Besucht am 22.03.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 32 EUR
Seit Monaten liegen mir Freunde mit dem Sindelfinger Gustaggio in den Ohren. Doch das am Busbahnhof, gegenüber des Sterncenters liegende Lokal schien mir – zumindest nach äusserem Augenschein zu schliessen - doch zu sehr der Systemgastronomie zuzuordnen zu sein. Gegen Mittag war der Laden meist proppevoll, wie man durch die Scheiben sehen konnte. Und der gut bestuhlte Aussenbereich verlor an Attraktivität durch den Umstand, dass hier doch zu viel Durchgangsverkehr entlangführt.
Doch am heutigen Tag lasse ich mich erweichen. Wir sind relativ früh dran und entern das Lokal noch vor dem Zwölfuhrläuten. Der lang gezogene Gastraum ist nicht unbedingt ideenreich möbliert. Ziemlich eng stehen hier Tisch an Tisch beieinander, ohne Abtrennungen oder Auflockerungen. Es wirkt, als wolle man das Optimum aus den zur Verfügung stehenden Quadratmetern herausholen. Dass das purer Pragmatismus ist, erfährt man eine halbe Stunde später, als sich das Lokal immer mehr füllt. Da wir zu zweit sind, wird uns auch nur ein Zweiertisch offeriert. Wir nehmen einen ganz hinten, in der Hoffnung, hier der lauten Musikbeschallung zu entgehen.
Die sehr umfangreiche Karte weist hauptsächlich Pizza, Pasta, Salate auf – in zahlreichen vielversprechenden Variationen. Und ja, das von Lina22 erwähnte Mittagsmenü wird immer noch bedient. Inzwischen für 10,90 Euro (statt um die 8,00 Euro vor 4 Jahren) – doch was kann man an drei Gängen plus Espresso für diesen Dumpingpreis erwarten? Zur Auswahl stehen heute als Hauptgang: ein Fleischgericht (Hähnchenschenkel in Biermarinade mit Ofenkartoffeln), ein Nudelgericht, das als Fischgericht firmiert (Spaghetti al Salmone), eine Pizza mit Mozzarella, Bacon und Artischocken, sowie ein Salat (mit Kirschtomaten, Gurken, Schafskäse, Grillgemüse, marinierten Champignons, an Balsamico-Honig-Senf Dressing, dazu ofenfrische Brotsticks). Wir wählen 1x das Nudel-Fisch-Gericht und 1x den Salat.
Das durchweg bestens gelaunte italienische Personal scheint einem grossen Freundes- oder Familienkreis anzugehören. Wir sitzen direkt vorm Frontcooking-Bereich und staunen nicht schlecht über das Tempo, das hier vorgelegt wird. Hier wird gewirbelt und gewerkelt, was das Zeug hält. Alles geschieht im Laufschritt und mit enorm viel Energie. Da kann schon mal eine Pizza auf dem Weg zum Gast vom Teller fallen, wie ich mit Schrecken aus den Augenwinkeln wahrnehme. Das Missgeschick wird hier nur mit Lachen quittiert, schnell aufgefeudelt – und neu gebacken. Chapeau!
Auch bei uns kommt sehr viel Lebensfreude an. Wir werden umgehend betreut und in Nullkommanichts steht die Tagessuppe auf dem Tisch. Eigentlich bin ich ein Suppenkasper, aber das sämige Resultat aus pürierten Erbsen und Blumenkohl schmeckt prima (obwohl es sehr unspektakulär ausschaut). Die Hauptgänge lassen nicht lange auf sich warten. Der Berg an Spaghetti beeindruckt, auch wenn der Lachsanteil rudimentär ist und die vollmundig propagierte Zitronen-Mascarpone-Sauce nicht unbedingt als solche wahrnehmbar ist. Die frischen Blatt- und Rucolasalate werden von kurz gebratenen Zucchinischeiben, Paprikavierteln und Austernpilzen begleitet, dazu zwei längliche Pizzabrötchen. Allein das dominante Dressing irritiert etwas. Die winzigen Schälchen mit Fruchtjoghurt als Alibi-Dessert kann man eigentlich vergessen. Dafür erfreut der Espresso, zu dem man auf Wunsch auch etwas Milch ordern kann. Alles in allem ein schnelles, wohlschmeckendes, üppiges und sehr preisgünstiges Menü, das rasch serviert wird und nicht nur zeitlich absolut mittagspausentauglich ist. Wie die günstigen Preise gehalten werden können? Vielleicht durch die Getränke? Das Glas Haus-Roséwein schlägt mit 6 Euro zu Buche, das Weissweinschorle mit 4,50 Euro.
Am Ende habe ich meine Vorurteile revidiert, auch wenn ich mit der drängenden Enge und dem hohen Geräuschpegel nicht so ganz d´accord bin. Dafür versöhnt die verkehrsgünstige Lage, das mainstreamtaugliche Angebot und der fröhliche Service. Haute Cuisine findet man andernorts.
Seit Monaten liegen mir Freunde mit dem Sindelfinger Gustaggio in den Ohren. Doch das am Busbahnhof, gegenüber des Sterncenters liegende Lokal schien mir – zumindest nach äusserem Augenschein zu schliessen - doch zu sehr der Systemgastronomie zuzuordnen zu sein. Gegen Mittag war der Laden meist proppevoll, wie man durch die Scheiben sehen konnte. Und der gut bestuhlte Aussenbereich verlor an Attraktivität durch den Umstand, dass hier doch zu viel Durchgangsverkehr entlangführt.
Doch am heutigen Tag lasse ich mich erweichen.... mehr lesen
4.5 stars -
"Pizza, Pasta, basta" MinitarSeit Monaten liegen mir Freunde mit dem Sindelfinger Gustaggio in den Ohren. Doch das am Busbahnhof, gegenüber des Sterncenters liegende Lokal schien mir – zumindest nach äusserem Augenschein zu schliessen - doch zu sehr der Systemgastronomie zuzuordnen zu sein. Gegen Mittag war der Laden meist proppevoll, wie man durch die Scheiben sehen konnte. Und der gut bestuhlte Aussenbereich verlor an Attraktivität durch den Umstand, dass hier doch zu viel Durchgangsverkehr entlangführt.
Doch am heutigen Tag lasse ich mich erweichen.
Besucht am 13.03.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 47 EUR
Seit Jahr und Tag pilgern italophile Gourmets aus dem ganzen Grossraum Stuttgart zu „Gentile Gusto“ ins provinzielle Schönaich. Hier ist der Name Programm. Vor gut 25 Jahren hat der aus Sizilien stammende Giuseppe Gentile (jaja, er heisst wirklich so!) einen Feinkostladen mit allerlei Köstlichkeiten eröffnet, die der Deutsche fast nur aus dem Urlaub kannte: Salsiccia, Limoncello, Tartuffo… Auch wir haben meist einmal im Quartal hier eingekauft und jedes Mal aufs Neue über das Angebot gestaunt. Doch längst war klar, dass eine räumliche und inhaltliche Expansion im Raum steht.
