"Hätte es Karl Lautenschlager gemundet?"
Geschrieben am 20.02.2023 2023-02-20
"Aufmerksamer Service und zünftiges Ambiente"
Geschrieben am 29.01.2023 2023-01-29
"Ruhepol zwischen Breuninger und Sansibar"
Geschrieben am 08.12.2022 2022-12-08
"Hier gibt es Pinsa"
Geschrieben am 20.11.2022 2022-11-20
"Bodenständige Küche ohne viel Ansprüche"
Geschrieben am 16.09.2022 2022-09-16
"nordchinesische Küche"
Geschrieben am 07.09.2022 2022-09-07
"Abweichend von facebook geöffnet"
Geschrieben am 13.08.2022 2022-08-13
"Schwäbische Spezialität Dinnete aus dem Holzbackofen"
Geschrieben am 05.08.2022 2022-08-05 | Aktualisiert am 05.08.2022
"Eine schwäbische Rarität"
Geschrieben am 05.08.2022 2022-08-05
"Voraussichtlich geöffnet"
Geschrieben am 04.08.2022 2022-08-04 | Aktualisiert am 04.08.2022
"Etwas gehobenere Küche, aber war den Preis wert"
Geschrieben am 29.07.2022 2022-07-29
"Tolles Sterne-Menü"
Geschrieben am 01.06.2022 2022-06-01
"Gut gemeint ist eben nicht automatisch gut gemacht..."
Geschrieben am 27.04.2022 2022-04-27 | Aktualisiert am 27.04.2022
"Leider ein totaler Reinfall"
Geschrieben am 23.04.2022 2022-04-23
"Ein neues Fass aufmachen"
Geschrieben am 13.04.2022 2022-04-13
"Immer gut für eine lukullische Pause"
Geschrieben am 09.04.2022 2022-04-09
"s´Leba isch koin Schlotzer"
Geschrieben am 08.04.2022 2022-04-08
"Es muss nicht immer ein Cocktail sein"
Geschrieben am 04.04.2022 2022-04-04
"Gemütliche Wirtsstube mit deutscher Küche"
Geschrieben am 08.03.2022 2022-03-08
"Stuttgarts Gaybar im Süden"
Geschrieben am 08.03.2022 2022-03-08
Das imposante Gebäude aus den 1930er Jahren beherbergte irgendwann noch einen Computerladen und ein Geschäft für Künstlerbedarf (wenn ich mich recht erinnere) und wurde nun aufs Allerfeinste herausgeputzt. Der Innenarchitekt hat beste Arbeit geleistet: es dominieren helle Holztöne, Grau-, Blau- und Türkisschattierungen, dazu Gelb- und Goldakzente, das alles verteilt auf mehrere Ebenen, die dennoch weitghehend barrierefrei mit Aufzügen erreicht werden können. Dass in diesen Riesenhallen plus Aussenbereich bis zu 500 Menschen Platz finden sollen, erstaunt dann aber schon.
Am Eingang werden wir sofort freundlich begrüsst und gefragt, wo wir gerne sitzen möchten. Wir entscheiden uns für einen Vierertisch am Fenster, eine halbe Etage tiefer, mit direktem Blick auf die Lautenschlagerstraße. Diese Ebene ist gut besucht, fast alle Tische sind belegt und der Geräuschpegel ist so hoch, dass wir leider auch alle Gespräche von den Nebentischen en detail mitbekommen. Bei den Speisen breche ich eine Lanze für Käsespätzle (10,90 Euro), was sich als fataler Faux Pas erweist. Die Spätzle entpuppen sich als Massenware aus dem Gastro-Großmarkt, die Röstzwiebeln sind zäh und schmecken wie totfrittiertes Heu. Einziger Trost: auf jeder Anrichte stehen ganze Kolonien von hübsch türkisfarbenen Pfeffermühlen – und wir lassen uns gleich eine zur Geschmacksverfeinerung kommen. Der Freund ordert entgegen meiner Empfehlung eine Schweinshaxe in Schwarzbiersauce (19,90 Euro), auch wenn dies eher der bayrischen Küche entstammen mag und der daneben thronende Kartoffelkloß sehr thüringerisch aussieht. Scheint aber zu schmecken. Um uns herum werden auffallend viel Burger und Fritten bestellt. Nunja, dass Portionspackungen von Ketchup und Mayo schon auf dem Tisch stehen, spricht eine eigene Sprache.
Trotz der unterschwelligen kulinarischen Enttäuschungen muss man den prompten, zuverlässigen, zugleich auch noch herzlichen Service loben. Und hier muss ziemlich was weggeschleppt werden, was man an der Bandage unseres zierlichen Servicemädels ablesen kann, die bestimmt nicht nur eine Sehnenscheidenentzündung hat. Sogar die kleine Portion Kässpätzle wird auf einer Vorlegeplatte serviert; der Haxenteller beeindruckt durch ausladende Üppigkeit. Von meinem Platz aus kann ich zufällig in die riesige Küche sehen, die multikulti besetzt und hightech ausstaffiert ist. Hier wird gefühlt im Minutentakt was rausgehauen. Bleibt nur zu hoffen, dass der Service das Essen nicht mühsam über die Treppen ins Obergeschoss balancieren muss. Einen Aufzug gibt es zwar, doch der scheint Menschen mit Handicap und Kinderwagen vorbehalten zu sein. Neugierig benutze ich ihn trotzdem, um zu den Toiletten im Untergeschoss zu gelangen. Sie sind superproper wie aus einer Putzmittelwerbung, dazu feinstens auf das Farbkonzept des ganzen Lokals abgestimmt. Und: die Papierhandtuchspender funktionieren unfallfrei und tadellos (was andernorts selten einmal vorkommt).
Zuhause recherchiere ich etwas über das Lokal und entdecke, dass es zur „Enchilada Gruppe“ gehört (naja, klingt eher nach Tacos als nach Spätzle) und eine „ausgewogenen Balance zwischen Bierstube und Restaurant“ bieten möchte. Natürlich steckt auch die hiesige Dinkelacker Brauerei mit drin. Ein ansprechendes Angebot an Weinen (hauptsächlich vom örtlichen Weingut Zaiss) und Cocktails gibt es trotzdem (letztere zur Happy Hour, die allerdings erst um 22 Uhr beginnt, vergünstigt). Lobenswert zu erwähnen ist noch die durchgehend warme Küche ab 11 Uhr am Vormittag, dazu noch an sieben Tagen in der Woche. Dieser Ausblick tröstet etwas über die heutige Enttäuschung hinweg. Aber vermutlich wäre hier auch Karl Lautenschlager (ehemaliger Stadtschultheiss und Ehrenbürger Stuttgarts) nicht ganz glücklich geworden.