Geschrieben am 01.06.2020 2020-06-01| Aktualisiert am
01.06.2020
Besucht am 25.01.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 155 EUR
Vorweg eine kleine Anmerkung: Dieser Besuch liegt nun schon etwas zurück und damit kann dieser Beitrag natürlich nicht die aktuelle Situation abbilden. Trotzdem wollte ich es nicht missen, diesen kleinen weißen Fleck in der Gastroguide-Beitragskarte mit etwas schwarzem Drucktext zu füllen.
Hier nun der eigentlich Beitrag, den ich auch gleich nach dem damaligen Besuch verfasst hatte (ist also nicht retrospektiv):
Die Wahl fiel für mich auf das in Hamburg-Stellingen gelegene Restaurant „Heimatjuwel“ als Abschluss eines Hamburg-Ausflugs nicht nur wegen der Nähe zu unserer vorherigen Destination. Auch die Fokussierung auf regionale und saisonale Produkte erweckte in mir die Hoffnung, dass hier auch das Bewusstsein für Qualität und Kreativität bei der Zubereitung hoch ist. Außenansicht
Nordisch nüchtern mutet zunächst das Interieur des kleinen, nur aus einem Gastraum bestehenden Restaurants an. Grau gestrichene Wände, dunkles Holz, wenig Dekoration - das ist zwar sauber, aber etwas mehr „Urigkeit“ hat doch eigentlich auch der norddeutsche Charakter zu bieten. ;-) Innenansicht
Das Abendmenü lässt die Wahl zwischen einer omnivoren und vegetarischen Variante, bei denen man sich jeweils zwischen 4 und 6 Gängen entscheiden kann. Auch beim Dessert kann man beim 4-Gang-Menü aus einem süßen Abgang oder einem Käsegang wählen. Sehr erfreulich fand ich zudem, dass im Menüpreis stilles Wasser inklusive ist (welches bei vielen Restaurants ja häufig zu überzogenen Preisen berechnet wird).
So sollten es für mich an diesem Abend 4 Gänge aus dem omnivoren Menü „heimatnah“ sein.
Meine Begleitung entschied sich hingegen für das vegetarische Menü „querfeldein“, ebenfalls in der 4-Gang-Variante.
Zu Beginn servierte man Kartoffelbrot mit Karottenschmand.
Das Brot war noch warm, hatte eine rösche Kruste und dank der Kartoffel eine ganz saftige Krume.
Der Karottenschmand zeichnete sich durch eine tolle Balance aus Säure und Süße aus. Das regte den Appetit schon einmal optimal an. Kartoffelbrot mit Karottenschmand
Das Amouse Bouche bestand aus zum einen aus Kartoffelschaum mit Petersilienöl und Kalbsragout am Boden.
Der Schaum war luftig und doch standhaft zugleich und hatte einen herrlich intensiven Kartoffelgeschmack, welcher durch das saftig geschmorte Ragout herzhaft und das Öl mit Kräuteraroma abgerundet wurde.
In einem kleinen Glas gab es zudem ein weißes Bohnensüppchen. Dieses kleine, angenehm warme Portion bestach durch eine tolle Sämigkeit. Amuse Bouche: Kartoffelschaum mit Petersilienöl und Kalbsragout und ein weißes Bohnensüppchen
Den offiziellen Auftakt machte bei meinem „heimatnah“-Menü „Müritz Aal | Rote Bete | Hechtkaviar | Dill“ und dieser setzte gleich einmal eine geschmackliche Hausmarke. diesem tollen Auftakt noch einen drauf. Der Aal überzeugte mit tollem, rauchigem Aroma und war saftig. Dem kalten Aal, setzten die noch warmen Beete-Stücke mit ihrer Süße und optimalem Biss einen tollen Pol entgegen. Der Kaviar lieferte das Salz und die aromatische Mayonnaise Cremigkeit. Die kleinen frittierten Grünkohlblätter fügten dem ganzen eine crispige Komponente hinzu, die geschmacklich aber trotzdem klar wahrnehmbar war. Ich wüsste nicht, was die Küche hier hätte besser machen können. Müritz Aal | Rote Bete | Hechtkaviar | Dill
Das erste Mal Fleisch kam mit dem zweiten Gang „Entenherzen | Gerste | Schwarzkohl | Pilzdashi“ auf den Tisch.
Die Gerste überzeugte als „Risotto“ mit für mich gut getroffenen Biss und leichter Cremigkeit (so schlotzig wie ein wichtiges Risotto war es natürlich nicht). Aromatisch dominierte natürlich der Pilzdashi das Gericht. Da gingen die Entenherzen, obwohl sehr gut gegart, doch etwas unter. Der Schwarzkohl brachte sich hingegen wieder schlüssig durch seine leichte Säure ein.
