Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 288 Bewertungen 362451x gelesen 10162x "Hilfreich" 9120x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 26.12.2021 2021-12-26| Aktualisiert am
31.12.2021
Besucht am 30.11.2021Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 76 EUR
Nach Bremerhaven, ich berichtete hier schon, komme ich seit Jahrzehnten nicht mehr so häufig wie in den seligen Kindertagen, als mein alter Herr noch Südfrüchte über den Atlantik schipperte. Damals wurden so etwa im Monatsrhythmus von der Bananenpier neben Vaddern und einem Karton halbreifer Cavendish vor allem eine Menge unverzollter Schnaps abgeholt.
Tempi passati. Für häufigere Besuche gab es auch keine gastronomisch zwingenden Gründe, wie ein Versuch beim Platzhirsch Natuschs Fischereihafenrestaurant mit Kollegen MarcO74 und seiner damaligen Verlobten vor ein paar Jahren zeigte.
Aber seit einiger Zeit tut sich was, speziell am Alten Hafen. Über die Leistungen von Phillip Probst im Mulberry St habe ich hier schon berichtet, im Atlantic Hotel lockt das STROM mit grandioser Aussicht, und das Pier6 wurde mehrfach mit 13 oder 14 Punkten ausgezeichnet, als es diese Kategorie im Gault&Millau noch gab.
Da ich in unverbesserlichem Optimismus für Januar unsere Weihnachtsnachfeier 2020 im benachbarten Liberty plane, konnte ich vor dem Besprechungstermin eine ausführliche Mittagspause beim sympathischen Franken Steffen Heumann einplanen.
Die für einen Montag gar nicht mal so spärliche Kundschaft war gemischt, Geschäftsleute, Freundinnen und auch einige Stammgäste, vermutlich aus den umliegenden neuen, „schicken“ Appartment-Kartons rund um den Alten Hafen, deren Bezug sicher eine „nicht völlige Vermögenslosigkeit“ voraussetzt, wie man in meiner Heimatstadt unverschämt reiche Leute kennzeichnet. Das Ambiente des Pier6 nennt der Guide Michelin stylisch; ich würde es zeitgemäße Bistro-Innenarchitektur nennen, mit viel dunklem Holz und klaren Linien. Der recht große Raum ist in vier Bereiche aufgeteilt, die hinteren Teile sahen etwas „unbewohnt“ aus, aber das verglaste Weingewölbe dahinter war schön anzusehen.
Und erst recht der Blick nach vorne durch die bodentief verglaste Fensterfront.
(Etwas Besonderes war für mich das Wiedersehen mit der Schulschiff Deutschland, auf der mein Vater einst einen Teil seiner seemännischen Ausbildung erhielt.) Der weiße Schwan der Unterweser
In und auf allen raumteilenden Anrichten, Tresen und Regalen standen diverse „Sachen“ rum: Große und kleine Deko, Servietten und Gewürzmühlen, ebenfalls eine Vielzahl von zu erwerbenden Produkten aus eigener Herstellung.
Auf diesen Zusatzverdienst setzen ja inzwischen viele gehobenen Restaurants; ich weiß gar nicht, ob davon tatsächlich soviel gekauft wird. Als Besonderheit Wurst und Schinken vom regional gezüchteten Duroc-Schwein, dessen Bio-Fleisch auf der Karte eine prominente Stellung einnimmt.
Mir kam der Raum insgesamt etwas unaufgeräumt vor, aber das ist Geschmacksache, 3,5 Sterne.
Das Personal war unterschiedlich drauf: Eine junge Dame, deren Schicht bald darauf endete, blieb kühl bis an den Rand der Genervtheit, was sich nicht besserte, als sie mir ein falsches Getränk brachte. Manche Gäste haben dann ja die Freundlichkeit, das nicht Bestellte trotzdem zu nehmen... Die Ablösung dann genau das Gegenteil: Fröhlich, natürlich und mit Lust am Service. Und schließlich ein Kellner alter Schule, mit Höflichkeit, professionell und auf der Höhe der Karte, der die Stammgäste mit Namen begrüßte und verabschiedete. Auch Chef Heumann fragte nach der Zufriedenheit und schien an ehrlichen Rückmeldungen durchaus interessiert. Das Positive überwog und weil die reine Leistung bis auf den vertauschten Wein fehlerfrei war, freundliche 4 Sterne von mir.
Der Gastraum und die Toiletten sind ebenerdig zugänglich. An der Sauberkeit gab es nichts zu meckern. Der Impfstatus wurde ernsthaft geprüft, Masken vom Personal vernünftig getragen. Es gibt ein Luftfilter-Gerät und die Tische werden nach jedem Gast desinfiziert.
Grund für den guten Besuch könnte zum einen das Mittagsgericht sein, das mit 0,1l Wein oder der doppelten Menge Softdrink 15 Euro kostet. Oder mit einer Vorsuppe und zwei kleinen Desserts im Glas 32,50 Euro. Beides ist angesichts von Menge und Qualität - ich greife vor - ein faires Angebot.
Aber auch meine Frage, ob ich nach Lust und Laune aus dem Speisenangebot aussuchen dürfe, wurde bejaht. Die erste Service-Fee hielt es dabei nicht für erwähnenswert, dass es sich extra um eine Tageskarte handelte. Die allerdings hatte es in sich, als Beispiel hier die letzte des Jahres 2021: https://restaurant-pier6.de/?jet_download=4388 Wo gibt es denn bitteschön mittags eine Käseplatte und gleich noch in zwei Größen?
Wegen des Nachfolgetermins musste ein Glas Riesling-Sekt brut (7,2€/0,1l) aus der Weinkarte mit dem erwartbaren Schwerpunkt auf fränkischen Gewächsen reichen, ergänzt um zwei alkoholfreie Pils (je 3,6€). Ordentlicher Deckungsbeitrag.
Für den ersten Hunger gab es zweierlei eher mittelmäßiges Baguette, serviert im Leinensäckchen mit einer Art Frankfurter Soße. Leichter als der immer seltener anzutreffende Mörtelquark und schön kräuterig.
Ich startete gesundheitsbewusst mit einem Salat, überwiegend Rauke und Ampfer und einigen weiteren Kräutlein, dazu Hornveilchen-Blüten. Ein wenig (hüstel) Beilage durch reichlich à la minute gebratene Entenleber, geschmorte Apfelspalten, die erneut eher auf der süßen Seite waren, was durch das Kürbis-Chutney schön ausbalanciert wurde. Und dann waren da vielleicht noch die klitzekleinen Streifen phantastisch knusprigen Specks... Gemüse und Obst. So wichtig...
Jedenfalls: Für 15,5€ ein erstklassiges kleines Herbstgericht am Tag vor dem Winteranfang.
Die folgende Maronensuppe holte die Kastanien aus dem Feuer bzw. an den Gaumen, trotz reichlich eingesetzter Crème fraîche. Noch eine leichte Textur der leckeren Nüsse erkennbar, so zwischen geschmeidig und erdig-sandig. Geschmacklich recht süß, weil (mir) etwas kontrastierende Säure oder nach hinten raus Schärfe fehlte. Aber das sind ja häufig meine PPP - persönlichen Papillen-Probleme. Sehr gut dagegen die drei Scheiben geräucherte Entenbrust. Zart, eindeutig und vor allem nicht zu salzig. Das ergab schon Sinn in der süßen Suppe. Nur die in der Karte ausgewiesene rote Korallen-Hippe erwies sich als neutrales, fingernagelgroßes Stück auf der Teller-Fahne. In dieser Ausführung entbehrlich. Mit 10,9€ nicht zu teuer bepreist. Später kam Herr Heumann nochmals vorbei und meinte, ein Schuss Orangensaft könnte die Suppe in der Tat vertragen. Kein Widerspruch von mir.
Als Hauptgang hatte ich mir zweierlei Schweinereien gewünscht. Da sich das etwas fett anhörte, sollte der Gaumen erst noch etwas erfrischt werden. Wofür sich die Kugel Blutorangensorbet aus dem Pacojet als ideal entpuppte. Wie der Moskowskaya mit in die Schale kam, bleibt rätselhaft (1,7€ + 3,8€). Positiv zu vermerken ist das Auge für eine hübsches Garnitur. Gerade Wünsche außer der Reihe werden in manchen Küchen eher stiefmütterlich behandelt. Hier lässt das Detail schon auf eine bestimmte Philosophie schließen.
Vom Elmloher Bio-Borstenvieh kam als Tagesangebot Bauch und Rückenstück auf den Teller, und das nicht zu knapp (30€). Letzteres schön gebraten, mit ein paar Salzflocken und leider nicht mehr rosa, aber überwiegend noch saftig. Stets eine enge Kiste, denn natürlich gibt es auch beim hiesigen Publikum die Abneigung gegen nicht durchgebratenes Schweinefleisch. Aber der Speck steuerte ja Fett bei. Bei den Beilagen sowohl Licht als auch Schatten. Mir gefiel der gut gewürzte, auf den Punkt gegarte Kartoffel-Karottenauflauf ausnehmend, auch mit seiner schon arg knusprigen Haube; anderen dürfte das schon deutlich zu keksig geworden sein. Auch die dunkle Sauce sehr schmackig. Das Pürree vom Hokkaido-Kürbis gehörte zu den besseren, weil geschmacklich eindeutigen und mutig gewürzten Vertretern seiner Art. Der wilde Brokkoli schmeckte ganz gut, nur leider war er höchstens lauwarm. Da hat das Timing beim Anrichten nicht gepasst. Aber das sind ja überschaubare Mängel.
Insgesamt ein sehr erfreulicher Abstecher an die Hafenkante, den ich gern mal wiederholen würde, z.B. in netter Gourmet-Begleitung!
Nach Bremerhaven, ich berichtete hier schon, komme ich seit Jahrzehnten nicht mehr so häufig wie in den seligen Kindertagen, als mein alter Herr noch Südfrüchte über den Atlantik schipperte. Damals wurden so etwa im Monatsrhythmus von der Bananenpier neben Vaddern und einem Karton halbreifer Cavendish vor allem eine Menge unverzollter Schnaps abgeholt.
Tempi passati. Für häufigere Besuche gab es auch keine gastronomisch zwingenden Gründe, wie ein Versuch beim Platzhirsch Natuschs Fischereihafenrestaurant mit Kollegen MarcO74 und seiner damaligen Verlobten vor ein paar... mehr lesen
Pier 6 - Meer als gutes Essen
Pier 6 - Meer als gutes Essen€-€€€Restaurant49047148364080Barkhausenstraße 6, 27568 Bremerhaven
4.0 stars -
"Ein Ausflug, der sich lohnt" DerBorgfelderNach Bremerhaven, ich berichtete hier schon, komme ich seit Jahrzehnten nicht mehr so häufig wie in den seligen Kindertagen, als mein alter Herr noch Südfrüchte über den Atlantik schipperte. Damals wurden so etwa im Monatsrhythmus von der Bananenpier neben Vaddern und einem Karton halbreifer Cavendish vor allem eine Menge unverzollter Schnaps abgeholt.
