Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 288 Bewertungen 362451x gelesen 10162x "Hilfreich" 9120x "Gut geschrieben"
Besucht am 09.02.2021Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
..., Tochter aus Elysium!
Wir betreten feuertrunken, Himmlische, Dein HEILIGTUM!
Ja, genau so hat es sich angefühlt, als ich mitten im Lockdown tatsächlich wieder in einem Restaurant saß, von professionellem Service bedient wurde und ein Drei-Gang-Menü bekam, das in der Küche soeben frisch für mich zubereitet worden war!
WIE DAS?
Nun ja, dit is Berlin, wa?
Und in der seit dem 25.1. geltenden Corona-Verordnung des Landes ist es eben Hotels gestattet, die beherbergten Gäste unter strenger Beachtung aller Abstands-, Hygiene- und Dokumentationspflichten im eigenen Haus zu verköstigen. Ob nun mit Dr. Oetker Pizza aus dem Ofen (wie am Vorabend im Braunschweiger Steigenberger) oder eben mit einer kleinen (3x3) Karte in der Bar des Berliner Flaggschiffs direkt vis-a-vis des Hauptbahnhofs.
Der Küchen- und die Barchefin wickelten das mit Hilfe der resolut geführten, ja nicht in Kurzarbeit befindlichen Auszubildenden beider Brigaden zumindest professionell ab. Abstände, Desinfektion und medizinische Maske waren ebenso selbstverständlich, wie die ernst gemeinte Kontrolle, dass auch wirklich nur Übernachtungsgäste das Angebot nutzen. Das lediglich ein kleines Manko hatte: Weder Ausschank, noch Verzehr von Alkoholika ist gestattet, so dass ich aus der gegenüber der Zeit vor dem lockdown unveränderten Weinkarte zwar alles hätte erwerben, aber eben nicht am Tisch trinken dürfen.
Egal, es war in der Tat eine himmlische Freude, überhaupt mal wieder Gast sein zu dürfen! Und deshalb auch die etwas augenzwinkernde Maximal-Bewertung!
Wer an den ausnahmsweise mal (fast) nebensächlichen Leistungen interessiert ist, mag die Einzelheiten dem Bericht entnehmen.
Die Crew changierte zwischen völliger Ahnungslosigkeit und Berliner Schnauze, aber nach ein paar Anlaufschwierigkeiten hatten wir uns alle lieb. So sehr, dass ich meinen festen Vorsatz „Heute wird nicht gemeckert!“ nach wirklich hartnäckigem Insistieren aufgab und dem an den Tisch geeilten Herrn der Töpfe höflich ein paar Eindrücke zurück meldete.
Zu trinken gab es aus den schon geschilderten Gründen Clausthaler alkoholfrei, eine „schöne“ Einstimmung auf die kommende Fastenzeit. NAKED, der sonst im Angebot befindliche 0,5 Vol.%-er der heimischen Craftbeer-Brauer von BRLO war leider schon ausgetrunken und Nachschub ist spärlich. Auch die Lieferanten haben sich auf die eingebrochene Nachfrage eingestellt, notgedrungen.
Butter gab’s und zweierlei, mäßig frisches Baguette und jedem Tisch seine Pfeffer- und Salzmühlen. Der Sommer 2020 lässt grüßen.
Die geschnittenen Römersalat-Herzen zum Start mit einem fruchtigen, aber zu unauffälligen Karotten-Ingwer-Dressing wurden von knusprigen Brotchips (statt Croûtons) begleitet sowie Gemüse-Crudités, was im Französischen viel eleganter klingt als das deutsche Rohkost. So oder so ging diese Idee nicht auf, denn die großen, viel zu dicken, eiskalten, geschmacklosen und sich schon biegenden Scheiben von Karotte, Kohlrabi und Rettich waren im Ganzen kaum zu kauen und, da untergemischt, im Salat auch nicht wirklich einfach zu schneiden. Ich sortierte irgendwann konsequent aus.
Viel besser die pürierte Suppe von roten Linsen, die die versprochene Kokosmilch auch geschmacklich perfekt und im Gleichgewicht mit der Sämigkeit der Hülsenfrüchte präsentierte. Nun gut, die Julienne waren mir wieder zu hart, aber nach den Rohheiten zum Auftakt waren das Kleinigkeiten. Zumal die Karotten-Curry-Chips Süße, Schärfe und Knusper vereinigten. Wovon ich mich nach einigen erbetenen Probierstücken überzeugen konnte, denn die ersten hatten am Pass zu lange in der heißen Suppe gebadet. (Das zweimalige Klingeln brachte der Küche auch ein gefauchtes „Ich hör dich auch beim ersten Mal!“ ein. Herrlich! Endlich wieder Resto-Feeling... Alte Köche-Weisheit: Wirf krosse Garnitur erst dann auf feuchte Speisen, wenn du das Weiße im Auge des Service sehen kannst!
Zum Abschluss ein Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln und Zipp und Zapp (Gurkensalat, Preiselbeeren, Zitrone im Gaze-Säckchen).
Leider weitgehend ein Totalausfall. Fleisch fest bis zäh (Zentraleinkauf...) und völlig ungewürzt. In einer zu kleinen Pfanne nicht schwimmend ausgebacken. Immerhin klebte die Panade nicht, das will ich zugeben, dafür war sie nicht entfettet. Die Beilagen, naja. Kartoffeln in der Schale finde ich sowieso eher ungeeignet für Bratkartoffeln. Vorgeschnitten und fast nur an den Rändern gebräunt; wie bekommt man das denn hin bei völlig platten Schnitten? Dazu nur ein paar Alibi-Zwiebeln. Die Gurke sehr fest und in Sahne ersäuft, aber wieder zu vorsichtig gewürzt.
Eine Vermutung: Die Azubis haben alles gegeben, aber der Chef hat sie wohl im Wortsinne allein gelassen. Die Rückmeldung war ihm auch sichtlich unangenehm. Hat die Service-Leiterin vielleicht deshalb so auf einem Feedback bestanden?
Der Hauptgang wurde dann vom Haus nicht berechnet. Das war freundlich; ich hatte natürlich nicht darum gebeten. So wurde aus dem Betrag eben ein Trinkgeld. Das PLV lass ich daher aus; die Preise sind unverändert Hauptstadt-Niveau.
Trotz der mauen Küchenleistung war es toll, mal wieder ins Restaurant gehen zu dürfen. Das spricht für sich, leider. Aber es macht auch Vorfreude auf die legendären Abende, die wieder kommen werden, bestimmt. DURCHHALTEN!
..., Tochter aus Elysium!
Wir betreten feuertrunken, Himmlische, Dein HEILIGTUM!
Ja, genau so hat es sich angefühlt, als ich mitten im Lockdown tatsächlich wieder in einem Restaurant saß, von professionellem Service bedient wurde und ein Drei-Gang-Menü bekam, das in der Küche soeben frisch für mich zubereitet worden war!
WIE DAS?
Nun ja, dit is Berlin, wa?
Und in der seit dem 25.1. geltenden Corona-Verordnung des Landes ist es eben Hotels gestattet, die beherbergten Gäste unter strenger Beachtung aller Abstands-, Hygiene- und Dokumentationspflichten im eigenen... mehr lesen
ELLA im Steigenberger Hotel am Kanzleramt
ELLA im Steigenberger Hotel am Kanzleramt€-€€€Restaurant030740743822Ella-Trebe-Straße 5, 10557 Berlin
5.0 stars -
"FREUDE, schöner Götterfunken..." DerBorgfelder..., Tochter aus Elysium!
Wir betreten feuertrunken, Himmlische, Dein HEILIGTUM!
Ja, genau so hat es sich angefühlt, als ich mitten im Lockdown tatsächlich wieder in einem Restaurant saß, von professionellem Service bedient wurde und ein Drei-Gang-Menü bekam, das in der Küche soeben frisch für mich zubereitet worden war!
WIE DAS?
Nun ja, dit is Berlin, wa?
