Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 288 Bewertungen 362425x gelesen 10162x "Hilfreich" 9120x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 14.09.2024 2024-09-14| Aktualisiert am
14.09.2024
Besucht am 28.08.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 40 EUR
Gibt dir das Schicksal einen beruflichen Termin in der Nähe des Frischezentrums, lässt du den Nudelsalat mal schön stehen! (Obwohl „italienische Art“ und sehr lecker aussehend.)
Auf dem Gelände des Essener Großmarkts befindet sich das Frischeparadies, ein großer Feinkosthändler u.a. für „jedermann“, aus dessen Angebot Fisch und Seafood herausstechen. Man wirbt - rechtlich gut beraten - dann auch mit der „wahrscheinlich“ exklusivsten Fischtheke im Pott.
Am Ende der langgezogenen Halle findet sich das Tagesbistro im Industrial Design.
Man hat die Wahl zwischen normalen Tischen für vier Personen, der hohen Bistroausführung für Zwei oder gleich der Theke mit Blick zur kleinen offenen Küche.
Natürlich wählte ich letztere, um das Geschehen beobachten zu können. Und um nicht auf den öden Parkplatz jenseits der Glasfront schauen zu müssen. Ein schlichtes Ambiente, das nicht vom wesentlichen ablenkt. Was sich ja bekanntlich für uns Genießer auf dem Teller abspielt.
Und im Glas! In der großen, mit Eiswürfeln gefüllten Schale warteten mehrere Champagner und sonstige Flaschengärungen auf ihren offenen Ausschank. Das Angebot wurde auf Wunsch auch gern erläutert.
Derweil sehe ich den Chef, der sich das Tagesangebot schmecken lässt; das widerlegt zumindest hier die Gerüchte über den Zweck solcher Tagesempfehlungen.
Ich wähle eine klassische Cuvée brut und freue mich über die ideale Temperatur, den freundlichen Glaspreis von 8€ und das extrem frische Prickeln. Im Mund.
Hinter der Theke werkeln geschäftig und konzentriert drei Küchenkräfte. Eine gute (ausgebildete) Servicekraft schmeißt freundlich und professionell (das ist etwas anderes als professionell-freundlich) das permanente, aber überschaubare Mittagsgeschäft. (Maximal 9 externe Gäste gleichzeitig während meines Besuchs).
Mindestens genauso gefragt ist das Personalessen. Egal, ob Adlerfisch, Filet vom Durocschwein oder Perlhuhn-Brust und -Keule: Alle Teller für die Beschäftigten werden à la minute angerichtet und sehen sehr lecker aus.
Wie bei vielen anderen Feinkostläden mit Restauration ist es möglich, Wein, Seafood und wahrscheinlich auch Fleisch im Markt auszusuchen und mit 15€ Kork- bzw. Zubereitungsaufschlag vor Ort zu genießen.
Herrlich, wie ein italienischer Patrone, der dem seligen Luciano Pavarotti verblüffend ähnelt, sich u.a. eine gigantische Black Tiger Garnele frisch zubereiten lässt.
Ich bestellte nur einen zusätzlichen Beilagensalat zu dem mir verschiedene Dressings angeboten werden. Ansonsten beließ ich es beim Erstbesuch bei einer Kleinigkeit:
Plateau Fruits de mer, für das 26€ auf der Rechnung erschienen.
Dafür gab es im Tausch:
3 bretonische Austern, mild salzig mit einer kleinen Ecke Chester-Blauschimmel-Schwarzbrot sowie Schalotten-Vinaigrette. Letztere ist ein Klassiker, der mit seinen viel zu kräftigen Aromen die Austern geschmacklich völlig zudecken würde. In Zeiten vor einer ununterbrochenen Kühlkette hatte das wohl auch seinen Grund, zumindest aus der Sicht des Verkäufers.
6 mittelgroße Eismeer-Garnelen aus der TK, aber das Fleisch fest und nicht trocken. Die optisch zu identizierenden Thymianblättchen versteckten sich am Gaumen. Dafür kamen zum Dippen ein kräftiges 1000-Island-Dressing und eine Sc. Rouille auf Kartoffelbasis, nur leider sehr dezentem Knoblauch.
Das begleitende Baguette war recht schmackhaft, hätte aber eine Auffrischung im Ofen oder in der Pfanne vertragen können. Die Schalentiere hatten schon ihren Kopf verloren, der Rückenpanzer war aufgeschnitten und der Darm schon entfernt - So muss das! Nach getaner Handarbeit verdiente die Fingerschale mit Grapefruit-Scheibe einen weiteren Pluspunkt.
Sehr gut auch der gemischte Pflücksalat (6€), natürlich top-frisch, die Kirschtomaten mit Geschmack (Halleluja!) und die Croutons mögen selbstgemacht gewesen sein, wenngleich im Ofen arg hart geworden. Das Olivenöl mit Kräutern und Knoblauch sehr lecker dazu. Auch hier ein nicht unwichtiges Detail: Streifen von der Kaiserschote sorgten für Textur. Kleiner Hochgenuss.
Den Gesamtpreis von 40€ empfand ich, vor allem angesichts der positiven Details, als angemessen. Daran merkt man, dass hier viele Gastronomen u.ä. einkehren. Und daran, dass es zunächst nur eine Zwischenrechnung gab. Natürlich.
Da das Perlhuhn trotz meiner sehnsüchtigen Blicke und einer leisen Frage wirklich nur für das Personal reserviert war, beendete ich den kleinen Test, der als "erfolgreich" zu Wiederholungsbesuchen einlädt.
Denn mal ehrlich: Wer schöpft nicht gern aus dem vollen Frischeparadies?
Gibt dir das Schicksal einen beruflichen Termin in der Nähe des Frischezentrums, lässt du den Nudelsalat mal schön stehen! (Obwohl „italienische Art“ und sehr lecker aussehend.)
Auf dem Gelände des Essener Großmarkts befindet sich das Frischeparadies, ein großer Feinkosthändler u.a. für „jedermann“, aus dessen Angebot Fisch und Seafood herausstechen. Man wirbt - rechtlich gut beraten - dann auch mit der „wahrscheinlich“ exklusivsten Fischtheke im Pott.
Am Ende der langgezogenen Halle findet sich das Tagesbistro im Industrial Design.
Man hat die Wahl zwischen normalen... mehr lesen
Bistro im Feinkostmarkt Essen
Bistro im Feinkostmarkt Essen€-€€€Bistro02018313416Lützowstraße 24, 45141 Essen
4.0 stars -
"Gastronomie im Großmarkt ist meist eine gute Entscheidung" DerBorgfelderGibt dir das Schicksal einen beruflichen Termin in der Nähe des Frischezentrums, lässt du den Nudelsalat mal schön stehen! (Obwohl „italienische Art“ und sehr lecker aussehend.)
Auf dem Gelände des Essener Großmarkts befindet sich das Frischeparadies, ein großer Feinkosthändler u.a. für „jedermann“, aus dessen Angebot Fisch und Seafood herausstechen. Man wirbt - rechtlich gut beraten - dann auch mit der „wahrscheinlich“ exklusivsten Fischtheke im Pott.
Am Ende der langgezogenen Halle findet sich das Tagesbistro im Industrial Design.
Man hat die Wahl zwischen normalen
Geschrieben am 07.09.2024 2024-09-07| Aktualisiert am
07.09.2024
Besucht am 29.08.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 34 EUR
Viel früher als erwartet endete der berufliche Termin in Stuttgarts Außenbezirken schon mittags. Wohin jetzt bei hochsommerlichen Temperaturen?
Zwischen Messe und Flughafen lockt das schicke Mövenpick-Hotel vorwiegend Geschäftsreisende.
Wenn genügend Zeit ist, kehre ich hier gelegentlich auf einen Kaffee oder einen Cocktail vor dem Abflug ein.
Trotz Mittagszeit waren keine anderen Besucher zu sehen. Die Platzsuche gestaltete sich etwas schwierig. Auf die Sonnenterrasse wollte ich nicht, der Tisch tief im gut gekühlten Innenbereich war mir zu dunkel. Der Bereich an den Fenstern war gesperrt, da schon für abends eingedeckt. Aber irgendwann erbarmte sich die Service-Dame mit griechischen Wurzeln und ließ mich ein.
Vor dem Restaurant hatte ich eine Speisekarte studiert, die, wie sich herausstellte, nur für das Abendgeschäft galt.
Die kalte Gurkensuppe wurde auf Nachfrage der Servicedame in der Küche aber dann doch ermöglicht. Eigentlich gab es nämlich mittags Gulaschsuppe. Bei 32 Grad Außentemperatur. Ein etwas gewagter, antizyklischer Move des Küchenchefs…
Die kühle, gut abgeschmeckte Suppe wartete mit angenehm zurückhaltender Dill-Note auf. Die Deko aus reichlich Erbsensprossen brachte auch geschmacklich einen Mehrwert. Zur Begleitung ein Knäckebrot in "Tortenstückform" belegt mit dünn geschnittenem mit Räuchertofu auf saurer Sahne. "Nordisch" passend trotz des asiatischen Sojaprodukts.
Mir fehlte eindeutig Salz. Kaviar wärs doch... Ich denke an die Gulaschsuppe und Seinfeld und frage besser nicht nach. Schwieriger noch: Mit anhaltendem Kauen wurde es im Mund breiig, ohne dass am Gaumen noch etwas passierte.
