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Ja, wir waren wieder am Bodensee. Und die erste abendliche Einkehr somit auch schon platziert.
Die Traube in Wielandsweiler muß man kennen. Zufällig stolpert man nicht darüber. Der Weiler ist weitab vom Schuss und Trubel an den Gestaden des schwäbischen Meeres. Ich sah das haus vor Jahren mal als ich mit dem Fahrrad unterwegs war. Das Hinterland ist wunderschön und mit kleinen Flecken und Weilern und kleinen Seen gesprenkelt. Ein schöner Biergarten weckte damals das Interesse (mit Kumpel unterwegs) und wir sahen uns das genauer an. Seither wollte ich immer mal dort einkehren. Klar, daß die seitherigen, erfolglosen Versuche diesen Wunsch natürlich verstärkten.
Wir schlugen pünktlich zur sonntäglichen Abendöffnungszeit hier auf.
Zum Eingang geht es eine typische beidseitige Treppe ins Hochparterre des Hauses. Wie auch sonst hier nichts als barrierefrei bezeichnet werden kann. Dann betritt man einen Gastraum, der so oder so ähnlich wohl auch schon vor 60 Jahren gestaltet war. Das Haus ist alt. Sehr alt. Dies sieht man auch drinnen wenngleich alles sauber und gepflegt war. Da gab es nichts zu meckern.
Die Fenster schienen in jüngster Zeit mal geupdatet worden zu sein. Bei solchen Gemäuern gerne ein sehr kostspieliges Anliegen, da meist alle Fenster andere Maße haben und mitnichten irgendeinem Standard entsprechen.
Wir wurden freundlich empfangen und die Reservierung abgefragt. Anschließend bekamen wir einen Platz an einem netten Vierertisch der an der Wand mit der, der Raum umlaufenden, gepolsterten, Bank stand. Klar, daß wir uns beide auf die Bank setzten um einen besseren Überblick zu haben. Mit dem Blick zur Wand ist das aber auch immer nicht so prickelnd.
Die Karten, bzw. zwei Blätter mit den Speisen, wurden gleich mit aufgelegt. Da die Getränke dort nicht aufgeführt waren und weil wir sowieso meist nicht besonders virtuos in unseren Vorlieben sind, war es auch kein Problem unsere diesbezüglichen Wünsche gleich zu platzieren.
Ein kleines Mineralwasser (0,25l zu 1,60), ein kleines Spezi (0,25l zu 1,80) und ein Weißbier (0,5l zu 3,60) sollten es sein.
Diese kamen auch zügig und angenehm kalt.
Die Karte selbst, eigentlich angenehm klein, stellte uns tatsächlich vor größere Probleme.
Ein Spargelcremesüppchen lockte neben weiteren Spargelgerichten (mit Schnitzel oder Rumpsteak) von der Tageskarte. Oder dann doch gleich Rehragout mit Spätzle?
Aber auch die „Standardkarte“ konnte Entscheidungsneurotiker in Schwierigkeiten stürzen. Selbst Carnivorenfreunde dürften die gebackenen Champignons im Salatbeet ernsthaft in Betracht ziehen. Waren sie doch eine angenehme Ausnahme zu den allgegenwärtigen Kässpätzle für den gemeinen Fleischverachter.
Grundsätzlich hätte mich das ebenfalls angemacht aber der Zwiebelrostbraten lockte dann doch zu sehr. Dieser wurde mit Salat und Spätzle offeriert und sollte für 22,50€ den Besitzer wechseln.
Meine liebe Frau entschied sich dann irgendwann für den Grillteller mit kleinem Rostbraten, Schweine- und Putenschnitzel mit Pommes und Salat zu 20,50€
Die Küche schien gut organisiert, denn die Beilagensalate kamen nach recht kurzer Zeit an den Tisch. Und was uns da erreichte war aller bestbürgerlichen Ehren wert!
Verschiedene, gesondert angemachte, Rohkostsalate mit jeweils ausgesprochen gutem Dressing ließen des Essers Gaumen jauchzen. Auch der, leider etwas grob gerupfte, Blattsalat oben drauf hatte eine würzige Begleitung erfahren und war einfach klasse.
Zwar dauerten die Hauptspeisen auch nicht lange, jedoch war das fernab von griechischer Speisenabfolge wenn alles auf den Tisch geknallt wird, nur will die Küche durchbrennt. Es war kurz aber angenehm und wir mit den Salaten soweit fertig, bzw. hielten noch etwas zurück um es mit der Hauptspeise zusammen zu essen.
Der Grillteller meiner Frau wurde ausdrücklich gelobt. Schwein und Pute noch angenehm zart und saftig, dabei ansprechend gewürzt.
Selbst der kleine Rostbraten, obwohl recht dünn, war perfekt medium. Geschmelzte Zwiebeln fügten sich nahtlos in das gute Gesamtbild ein. Das Ganze war noch mit einer recht guten Kräuterbutter versehen die sich auch nicht zu verstecken brauchte. Die Pommes erschienen ebenfalls sehr gut getroffen und ebenfalls etwas u.a. mit Paprikapulver gewürzt. Da hatte die Küche schon eine punktgenaue Landung hingelegt. Sehr schön.
Mein Zwiebelrostbraten wurde zwar medium-rare geordert (und auf dem Kassenzettel sogar so aufgeführt), hatte aber schon den medium-Punkt erreicht. Das machte aber garn nichts aus, denn das ist ja eigentlich der Hintergrund eher medium-rare zu bestellen. Das Nachgaren und die nicht zu unterschätzende Unsicherheit diesen Punkt auch genau zu treffen.
Schlicht, der Rostbraten war perfekt! Die Güte des Fleisches tat ihr übriges dazu. Das war schon ein regelrechter Vorzeige-Rostbraten! Sehr zart und saftig und butterweich. Die Bratensoße ein Gedicht und die Zwiebeln herrlich. Traumhafte, in Butter geschwenkte, Spätzle (wie von Mutter und in einer Extraschüssel gereicht) passten exakt dazu.
Da war nachher nix mehr übrig auch wenn das Völlegefühl sehr vordringlich wurde. Fertig essen weil’s einfach so saugut schmeckt war angesagt.
Die Traube ist schon ein Pfund und wir haben nicht umsonst drei Jahre gewartet. Es hatte sich wahrlich gelohnt. Mit dem Alter des Hauses muß man sich anfreunden. Mit dem Service klappt das jedoch problemlos. Er resp. auch Sie, waren freundlich umgänglich, immer dem Gast zugewandt und in keiner Weise aufgesetzt. Das war schon ein guter Teil „wohlfühlen wie zuhause“.