Und in der seit dem 25.1. geltenden Corona-Verordnung des Landes ist es eben Hotels gestattet, die beherbergten Gäste unter strenger Beachtung aller Abstands-, Hygiene- und Dokumentationspflichten im eigenen
Geschrieben am 31.01.2021 2021-01-31| Aktualisiert am
01.02.2021
Besucht am 07.10.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 163 EUR
Nach dem wunderschönen Abend zu viert in Sven Niederbremers Altem Engel in Speyer, (MarcO berichtete so engagiert, dass er glatt vergaß, das wichtigste Detail-Foto zu veröffentlichen; ich warte, werter Herr!), sollte es am Folgetag in Mainz bodenständig, aber doch anspruchsvoll sein. Ein zum Gähnen langweiliger Stadtrundgang ließ Zeit, ein wenig nach GG-Empfehlungen zu suchen und förderte sehr schnell Gebert‘s Weinstuben zutage. (Zum Plural siehe in den Vor-Berichten.) In der mit hohem Lob von MarcO und besonders Nolux - Mr Wine himself - ausgestatteten Lokalität erreichte ich telefonisch einen freundlichen jungen Mann, der uns einen Zweiertisch in Aussicht stellte. Wie sich zeigte, war die Reservierung auch am Mittwochabend nötig, denn die Corona-Regeln hatten die Plätze in der zum Restaurant umfunktionierten Wohnung noch einmal deutlich reduziert. Uns haben die Abstände in der guten Stube sehr gefallen, deren absolut unveränderte Wohnzimmer-Atmosphäre (bewusst ohne „...“) von den beiden geschätzten Kollegen bereits hinreichend detailliert beschrieben ist. Der Stil ist sicher Geschmacksache, aber lieber eigenwillig und authentisch, als eine nur noch auf Touristen ausgerichtete Weinstuben-Romantik, die uns in der Altstadt auf Schritt und Tritt begegnete. Die Touris - also wir, Schock! - waren aber hier wenige Schritte von Vater Rhein entfernt eindeutig in der Unterzahl gegen das dem Dialekt nach einheimische Publikum. Im Service wurde die bestimmt, aber nicht unfreundlich auftretende Frau Widdin (oder ist das schon zu hessisch?) zum einen von einer weiteren lebenserfahrenen Dame unterstützt. Und zum anderen vom Inhaber der freundlichen Telefonstimme, der uns trotz gerade abgeschlossener oder gar noch anhaltender Ausbildungszeit mit soviel Begeisterung und Fachkunde bediente, dass hier mal die volle Punktzahl verdient ist. Auch das nervige Insistieren des Bremer Sturkopps auf Angebote aus der noch im Netz ausgestellten, aber offenbar im Post-Lockdown eingedampften Getränkekarte wurde nicht etwa genervt quittiert, sondern mit mehrfacher, letztlich erfolglose Suche im Keller.
Nun denn, also Riesling Winzersekt (4,7€) und eine Traubensaft-Schorle (3,8€) zur Einstimmung, während wir knusprige Baguettescheiben in eine wunderbare Forellen-Crème stippten, die neben Butter und einem kräftigen Olivenöl den ersten Hunger wirksam bekämpfte. Gefolgt von Gerolsteiner Wasser (6,8€/0,75) und einer ganz, ganz feinen Flasche, wie ja hier nicht anders zu erwarten.
Den dafür aufgerufenen Preis von 55€ mag, wer will, online vergleichen. Und damit auch gleich einen Grund für die Spitzenbewertung in der Kategorie PLV finden, trotz weniger Ausreißer.
Mangels eines Menüs hangelte sich unsere Bestellung durch die Speisekarte und die Tagesangebote, die beide eine deutliche französische Note aufwiesen.
Mit meinem Kalbskopf (11€) war ich mehr als zufrieden, denn die nur dezente Säure ließ dem Fleisch viel Raum. Den collagenreichen Genuss konterten ein frisches Salatbouquet und fein-knusprige Croûtons.
Auch meine Begleiterin hatte wider Erwarten auf fleischliche Genüsse gesetzt. Aber einer hausgemachten Schweine-Sülze (9,5€) mit einer ebensolchen Remoulade (und etwas Kürbis) ist dann und wann nur schwer zu widerstehen. Ich durfte probieren und konnte die schwelgerischen „Mmmmmhs“ völlig nachvollziehen, zartes Fleisch in würzigem Aspik - mir läuft schon wieder das Wasser im Munde zusammen. Hausmacher-Sülze
Die Portionsgröße ließ jedoch bei meiner Gattin ein wenig Panik aufkommen, so dass ich bei der Suppe alleine blieb. Verständlich und doch schade, denn die Consommée (6,5€) überzeugte nicht nur mit ihrer ausgekochten Geschmackstiefe, sondern auch der reichlichen Einlage von Pilzen und Gemüsestreifen mit genügend Biss.
Beim Hauptgang dann gegenüber wieder bewährt Vegetarisches. Das Kürbis-Risotto, pochierte Eier und knackiges Gemüse (etwas überraschende 18,5€) ließen geschmacklich und auch handwerklich keine Wünsche offen.
Im Vertrauen auf die Kritikerkollegen und somit darauf, dass Patron Gebert sein Geschäft versteht, hatte ich Flugentenbrust (24€) bestellt. „Und ich wurde nicht enttäuscht.“ Rosa gebraten und mit knuspriger Haut war das ein selten gutes Geflügelvergnügen, zu dem die kräftige Jus bestens beitrug. Auch die Beilagen alle 1a, wirklich sehr schön die auch von Nolux gelobten Mandel-Kartoffel-Krusteln.
Ob der Käsewagen verfügbar gewesen wäre, konnte ich im speziellen Gastro-Sommer 2020 nicht klären. Denn der Süße Fan an meiner Seite wollte unbedingt beide Desserts probieren aber natürlich nicht zwei ganze Portionen essen. Ein Ehemann tut, was ein Ehemann (gern) tun muss! Und besonders schwer fiel der Verzicht auf die abschließenden Milchprodukte nicht. Denn sowohl die Crème brûlée mit Mangosorbet und Karamell-Blatt (8€) als auch die beschwipsten Rheingau-Pflaumen mit cremigen Joghurteis (9€) waren ein blitzsauberer Abschluss.
Gebert‘s Weinstuben hat unsere Erwartungen an eine gehobene, im Kern bürgerliche Küche mit französischen Wurzeln vollständig erfüllt. Gemessen am Anspruch des Hauses kann es daher nur die Maximalbewertung geben. Ich schließe mich natürlich der wunderbaren Empfehlung unserer GG-Kollegen aus vollem Herzen und Magen an! Aber war das wirklich fraglich? Anklicken!
Nach dem wunderschönen Abend zu viert in Sven Niederbremers Altem Engel in Speyer, (MarcO berichtete so engagiert, dass er glatt vergaß, das wichtigste Detail-Foto zu veröffentlichen; ich warte, werter Herr!), sollte es am Folgetag in Mainz bodenständig, aber doch anspruchsvoll sein. Ein zum Gähnen langweiliger Stadtrundgang ließ Zeit, ein wenig nach GG-Empfehlungen zu suchen und förderte sehr schnell Gebert‘s Weinstuben zutage. (Zum Plural siehe in den Vor-Berichten.) In der mit hohem Lob von MarcO und besonders Nolux - Mr Wine... mehr lesen
5.0 stars -
"Was von Kollegen-Empfehlungen zu halten ist" DerBorgfelderNach dem wunderschönen Abend zu viert in Sven Niederbremers Altem Engel in Speyer, (MarcO berichtete so engagiert, dass er glatt vergaß, das wichtigste Detail-Foto zu veröffentlichen; ich warte, werter Herr!), sollte es am Folgetag in Mainz bodenständig, aber doch anspruchsvoll sein. Ein zum Gähnen langweiliger Stadtrundgang ließ Zeit, ein wenig nach GG-Empfehlungen zu suchen und förderte sehr schnell Gebert‘s Weinstuben zutage. (Zum Plural siehe in den Vor-Berichten.) In der mit hohem Lob von MarcO und besonders Nolux - Mr Wine
Geschrieben am 18.01.2021 2021-01-18| Aktualisiert am
18.01.2021
Besucht am 22.08.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 388 EUR
„Lust auf ein weiteres einzigartiges Event?“
Wer kann diese rhetorische Frage schon verneinen, erst recht, wenn sie von der engagierten Direktorin Cornelia Meyer (hat das Haus inzwischen verlassen) des LIBERTY-Hotels gestellt wurde und das Private Dining zur Premiere im Juni in der Tat ein außergewöhnlich schöner Abend gewesen war. So buchten wir gern wieder das 4-Gang-Menü mit Weinen und Musik und blieben natürlich auch über Nacht in der Seestadt (und wurden mit einem Upgrade in „unsere“ Suite über dem Alten Hafen belohnt).