Der Champagner dazu wird in einem ziemlich plumpen Allerweltsglas serviert. Passt dazu, dass der Schaumwein nicht ganz frisch und nicht ganz kalt war, alles Marke "Schon okay".
Ich wage dann aber, mir das Lachstatar von der Abendkarte zu wünschen. Die engagierte, sehr freundliche Servicekraft fragt in der Küche nach und kommt mit einer Absage zurück. Den Fisch erst ab 18.00 Uhr, bis dahin nur das Rinder-Tatar. Wohlgemerkt: Ich bin zu diesem Zeitpunkt der einzige Besucher in den kühl-eleganten Räumen. Tja, manchmal ist es so leicht, den zahlungswilligen Gast zu enttäuschen. Dann halt eben ohne Hauptgericht. Die Dame im Service bedauert nochmals ausdrücklich.
Bei einem zweiten Glas Schampus (Frischer!) lausche ich noch etwas dem Cool Jazz und mache mich dann wohl oder übel auf den sonnendurchglühten Weg zum Terminal.
Viel früher als erwartet endete der berufliche Termin in Stuttgarts Außenbezirken schon mittags. Wohin jetzt bei hochsommerlichen Temperaturen?
Zwischen Messe und Flughafen lockt das schicke Mövenpick-Hotel vorwiegend Geschäftsreisende.
Wenn genügend Zeit ist, kehre ich hier gelegentlich auf einen Kaffee oder einen Cocktail vor dem Abflug ein.
Trotz Mittagszeit waren keine anderen Besucher zu sehen. Die Platzsuche gestaltete sich etwas schwierig. Auf die Sonnenterrasse wollte ich nicht, der Tisch tief im gut gekühlten Innenbereich war mir zu dunkel. Der Bereich an den Fenstern war... mehr lesen
Message | Café & Bar im Mövenpick Hotel Stuttgart Airport
Message | Café & Bar im Mövenpick Hotel Stuttgart Airport€-€€€Bar, Cafebar, Sky Sportsbar0711553440Flughafenstr.50, 70629 Stuttgart
3.5 stars -
"Für den gepflegten Stop-over. Wenn die Küche will…" DerBorgfelderViel früher als erwartet endete der berufliche Termin in Stuttgarts Außenbezirken schon mittags. Wohin jetzt bei hochsommerlichen Temperaturen?
Zwischen Messe und Flughafen lockt das schicke Mövenpick-Hotel vorwiegend Geschäftsreisende.
Wenn genügend Zeit ist, kehre ich hier gelegentlich auf einen Kaffee oder einen Cocktail vor dem Abflug ein.
Trotz Mittagszeit waren keine anderen Besucher zu sehen. Die Platzsuche gestaltete sich etwas schwierig. Auf die Sonnenterrasse wollte ich nicht, der Tisch tief im gut gekühlten Innenbereich war mir zu dunkel. Der Bereich an den Fenstern war
Geschrieben am 25.08.2024 2024-08-25| Aktualisiert am
26.08.2024
Besucht am 24.04.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 90 EUR
Die Kleinschmeckerei ist das Steakhouse des Le Méridien Hotel, aber von diesem nicht direkt erreichbar. Vielmehr muss man wieder aus der Lobby heraus an die Bundesstraße 14, eine dieser absurd breiten Auto-Magistralen, die für mich als Auswärtiger das unschöne Bild der Schwabenmetropole prägen. Über Beton-Wendeltreppen geht es eine Ebene höher. Alternativ kann man von „der Grube“ (aka Stuttgart 21) bzw. Schlossgarten über eine Fußgängerbrücke kommen oder vom Kernerplatz durch ein völlig seelenloses Riesen-Wohnensemble. Hübsch ist das alles nicht. Aber dafür kann das Restaurant ja nichts. Und drinnen wird es besser. Durch die sehr unauffällige Eingangstür betritt man einen überraschend kleinen Raum, der durch einige Stufen zudem in zwei Ebenen unterteilt ist. Warme Holztöne von Parkett, Theke und Tischplatten kontrastieren schön mit der dunklen, zwischen türkis und tannengrün changierenden Textiltapete. Das Ambiente insgesamt ist sehr einladend, wozu das schummerige Licht und die mit cognacfarbenem Leder bezogene Sitzmöblierung beitragen. Man ist hier auf internationale, besonders amerikanische Gäste eingestellt, die bei meinem Besuch auch in der Mehrzahl waren. Meine Platzwahl fiel auf einen Tisch im oberen Bereich mit gelegentlichen Blicken in die Küche, aus der es leider rauchig hereinzog. Auf die Dauer nicht schön, aber ich durfte das Fenster öffnen und ziehe einen Stern bei der „Sauberkeit“ ab.
Insgesamt ein überdurchschnittliches, stimmiges Ambiente.
Mich bediente zunächst eine freundliche Auszubildende, die auf meine Bitte in der Küche fragte, ob die Vorspeise aus dem Menü auch à la carte möglich wäre. Leider nein; eine Erklärung gab es nicht. Schade. Unterstützt wurde die engagierte junge Frau von einem deutlich lebenserfahrenerem Herrn, der Hilfskraft, vielleicht auch Praktikant zu sein schien. Höflich auch er, aber so unsicher, dass die Frage nach der Zufriedenheit skurril ausfiel: "Und hat alles bisher nach Ihrem Gefallen gemundet?" Der Dritte im Bunde, seines Zeichens primär für die Getränke zuständig, nannte mich penetrant Monsieur, warum auch immer. Dafür annocierte er einen gar nicht bestellten Gargrad beim Steak. Ob nun gewollt oder nicht, die Küche lieferte jedoch exakt wie bestellt.
Ich stimmte den Gaumen gerade mit weißem Wermut auf Prosecco für 11,5€ ein, als ein hier gar nicht erwartetes Amuse gereicht wurde: Kartoffel-Trüffel-Krokette mit Honig-Safran-Mayonnaise. Schön heiß und schön knusprig. Sogar eine Ahnung von Trüffel. Ich liebe alles daran.
Da ich ja nicht der größte Rotweintrinker aller Zeiten bin (und wenn, eher leichtes fruchtiges Zeug bevorzuge), gab‘s zum Fleisch Wulle Vollbier (mit 5% und für sehr stramme 5€ für 0,33l). Der Ausschank erinnert daran, dass auf dem Areal bis in die 1970er die Wulle-Brauerei stand. Gehört seitdem zu Dinkelacker. Hat geschmeckt, aber auch keine vollmundige Erweckung.
Dann ging es mit dem galizischen Tatar für 28€ los, dass ich zum Auftakt bestellt hatte. Wenn schon Steak…
Dazu ein Focaccia, das zwar angeröstet, aber nur mäßig knusprig daherkam. Etwas lame. Kapern waren eine erwartbare Begleitung, die Crème von schwarzem Knoblauch mal,was anderes und durchaus passend. Das Fleisch gefiel mir geschmacklich sehr. Ebenso die Textur, eindeutig mit dem Wiegemesser geschnitten.
Allerdings unerklärlich, warum bei dieser Zubereitung zwei lange Sehnen nicht entfernt werden, die ich kommentarlos auf dem Teller drapiere. Hat funktioniert: Der Küchenchef richtete über den Service eine Entschuldigung aus und lud mich zu Kaffee und Dessert ein. (Ein Zitrus-Joghurt-Sorbet aus dem Pacojet, denke ich. Zudem auf geeistem Tellerchen serviert.) So geht Fehlermanagement mit Stil!
Beim Hauptgang wurde es noch besser: Mein U.S.-Onglet (250g 46€, aktuell 50€) von typisch fester Struktur und gleichzeitig zarter Faser. Ganz klarer Fleischgeschmack. Außen kräftig gegrillt und der Gargrad medium rare perfekt getroffen. Ich war regelrecht verzückt. Auch die in einem Kännchen extra servierte Jus schmeckte wunderbar dicht und war heiß, sehr heiß, so richtig heiß. Autsch! Da hätte ich mir einen kleinen Warnhinweis vom Service gewünscht.
Was ich immer wieder toll finde, ist frischer grüner Salat als Beilage zu rotem Fleisch. Der halbe Kopfsalat perfekt geputzt, knackig und mit angenehm leichter, frischer Sauce mit deutlicher Zitronennote. Selbst das Grillgemüse (gelbe Paprika, Aubergine, Zucchini) hatte seinen Namen verdient, angenehm geröstet, noch mit Biss und typischem Geschmack. Darauf ein Zweiglein Rosmarin, das nicht gegrillt oder anders erhitzt worden war. So eher Staffage und ein bißchen Aroma-Potential verschenkt. Aber das war jetzt der klassische „Schönheitsfleck“ auf einer ansonsten sehr guten Küchenleistung. (Fun fact für Schwaben: Auch ein amerikanischer Beilagen-Klassiker findet sich regionalisiert auf der Karte: Knöpfle and Cheese).
Mir hat es in der Kleinschmeckerei ausgesprochen gefallen, stimmiges Konzept mit nur kleinen Schwächen, aber sehr hohen Preisen. Trotzdem gern wieder, wenn es gegrilltes Fleisch sein soll.