Tempi passati. Für häufigere Besuche gab es auch keine gastronomisch zwingenden Gründe, wie ein Versuch beim Platzhirsch Natuschs Fischereihafenrestaurant mit Kollegen MarcO74 und seiner damaligen Verlobten vor ein paar
Geschrieben am 05.12.2021 2021-12-05| Aktualisiert am
05.12.2021
Besucht am 06.10.2021Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 76 EUR
An einem Mittwoch seit längerem mal wieder ohne häusliche Versorgung stellte sich die Frage nach einem angenehmen Mittagessen. Nun, „Testen“ ist ja gerade in aller ... (Warte! Warte! Warte! Gleich kommt‘s!) ... Nasen!!! und so radelte ich zur Überprüfung des sehr guten ersten Eindrucks frohgemut in Richtung Topaz, das nach wie vor nur der Wochenmitte auch den kleinen Hunger zur Mittagszeit stillt. Reserviert hatte ich nicht, aber Chefin Nina war freundlich gestimmt und bot mir nach obligatorischem Impfstatus-Check wieder einen Tisch im schönen Wintergarten an. Man gut, dass ich Punkt 12 Uhr das Lokal enterte, in der nächsten halben Stunde füllte sich das Restaurant bis auf den letzten verordnungsgerechten Platz. Der Innenraum ist inzwischen neu möbliert und auch die Bar schimmert durchaus einladend.
Als mittlerweile Trendsetter des väterlichen Solo-Essens wählte ich des besseren Überblicks wegen drei Vorspeisen und die Tagessuppe. Soviel vorweg: Alles war überlegt, handwerklich top und kreativ - käme jederzeit wieder in meine Auswahl.
Was sich trotzdem so in meinem Kopf während eines Essens abspielt, habe ich nachfolgend mehr als Gedankenprotokoll denn ausgeschriebene Kritik wiedergegeben. Ich hoffe, es gefällt trotzdem. Und eine Entschuldigung an alle, denen dieser Stil nicht zusagt. Es soll nicht zur Gewohnheit werden; ich hatte halt mal Lust es zu beschreiben.
Tatar von der gedämpften Garnele, Mayonaise, Amalfi-Zitrone, Kopfsalat, Cognac, Mandarine, Erdnuss
Gute Entwicklung der Texturen. Auch, nachdem die Erdnuss durch ist, verhindert der Salat, dass es zu matschig wird. (War das Kopfsalat? Fühlte sich eher wie Eisberg an, was hier aus den o.g. Gründen ausnahmsweise Sinn macht.)
Die Mayo verbindet gut, bleibt aber angenehm leicht.
Geschmacklich grundsätzlich ein gute Kombination. Süße/Säure/Salzigkeit. Die Bitternote des Cognacs ist genial!
Leider knockt die an sich geile Amalfi-Zitrone in der dicken Gel-Matte die Garnele völlig aus. Die Säure dominiert viel zu lange das Geschmacksbild, so dass erst nach sehr langem Kauen überhaupt Garnele - immerhin der Hauptdarsteller - erkennbar wird. Unerwünschter Nebeneffekt dabei: Am Ende wird es langweilig, weil es an einer pikanten Komponente fehlt.
Dabei wäre die Säure in dieser Menge gar nicht notwendig: Schmeckt man das Gericht ohne das Gel - frappierend, wie präsent die Garnele sofort ist.
Also weniger/dünnere Matte des Gels oder in wenigen Stücken (damit Säure nur in Spitzen) oder andere Zitrusfrucht (Yuzu?).
Blumenkohl, Trüffel, vegane Rucolacrème, Dukkah, Rote-Bete-Chip
„Kannste so schicken!“ Alle Teile geil und in Summe noch geiler.
Nur ein paar offene Fragen:
Tut dieser Trüffel wirklich was für das Gericht?
Könnte Dukkah etwas prononcierter eingesetzt werden? Die Süße und Süffigkeit des Tellers verträgt meines Erachtens nach kräftigere Würzung.
Sollte da keine kräftigere Textur sein, außer dem Chip (eher Papier), dessen Knusper ja sehr schnell durch ist? Könnte der Blumenkohl in zwei, unterschiedlich festen Texturen präsentiert werden?
Geräucherte Entenbrust,Asiatischer Gurkensalat, Miso, Sesam, Traube
Texturen o.k. Das feste Fleisch hat lange Zeit Mitspieler. Der Knack der diversen und unterschiedlich behandelten Gemüse ist „frisch“.
Erneut wird mit deutlicher Säure (im Salat und zusätzlich in den Tupfen) gearbeitet, die durch die Struktur und mangels deutlich süßer Komponente lange am Gaumen bleibt. Die geräucherte Ente verträgt das aber deutlich besser und ist schnell da und ist gekommen um zu bleiben. Also grundsätzlich ok. Kleines „Problem“: Verjus in Tupfen verteilt die Säure hier sehr unterschiedlich. (Bei der Garnele wär das o.k. gewesen, weil die flächendeckende Säure too much war, hier nicht.) Frage: Ginge ein dünner Strahl aus der Quetschflasche, um alle Stücke gleichmäßig dezent zu benetzen?
Dem Gericht fehlt - für meinen Geschmack - eindeutig eine leichte Schärfe! Das kalte Fett der Ente braucht am Ende Frische, wenn die Säure weg ist.
Hier fragt der Gast: Müssen die Gurkenstücke so grob geschnitten sein? Entweder muss man Ente und Gurke und Beihau auf der Gabel erst balancieren, dann scheitern, dann entnervt alles aufspießen. „All-in“ kann für Gäste mit einem kleineren Mund(werk) schwierig sein, auch wenn es ein „maskulines“ Gericht ist. Aber wenn man versucht zu schneiden, endet es bei der Entenbrust mit kalter Haut in einem unschönen Schlachtfeld auf dem Teller.
Ramen (ohne Foto)
Nichts zu meckern. War, was es sein sollte.
Die Weizennudeln tadellos.
Brühe gut für eine Miso (Ich fahr mehr auf Tonkotsu ab).
Seidentofu ist zwar hochwertig, aber etwas „verschenkt“. Eine gröbere Qualität, vielleicht sogar geräuchert, hätte auch gut gepasst (für mich).
Ansonsten mag ich es mehr, wenn Limette und Kräuter (und Chili) nicht schon in der Suppe schwimmen, sondern à part serviert werden. Aber das ist vielleicht zu Streetfood-style.
Endlich war Schärfe da! Dann allerdings mit drei nicht zerkleinerten Chili-Ringen schon heftig für manche. Für mich hat es gepasst.
Im Glas:
Presidential White Port, Côte du Rhône Blanc von Guigal, Störtebecker Freibier, Bad Pyrmonter
An einem Mittwoch seit längerem mal wieder ohne häusliche Versorgung stellte sich die Frage nach einem angenehmen Mittagessen. Nun, „Testen“ ist ja gerade in aller ... (Warte! Warte! Warte! Gleich kommt‘s!) ... Nasen!!! und so radelte ich zur Überprüfung des sehr guten ersten Eindrucks frohgemut in Richtung Topaz, das nach wie vor nur der Wochenmitte auch den kleinen Hunger zur Mittagszeit stillt. Reserviert hatte ich nicht, aber Chefin Nina war freundlich gestimmt und bot mir nach obligatorischem Impfstatus-Check wieder einen... mehr lesen
Restaurant Topaz
Restaurant Topaz€-€€€Restaurant042177625Horner Straße 90, 28203 Bremen
4.5 stars -
"Testergebnis: Alles bestens!" DerBorgfelderAn einem Mittwoch seit längerem mal wieder ohne häusliche Versorgung stellte sich die Frage nach einem angenehmen Mittagessen. Nun, „Testen“ ist ja gerade in aller ... (Warte! Warte! Warte! Gleich kommt‘s!) ... Nasen!!! und so radelte ich zur Überprüfung des sehr guten ersten Eindrucks frohgemut in Richtung Topaz, das nach wie vor nur der Wochenmitte auch den kleinen Hunger zur Mittagszeit stillt. Reserviert hatte ich nicht, aber Chefin Nina war freundlich gestimmt und bot mir nach obligatorischem Impfstatus-Check wieder einen
Geschrieben am 02.12.2021 2021-12-02| Aktualisiert am
05.12.2021
Kaum war der Gedanke geboren, im nächsten Sommer endlich im schönen Garten tafeln zu können, ist das Jan Tabac auch schon Geschichte. Inhaberin Ekaterina Vahlenkamp hatte sich nach eigenen Angaben von den in der ganzen Branche (und nicht nur der) bekannten Personalproblemen zermürbt, zurückgezogen, aber noch einige Wochen im Netz eine Nachfolgeregelung angekündigt. Davon ist nun keine Rede mehr; die Homepage wird „überarbeitet“ und auch der Chefkoch soll den Gerüchten nach die Stadt fluchtartig verlassen haben. Aber lassen wir die Räuberpistolen und hoffen, dass das Kleinod über dem Fluss wiederersteht. Bis dahin gilt: Leider geschlossen.
Kaum war der Gedanke geboren, im nächsten Sommer endlich im schönen Garten tafeln zu können, ist das Jan Tabac auch schon Geschichte. Inhaberin Ekaterina Vahlenkamp hatte sich nach eigenen Angaben von den in der ganzen Branche (und nicht nur der) bekannten Personalproblemen zermürbt, zurückgezogen, aber noch einige Wochen im Netz eine Nachfolgeregelung angekündigt. Davon ist nun keine Rede mehr; die Homepage wird „überarbeitet“ und auch der Chefkoch soll den Gerüchten nach die Stadt fluchtartig verlassen haben. Aber lassen wir die Räuberpistolen und hoffen, dass das Kleinod über dem Fluss wiederersteht. Bis dahin gilt: Leider geschlossen.