Mit uns hatten sich noch drei weitere Paare angemeldet, von denen eines noch kurzfristig absagen musste, so dass die Einhaltung von Mindestabständen an diesem Abend überhaupt kein Problem war. Schade für die junge Mannschaft des ****plus-Hauses, die sich mit viel Herzblut und Professionalität um unsere kleine Gesellschaft kümmerte; da blieb kein Wunsch unerfüllt. Auch musikalisch, denn Ben Boles aus Lüneburg war wieder bestens aufgelegt und begleitete uns mit viel Sinn für die Stimmungen durch den Abend und in die Nacht.
Ursprünglich sollte es ein Dinner unter freiem Himmel auf der großen Terrasse werden, aber wie so oft an der Küste zeigte sich gerade im August das Wetter launisch. Macht nichts, der Ausblick war trotzdem schön
und die exklusiv geöffnete Cocktailbar hatte für unsere Gemeinschaft auch ihren eigenen, privaten Reiz. Die charmante Barkeeperin freute sich jedenfalls über unsere Bestellungen.
Das Amuse zuvor war noch im Erdgeschoss serviert wurden. Phillip Probst, der junge Chef begrüßte uns zusammen mit der kleinen Crew sehr sympathisch und eloquent in seinem Reich. Auf dem Pass wurde in der aufgeschnittenen Eier-Schale eine Linsencreme mit Hollandaise-Schaum und geriebenem Onsen-Ei serviert, die ich mir natürlich prompt aufs Hemd kleckerte.
Der Blick meiner Frau ließ noch ein paar Takte erwarten, aber nachdem wir zwecks Kontaktminimierung und Kalorienreduktion die Treppe ins Dachgeschoss genommen hatten, fehlte wohl die Puste... Der erste Cocktail des Abends tat sein Übriges Continental Sour
und nach dem Blick von der Terrasse ließen wir uns auch das frische Brot schmecken.
Hier „kann“ man Corona: Salzflocken und Butter standen vorbildlich abgedeckt schon auf dem Tisch
eine Bemerkung dazu ließ erkennen, dass die erste Kritik durchaus wahrgenommen worden war. Unser musikalischer Begleiter bestätigte dies mit sehr freundlichen Worten - Merci!
Die erste Flasche Wein war schnell entkorkt und die Auswahl des Hauses überraschte zunächst
Gewürztraminer zur Jakobsmuschel war bisher in meiner beschränkten Pairing-Welt noch nicht vorgekommen.
Passte aber vorzüglich, denn das norwegische Exemplar hatte nicht nur seine typisch nussige, sondern auch eine klar süße Note. Die Begleiter gaben Frische und Würzigkeit: Apfel, Blumenkohl und Meeres-Dreizack.
Dass Phillip Probst bewusst und sinnvoll Zutaten der Region einbaut, war uns schon beim ersten Besuch sehr positiv aufgefallen.
Auch der folgende Fisch musste nicht auf einen Salzwiesen-Bewohner verzichten, in diesem Fall Portulak, der im Zusammenspiel mit Kohlrabi und Beurre Blanc die auf den Punkt saftig gegarte, schneeweiße Schnitte einer Gelbschwanzmakrele aus dänischer Aquakultur zwar ähnlich, aber etwas opulenter begleitete.
Das war so stimmig, dass der bekrönende Kaviar gar nicht nötig gewesen wäre. Aber bevor ich mich schlagen lasse...
Mit dem Rehrücken aus dem heimischen Elbe-Weser-Dreieck
stiegen wir auf Rotwein um, und der weit gereiste kalifornische Merlot
konnte mit dem perfekten Fleisch noch mithalten, ohne uns Tanninverächter zu überfordern.
Wie bei allen Tellern suchte die Küche nach vielfältigen, aber harmonischen Kombinationen und fand sie mit wildem Brokkoli, gebackener Aprikose und Pfifferlingen. Sehr erfreulicher Fleischgang!
Wir durften uns noch über eine gelungene Komposition von Weinbergpfirsich, weißer Schokolade und Champagner freuen.
Auch hier fehlten Kräuter nicht. Fein, denn ich mag leicht bittere oder würzige Noten, die die Süße etwas brechen.
Ein gehaltvoller sizilianischer Dessertwein linderte den Phantomschmerz des Käse-Afficionados. Zudem hatte er den Vorteil, dass die Flasche Corona-bedingt erst auf dem Tisch und dann in unserem Schlafgemach verbleiben musste. Süße Träume garantiert!
Schon nach zwei genossenen Menüs in Bremerhaven lässt sich die Stilistik im Mulberry St deutlich einordnen: Klassische Grundlage, regionale Bezüge, Harmonien. Das ist alles passend, zugänglich, aber stets durchdacht. Andernorts vielleicht nicht innovativ, nicht puristisch genug, aber für Bremerhaven und, ich muss es leider sagen, auch für Bremen ein Riesengewinn! Hoffentlich machen das Team LIBERTY/Probst gemeinsam weiter.
Wohlumsorgt durch die Dame hinter der Bar und begleitet von einer berührenden deutschen Version von Imagine ging ein zweiter großartiger Abend über dem Alten Hafen zu Ende... Brandy Alexander
„Lust auf ein weiteres einzigartiges Event?“
Wer kann diese rhetorische Frage schon verneinen, erst recht, wenn sie von der engagierten Direktorin Cornelia Meyer (hat das Haus inzwischen verlassen) des LIBERTY-Hotels gestellt wurde und das Private Dining zur Premiere im Juni in der Tat ein außergewöhnlich schöner Abend gewesen war. So buchten wir gern wieder das 4-Gang-Menü mit Weinen und Musik und blieben natürlich auch über Nacht in der Seestadt (und wurden mit einem Upgrade in „unsere“ Suite über dem Alten Hafen... mehr lesen
Restaurant Fine Dining &Restaurant Mulberry by Phillip Probst
Restaurant Fine Dining &Restaurant Mulberry by Phillip Probst€-€€€Restaurant, Gourmet0471 902240Columbusstraße 67, 27568 Bremerhaven
4.5 stars -
"Noch ein wunderbarer Abend" DerBorgfelder„Lust auf ein weiteres einzigartiges Event?“
Wer kann diese rhetorische Frage schon verneinen, erst recht, wenn sie von der engagierten Direktorin Cornelia Meyer (hat das Haus inzwischen verlassen) des LIBERTY-Hotels gestellt wurde und das Private Dining zur Premiere im Juni in der Tat ein außergewöhnlich schöner Abend gewesen war. So buchten wir gern wieder das 4-Gang-Menü mit Weinen und Musik und blieben natürlich auch über Nacht in der Seestadt (und wurden mit einem Upgrade in „unsere“ Suite über dem Alten Hafen
Geschrieben am 14.01.2021 2021-01-14| Aktualisiert am
14.01.2021
Zwischen zwei Shutdowns war der August 2020 im Betrieb noch sommerlich-ruhiger als in den letzten Jahren. Und so kamen die Kollegin, der Kollege und ich unserer patriotischen Pflicht nach und nutzten die mittwöchlichen Dienstbesprechungen viermal in Folge zur Unterstützung der heimatlichen Gastronomie. Einzelheiten zu berichten, verbietet mir zwar die kollegiale Solidarität (und die Androhung von Verleumdungsklagen).
Aber ein paar sommerliche Fotos qua Kurzbericht sind ja wohl erlaubt!
Zwischen zwei Shutdowns war der August 2020 im Betrieb noch sommerlich-ruhiger als in den letzten Jahren. Und so kamen die Kollegin, der Kollege und ich unserer patriotischen Pflicht nach und nutzten die mittwöchlichen Dienstbesprechungen viermal in Folge zur Unterstützung der heimatlichen Gastronomie. Einzelheiten zu berichten, verbietet mir zwar die kollegiale Solidarität (und die Androhung von Verleumdungsklagen).