Nun hat sowohl der riesige Gentile-Gusto-Supermarkt als auch ein angeschlossenes Ristorante neu eröffnet – wobei die Vokabel „angeschlossen“ vollkommen unpassend erscheint, so prächtig, fast ein bisschen protzig kommt das Lokal daher. Dabei bleibt Gentile dem nicht sehr hübschen Schönaicher Industriegebiet treu, ist jedoch ins äusserste Eck in Richtung Steinenbronn gezogen. Der grosse Zweckbau wirkt von aussen zwar nicht sehr einladend, ist von innen jedoch mit allen Raffinessen ausgestattet. Wunderbarerweise hat das Lokal auch montags geöffnet, so dass wir nach einem ersten Bummel über den wahrlich riieeesigen Supermarkt gleich mal zum Mittagessen hier bleiben. Die reguläre Speisekarte gilt leider nur abends, beeindruckt jedoch durch aussergewöhnliche Kreationen: wie den Haussalat Gentile mit Fenchel, Schwarzkohl, Blutorangen, Mandeln und Pecorino oder Ravioli mit Entenkeule, Büffelricotta, Honigorangen und Thymian. Falls man hier ein ganzes Menü zelebrieren möchte, sollte man durchaus den grossen Geldbeutel mitnehmen und vielleicht auch den angebotenen Shuttle Service nach Hause buchen.
Mittags liegt die kleine Wochenkarte aus. Ein halbes Dutzend Gerichte wird angeboten (u.a. Caprese, Risotto mit Kürbis und Gorgonzola, Saltimbocca, Kalbskutteln). Kann man einzeln ordern oder zu einem Menü zusammenstellen. Wir wählen Spaghetti Carbonara (15,00 Euro) und die Pizza Special (14,00 Euro). Was erst mal reichlich profan klingt, entpuppt sich jedoch als gaumenschmeichlerische Spezialität. Die Spaghetti werden mit Pecorino, Eiern und Backenspeck zubereitet und heben sich glücklicherweise von den sonst in deutschen Lokalen verhunzten Varianten mit Sahne deutlich ab. Gross ist die Portion nicht, ist halt ein klassisches Primo Piatto. Dass ein Gast am Nachbartisch lautstark die dürftige Menge beklagt, treibt uns Fremdscham-Tränen in die Augen. Allerdings ist die Pasta ziemlich arg al dente – zwei Minuten mehr hätten ihr gut getan. Dafür ist die Pizza wirklich mächtig und schmackhaft: mit fluffigem Boden, frischem Rucola, reichlich Mozzarella Fior di Latte, süsslichen Kirschtomaten, Olivencreme und Grana Padano. Eine herzhafte, allerdings etwas zu salzig geratene Mischung. Neben der 0,75- Liter-Flasche San Pellegrino (6,00 Euro) hätten wir fast noch eine zweite gebraucht. Als Überraschung entpuppt sich der weisse Lacryma Christi del Vesuvio (6,50 Euro für 0,2 Liter) aus Kampanien. Die „Tränen Christi“ werden von mineralischen, sehr trockenen Untertönen geprägt – fast glaubt man das Vulkangestein des Vesuvs herauszuschmecken. Muss man wirklich sehr kalt trinken. Und halt: zu jedem Tagesgericht wird ein frischer, knackiger Salat serviert – die Blattsalate überzeugen durch Bitternoten und einer sparsam eingesetzten Vinaigrette aus feinem Olivenöl und Balscamicoessig. Brot und Olivenöl stehen selbstverständlich auf jedem Tisch.
Der Service ist absolut erstklassig: zurückhaltend, souverän, formvollendet, zuverlässig. Auf Wunsch wird mit Muttersprachlern natürlich auch italienisch parliert. Die Inneneinrichtung setzt Braun- und Goldtöne in verschiedene Materialien um, in Stein, Textilien, Leder, Lamellen, Tapeten, Lampen. Für unseren Geschmack ein bisschen zu prahlerisch und pompös. Sehr angenehm wirken aber die farblich schön aufeinander abgestimmten Tischläufer, Brotsäckchen und Besteckhüllen aus (Kunst)Leder. Verwirrend ist der Flur zu den Toiletten mit geschätzt 6 verschiedenen Türen. Hier kann es schon mal vorkommen, dass man an der Personalumkleide rüttelt oder eine ältere Dame am trickreichen Handgriff auf den Damentoiletten scheitert.
Obwohl wir bereits vor 12 Uhr eintreffen, ist das Lokal schon gut besetzt. Generös weist man uns aber noch einen grosszügigen Vierertisch mit umlaufenden Eckbänken zu. Eine halbe Stunde später sind fast alle Tische besetzt. Eine Reservierung scheint daher empfehlenswert.
Seit Jahr und Tag pilgern italophile Gourmets aus dem ganzen Grossraum Stuttgart zu „Gentile Gusto“ ins provinzielle Schönaich. Hier ist der Name Programm. Vor gut 25 Jahren hat der aus Sizilien stammende Giuseppe Gentile (jaja, er heisst wirklich so!) einen Feinkostladen mit allerlei Köstlichkeiten eröffnet, die der Deutsche fast nur aus dem Urlaub kannte: Salsiccia, Limoncello, Tartuffo… Auch wir haben meist einmal im Quartal hier eingekauft und jedes Mal aufs Neue über das Angebot gestaunt. Doch längst war klar, dass... mehr lesen
Giuseppe Gentile Ristorante
Giuseppe Gentile Ristorante€-€€€Restaurant07031 466 67 81Gutenbergstraße 9, 71101 Schönaich
5.0 stars -
"Hier ist der Name Programm" MinitarSeit Jahr und Tag pilgern italophile Gourmets aus dem ganzen Grossraum Stuttgart zu „Gentile Gusto“ ins provinzielle Schönaich. Hier ist der Name Programm. Vor gut 25 Jahren hat der aus Sizilien stammende Giuseppe Gentile (jaja, er heisst wirklich so!) einen Feinkostladen mit allerlei Köstlichkeiten eröffnet, die der Deutsche fast nur aus dem Urlaub kannte: Salsiccia, Limoncello, Tartuffo… Auch wir haben meist einmal im Quartal hier eingekauft und jedes Mal aufs Neue über das Angebot gestaunt. Doch längst war klar, dass
Besucht am 08.03.20231 Personen
Rechnungsbetrag: 11 EUR
Ja, ich gebe es zu: ich habe den Marbacher Döner betreten. Und das nach allerbesten urschwäbischen Gastro-Erfahrungen mit drallen Maultaschen und schön schlonzigem Kartoffelsalat. Wie konnte das Fremdgehen passieren? Und wie konnte es mir trotzdem dermassen schmecken? Vielleicht liegt es am interkulturellen Cross-over, am mutigen Über-den-eigenen-Schatten springen?