Auch dieser 2. Gang war also durchaus gelungen, wenn auch nicht ganz auf der gleichen Ebene wieder der erste Gang. Entenherzen | Gerste | Schwarzkohl | Pilzdashi
Der Hauptgang nannte sich nachfolgend „3xRind |Kerbelwurzel | Mais | Sauce Bordelaise“ und das war wahrlich auch das Highlight des Menüs für mich.
Das Rind präsentierte sich zum einen als Entrecôte, welches makellos rosa und doch mit fast schon knuspriger Haut gebraten war.
Die zweite Komponente vom Rind war eine geschmorte Schulter, die herrlich mürbe und saftig war.
Zu guter letzt wurde noch ein Ragout aus Rindermark und Mais gereicht, bei dem das zarte Mark eine schöne geschmackliche und haptische Komposition mit dem knackigen Mais einging.
Als Beilagen gab es Kerbelwurzel als geschmeidiges Püree und gebacken, mir schöner Konsistenz zwischen Bissfestigkeit und Cremigkeit. Ein Mais-Espuma war ebenfalls aromatisch und Bauleitung recht süß, was aber durch die tiefgründige Sauce Bordelaise mit feiner Weinsäure ausgeglichen wurde.
Bei diesem Gericht gab es für mich nur einen einzigen Kritikpunkt: die Portion war viel zu klein. ;-) 3x Rind |Kerbelwurzel | Mais | Sauce Bordelaise
Auch beim Abschluss habe ich persönlich es gerne herzhaft, sodass ich mich für „3 Käse Hoch“ entschied. Hierbei wurde wie auf einem Abendbrot-Brettchen ein junger Ziegenkäse, ein Schafskäse und ein Blauschimmelkäse „blauer Baron“ gereicht. Dazu gab es noch eine Scheibe des tollen Kartoffelbrots und im Schälchen etwas Feigensenf.
Auch hier hat man für meinen Geschmack nicht an der Qualität gespart und aromatische Vertreter der Käsezunft serviert, die auch geschmacklich abwechslungsreich gewählt waren. 3 Käse Hoch
Auch meine Begleitung konnten die Gänge ihres vegetarischen Menüs ebenfalls durchgängig mit Qualität, Handwerk und Geschmack überzeugen. Hier gab es zum Beispiel:
Kürbis / Wachtel Sol Ei / Navetten / Portulak Vegetarisches Menü: Kürbis | Wachtel Sol Ei | Navetten | Portulak
Kulinarisch verabschiedet wurden wir noch mit etwas „Süßkram“ in Form einer kleinen Schale mit eingelegten Pflaumen, Vanille-Eis und -Sahne, sowie einer Mohn-Holunderblüten-Praliné.
So bekamen wir also doch noch einen gelungenen, süßen Absacker, wobei vor allem bei der Schale die weiche und trotzdem bissige Pflaume schön von der klaren, reinen Vanille umspielt wurde. „Süßkram“: Schale mit eingelegten Pflaumen, Vanille-Eis und -Sahne, sowie einer Mohn-Holunderblüten-Praliné.
Um den Service kümmerte sich bei unserem Besuch eine Dame mittleren Alters, welche sich durch Umsicht, Freundlichkeit und Souveränität auszeichnete. Zudem erklärte sie, wie auch einige servierende Köche, die Gänge auf umfassende und interessante Art und Weise.
Für mich gab es auch da nichts zu verbessern.
Zusammengefasst bescherte uns das Restaurant „Heimatjuwel“ also einen mehr als gelungenen Abend. Die servierten Speisen konnten durchweg überzeugen und sogar begeistern (z.B. der Aal oder das Rind).
Einem Menüpreis von 59€ für die 4 Gänge konnten sie also mehr als gerecht werden
Gerade in Anbetracht dessen, wie klein das Restaurant und Team doch ist, wertet es das gebotene Niveau für mich zusätzlich auf. Deshalb ist es für mich wahrlich ein kleines, verstecktes „Juwel“, dass ich sehr gerne weiterempfehle.
Vorweg eine kleine Anmerkung: Dieser Besuch liegt nun schon etwas zurück und damit kann dieser Beitrag natürlich nicht die aktuelle Situation abbilden. Trotzdem wollte ich es nicht missen, diesen kleinen weißen Fleck in der Gastroguide-Beitragskarte mit etwas schwarzem Drucktext zu füllen.