Die Kleinschmeckerei ist das Steakhouse des Le Méridien Hotel, aber von diesem nicht direkt erreichbar. Vielmehr muss man wieder aus der Lobby heraus an die Bundesstraße 14, eine dieser absurd breiten Auto-Magistralen, die für mich als Auswärtiger das unschöne Bild der Schwabenmetropole prägen. Über Beton-Wendeltreppen geht es eine Ebene höher. Alternativ kann man von „der Grube“ (aka Stuttgart 21) bzw. Schlossgarten über eine Fußgängerbrücke kommen oder vom Kernerplatz durch ein völlig seelenloses Riesen-Wohnensemble. Hübsch ist das alles nicht. Aber dafür... mehr lesen
4.0 stars -
"Kleines, feines Steakhaus für den großen Geldbeutel" DerBorgfelderDie Kleinschmeckerei ist das Steakhouse des Le Méridien Hotel, aber von diesem nicht direkt erreichbar. Vielmehr muss man wieder aus der Lobby heraus an die Bundesstraße 14, eine dieser absurd breiten Auto-Magistralen, die für mich als Auswärtiger das unschöne Bild der Schwabenmetropole prägen. Über Beton-Wendeltreppen geht es eine Ebene höher. Alternativ kann man von „der Grube“ (aka Stuttgart 21) bzw. Schlossgarten über eine Fußgängerbrücke kommen oder vom Kernerplatz durch ein völlig seelenloses Riesen-Wohnensemble. Hübsch ist das alles nicht. Aber dafür
Geschrieben am 20.08.2024 2024-08-20| Aktualisiert am
20.08.2024
Besucht am 03.07.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 267 EUR
In der Coronazeit hatten wir entschieden, nur einige wenige, uns am Herzen liegende Restaurants mit häufigen Besuchen (bzw. im Shutdown mit Bestellungen) zu unterstützen. Dabei ist es - natürlich aus Zufriedenheit, niemals aus Bequemlichkeit - im Wesentlichen geblieben. Jetzt haben wir aber doch Lust bekommen, Neues oder in Vergessenheit Geratenes (wieder) zu entdecken. So kam auch das/die bei den letzten Besuchen nicht vollständig überzeugende Küche 13 erneut in den Fokus.
Relativ kurz nach der Abendöffnung eintretend, waren wir keineswegs die ersten Gäste. Später füllte sich der Gastraum an diesem Mittwoch fast vollständig, meist Paare unterschiedlicher Zusammensetzung. Wir wurden gleich entdeckt und uns ein schöner Tisch in einer Ecke angeboten, von dem man eine gute Sicht durch den Raum hatte. Einziges Manko ist die weiterhin ungenügende Abluftanlage, die trotz des kühlen Wetters immer wieder geöffnete Fenster erzwang. Das Ambiente bedient weiterhin das Klischee abgeschrabbelte Eckkneipe, aber die Tische waren (ohne Tischdecke) schön eingedeckt.
Insgesamt drei Menschen erledigten den Service ohne Fehler.
Die sehr junge Frau schien neu in der Gastro zu sein, aber sie scheute sich nicht, unsere Bestellungen auf einem altertümlichen Kellnerblock aufzuschreiben. Wie schon zuvor die Tagesgerichte, die sie vollständig und verständlich ablas, da wir von unserem Platz die an der Wand hängende Tafel schlecht einsehen konnten. Besonders freundlich und hilfsbereit agierte der griechische Sommelier, der auch schon unkompliziert auf meine Reservierungsmail geantwortet hatte. Nachdem sich der zunächst gewählte Wein als ausgetrunken herausstellte, empfahl er zwei preislich gleichwertige Alternativen. Wir entschieden uns von der gut sortierten Karte aber für einen teureren, gereiften Assyrtiko von seinem heimatlichen Peloponnes, was ihn (und nach einem Probierschluck auch uns) strahlen ließ. Dazu regionales Vilsa-Wasser, die große Flasche für faire 6,9€.
Zur Einstimmung noch einen Cremant Rosé, vermutlich von Bouvet (11€). Sichere Bank.
Derweil kam im kleinen Einmachglas der Küchengruß, ein großer Schluck warme Spitzkohlsuppe mit etwas Kreuzkümmel-Öl und gerösteten Lavendelblüten. Lecker und ein Fingerzeig auf die im Grunde bodenständige Küche mit Twist, die Inhaber Jan-Philipp Iwersen (an diesem Abend nicht anwesend) und sein Team schon seit 2010 anbieten.
Als Hauptspeise lockte uns beide das auf der Haut gebratene Tilapiafilet als Tages-Angebot.
Bei den Vorspeisen klang die empfohlene ausgebackene Jakobsmuschel zwar toll. (Was meine Liebste dann auch ohne Einschränkung bestätigte!) Ich befand aber, dass gezupftes Lammfilet auch ganz spannend sein könnte.
Mit gutem Hefeteigbrot, angenehm kräftigem Olivenöl und Kalamata-Oliven vertrieben wir uns die Zeit, bis es buchstäblich „in die Vollen“ ging.
Minimalistische Tellerbilder Fehlanzeige; hier herrscht kreatives Chaos.
Nicht nur optisch wurde da einiges zusammengewürfelt.
Lammlachs rosa gebraten, das konnte man selbst in der gezupften Form noch erkennen, schmeckte bei dieser kalten Vorspeise vorzüglich. Die bekannten Kombinationen Lamm mit Preiselbeere bzw. mit Minze waren hier in einem Chutney vereint. Mir war es etwas sehr sauer geraten, aber das ist Geschmacksache. Dass allerdings mit gepickelten Radieschen eine weitere säuerliche Komponente verwendet wurde, habe ich nicht wirklich verstanden. Zusammen mit den erstaunlich naturbelassenen Gurken-Spaghetti gab es allerdings einen schönen Knack. Auch die Chips von der lila Kartoffeln kein bisschen weich. Kapuzinerkresse und eine vielleicht indisch inspirierte Gewürzmischung sorgten für spannende pikante Momente.
Ein sicherlich typisches Gericht für die Küche13, das mich nicht zu 100% überzeugen konnte. Meine Frau dagegen hätte ihre Freude an der knackigen Säure gehabt.
Dafür schmeckte mir der Tilapia im Hauptgang hervorragend. Vielleicht bis auf die überwiegend nicht mehr krosse Haut; aber das ist ja (wie „müder“ Schaumwein) für mich ein größeres Thema als für andere Gäste. Der Fisch selbst war barsch-typisch saftig. Auch in diesem Gang schickte die weiße Brigade ein ganzes Potpourri von Beilagen, die aber viel besser harmonierten: Kaiserschoten und erste, mittelgroße Pfifferlinge bildeten ein schmackhaftes Bett für den Fisch, zu dem die Säure einer fruchtigen Rhabarbersauce auch deswegen nicht zu viel wurde, weil sie durch ein Süßkartoffelpüree gut eingebunden war. Erneut konnte ich mit einer weiteren säuerlichen Komponente nichts anfangen, diesmal in Portwein eingelegte Silberzwiebeln. Für den Biss sorgten ja schon die knackig belassenen Schoten.
Wieder etwas wild, aber schon sehr lecker.
Eigentlich mache ich mir ja nicht so viel aus Desserts. Aber die Kombi von Weinbergpfirsich mit Honig-Pfeffer in Erdnussbisquit, Whiskey-Karamell-Eis und weiße Schokolade klang nicht nur verführerisch. Sie war auch der beste Gang des Abends: Das Spiel mit Temperaturen, abwechslungsreiche Texturen und kräftige Aromen, die nicht ins zu Süße abkippten, ließen mich kurz überlegen, diese sehr gelungene Patisserie-Arbeit selbst vollständig zu verputzen.
Das kam aus gleich zwei Gründen nicht in Frage: Die Süße Fan gegenüber freute sich schon auf Extra-Naschwerk und mir blieb so noch Platz für etwas Käse! Brie, Camembert, Fourme d‘Ambert und Comté waren nicht überraschend, aber von sehr ansprechender Temperierung. Das ist ja meist die halbe Miete bei gutem Käse. Bei den Begleitungen stach die selbstgemachte Himbeer-Senf-Sauce mit erneut prononcierter Säure heraus.
Süßweine finden sich auf der Weinkarte nicht. Doch der engagierte Sommelier förderte trotzdem im Keller eine Bio-Grauburgunder-Beerenauslese von der Nahe zutage. Was da nicht alles wächst! Ich glaube, das war meine erste BA vom Ruländer, auch mal interessant. 8€ für großzügig eingeschenkte 5cl.
Fazit: Diesmal hat für uns alles in der Küche13 gepasst. In dieser Form - zugänglich, handwerklich top und der Service zugewandt statt borniert - kann ich den anhaltenden Erfolg verstehen. Wir kommen gerne wieder.
In der Coronazeit hatten wir entschieden, nur einige wenige, uns am Herzen liegende Restaurants mit häufigen Besuchen (bzw. im Shutdown mit Bestellungen) zu unterstützen. Dabei ist es - natürlich aus Zufriedenheit, niemals aus Bequemlichkeit - im Wesentlichen geblieben. Jetzt haben wir aber doch Lust bekommen, Neues oder in Vergessenheit Geratenes (wieder) zu entdecken. So kam auch das/die bei den letzten Besuchen nicht vollständig überzeugende Küche 13 erneut in den Fokus.