Apropos springen: die Location in der Marbacher Strohgasse ist bequem ebenerdig und barrierefrei in der eben frisch sanierten Fussgängerzone gelegen und zahlreiche Parkplätze sind hinter der Stadtmauer quasi vor der Türe zu finden. Unsere Unterkunft im Hotel Bären (übrigens ein Übernachtungserlebnis für sich) und der Marktplatz mit vielen kleinen Lädchen ebenso. Das Lokal hat jeden Tag vom späten Vormittag an geöffnet, verfügt über ein halbes Dutzend Tische und genügend Sitzplätze – im Sommer auch draussen vor der Türe. Alles ist zweckmässig eingerichtet, macht aber einen properen Eindruck. Allein schon die lange Theke mit frischem, knackigem Grünzeug ist beeindruckend und eigentlich eine gute Referenz.
Das Lokal zu betreten, ist die eine Sache – einen Döner zu bestellen und zu vertilgen, liegt leider vollkommen ausserhalb meiner Vorstellungkraft. Aber ein später Hunger treibt mich zu einer Entscheidung. Die umfangreiche Karte weist neben dem allfälligen Döner auch Falafel und Halloumi-Gerichte (für Vegis), belegte Seelen (in mutigen Ausprägungen wie „Seele Döner“) und variantenreiche Pide, diverse Salate und bestimmt um die zwanzig verschiedene Pizzen auf, letztere in zweierlei Grössen. Vor mir tätigt gerade eine Polizistin vom Marbacher Präsidium schräg gegenüber eine Grossbestellung, vermutlich für die kommende Nachtschicht. Die Pizzen machen einen derart schmackhaften und soliden Eindruck, dass sich ein Versuch anbietet. Sie schmecken tatsächlich vorzüglich, sind üppigst belegt, mit krossem Rand und saftigem Mittelstück. Vermutlich würden sich alle neapolitanischen Pizzabäcker winden, aber mir sind diese kreativen Interpretationen spontan sympathisch: mit Auberginen, Paprika, scharfen Peperoni, verkleppertem Ei, reichlich Zwiebeln, enormen Mozzarellamengen, Fleischtomaten und was-weiss-ich-was-nicht-alles.
Getränke holt man sich selbst aus dem grossen Kühlschrank – hauptsächlich Limo, Ayran, Wasser. Alkoholisches ist (leider) nicht im Angebot. Hinter der Theke stehen eilfertige Youngster, die flink und geübt ans Werk gehen und merklich zusammenzucken, wenn der Chef den Raum betritt. Die Preisfindung scheint nach kreativen Regeln vonstatten zu gehen, die jedoch nach Bedarf noch diskutiert werden können. Ein Kassenzettel ist aber auf Zuruf möglich, auch wenn dort eventuell andere Produkte aufgelistet sind als man eben in der Hand hält. Egal. Für eine üppig belegte, kaum zu wuppende „kleine“ Pizza ist 7 Euro wirklich nicht zu viel. Die „grosse“ Version kann man sich gar nicht vorstellen. Dass es sogenannte „Schülerangebote“ gibt, mag man beklagen – aber dass einem die eigene Mutter ein Vesperbrot einpackt, gehört wohl der erinnerungsseligen Vergangenheit an. Eine Toilette habe ich im Lokal übrigens nicht entdeckt, aber auch nicht gesucht. Unsere Unterkunft liegt wie gesagt gleich ums Eck.
Ja, ich gebe es zu: ich habe den Marbacher Döner betreten. Und das nach allerbesten urschwäbischen Gastro-Erfahrungen mit drallen Maultaschen und schön schlonzigem Kartoffelsalat. Wie konnte das Fremdgehen passieren? Und wie konnte es mir trotzdem dermassen schmecken? Vielleicht liegt es am interkulturellen Cross-over, am mutigen Über-den-eigenen-Schatten springen?
Apropos springen: die Location in der Marbacher Strohgasse ist bequem ebenerdig und barrierefrei in der eben frisch sanierten Fussgängerzone gelegen und zahlreiche Parkplätze sind hinter der Stadtmauer quasi vor der Türe zu finden.... mehr lesen
Marbacher Döner
Marbacher Döner€-€€€Bar, Imbiss, Take Away07144 884268Grabenstraße 6, 71672 Marbach am Neckar
3.5 stars -
"Pizza à la turque" MinitarJa, ich gebe es zu: ich habe den Marbacher Döner betreten. Und das nach allerbesten urschwäbischen Gastro-Erfahrungen mit drallen Maultaschen und schön schlonzigem Kartoffelsalat. Wie konnte das Fremdgehen passieren? Und wie konnte es mir trotzdem dermassen schmecken? Vielleicht liegt es am interkulturellen Cross-over, am mutigen Über-den-eigenen-Schatten springen?
Apropos springen: die Location in der Marbacher Strohgasse ist bequem ebenerdig und barrierefrei in der eben frisch sanierten Fussgängerzone gelegen und zahlreiche Parkplätze sind hinter der Stadtmauer quasi vor der Türe zu finden.
Besucht am 04.03.20232 Personen
Rechnungsbetrag: 20 EUR
Jahrelang scheiterten meine Versuche, auf der Schillerhöhe essen zu gehen – aus den vielfältigsten Gründen: entweder Ruhetag oder Mittagspause, entweder wegen Überfüllung geschlossen oder eben leider wegen des Corona-Lockdowns und wegen Personalmangels. Dabei liegt das Restaurant so einladend an prominentester Stelle in Marbach, dass man hier einfach das Bedürfnis verspürt, einzukehren. Entweder nach einem Besuch im Literaturmuseum der Moderne oder dem Deutschen Literaturarchiv oder nach einem Spaziergang auf dem ehrwürdigen Hügel oder gar nach einer Neckarschifffahrt. Besonders lockt die Terrasse mit einem einzigartigen Blick von hoch oben auf das Neckartal.
Nun hat sich unversehens eine Chance aufgetan und die mag nicht einmal darin begründet liegen, dass das Lokal seit einigen Monaten unter neuer Leitung steht. Nach 13 Jahren hat sich das Pächter-Ehepaar Jäger verabschiedet (was auch zu einer kleinen Umbenennung des Restaurants und zu einer neuen Domain für die Homepage geführt hat), doch der Standort-Bonus bleibt unverändert auch unter der Ägide von Simone und Patrick Dietrich. Den hat auch schon mein Vorredner pensionist1937 aufgegriffen, „da das Restaurant praktisch ein Teil der Stadthalle ist“. Dieser Umstand kommt bei den diesjährigen „Wein-Lese-Tagen“ zu tragen, einem herrlichen Event mit Weinverkostungen, Führungen, Musikdarbietungen hoch auf der Schillerhöhe. Und da das Trinken auf nüchternen Magen nicht so gut kommt, sorgt das Restaurant für die kulinarische Basis. Vermutlich nicht 1 zu 1 mit den sonst üblichen Speisen, sondern wohl eher mit etwas modifiziertem, publikumsgängigem, herzhaftem, weinaffinem Angebot. Und das bedeutet an diesem ersten Märzwochenende: Geschmelzte Maultaschen, Schweineschnitzel, Kartoffelsalat, Schweizer Wurstsalat, Landjäger mit Brot, Salat mit Falafel oder Teigtaschen, Focaccia etc.