Aber ein paar sommerliche Fotos qua Kurzbericht sind ja wohl erlaubt!
Den Abschluss sollte der schöne Innenhof des Alto machen. Doch wir mussten mit dem... mehr lesen
Restaurant Alto im Atlantic Grand Hotel
Restaurant Alto im Atlantic Grand Hotel€-€€€Restaurant042162062533Bredenstraße 2, 28195 Bremen
5.0 stars -
"Im Auge des Orkans IV" DerBorgfelderZwischen zwei Shutdowns war der August 2020 im Betrieb noch sommerlich-ruhiger als in den letzten Jahren. Und so kamen die Kollegin, der Kollege und ich unserer patriotischen Pflicht nach und nutzten die mittwöchlichen Dienstbesprechungen viermal in Folge zur Unterstützung der heimatlichen Gastronomie. Einzelheiten zu berichten, verbietet mir zwar die kollegiale Solidarität (und die Androhung von Verleumdungsklagen).
Aber ein paar sommerliche Fotos qua Kurzbericht sind ja wohl erlaubt!
Den Abschluss sollte der schöne Innenhof des Alto machen. Doch wir mussten mit dem
Geschrieben am 11.01.2021 2021-01-11| Aktualisiert am
12.01.2021
Zwischen zwei Shutdowns war der August 2020 im Betrieb noch sommerlich-ruhiger als in den letzten Jahren. Und so kamen die Kollegin, der Kollege und ich unserer patriotischen Pflicht nach und nutzten die mittwöchlichen Dienstbesprechungen viermal in Folge zur Unterstützung der heimatlichen Gastronomie. Einzelheiten zu berichten, verbietet mir zwar die kollegiale Solidarität (und die Androhung von Verleumdungsklagen).
Aber ein paar sommerliche Fotos qua Kurzbericht sind ja wohl erlaubt!
Zwischen zwei Shutdowns war der August 2020 im Betrieb noch sommerlich-ruhiger als in den letzten Jahren. Und so kamen die Kollegin, der Kollege und ich unserer patriotischen Pflicht nach und nutzten die mittwöchlichen Dienstbesprechungen viermal in Folge zur Unterstützung der heimatlichen Gastronomie. Einzelheiten zu berichten, verbietet mir zwar die kollegiale Solidarität (und die Androhung von Verleumdungsklagen).
Aber ein paar sommerliche Fotos qua Kurzbericht sind ja wohl erlaubt!
Für das dritte Treffen hatten wir uns den Schanigarten des Gallo Nero ausgesucht. In... mehr lesen
5.0 stars -
"Im Auge des Orkans III" DerBorgfelderZwischen zwei Shutdowns war der August 2020 im Betrieb noch sommerlich-ruhiger als in den letzten Jahren. Und so kamen die Kollegin, der Kollege und ich unserer patriotischen Pflicht nach und nutzten die mittwöchlichen Dienstbesprechungen viermal in Folge zur Unterstützung der heimatlichen Gastronomie. Einzelheiten zu berichten, verbietet mir zwar die kollegiale Solidarität (und die Androhung von Verleumdungsklagen).
Aber ein paar sommerliche Fotos qua Kurzbericht sind ja wohl erlaubt!
Für das dritte Treffen hatten wir uns den Schanigarten des Gallo Nero ausgesucht. In
Zwischen zwei Shutdowns war der August 2020 im Betrieb noch sommerlich-ruhiger als in den letzten Jahren. Und so kamen die Kollegin, der Kollege und ich unserer patriotischen Pflicht nach und nutzten die mittwöchlichen Dienstbesprechungen viermal in Folge zur Unterstützung der heimatlichen Gastronomie. Einzelheiten zu berichten, verbietet mir zwar die kollegiale Solidarität (und die Androhung von Verleumdungsklagen).
Aber ein paar sommerliche Fotos qua Kurzbericht sind ja wohl erlaubt!
In der zweiten Woche ging es auf die Terrasse von Grashoffs Bistro, wo Sonne... mehr lesen
Grashoff´s Bistro
Grashoff´s Bistro€-€€€Restaurant, Bistro, Bar, Sternerestaurant042114749Contrescarpe 80, 28195 Bremen
5.0 stars -
"Im Auge des Orkans II" DerBorgfelderZwischen zwei Shutdowns war der August 2020 im Betrieb noch sommerlich-ruhiger als in den letzten Jahren. Und so kamen die Kollegin, der Kollege und ich unserer patriotischen Pflicht nach und nutzten die mittwöchlichen Dienstbesprechungen viermal in Folge zur Unterstützung der heimatlichen Gastronomie. Einzelheiten zu berichten, verbietet mir zwar die kollegiale Solidarität (und die Androhung von Verleumdungsklagen).
Aber ein paar sommerliche Fotos qua Kurzbericht sind ja wohl erlaubt!
In der zweiten Woche ging es auf die Terrasse von Grashoffs Bistro, wo Sonne
Geschrieben am 01.01.2021 2021-01-01| Aktualisiert am
07.01.2021
Besucht am 05.10.2020Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 506 EUR
Schwer was los im 959. Ende 2019 vergab der Gault&Millau erstmals 15 Punkte und zeichnete den jungen Chef Dustin Dankelmann als Aufsteiger des Jahres aus. Kurz vor unseren Tischreservierung war bekannt gegeben worden, dass 2-Sterne-Koch Tristan Brandt (Opus V) nach seinem sehr kurzfristigen Ausstieg bei der Mannheimer Engelhorn-Gruppe nun gastronomischer Geschäftsführer in Heidelberg wird, der Chef am Herd bleibe aber Dankelmann. Dieses Arrangement hielt indes nur wenige Wochen, denn als wir Anfang Oktober das In-Restaurant mit unserem Sohn besuchten, stand der junge Aufsteiger schon nicht mehr in der Küche. (Der aktuelle G&M war zwar nicht nur davon irritiert, bestätigte die zwei Hauben aber.)
Auch so gab es einiges zu bestaunen, zuallererst eine Location, die ebenso in New York und London funktionieren würde oder jedenfalls im Frankfurter Bankenviertel. Ein 8 Meter hoher Saal, der die Blicke nach oben zieht, an den Wänden teilweise großformatige, jedenfalls hochwertige/hochpreisige moderne Kunst. Designer-Kronleuchter und cognacfarbenes Parkett. Hier wird Ausgehen zeitgemäß zelebriert. Passend (selbstironisch?), dass in luftiger Höhe eine Kanzel in der Ecke klebt. Ein weiterer Hingucker der imposante Tresen, hinter dem sich links und rechts eines monumentalen Lüpertz-Gemäldes die dramatisch illuminierten Spirituosen-Regale nicht nur seitlich, sondern auch mehrere Meter nach oben erstrecken.
„Hä, wie kommt man da ran?“, denkt noch der einfache Provinzler, da setzen sich die Flaschenreihen wie von Zauberhand in Bewegung. Für manche (mich!) sicherlich der schönste Paternoster der Welt...
Nur schade, dass wir nicht an den weiß eingedeckten Tischen mit Blick auf die nur von einer Glasscheibe getrennte Küche Platz nehmen durften. Stattdessen in einem langen, schmalen und vor allem deutlich niedrigeren Vorraum. Wo sind die Katzen?
Möglicherweise mal ein Flur oder eine Terrasse, die später überdacht wurde. Vom Stadtgarten aus gesehen
Als Höchststrafe sollte es dann auch noch der Tisch am Eingang sein, von dem wir nicht einmal einen Blick in den Gastraum hätten werfen können, dafür auf den Gang zu den Toiletten. Das war nicht so schön - im Gegensatz zu den Waschräumen selbst. Auch hier alles edel gestylt Edel wäscht die Welt die Hände!
und statt schnöder Musik gab es das Märchen vom König Drosselbart auf die Ohren. Musste erstmal drauf kommen.