Relativ kurz nach der Abendöffnung eintretend, waren wir keineswegs die ersten... mehr lesen
4.5 stars -
"Endlich überzeugend!" DerBorgfelderIn der Coronazeit hatten wir entschieden, nur einige wenige, uns am Herzen liegende Restaurants mit häufigen Besuchen (bzw. im Shutdown mit Bestellungen) zu unterstützen. Dabei ist es - natürlich aus Zufriedenheit, niemals aus Bequemlichkeit - im Wesentlichen geblieben. Jetzt haben wir aber doch Lust bekommen, Neues oder in Vergessenheit Geratenes (wieder) zu entdecken. So kam auch das/die bei den letzten Besuchen nicht vollständig überzeugende Küche 13 erneut in den Fokus.
Relativ kurz nach der Abendöffnung eintretend, waren wir keineswegs die ersten
Geschrieben am 16.08.2024 2024-08-16| Aktualisiert am
16.08.2024
Bei einer guten Kombination sollte das Ganze idealerweise mehr als die Summe seiner Teile sein. Aber manchmal wäre weniger halt doch mehr.
Die Dortmunder Presse berichtete ausführlich: Ein paar Minuten Fußweg vom Hauptbahnhof entfernt gibt es nun auch eine Pizzeria mit der berühmten neapolitanischen „Auf-die-Hand-Variante“! Aber in modern, wie schon der anglisierte Hinweis auf die zweimalige Faltung des (Überraschung: bei 450 Grad) gebackenen Teigfladens befürchten ließ. Wenige Schritte vom Ring entfernt umrundete ich tapfer mehrere Grüppchen von Jungmännern, für die aktuell der Begriff Tahalons in Mode sein soll und war doch etwas überrascht: Wenn es keine Sitzplätze im Inneren gibt, dafür aber eine Theke, an der man selbst bestellt, dann ist das ein Imbiss, bestimmt keine Pizzeria oder gar ein Restaurant. Daher auch keine Servicewertung, obwohl der sehr junge Mann hinter der Theke mir freundlich das Konzept erklärte und das fertige Produkt sogar nach draußen brachte. Dort saß ich dann auf einem einigermaßen bequemen Plastikkorbstuhl an einem öffentlichen Innenhof/Platz im Rotziegel-Design. Zwischen dem Durchgang zur Kuckelke und der Fußgängerzone vergnügten sich trotz vorgerückter Stunde kleine Kinder an den Spielgeräten, die Mütter plauderten in vielen Sprachen, Tarek und Sam hatten erfreulicherweise noch keinen Stress.
Die Preise beginnen bei 6,9€ für die Margherita. Im Preis enthalten sind nach Wahl zwei Saucen (Hä? Zwei?) und auch zwei weitere Toppings. Darunter so „typische“ Beläge wie „Hirtenkäse“ oder Suçuk. Aber letztlich soll ja der Pizza-Wurm der (zumindest an diesem Abend) überwiegend türkisch/arabisch/levantinisch-stämmigen Kundschaft schmecken. Irgendwie war ich skeptisch und beließ es bei zusätzlich Käse, Zwiebeln und der originären Tomatensauce. Denn: Was auf der Pizza oder vielleicht noch im Rollo geht, muss gefaltet ja nicht halten. Und so war’s denn auch. Nach gaumenschonender Wartezeit und einigen beherzten Bissen platzte das überfüllte Paket unten auf und ich hatte trotz der umhüllenden Serviette so meine liebe Mühe, die Hose vor der Reinigung zu retten. Handwerklich 5 minus.
Geschmacklich keine Überraschungen: Der Pizzafladen war schön aufgegangen und gerade lange genug gebacken. Gut zerlaufener Käse, fruchtige Tomatensauce in (anfangs) knusprigem Teig schmeckt immer mehr oder weniger gut, Beläge bzw. hier eher Füllung schaden meist auch nicht. Aber alles zusammen als Matsch aufzusaugen, machte mir dann doch nur bedingt Spaß. Irgendwann brach ich den Versuch ab. Ach ja, Getränke stehen im Kühlschrank zwecks Selbstbedienung, die Dose zu 2€. „Cooles“ Produkt hin oder her: Imbiss halt.
Bei einer guten Kombination sollte das Ganze idealerweise mehr als die Summe seiner Teile sein. Aber manchmal wäre weniger halt doch mehr.
Die Dortmunder Presse berichtete ausführlich: Ein paar Minuten Fußweg vom Hauptbahnhof entfernt gibt es nun auch eine Pizzeria mit der berühmten neapolitanischen „Auf-die-Hand-Variante“! Aber in modern, wie schon der anglisierte Hinweis auf die zweimalige Faltung des (Überraschung: bei 450 Grad) gebackenen Teigfladens befürchten ließ. Wenige Schritte vom Ring entfernt umrundete ich tapfer mehrere Grüppchen von Jungmännern, für die aktuell... mehr lesen
2.5 stars -
"Portafoglio, Rollo oder doch Calzone?" DerBorgfelderBei einer guten Kombination sollte das Ganze idealerweise mehr als die Summe seiner Teile sein. Aber manchmal wäre weniger halt doch mehr.
Die Dortmunder Presse berichtete ausführlich: Ein paar Minuten Fußweg vom Hauptbahnhof entfernt gibt es nun auch eine Pizzeria mit der berühmten neapolitanischen „Auf-die-Hand-Variante“! Aber in modern, wie schon der anglisierte Hinweis auf die zweimalige Faltung des (Überraschung: bei 450 Grad) gebackenen Teigfladens befürchten ließ. Wenige Schritte vom Ring entfernt umrundete ich tapfer mehrere Grüppchen von Jungmännern, für die aktuell
Mein Besuch in Moabit lag zeitlich zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung der Sendung. Folgend meine Eindrücke:
Chef Emil hat 2020(!) mit 17(!) Jahren sein eigenes Lokal eröffnet und meint, nun die Schwelle zum Feinschmecker-Restaurant überschritten zu haben. Vielleicht, um die in der Tat recht ambitionierten (wahrscheinlich wirtschaftlich notwendigen) Preise zu rechtfertigen. Nicht nur der Vergleich z.B. mit dem Düsseldorfer Bistro Fatal zeigt: Hat er sicher nicht. Und das ist auch gut so. Es ist eben ein Bistro. Aber ein sehr anständiges.}
Moabit is(s)t überall voll, auch draußen, nur bei Emil „verlieren“ sich gerade mal vier Gäste außer mir. Wobei der Gastraum selbst bei allerengster Stellung des schmalen Bistro-Mobiliars nur gut 20 Plätze hergibt. Deren Zahl zugunsten einer formschönen Theke auch noch fast zu halbieren, war die (kurzlebige) „Rettungs“-Idee von Frau Raue. Der junge Mann im Service verweist anlässlich der mauen Belegung auf das gute Geschäft am Vortag und den Umstand, dass es halt das hochpreisigste Resto im Kiez sei. Hoffen wir weiterhin das Beste; die Bekanntheit wurde dank RTL ja schon mal gesteigert.
Das Ambiente nach der Re-Rettung ein (wie ich finde) durchaus charmantes Chaos. Die hübsch lavendelfarben gestrichenen Wände und die 4 ovalen Spiegel sind von der eher kühlen Gestaltung durch Mm. Raue II geblieben. Gefliester Boden, andererseits eine Kerze auf jedem Tisch, also schummrig, wozu die farbige Lichtkunst unter der Decke beiträgt. An den Wänden allerlei Bilder und sonstige Deko, die alles ist, nur nicht aus einem Guss. Wie es sich für das Klischee gehört, werden Chansons gespielt, dankenswerterweise nicht nur die allzu bekannten.
Mir gefällt es so. Nur leider ist die Luft massiv verraucht; die Lüftung scheint nicht zu funktionieren. Oder war gar nicht eingeschaltet, denn später bessert es sich deutlich. Ich flüchte zunächst auf den Bürgersteig der ruhigen Seitenstraße, trotz des eher kühlen herbstlichen Wetters. Ein älterer Mann, der im hochgeschlossenen Trenchcoat(!) an einer Biergarten-Garnitur sitzt, fällt hier nicht auf. Berlin halt... Die vielen vorbei joggenden jungen Menschen beweisen, dass die Gentrifizierung tatsächlich Moabit erreicht hat.
Der sehr, sehr nette fränggische Kellner trägt dementsprechend natürlich Schnauzer. Aber versteht vor allem was von seinem Handwerk. Und siezt mich sogar. Doch noch nicht wie in Mitte...
Man frönt übrigens nicht nur beim Essen einer französischen Leidenschaft: Über dem Durchgang zur Küche hängt ein Rennrad und auf der Karte findet sich unter den ausschließlich selbst gefertigten Desserts ein Paris-Brest! Das ist nun wirklich ein selten anzutreffendes Gebäck diesseits von Grand-Est.
Kleine Irritation: Der gebrachte Wein stimmt nicht mit der Karte überein. Der Kellner entschuldigt sich und bietet aktiv einen Preisnachlass an, da kein anderer Sauvignon Blanc verfügbar sei. Das braucht es nicht. Die 38€ enthalten dann halt einen Spenden-Teil für junge Menschen, die verrückt (oder in diesem Fall verpeilt) genug sind, sich in der Gastro selbstständig zu machen.
Erst kommen Pistazien zum Knabbern; eine nette Kleinigkeit, aber auch nicht mehr. Amuse Fehlanzeige. Zum Wein gibt es einfaches Brot und Leitungswasser auf‘s Haus. Tout Bistrot; wie kommt der Kerl bloß auf Feinschmecker-Restaurant?
