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Dabei kamen wir zufällig an der schon von außen sehr einladend wirkenden Cevicheria namens Mima Peru vorbei. Kollege Daueresser hatte sich da noch nie alleine reingetraut und auch ich hatte schon lange keine gute maritime Rohkost der südamerikanischen Art mehr auf dem Teller gehabt. Da auf der Terrasse vor dem Lokal noch ein paar Tische frei waren, entschlossen wir uns kurzerhand zu einer Spontaneinkehr unter freiem Himmel.
Draußen "uff de Gass"
Ein junger Servicemitarbeiter begrüßte uns sehr freundlich, erläuterte kurz das kulinarische Konzept und stand uns auch später bei Rückfragen gerne Rede und Antwort. Er hatte sichtlich Freude an seinem Tun und beriet uns fachkundig bei der Auswahl der bald folgenden Ceviche-Teller.
Aber zuerst hatten wir Bier-Durst! Obwohl man es ja mit dem Konsum von Gerstensaft nach getaner Weinarbeit nicht unbedingt übertreiben sollte („Bier auf Wein – schmeckt auch fein!“), orderten wir zwei malzig-milde Lager-Biere aus dem fernen Peru.
Das flüssige Gold Perus
„Cusqueña Golden Lager“ hieß die süffige Importware, die mit strammen, aber nachvollziehbaren 5 Euro pro 0,33l-Flasche zu Buche schlug. Es sollten im Laufe des Abends noch zwei weitere folgen. Man kennt das ja: wenn’s läuft, dann säuft’s eben!
Und so saßen wir bei wohlgehopfter Bierlaune an einem warmen Sonntagabend auf dem Gehsteig direkt an der Ecke Werftstraße/Dalbergstraße und fühlten uns bereit für eine spontane Gaumenreise in Richtung Südamerika.
Klasse Laden!
Dass wir dabei im ersten peruanischen Restaurant Baden-Württembergs saßen, war uns damals gar nicht bewusst.
Rückblende: es ist Mitte Dezember 2019, das neuartige, ein paar Monate später zum ersten Lockdown führende „China-Virus“ (Trump-Zitat) war noch nicht in Deutschland angekommen, da eröffnete die Halbperuanerin und studierte Gastronomie-Managerin Alexandra Zahn – ihre Mutter stammt aus dem Andenstaat – im Herzen des Mannheimer Szene- und Multi-Kulti-Viertels Jungbusch das Mima Peru.
Um ihren Traum vom eigenen Restaurant zu verwirklichen, suchte sie lange nach einem geeigneten Küchenchef. Mit dem peruanischen Herdmeister Abrahan Gabriel Cabanillas fand sie schließlich den perfekten „Partner in Lime“, der nicht nur genau weiß, wie man die perfekte Tigermilch für die Ceviche herstellt, sondern auch andere Klassiker aus seinem Heimatland gekonnt auf die Teller bringt.
Nach unserer eher dürftigen Tapas-Erfahrung im „Sonrisas“ aus der Böckstraße, kam uns der rohmarinierte Fischfang des Tages – es handelte sich dabei um Viktoriabarsch – namens Ceviche Carretillero (21 Euro) gerade Recht. Allein schon wegen seiner knusprig frittierten Meeresfrüchte war das ein optimaler Übergang von der recht mächtigen, iberischen Vorspeisenplatte zur leichten Sommerküche Südamerikas.
Ceviche Carretillero mit frittierten Meeresfrüchten
Auch hier folgten wir dem bereits zuvor beherzigten „Sharing-is-caring-Motto“ und genossen gemeinsam dieses wunderbar aromatisch ausfallende Ceviche (natürlich auf getrennten Tellern…), dessen anregende Habanero-Schärfe unsere Geschmacksnerven richtig schön aus der Reserve lockte.
Roher Fisch meets schöne Schärfe!
Hauchdünn geschnittene, rote Zwiebel, großkörniger, gerösteter Cancha-Mais und gekochte Süßkartoffel verliehen dem hübsch arrangierten Gericht neben Farbe, Frische und Textur auch einen süßlich-milden Gegenpart zum präsenten Gaumenfeuer, das die hausgemachte Rocoto-Sauce entfachte.
