und australische Ware, näher wird die Herkunft nicht aufgedeckt. Gegrillt wird im Ofen bei bis zu 800 Grad. Die Schnitte reichen bis 1200g für Porterhouse und Tomahawk. Ich hab hier vor Jahren mal das 600g Rib-Eye verdrückt, plain war das kein Problem. Mehr Fleisch am Stück hab ich auch nur einmal mit 870g Chianina im Sheraton am Frankfurter Flughafen geschafft. Tempi passati.
Die mir erinnerliche Präsentation der Stücke am Tisch gab es an diesem Donnerstagmittag um 12.00 Uhr nicht. Bis 13.45 Uhr verirrten sich auch nur noch drei weitere Gäste in den Carnivoren-Tempel.
Die Innengestaltung als luxuriöse Rocky-Mountains-Lodge mit eindeckten Tischen
ist hochwertig, völlig stimmig und überzeugt mich auch nach Jahren noch voll.
Insbesondere die Plätze auf der Galerie gefallen mir, sind aber bei gut besetztem Lokal recht laut. Bei unserem Besuch mangels Belegung aber nicht, so dass wir in den zweifelhaften Genuss der wummernden House-Musik kamen. Muss der Angler nicht dem Wurm schmecken, oder so ähnlich?
Die Toiletten auch sauber und schick; Mann sieht zudem auf erotische Fotografie.
Mit einem Campari-O (9,5€) und einem alkoholfreiem Bellini (6,5€ für 0,1l Industriesirup mit Softdrink...) stimmten wir uns seelisch auf das PLV ein...
Ein Kritikpunkt war die leider befleckte, zweiseitig bedruckte Karte, die schon auf den Tischen auslag und auch preiswerteren Mittagstisch offerierte. Wir wählten dagegen eine möglichst breite Auswahl:
Surfˋnˋturf kalt = Tatar von Rind und Thunfisch (17,5€)
300g U.S. Rib-Eye (43,5€)
Surfˋnˋturf warm = 200g Rinderfilet und eine Riesengarnele, mit grünem Spargel, Kartoffelpüree und Kalbsjus (56,5€)
Egg florentine (6,5€)
Gebratene weiße Zwiebeln (4,5€)
Pommes frites (5€)
Zum Fleisch trank ich noch einen Fingerhut fruchtigen H3 Merlot aus Washington (6,5€)
mein jugendlich wirkender Begleiter blieb seiner alkoholfreien Linie treu.
Die erfahrene Dame im Service bediente uns freundlich und engagiert. Es kam z.B. das Angebot, die frühzeitig georderten und dann übrig gebliebenen Pommes zum Fleisch nochmals zu servieren und solange heiß zu halten. Wir sollten allerdings bitte nicht schimpfen, wenn die Kartoffelstäbchen dadurch etwas hart würden. Taten wir nicht, denn an den Serviceleistungen gab es auch sonst nichts auszusetzen. Die Frage nach amerikanischem Bier verneinte sie trocken: „Der Chef ist mit Krombacher verheiratet.“ Was hier übrigens wörtlich zu nehmen ist.
Toller Opener im The Grill ist seit der Eröffnung ein kleines ganzes Zwiebelbrot
das jeder Gast heiß aufgebacken erhält. Knusprig, fluffig, zwiebelig, herrlich! Mit Butter und Andensalz mit BBQ-Seasoning
serviert, könnte man sich daran wirklich schon satt essen!
Dann standen die Vorspeisen auf dem Tisch:
Das Florentiner Ei
kräftig gebräunt, aber noch schön flüssig. Dafür der Spinat TK-Ware, die nicht nur ordentlich quietschte, sondern auch recht ungewürzt daher kam; ein etwas zweischneidiger Genuss.
Besser die Tatars:
Beide handgeschnitten, Rind schon klassisch angemacht, dazu Wachtelei, Kapernapfel und Schwarzbrot. Der Thun auch gewürzt und mit Avocado vermengt, dazu eine extra Sojasauce und einen Sesamchip. Das war ordentlich.
Die schon erwähnten Pommes
enttäuschten ein wenig. Gute Industrieware, dünner Schnitt, heiß. Pommes halt. Dazu Ketchup und Mayo von Heinz, was mich doch in dieser Preisklasse negativ überraschte. Man könnte befürchten, dass damit der Verkauf der (selbst gemachten?) Saucen und Dips angekurbelt werden soll. Immerhin gibt es eine Barbecue-Zubereitung gratis zum Fleisch. Die Jus dürfte ein vorgefertigtes Produkt gewesen sein, hatte aber Fleischgeschmack und Süffigkeit.