Die Karte hat sich seit der Aufzeichnung der problematischen RTL-Sendung kaum geändert: Es werden vier Menüs angeboten: Vegetarisch, zweimal mit Fleisch oder mit Fisch. Ich entscheide mich für das Menü Aquatique für aktuell 58€ und freue mich an meinem gespritzten Pampelle, dem Grapefruit-Likör aus Korsika. Für 8,5€ eine angenehm herb-säuerliche Abwechslung im orangen Spritzeinerlei…
Dann gehts los:
Erste Runde: Jakobsmuscheln in Weißweinreduktion. Drei kleinere Exemplare gut gegart und klar erkennbar. Leicht gratiniert, aber nicht von einer zähen Käsehaube erschlagen. Dazu Schalotten, und Petersilie, eine klare Säure vom Wein. Pikant durch beherzten Einsatz von Pfeffer. Das war lecker und mehr als 08/15.
Nächster Gang: Drei kleine Filets vom Wolfsbarsch.
So saftig, wie dieser eher magere Fisch halt sein kann. Die Haut noch leicht knusprig. Untadelig.
Die Sauce mit Passionsfrucht hat die typisch fruchtige, aber nicht adstringierende Säure. Passt zum kräftigen Fisch überraschend gut, nur die sehr bissfesten Karotten gehen unter. Süße fehlt, Wo ist das sonst so omnipräsente Selleriepüree, wenn man es braucht? Vanille wäre auch eine schöne Option gewesen.
Unerwartet und daher trotzdem interessant (und zwar nicht Sinne der kleinen Schwester von…).
Dann schon Dessert: Die Tartelette aux Citron überrascht zunächst optisch, aber der Fladen dünnen Mürbeteigs ist süß und ge(würzig) und hält die frische, feste Limettencreme gut in Schach. Mandeln, Puderzucker und Limettenabrieb fügen das ihrige bei. Kannste schicken.
Weil es so selten ist, bestelle ich tatsächlich ein zweites Dessert: Der Paris-Brest erweist sich als klassisches Konditorhandwerk. Spritzgebäck, noch kurz erwärmt, innen luftig, außen knusprig, auch die untere Hälfte. Die Haselnusscreme überraschend leicht und erfreulich nussig.
Likör ist leider nicht verfügbar, auf den freundlich angebotenen Cognac verzichte ich - wie auch schweren Herzens - auf den Käse!
Dem jungen autodidaktischen Chef - an diesem Abend nicht anwesend, was die gute Leistung nur hervorhebt - sei seine Selbstüberschätzung verziehen. Als (schon arg teures) Bistro hat mir das Chez Emil an diesem Abend durchaus gefallen. Wenn ich wieder in der Nähe bin, würde ich einen weiteren Besuch durchaus in Erwägung ziehen, schon weil in Moabit jenseits des Paris-Moskau (noch?) wenig aus dem Einerlei heraussticht. Möge das Chez Emil überleben!
Nun reiht sich also auch Tim Raue in die nicht enden wollende Riege der Restaurant“retter“ ein. Ob Rach, Rosin, ob Raue: Hauptsache Fernsehen. Das Geld verdient sich hier vermutlich leichter als in der Küche. Einzige Besonderheit der RTL- Produktion: T.Rs. aktuelle Ehefrau darf als „Innenarchitektin“ gleich mit retten. Ein Familienprojekt, wie schön…
Gleich die erste Sendung hat allerdings ein überraschendes Echo gefunden:
https://www.t-online.de/region/berlin/id_100454898/raue-der-restauranttester-berliner-koch-von-rtl-format-ausgetrickst-.html?utm_source=pocket-newtab-de-de
Mein Besuch in Moabit lag zeitlich zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung der Sendung. Folgend meine Eindrücke:
Chef Emil hat 2020(!) mit 17(!)... mehr lesen
Chez Emil
Chez Emil€-€€€Restaurant03025776851Bochumer Straße 17, 10555 Berlin
4.0 stars -
"C‘est un Bistrot!" DerBorgfelderNun reiht sich also auch Tim Raue in die nicht enden wollende Riege der Restaurant“retter“ ein. Ob Rach, Rosin, ob Raue: Hauptsache Fernsehen. Das Geld verdient sich hier vermutlich leichter als in der Küche. Einzige Besonderheit der RTL- Produktion: T.Rs. aktuelle Ehefrau darf als „Innenarchitektin“ gleich mit retten. Ein Familienprojekt, wie schön…
Gleich die erste Sendung hat allerdings ein überraschendes Echo gefunden:
https://www.t-online.de/region/berlin/id_100454898/raue-der-restauranttester-berliner-koch-von-rtl-format-ausgetrickst-.html?utm_source=pocket-newtab-de-de
Mein Besuch in Moabit lag zeitlich zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung der Sendung. Folgend meine Eindrücke:
Chef Emil hat 2020(!) mit 17(!)
Geschrieben am 08.06.2024 2024-06-08| Aktualisiert am
08.06.2024
Besucht am 18.03.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 33 EUR
Am Montagabend wird es ab 20.30 Uhr schon schwierig, in Erfurt noch ein Essen jenseits von Asia- oder Döner-Imbissen zu bekommen und so hatte ich innerlich fast mit dem Hotelrestaurant Frieden geschlossen, als es aus dem Roten Elephant heimelig leuchtete. Meine Frage nach Einkehr wurde positiv beschieden, aber noch vor dem Hinsetzen wurde ich freundlich genötigt zu bestellen, denn "Die Küche schließt in 10 Minuten." Q.e.d.
Ansonsten war der Service fix und routiniert - nichts zu meckern, nichts zu loben.
Vorsorglich sah ich davon ab, jetzt noch eine Forelle im Salzteig zu ordern, sondern beschied mich mit einer Vorspeisenplatte und Baba Ganoush, denn der ehemaligen Kult-Kneipe mit Studentenflair ist nach einer zwischenzeitlichen Schließung neues, zumindest teilweise orientalisches Leben eingehaucht worden. Dazu ein alkoholfreies Pils, dem man nichts schlechtes nachsagen konnte, außer dass es Bitburger war. Dafür mit 3,6€ nicht überzogen bepreist.
Mit dem ersten Gang war ich recht zufrieden. Wie immer bei einer Mischung gab es Teile, die mehr behagen, andere waren so lala. Positiv das warme Fladenbrot, mit dem die vier Cremes gut aufnehmen konnte. Rote Bete und Joghurt waren okay, Der fast flüssige Hummus irritierte und die pikante Paprikapaste mein Favorit der Quadriga. Alle mit Granatapfelkernen garniert und mit reichlich Olivenöl benetzt. Die gefüllten Weinblätter waren mit sehr lecker gewürztem Reis gefüllt und sicher hausgemacht. Die mit Frischkäse gefüllten Kirschpaprika dagegen ganz sicher nicht. Bei den mit einem Gemüsemix gefüllten Kibbeh wäre beides möglich. Die Fritteuse war wohl schon außer Dienst, aber immerhin waren die Zipfel aus Kichererbsenmehl wieder etwas erwärmt und vor allem lecker levantinisch gewürzt worden.
Eine Premiere für mich: Gegrillte grüne Oliven. Keine Erweckungserlebnis: 08/15-Ware und die Röststreifen eher optisch als geschmacklich erkennbar.
19,9€ fand ich deutlich zu teuer.
Ohne, dass ich gehetzt wurde, kam zügig das zweite Gericht. Wer jemals in einem Restaurant der östlichen Mittelmeerküche gegessen hat, dürfte den Klassiker Baba Ganoush kennen, der im Wesentlichen aus gebackener oder gegrillter Aubergine besteht, die mit Tahin, Knoblauch, Zitronensaft und Gewürzen püriert wird. Mit Brot aufgenommen ist die Dip durch das kräftige Grillaroma einfach köstlich. Wäre mehr Zeit vor der Bestellung gewesen, hätte mich die Verortung des Gerichts in der Rubrik Salate wohl zu einer Nachfrage bewogen. So sah ich mich sehr überrascht einem weitgehenden Rohkostgericht gegenüber, das auch Auberginenwürfel enthielt. Die vermutlich im Ofen einigermaßen weich gegart waren, denen aber leider, leider gerade der typische Rauchgeschmack völlig abging. Kombiniert wurde die Eierfrucht einmal durch den Gemüsegarten: Paprika rot und gelb, Radieschen, Tomate, Gurke, Blutampfer, Rauke, Spinat und wieder die im Elephant als Allzweckwaffe dienenden Granatapfelkernen. Zugegebenermaßen wieder mit einem lecker gewürzten Dressing angemacht und mit Blütenblättern dekoriert. Ein etwas wilder, von seinen Bestandteilen nicht wirklich passender Mix, der aber so gar nichts mit Baba Ganoush zu tun hatte. 9,9€ noch okay.
Um eine Erfahrung reicher und immerhin anständig satt geworden, trollte ich mich durch die immer wieder sehenswerte Altstadt zum Hotel. Vielleicht probiere ich bei der nächsten „Spät“-Anreise das dortige Restaurant doch mal aus.
Am Montagabend wird es ab 20.30 Uhr schon schwierig, in Erfurt noch ein Essen jenseits von Asia- oder Döner-Imbissen zu bekommen und so hatte ich innerlich fast mit dem Hotelrestaurant Frieden geschlossen, als es aus dem Roten Elephant heimelig leuchtete. Meine Frage nach Einkehr wurde positiv beschieden, aber noch vor dem Hinsetzen wurde ich freundlich genötigt zu bestellen, denn "Die Küche schließt in 10 Minuten." Q.e.d.