Jan Tabac
Jan Tabac€-€€€Restaurant0421 6989-1130Weserstraße 93, 28757 Bremen
stars -
"Wie gewonnen..." DerBorgfelderKaum war der Gedanke geboren, im nächsten Sommer endlich im schönen Garten tafeln zu können, ist das Jan Tabac auch schon Geschichte. Inhaberin Ekaterina Vahlenkamp hatte sich nach eigenen Angaben von den in der ganzen Branche (und nicht nur der) bekannten Personalproblemen zermürbt, zurückgezogen, aber noch einige Wochen im Netz eine Nachfolgeregelung angekündigt. Davon ist nun keine Rede mehr; die Homepage wird „überarbeitet“ und auch der Chefkoch soll den Gerüchten nach die Stadt fluchtartig verlassen haben. Aber lassen wir die
Geschrieben am 26.11.2021 2021-11-26| Aktualisiert am
26.11.2021
Besucht am 09.11.2021Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 21 EUR
Allzu gerne wäre ich schon früher wieder in dieses kleine, unkomplizierte Lokal eingekehrt, in dem Chef Mika Drouin mit nur wenig personeller Unterstützung unter der Woche nach Izakaya-Art eine ganze Reihe mehr oder weniger kleine japanische Snacks und Mahlzeiten anbietet. Aber entweder war mein Leib-Restaurant Weinhaus Uhle aus unterschiedlichen Gründen genussvolle „Pflicht“, oder ich war am Sonntag oder Montag in der Stadt. Und damit zu den Schließtagen des Cube. Meine Meinung, dass man auch ordentlichen Umsatz machen könne, wenn man als einziges gehobenes Lokal am Montag öffne, widersprach die junge Dame im Service zwar nicht. Aber dem Chef sei es eben wichtig, dass das Team zwei Tage am Stück zum Regenerieren bekomme. Das ist für den Genießer schade, aber vermutlich der genau richtige Weg, gute Leute in die Gastro zu bekommen und dort auch mit Freude und Motivation zu halten. Stichwort gute Leute: Die Servicefee erkannte mich nach der Demaskierung wieder und agierte wie schon bei meinem ersten Besuch zurückhaltend, aber sehr nett und vor allem auch kompetent, was die Gerichte der kleinen Karte anging. Ich wurde am Tresen platziert; ein Segen für den Einzelgast, da es hier interessante Einblick in die Küche gibt und ab und zu ein freundliches Wort mit dem Personal.
Ich verschmähte das Mittagsmenü - drei Gänge mit einem kleinen Rinderfilet, alles in guter Qualität und im Haus handwerklich hergestellt, was den Komplettpreis von 19,90 Euro günstig werden lässt - und wählte vielmehr wieder drei kleine, noch nicht probierte Gerichte, die allesamt überzeugten. Einzig die hohe Taktung, in der serviert wurde, empfand ich erneut als suboptimal. Am Abend mit voller Belegung kann ich das bei so einer (fast) One-man-show in der Küche völlig nachvollziehen. Aber wenn nur drei Tische besetzt sind, wäre ein entspannteres Essen sicher möglich gewesen. Indes, ein kleines Manko und auch verschmerzbar, wurde halt ein wenig gestopft. Lieber Majonäse im Gesicht, als Heißes kalt oder - Bewahre! - Krosses weich werden zu lassen!
Los ging es klassisch mit einer „Cube *Tokyo Style* Suppe“ für schmale 4,9€.
Das war eine kräftig gekochte Hühnerbrühe mit schön schmackigem Fettfilm, dazu Yakisoba, die dünnen Buchweizennudeln. Reichlich Einlage von Shitake über Gemüse (Pak Choi?) bis zu pochiertem Ei, das nach dem Verquirlen für zusätzliche leckere Bindung sorgt. Geht nicht besser.
Nächster Teller ein nur scheinbar einfaches Wok-Gemüse (5,9€), das so heiß, frisch, knackig, voller Produktgeschmack und vor allem mit Kräutern und Gewürzen raffiniert aufgepeppt war, dass ich mit wachsender Begeisterung den verschiedensten Aromen nachschmeckte! Ebenfalls sehr positiv empfand ich die Verwendung tatsächlich saisonaler Gemüse, Wurzeln und Pilze, denn am Vortag war ich doch sehr verwundert, als ich in Uhles Bistro unter gleicher Überschrift noch Tomaten erhielt.
Leider war ich erst zur Hälfte durch, als dieses Prachtstück von Katsu-Sando serviert wurde, also Schnitzel-Sandwich (6,9€).
Und ja, es war genauso lecker: Der Toast ebenso knusprig wie die Panko-Panade, die ein unglaublich saftiges Hähnchenbrustfilet umhüllte. Majonäse und eine zusätzlich Sauce hatten scharfe (Ingwer?) und fruchtig-frische (Yuzu?) Nuancen und die frittierten Zwiebeln sorgten für Crunch, so wie Lauchgrün und Radieschen für Frische.
Ein alkoholfreies Pils (3,2€) rundete diesen höchst erfreulichen Lunch ab.
Tolles Konzept, toll umgesetzt - immer wieder gern und mit wachsender Begeisterung.
Allzu gerne wäre ich schon früher wieder in dieses kleine, unkomplizierte Lokal eingekehrt, in dem Chef Mika Drouin mit nur wenig personeller Unterstützung unter der Woche nach Izakaya-Art eine ganze Reihe mehr oder weniger kleine japanische Snacks und Mahlzeiten anbietet. Aber entweder war mein Leib-Restaurant Weinhaus Uhle aus unterschiedlichen Gründen genussvolle „Pflicht“, oder ich war am Sonntag oder Montag in der Stadt. Und damit zu den Schließtagen des Cube. Meine Meinung, dass man auch ordentlichen Umsatz machen könne, wenn man... mehr lesen
Restaurant Cube by Mika
Restaurant Cube by Mika€-€€€Restaurant, Loungebar038577887706Domhof 6, 19055 Schwerin
4.5 stars -
"Den guten ersten Eindruck voll bestätigt" DerBorgfelderAllzu gerne wäre ich schon früher wieder in dieses kleine, unkomplizierte Lokal eingekehrt, in dem Chef Mika Drouin mit nur wenig personeller Unterstützung unter der Woche nach Izakaya-Art eine ganze Reihe mehr oder weniger kleine japanische Snacks und Mahlzeiten anbietet. Aber entweder war mein Leib-Restaurant Weinhaus Uhle aus unterschiedlichen Gründen genussvolle „Pflicht“, oder ich war am Sonntag oder Montag in der Stadt. Und damit zu den Schließtagen des Cube. Meine Meinung, dass man auch ordentlichen Umsatz machen könne, wenn man
Geschrieben am 24.10.2021 2021-10-24| Aktualisiert am
02.12.2021
Besucht am 26.06.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 371 EUR
Jetzt auch mal von mir eine historisch-geografische Einleitung. (Kann natürlich übersprungen werden; dient nur der Erläuterung der Überschrift.)
Also:
Das kleinste Bundesland der Bundesrepublik Deutschland heißt offiziell Freie Hansestadt Bremen und besteht aus zwei Städten, Bremen und Bremerhaven. Soweit vermutlich bekannt. Als die Bremer 1827 vom Königreich Hannover Land an der Wesermündung kauften und dort in den Folgejahren ihren „Haven“ bauten, war das allerdings keine Premiere. Denn das Problem der Versandung der Unterweser, durch die keine Seeschiffe mehr bis nach Bremen kamen, gab es schon seit Jahrhunderten (und wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts durch die Begradigung und Vertiefung des Flusses mit inzwischen kritisch gesehenen Folgen für Ökologie und Deichschutz gelöst). Daher war schon ab 1618 etwa 25 Kilometer flussabwärts der Innenstadt der erste künstliche Hafen Deutschlands beim Dorf Vegesack angelegt worden. Die Namensherkunft ist nicht völlig geklärt; am hübschesten die Legende, dass sich schnell ansiedelnde Gastwirte mit ihren Angeboten sowie sonstige Dienste, die die Seeleute monatelang vermisst hatten, diesen den (Geld-)Sack wahrlich leer gefegt haben...
Über die Jahrhunderte wuchs die Einwohnerzahl in Vegesack und den benachbarten, teilweise industriell geprägten Stadtteilen auf über 100.000, so dass inzwischen die Schwelle zu einer Großstadt erreicht wäre. Das drückt sich in der Infrastruktur aus, mit eigenen Gymnasien, eigenem Amtsgericht, einer Kfz-Zulassungsstelle (mit für Eingeweihte erkennbarer eigener Kennzeichen-Kombination) und Stadtautobahn. Alles auch Ausdruck und Folge des durchaus vorhandenen Bewusstseins der Eigenständigkeit. Vermutlich gibt es ähnliche Verhältnisse in vielen Städten; von Saarbrücken werden wir sicher lesen;-)
Andererseits ist für die meisten Menschen in Bremen-„Stadt“ das Gebiet nördlich der Lesum (von der Quelle aus gemessen der drittlängste Nebenfluss der Weser) ziemliche terra incognita. Ich gestehe, dass dies bei uns nicht anders ist - Besuche waren in der Vergangenheit selten. Das gilt auch für die Gastronomie; erst recht, seit mit der Strandlust ein beliebtes Ausflugsziel am Fähranleger geschlossen ist. Ist das Angebot in der Stadt schon recht überschaubar, so schienen mir - trotz der wiederholten Berichte von Kritikerkollegen Hanseat1957 - kaum kulinarische Gründe für einen Abstecher in den Norden zu bestehen. Vielleicht mit Ausnahme des Kränholm, nachdem dort scheinbar wieder Kontinuität eingekehrt ist.
Allein das Jan Tabac war mir schon mehrfach bei Instagram durch ambitionierte Küche aufgefallen, die so gar nicht zu dem eher altbackenen Namen passen wollte. Und da wir nach dem Ende der zweiten Restaurantschließung schon die Stammlokale „durch“ hatten, machten wir uns an einem frühen Mittwochabend alkoholverzehrfreundlich per Regionalexpress ins Unbekannte auf!
Hier geht’s los:
Unser Plan war, zunächst einen ausgedehnten Bummel durch die Vegesacker Fußgängerzone und die Weserstraße zu machen. Dort hoch über dem Fluss und dem Stadtgarten und mit einer schönen Aussicht über das gegenüber liegende Oldenburger Land ist nämlich nicht nur das Jan Tabac zuhause, sondern stehen auch etliche denkmalgeschützte Häuser, die sich Reeder, Werftbesitzer und ihre erfolgreichen Kapitäne gebaut haben.
Aber wir reden vom Sommer 2021 und so stiegen wir just aus dem Zug, als es zu regnen anfing. Und auch nicht aufhörte. So mutierte unser Bummel zu einem Sprint von Markise zu Markise, bis wir endlich in einem Bekleidungsfilialist einen Regenschirm ausleihen konnten.
Kein Wunder also, dass wir pünktlich zur Öffnung die Gaststube stürmten, der man noch die ursprüngliche Bestimmung als Kneipe ansieht. Der Tresen an der einen Seite des schmalen Raumes wurde um eine offene Küche verlängert. Auf der anderen Seite des Mittelgangs schmiegen sich leicht erhöht mehrere Tische an der Wand entlang. Es dominieren dunkles Holz, rotes, schon reichlich mitgenommenes Leder und kräftig karmesinrote Wände. Rustikal, urig, aber ohne Trutschigkeit, wofür auch neue Lampen sorgen. Besonders schön das Ständerwerk des alten Hauses und die Worpsweder Stühle, deren geflochtene Sitzfläche bequemer war als erwartet.