Alle Beilagen waren ordentlich gemacht: Das Kartoffel-Püree war sehr buttrig. Die nicht matschig gebratenen weißen Zwiebeln
süß, wenn auch ohne eine Röstnote, die der grüne Spargel ebenso hatte, wie Biss und Geschmack.
Und die Hauptsache im Steakhouse?
Gut!
Außen stark gebräunt, teilweise sogar knusprig. Gargrad medium-rare perfekt, mein Rib-Eye saftig, das Filet meines Tischgenossen super zart. Allenfalls hätte ich mehr Eigengeschmack erwartet. War aber ja auch nicht dry-aged oder Txogitxu...
Fazit:
Tolles Ambiente, versierte Bedienung, gutes Fleisch, solide Beilagen. Schon das beste Steakangebot der Stadt. Kann man jederzeit machen, aber für mich gibt es auch keinen zwingenden Grund, die sehr hohen Preise häufiger als alle Jubeljahre zu zahlen.
Die Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehntgrößter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt./Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck./Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker/Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es... mehr lesen
The Grill Bremen - Steaks in Style
The Grill Bremen - Steaks in Style€-€€€Restaurant, Bar042187825640In der Vahr 64, 28329 Bremen
3.5 stars -
"6. Heimspiel: Mein Streifzug durch die Bremer Top-Gastronomie" DerBorgfelderDie Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehntgrößter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt./Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck./Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker/Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es
Laut Homepage soll die Schließung zum Ende des Jahres erfolgen. Inzwischen existiert aber auch die Homepage nicht mehr. Besser anrufen, bevor man vor verschlossener Tür steht...
Laut Homepage soll die Schließung zum Ende des Jahres erfolgen. Inzwischen existiert aber auch die Homepage nicht mehr. Besser anrufen, bevor man vor verschlossener Tür steht...
stars -
"Vorsicht: Vielleicht schon geschlossen?" DerBorgfelderLaut Homepage soll die Schließung zum Ende des Jahres erfolgen. Inzwischen existiert aber auch die Homepage nicht mehr. Besser anrufen, bevor man vor verschlossener Tür steht...
Als einziges Lokal in Stralsund. In der neuen Kategorie „pop“ für kreative, innovative Gastrokonzepte.
Als einziges Lokal in Stralsund. In der neuen Kategorie „pop“ für kreative, innovative Gastrokonzepte.
Eine gute Zeit - Das kleine Restaurant
Eine gute Zeit - Das kleine Restaurant€-€€€Restaurant, Bistro, Cafe038312897951Knieperstraße 7a, 18439 Stralsund
stars -
"Vom Gault Millau empfohlen" DerBorgfelderAls einziges Lokal in Stralsund. In der neuen Kategorie „pop“ für kreative, innovative Gastrokonzepte.
Geschrieben am 16.11.2018 2018-11-16| Aktualisiert am
18.11.2018
Besucht am 22.08.2018Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 114 EUR
...war zwar durch und durch verrottet, wie wir spätestens seit Buñuels Klassiker wissen.
Aber das gilt selbstverständlich weder für die mit teuren Ketten und Broschen geschmückten drei Damen, die sich bei Maultaschen und Zwiebelrostbraten so reizend schwäbelnd über die chinesische Schwiegertochter echauffierten, die mit den Kindern kein Deutsch reden könne (was sie doch eigentlich mit der Restfamilie verbinden müsste...;-) Noch für die vielen distinguierten Paare hohen und höchsten Lebensalters, die sich vermutlich vom überwältigenden Angebot dieses Feinkosttempels in der Stuttgarter Innenstadt erholen mussten. Auch in die Jahre gekommene Bohème ward gesichtet, stilecht mit schreiend buntem Beinkleid, der weiße (!) Schal ebenso wehend wie das lange, gleichwohl schüttere Haupthaar. Überhaupt die Kunst: Wie es sich für die Schwabenmetropole gehört, sponsort dieser Hort der Großbürgerlichkeit freien Eintritt in die Jubiläums-Ausstellung der Staatsgalerie. Nun ja, es trifft keinen armen Mäzen. Wie schon eine gut informierte Karibiksonne berichtete, hat sich nach einer Insolvenz Anfang des Jahrtausends Familie Piëch eingekauft.