Wer einen Sitzplatz ergattert, kann sich glücklich schätzen. Das Weinangebot der umliegenden Winzer aus Marbach oder dem Bottwartal ist grandios. Dazu harmoniert das Speisenangebot ganz wunderbar. Wir sind begeistert von den geschmelzten Maultaschen mit Kartoffelsalat (Arrangement mit 1 Maultasche 11,50 Euro/ mit 2 Maultaschen 15,50 Euro). Die mächtigen Maultaschen sind prall gefüllt (genau im richtigen Mischungsverhältnis von Brät, Spinat und Grünzeug), liegen auf einer würzigen Bratensauce und werden von einem Topping aus schlonzig geschmelzten Zwiebeln gekrönt. Herrlich! Dazu gibt es Kartoffelsalat, den man auf Anfrage auch einzeln für 4,50 Euro ordern kann. Endlich mal wieder ganz nach meinem Geschmack angemacht: als Basis eine geeignete Kartoffelsorte, sehr sämig, mit enorm viel Brühe aufgegossen und ohne sonst oft dominanten Maggi-Unterton. Am zweiten Tag sichern wir uns noch extra Brot dazu, um die Rückstände aufzutunken. Auch der herzhafte Wurstsalat (10,50 Euro) glänzt durch ein aromatisches Dressing und wird mit viel frischem Grün und mächtigen, sauer eingelegten Gewürzgurkenscheiben aufgepimpt.
Ein Blick auf die reguläre Speisekarte des Restaurants Schillerhöhe zeigt, dass viele der heute angebotenen Gerichte zu ähnlichen Preisen auch im regulären Betrieb zu haben sind, ausserdem lockt ein täglich wechselnder Mittagstisch für 12,00 Euro. In der aktuellen Woche bekommt man hierfür zum Beispiel ein Schweineschnitzel mit Rösti oder Geröstete Maultaschen mit Ei und Kartoffelsalat. Ein weiterer Anlauf würde also auf jeden Fall lohnen. Das Servicepersonal ist flink, sehr bemüht und überaus freundlich – und das auch unter stressigen, verschärften Bedingungen wie an diesem Wochenende.
Wie pensionist1937 bereits geschrieben hat, befinden sich auf dem Platz zwischen Literaturmuseum und Deutschem Literaturmuseum zahlreiche Parkplätze. Ob sie kostenlos sind, kann ich leider nicht sagen. Denn es ist ein ganz besonders Genuss, mit Öffis oder gar dem Schiff nach Marbach zu reisen – nicht nur zu Zeiten der Wein-Lese-Tage.
Jahrelang scheiterten meine Versuche, auf der Schillerhöhe essen zu gehen – aus den vielfältigsten Gründen: entweder Ruhetag oder Mittagspause, entweder wegen Überfüllung geschlossen oder eben leider wegen des Corona-Lockdowns und wegen Personalmangels. Dabei liegt das Restaurant so einladend an prominentester Stelle in Marbach, dass man hier einfach das Bedürfnis verspürt, einzukehren. Entweder nach einem Besuch im Literaturmuseum der Moderne oder dem Deutschen Literaturarchiv oder nach einem Spaziergang auf dem ehrwürdigen Hügel oder gar nach einer Neckarschifffahrt. Besonders lockt die Terrasse... mehr lesen
Restaurant Schillerhöhe
Restaurant Schillerhöhe€-€€€Restaurant, Catering0714434081Schillerhöhe 12, 71672 Marbach am Neckar
4.0 stars -
"Hoch oben überm Neckar" MinitarJahrelang scheiterten meine Versuche, auf der Schillerhöhe essen zu gehen – aus den vielfältigsten Gründen: entweder Ruhetag oder Mittagspause, entweder wegen Überfüllung geschlossen oder eben leider wegen des Corona-Lockdowns und wegen Personalmangels. Dabei liegt das Restaurant so einladend an prominentester Stelle in Marbach, dass man hier einfach das Bedürfnis verspürt, einzukehren. Entweder nach einem Besuch im Literaturmuseum der Moderne oder dem Deutschen Literaturarchiv oder nach einem Spaziergang auf dem ehrwürdigen Hügel oder gar nach einer Neckarschifffahrt. Besonders lockt die Terrasse
Besucht am 01.03.20232 Personen
Rechnungsbetrag: 17 EUR
Längst vorbei sind die legendären Zeiten, als Götz Adriani noch Direktor der Tübinger Kunsthalle war und mit publikumsträchtigen Ausstellungen um Cezanne oder Dégas wahre Menschenschlangen rund ums Kunsthallengebäude am Philosophenweg lockte. Doch auch in Nach-Corona-Zeiten zieht es wieder mehr Besucher zu kulturellen Events, wie wir staunend an einem schnöden Mittwochnachmittag Anfang März erkennen. Ob allerdings alle Gäste des recht vollen Cafés Kunsthalle zuvor die „Sisters&Brothers“-Ausstellung nebenan besucht haben oder einfach unterwegs auf Tübingens Stadtviertel Wanne waren und eine Mittagsrast einlegen, lässt sich schwer abschätzen. Vielleicht überzeugen einfach auch das hiesige gastronomische Angebot, der aufmerksame und charmante Service, der lichtdurchflutete Ort?
Das gesamte Kunstgebäude liegt an den Hang geschmiegt und ist durch viele, für den Besucher teilweise verwirrende Treppen erschlossen. Auch zum Café führen beidseitig Treppen hinab in den hellen, einfach, aber sehr geschmackvoll möblierten Raum, der von einer riesigen Skulpturengruppe dominiert wird. Bei gutem Wetter kann man auch draussen auf der grosszügigen Terrasse sitzen (was an diesem eiskalten Tag mit Temperaturen rund um den Gefrierpunkt tatsächlich einige Gäste wagen – vielleicht weil der Innenraum so proppevoll ist?). Leider treffen wir zu spät ein, so dass die Küche gerade geschlossen hat. An den Nebentischen löffelt man allerdings noch mit verzückten Mienen die hübsch glasierten Teller leer. Es bleibt immerhin noch die kleine Karte mit Pizza- und Flammkuchen-Angeboten, nebst einem attraktiven Kuchenangebot an der Theke.
Der Service (aufmerksam, stets auf Augenkontakt reagierend, überaus freundlich, offen und zugewandt) ist rasch zur Stelle. Wir ordern erst mal zwei Tassen Kaffee. Ich frage nach einer großen Portion, werde aber gleich beruhigt, dass es nur eine Größe gibt und die sicherlich reichen wird. Wie wahr! Ungemein kräftig und sehr aromatisch kommt dieser Kaffee (3,80 Euro) daher, so dass ich die extra dazu gereichte, angewärmte Milch bis auf den letzten Tropfen zur Verfeinerung benötige. Um die Zeit bis zum (vermutlich üppigen!) Abendessen zu überbrücken, bestellen wir zu zweit einen Flammkuchen griechischer Art (9,80 Euro). Absolut köstlich! Vermutlich wurde eine Convenience-Grundvariante aufgepeppt – in diesem Falle mit Peperoni und Schafskäsewürfelchen – doch das schmeckt hervorragend. Zusätzlich zu den schon vorhandenen mediterranen Gewürzen mahlen wir noch kräftig Pfeffer drüber. Nur unter Mühen halten wir uns zurück und bestellen keine zweite Portion. Die Varianten „Elsässer Art“ und „Flammkuchen vegan – mit 7 verschiedenen Gemüsesorten“) wären auch noch im Angebot. Selbst die (allerdings eher kleinen) Kuchenstückchen sehen sehr hübsch und adrett aus. Schokolade und Limone entdecke ich von weitem, glutenfrei soll zudem noch einiges sein.