Hier nun der eigentlich Beitrag, den ich auch gleich nach dem damaligen Besuch verfasst hatte (ist also nicht retrospektiv):
Die Wahl fiel für mich auf das in Hamburg-Stellingen gelegene Restaurant „Heimatjuwel“ als Abschluss eines Hamburg-Ausflugs nicht nur wegen der Nähe zu... mehr lesen
Heimatjuwel · So fein schmeckt lokal
Heimatjuwel · So fein schmeckt lokal€-€€€Restaurant01726323793Stellinger Weg 47, 20255 Hamburg
4.5 stars -
"Heimatlich und regional? - Definitiv! Auch ein kulinarisches Juwel? - Absolut! Wirklich sehr empfehlenswert." NoTeaForMeVorweg eine kleine Anmerkung: Dieser Besuch liegt nun schon etwas zurück und damit kann dieser Beitrag natürlich nicht die aktuelle Situation abbilden. Trotzdem wollte ich es nicht missen, diesen kleinen weißen Fleck in der Gastroguide-Beitragskarte mit etwas schwarzem Drucktext zu füllen.
Hier nun der eigentlich Beitrag, den ich auch gleich nach dem damaligen Besuch verfasst hatte (ist also nicht retrospektiv):
Die Wahl fiel für mich auf das in Hamburg-Stellingen gelegene Restaurant „Heimatjuwel“ als Abschluss eines Hamburg-Ausflugs nicht nur wegen der Nähe zu
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Hier nun der eigentlich Beitrag, den ich auch gleich nach dem damaligen Besuch verfasst hatte (ist also nicht retrospektiv):
Die Wahl fiel für mich auf das in Hamburg-Stellingen gelegene Restaurant „Heimatjuwel“ als Abschluss eines Hamburg-Ausflugs nicht nur wegen der Nähe zu unserer vorherigen Destination. Auch die Fokussierung auf regionale und saisonale Produkte erweckte in mir die Hoffnung, dass hier auch das Bewusstsein für Qualität und Kreativität bei der Zubereitung hoch ist.
Außenansicht
Nordisch nüchtern mutet zunächst das Interieur des kleinen, nur aus einem Gastraum bestehenden Restaurants an. Grau gestrichene Wände, dunkles Holz, wenig Dekoration - das ist zwar sauber, aber etwas mehr „Urigkeit“ hat doch eigentlich auch der norddeutsche Charakter zu bieten. ;-)
Innenansicht
Das Abendmenü lässt die Wahl zwischen einer omnivoren und vegetarischen Variante, bei denen man sich jeweils zwischen 4 und 6 Gängen entscheiden kann. Auch beim Dessert kann man beim 4-Gang-Menü aus einem süßen Abgang oder einem Käsegang wählen. Sehr erfreulich fand ich zudem, dass im Menüpreis stilles Wasser inklusive ist (welches bei vielen Restaurants ja häufig zu überzogenen Preisen berechnet wird).
So sollten es für mich an diesem Abend 4 Gänge aus dem omnivoren Menü „heimatnah“ sein.
Meine Begleitung entschied sich hingegen für das vegetarische Menü „querfeldein“, ebenfalls in der 4-Gang-Variante.
Zu Beginn servierte man Kartoffelbrot mit Karottenschmand.
Das Brot war noch warm, hatte eine rösche Kruste und dank der Kartoffel eine ganz saftige Krume.
Der Karottenschmand zeichnete sich durch eine tolle Balance aus Säure und Süße aus. Das regte den Appetit schon einmal optimal an.
Kartoffelbrot mit Karottenschmand
Das Amouse Bouche bestand aus zum einen aus Kartoffelschaum mit Petersilienöl und Kalbsragout am Boden.
Der Schaum war luftig und doch standhaft zugleich und hatte einen herrlich intensiven Kartoffelgeschmack, welcher durch das saftig geschmorte Ragout herzhaft und das Öl mit Kräuteraroma abgerundet wurde.
In einem kleinen Glas gab es zudem ein weißes Bohnensüppchen. Dieses kleine, angenehm warme Portion bestach durch eine tolle Sämigkeit.
Amuse Bouche: Kartoffelschaum mit Petersilienöl und Kalbsragout und ein weißes Bohnensüppchen
Den offiziellen Auftakt machte bei meinem „heimatnah“-Menü „Müritz Aal | Rote Bete | Hechtkaviar | Dill“ und dieser setzte gleich einmal eine geschmackliche Hausmarke. diesem tollen Auftakt noch einen drauf. Der Aal überzeugte mit tollem, rauchigem Aroma und war saftig. Dem kalten Aal, setzten die noch warmen Beete-Stücke mit ihrer Süße und optimalem Biss einen tollen Pol entgegen. Der Kaviar lieferte das Salz und die aromatische Mayonnaise Cremigkeit. Die kleinen frittierten Grünkohlblätter fügten dem ganzen eine crispige Komponente hinzu, die geschmacklich aber trotzdem klar wahrnehmbar war. Ich wüsste nicht, was die Küche hier hätte besser machen können.