Stilistisch regiert eher die Moderne in Anlehnung an das nahe Kunstmuseum. Klare Linie, letztlich ist der Raum ein Kubus, in dem die Tische streng und recht eng verteilt sind. Eher puristisch ausgestattet, daher umso beherrschender die großen modernen Fotografien
die ich als reiz-volle Bereicherung empfand.
Wer´s etwas lockerer mag und insbesondere auf das Sehen und Gesehenwerden Wert legt, wählt die (Austern)Bar vor dem Restaurant. Die Jeunesse dorée, aber auch alle anderen Liebhaber frischen Meeresgetiers zieht es schließlich in das teure, doch grundsätzlich empfehlenswerte Sushi-Ya ganz am anderen Ende des lebendigen Ladengeschäfts.
Ich kam im trubeligen Mittagsgeschäft und musste nach einer sehr kurzen Wartezeit zunächst mit einem Tisch in einer Nische hinter der Tür vorlieb nehmen. Später war ein Umzug nahe an die große, beschattete Fensterfront möglich, wo ein steter angenehmer Luftzug herrschte. Im August 2018 verbot sich die sonnendurchglühte Terrasse von selbst.
Der Service war flott, auch am Katzentisch wurde ich nicht übersehen. Man vergaß zwar, die Fehlanzeige in der Karte schon bei der Bestellung mitzuteilen, entschuldigte sich dafür aber sehr nett. Außerdem gab Restaurantleiter Bota ein Glas vom Hand-in-Hand aus, dem inzwischen doch häufig in der gehobenen Gastronomie anzutreffenden „Hochzeitswein“ Klumpp/Meier-Näkel. Ich wurde jedenfalls freundlich und niveauvoll umsorgt, so dass die kleinen Schnitzern gefühlsmäßig nicht ins Gewicht fielen.
Für den ersten Hunger wurde ein mäßig frisches Baguette gebracht, aber stilvoll mit Beurre salée de Charentes. Feinkost lässt grüßen.
Bei einem prickelnden Württemberger Rosé (Schloss Affaltrach, 6€) nahm ich erfreut zur Kenntnis, dass hier keineswegs nur Schwäbische Spezialitäten serviert werden. Oder wie klingen:
- Kopfsalat Mousse mit marinierten Kopfsalatherzen (19,5€)
- Gurkengazpacho und Joghurt-Gratiné (16,5€)
- Marinierter Toro mit Pomelo (9,5€)
- Gebratener Waller mit frischen Trauben (24,5€)
Dazu gab’s einen frischen weißen Garnacha aus der D.O. Somontano, der ein Sauvignon-ähnliches Bukett mitbrachte und am Gaumen etwas Holz spüren ließ. Angesichts der ansonsten gepfefferten Preise mit 28€ nicht zu hoch bezahlt.
Die Küche grüßte mit einem klar erkennbaren, doch arg sahnigen Paprikasüppchen
bei dem grobes, hartes Pfefferschrot irritierte. Der Berglinsensalat dazu störte nicht, er wurde vergessen. Die Nachlieferung konnte ich nur kurz genießen, wurde doch schon der erste Gang mit einem fröhlichen „Wird nicht kalt!“ auf den Tisch platziert.
Immerhin schon mal eine deutliche optische Verbesserung.
Und nach ein paar Gabeln war klar, dass die sommerliche Kombi von Orangenfilets, cremiger Burrata und Kopfsalat in Texturen hervorragend funktionierte.
Fruchtige Süße, „grüne“ Frische und milde Sahnigkeit ergänzten sich zu einem leichten Genuss. Grüne Chili sorgte zudem für den leicht scharfen Kick. Den Kopfsalat auch als Gel und Mousse zu präsentieren, war für mich jetzt kein Muss, aber geschmacklich waren alle Varianten präsent. Allenfalls etwas „zum Beißen“, vielleicht in Form von Nüssen oder Kernen, hätte ich mir noch gewünscht.
Frisch ging es auch weiter. Bevor die kalte Suppe angegossen wurde
und einen schönen Duft von Gurke und Dill verbreitete, durfte ich mich an der farbenfrohen Einlage erfreuen.
Geschälte aufgerollte Scheiben (auch für die Textur), Joghurtgranité und Olivenölperlen bildeten ein hübsches Potpourri. Am Gaumen dominierte dann aber eine kräftige Süße, gegen die der zu kleinteilige Joghurt und das geschmacklich ganz unauffällige Öl nicht durchdrangen. Bei kräftigeren Gegenspielern oder beherzter Würze einer klassischen Gazpacho wäre die Kombination bestimmt gut aufgegangen, so blieb sie eindimensional.