Am frühen Nachmittag sind alle Tische (kleine Vierertische, aber auch lange Tafeln) um uns herum besetzt – von bildungsbürgerbeflissenen Silver-Ager-Pärchen, Freundinnenkreisen, studentischen Grüppchen, Familien). Zwei Gäste mit Rollatoren befinden sich auch darunter. Kein Problem, denn alle Ebenen des Gebäudes sind mit Aufzügen erreichbar. Nur der Eingangsbereich des Kunstgebäudes mit Garderoben und Schliessfächern erweist sich beim heutigen Andrang als zu beengt. Durch diesen Flaschenhals muss man sich leider auf dem Weg zum WC kämpfen. Die Toiletten müssen in den letzten Jahren saniert worden sein – sie erstrahlen in neuen Farben, sind angenehm minimalistisch ausgestattet und zudem bestens gepflegt.
Wer mit dem PKW anreist, findet vor dem Gebäude kostenlose Parkplätze, einige davon mit Ladesäulen. Bei grossem Publikumsandrang (so wie am heutigen Tag) gibt es Ausweichparkplätze am Hang hinter dem Haus. Natürlich wird das Kunstgebäude auch mit dem Bus angefahren. Den kann man in Tübingen übrigens an allen Samstagen kostenlos benutzen.
Längst vorbei sind die legendären Zeiten, als Götz Adriani noch Direktor der Tübinger Kunsthalle war und mit publikumsträchtigen Ausstellungen um Cezanne oder Dégas wahre Menschenschlangen rund ums Kunsthallengebäude am Philosophenweg lockte. Doch auch in Nach-Corona-Zeiten zieht es wieder mehr Besucher zu kulturellen Events, wie wir staunend an einem schnöden Mittwochnachmittag Anfang März erkennen. Ob allerdings alle Gäste des recht vollen Cafés Kunsthalle zuvor die „Sisters&Brothers“-Ausstellung nebenan besucht haben oder einfach unterwegs auf Tübingens Stadtviertel Wanne waren und eine Mittagsrast einlegen,... mehr lesen
4.0 stars -
"Es muss nicht immer Cezanne sein" MinitarLängst vorbei sind die legendären Zeiten, als Götz Adriani noch Direktor der Tübinger Kunsthalle war und mit publikumsträchtigen Ausstellungen um Cezanne oder Dégas wahre Menschenschlangen rund ums Kunsthallengebäude am Philosophenweg lockte. Doch auch in Nach-Corona-Zeiten zieht es wieder mehr Besucher zu kulturellen Events, wie wir staunend an einem schnöden Mittwochnachmittag Anfang März erkennen. Ob allerdings alle Gäste des recht vollen Cafés Kunsthalle zuvor die „Sisters&Brothers“-Ausstellung nebenan besucht haben oder einfach unterwegs auf Tübingens Stadtviertel Wanne waren und eine Mittagsrast einlegen,
Besucht am 17.02.20231 Personen
Rechnungsbetrag: 6 EUR
Nach sehr, sehr langer Pause bin ich endlich mal wieder auf Verwandtenbesuch in Freiburg und staune nicht schlecht, wie sich auch diese Stadt in den letzten Jahren gewandelt hat. Von der Gastronomie mal ganz zu schweigen. Per Zufall entdecke ich im Stadtteil Herdern das offenbar erst im Sommer 2021 neu eröffnete Café Norso – ein wunderschön renoviertes, sehr ansprechend möbliertes und ausstaffiertes Lokal im Erdgeschoss eines grossbürgerlich anmutenden Gebäudes, das früher sicherlich reinen Wohnzwecken gedient hat. Hier muss man sich von Anbeginn an einfach Wohlfühlen: hohe Decken, hell getünchte Wände, dunkles, angejährtes Holz, viel Glas, ein kleiner Wintergarten nicht hinten raus und auch vor der Türe ein paar Sitzgelegenheiten. Alles mit sichtlicher Liebe fürs Detail arrangiert und eingerichtet. Man spürt förmlich, dass die Betreiber hier ihr ganzes Herzblut reingelegt haben.
Geöffnet hat das kleine Tagescafé von 9:30 Uhr bis 17:30 Uhr – mit zwei Ruhetagen in der Woche (Sonntag und Montag). Im Angebot findet man diverse Kaffeespezialitäten (Espresso, Americano, Cappuccino, Latte Macchiato), Kaltgetränke, Wein und Bier, Frühstücke, hübsch anzusehende Kuchen und auch Herzhaftes (juhu!). Ein Hingucker sind die dicken Stullen, die wahlweise mit Wurst, Käse oder Avocado belegt sind. Da mich aber noch ein mehrgängiges Abendessen erwartet, wähle ich sicherheitshalber nur mal eine Butterbrezel (2,70 Euro) und einen Flat White (4,10 Euro). Der Kaffee schmeckt 1a, trägt eine hübsche Verzierung auf dem feinen Milchschaum und hält stundenlang wach. Könnte ich jeden Tag haben. Nur bei der Brezel gibt’s eine herbe Einsicht: diese badische Variante schmeckt doch etwas anders als ich sie aus meinen Breitengraden kenne: sie ist dünner, rescher, mit dunklerer Lauge und schmeckt eher wie eine Bierbrezel. Bei der in einem kleinen Gläschen dazu servierten Butter hat man nicht gespart (und das bei den derzeitigen Butterpreisen…). Hilfe, wo soll man nur mit all der Menge hin? Muss leider die Hälfte zurückgehen lassen.
Das junge Serviceteam ist bestens gelaunt, mit Freuden dabei und wuppt den Laden scheinbar mit links. Wenn ich hier wohnen würde, könnte es mein Stammcafé werden. Da drei Treppenstufen zum Eingang führen, kann man das Café leider nicht als barrierefrei bezeichnen. Die Toiletten habe ich auch nicht benutzt, aber ich schätze, sie sind genau so proper und adrett wie der Rest. Falls mein nächster Freiburg-Besuch nicht wieder Jahre auf sich warten lässt, komme ich sehr gerne noch einmal vorbei.
PS. Nicht eruieren konnte ich die Herkunft von Norso. Finnisch? Italienisch? Ein Fantasiename? Hat jemand einen Tipp?
