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Ich zähle zwar nicht zu seinen größten Verehrern, brauchte aber dennoch an jenem Donnerstag Ende Februar ein wenig Futter zum Lunch, um die nachmittägliche Schulveranstaltung (Arbeitsgemeinschaft „Klettern“) in der nicht weit entfernten Kletterhalle „The Rock“ gut über die Wände zu bringen. Da lag ein Besuch in dem etwas skurril anmutenden Spencer-Hill-Schuppen praktisch auf dem Weg.
Im früheren "Hoepfner Treff" haben heute Bud & Terence das Sagen
Hier geht's rein
Rudine und Sayer Farik, die im August 2023 den früheren „Hoepfner-Treff“ in der Griesbachstraße 2 im Karlsruher Stadtteil Grünwinkel übernommen haben, sind anscheinend große Fans der beiden wort- und schlaggewaltigen Western-Komödianten, das lässt bereits der Name des Lokals vermuten. Im urig-rustikal eingerichteten Gastraum wird mit großformatigen Bildern, Blechschildern und Filmplakaten an die beiden Namensgeber erinnert.
Viel Bud, viel Terence!
Zum gemütlichen Saloon-Ambiente passen auch die derben Holzmöbel, denen man ihr Alter tatsächlich auch ansieht. Aber auch das gehört wohl zum Konzept dieser auf deutsche und mediterrane Gerichte ausgelegten Gastro-Kneipe, in deren Räumlichkeiten seit Ende des Zweiten Weltkriegs der wohl am „beschden“ gebraute Gerstensaft der Fächerstadt, das selbst bei Pfälzern sehr hoch im Kurs stehende Hoepfner Bier, unters badische Volk gebracht wird.
Ich selbst war im „Hoepfner Treff“ bereits in den 80er Jahren ein paar Mal zur Mittagszeit zu Gast. Mein Vater leitete damals gleich nebenan das technische Außenbüro der Klöckner-Moeller GmbH in Karlsruhe, einem zu jener Zeit nicht nur deutschlandweit sehr bekannten Unternehmen im Bereich Schaltanlagen und Automatisierungstechnik. Hier durfte ich als 14-Jähriger im Lager und in der Werkstatt meine ersten Erfahrungen mit der anstrengenden Arbeitswelt sammeln. Und mich ab und zu in der Mittagspause mit den Kollegen im benachbarten Biergarten an einem Kaltgetränk erfreuen.
Zeitreise beendet. Ca. 35 Jahre später sitze ich beim gut besuchten Nachfolger und versuche das triste Februar-Grau mit einem zünftigen Mittagstisch wenigstens temporär zu verscheuchen. Die direkt neben dem Eingang angebrachte Tafel kündete von einem sagenhaft günstigen Mittagsbuffet für gerade mal 8,90 Euro.
Das preisgünstige Mittagsangebot
Dennoch warf ich einen Blick in die aufklappbare Speisenkarte, die auf meinem etwas höher gelegenen Tisch auf mich wartete.
Von meiner hölzernen Empore aus hatte ich einen guten Blick auf das rege Treiben der den Gastraum nahezu komplett ausfüllenden Mittagstischler. Auch das auf dem Ausschanktresen in diversen Wärmebehältnissen versteckte Lunchangebot fiel mir gleich ins Auge. Irgendwie gefiel es mir trotz der Lautstärke in diesem liebevoll anachronistisch eingerichteten „Western von gestern“ ganz gut.
Zur Mittagszeit ein voller Laden...
Bud hätte die geschäftige Atmosphäre des Ladens wahrscheinlich mit den Worten „Es ist mir hier zu laut, ich kann nicht richtig kauen!“ (Zitat aus „Zwei wie Pech und Schwefel“) quittiert. Mich störte das nicht weiter und das Mineralwasser für den Durst (0,5l für 3,20 Euro) wurde von der sehr freundlichen Servicechefin Rudine Farik zügig serviert. Außerdem leerte sich das Lokal recht schnell, da die meisten wieder zurück an ihren Arbeitsplatz mussten.
...der sich jedoch zügig leerte
Die Standardkarte las sich wie ein auf Sättigung abzielender Italo-Western. Mit Pizza, Pasta, Flammkuchen und ein paar Fleischgerichten wurde an den gesunden Volkshunger appelliert. Auch eine kleine Mittagskarte mit deftigen Evergreens – Wurstsalat, Käsespätzle, Lasagne und Burger gehen halt immer – kündete vom herzhaften Leibspeisenrepertoire des Hauses, dessen Spezialität die legendäre Bohnenpfanne à la Bud Spencer war.