Zurück zum Tisch - immerhin durften wir etwas aufrücken. Ich vermute, dass es sich hier um Ausweichplätze, vielleicht auch nur für das Mittagsgeschäft handelt. Tischdecken gab es in diesem Bereich nicht, wodurch einerseits die schönen Marmorplatten zur Geltung kamen, andererseits recht lautes Geklapper bei jedem Einsetzen. Insgesamt herrschte an diesem Montagabend im fast ausreservierten Restaurant eine lebhafte Atmosphäre mit zur Stimmung passender Musik. Gerade richtig, um die Menschen am eigenen Tisch noch und die an den Nebentischen nicht mehr zu verstehen.
Ein Mitarbeiter versuchte etwas lahm, uns mit dem „schönen Blick auf den Stadtgarten“ zu trösten. Wozu man wissen muss, dass das überschaubare Rasenviereck mit Randbewuchs von den Studierenden des benachbarten Seminars nur „Rattenklo“ genannt wird...
Aber es war ja nett gemeint. Was der Service wohl als Motto des Abends gewählt hatte. Unsere junge Dame war sehr engagiert und sehr freundlich und versuchte wahrlich, alles richtig zu machen. Dafür schon mal einen halben Stern extra.
Ansonsten sei letztmalig der aktuell wieder sehr bissige Gault&Millau bemüht: „Der Service agiert so freundlich-bemüht wie ahnungs- und kopflos.“
Ein Beispiel? Eine halbe Stunde nach unserer Ankunft bekam ich einen Anruf, mit der Frage, wo wir denn blieben. Die Empfangsdame mit Telefon am Ohr stand dabei zwei Meter von uns entfernt.
Auch Tristan Brandt war zugegen, schritt mehrfach durch die Reihen und wünschte einen schönen Abend. Allerdings nur ausgesuchten Gästen. Andere wurden regungslos angeschaut. Ob nun Klischee oder nicht, ich finde das einfach unhöflich.
Ganz anders der Barkeeper, der mich bei einem staunenden Gang durch die Räumlichkeiten freundlich begrüßte, mein Interesse an den Bildern sah und mir ein weiteres bemerkenswertes Detail des 959 anbot: In einem Restaurant, das einen eigenen Katalog seiner ausgestellte Kunstwerke aufgelegt hat, war ich vorher noch nicht gewesen! Der Katalog zur „Ausstellung“
Später mixte mir der Herr der Flaschen auch noch feine Cocktails. First of all: Last Word!
Daher: Mein Mann des Abends! Hätte auch der oder die Weinkellner werden können, wenn denn mal einer vorbei gekommen wäre. Das war dann erst spät der Fall, als sich die Reihen im Wichtig-Bereich gelichtet hatten. Aber wir wissen ja, was uns schmeckt und wählten selbst aus der umfangreichen, durchaus noch fair kalkulierten Getränkekarte.
Das Sanssouci-Wasser etwa, wird mit 7 Euro pro Flasche berechnet; das war auch der Preis der zusätzlich georderten, glasweisen Weine. Die Weinbegleitung zum Menü hätte 10 Euro pro Glas/Gang gekostet.
Das Menü begann bei 105€ Euro, eher ein Angebot, das man wohl ablehnen soll, denn ein oder zwei Gänge mehr werden nur mit jeweils 10 Euro zusätzlich berechnet. Aber auch 125 Euro für 6 Richtige ohne Zusatzzahl ist schon etwas teurer, zumal das Pre-Dessert „mitzählte“. Zudem wurden keine klassischen Luxusprodukte verarbeitet, was selbstverständlich den Genuss nicht zwingend schmälert, aber beim PLV zu berücksichtigen ist. Aufgrund der Getränke noch ganz knapp überdurchschnittliche 3,5 Sterne.
(Dass wir hier übrigens nur eine Zwischenrechnung erhalten sollten und auf Nachfrage zunächst Unverständnis ernteten, erstaunte mich doch ein wenig.)
Nach dem Motto „Besser gut zugekauft als schlecht selbst gebacken!“ gab es dreierlei Brot von Bäcker Kapp aus Neu-Edingen. Von Bäcker Kapp aus Edingen
Auch ohne die Bestätigung des studierenden Familienmitglieds hätte ich das überregionales Renommee der Kapp’schen Backwaren schon am verschwörerischen Tonfall der Service-Fee erkannt. Das Baguette war frisch, ansonsten nichtssagend. Die Sauerteig-Variante sehr gut und die Curry-Ausführung klasse, deutlich und schön knusprig. Dazu wurde mit Olivenöl aufgeschlagene Butter gereicht, der Limette einen frischen Kick versetzte.
Zum Amuse kam noch ein mit Sepia-Tinte schwarz eingefärbtes Brot mit Cranberries, sehr lecker. Cranberry, Tinte und Brot
Die kleine Gaumenfreude wollte viel, vielleicht etwas zu viel. Ein Falafel dazu ein mit Ras El Hanout geschärfter Schaum, Krautsalat für den Knack, Granatapfel-Gel und eine Crème auf der Basis von schwarzem Knoblauch. Falafel, we were not Amuse
Das war kräftig, aber auch die vielen Texturen konnten nicht darüber hinweg täuschen, dass das Hauptdarstellerchen arg trocken geraten war. Das bekommt nicht jede, aber doch so manche Falafel-Bude besser hin. Kein schlechter, aber etwas unglücklicher Küchengruß.
Als eigentlicher Menü-Einstieg erwarteten uns zwei Tranchen vom gebeizten Lachs, der nicht sonderlich in Erinnerung blieb, vielleicht weil sein sehr salziger Kaviar irritierte. Vermutlich sollte das aber so, denn eine Selleriecrème war arg intensiv und süßlich. Das dämpfte sich gegenseitig. Durch eine Kimizu mit Blutorange und einem Gel von Kalamansi kam aber genügend Frische auf den Teller. Insgesamt hat es dann gepasst und auch hier vergaß der Koch die Knusperfreunde nicht und garnierte mit Bruch von Piemonteser Haselnüssen. Gebeizter Lachs
Die Tupfenmalerei aus der Quetschflasche ist keine Sache des Geschmacks, nur Geschmacksache...
Beim Zwischengang waren wir begeistert von einem halbierten, knusprig gebackenen Wan-Tan mit einer klar erkennbaren Morchel-Füllung. Gebackener Wan-Tan
Zwiebel-Sud, Schaum von Sherry-Essig und vor allem die himmlisch feine Kartoffel-Mousseline sorgte für was wohl? Richtig, die allseits geliebte Molligkeit!
Leider legte die Küche nun eine Pause von über einer Dreiviertelstunde ein.
Vielleicht schauten wir daher eine Kleinigkeit kritischer auf den folgenden Fischteller. Weisser Heilbutt
Ein überschaubares Stück Weißer Heilbutt war durchgebraten, aber noch nicht trocken; unschön die völlig schlappe Haut, zudem ließ er fast jede Würzung vermissen. Dafür war wohl der salzige Tiroler Speck in schön kross gebackenen Segeln gedacht. Erneut aus der Soulkitchen die nicht zu weichen Fregola Sarda in cremiger Parmesansoße. Die angekündigten Steinpilze waren leider durch Pfifferlinge ersetzt worden.
Mit dem Fleisch kamen ein neues Messer und unsere uneingeschränkte Zufriedenheit zurück. Hirschkalbsrücken
Der Hirschkalb-Rücken war perfekt gegart, mit Geschmack und Struktur, trotzdem zart. Die Jus hatte Tiefe und war mit schwarzen Oliven nochmals kräftig gepimpt. Wunderbar abgepuffert durch ein intensives Püree von Petersilienwurzel und Kürbisnocken. Die Pfifferlinge blieben in diesem Herbstfestival nur Staffage. Ganz im Gegenteil zu den im Wildfett gebratenen Pankobrösel, die zusammen mit etwas Kräuter-Öl dem Ganzen eine schöne Fülle verliehen.
Danach war für den Gaumen dringend Erfrischung angesagt. Mit Joghurt, weißer Schokolade und Limetten-Gel war dafür ein Grundstein gelegt, der durch einen Gin-Tonic-Sud und knackige, eingelegte Gurkenscheiben herausfordernd herb und säuerlich ausgebaut wurde. Den Knusper steuerten bei diesem Teller zwei leichte Baiser-Stäbchen bei. Gin, Tonic, Gurke
Im Menü-Konzert wäre jetzt der Schlussakkord mit einem Schoko-Dessert erklungen. Nicht unbedingt meins und da kein Käse angeboten wurde, bat ich um einen alternativen Abschluss.
