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Mein innerer Widerstand begann bereits beim Betreten des Gebäudes zu bröckeln. Das ehemalige Kraftwerk ist geschickt durch diverse Akzente erhalten, chillige Loungemusik umspielt das Ohr und spätestens beim Anblick des ersten pinken Barocksessels und eines daneben sitzenden goldenen Gorillas dachte ich mir, der Ausflug hierher könnte sich doch gelohnt haben.
Nachdem mich meine Freundin mit unerwarteter Ausdauer durch sämtliche Räumlichkeiten geschleust hatte, landeten wir erschöpft und hungrig vor der offenen Showküche. Das weckte dann schlagartig wieder meine Lebensgeister. Köchen bei der Arbeit zuzuschauen, wie sie geschickt und unaufgeregt mit Pfannen und Messern hantieren, hebt meine Stimmung ungemein, die nach dem Power-Möbeling etwas gelitten hatte.
Direkt neben der Küche geht es über ein Treppchen zur „Die Küche im Kraftwerk“, also zum Restaurant. Große Fensterfront, Tische schön weit auseinander, Zugang zur einladenden Dachterrasse. Ein fröhliches Servicemädel übernimmt das coronakonforme Check-in und führt uns zu einem Fenstertisch, für draußen ist es leider noch zu kalt. Die Speisekarte auf einem Klemmbrett liegt auf dem Tisch und weicht wohltuend von schwedischer Köttbullar Romantik ab.
Teilansicht Gastraum
Nach perfektem Timing kommt die Serviceperle zurück und notiert eine Rhabarber- und eine Marajucaschorle (€ 4.20), ein Tatar vom bayrischen Ochsen, Kräutersalat, Spiegelei, Zwiebelbrot (€ 18,90) und Ravioli mit Waldpilz-Füllung, Junglauch, Nussbutter (€ 14,90) sowie Rinderroulade mit Speck-Senf-Füllung, Gemüse der Saison, Kartoffelpüree (€ 21,90) mit zusätzlichem Beilagensalat zu € 4,90.
Ein letztes Fünkchen Mißtrauen meldete sich in mir beim Warten auf das Essen. Eine schön geschriebene Speisekarte bedeutet ja noch lange nicht, daß die Köche etwas können. Aber dieses Fünkchen erlosch dann endgültig beim Anblick der Vorspeise meiner Freundin. Das Tatar sah hinreißend appetitlich aus und präsentierte sich modern auf dem schicken Teller. Mein Gegenüber lobte dann auch ausgiebig die Frische und die Qualität des Fleisches.
Tatar vom bayrischen Ochsen
Und was habe ich zu meiner Roulade zu sagen? Schmeckt ! Und zum Salat? Schmeckt auch !! Na gut, es geht etwas ausführlicher ;-) Die Roulade war butterzart und die Füllung übertünchte nicht den Fleischgeschmack, dazu herrlich die eine leichte Essignote aufweisende Rotweinsoße, die zusammen mit dem feingroben (ja, fein-grob) Püree ein köstliches Mundgefühl auslöste. Die Überraschung war jedoch das Gemüse, das nicht nur bißfest gegart, sondern auch mit gekonntem Gespür dezent gewürzt war. Einen Dank an die Küche, die diesen spießigen Klassiker der gutbürgerlichen Küche mit einer grandiosen Punktlandung auf den Teller gebracht hat.
gestatten: die Roulade
Daneben ging der frische Salat fast unter, der auf einem zu kleinen Teller aufgetürmt war. Von dem Vielerlei blieb mir nur in Erinnerung, daß damit mein Vitaminhaushalt für die ganze Woche aufgefüllt ist.
frisch und knackig der Salat
Ein Salat ist halt ein Salat und kann es naturgemäß nicht mit einem verführerischen Dessert aufnehmen. Das hatte ich nämlich schon von Anfang an im Visier. Einem Eierlikör-Tiramisu (€ 8.90) bin ich einfach wehrlos ausgeliefert *seufz* Damit ich nicht als Vielfraß dastehe, ermahnte ich meine Freundin „Komm, Du willst es doch auch!“ Denn schon Konfuzius sagt „Geteilte Kalorien sind halbe Kalorien“. Also gönnten wir uns zwei Gläser dieses Aushängeschildes eines jeden Diätverweigerers. Völlige Begeisterung bei den Knusperschokostückchen, die das Tiramisu zierten. Der Anteil an Eierlikör hätte a bisserl größer sein dürfen, er war nämlich großartig gelungen und hatte gar nichts mit Industrieware à la Verpoorten gemeinsam. Ansonsten war die Creme von perfekter Konsistenz, einzig die bröseligen Kekse, die sich mittig im Glas befanden, hätten in meinen Augen gerne mit Kaffee getränkt werden dürfen.
diese Sünde lohnt sich :-)
Fazit: Schön war’s und supergut geschmeckt hat’s. Gerne fahre ich wieder her, Spritpreise hin oder her. Zu gerne möchte ich mal auf der großen Dachterrasse sitzen und etwas anderes Leckeres von der Speisekarte ausprobieren.
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Einen Kritikpunkt zum Schluß hätte ich dann doch: die zeitlichen Abstände, in denen die Toilette kontrolliert wird, dürfen gerne verkürzt werden.
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