Was für ein farbenfroher Auftakt!
Das weckte unsere Lust auf Nachschub. Also riskierten wir nochmal einen Blick in das übersichtlich angelegte Speisenprogramm und orderten eine zweite Portion vom kaltgegarten Tagesfisch. Diesmal trug das Ceviche den Beinamen „Aji Amarillo“ (20 Euro) und hatte neben einem Häuflein gedämpften Choclo-Maises auch wieder orangefarbene Süßkartoffel und rote Zwiebel als Komparsen am Start.
Ceviche "Aji Amarillo"
Die gelb leuchtende Aji Amarillo ist übrigens eine in Peru weit verbreitete Chili-Sorte im mittleren Schärfegrad. Hier war sie auch Bestandteil der Tigermilch, in der unsere Rohfischwürfel zum Kaltgaren mariniert wurden und aus der eine ebenso gelbe Sauce hervorging.
"...I see your truuueee colors shining through..."
Schon die Farben dieses Tellers wussten zu gefallen. Kollege Daueresser nannte das „Geschmacksexplosion am Gaumen“ und strahlte mit mir zufrieden um die Wette.
Attention! Explosive!
In der Tat war auch dieses Ceviche ein Gericht, das unsere Papillen herausforderte. Doch es war genau dieses angenehme Schärfe-Säurespiel, was uns daran so begeisterte. Außerdem federten die passend gewählten Kaltfischkomplizen (Mais und Kartoffel) die aromatische Wucht der Aji-Amarillo-Sauce so genial ab, dass eine beeindruckende Liaison aus rohen Fischstückchen, fruchtig-scharfer Sauce und süßlich-mildem Beiwerk unseren in hellem Blau erstrahlenden Teller zierte. Bei all den Farbkontrasten freute sich auch das stets mitessende Auge.
Was waren wir froh, dass wir uns zu dieser Spontanaktion entschlossen hatten. Besonders der Monnemer zeigte sich nach den multiplen Gaumenorgasmen während seines Rohfischverzehrs wie „aus-ceviched“. Da war dann auch die Wahl eines landestypischen Absackers im Anschluss an unsere formidable Speisung keine nüchtern zu betrachtende Frage.
Wie lecker so ein aus Traubenschnaps, Limettensaft, Zuckersirup und Eiklar gemixter Pisco Sour (12 Euro) doch schmeckt, wenn er von fachkundigem Barpersonal geschüttelt wird. Nicht nur für meinen Kollegen war es Liebe auf den ersten Schluck, was seinen stolzen Preis mehr als rechtfertigte.
Der Pisco Sour - ein vorzüglicher Schaumschläger aus Lima!
Auch mir sagte der nach der peruanischen Stadt Pisco benannte, frisch-säuerliche Drink mit Eiweißhaube sehr zu. Und wenn ich nicht bereits leicht einen sitzen gehabt hätte, wäre ein zweiter sicher auch noch möglich gewesen. Aber ich musste ja schließlich noch zum Bahnhof und den richtigen Zug in Richtung Pfalz erwischen…
Und so rehabilitierte uns der zweite Teil des Abends im Mannheimer Ausgehviertel Jungbusch in kulinarischer Hinsicht. Das Mima Peru ist eine stylish-hippe Location, die jede Menge lateinamerikanisches Lebensgefühl versprüht.
Stylishes Ambiente im Inneren
Die hier erlebte Gastfreundlichkeit und das hervorragende Ceviche machten richtig gute Laune. Wenn ich (noch) in Mannheim wohnen würde, wäre dieses außergewöhnlich sympathische Lokal definitiv meine regelmäßige Besuchsstätte.
Und so bleibt mir zum Schluss nur ein leicht abgewandeltes UKW-Zitat aus dem NDW-Hit „Sommersprossen“ von 1981: „Haben wir hier (gemeint ist ausnahmsweise mal die Südpfalz) schlechtes Klima, fahren wir sofort ins Mima!“ Oder mit anderen Worten: War Prima!