An meinen nächsten Gang musste ich erinnern, er war vergessen worden. Das mag daran liegen, dass zunächst mit Kalbskopf doch ein Klassiker geordert worden war. Leider nicht mehr verfügbar. Die Alternative war für mich eine Premiere, als Carpaccio hatte ich fetten Thunfischbauch noch nicht.
Geschmacklich per se ein Knaller, allerdings litt der Genuss der dünnen Scheiben an einigen Sehnen. Wenn Toro nicht japanisch puristisch serviert wird, braucht der fette Fisch überzeugende Begleiter. Die Pomelo-Filets und das Yuzu-Gel gefielen mir da schon gut. Auch mit der Rosmarin-Emulsion war die Küche auf dem richtigen Weg, nur leider zu sparsam dosiert! Der neutrale cremige Schafskäse konnte leider nichts beisteuern. Anders als beim Gurke-Joghurt-Duo des vorigen Tellers, verstand ich den Sinn der Kombination auch nicht. Licht und etwas Schatten.
Der Hauptgang war dagegen sehr stimmig. Gebratener Waller mit frischen Trauben, Pfifferlingen, Rettich
Sehr saftiger Waller perfekt gebraten
mit Trauben und einer schönen Traubenjus (im Kännchen Nachschub)
die von süßer Topinamburcrème abgepuffert wurden. Gehobelter Rettich steuerte eine salzige Note bei und von den ersten Pfifferlingen war ich ebenfalls angetan.
Das war ein rundum gelungener Teller.
Gegen 15.00 Uhr hatte sich der Raum weitgehend geleert und so kam auch mal der Herr der Töpfe vorbei. Man weiß ja nie, welcher Profession ein einzelner Gast nachgeht, der sich intensiv mit den Tellern auseinander setzt... Ich klär das dann aber immer sehr schnell auf. Es ergab sich wie so oft ein ebenso spannendes wie entspanntes Gespräch. Gute Köche brennen für ihren Beruf; wenn nicht, bleiben sie es bei den Arbeitsbedingungen nicht lange. Jedenfalls kam ich - auf Kosten des Hauses - noch zu einer tollen Käseauswahl
bei der natürlich wieder aus dem Vollen geschöpft wurde: U. a. Sainte-Maure mit Asche, ein milderer Ziegenkäse mit Honig und ein toller Blue Stilton, den ich mir erst nach dem Gläschen Sauternes (10,5€) schmecken ließ. Auch bei der Begleitung ging die Küche in die Vollen: Feigen, Feigensenf, kandierte Nüsse, zweierlei Nussbrot
und mit japanischem Togarashi-Gewürz eingeriebene Grissini! Nicht meine schlechteste Idee im Feinkosttempel einzukehren...
Insgesamt eine ambitionierte Küche, die mit etwas mehr Mut richtig durchstarten könnte. Der sympathische Chef Simon Förster bringt dafür sicher die Fähigkeiten mit. Zu vermuten steht aber, dass von den Stuttgarter Honoratioren Sturm und Drang eher auf der Bühne als auf dem Teller geschätzt wird.
...war zwar durch und durch verrottet, wie wir spätestens seit Buñuels Klassiker wissen.
Aber das gilt selbstverständlich weder für die mit teuren Ketten und Broschen geschmückten drei Damen, die sich bei Maultaschen und Zwiebelrostbraten so reizend schwäbelnd über die chinesische Schwiegertochter echauffierten, die mit den Kindern kein Deutsch reden könne (was sie doch eigentlich mit der Restfamilie verbinden müsste...;-) Noch für die vielen distinguierten Paare hohen und höchsten Lebensalters, die sich vermutlich vom überwältigenden Angebot dieses Feinkosttempels in der Stuttgarter Innenstadt... mehr lesen
3.5 stars -
"Der diskrete Charme der Bourgeoisie..." DerBorgfelder...war zwar durch und durch verrottet, wie wir spätestens seit Buñuels Klassiker wissen.