Nach sehr, sehr langer Pause bin ich endlich mal wieder auf Verwandtenbesuch in Freiburg und staune nicht schlecht, wie sich auch diese Stadt in den letzten Jahren gewandelt hat. Von der Gastronomie mal ganz zu schweigen. Per Zufall entdecke ich im Stadtteil Herdern das offenbar erst im Sommer 2021 neu eröffnete Café Norso – ein wunderschön renoviertes, sehr ansprechend möbliertes und ausstaffiertes Lokal im Erdgeschoss eines grossbürgerlich anmutenden Gebäudes, das früher sicherlich reinen Wohnzwecken gedient hat. Hier muss man sich... mehr lesen
Café Norso
Café Norso€-€€€Cafe017681118267Karlstr. 46, 79104 Freiburg im Breisgau
4.5 stars -
"Liebevoll geführtes Tagescafé" MinitarNach sehr, sehr langer Pause bin ich endlich mal wieder auf Verwandtenbesuch in Freiburg und staune nicht schlecht, wie sich auch diese Stadt in den letzten Jahren gewandelt hat. Von der Gastronomie mal ganz zu schweigen. Per Zufall entdecke ich im Stadtteil Herdern das offenbar erst im Sommer 2021 neu eröffnete Café Norso – ein wunderschön renoviertes, sehr ansprechend möbliertes und ausstaffiertes Lokal im Erdgeschoss eines grossbürgerlich anmutenden Gebäudes, das früher sicherlich reinen Wohnzwecken gedient hat. Hier muss man sich
Besucht am 19.02.20231 Personen
Rechnungsbetrag: 17 EUR
Ein befreundetes Paar legt auf dem Weg in den Winterurlaub einen Stop-over in Stuttgart ein und verabredet sich zu einem Mittagessen mit mir. Jetzt ist Orts- und Lokalkenntnis gefragt, denn natürlich will ich originär schwäbische Küche anpreisen – nicht so einfach zwischen all den Currywurst-, Sushi- und Pizza-Destinationen. Zudem sollte das Lokal in Bahnhofsnähe liegen. Vielleicht endlich mal eine Gelegenheit, das erst 2021 eröffnete Wirtshaus Lautenschlager anzutesten, das an prominenter Stelle in gleichnamiger Straße liegt, gefühlt vielleicht 500 Meter Luftlinie vom Bahnhof entfernt (aufgrund der unsäglichen S21-Bauarbeiten ist jedoch tatsächlich ein längeren Fussmarsch zu beschreiten)
Das imposante Gebäude aus den 1930er Jahren beherbergte irgendwann noch einen Computerladen und ein Geschäft für Künstlerbedarf (wenn ich mich recht erinnere) und wurde nun aufs Allerfeinste herausgeputzt. Der Innenarchitekt hat beste Arbeit geleistet: es dominieren helle Holztöne, Grau-, Blau- und Türkisschattierungen, dazu Gelb- und Goldakzente, das alles verteilt auf mehrere Ebenen, die dennoch weitghehend barrierefrei mit Aufzügen erreicht werden können. Dass in diesen Riesenhallen plus Aussenbereich bis zu 500 Menschen Platz finden sollen, erstaunt dann aber schon.
Am Eingang werden wir sofort freundlich begrüsst und gefragt, wo wir gerne sitzen möchten. Wir entscheiden uns für einen Vierertisch am Fenster, eine halbe Etage tiefer, mit direktem Blick auf die Lautenschlagerstraße. Diese Ebene ist gut besucht, fast alle Tische sind belegt und der Geräuschpegel ist so hoch, dass wir leider auch alle Gespräche von den Nebentischen en detail mitbekommen. Bei den Speisen breche ich eine Lanze für Käsespätzle (10,90 Euro), was sich als fataler Faux Pas erweist. Die Spätzle entpuppen sich als Massenware aus dem Gastro-Großmarkt, die Röstzwiebeln sind zäh und schmecken wie totfrittiertes Heu. Einziger Trost: auf jeder Anrichte stehen ganze Kolonien von hübsch türkisfarbenen Pfeffermühlen – und wir lassen uns gleich eine zur Geschmacksverfeinerung kommen. Der Freund ordert entgegen meiner Empfehlung eine Schweinshaxe in Schwarzbiersauce (19,90 Euro), auch wenn dies eher der bayrischen Küche entstammen mag und der daneben thronende Kartoffelkloß sehr thüringerisch aussieht. Scheint aber zu schmecken. Um uns herum werden auffallend viel Burger und Fritten bestellt. Nunja, dass Portionspackungen von Ketchup und Mayo schon auf dem Tisch stehen, spricht eine eigene Sprache.
Trotz der unterschwelligen kulinarischen Enttäuschungen muss man den prompten, zuverlässigen, zugleich auch noch herzlichen Service loben. Und hier muss ziemlich was weggeschleppt werden, was man an der Bandage unseres zierlichen Servicemädels ablesen kann, die bestimmt nicht nur eine Sehnenscheidenentzündung hat. Sogar die kleine Portion Kässpätzle wird auf einer Vorlegeplatte serviert; der Haxenteller beeindruckt durch ausladende Üppigkeit. Von meinem Platz aus kann ich zufällig in die riesige Küche sehen, die multikulti besetzt und hightech ausstaffiert ist. Hier wird gefühlt im Minutentakt was rausgehauen. Bleibt nur zu hoffen, dass der Service das Essen nicht mühsam über die Treppen ins Obergeschoss balancieren muss. Einen Aufzug gibt es zwar, doch der scheint Menschen mit Handicap und Kinderwagen vorbehalten zu sein. Neugierig benutze ich ihn trotzdem, um zu den Toiletten im Untergeschoss zu gelangen. Sie sind superproper wie aus einer Putzmittelwerbung, dazu feinstens auf das Farbkonzept des ganzen Lokals abgestimmt. Und: die Papierhandtuchspender funktionieren unfallfrei und tadellos (was andernorts selten einmal vorkommt).
Zuhause recherchiere ich etwas über das Lokal und entdecke, dass es zur „Enchilada Gruppe“ gehört (naja, klingt eher nach Tacos als nach Spätzle) und eine „ausgewogenen Balance zwischen Bierstube und Restaurant“ bieten möchte. Natürlich steckt auch die hiesige Dinkelacker Brauerei mit drin. Ein ansprechendes Angebot an Weinen (hauptsächlich vom örtlichen Weingut Zaiss) und Cocktails gibt es trotzdem (letztere zur Happy Hour, die allerdings erst um 22 Uhr beginnt, vergünstigt). Lobenswert zu erwähnen ist noch die durchgehend warme Küche ab 11 Uhr am Vormittag, dazu noch an sieben Tagen in der Woche. Dieser Ausblick tröstet etwas über die heutige Enttäuschung hinweg. Aber vermutlich wäre hier auch Karl Lautenschlager (ehemaliger Stadtschultheiss und Ehrenbürger Stuttgarts) nicht ganz glücklich geworden.