Im hinteren Teil öffnet sich der Raum, am größten Tisch saß noch ein Küchenmitarbeiter und putzte stöhnend "die kleinsten Pfifferlinge der Welt". Später half ihm der junge Chefkoch, der uns schon beim Ankommen freundlich begrüßt hatte. Es stellte sich heraus, dass er im Canova gelernt hat.
Durch das großes Fenster geht der Blick in das "Prunkstück", den schmalen, langen Garten, der in Richtung Fluss sanft abfällt. Wir hätten auch draußen sitzen können, aber wir trauten dem Wetter nicht so recht, obwohl es aufgehört hatte zu regnen. Gute Entscheidung. Von unserem Tisch neben der Terrassentür konnten wir das Sammeln unter den großen Schirmen gut beobachten, immer wenn der nächste Schauer kam. Nach drinnen konnte niemand ausweichen, denn das Jan Tabac war ausreserviert, was die Leistung der beiden Küchenmatadore noch beeindruckender machte.
Inhaberin Ekaterina „Katja“ Vahlenkamp nahm in einem raffinierten Kleid diese Beschwerlichkeiten stoisch und mit gleichbleibender Freundlichkeit hin. Einen so engagierten, tadellosen, immer an den Wünschen der Gäste orientierten Service hat man auch nicht alle Tage. Vielen Dank! Zumal wir der kundigen Weinberatung eine wunderbare alkoholische Neuentdeckung verdanken. Tokaji Eszencia hat wenig mit dem üblichen weltbekannten ungarischen Süßwein zu tun. Deutlich sind salzig-karamellige Töne, die eher an Manzanilla erinnern. Sehr lecker, sehr teuer. Die 15€ für das großzügig eingeschenkte Gläschen des 2000er Jahrgangs waren angesichts der Flaschenpreise im Netz sogar noch ein Schnäppchen. Gern noch eine zweite Runde! Natürlich stehen solche Exoten nicht auf der kleinen, ganz klar auf Qualität ausgerichteten Weinkarte, von der wir natürlich Wasser und zunächst eine 1/2 Flasche Champagner von Drappier wählten, dann ein Großes Gewächs von Dr. Loosen und zum „Vegesack Dessert Massacre“ das eine oder andere Gläschen flüssigen Süßkram (Mosel Auslese, Sauternes, Tawny Port). Hach, das war ein lustiger Abend, perfekt orchestriert durch die leise „dramatische“ Hintergrundmusik, die zwischen Spanien und Russland, Willliams und Tschaikowsky changierte.
Bei knusprigem Olivenbaguette, Olivenöl und Fleur de Sel freuten wir uns über die Karte des Jan Tabac, die aus der personellen und räumlichen Not eine Tugend macht: 2 Vorspeisen, 2 Zwischengänge, 2 Desserts und - schön, schön - eine Käseauswahl. Als Hauptgang war ganz konsequent Sommergemüse mit Thymiankartoffeln und Pfifferlingsrahm gesetzt, das je nach Gusto solo verzehrt oder mit geräuchertem Tofu bzw. Steinbutt bzw. Rinderfilet kombiniert werden konnte.
Die Preise zwischen 13 und 46 Euro, dafür gab es Portionen für, ich sag mal, „normale“ Esser. Angesichts der sehr guten Qualitäten ist das für mich ein gutes PLV.
Die Gesamtkasse verteilten wir je zur Hälfte auf festen und flüssigen Luxus.
Zu Beginn ließen wir unisono das Rind Tatar sein und starteten ganz sommerlich mit einer mittelcremigen Burrata, die nicht mit der üblichen Tomate, sondern reifer Avocado süffig kombiniert wurde. Ein Brotchip knusperte. Rohe Gurkenstifte und Kräuter, Limette und Pepperoni verstärkten die frische „grüne“ Idee. Mir hätte das prägnanter sein können, um die relative Fettigkeit des Ganges abzupuffern, aber gegenüber wurde heftig widersprochen.
Beim Zwischengericht führte der kulinarische Weg meiner Frau vom Ganges (!) an den Guadalquivir. Ihre Gazpacho war allerdings Nebensache angesichts der wunderbaren Wildfanggarnele mit Tomaten-Basilikum-Crostini.
Für mich ging es mit dem Satee-Spieß vom Kikok-Hahn an den Kapuas - Wer kennt ihn nicht (der Google hat), den längsten Fluss Indonesiens? Die reichliche Erdnusscrème und Cashewbruch passten ebenso gut dazu wie Koriandergrün und -Honig sowie pikant eingelegte, knackige Bambussprösslinge. Hier wetteiferten süße und scharfe Noten ebenso schön miteinander wie die Texturen. Allein das wieder mal sehr durchgebratene und tatsächlich zur Trockenheit tendierende Geflügelfleisch trübte den Genuss ein wenig.
Man ahnt es - vor dem Hautgang konnte ich mir nicht verkneifen, nach einer „Erfrischung“ zu fragen. Allerdings nur, weil die Dessertkarte Sorbets versprach.
Auch diesen Wunsch erfüllte Chef Nico vorbildlich: Holundersorbet und -Schaum von selbst in der Stadt gesammelten Blüten.
Ich hatte mich beim Hauptgang für ein Rinderfilet entschieden, da ich Steinbutt - der meiner Liebsten ausgezeichnet schmeckte - erst wenige Tage vorher hatte.
Ich stimme durchaus zu, dass es hierzulande und nicht nur in Keeken und St. Arnual hervorragende Rindfleisch-Qualitäten gibt. Aber es wird halt das gegessen, was auf den Tisch kommt (oder eben etwas anderes gewählt). In diesem Fall geschmacklich überraschend starke grasgefütterte Weideland-Ware aus Neuseeland, mit kräftiger Kruste, zart im Biss und perfekt medium-rare.
Mit gleichem Niveau überraschten die Sommergemüse Erbsen, Karotten, Blumenkohl, Brokkoli, grüner Spargel und der Mais, der in Körnern und Minikölbchen serviert wurden. Das war mit Kerbel versehen, frisch - wer wollte, konnte einen Spritzer Zitrone zufügen - voll authentischem Geschmack und hatte wenig mit den TK-Mischungen zu tun, die mal besser, mal unterirdisch zubereitet viel zu oft auch im Sommer auf deutsche Teller kommen. Die eben noch am Beginn der Zubereitung gesehenen, in der Tat sehr kleinen Pfifferlinge hatten die Mühe gelohnt. Die Pilze wurden in einer nicht zu schweren Rahmsoße gebadet und hatten ebenfalls viel Geschmack, so dass es der (wie ich finde etwas unschön aufgeklecksten) Nage nicht bedurft hätte. Allerdings konnten so die eher unauffälligen Thymian-Kartoffeln sehr gewinnbringend für Aufwischarbeiten eingesetzt werden.
Ein klassisches Gericht, handwerklich tadellos umgesetzt, mit erstklassigen Produkten. Es ist, auch für mich, nicht immer „kreative Küche“, die dem Gast ein glückseliges Lächeln ins Gesicht zaubert.
Beim Süßen Fan ist man da mit gut gemachten Desserts auf der sicheren Seite. Problem ist meist, dass sich fast alles verlockend liest, im Jan Tabac einerseits Holunder-Variationen mit frischem Yuzu-Sorbet und Zitrone und andererseits fruchtiges Erdbeeren-Rhabarber Sorbet mit angewärmten Cheesecake.
Aber es war halt einer „dieser“ Tage und so wurde einfach beides bestellt!
Während sich gegenüber die „Ahs“ und „Ohs“ abwechselten, um in ein „Hmmmm“ überzugehen, konnte ich der Käseplatte nicht widerstehen. Und, weil an diesem Abend Schlemmen angesagt war, in der großen Ausführung. ... Natürlich;-)
Dabei waren von der Kuh Munster, Fourme d‘Ambert, Chaource, Brillat Savarin, Reblochon, Laguiole, aus Schafsmilch Mathais und Selles sur Cher. Man ahnt schon: Ich fühlte mich wie Borgfelder in Frankreich, was nicht verwunderlich war, denn die Käse werden über Rungis Express bezogen. Perfekte Reife bei allen!
Der krönende Abschluss unseres wirklich phantastischen Ausflugs in die unendlichen Weiten des (Bremer) Nordens!
Jetzt auch mal von mir eine historisch-geografische Einleitung. (Kann natürlich übersprungen werden; dient nur der Erläuterung der Überschrift.)
Also:
Das kleinste Bundesland der Bundesrepublik Deutschland heißt offiziell Freie Hansestadt Bremen und besteht aus zwei Städten, Bremen und Bremerhaven. Soweit vermutlich bekannt. Als die Bremer 1827 vom Königreich Hannover Land an der Wesermündung kauften und dort in den Folgejahren ihren „Haven“ bauten, war das allerdings keine Premiere. Denn das Problem der Versandung der Unterweser, durch die keine Seeschiffe mehr bis nach Bremen... mehr lesen
Jan Tabac
Jan Tabac€-€€€Restaurant0421 6989-1130Weserstraße 93, 28757 Bremen
4.5 stars -
"Tolle Neuentdeckung - jedenfalls für uns" DerBorgfelderJetzt auch mal von mir eine historisch-geografische Einleitung. (Kann natürlich übersprungen werden; dient nur der Erläuterung der Überschrift.)
Also:
Das kleinste Bundesland der Bundesrepublik Deutschland heißt offiziell Freie Hansestadt Bremen und besteht aus zwei Städten, Bremen und Bremerhaven. Soweit vermutlich bekannt. Als die Bremer 1827 vom Königreich Hannover Land an der Wesermündung kauften und dort in den Folgejahren ihren „Haven“ bauten, war das allerdings keine Premiere. Denn das Problem der Versandung der Unterweser, durch die keine Seeschiffe mehr bis nach Bremen
Geschrieben am 21.10.2021 2021-10-21| Aktualisiert am
23.10.2021
Zum 30.11. schließen Sebastian Hadrys und Partnerin Jenny Ebeling das Restaurant. Grund ist der Personalmangel, vor allem im ausgebildeten Service, der das gewollte Niveau nicht mehr möglich sein lässt, selbst nicht bei nur 3 Servicetagen. Die Gästezahl, die man braucht um wirtschaftlich zu sein, ist mit den wenigen Kräften nicht zu stemmen. Zukünftig konzentriert man sich auf Catering, Veranstaltungen und Private Cooking. Ab April kommt vielleicht wieder ein kleines „Montagsbistro“ dazu.