Aber das gilt selbstverständlich weder für die mit teuren Ketten und Broschen geschmückten drei Damen, die sich bei Maultaschen und Zwiebelrostbraten so reizend schwäbelnd über die chinesische Schwiegertochter echauffierten, die mit den Kindern kein Deutsch reden könne (was sie doch eigentlich mit der Restfamilie verbinden müsste...;-) Noch für die vielen distinguierten Paare hohen und höchsten Lebensalters, die sich vermutlich vom überwältigenden Angebot dieses Feinkosttempels in der Stuttgarter Innenstadt
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Es regiert lässige Eleganz statt allzu heftigem shabby look, so dass ich trotz letzter Sonnenstrahlen leichten Herzens auf einen Platz auf der Terrasse verzichtete. So konnte ich immerhin einen schönen Tisch auswählen und das nach Sonnenuntergang für einen Dienstagabend recht zahlreich hereinströmende internationale Publikum beobachten.
Die nicht eingedeckten hellen Holztische nur mit einem Blümchen hübsch geschmückt, ebenso wie die makellosen Nassräume. Auf dem Weg dorthin, fielen mir an der Wand der stilvollen Raucherlounge die vierseitigen Geschäftsbedingungen auf. So auch noch nicht (bewusst) im Restaurant wahrgenommen.
Im hohen Generatorenraum wurde stimmiger Funk und Jazz gespielt, der im Lauf des Abends immer mehr dem fröhlichen Stimmengewirr von über 30 Gästen wich, um schließlich als Rausschmeißer wieder laut aufgedreht zu werden.
Zu Beginn des Abends war ich vom Sommelier Sascha Hammer freundlich, fast herzlich in Empfang genommen worden. Schon bei der telefonischen Reservierung hatte mir der gastliche Ton das Herz erwärmt. Und: „Ich wurde nicht enttäuscht.“ Das junge, ansonsten weibliche Team agierte flott und aufmerksam, interessiert, professionell und fröhlich. Der Lapsus eines falsch servierten Gerichts verhindert die Bestnote, weil der Gang im Vorfeld angekündigt und von mir schon korrigiert worden war. Auch eine Änderung im Menü war zunächst nicht mitgeteilt worden. Da hatte in beiden Fällen die Kommunikation versagt.
Vom Fußmarsch noch etwas erhitzt, verlängerte ich meinen weißen Port mit separat serviertem Tonic (zusammen 8,5€) und schaute zunächst, was mich von der Weinkarte so anlachte (oder war es eine Empfehlung?). Egal: Die prämierte 2009er Spätlese trocken Alte Reben „Vom Pelosol“ vom rheinhessischen Weingut Beck war jedenfalls eine Bombe für Liebhaber gereifter, schwerer Rieslinge. 60€ - für Berliner Verhältnisse - nicht einmal teuer. Bei Lust auf Roten half ein Gläschen Frühburgunder von Kreuzberg (Ahr) für 8,5€ weiter, bei Süßem eine Auslese vom Pfälzer Weingut Leiner (8€). Zu den abschließenden Petits fours lud mich der engagierte Herr Hammer auf etwas Gespritetes ein. So lernte ich nicht nur einen fruchtigen, fassgelagerten Likörwein vom Spätburgunder kennen, sondern auch die Boos von Waldecksche Hofkellerei sowie den Umstand, dass Portwein aus Deutschland schon seit 1908 nicht mehr so heißen darf...
Zu diesem Zeitpunkt lag ein entspannter und kulinarisch gelungener Abend hinter mir, der schon mit interessanten Küchengrüßen begann:
Auf selbst gebackenem „knäckigem“ Brot mit Körnern eine sehr feine Fischmousse mit schönem Rauchgeschmack und frischem Schnittlauch.
Eine „wilde“ Consommé, die eine überraschende, aber angenehme leichte Bitternote mitbrachte.
Und in brauner Butter knusprig gebackener Blumenkohl am Stiel!
Keine alltäglichen Apéros, die alle gelungen waren.
Zum malzig-süßen Sauerteigbrot
wurde eine Pfeffermischung, Butter mit Salzflocken und vor allem eine Kichererbsencrème gereicht, die mit Zitrusnote und vielleicht etwas grünem Curry überraschte.
Stark!
Als Amuse dann - genau - Variationen von Mais!
Die Crème mit frittierter Blüte mit einzelnen Körnern für den Crunch schmeckte sehr gut, ebenso wie der süßliche, aber auch leicht pikant marinierte Minikolben. Nur bei den geflämmten Körnern hätte ich mir (etwas) mehr Röstung gewünscht.
Aus dem „fleischigen“ und dem vegetarischen Menü hatte ich eine bunte Mischung zusammen gestellt. Sollte man vielleicht nicht tun; der Koch denkt sich schon etwas beim Menü. Aber manchmal muss man halt interessante Teller einbauen oder eine allzu oft genossene Zutat abwählen.