Ein befreundetes Paar legt auf dem Weg in den Winterurlaub einen Stop-over in Stuttgart ein und verabredet sich zu einem Mittagessen mit mir. Jetzt ist Orts- und Lokalkenntnis gefragt, denn natürlich will ich originär schwäbische Küche anpreisen – nicht so einfach zwischen all den Currywurst-, Sushi- und Pizza-Destinationen. Zudem sollte das Lokal in Bahnhofsnähe liegen. Vielleicht endlich mal eine Gelegenheit, das erst 2021 eröffnete Wirtshaus Lautenschlager anzutesten, das an prominenter Stelle in gleichnamiger Straße liegt, gefühlt vielleicht 500 Meter Luftlinie... mehr lesen
3.0 stars -
"Hätte es Karl Lautenschlager gemundet?" MinitarEin befreundetes Paar legt auf dem Weg in den Winterurlaub einen Stop-over in Stuttgart ein und verabredet sich zu einem Mittagessen mit mir. Jetzt ist Orts- und Lokalkenntnis gefragt, denn natürlich will ich originär schwäbische Küche anpreisen – nicht so einfach zwischen all den Currywurst-, Sushi- und Pizza-Destinationen. Zudem sollte das Lokal in Bahnhofsnähe liegen. Vielleicht endlich mal eine Gelegenheit, das erst 2021 eröffnete Wirtshaus Lautenschlager anzutesten, das an prominenter Stelle in gleichnamiger Straße liegt, gefühlt vielleicht 500 Meter Luftlinie
Besucht am 29.01.2023Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 21 EUR
Ein erneuter Besuch nach viel zu langer Pause offenbart: an einem Sonntag zur besten Mittagsessenszeit herrscht im Erdgeschoss (Vorsicht: Raucherbereich) immer noch die altbekannte Gediegenheit, als ob die Zeit zurückgedreht wurde. Die Preise sind zwar kräftig gestiegen, doch die Portionen haben es auch in sich. Wunderbar, dass sonntags Ochsenmaulsalat und Maultaschen in der Brühe angeboten werden. Grosses Lob auch für den aufmerksamen, kundenorientierten und zudem noch gut gelaunten Service! Ich sollte wieder öfter kommen...
Ein erneuter Besuch nach viel zu langer Pause offenbart: an einem Sonntag zur besten Mittagsessenszeit herrscht im Erdgeschoss (Vorsicht: Raucherbereich) immer noch die altbekannte Gediegenheit, als ob die Zeit zurückgedreht wurde. Die Preise sind zwar kräftig gestiegen, doch die Portionen haben es auch in sich. Wunderbar, dass sonntags Ochsenmaulsalat und Maultaschen in der Brühe angeboten werden. Grosses Lob auch für den aufmerksamen, kundenorientierten und zudem noch gut gelaunten Service! Ich sollte wieder öfter kommen...
Paulaner am alten Postplatz
Paulaner am alten Postplatz€-€€€Wirtshaus, Brauhaus0711224150Calwer Str. 45, 70173 Stuttgart
4.0 stars -
"Aufmerksamer Service und zünftiges Ambiente" MinitarEin erneuter Besuch nach viel zu langer Pause offenbart: an einem Sonntag zur besten Mittagsessenszeit herrscht im Erdgeschoss (Vorsicht: Raucherbereich) immer noch die altbekannte Gediegenheit, als ob die Zeit zurückgedreht wurde. Die Preise sind zwar kräftig gestiegen, doch die Portionen haben es auch in sich. Wunderbar, dass sonntags Ochsenmaulsalat und Maultaschen in der Brühe angeboten werden. Grosses Lob auch für den aufmerksamen, kundenorientierten und zudem noch gut gelaunten Service! Ich sollte wieder öfter kommen...
Besucht am 11.01.20231 Personen
Rechnungsbetrag: 3 EUR
Nachdem mir Freunde kürzlich etwas desillusioniert von ihrer Kaffee-und-Kuchen-Exkursion ins Café PS3 des Sindelfinger Schauwerks berichtet haben, habe ich heute die Chance, mir eine eigene Meinung zu bilden. Das Schauwerk gilt auch überregional als feinste Adresse für zeitgenössische Kunst und wird gerne vom gehobenen Bildungsbürgertum frequentiert. Urheber des Museums Schauwerk sind die Sindelfinger Unternehmer Peter und Christiane Schaufler – dahinter steckt die Firma Bitzer (bekannt für Kälte- und Klimatechnik) und sichtlich sehr viel Geld.
Doch man muss kein Kunstfreund sein und kein Museumsticket erwerben, um ins PS3 zu gelangen. Allerdings sind Architektur und Formensprache des ganzen Areals so minimalistisch, dass es gewisse Spitzfindigkeiten braucht, um a) den Parkplatz und b) den Eingang zum Café zu finden. An einem trüben Tag wie heute setzt sich der Rohbeton des Gebäudes kaum vom Himmel ab. Auch das Ambiente wirkt ein bisschen wie eine Fortsetzung der Trompe-l’œil-Bilder des Künstlers Ben Willikens, der gerade ausgestellt wird.
Jetzt aber genug geschwafelt! Als ich am frühen Nachmittag das Café über die Aussentreppe betrete (eher nicht behindertengerecht, aber ich schätze, über die Innenräume schafft man es via Lift ganz barrierefrei hier her), ist der gesamte Raum erst mal menschenleer. Es dominieren feine Schattierungen von Weiss und ein wackliges, transparentes Sitzmobiliar, das vermutlich nur Gäste unter 100 Kilogramm zu tragen vermag. Das ist ja schon mal die passende Ansage. Auf und hinter der Theke sind die Accessoires so akkurat angerichtet, als ob sie eher Dekorationselemente wären und nicht zur Benutzung dienen würden. Auf meine Hallo-Rufe erscheint die Servicekraft (jung, cool, geübt) aus dem Backoffice. Um meine Recherchekosten gering zu halten (und weil ich gerade eh schon zu Mittag gegessen habe) wähle ich einen schlichten Americano (3,00 Euro). Der wird mir in einer hübschen meergrünen Keramiktasse serviert, die irgendwie handgetöpfert ausschaut, aber dann doch nur aus der Allerweltsproduktion von Leonardo stammt. Hat trotzdem Stil. Der Kaffee ist aromatisch und kräftig, dazu kann man aus dreierlei Milch- und diversen Zuckerversionen wählen – alles ganz fein präsentiert. Zur Abwechslung wähle ich mal die Mandelmilch (kostet sonst doch extra Aufpreis), die gar nicht mal so schlecht schmeckt. Nur das Sitzen auf den filigranen Designerstühlen ist nicht so der Hit, aber vielleicht habe ich auch schon das zulässige Maximalgewicht überschritten?
Nach dem Genuss darf man das Geschirr selbst wieder in den Abräumwagen verstauen. Nebenbei staune ich noch über die in der Vitrine präsentierten Angebote: eine Breakfast Bowl mit Ei, Avocado und Beacon (9,50 Euro), eine Aloha Bowl mit Lachs, Gurke und asiatischen Zutaten (14,50 Euro), eine Chicken Bowl. Ob es sich dabei um die Originalspeisen handelt oder nur um eine farbenfrohe gefakte Nachbildung wie in Japan, weiss ich nicht. Sowieso zweifelt man hier ein bisschen an der Realität und fühlt sich zuweilen wie in einem virtuellen Paralleluniversum.