Mit kreativen Texturen von Mango, Passionsfrucht, Kokos, aber auch Estragon und Koriander(!) erfüllte die Küche diesen Wunsch inhaltlich kreativ und mustergültig. Mango, Coconut, Passionfruit
Die Patisserie im 959 überzeugte also auf ganzer Linie und daher war es auch keine Überraschung, dass geflämmter Lemoncurd und Salzkaramell-Pralinée perfekte Rausschmeißer waren. (Foto leider nur in der Galerie)
Bei den Tellern vorher hatte ich ab und an das Gefühl, dass sehr viel Wert auf die Optik gelegt wird, ohne sich zunächst auf perfektes Handwerk zu konzentrieren. Aber kein Beinbruch, auch das Essen hat in der Gesamtschau gepasst. Ist es da noch eine Frage, dass ich gern wiederkommen und dann auch das Ambiente in der „Kathedrale“ genießen würde?
Schwer was los im 959. Ende 2019 vergab der Gault&Millau erstmals 15 Punkte und zeichnete den jungen Chef Dustin Dankelmann als Aufsteiger des Jahres aus. Kurz vor unseren Tischreservierung war bekannt gegeben worden, dass 2-Sterne-Koch Tristan Brandt (Opus V) nach seinem sehr kurzfristigen Ausstieg bei der Mannheimer Engelhorn-Gruppe nun gastronomischer Geschäftsführer in Heidelberg wird, der Chef am Herd bleibe aber Dankelmann. Dieses Arrangement hielt indes nur wenige Wochen, denn als wir Anfang Oktober das In-Restaurant mit unserem Sohn besuchten, stand... mehr lesen
4.0 stars -
"Bemerkenswertes Lokal!" DerBorgfelderSchwer was los im 959. Ende 2019 vergab der Gault&Millau erstmals 15 Punkte und zeichnete den jungen Chef Dustin Dankelmann als Aufsteiger des Jahres aus. Kurz vor unseren Tischreservierung war bekannt gegeben worden, dass 2-Sterne-Koch Tristan Brandt (Opus V) nach seinem sehr kurzfristigen Ausstieg bei der Mannheimer Engelhorn-Gruppe nun gastronomischer Geschäftsführer in Heidelberg wird, der Chef am Herd bleibe aber Dankelmann. Dieses Arrangement hielt indes nur wenige Wochen, denn als wir Anfang Oktober das In-Restaurant mit unserem Sohn besuchten, stand
Der auf diesem Portal zu einer gewissen Bekanntheit gekommene Sushiverkauf mit einigen Sitzgelegenheiten ist vom quirligen Bahnhofsplatz an eine innerstädtische Randlage gezogen. Auf der Homepage wird das mit ehrlichen und sehr sympathischen Worten erklärt. Ich wünsche den Betreiber-Geschwistern, dass sie auch ohne die viele Laufkundschaft durch die Krise kommen. Vielleicht fängt die sicherlich gesunkene Pacht einiges auf und die Nachbarschaft ist auch so begeistert vom Angebot wie zumindest ein Fan hier. Allen anderen Gastronomen natürlich sinngemäß das Gleiche.
Der auf diesem Portal zu einer gewissen Bekanntheit gekommene Sushiverkauf mit einigen Sitzgelegenheiten ist vom quirligen Bahnhofsplatz an eine innerstädtische Randlage gezogen. Auf der Homepage wird das mit ehrlichen und sehr sympathischen Worten erklärt. Ich wünsche den Betreiber-Geschwistern, dass sie auch ohne die viele Laufkundschaft durch die Krise kommen. Vielleicht fängt die sicherlich gesunkene Pacht einiges auf und die Nachbarschaft ist auch so begeistert vom Angebot wie zumindest ein Fan hier. Allen anderen Gastronomen natürlich sinngemäß das Gleiche.
Soho Sushi
Soho Sushi€-€€€Bistro, Take Away042144967100Auf den Häfen 28, 28203 Bremen
stars -
"Corona-bedingter Umzug" DerBorgfelderDer auf diesem Portal zu einer gewissen Bekanntheit gekommene Sushiverkauf mit einigen Sitzgelegenheiten ist vom quirligen Bahnhofsplatz an eine innerstädtische Randlage gezogen. Auf der Homepage wird das mit ehrlichen und sehr sympathischen Worten erklärt. Ich wünsche den Betreiber-Geschwistern, dass sie auch ohne die viele Laufkundschaft durch die Krise kommen. Vielleicht fängt die sicherlich gesunkene Pacht einiges auf und die Nachbarschaft ist auch so begeistert vom Angebot wie zumindest ein Fan hier. Allen anderen Gastronomen natürlich sinngemäß das Gleiche.
Geschrieben am 11.12.2020 2020-12-11| Aktualisiert am
14.12.2020
Besucht am 23.09.2020Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
In Erfurt war ich schon mehrmals, aber die Gelegenheit für einen Besuch in der gehobenen Gastronomie hatte sich noch nie ergeben. Diesmal gestaltete ich die Anreise für einen Termin in Oberhof so, dass Zeit für ein kollegiales Abendessen in Thüringens wunderschöner Hauptstadt blieb. Eigentlich hätte es das besternte Clara sein sollen, das sich aber nach dem plötzlichen Weggang des Küchenchefs eine kleine Auszeit genommen hatte. Auf leckere Thüringer Deftigkeiten stand mir nicht der Sinn, also kam die von den einschlägigen Führern gelobte, mediterran inspirierte Karte des Cortile gerade recht. Schon die Kommunikation per E-Mail bezüglich der ständig wechselnden Gästezahl (letztlich drei) gestaltete sich unkompliziert und freundlich.
Mit gewisser Vorfreude gelangte ich durch eine Tordurchfahrt auf den namensgebenden, gepflasterten Hof, der ohne Gäste etwas steril wirkte.
Aber bei entsprechenden Temperaturen sitzt es sich unter den vielen Bäumen bestimmt sehr angenehm.
Schon auf den ersten Blick sehr gemütlich dagegen das Restaurant-Innere.
Weiß gestrichene Wände in grobem Wischputz lassen das alte Holzständerwerk des recht niedrigen Raumes schön hervortreten; die Terrakottafliesen und das warme Licht schaffen italienische Stimmung. Und endlich mal wieder bequeme Polstersessel mit dunkelblauem Samt, in denen es sich stundenlang gut sitzen lässt.
Und sich von Inhaberin Denise König umsorgen, die, unterstützt von einem Kollegen hinter der Theke, den ganzen Abend über gut gelaunt den Service erledigte, souverän Speisen und Weine empfahl und noch einen entspannten Smalltalk einflechten konnte. Auch Beschwerden waren kein Problem. Als mir die Jahrgangs-Flaschengärung von der Gargano-Traube überraschend flach, müde und über dem Zenit erschien, wurde flugs ein leicht zu warmer Ferrari Maximum Rosé geöffnet, der aber im Eis schnell weiter abkühlte.
Solche Gastgeberinnen (und Gastgeber) braucht das Land!
Schönes Ambiente und gastfreundlicher Service, jetzt musste nur noch die Küche liefern:
Das gelang mal sehr gut, mal etwas weniger, insgesamt aber doch sehr zufriedenstellend. Und, wieviel schon das wert ist, erfahren wir gerade sehr schmerzlich.
Von den selbst gebackenen Broten gefiel das Focaccia gut, das Ciabatta leider durch. Entweder gut backen oder gut zukaufen ist inzwischen meine Meinung. Blass geblieben
Chili-Mayo und Trüffelbutter waren dagegen gefällige, kräftige Aufstriche fernab der Kräuterquark-Hölle.
Als Appetithappen erreichte uns ein kleiner Block Schwertfisch auf einem Stück wunderbar knusprig gebratenem Weißbrot. Schwertfisch-Happen
Nur leider hielt sich der Fisch trotz Kräutermayo und zweierlei Sesam geschmacklich doch sehr zurück. Trotzdem eine nette Tramezzino-Spielart.