Müritz Aal | Rote Bete | Hechtkaviar | Dill
Das erste Mal Fleisch kam mit dem zweiten Gang „Entenherzen | Gerste | Schwarzkohl | Pilzdashi“ auf den Tisch.
Die Gerste überzeugte als „Risotto“ mit für mich gut getroffenen Biss und leichter Cremigkeit (so schlotzig wie ein wichtiges Risotto war es natürlich nicht). Aromatisch dominierte natürlich der Pilzdashi das Gericht. Da gingen die Entenherzen, obwohl sehr gut gegart, doch etwas unter. Der Schwarzkohl brachte sich hingegen wieder schlüssig durch seine leichte Säure ein.
Auch dieser 2. Gang war also durchaus gelungen, wenn auch nicht ganz auf der gleichen Ebene wieder der erste Gang.
Entenherzen | Gerste | Schwarzkohl | Pilzdashi
Der Hauptgang nannte sich nachfolgend „3xRind |Kerbelwurzel | Mais | Sauce Bordelaise“ und das war wahrlich auch das Highlight des Menüs für mich.
Das Rind präsentierte sich zum einen als Entrecôte, welches makellos rosa und doch mit fast schon knuspriger Haut gebraten war.
Die zweite Komponente vom Rind war eine geschmorte Schulter, die herrlich mürbe und saftig war.
Zu guter letzt wurde noch ein Ragout aus Rindermark und Mais gereicht, bei dem das zarte Mark eine schöne geschmackliche und haptische Komposition mit dem knackigen Mais einging.
Als Beilagen gab es Kerbelwurzel als geschmeidiges Püree und gebacken, mir schöner Konsistenz zwischen Bissfestigkeit und Cremigkeit. Ein Mais-Espuma war ebenfalls aromatisch und Bauleitung recht süß, was aber durch die tiefgründige Sauce Bordelaise mit feiner Weinsäure ausgeglichen wurde.
Bei diesem Gericht gab es für mich nur einen einzigen Kritikpunkt: die Portion war viel zu klein. ;-)
3x Rind |Kerbelwurzel | Mais | Sauce Bordelaise
Auch beim Abschluss habe ich persönlich es gerne herzhaft, sodass ich mich für „3 Käse Hoch“ entschied. Hierbei wurde wie auf einem Abendbrot-Brettchen ein junger Ziegenkäse, ein Schafskäse und ein Blauschimmelkäse „blauer Baron“ gereicht. Dazu gab es noch eine Scheibe des tollen Kartoffelbrots und im Schälchen etwas Feigensenf.
Auch hier hat man für meinen Geschmack nicht an der Qualität gespart und aromatische Vertreter der Käsezunft serviert, die auch geschmacklich abwechslungsreich gewählt waren.
3 Käse Hoch
Auch meine Begleitung konnten die Gänge ihres vegetarischen Menüs ebenfalls durchgängig mit Qualität, Handwerk und Geschmack überzeugen. Hier gab es zum Beispiel:
Kürbis / Wachtel Sol Ei / Navetten / Portulak
Vegetarisches Menü: Kürbis | Wachtel Sol Ei | Navetten | Portulak
Wirsingraviolo / Rote Bete / Buchweizen / Nussbutter
Vegetarisches Menü: Wirsingraviolo | Rote Bete | Buchweizen | Nussbutter
Kulinarisch verabschiedet wurden wir noch mit etwas „Süßkram“ in Form einer kleinen Schale mit eingelegten Pflaumen, Vanille-Eis und -Sahne, sowie einer Mohn-Holunderblüten-Praliné.
So bekamen wir also doch noch einen gelungenen, süßen Absacker, wobei vor allem bei der Schale die weiche und trotzdem bissige Pflaume schön von der klaren, reinen Vanille umspielt wurde.
„Süßkram“: Schale mit eingelegten Pflaumen, Vanille-Eis und -Sahne, sowie einer Mohn-Holunderblüten-Praliné.
Um den Service kümmerte sich bei unserem Besuch eine Dame mittleren Alters, welche sich durch Umsicht, Freundlichkeit und Souveränität auszeichnete. Zudem erklärte sie, wie auch einige servierende Köche, die Gänge auf umfassende und interessante Art und Weise.
Für mich gab es auch da nichts zu verbessern.
Zusammengefasst bescherte uns das Restaurant „Heimatjuwel“ also einen mehr als gelungenen Abend. Die servierten Speisen konnten durchweg überzeugen und sogar begeistern (z.B. der Aal oder das Rind).
Einem Menüpreis von 59€ für die 4 Gänge konnten sie also mehr als gerecht werden
Gerade in Anbetracht dessen, wie klein das Restaurant und Team doch ist, wertet es das gebotene Niveau für mich zusätzlich auf. Deshalb ist es für mich wahrlich ein kleines, verstecktes „Juwel“, dass ich sehr gerne weiterempfehle.