Ansonsten war der Service fix und routiniert - nichts zu meckern, nichts zu loben.
Vorsorglich sah... mehr lesen
3.0 stars -
"Baba Garnüsht" DerBorgfelderAm Montagabend wird es ab 20.30 Uhr schon schwierig, in Erfurt noch ein Essen jenseits von Asia- oder Döner-Imbissen zu bekommen und so hatte ich innerlich fast mit dem Hotelrestaurant Frieden geschlossen, als es aus dem Roten Elephant heimelig leuchtete. Meine Frage nach Einkehr wurde positiv beschieden, aber noch vor dem Hinsetzen wurde ich freundlich genötigt zu bestellen, denn "Die Küche schließt in 10 Minuten." Q.e.d.
Ansonsten war der Service fix und routiniert - nichts zu meckern, nichts zu loben.
Vorsorglich sah
Geschrieben am 09.05.2024 2024-05-09| Aktualisiert am
11.05.2024
Besucht am 14.04.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 94 EUR
War mein Erstbesuch am Dresdner Jüdenhof noch von vielen Kinderkrankheiten begleitet, zeigte die schnelle Wiederholung nach der Eröffnung des Grandhotels im Taschenbergpalais eine wieder in die Spur gekommene Mannschaft. Für das, was das Palais sein soll - gehobenes Bistro für Hotelgäste und sonstige Kundschaft, die sich nicht an leicht erhöhten Preisen stört - wurden die Erwartungen erfüllt.
Ich wollte mal sehen, wie die renovierten Räumlichkeiten des Kempinski strahlten und wählte daher den Hoteleingang von der Straße Taschenbergpalais auf der Rückseite des Stadtschlosses.
Und wurde prompt ausgebremst, denn noch immer sind nicht alle Bauarbeiten abgeschlossen. „Sie ist halt ein alte Dame, unser Palais, und hält so manche Überraschung bereit.“ Hübsch ausgedrückt. Der schnieke Herr an der Rezeption meinte zwar, dass es einen Weg gebe, aber der sei nicht offiziell und wollte mich wieder nach draußen und zurück zum Seiteneingang schicken. „Inoffizieller Weg“, das klang doch spannend und nach ein wenig Insistieren begleitete mich ein Portier freundlich durch zugegeben etwas verschlungene Pfade. Das war schon mal ein professioneller Service.
Dabei blieb es auch den Abend über. Die weibliche Fachkraft hatte mit drei Auszubildenden das fast ausgebuchte Restaurant voll im Griff. Was kein wirkliches Kunststück war, denn außer mir gab es nur eine große holländische Gruppe, die ein einheitliches Menü bekamen. Von den noch freien Tischen hatte ich die Wahl und wurde noch gefragt, ob es mir wirklich nicht zu laut wäre. Wurde es nicht, es ging gesittet zu. Außerdem mag ich die Sprache.
Auch ansonsten klappte der Service sehr gut. Die jungen Damen punkteten mit Freundlichkeit; ihre Ausbilderin mit Übersicht und Professionalität. Bei einem Wein waren wir unterschiedlicher Meinung über die richtige Auszeichnung, aber das wurde gastorientiert gelöst. Ich bekam einen anderen und hätte auch noch auf einen weiteren wechseln dürfen, ohne Mehrkosten. Letztlich wurde es der Hauswein, eine Pfälzer Burgundercuvée, die halbe Flasche für 14,5€. Insgesamt hatte ich nie den Eindruck, vergessen worden zu sein. Und erst recht nicht, den Ablauf zu stören. Das natürlich nicht;)
Von der überraschend gut sortierten Aperitif-Karte sprach mich ein Bee's Knees an (11€). Der ist selten. Und war "gut" gemixt, soll heißen, man hatte nicht mit Gin gespart.
Das Speisenangebot enthält überwiegend Klassiker mit kreativem Anspruch auf französischer Basis. Es lockte eine frei auszuwählende Viergang-Offerte für 69€, was für Preisfüchse überaus lohnend ist, denn die Einzelpositionen summieren sich je nach Geschmack auf über 100€. Wenn es stimmt, dass selbst für das Rinderfilet kein Aufschlag fällig ist, sogar fast 120€. Ich könnte mir vorstellen, dass es sich hier noch um ein „Eröffnungsangebot“ handelte; inzwischen werden 75€ aufgerufen - immer noch sehr günstig.
Mir stand der Sinn mal wieder(überwiegend) nach Fisch und Meeresfrüchten.
Die junge Service-Damen sagte derweil tatsächlich alle Bestandteile des Amuse auf dem Probierlöffel vollständig an: Aubergine-Madeira-Creme, grüner Spargel, Ingwer-Ru -Mousse. Hörte sich „weicher“ an als es war, denn das Frühlingsgemüse hatte einen schönen Biss.
Eine gute Kombination aus säuerlichen, „grünen“ und pikanten Noten. Lecker.
Was auch für den „molligen“ Walnuss-Frischkäse-Dip galt, der zu zweierlei, leider weichem Baguette gereicht wurde.
Als Vorspeise eine schöne kleine Flußkrebs-Galantine. Ich erwartete zwar etwas gefülltes, aber die recht unauffällige Krustentiermousse auf lockerem Biskuit war fein gearbeitet und die Schwänze in einem angenehm säuerlichen Gelee machten sich geschmacklich durchaus bemerkbar. Die gemischten Gemüse-Brunoise waren genau richtig für etwas Textur. Dazu eine angenehm leichte, scharfe Limetten-Ingwer-Mayo, und die Garnitur aus Spitzen von Rucola und Frisee sowie Sprossen ergab einen schönen, würzig-pikanten Gegenspieler. Tellermalerei und Korallenchip sind vielleicht etwas aus der Zeit gefallen, aber das tat dem Genuss ja keinen Abbruch.
Als zweiter Gang Bouillabaisse nach „Marseiller Art“. Eine unglücklich gewählte Bezeichnung: Fischsuppe nach Art einer Bouillabaisse hätte es zwar auch nicht richtig, aber immerhin besser beschrieben.
Was es nicht gab:
Fisch und Suppe in zwei Gängen. Typische Mittelmeerfische. Sauce Rouille.
Was es stattdessen gab:
Ein Fonds von u.a. Steinbutt-Karkassen mit Streifen von Karotte und Sellerie, der leider mehr nach Salz und Tomate schmeckte als nach Fisch. Fenchel und Noilly Prat für meinen Geschmacksinn nicht erkennbar. Begeisternd geht anders.
Als Einlage: Garnelen. Lachs in mittelgroßen Würfeln, etwas trocken geraten. Schließlich Seelachs, sogar saftiger. Reichhaltig war‘s.
Zur Begleitung eben keine Rouille, (Bin da übrigens Team Kartoffel. Das ist zwar kein Muss, aber halt eine andere Konsistenz.) sondern schlicht eine angenehm frische Aioli, der es neben der namensgebenden Farbe sogar an Knoblauch fehlte.
Schließlich eine Scheibe Röstbrot aus der Pfanne, in neutralem Fett gebacken. Knusprig, aber trotz Kräutern geschmacklos.
Was unter dem Strich bleibt:
Ein höchstens mittelmäßiger Gang. Gewollt, aber nicht gekonnt.
Der Zwischengang besänftigte mich:
Eine wirklich mal heiß servierte Geflügel-Cranberry-Praline: Gezupftes dunkles (oder in Cranberrysaft eingelegtes?) Fleisch mit Karotten in einer dünnen, leider weich gewordenen Teighülle. Aber nicht zu trocken. Die Beeren-Säure deutlicher als der Geflügelgeschmack, was auch für Brust statt Keule spricht. Mit der intensiven Geflügeljus war das Geschmacksbild besser, weil ausgewogener.
Toll als Beilage sahniger, mit Majoran abgeschmeckter Apfel-Spitzkohl, der noch einen schönen Biss hatte. Vermutlich für einen frischen Kick als Topping saure Sahne.
Als letzter Gang eine Tranche Lachsfilet, die ich mir noch glasig gewünscht hatte. Das wurde nicht ganz eingehalten, aber auch nicht viel drüber und vor allem saftig. Auch die Haut teilweise leicht knusprig. Ob die Transchicht stört, ist ja Geschmacksache. Die begleitenden Garnelen wie in der Suppe ohne Fehler. Schön das geschmacklich starke, gar nicht pampige Erbspüree und das nicht übergarte Schalotten-Gemüse. Und auch die Beurre Blanc gut ausbalanciert.
Ein rundum gelungener, konventioneller Fischgang.
Fazit: Schmackhafte, handwerklich weitgehend gelungene Bistro-Küche. Mehr aber auch nicht.
Ich ließ den Abend in der Karl-May-Bar ausklingen, die ihren klassischen Charme nicht verloren hat. Ein etwas in die Jahre gekommener Jugendfreund verabschiedete mich schließlich in die Nacht.
War mein Erstbesuch am Dresdner Jüdenhof noch von vielen Kinderkrankheiten begleitet, zeigte die schnelle Wiederholung nach der Eröffnung des Grandhotels im Taschenbergpalais eine wieder in die Spur gekommene Mannschaft. Für das, was das Palais sein soll - gehobenes Bistro für Hotelgäste und sonstige Kundschaft, die sich nicht an leicht erhöhten Preisen stört - wurden die Erwartungen erfüllt.