Das Signature Dish...;-)
Vor der mit 46-prozentigem „Bud-Spencer-Legend-Whisky“ von den St. Kilian Distillers aus dem unterfränkischen Örtchen Rüdenau flambierten „Westerpfanne“ hatte ich dann doch zu viel Respekt. Obwohl mir die dadurch eventuell verliehenen „Aufwinde“ beim Hallenklettern durchaus hätten behilflich sein können…
Ich zog schließlich die Option „Mittagsbüfett“, um mich mehr oder weniger selbstverantwortlich durchzufuttern. Denn da war laut Schiefertafel einiges dabei, was mir zusagte. Mit einer kleinen Tasse Brokkolisuppe ging es los.
Gut gewürzte Brokkolisuppe zum Auftakt
Diese war grundsätzlich nicht komplett daneben püriert (und auch sicherlich nicht aus der Tüte!), kam aber leider etwas überwürzt aus dem Suppenwärmer. Pfeffermühle und Salzstreuer wurden somit locker auf Distanz gehalten. Eines Nachschlags bedurfte es dennoch nicht.
Die mit schmackiger Käsefüllung ausgestatteten Tortellini „Quatro Formaggi“ erinnerten doch arg an gute Tütenware von Hilcona.
4-Käse-Tortellini mit Tomaten-Sahne-Sauce
Ich genoss einen Teller mit einer leichten Tomaten-Sahne-Sauce, der ich mit ein paar Tropfen aus der Tabasco-Magnumflasche (von der Theke) ein wenig auf die Sprünge half. Klar, ging das als erwartbare Kantinenkost der besseren Art durch. Der Pasta aus dem Warmhaltebehälter fehlte es aufgrund des Nachgarens natürlich an Biss. Aber wenigstens befeuerte die eigenmächtig verschärfte Tomatentunke wohltuend den Gaumen.
Bereits ein wenig „angesättigt“ wagte ich mich an meinen „secondo piatto“, der mir zwei kleine Scheiben in der Pfanne gebratenen Schwarzwälder Fleischkäse einbrachte.
Knusprig gebräunter Pfannenfleischkäse (leider ohne Spiegelei)
Auf die Schmorzwiebeln verzichtete ich dankend, gönnte mir dazu jedoch zwei Salzkartoffeln als Sättigungsbeilage. Den Teller wechselte ich nicht. Die restliche Tomatensauce half dabei, die etwas zu kurz geköchelten Erdäpfel süffig zu unterfüttern.
Dem salzwürzigen „Leberkaas“ fehlte eindeutig ein mildes (Spiegel)-Eigelb on Top, um die kulinarische Reminiszens an diverse Mittagessen in der Landauer Uni-Mensa perfekt zu machen. Würde der dazu getrunkene, halbe Liter Mineralwasser den bald einsetzenden Nachdurst wenigstens etwas hinauszögern? Ich ließ es auf einen Versuch ankommen.
Wenn ich meinen Besuch ganz profan als Einkehr zur Sättigung betrachte, wurde das Primärziel mit diesem sehr günstigen Mittagsbüfett klar erreicht. Richtiger Genuss konnte und wollte sich da jedoch nicht so recht einstellen. Dennoch hat es mir hier gut gefallen und ich würde alleine wegen dem kultigen Ambiente und der Erinnerung an alte Zeiten bzw. Filme wieder in der sympathischen „Bud-Beiz“ (sorry Terence, da warst auch damals „nur“ das Krokodil und nicht das Nilpferd…) aufschlagen.
Dann aber lieber am Abend mit meinen beiden Mädels im Schlepptau. Denn meine Frau würde nach eigenem Bekunden die Shakshuka-Pfanne à la Terence Hill – den levantinischen Klassiker findet man schließlich nicht so oft auf Speisenkarten – gerne mal ausprobieren. Unsere Kleine wäre mit der hier offerierten Pasta-Auswahl sicherlich hochzufrieden und hätte auch ordentlich was zu gucken. Außerdem kann einem ein gut gekühltes Hoepfner vom Fass den Weg über den Rhein vergolden. In diesem Sinne, bis bald mal wieder, Bud & Terence!