Sehr bedauerlich, das Hadrys war für mich das erste Fine Dining Restaurant, das ich in in Magdeburg besuchte.
Zum 30.11. schließen Sebastian Hadrys und Partnerin Jenny Ebeling das Restaurant. Grund ist der Personalmangel, vor allem im ausgebildeten Service, der das gewollte Niveau nicht mehr möglich sein lässt, selbst nicht bei nur 3 Servicetagen. Die Gästezahl, die man braucht um wirtschaftlich zu sein, ist mit den wenigen Kräften nicht zu stemmen. Zukünftig konzentriert man sich auf Catering, Veranstaltungen und Private Cooking. Ab April kommt vielleicht wieder ein kleines „Montagsbistro“ dazu.
Sehr bedauerlich, das Hadrys war für mich das erste Fine Dining Restaurant, das ich in in Magdeburg besuchte.
Restaurant Landhaus Hadrys
Restaurant Landhaus Hadrys€-€€€Restaurant, Gasthaus03916626680An der Halberstädter Chaussee 1, 39116 Magdeburg
5.0 stars -
"Nächster Tiefschlag" DerBorgfelderZum 30.11. schließen Sebastian Hadrys und Partnerin Jenny Ebeling das Restaurant. Grund ist der Personalmangel, vor allem im ausgebildeten Service, der das gewollte Niveau nicht mehr möglich sein lässt, selbst nicht bei nur 3 Servicetagen. Die Gästezahl, die man braucht um wirtschaftlich zu sein, ist mit den wenigen Kräften nicht zu stemmen. Zukünftig konzentriert man sich auf Catering, Veranstaltungen und Private Cooking. Ab April kommt vielleicht wieder ein kleines „Montagsbistro“ dazu.
Sehr bedauerlich, das Hadrys war für mich das erste Fine
Geschrieben am 17.10.2021 2021-10-17| Aktualisiert am
18.10.2021
Nach meinem erfreulichen Besuch im Villandry sollte der Tag an der Hotelbar mit ein paar Cocktails seinen Abschluss finden. Aber als ich so das Essen Revue passieren ließ, ging mir auf, dass nicht nur durch den Verzicht auf Dessert und Käse die Abteilung Soulfood unterbesetzt gewesen war. Also trat ich trotz vorgerückter Stunde über den wie stets engagierten Service in Verhandlungen mit der Küche ein.
Statt auf Fest und Flauschig einigten wir uns nach etwas Hin und Her auf Frittiert und Fettig (auch einen Podcast wert!). Natürlich dauerte die Vorbereitung einige Zeit und an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an die Küche, die kurz vor 22.00 Uhr sicher schon in Richtung Feierabend tendierte. Bravo!
Aber für mich hatte sich die Wartezeit mehr als gelohnt: Butterfly-Garnelen in Panko, nix Convenience: Frisch paniert, vollständig ausgelöst und knackig-zart. Ob Pommes Frites von Hand geschnitten sind oder gute vorgefertigte Ware, kann ich inzwischen nicht mehr unterscheiden, aber bestimmt waren die außen knusprig und innen fluffigen Kartoffelstäbchen mindestens zweimal frittiert worden. Das hielt bis zum letzten „Kantholz“ des sündigen Türmchens.
Und worin wurde gedippt? Natürlich in eine frisch hochgezogene Majonäse. Und weil ich ein Glückspilz war, gab es wegen einer anderen Veranstaltung im Hause frische Trüffel, die reichlich eingearbeitet wurden.
SO muss ein entspannter Abend (und Rezensent) aussehen...
Nach meinem erfreulichen Besuch im Villandry sollte der Tag an der Hotelbar mit ein paar Cocktails seinen Abschluss finden. Aber als ich so das Essen Revue passieren ließ, ging mir auf, dass nicht nur durch den Verzicht auf Dessert und Käse die Abteilung Soulfood unterbesetzt gewesen war. Also trat ich trotz vorgerückter Stunde über den wie stets engagierten Service in Verhandlungen mit der Küche ein.
Statt auf Fest und Flauschig einigten wir uns nach etwas Hin und Her auf Frittiert... mehr lesen
5.0 stars -
"Guilty pleasure..." DerBorgfelderNach meinem erfreulichen Besuch im Villandry sollte der Tag an der Hotelbar mit ein paar Cocktails seinen Abschluss finden. Aber als ich so das Essen Revue passieren ließ, ging mir auf, dass nicht nur durch den Verzicht auf Dessert und Käse die Abteilung Soulfood unterbesetzt gewesen war. Also trat ich trotz vorgerückter Stunde über den wie stets engagierten Service in Verhandlungen mit der Küche ein.
Statt auf Fest und Flauschig einigten wir uns nach etwas Hin und Her auf Frittiert
Geschrieben am 16.10.2021 2021-10-16| Aktualisiert am
17.10.2021
Besucht am 13.10.2021Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 107 EUR
Der Urlaub in Sachsen und Thüringen war wunderschön, aber jetzt ist wieder Arbeit angesagt und die führt mich nach nicht einmal zwei Wochen zurück ins schöne Elbflorenz. Caroussel und Genuss-Atelier wurden privat besucht, Elements sucht Personal und hat (deshalb?) nur von Donnerstag bis Samstag das Fine-Dining geöffnet. Da ist guter Rat teuer. Oder auch nicht, denn Kollege Jenome weist darauf hin, dass das Villandry unter neuer Führung wieder eröffnet hat. Das verheißt französische Küche, denn welcher Sauvignon-Liebhaber kennt das Städtchen nahe der Loire nicht? Die Recherche im Netz gestaltet sich erst schwierig; die Homepage schweigt sich über das Angebot aus. Mit ein paar Suchbegriffen findet sich indes eine vorsichtig moderne, in der Tat französisch inspirierte Küche, so dass ich mich frohen Mutes zu Fuß in die diverse Neustadt aufmache.
Um 18.30 Uhr eintreffend, empfängt mich ein zurückhaltend modernes Bistro in warmem Holz und ebensolchem Licht. Gäste sind noch kaum vorhanden, aber - Oh, Schreck! - allüberall Reservierungsschildchen. Und so mäandert der kräftig tätowierte Chef mit mir durch das sicher 50 oder mehr Plätze umfassende und bedauert solange, bis ich akzeptiere, dass ich als Einzelgast nur auf der hohen Holzbank Willkommen bin. Im weiteren Verlauf werden natürlich allen walk-in-Gästen nach und nach bequemere Plätze angeboten, nur ich darf meinen Bandscheiben nachspüren... Aber egal, hier herrscht eben eine gewisse „alternative“ Nonchalance, inklusive der aus Prenzlberg bekannten Mütter, die auch im Restaurant ihrem aufgedrehten Nachwuchs nicht mit spießigen Verhaltensregeln zugunsten der restlichen Gäste oder des servierenden Personals belästigen wollen...
Für solche Situationen hat der liebe Gott den Alkohol erfunden, in meinem Fall in Form einer extrem verdichteten Weinkarte, auf der ausgerechnet Gewächse von der Loire fehlen. Hauptsächlich Naturweine, aber immerhin gibt es einen weißen und zwei rote Burgunder, ergo alles gut. Die Wahl fällt auf den einfachen Aloxe-Corton von 2001 (45€), der sich nach glücklicher verlaufender Entfernung des krümeligen Korkens im Verlauf des Abends als sehr harmonischer, nicht zu fruchtiger Begleiter der ausnahmsweise gewählten kräftigen Speisen erweist. Als Aperitif am angenehm herben Cidre (4,8€) nippend, arbeite ich mich durch die kleine Karte, die allerdings völlig vom Netz abweicht. Das Rätsels Lösung: Die von Jenome erwähnten neuen Inhaber, die auch das Sankt Pauli betreiben, haben das Villandry erst vor vier Monaten wieder eröffnet und müssen nun damit leben, dass die Vorgänger halt die Karte nicht aus dem Netz nehmen...
Abgesehen von der üblichen Platzierungs-Demütigung agiert der Service fehlerfrei. Alle meine Wünsche werden erfüllt; sei es das Verrücken des Bistro-Tisches unter den Strahler für bessere Fotos, sei es ein Sorbet im Stil der 80er oder die Zusammenstellung eines eigentlich nicht vorgesehenen Menüs. Nur die Tagesangebote werden mir nicht zur Kenntnis gebracht, aber es steht ja auch in der Karte „Fragen Sie den Service“.
Die Preise sind freundlich, für vier Gänge mit Erfrischung kamen 55 Euro zusammen.
Ein Amuse gibt es nicht. Mit dem ersten Gang werden zwei Brotsorten gereicht, von denen das kräftige Misch-Baguette mit Kümmel sehr stark ist.
Das gilt aber auch für die Paté de Campagne, die es in Fronkreisch nicht kräftig gewürzter, in sich harmonisch abgestimmter geben würde. Locker, kräftig, dem Wildfleisch Raum gebend -exzellent! Das gilt auch im Zusammenspiel mit den mild gepickelten Gurken und Pfifferlingen. Und Cassis in Form von eingekochten Schwarzen Johannisbeeren, die soviel aromatischer und weniger sauer als ihre roten Verwandten daher kommen.
Allein die Senf-Crème-fraiche hatte ich nicht verstanden. Süffig war die Pastete schon für sich, säuerlich die Pickles. Am Ende des Abends nimmer sich der Küchenchef Zeit für mich und erläutert, dass das Milchprodukt die Würzigkeit der Paté puffern sollte. Okay, aber dann bitte mit weniger Fett... Trotzdem, sehr guter Auftakt!
Weiter geht es vegetarisch mit einem Linsensalat, an dem mich weniger der abgewählte Lachs, sondern mehr die Begleitungen Sauerkirsche und Gorgonzola getriggert hatten.
Der Käse kommt in Form einer sehr leichten Crème, die Kirschen dagegen mächtig süß-sauer. Was letztlich auch das Problem ist. Denn die kleinen nicht verkochten Linsen mit knackigen Karotten- und Selleriestreifen sind für sich genommen salzig und umami genug, am Anfang durch Baby-Spinat auch frisch, werden aber durch die Fruchtsüße im Mund weitgehend zugedeckt. Und als sich die Frucht „endlich“ verabschiedet hat, ist das Mundgefühl halt nur noch mehlig. Man muss nicht mit Schärfe arbeiten, man könnte aber...
Als Zwischengericht wird wunschgemäß ein verkleinerter, auch vegetarischer Hauptgang serviert. Exakt geschmorte Auberginen entführen mich mit einem klaren, pikanten Curry-Aroma nach Indien, eingekochte (?) Granatapfelkerne und kräftiger Ziegenfrischkäse eher in den Orient und Fregola Sarda und Rosmarin ans Mittelmeer. Auch die Sauerkirsche darf erneut mitspielen, wobei die stärkeren Aromen damit besser zurecht kommen. Alles für sich lecker; in der Gesamtschau etwas unentschlossen. Hier fehlt für mich am Ende eindeutig etwas Schärfe, auch um das gewollte Aromenbild zu vervollständigen.