Inzwischen waren wir auf eine gefällige Burgunder-Cuvée umgestiegen, natürlich nicht aus dem Burgund, sondern aus der Pomino Bianco DOC, der in die eher übersichtlich und preiswert gehaltene Weinkarte passte. Dazu natriumarmes Liz Wasser aus der Wetterau, nicht alltäglich in der Gastro.
Statt Menü wählten alle kreuz und quer durch die Karte, manche weniger, einer mehr.
Dafür startete ich vermeintlich leicht in vegetarischer Mission, was häufig mit Überraschung verbunden ist. Meine Crème brûlée Kürbis Crème brûlée mit Apfel und Feta
mag vielleicht das Missfallen des Puristen aus Rheine erregen, ließ aber geschmacklich neben der Süße deutlich die verarbeiteten Kürbiskerne erkennen. Große Apfelperlen steuerten ein fruchtig-frisches Aroma bei und hatten in der Pfanne gleich noch die in Solingen so belächelten „Röstaromen“ bekommen. Als weitere Komponente war mit Knoblauch, Chili, Zwiebel in Olivenöl eingelegter Feta am Start, was sich mir leider nicht erschloss. Die beigefügten feinen Kräuter hätten für ein stimmiges Gericht völlig gelangt. Nach etwas Diskussion unter den Tischgenossen baten wir nochmal um eine Probe des Schafskäses und - sieh an, sieh an - solo bzw. mit Brot schmeckte das auch fein.
Quasi als Zwischengang fungierte ein kleines konstruktivistisches Gemälde. Jedenfalls erinnerten mich die zwei Tranchen von der Taubenbrust mit Mandeln und Kartoffel schwer an Werke von Malejewitsch. Wie gemalt...
Das schwarze Quadrat des Tellers tat ein Übriges. Auffällig, wie dieses Gericht gegenüber der Optik der anderen Gänge aus - nun ja, auch dieser müde Witz will gemacht sein - dem Rahmen fiel.
Zurück zum Wesentlichen: Toller Teller! Rosa und zart das Fleisch, leicht kross die Haut. (Gerade bei Taube habe ich da so einige Reinfälle erlebt, selbst mit Stern.) Mit dem Mandelcrumble gab es nicht nur was zum Kauen, sondern auch eine hinreichend kräftige Ergänzung des ja durchaus eigenwilligen Geflügels. Dritter im Bunde der starken Aromen war Trüffel, als Schaum und reichlich in der geilen (Entschuldigung!) gebackenen Kartoffelpraline. Außen knusprige Panade, innen saftiges Püree. Sehr schön.
Da hatte es die rohe Fjordforelle mit Pasta (eigentlich auch ein Zwischengang) natürlich schwer. Fjordforelle Pasta Pakchoi
Aber für unsere wilde Reihenfolge kann die Küche ja nichts.
Der Fisch war erstaunlich geschmackvoll, unterstützt durch das Salz seines Kaviars. Die Nudeln tadellos mit Biss und wurden durch eine Buttersoße herrlich süffig. Für Frische sorgten Radieschen-Scheiben und sehr schön knackiger Pakchoi. So ein richtiger Wohlfühlteller und durch den nordischen Twist auch nicht zu schwer.
Der aufmerksame Leser erinnert sich: Es sollte heute mediterran-leicht zugehen, nicht thüringisch-deftig. Aber für Kalbsschaufel mit sautierten Pilzen und Laugen-Knödel machte ich dann doch eine Ausnahme. Kalbsschaufel, Pilze, Laugenknödel
Ein blitzsauberes Fleischgericht, das Schulterstück saftig und zart geschmort, aber noch mit Struktur. Die Pilze konnten was und der zu einer Trommel gerollte und gebräunte Knödel mit seinen groben Brezelfetzen eignete sich hervorragend, die in mehrfacher Hinsicht glänzende Soße aufzunehmen. Ein paar Spielereien aus Brotteig als Deko und zum Knabbern. Kein Zauber-, aber sehr schönes Hand-Werk. Wie so oft etwas weniger kreativ als die ersten Gänge, aber ich denke man muss (nicht nur in Erfurt) auch Gerichte für mehr traditionell orientierte Gäste haben. Und ich freu mich auch von Zeit zu Zeit über gut Geschmortes...
Mangels Käse wollte ich schon aussteigen, ließ mich aber doch zu ein paar eingelegten Früchten überreden. Obstsalat mal anders
Nett.
Schlauer wäre als krönender Abschluss diese offenbar von gestischer Malerei inspirierte wilde Kreation Mango, Waldmeister, Mojito...
aus Schokolade, Mangovariationen, Waldmeister, Feige, Orange, Blaubeeren, Keks und Mojito-Schwamm gewesen. Hau raus!
Vor allzu großer Traurigkeit bewahrte mich aber die überraschend gezückte Kreditkarte meines Gegenübers. So kann ich zu den Preisen nichts schreiben. Zur Leistung schon: Die war in der Gesamtschau genussvoll. Daher: Gerne wieder!
In Erfurt war ich schon mehrmals, aber die Gelegenheit für einen Besuch in der gehobenen Gastronomie hatte sich noch nie ergeben. Diesmal gestaltete ich die Anreise für einen Termin in Oberhof so, dass Zeit für ein kollegiales Abendessen in Thüringens wunderschöner Hauptstadt blieb. Eigentlich hätte es das besternte Clara sein sollen, das sich aber nach dem plötzlichen Weggang des Küchenchefs eine kleine Auszeit genommen hatte. Auf leckere Thüringer Deftigkeiten stand mir nicht der Sinn, also kam die von den einschlägigen... mehr lesen
Ristorante Il Cortile
Ristorante Il Cortile€-€€€Restaurant, Biergarten03615664411Johannesstraße 150, 99084 Erfurt
4.0 stars -
"Saubere Leistung mit engagierter Gastgeberin" DerBorgfelderIn Erfurt war ich schon mehrmals, aber die Gelegenheit für einen Besuch in der gehobenen Gastronomie hatte sich noch nie ergeben. Diesmal gestaltete ich die Anreise für einen Termin in Oberhof so, dass Zeit für ein kollegiales Abendessen in Thüringens wunderschöner Hauptstadt blieb. Eigentlich hätte es das besternte Clara sein sollen, das sich aber nach dem plötzlichen Weggang des Küchenchefs eine kleine Auszeit genommen hatte. Auf leckere Thüringer Deftigkeiten stand mir nicht der Sinn, also kam die von den einschlägigen
In der Altstadtgasse Hinter dem Schütting befindet sich die nach eigenen Angaben älteste Gasthausbrauerei Bremens. Seit genau 30 Jahren wird in den Kellergewölben nicht nur gebraut, sondern auch eine norddeutsch-rustikale Variante der Ballermann-Gastronomie gepflegt. Altherren-Fußballmannschaften und Junggesellenabschiede inklusive. Einzelheiten sind der immer noch sehr lesenswerten Kritik des Hanseaten zu entnehmen, in der auch schon die zumindest kulinarische Verbindung zum nebenan und auf Straßenniveau gelegenen Friesenhof detektivisch aufgedeckt wurde. In dessen großen, nach hinten ebenfalls verwinkelten Räumen wurden sogar fast 40 Jahre bevorzugt Bus-Touristen und Stammgäste im maritimen Ambiente auf mäßigem Niveau einheimisch verköstigt. Das ist nun vorbei, denn im novemberlichen Shutdown ist der Innen-Umbau zum Brauhaus erfolgt und auch außen sind die Dinge geklärt. Hoffentlich wird ein etwas anderes Publikum als im Keller angesprochen, denn es gibt Schöneres als grölende Männergruppen direkt unter dem eigenen Bürofenster. Ich werde berichten.