Für die „sortenreinen“ 5-Gang-Menüs wären 79€ bzw. 69€ fällig gewesen. Das ist günstig. Für meine sechs Teller habe ich dann 95€ bezahlt; der Aufschlag ist happig, daher einen Punkt Abzug.
Als erster Gang ein geräucherter Joghurt mit in Holunder und etwas Portwein eingelegter Wassermelone und Gurke mit Gin-Beize.
Dazu gerösteter Buchweizen und für einen salzigen Kick (zu wenig) Passepiere. Das war erfrischend und toll von den Texturen, nur die alkoholischen Bestandteile blieben blass. Dadurch kippte der Teller etwas in die süße Richtung.
Dafür überzeugte der zweite Gang um so mehr.
Klar war die in Sojasauce eingelegte und dann geflämmte Makrele nicht die ganz große Überraschung.
Aber festfleischig und trotzdem zart, deutlich im Eigengeschmack und kräftig röstig. Dazu viele gelungene Texturen von Tomate: Gelee, Marmelade mit süßen und säuerlichen Noten, knusprig getrocknete Haut und ausgestochenes Fruchtfleisch von kleinen gelben. Dabei alle voll Sommer-Sonnen-Aroma! Für fruchtige Spitzen sorgte Sand und Gel und Blatt von Zitronenverbene. Schön frisch mit dem Fisch!
Dann ging es wieder ins vegetarische Menü. Auch hier Geflämmtes (Die identische Zubereitung war bei beiden Tellern nicht aus der Karte erkennbar, aber auch nicht tragisch.), nämlich ein deutscher Büffelmozzarella in Begleitung von Zwiebelcreme und -Knusper, Radicchio, Sauerampfer und - sehr selten auf heimischen Tellern - Mispel!
Eine sehr gelungene Kombi aus würzig-süßen, sauren und bitteren Aromen, verbunden durch die Cremigkeit des Käses. Auch die Bandbreite der Texturen war groß, aber keine übertriebene Leistungsschau. Ein fleischloser Teller, der begeisterte!
Auch vegetarisch, aber deutlich gemüsig ging es weiter: Sellerie stand im Mittelpunkt
und konnte gebacken durch starke Bräunung und einen angenehmen Biss überzeugen. Dazu kam sautierter Spinat und auf den Punkt gekochte, selbst gemachte Nudeln, zu denen eine Zwiebelsauce angegossen wurde.
Trotz frittierter Wurzeln von der Frühlingszwiebel und fruchtigem Traubenkernöl war mir das etwas zu brav, quasi die „Ruhe vor dem Hauptgang“.
Bei dem mir das zunächst sous-vide gegarte, dann angebratene und ungewöhnlich halbierte
Kalbs-Entrecôte mit seinem formidablen Jus vorzüglich geschmeckt hat! Mehr Bräunung ist zwar selten verkehrt, aber hier „entschädigte“ die Saftigkeit und der feine Kalbfleischgeschmack voll und ganz.
Außerdem brachten die Beilagen - geröstete Senfsaat, angebratene Äpfel und vielerlei Zwiebeliges - ein schönes Potpourri von würzigen, süßen und fruchtig-säuerlichen Aromen ins Spiel. Häufig gefällt mir der Fleischgang etwas weniger als die Vorspeisen, hier war er das Highlight. Und ein toller Beleg, dass sich Küchenchef Matthias Gleiß u.a. modernisierte und verfeinerte Regionalküche auf die Fahnen geschrieben hat.
Mein Menü schloss mit Pfirsich, der als Coulis, Sorbet und einem neugierig machenden Deckel angeboten wurde.
Darunter versteckten sich verschiedene Verarbeitungen von (dehydrierter und dann) gerösteter Milch, z.B. Sand und eine sehr cremige Panna Cotta. Die Röstaromen waren ein schöner Twist und auch der „Ver-Crunchisierung“ der deutschen Hochküche wurde mit Macadamia-Spänen Vorschub geleistet. (Recht so, mein offenbarer Massengeschmack mag es, wenn es kracht!)
Mit den schon erwähnten Leckereien aus Keller und Pâtisserie endete ein rundum netter Abend, aus dem selbstverständlich eine nachdrückliche Empfehlung folgt.
P.S.: Leider werden die nachträglich hoch geladenen Fotos (die über 20 hinausgehenden Exemplare) nicht zur Bewertung gespeichert. Beim Restaurant sind sie zu sehen.