Die Pause nutze ich für einen Besuch der Toiletten, die nicht barrierefrei im Untergeschoss liegen. Alles im grünen Bereich, eher besser als im lässigen Umfeld erwartet. Auch ins Restaurant kommt man jedenfalls vorne nur über einige Stufen - Altbau eben. Möglicherweise gibt es einen ebenerdigen Zugang über den Hof; ich habe vergessen zu fragen und das ärgert mich jetzt.
Zur Erfrischung habe ich mir trotz des hippen Umfelds ein Sorbet (3€) bestellt, das sich sehr anschlussfähig zum vorigen Gang als Granatapfel heraus stellt. Etwas zu süß; der erbetene Crèmant wird mit 2,8€ zusätzlich berechnet.
Als Hauptgang kann ich dem Brasato vom Hirsch nicht widerstehen.
Schön ist schon mal, dass das Fleisch richtig heiß an den Tisch kommt und auch bleibt. Die - ich vermute aufgrund des Collagen - Bäckchen wurden schon geschnitten eingelegt, wobei Rotwein und Wacholder noch deutlich zu spüren sind. Das Marinieren und Schmoren kommt dem mageren Wild entgegen, es ist noch leicht fest, aber beleibe nicht trocken.
Verschiedenfarbige Spitzkohlblätter schauen nicht nur hübsch aus, sondern haben Biss und Geschmack und sind damit ebenbürtige Mitspieler. Und das von mir, der mit Kohl seit Kindertagen auf Kriegsfuß steht.
Wacholdercrumble steuert eine neue Textur bei, bleibt aber mehr süß als typisch. Nur solo genossen ist die ätherische Beere zu erahnen. Das ist etwas schade, nicht nur weil die Nennung auf der Karte Erwartungen schürt, sondern auch, weil die Soße mit Sauerrahm gebunden eher noch dämpfte. Immerhin blieb so die Herkunft der knusprig angebratenen, innen lockeren Gnocchi auch nach dem Bad in der Sosse erhalten.
Fazit: Entspanntes Team, das den vollen Laden gut im Griff hat. Kann man jederzeit machen : Zugängliche Küche, gut überlegt, manchmal noch nicht zuende gedacht/gebracht. Insgesamt hätte ich mir ein wenig mehr Mut gewünscht. Man kann dem Publikum auch mal was zutrauen...
Der Urlaub in Sachsen und Thüringen war wunderschön, aber jetzt ist wieder Arbeit angesagt und die führt mich nach nicht einmal zwei Wochen zurück ins schöne Elbflorenz. Caroussel und Genuss-Atelier wurden privat besucht, Elements sucht Personal und hat (deshalb?) nur von Donnerstag bis Samstag das Fine-Dining geöffnet. Da ist guter Rat teuer. Oder auch nicht, denn Kollege Jenome weist darauf hin, dass das Villandry unter neuer Führung wieder eröffnet hat. Das verheißt französische Küche, denn welcher Sauvignon-Liebhaber kennt das Städtchen... mehr lesen
4.0 stars -
"Mehr Mut!" DerBorgfelderDer Urlaub in Sachsen und Thüringen war wunderschön, aber jetzt ist wieder Arbeit angesagt und die führt mich nach nicht einmal zwei Wochen zurück ins schöne Elbflorenz. Caroussel und Genuss-Atelier wurden privat besucht, Elements sucht Personal und hat (deshalb?) nur von Donnerstag bis Samstag das Fine-Dining geöffnet. Da ist guter Rat teuer. Oder auch nicht, denn Kollege Jenome weist darauf hin, dass das Villandry unter neuer Führung wieder eröffnet hat. Das verheißt französische Küche, denn welcher Sauvignon-Liebhaber kennt das Städtchen
Geschrieben am 29.09.2021 2021-09-29| Aktualisiert am
01.10.2021
Besucht am 16.09.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 462 EUR
„Bin gespannt, wie Dir das Handwerk gefallen wird!“ So verabschiedete mich Kritikerfreund Carsten1972 am Ende unseres gemeinsamen Hannover-Wochenendes. Jetzt, nach meinem Besuch im kleinen Sternerestaurant in der Südstadt kann ich versichern: Es ist toll!
Für einen an sich kurzen beruflichen Anlass fand sich einfach kein Zeitfenster für eine gleichtägige Hin- und Rückfahrt von und nach Braunschweig oder Bremen. Aus dieser Not eine auch kulinarische Tugend machend, einigten wir uns auf ein abendliches Treffen in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Ein Ziel war schnell gefunden, denn nicht nur die Kritiken von Tischnotizen ließen eine kreativ-moderne, aber noch zugängliche Sterneküche erwarten - natürlich mit handwerklichem Können und in entspannter Umgebung.
„Und wir wurden nicht enttäuscht!“
Bereits im Vorfeld gestaltete sich die Kommunikation per E-Mail einfach und zwanglos: Auf zwei Anfragen per Mail antwortete Geschäftsführerin Tanja Funke fast umgehend, freundlich und unkompliziert. Dass man hier sogleich geduzt wird, hatte ich eigentlich fast erwartet; ich sag mal: Besser per Du als perdu...
Der Sommer hatte selbst dem Norden noch zwei südlichere Tage gegeben und so war mir doch recht warm, als ich nach meinem Fußmarsch vom Bahnhof an der unscheinbaren Ladenzeile aus den 50ern eintraf. Dafür hatte ich tout Hannover am Maschsee-Ufer bestaunen dürfen, auch schön. Insgeheim hatte ich darauf gehofft, dass wir auf der kleinen Terrasse genießen würden, was aber daran scheiterte, dass nach den nassen Tagen zuvor die Holzmöbel gut eingeölt im Keller vom nächsten Frühling träumten.
Macht nichts, die verkehrsreiche Straße ist zwar etwas entfernt, aber sonderlich hübsch sitzt man nun auch nicht. Außerdem wollte ich das reife Pärchen mit Hund nicht stören, das zufrieden am Schaumwein nippte und heitere Ruhe ausstrahlte.
So trat ich über die barrierefreie Schwelle ein, aber es wurde mitnichten still, denn Gastgeberin Ann-Kristin Wohlfeld empfing mich so freundlich, dass mir gleich warm ums Herz wurde. Wer ihr auf dem Kassenbon gedrucktes Kürzel AKW mit Energie und einem Strahlen verbindet, liegt sicher nicht falsch. Souverän, professionell, ehrlich interessiert und dabei von ungekünstelter Freundlichkeit kam sie auch mit dem meinungsstarken Gast klar, der extra 30 Minuten vor der Reservierung erschien, um auch ja genug Zeit für die Weinauswahl zu haben. Denn nicht nur beiden oben erwähnten Weinzähne hatten vor einem gewissen Hang der Mit-Inhaberin zu experimentellen Rebensäften „gewarnt“. Geht manchmal, aber dieser Abend sollte einfach dem Ankommen, Fallenlassen und Genießen gehören. Und das gelang auch deshalb, weil nicht nur die Chefin, sondern auch ihr Serviceteam - die junge Frau gerade ausgelernt, ihr Kollege vielleicht noch in der Ausbildung, aber nur anfangs etwas unsicher - mir einfach alle Wünsche erfüllten. Hier regiert ein freundliches „Klar!“ statt des inflationären „Sehr gerne!“
Zum Wohlgefühl trug auch das grundsätzlich klare Design in den beiden kleinen Gasträumen bei, das durch kräftig farbige Kunst an den Wänden Power erhielt. Den ganzen Abend über wurde nicht zu laut Musik meiner Jugendzeit gespielt, auch sowas sorgt halt für beschwingte Stimmung.
Das und ein oder zwei Gläschen:
Mein Begleiter hatte sich gleichfalls gesputet, denn Durst ist bekanntlich schlimmer als Heimweh.
Für die äußerliche Erfrischung sorgten feuchte Frotteetücher mit einem wunderbaren Duft von Zitronengras-Öl. Innerlich gab es zunächst ein alkoholfreies Bier, denn die Tee-Sparklings aus dem Hause von Nahmen, die statt der Prickler von Jörg Geiger angeboten wurden, werde ich beim nächsten Mal probieren.
Danach ein weißer Vermouth, der von einem Zweiglein Schafgarbe statt Zitronenschale begleitet war. Sah hübsch aus auf dem großen Eisball. Aber konnte zumindest geschmacklich dem doch ziemlich süßen Likörwein zu wenig Paroli bieten. Das Angebot wieder auf den üblichen Twist auszuweichen, hatten wir selbstbestimmt abgelehnt. Selbst schuld. (Foto in der Galerie)
Wie geplant blieb unsere Weinauswahl zunächst mit Sancerre und Mâcon-Village in ruhigen Bahnen. Im weiteren Verlauf wechselten wir mutig zum Champagner und beim Dessert „jubelte“ uns die Gastgeberin einen süßen spanischen Naturwein unter, den wir gleichwohl sehr genossen haben.
Da lag schon ein Großteil des allein angebotenen, in der Regel bis zu 6-gängigen Menüs hinter uns, das wir gerne um den angebotenen Extra-Gang erweitertet hatten.
Die Küche grüßte zunächst mit einer Schnitte fester Fjordforelle, die in einem nicht zu brachialen Sellerieschaum badete. Getrocknete braune Butter sorgte für eine elegante Verbindung, etwas Textur und einen verführerischen Duft. Amuse:Fjordforelle
Wenige, aber klare Aromen, stimmig kombiniert und abwechslungsreich präsentiert, kündigten bei den drei Einstimmungen den Kurs von Chef Thomas Wohlfeld an, der persönlich den Abend bei seinen von Carsten1972 angekündigten Nachwuchs verbrachte. Der Leistung in der kleinen, offenen Küche hat das überhaupt nicht geschadet.
Beim Rotkohl-Macaron mit Birnencrème gefielen gut balanciertes Süße-Säure-Spiel und die Texturen.
Auch das Tartelette hatte feinen Knusper. Der Klecks grob geschnittenes Tatar bekam durch Radieschen Frische und eine leichte Zwiebelnote. Erinnerte mich an ein sehr elegantes Mettbrötchen. (Fotos in Galerie) Rindfleisch sollte uns später noch in anderer Form begegnen.