Ich wollte mal sehen, wie die renovierten Räumlichkeiten des Kempinski strahlten und wählte daher den Hoteleingang von der Straße Taschenbergpalais auf der Rückseite des... mehr lesen
Restaurant Das Palais im Hotel Taschenbergpalais Kempinski
Restaurant Das Palais im Hotel Taschenbergpalais Kempinski€-€€€Restaurant, Catering03514912710Taschenberg 3, 01067 Dresden
4.0 stars -
"Deutlich verbessert mit Luft nach oben" DerBorgfelderWar mein Erstbesuch am Dresdner Jüdenhof noch von vielen Kinderkrankheiten begleitet, zeigte die schnelle Wiederholung nach der Eröffnung des Grandhotels im Taschenbergpalais eine wieder in die Spur gekommene Mannschaft. Für das, was das Palais sein soll - gehobenes Bistro für Hotelgäste und sonstige Kundschaft, die sich nicht an leicht erhöhten Preisen stört - wurden die Erwartungen erfüllt.
Ich wollte mal sehen, wie die renovierten Räumlichkeiten des Kempinski strahlten und wählte daher den Hoteleingang von der Straße Taschenbergpalais auf der Rückseite des
Geschrieben am 27.04.2024 2024-04-27| Aktualisiert am
27.04.2024
Besucht am 03.03.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 115 EUR
Mal wieder im japanischen Viertel der Landeshauptstadt untergekommen, konnte ich von meinem Hotelzimmer die langen Schlangen (hauptsächlich europäischer Gäste) vor dem Takumi und vieler anderer Läden auf der Immermannstraße beobachten. Auf langes Warten und womöglich gehetztes Essen hatte ich aber so überhaupt keine Lust. Wer weiß, ob ich sonst den Weg in dieses eher kleine Restaurant gefunden hätte, das ein Ableger des bekannteren Kushi-tei of Tokyo ist und den Fokus auf Spezialitäten der nördlichsten Hauptinsel Hokkaido legt.
Aber auch die „üblichen Verdächtigen“ sind im Angebot, so dass bei leisem J-Pop ein bunt gemischtes Publikum zugegen war. Der vordere Bereich zur Straße war komplett besetzt, aber im hinteren Teil waren noch etliche freie Plätze verfügbar. Wie „beim Japaner“ gewohnt, bot man dem einzelnen Gast einen Platz vor der Sushi-Theke an. Das kann auch ganz interessant sein, aber hier war das gläserne Buffet reichlich mit Tages- und Wochen-Angeboten bepflastert, auf Dauer eine etwas eintönige Aussicht. Meine Frage nach einem Platz am Tisch wurde sofort bejaht, und ich durfte auf einer gepolsterten Bank unter farbenfrohen Manga-Szenen vom Markt in Hokkaido Platz nehmen.
Wie überhaupt der Service tadellos und regelrecht freundlich agierte. Man merkte doch deutlich die japanische Mentalität, den Gast, wenn irgend möglich, absolut zufriedenzustellen. Auch mein Wunsch nach einer in der Karte nicht vorgesehen Auflage für mein nigiri wurde nach einer kurzen Diskussion mit dem Chef erfüllt. Im Gegenteil entschuldigte man sich, dass es etwas dauern würde.
Einziger Nachteil der hinteren Plätze ist eindeutig die Nähe zur Küche, in der die Fritteuse Schwerstarbeit verrichtete. Ob die Entlüftung immer so schwach ist, weiß ich natürlich nicht. An diesem Abend zog durch den Pass und die leider häufig offen stehende Küchentür deutlicher Fettgeruch in den Gastraum. Und eben auch in die Kleidung, so dass ich bei einem Wiederholungsbesuch unbedingt den vorderen Bereich vorziehen würde. Den Punktabzug habe ich bei Sauberkeit vorgenommen, nicht bei Ambiente.
Für einen gewissen Überblick bestellte ich „quer durch den Garten“ in mehreren Durchgängen:
Leicht frittierten Tofu (age-tofu), Tintenfisch mit Gurke (tako-su 7,8€), frittierte Tintenfisch-Tentakel (geso-kara 9,8€)
Sashimi vom Thunfischbauch (chu-toro 19,8€)
Nigiri mit geflämmter Jakobsmuschel, Seeigel, Gelbschwanzmakrele
Als Krönung unagi, den Süßwasseraal, dessen aufwändigster Zubereitung in Japan eigene Restaurants gewidmet sind. Da zum Abschluss natürlich noch süßes Omelett (tamago) wartete, wäre mir ein Hauptgericht zu mächtig gewesen, daher der oben beschriebene Wunsch einer kleinen Kostprobe als Auflage für zwei Reishäppchen.
Mit kleinen Abstrichen haben alle Gerichte überzeugt, teilweise sogar begeistert. Es wurde zügig serviert und wie so oft in dieser Art von Gastronomie waren die Portionen offensichtlich zum Teilen gedacht.
Der Seidentofu, ganz fein mit Tempurateig umhüllt in einem würzigen Dashi serviert, war für meinem Geschmack entweder zu groß oder zu kurz frittiert worden. Jedenfalls war das Innere noch recht kalt. Vielleicht „muss“ das ja auch so und ich habe bislang immer nur armselige Nachahmungen bekommen. Aber egal, mir hätte es besser geschmeckt, wenn es durchgehend heiß gewesen wäre. Dafür kam ich in die Genuss einer kurz gegrillten, milden Chilischote und zweier knackiger Garnelen. Fein geriebener Rettich und etwas Misopaste sind Standard.
Ein klassischer Snack sind gekochte Oktopus-Scheiben mit Gurke.
Frisch und zart, der Beweis, dass die Tentakel nicht zäh sein müssen. In einer milden Vinaigrette bildeten einen schönen Gegenpart zu meiner dritten Vorspeise. Die Tintenfisch-Füßchen kamen heiß und knusprig aus der Fritteuse. Im Gegensatz zum Weichtier-Kollegen allerdings ein wenig hart.
Schade, denn in die Mayo gestippt, war das natürlich wieder mal feines japanisches Bar-Soulfood.
Nach dieser passablen Runde nippte ich brav an meinem alkoholfreien Bier und wähnte mich doch unerwartet in einer Izakaya, der inzwischen auch hierzulande bekannten japanischen Feierabend-Kneipe für den Kollegenkreis.
Der folgende Gang radierte den Gedanken in Sekundenschnelle aus: Der Tuna der katalanischen Edelmanufaktur Balfego (gefangen im Mittelmeer zwischen Mai und Juni, geschlachtet nach der japanischen Ikejime-Methode) hatte den perfekten Fettanteil, vermutlich aus der Mitte des Bauches (chu-toro) und dadurch einen wunderbaren Schmelz. Im Mund entsteht das Gefühl, dass das Fleisch mehr schmilzt, als dass man es kaut. Trotzdem aber Struktur. Noch fettere Stücke aus dem Bauchlappen hatte ich auch schon an anderer Stelle, aber das war mir denn doch zu sehr, wie ein Stück Schmalz zu lutschen. Hier war es himmlisch. Natürlich wurde eine solche Qualität pur genossen, mit einer Winzigkeit Meerrettich und einem Tropfen Sojasauce.
Mit der nächsten Runde wurde es einerseits bodenständiger, aber nicht weniger gut. Bei den nigiri-sushi war zuallererst der Reis zu loben: Körnig, nicht pappig, minimaler Biss und mild gesäuert.
Als Auflage hatte mich entschieden für
Gelbschwanzmakrele (hamachi tadellos)
geflämmte Jakobsmuschel (aburi hotate süß und röstig: Sehr geil!)
Und als aromatischen Höhepunkt den intensiven Seeigel (uni) - „die“ Spezialität Hokkaidos - Sehr weich, schöne Cognac-Farbe, intensiv jodig, immer eine Herausforderung (für Nerds: https://www.biorama.eu/seeigelernte/). Aber wo, wenn nicht hier?
Nach dem Meeresaroma von Seeigel kann nicht mehr viel kommen. Außer natürlich unagi, der häufig zur Jahresmitte als Kraftspender für die kalte Jahreszeit genossenen Aal-Spezialität! Das hat absolut nicht mit dem (durchaus leckeren) norddeutschen Räucheraal zu tun und ist niemals, ich wiederhole Niemals! in normalen (deutsch/vietnamesisch/pan-asiatischen) Sushirestaurants zu probieren. Außer man steht auf im schlechtesten Fall gummiartige Bauchlappen und im besten schulterzuckendes „Ja, ganz lecker.“
Bitte nur in japanischen Restaurants, die auf eine hinreichende Gästeschar zurückgreifen können, die den aberwitzig aufwändigen Herstellungsprozess schätzen und auch bezahlen wollen!
Der unagi im Zero Banchi gehörte sicherlich zu den Top 3 meines Lebens: Leicht warm, leicht rauchig, leicht süß, intensives umami - ein Feuerwerk der sich ergänzenden, vollmundigen Geschmäcker. Dabei weich, aber nicht matschig, den Mund auskleidend, aber nicht fettig im herkömmlichen Sinn. Ein Maul voll wonnigem Wohlgeschmack!