In der Altstadtgasse Hinter dem Schütting befindet sich die nach eigenen Angaben älteste Gasthausbrauerei Bremens. Seit genau 30 Jahren wird in den Kellergewölben nicht nur gebraut, sondern auch eine norddeutsch-rustikale Variante der Ballermann-Gastronomie gepflegt. Altherren-Fußballmannschaften und Junggesellenabschiede inklusive. Einzelheiten sind der immer noch sehr lesenswerten Kritik des Hanseaten zu entnehmen, in der auch schon die zumindest kulinarische Verbindung zum nebenan und auf Straßenniveau gelegenen Friesenhof detektivisch aufgedeckt wurde. In dessen großen, nach hinten ebenfalls verwinkelten Räumen wurden sogar fast 40 Jahre bevorzugt Bus-Touristen und Stammgäste im maritimen Ambiente auf mäßigem Niveau einheimisch verköstigt. Das ist nun vorbei, denn im novemberlichen Shutdown ist der Innen-Umbau zum Brauhaus erfolgt und auch außen sind die Dinge geklärt. Hoffentlich wird ein etwas anderes Publikum als im Keller angesprochen, denn es gibt Schöneres als grölende Männergruppen direkt unter dem eigenen Bürofenster. Ich werde berichten.
Schüttinger Gasthausbrauerei
Schüttinger Gasthausbrauerei€-€€€Restaurant, Gasthaus, Brauhaus04213376633Hinter dem Schütting 12-13, 28195 Bremen
stars -
"Schüttinger goes Restaurant" DerBorgfelderIn der Altstadtgasse Hinter dem Schütting befindet sich die nach eigenen Angaben älteste Gasthausbrauerei Bremens. Seit genau 30 Jahren wird in den Kellergewölben nicht nur gebraut, sondern auch eine norddeutsch-rustikale Variante der Ballermann-Gastronomie gepflegt. Altherren-Fußballmannschaften und Junggesellenabschiede inklusive. Einzelheiten sind der immer noch sehr lesenswerten Kritik des Hanseaten zu entnehmen, in der auch schon die zumindest kulinarische Verbindung zum nebenan und auf Straßenniveau gelegenen Friesenhof detektivisch aufgedeckt wurde. In dessen großen, nach hinten ebenfalls verwinkelten Räumen wurden sogar fast 40
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Wir betreten feuertrunken, Himmlische, Dein HEILIGTUM!
Ja, genau so hat es sich angefühlt, als ich mitten im Lockdown tatsächlich wieder in einem Restaurant saß, von professionellem Service bedient wurde und ein Drei-Gang-Menü bekam, das in der Küche soeben frisch für mich zubereitet worden war!
WIE DAS?
Nun ja, dit is Berlin, wa?
Und in der seit dem 25.1. geltenden Corona-Verordnung des Landes ist es eben Hotels gestattet, die beherbergten Gäste unter strenger Beachtung aller Abstands-, Hygiene- und Dokumentationspflichten im eigenen Haus zu verköstigen. Ob nun mit Dr. Oetker Pizza aus dem Ofen (wie am Vorabend im Braunschweiger Steigenberger) oder eben mit einer kleinen (3x3) Karte in der Bar des Berliner Flaggschiffs direkt vis-a-vis des Hauptbahnhofs.
Der Küchen- und die Barchefin wickelten das mit Hilfe der resolut geführten, ja nicht in Kurzarbeit befindlichen Auszubildenden beider Brigaden zumindest professionell ab. Abstände, Desinfektion und medizinische Maske waren ebenso selbstverständlich, wie die ernst gemeinte Kontrolle, dass auch wirklich nur Übernachtungsgäste das Angebot nutzen. Das lediglich ein kleines Manko hatte: Weder Ausschank, noch Verzehr von Alkoholika ist gestattet, so dass ich aus der gegenüber der Zeit vor dem lockdown unveränderten Weinkarte zwar alles hätte erwerben, aber eben nicht am Tisch trinken dürfen.
Egal, es war in der Tat eine himmlische Freude, überhaupt mal wieder Gast sein zu dürfen! Und deshalb auch die etwas augenzwinkernde Maximal-Bewertung!
Wer an den ausnahmsweise mal (fast) nebensächlichen Leistungen interessiert ist, mag die Einzelheiten dem Bericht entnehmen.
Die Crew changierte zwischen völliger Ahnungslosigkeit und Berliner Schnauze, aber nach ein paar Anlaufschwierigkeiten hatten wir uns alle lieb. So sehr, dass ich meinen festen Vorsatz „Heute wird nicht gemeckert!“ nach wirklich hartnäckigem Insistieren aufgab und dem an den Tisch geeilten Herrn der Töpfe höflich ein paar Eindrücke zurück meldete.
Zu trinken gab es aus den schon geschilderten Gründen Clausthaler alkoholfrei, eine „schöne“ Einstimmung auf die kommende Fastenzeit. NAKED, der sonst im Angebot befindliche 0,5 Vol.%-er der heimischen Craftbeer-Brauer von BRLO war leider schon ausgetrunken und Nachschub ist spärlich. Auch die Lieferanten haben sich auf die eingebrochene Nachfrage eingestellt, notgedrungen.
Butter gab’s und zweierlei, mäßig frisches Baguette und jedem Tisch seine Pfeffer- und Salzmühlen. Der Sommer 2020 lässt grüßen.
Die geschnittenen Römersalat-Herzen zum Start mit einem fruchtigen, aber zu unauffälligen Karotten-Ingwer-Dressing wurden von knusprigen Brotchips (statt Croûtons) begleitet sowie Gemüse-Crudités, was im Französischen viel eleganter klingt als das deutsche Rohkost. So oder so ging diese Idee nicht auf, denn die großen, viel zu dicken, eiskalten, geschmacklosen und sich schon biegenden Scheiben von Karotte, Kohlrabi und Rettich waren im Ganzen kaum zu kauen und, da untergemischt, im Salat auch nicht wirklich einfach zu schneiden. Ich sortierte irgendwann konsequent aus.
Viel besser die pürierte Suppe von roten Linsen, die die versprochene Kokosmilch auch geschmacklich perfekt und im Gleichgewicht mit der Sämigkeit der Hülsenfrüchte präsentierte. Nun gut, die Julienne waren mir wieder zu hart, aber nach den Rohheiten zum Auftakt waren das Kleinigkeiten. Zumal die Karotten-Curry-Chips Süße, Schärfe und Knusper vereinigten. Wovon ich mich nach einigen erbetenen Probierstücken überzeugen konnte, denn die ersten hatten am Pass zu lange in der heißen Suppe gebadet. (Das zweimalige Klingeln brachte der Küche auch ein gefauchtes „Ich hör dich auch beim ersten Mal!“ ein. Herrlich! Endlich wieder Resto-Feeling... Alte Köche-Weisheit: Wirf krosse Garnitur erst dann auf feuchte Speisen, wenn du das Weiße im Auge des Service sehen kannst!
Zum Abschluss ein Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln und Zipp und Zapp (Gurkensalat, Preiselbeeren, Zitrone im Gaze-Säckchen).
Leider weitgehend ein Totalausfall. Fleisch fest bis zäh (Zentraleinkauf...) und völlig ungewürzt. In einer zu kleinen Pfanne nicht schwimmend ausgebacken. Immerhin klebte die Panade nicht, das will ich zugeben, dafür war sie nicht entfettet. Die Beilagen, naja. Kartoffeln in der Schale finde ich sowieso eher ungeeignet für Bratkartoffeln. Vorgeschnitten und fast nur an den Rändern gebräunt; wie bekommt man das denn hin bei völlig platten Schnitten? Dazu nur ein paar Alibi-Zwiebeln. Die Gurke sehr fest und in Sahne ersäuft, aber wieder zu vorsichtig gewürzt.
Eine Vermutung: Die Azubis haben alles gegeben, aber der Chef hat sie wohl im Wortsinne allein gelassen. Die Rückmeldung war ihm auch sichtlich unangenehm. Hat die Service-Leiterin vielleicht deshalb so auf einem Feedback bestanden?
Der Hauptgang wurde dann vom Haus nicht berechnet. Das war freundlich; ich hatte natürlich nicht darum gebeten. So wurde aus dem Betrag eben ein Trinkgeld. Das PLV lass ich daher aus; die Preise sind unverändert Hauptstadt-Niveau.
Trotz der mauen Küchenleistung war es toll, mal wieder ins Restaurant gehen zu dürfen. Das spricht für sich, leider. Aber es macht auch Vorfreude auf die legendären Abende, die wieder kommen werden, bestimmt. DURCHHALTEN!