Den anregenden Reigen schloss eine Kombi aus Erdnuss, die mit Shiso und Cranberry sowohl scharfe als auch fruchtig-saure Spitzen mitbrachte. (Foto in der Galerie) Rotkohl-Macaron mit Birnencrème
Wenig später durften wir uns am selbst gebackenen Sauerteigbrot freuen, das eine tolle, nicht zu feine Kruste hatte und uns im Inneren neben Fenchelsamen und Kümmel mit einer pfeffrigen Schärfe überraschte. Serviert mit aufgeschlagener Butter nebst Olivensand war das sehr gutes Handwerk, in der Tat!
Das eigentliche Menü startete mit einer frischen Kombi aus Gurke, Molke und Heidelbeere. Manche mögen Gurke nicht; ich habe sie zu schätzen gelernt, da die Sorten - befreit vom wässrigen Kerngehäuse - interessante Nuancen von säuerlich über süßlich bis nussig haben können. Gurken-Eis mag ich fast so wie Basilikum- oder Paprika-Eis, so bei diesem Teller, der auch mit eingelegten, aber noch knackigen Stücken aufwartete. Neben den leckeren Sommerbeeren, die ebenfalls als Gel verarbeitet waren, sorgte Dillöl dafür, dass der Teller nicht zu sehr ins Anstrengende abglitt. Ein Chip, vielleicht Buchweizen mit Dill, steuerte ein weiteres Mundgefühl bei. Mir fiel eine kräftige Salzigkeit auf, die mein Genussgenosse vehement bestritt. Gurke, Molke, Heidelbeere
Beim nächsten Teller waren wir uns einig. Der Dreiklang aus saftigem weißem Heilbutt, knackigem Kohlrabi und später angegossener, intensiver Krustentierbisque hatte eine tolle Entwicklung von Texturen, Temperaturen und Geschmack. Auch hier meldete sich ab und an ein Kräuteröl „zu Wort“, doch die Hauptdarsteller hatten immer ihren gebührenden Platz. Bestens abgestimmte 3-Komponenten-Küche. Weißer Heilbutt mit Kohlrabi… …und Krustentier-Bisque
Nach dem Fischgang wurde es noch einmal vegetarisch.
Unter „Vierländer Platte“ hatte ich einen Gemüsereigen aus dem Süden Hamburgs erwartet und kommentierte sogleich ironisch die fremdländische Herkunft von Melone und Belper Knolle. Tja, um mal sprachlich in Hamburg zu bleiben: „Min leeven Udel, du smiets een Pudel!“ Denn der kleine Genuss-Polizist in mir hatte halt keine Ahnung gehabt, dass es sich um eine wohlschmeckende alte Tomatensorte handelt, die ihren Namen der etwas flachen Form verdankt.
Verschiedene Variationen des schönen Nachtschattengewächses wurden dekliniert, zuoberst ein toller Baiser-Taler aus dem Tomatenwasser. Melone sorgte für zusätzliche Süße und der geraspelte Schweizer Rohmilchkäse sollte schmelzende Würzigkeit einbringen. Das war mir allerdings zu verhalten, um die süßen Anteile im Zaum zu halten. Nun, ein schneller Sprung in Richtung Küche, eine Phrase bezüglich des persönlichen Geschmacks und schon war mit ein paar Flocken Fleur de Sel Abhilfe geschaffen. Vierländer Platte Belper Knolle schmilzt auf Elbtomate
Der Gang durch die Fleischabteilung startete mit einer rohen Roulade. Für diesen Extra-Teller füllte die Küche einen kleinen Streifen festes Galloway-Fleisch aus Friesoythe mit mild säuerlicher Senfsaat und garnierte sowohl mit gepoppter Schweinhaut als auch schonend ausmassiertem Rhön-Kaviar. An diesem Abend hatte ich oder die Küche ein kleines Salzproblem; hier war es mir wieder zu viel des Guten. Obwohl die Beurre Blanc mit Sake natürlich schon etwas ausglich. Kurz und gut, mich holte das nicht so ab, während mein Gegenüber sicht- und hörbar schwelgte. Rohe Roulade mit Rhön-Kaviar
Aber wir blieben nicht lange entzweit, denn der nächste Teller war pures Soulfood für Fleischliebhaber. Nach dem mageren Rindfleisch spielte der krosse Schweinebauch natürlich in einer anderen Fettklasse. Chawanmushi bildete die Unterlage, Tempura-Perlen mit Barbecue-Aroma den Höhepunkt dieser Umami-Bombe. Allein Erbsen - trotz des einsamen Rufers aus der hannöverschen Wüste auch hier zu Gel und Öl verarbeitet - sorgten für nicht nur optisch „grüne“ Akzente. Yummy! Schweinebauch, Chawanmushi, Erbse
Nach soviel Süffigkeit hatten wir eine Erfrischung verdient. Die wird im Handwerk gar nicht altmodisch, sondern unangestrengt modern präsentiert. Eine dezent pikante Crème von Roter Shiso und ein Grapefruitsorbet-Lolli weckten die Papillen aus ihrer wohligen Molligkeit. Erfrischung, bitte anklicken
Und das zu Recht, denn es ging weiter mit Weidehuhn, natürlich von Odefey & Töchtern: Das Bruststück saftig und voller Geflügelgeschmack, nur nach meinem persönlichem Gusto einen Tick zu durch. Dafür mit einer knusprigen Haut gesegnet. Wo diese sich etwas gelöst hatte, war das Fleisch leider durch knallige Hitze ausgetrocknet. Aber das betraf ja nur Quadratmillimeter und tat der Freude am Geschmack kaum Abbruch.
Mit grünen Erdbeeren und deren Gel war das Ganze sehr puristisch angerichtet und schien damit doch aus dem Rahmen des bisherigen Küchenstils zu fallen. Aber eben nur bis à part ein Ragout aus Pfifferlingen mit Hühner-Leber und -Herzen gereicht wurde. Dazu etwas Kräuteriges, vielleicht Liebstöckel. So süffig, so gut! Und ebenso gut der krosse Hautchip mit Kimizu-Mayonaise und erneut Erdbeere. Das war sooo lecker! Weidehuhn von Odefey&Töchter Pfifferlinge, Hühnerherzen und -Leber, Hautchip mit grüner Erdbeere und Kimizu
Das Pre-Dessert aus Sauerrahm, Petersilie und einem Honigtrüffel war frisch, mit einer angenehmen Bitter-Note, nicht zu süß und hätte absolut ein Foto verdient, welches sich leider nicht finden lässt.
Den Abschluss des Menüs bildete eine Kombination von überraschend süßer roter Bete, Schokoladeneis (70% Original Beans) und Apfel in Form von Schaum und Perlen. Insgesamt süß; der Granny Smith setzte nur gelegentlich Spitzen. Ich hätte mehr erdige Noten erwartet und mir auch gewünscht. Aber ich bin ja auch mehr Fan vom Süßen Fan als von Süßem. Rote Bete, Original Beans, Apfel
Leider leistet sich das kleine Handwerk kein Käseangebot. Ich kann das aus wirtschaftlichen Überlegungen verstehen, bedauere es aber natürlich.
Aber noch hatte AKW nicht nur ein, sondern gleich zwei Asse im Ärmel!
Denn als kleine Rausschmeißer oder vielmehr Tröster, dass so ein herrlicher Abend zu Ende ging, wurden zunächst Pralinen aus einer Olivenöl-Ganache angeboten, natürlich mit dem guten Zeug vom Solinger Händler Jordan. Eine erfreuliche Durchbrechung erwartbar süßer Leckereien zum Abschluss. Olivenöl-Ganache
Und dann gab es da noch eine offensichtlich selbstgemachte Schokowaffel. Dachte ich und der erste, krachende Bissen schien mir Recht zu geben. Aber nein, unter der dunklen Kuvertüre, die mit getrockneten fruchtigen Erdbeeren getoppt war, entwickelten sich plötzlich salzige und umami Aromen, wie wunderbar! Tatsächlich war es nochmals krosse Schweinehaut, die diesen kleinen Geniestreich ausmachte! Bravo! Chapeau! Und natürlich: Toll, toll, toll! Surprise! Surprise!
Bester Laune und mit großer Dankbarkeit für diesen gemeinsamen Abend voll mit kulinarischen Genüssen, viel Wein und vor allem vertrauten Gesprächen verabschiedeten wir uns vom Team des Handwerk und vor dem Restaurant auch voneinander, weil ich den letzten Zug erreichen musste.
Dieser Besuch wird für immer eine wundervolle und schmerzliche Erinnerung an meinen Freund Rüdiger bleiben, der wenige Tage nach unserem Treffen tödlich verunglückte.
„Bin gespannt, wie Dir das Handwerk gefallen wird!“ So verabschiedete mich Kritikerfreund Carsten1972 am Ende unseres gemeinsamen Hannover-Wochenendes. Jetzt, nach meinem Besuch im kleinen Sternerestaurant in der Südstadt kann ich versichern: Es ist toll!
Für einen an sich kurzen beruflichen Anlass fand sich einfach kein Zeitfenster für eine gleichtägige Hin- und Rückfahrt von und nach Braunschweig oder Bremen. Aus dieser Not eine auch kulinarische Tugend machend, einigten wir uns auf ein abendliches Treffen in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Ein Ziel war... mehr lesen
Handwerk | Casual Fine Dining
Handwerk | Casual Fine Dining€-€€€Restaurant, Sternerestaurant051126267588Altenbekener Damm 17, 30173 Hannover
4.5 stars -
"Kunst-Handwerk!" DerBorgfelder„Bin gespannt, wie Dir das Handwerk gefallen wird!“ So verabschiedete mich Kritikerfreund Carsten1972 am Ende unseres gemeinsamen Hannover-Wochenendes. Jetzt, nach meinem Besuch im kleinen Sternerestaurant in der Südstadt kann ich versichern: Es ist toll!
Für einen an sich kurzen beruflichen Anlass fand sich einfach kein Zeitfenster für eine gleichtägige Hin- und Rückfahrt von und nach Braunschweig oder Bremen. Aus dieser Not eine auch kulinarische Tugend machend, einigten wir uns auf ein abendliches Treffen in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Ein Ziel war
„Das Restaurant Clara in Erfurt, seit 2013 mit einem Michelin-Stern versehen, hat einen neuen Küchenchef gefunden: Christopher Weigel, 29 Jahre jung, wechselt vom Kai3 im Hotel Budersand auf Sylt in die Landeshauptstadt Thüringens.
Vor seiner Station auf Sylt kochte er in verschiedenen renommierten Hamburger Restaurants. Mit gerade einmal 23 Jahren führte Christopher Weigel bereits als Küchenchef Regie im ehemaligen Hamburger Restaurant „Nordlicht“, für das er zahlreiche Auszeichnungen erkochte.“
(Quelle: Nikos Weinwelten)
Dem Clara viel Erfolg!