Gut, dass danach leckeres tamago, das in der speziellen rechteckigen Pfanne sanft gestockte süße Schicht-Omelett, mein Menü beruhigend beendete.
Japanisches Essen in dieser Vielfalt und handwerklichen Güte wäre ein wirklich starker Grund umzuziehen. Ob nach London oder Keeken am Niederrhein wäre noch zu klären.
Mal wieder im japanischen Viertel der Landeshauptstadt untergekommen, konnte ich von meinem Hotelzimmer die langen Schlangen (hauptsächlich europäischer Gäste) vor dem Takumi und vieler anderer Läden auf der Immermannstraße beobachten. Auf langes Warten und womöglich gehetztes Essen hatte ich aber so überhaupt keine Lust. Wer weiß, ob ich sonst den Weg in dieses eher kleine Restaurant gefunden hätte, das ein Ableger des bekannteren Kushi-tei of Tokyo ist und den Fokus auf Spezialitäten der nördlichsten Hauptinsel Hokkaido legt.
Aber auch die „üblichen... mehr lesen
Restaurant Zero Banchi
Restaurant Zero Banchi€-€€€Restaurant021136776630Immermannstraße 34, 40210 Düsseldorf
4.0 stars -
"Wenn sich die Nebel lichten" DerBorgfelderMal wieder im japanischen Viertel der Landeshauptstadt untergekommen, konnte ich von meinem Hotelzimmer die langen Schlangen (hauptsächlich europäischer Gäste) vor dem Takumi und vieler anderer Läden auf der Immermannstraße beobachten. Auf langes Warten und womöglich gehetztes Essen hatte ich aber so überhaupt keine Lust. Wer weiß, ob ich sonst den Weg in dieses eher kleine Restaurant gefunden hätte, das ein Ableger des bekannteren Kushi-tei of Tokyo ist und den Fokus auf Spezialitäten der nördlichsten Hauptinsel Hokkaido legt.
Aber auch die „üblichen
Der Restaurantbetrieb in der Potsdamer Villa Kellermann schließt zum 21.6.2024.
Die Betreiber bedauern das Betriebsende nach fast fünf Jahren sehr. „Wir hätten gerne weiter gemacht. Aber Corona, stark gestiegene Betriebskosten und eine angespannte Personalsituation ließen keine andere Entscheidung zu", sagt der Geschäftsführer Manfred Dengel.
Zum 1. Juni 2023 hatte bereits Patron und kulinarischer Konzeptgeber Tim Raue den Staffelstab an Küchenchef Christopher Wecker übergeben - Besitzer der Villa Kellermann ist Günther Jauch.
(Quelle: Gourmetwelten)
Der Restaurantbetrieb in der Potsdamer Villa Kellermann schließt zum 21.6.2024.
Die Betreiber bedauern das Betriebsende nach fast fünf Jahren sehr. „Wir hätten gerne weiter gemacht. Aber Corona, stark gestiegene Betriebskosten und eine angespannte Personalsituation ließen keine andere Entscheidung zu", sagt der Geschäftsführer Manfred Dengel.
Zum 1. Juni 2023 hatte bereits Patron und kulinarischer Konzeptgeber Tim Raue den Staffelstab an Küchenchef Christopher Wecker übergeben - Besitzer der Villa Kellermann ist Günther Jauch.
(Quelle: Gourmetwelten)
Restaurant Villa Kellermann
Restaurant Villa Kellermann€-€€€Restaurant, Partyservice033120046540Mangerstraße 34, 14467 Potsdam
stars -
"Und wieder eine Schließung in der gehobenen Gastro" DerBorgfelderDer Restaurantbetrieb in der Potsdamer Villa Kellermann schließt zum 21.6.2024.
Die Betreiber bedauern das Betriebsende nach fast fünf Jahren sehr. „Wir hätten gerne weiter gemacht. Aber Corona, stark gestiegene Betriebskosten und eine angespannte Personalsituation ließen keine andere Entscheidung zu", sagt der Geschäftsführer Manfred Dengel.
Zum 1. Juni 2023 hatte bereits Patron und kulinarischer Konzeptgeber Tim Raue den Staffelstab an Küchenchef Christopher Wecker übergeben - Besitzer der Villa Kellermann ist Günther Jauch.
(Quelle: Gourmetwelten)
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Auf dem Gelände des Essener Großmarkts befindet sich das Frischeparadies, ein großer Feinkosthändler u.a. für „jedermann“, aus dessen Angebot Fisch und Seafood herausstechen. Man wirbt - rechtlich gut beraten - dann auch mit der „wahrscheinlich“ exklusivsten Fischtheke im Pott.
Am Ende der langgezogenen Halle findet sich das Tagesbistro im Industrial Design.
Man hat die Wahl zwischen normalen Tischen für vier Personen, der hohen Bistroausführung für Zwei oder gleich der Theke mit Blick zur kleinen offenen Küche.
Natürlich wählte ich letztere, um das Geschehen beobachten zu können. Und um nicht auf den öden Parkplatz jenseits der Glasfront schauen zu müssen. Ein schlichtes Ambiente, das nicht vom wesentlichen ablenkt. Was sich ja bekanntlich für uns Genießer auf dem Teller abspielt.
Und im Glas! In der großen, mit Eiswürfeln gefüllten Schale warteten mehrere Champagner und sonstige Flaschengärungen auf ihren offenen Ausschank. Das Angebot wurde auf Wunsch auch gern erläutert.
Derweil sehe ich den Chef, der sich das Tagesangebot schmecken lässt; das widerlegt zumindest hier die Gerüchte über den Zweck solcher Tagesempfehlungen.
Ich wähle eine klassische Cuvée brut und freue mich über die ideale Temperatur, den freundlichen Glaspreis von 8€ und das extrem frische Prickeln. Im Mund.
Hinter der Theke werkeln geschäftig und konzentriert drei Küchenkräfte. Eine gute (ausgebildete) Servicekraft schmeißt freundlich und professionell (das ist etwas anderes als professionell-freundlich) das permanente, aber überschaubare Mittagsgeschäft. (Maximal 9 externe Gäste gleichzeitig während meines Besuchs).
Mindestens genauso gefragt ist das Personalessen. Egal, ob Adlerfisch, Filet vom Durocschwein oder Perlhuhn-Brust und -Keule: Alle Teller für die Beschäftigten werden à la minute angerichtet und sehen sehr lecker aus.
Wie bei vielen anderen Feinkostläden mit Restauration ist es möglich, Wein, Seafood und wahrscheinlich auch Fleisch im Markt auszusuchen und mit 15€ Kork- bzw. Zubereitungsaufschlag vor Ort zu genießen.
Herrlich, wie ein italienischer Patrone, der dem seligen Luciano Pavarotti verblüffend ähnelt, sich u.a. eine gigantische Black Tiger Garnele frisch zubereiten lässt.
Ich bestellte nur einen zusätzlichen Beilagensalat zu dem mir verschiedene Dressings angeboten werden. Ansonsten beließ ich es beim Erstbesuch bei einer Kleinigkeit:
Plateau Fruits de mer, für das 26€ auf der Rechnung erschienen.
Dafür gab es im Tausch:
3 bretonische Austern, mild salzig mit einer kleinen Ecke Chester-Blauschimmel-Schwarzbrot sowie Schalotten-Vinaigrette. Letztere ist ein Klassiker, der mit seinen viel zu kräftigen Aromen die Austern geschmacklich völlig zudecken würde. In Zeiten vor einer ununterbrochenen Kühlkette hatte das wohl auch seinen Grund, zumindest aus der Sicht des Verkäufers.
6 mittelgroße Eismeer-Garnelen aus der TK, aber das Fleisch fest und nicht trocken. Die optisch zu identizierenden Thymianblättchen versteckten sich am Gaumen. Dafür kamen zum Dippen ein kräftiges 1000-Island-Dressing und eine Sc. Rouille auf Kartoffelbasis, nur leider sehr dezentem Knoblauch.
Das begleitende Baguette war recht schmackhaft, hätte aber eine Auffrischung im Ofen oder in der Pfanne vertragen können. Die Schalentiere hatten schon ihren Kopf verloren, der Rückenpanzer war aufgeschnitten und der Darm schon entfernt - So muss das! Nach getaner Handarbeit verdiente die Fingerschale mit Grapefruit-Scheibe einen weiteren Pluspunkt.
Sehr gut auch der gemischte Pflücksalat (6€), natürlich top-frisch, die Kirschtomaten mit Geschmack (Halleluja!) und die Croutons mögen selbstgemacht gewesen sein, wenngleich im Ofen arg hart geworden. Das Olivenöl mit Kräutern und Knoblauch sehr lecker dazu. Auch hier ein nicht unwichtiges Detail: Streifen von der Kaiserschote sorgten für Textur. Kleiner Hochgenuss.
Den Gesamtpreis von 40€ empfand ich, vor allem angesichts der positiven Details, als angemessen. Daran merkt man, dass hier viele Gastronomen u.ä. einkehren. Und daran, dass es zunächst nur eine Zwischenrechnung gab. Natürlich.
Da das Perlhuhn trotz meiner sehnsüchtigen Blicke und einer leisen Frage wirklich nur für das Personal reserviert war, beendete ich den kleinen Test, der als "erfolgreich" zu Wiederholungsbesuchen einlädt.
Denn mal ehrlich: Wer schöpft nicht gern aus dem vollen Frischeparadies?