Endlich:
„Das Restaurant Clara in Erfurt, seit 2013 mit einem Michelin-Stern versehen, hat einen neuen Küchenchef gefunden: Christopher Weigel, 29 Jahre jung, wechselt vom Kai3 im Hotel Budersand auf Sylt in die Landeshauptstadt Thüringens.
Vor seiner Station auf Sylt kochte er in verschiedenen renommierten Hamburger Restaurants. Mit gerade einmal 23 Jahren führte Christopher Weigel bereits als Küchenchef Regie im ehemaligen Hamburger Restaurant „Nordlicht“, für das er zahlreiche Auszeichnungen erkochte.“
(Quelle: Nikos Weinwelten)
Dem Clara viel Erfolg!
Gourmet-Restaurant Clara im Kaisersaal
Gourmet-Restaurant Clara im Kaisersaal€-€€€Restaurant, Sternerestaurant, Gourmet03615688207Futterstr. 15/16, 99084 Erfurt
stars -
"Im dritten Anlauf..." DerBorgfelderEndlich:
„Das Restaurant Clara in Erfurt, seit 2013 mit einem Michelin-Stern versehen, hat einen neuen Küchenchef gefunden: Christopher Weigel, 29 Jahre jung, wechselt vom Kai3 im Hotel Budersand auf Sylt in die Landeshauptstadt Thüringens.
Vor seiner Station auf Sylt kochte er in verschiedenen renommierten Hamburger Restaurants. Mit gerade einmal 23 Jahren führte Christopher Weigel bereits als Küchenchef Regie im ehemaligen Hamburger Restaurant „Nordlicht“, für das er zahlreiche Auszeichnungen erkochte.“
(Quelle: Nikos Weinwelten)
Dem Clara viel Erfolg!
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Tempi passati. Für häufigere Besuche gab es auch keine gastronomisch zwingenden Gründe, wie ein Versuch beim Platzhirsch Natuschs Fischereihafenrestaurant mit Kollegen MarcO74 und seiner damaligen Verlobten vor ein paar Jahren zeigte.
Aber seit einiger Zeit tut sich was, speziell am Alten Hafen. Über die Leistungen von Phillip Probst im Mulberry St habe ich hier schon berichtet, im Atlantic Hotel lockt das STROM mit grandioser Aussicht, und das Pier6 wurde mehrfach mit 13 oder 14 Punkten ausgezeichnet, als es diese Kategorie im Gault&Millau noch gab.
Da ich in unverbesserlichem Optimismus für Januar unsere Weihnachtsnachfeier 2020 im benachbarten Liberty plane, konnte ich vor dem Besprechungstermin eine ausführliche Mittagspause beim sympathischen Franken Steffen Heumann einplanen.
Die für einen Montag gar nicht mal so spärliche Kundschaft war gemischt, Geschäftsleute, Freundinnen und auch einige Stammgäste, vermutlich aus den umliegenden neuen, „schicken“ Appartment-Kartons rund um den Alten Hafen, deren Bezug sicher eine „nicht völlige Vermögenslosigkeit“ voraussetzt, wie man in meiner Heimatstadt unverschämt reiche Leute kennzeichnet. Das Ambiente des Pier6 nennt der Guide Michelin stylisch; ich würde es zeitgemäße Bistro-Innenarchitektur nennen, mit viel dunklem Holz und klaren Linien. Der recht große Raum ist in vier Bereiche aufgeteilt, die hinteren Teile sahen etwas „unbewohnt“ aus, aber das verglaste Weingewölbe dahinter war schön anzusehen.
Und erst recht der Blick nach vorne durch die bodentief verglaste Fensterfront.
(Etwas Besonderes war für mich das Wiedersehen mit der Schulschiff Deutschland, auf der mein Vater einst einen Teil seiner seemännischen Ausbildung erhielt.)
Der weiße Schwan der Unterweser
In und auf allen raumteilenden Anrichten, Tresen und Regalen standen diverse „Sachen“ rum: Große und kleine Deko, Servietten und Gewürzmühlen, ebenfalls eine Vielzahl von zu erwerbenden Produkten aus eigener Herstellung.
Auf diesen Zusatzverdienst setzen ja inzwischen viele gehobenen Restaurants; ich weiß gar nicht, ob davon tatsächlich soviel gekauft wird. Als Besonderheit Wurst und Schinken vom regional gezüchteten Duroc-Schwein, dessen Bio-Fleisch auf der Karte eine prominente Stellung einnimmt.
Mir kam der Raum insgesamt etwas unaufgeräumt vor, aber das ist Geschmacksache, 3,5 Sterne.
Das Personal war unterschiedlich drauf: Eine junge Dame, deren Schicht bald darauf endete, blieb kühl bis an den Rand der Genervtheit, was sich nicht besserte, als sie mir ein falsches Getränk brachte. Manche Gäste haben dann ja die Freundlichkeit, das nicht Bestellte trotzdem zu nehmen... Die Ablösung dann genau das Gegenteil: Fröhlich, natürlich und mit Lust am Service. Und schließlich ein Kellner alter Schule, mit Höflichkeit, professionell und auf der Höhe der Karte, der die Stammgäste mit Namen begrüßte und verabschiedete. Auch Chef Heumann fragte nach der Zufriedenheit und schien an ehrlichen Rückmeldungen durchaus interessiert. Das Positive überwog und weil die reine Leistung bis auf den vertauschten Wein fehlerfrei war, freundliche 4 Sterne von mir.
Der Gastraum und die Toiletten sind ebenerdig zugänglich. An der Sauberkeit gab es nichts zu meckern. Der Impfstatus wurde ernsthaft geprüft, Masken vom Personal vernünftig getragen. Es gibt ein Luftfilter-Gerät und die Tische werden nach jedem Gast desinfiziert.
Grund für den guten Besuch könnte zum einen das Mittagsgericht sein, das mit 0,1l Wein oder der doppelten Menge Softdrink 15 Euro kostet. Oder mit einer Vorsuppe und zwei kleinen Desserts im Glas 32,50 Euro. Beides ist angesichts von Menge und Qualität - ich greife vor - ein faires Angebot.
Aber auch meine Frage, ob ich nach Lust und Laune aus dem Speisenangebot aussuchen dürfe, wurde bejaht. Die erste Service-Fee hielt es dabei nicht für erwähnenswert, dass es sich extra um eine Tageskarte handelte. Die allerdings hatte es in sich, als Beispiel hier die letzte des Jahres 2021: https://restaurant-pier6.de/?jet_download=4388 Wo gibt es denn bitteschön mittags eine Käseplatte und gleich noch in zwei Größen?
Wegen des Nachfolgetermins musste ein Glas Riesling-Sekt brut (7,2€/0,1l) aus der Weinkarte mit dem erwartbaren Schwerpunkt auf fränkischen Gewächsen reichen, ergänzt um zwei alkoholfreie Pils (je 3,6€). Ordentlicher Deckungsbeitrag.
Für den ersten Hunger gab es zweierlei eher mittelmäßiges Baguette, serviert im Leinensäckchen mit einer Art Frankfurter Soße. Leichter als der immer seltener anzutreffende Mörtelquark und schön kräuterig.
Ich startete gesundheitsbewusst mit einem Salat, überwiegend Rauke und Ampfer und einigen weiteren Kräutlein, dazu Hornveilchen-Blüten. Ein wenig (hüstel) Beilage durch reichlich à la minute gebratene Entenleber, geschmorte Apfelspalten, die erneut eher auf der süßen Seite waren, was durch das Kürbis-Chutney schön ausbalanciert wurde. Und dann waren da vielleicht noch die klitzekleinen Streifen phantastisch knusprigen Specks... Gemüse und Obst. So wichtig...
Jedenfalls: Für 15,5€ ein erstklassiges kleines Herbstgericht am Tag vor dem Winteranfang.
Die folgende Maronensuppe holte die Kastanien aus dem Feuer bzw. an den Gaumen, trotz reichlich eingesetzter Crème fraîche. Noch eine leichte Textur der leckeren Nüsse erkennbar, so zwischen geschmeidig und erdig-sandig. Geschmacklich recht süß, weil (mir) etwas kontrastierende Säure oder nach hinten raus Schärfe fehlte. Aber das sind ja häufig meine PPP - persönlichen Papillen-Probleme. Sehr gut dagegen die drei Scheiben geräucherte Entenbrust. Zart, eindeutig und vor allem nicht zu salzig. Das ergab schon Sinn in der süßen Suppe. Nur die in der Karte ausgewiesene rote Korallen-Hippe erwies sich als neutrales, fingernagelgroßes Stück auf der Teller-Fahne. In dieser Ausführung entbehrlich. Mit 10,9€ nicht zu teuer bepreist. Später kam Herr Heumann nochmals vorbei und meinte, ein Schuss Orangensaft könnte die Suppe in der Tat vertragen. Kein Widerspruch von mir.
Als Hauptgang hatte ich mir zweierlei Schweinereien gewünscht. Da sich das etwas fett anhörte, sollte der Gaumen erst noch etwas erfrischt werden. Wofür sich die Kugel Blutorangensorbet aus dem Pacojet als ideal entpuppte. Wie der Moskowskaya mit in die Schale kam, bleibt rätselhaft (1,7€ + 3,8€). Positiv zu vermerken ist das Auge für eine hübsches Garnitur. Gerade Wünsche außer der Reihe werden in manchen Küchen eher stiefmütterlich behandelt. Hier lässt das Detail schon auf eine bestimmte Philosophie schließen.
Vom Elmloher Bio-Borstenvieh kam als Tagesangebot Bauch und Rückenstück auf den Teller, und das nicht zu knapp (30€). Letzteres schön gebraten, mit ein paar Salzflocken und leider nicht mehr rosa, aber überwiegend noch saftig. Stets eine enge Kiste, denn natürlich gibt es auch beim hiesigen Publikum die Abneigung gegen nicht durchgebratenes Schweinefleisch. Aber der Speck steuerte ja Fett bei. Bei den Beilagen sowohl Licht als auch Schatten. Mir gefiel der gut gewürzte, auf den Punkt gegarte Kartoffel-Karottenauflauf ausnehmend, auch mit seiner schon arg knusprigen Haube; anderen dürfte das schon deutlich zu keksig geworden sein. Auch die dunkle Sauce sehr schmackig. Das Pürree vom Hokkaido-Kürbis gehörte zu den besseren, weil geschmacklich eindeutigen und mutig gewürzten Vertretern seiner Art. Der wilde Brokkoli schmeckte ganz gut, nur leider war er höchstens lauwarm. Da hat das Timing beim Anrichten nicht gepasst. Aber das sind ja überschaubare Mängel.
Insgesamt ein sehr erfreulicher Abstecher an die Hafenkante, den ich gern mal wiederholen würde, z.B. in netter Gourmet-Begleitung!