Doch eine halbe Etage tiefer kann man sich noch mal entspannen. Das Interieur erinnert an den Showroom eines Möbelherstellers mit gediegenem Angebot, die ausliegenden Kataloge und Zeitschriftenhefte an die Kunst- und Architekturfakultät einer nahen Universität. Hier kann man noch ein bisschen herumloungen und durch die grosszügigen Glasfronten den Verkehr zum Goldberg verfolgen und möglicherweise auch das eben eingenommene Essen verdauen. Gleich nebenan befinden sich die Toiletten: blitzeblank, aseptisch rein, wie noch niemals benutzt. Überhaupt wirkt das ganze Ensemble etwas zu herausgeputzt und puristisch, um echt zu sein. Wer also eine kleine Auszeit oder heimliche Ruhezone sucht, wer vor der allgegenwärtigen Beschallung und Reizüberflutung flieht, wer einfach nur mal eine Kleinigkeit essen oder trinken möchte, ohne gross abgelenkt zu werden – hier, in diesem Café ist es möglich. Wofür PS3 eigentlich steht, ist noch zu eruieren. Ein erfolgreiches Kühlschrankmodell aus dem Hause Bitzer? Dem dritten Sohn von Peter Schaufler gewidmet? Beim nächsten Besuch werde ich es erfragen.
Nachdem mir Freunde kürzlich etwas desillusioniert von ihrer Kaffee-und-Kuchen-Exkursion ins Café PS3 des Sindelfinger Schauwerks berichtet haben, habe ich heute die Chance, mir eine eigene Meinung zu bilden. Das Schauwerk gilt auch überregional als feinste Adresse für zeitgenössische Kunst und wird gerne vom gehobenen Bildungsbürgertum frequentiert. Urheber des Museums Schauwerk sind die Sindelfinger Unternehmer Peter und Christiane Schaufler – dahinter steckt die Firma Bitzer (bekannt für Kälte- und Klimatechnik) und sichtlich sehr viel Geld.
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Café PS3 im Schauwerk
Café PS3 im Schauwerk€-€€€Bistro, Cafe07031 696 987Eschenbrünnlestraße 15, 71065 Sindelfingen
4.0 stars -
"Im kühlen Paralleluniversum" MinitarNachdem mir Freunde kürzlich etwas desillusioniert von ihrer Kaffee-und-Kuchen-Exkursion ins Café PS3 des Sindelfinger Schauwerks berichtet haben, habe ich heute die Chance, mir eine eigene Meinung zu bilden. Das Schauwerk gilt auch überregional als feinste Adresse für zeitgenössische Kunst und wird gerne vom gehobenen Bildungsbürgertum frequentiert. Urheber des Museums Schauwerk sind die Sindelfinger Unternehmer Peter und Christiane Schaufler – dahinter steckt die Firma Bitzer (bekannt für Kälte- und Klimatechnik) und sichtlich sehr viel Geld.
Doch man muss kein Kunstfreund
Besucht am 10.01.2023Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 12 EUR
Kurzes Update nach längerer Zeit: das bisher höchst beliebte, üppig bestückte und stets megafrische Salatbüffet ist nach den Coronawirren nicht wieder aufgelegt worden. Schade! Hier war das Preis-Leistungsverhältnis immer bestens. Dafür lohnt meistens das Tagesessen. Hatte heute Roulade mit Kartoffelpüree, Kraut und einer feinen Zwiebelsauce für 8,90 Euro. Auch das Seezüngle (2,85 Euro) der von mir sehr geschätzten Brauerei Härle aus Leutkirch ist immer wieder eine Freude.
Kurzes Update nach längerer Zeit: das bisher höchst beliebte, üppig bestückte und stets megafrische Salatbüffet ist nach den Coronawirren nicht wieder aufgelegt worden. Schade! Hier war das Preis-Leistungsverhältnis immer bestens. Dafür lohnt meistens das Tagesessen. Hatte heute Roulade mit Kartoffelpüree, Kraut und einer feinen Zwiebelsauce für 8,90 Euro. Auch das Seezüngle (2,85 Euro) der von mir sehr geschätzten Brauerei Härle aus Leutkirch ist immer wieder eine Freude.
4.0 stars -
"Wo bleibt das beliebte Salatbüffet?" MinitarKurzes Update nach längerer Zeit: das bisher höchst beliebte, üppig bestückte und stets megafrische Salatbüffet ist nach den Coronawirren nicht wieder aufgelegt worden. Schade! Hier war das Preis-Leistungsverhältnis immer bestens. Dafür lohnt meistens das Tagesessen. Hatte heute Roulade mit Kartoffelpüree, Kraut und einer feinen Zwiebelsauce für 8,90 Euro. Auch das Seezüngle (2,85 Euro) der von mir sehr geschätzten Brauerei Härle aus Leutkirch ist immer wieder eine Freude.
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Doch am heutigen Tag lasse ich mich erweichen. Wir sind relativ früh dran und entern das Lokal noch vor dem Zwölfuhrläuten. Der lang gezogene Gastraum ist nicht unbedingt ideenreich möbliert. Ziemlich eng stehen hier Tisch an Tisch beieinander, ohne Abtrennungen oder Auflockerungen. Es wirkt, als wolle man das Optimum aus den zur Verfügung stehenden Quadratmetern herausholen. Dass das purer Pragmatismus ist, erfährt man eine halbe Stunde später, als sich das Lokal immer mehr füllt. Da wir zu zweit sind, wird uns auch nur ein Zweiertisch offeriert. Wir nehmen einen ganz hinten, in der Hoffnung, hier der lauten Musikbeschallung zu entgehen.
Die sehr umfangreiche Karte weist hauptsächlich Pizza, Pasta, Salate auf – in zahlreichen vielversprechenden Variationen. Und ja, das von Lina22 erwähnte Mittagsmenü wird immer noch bedient. Inzwischen für 10,90 Euro (statt um die 8,00 Euro vor 4 Jahren) – doch was kann man an drei Gängen plus Espresso für diesen Dumpingpreis erwarten? Zur Auswahl stehen heute als Hauptgang: ein Fleischgericht (Hähnchenschenkel in Biermarinade mit Ofenkartoffeln), ein Nudelgericht, das als Fischgericht firmiert (Spaghetti al Salmone), eine Pizza mit Mozzarella, Bacon und Artischocken, sowie ein Salat (mit Kirschtomaten, Gurken, Schafskäse, Grillgemüse, marinierten Champignons, an Balsamico-Honig-Senf Dressing, dazu ofenfrische Brotsticks). Wir wählen 1x das Nudel-Fisch-Gericht und 1x den Salat.
Das durchweg bestens gelaunte italienische Personal scheint einem grossen Freundes- oder Familienkreis anzugehören. Wir sitzen direkt vorm Frontcooking-Bereich und staunen nicht schlecht über das Tempo, das hier vorgelegt wird. Hier wird gewirbelt und gewerkelt, was das Zeug hält. Alles geschieht im Laufschritt und mit enorm viel Energie. Da kann schon mal eine Pizza auf dem Weg zum Gast vom Teller fallen, wie ich mit Schrecken aus den Augenwinkeln wahrnehme. Das Missgeschick wird hier nur mit Lachen quittiert, schnell aufgefeudelt – und neu gebacken. Chapeau!
Auch bei uns kommt sehr viel Lebensfreude an. Wir werden umgehend betreut und in Nullkommanichts steht die Tagessuppe auf dem Tisch. Eigentlich bin ich ein Suppenkasper, aber das sämige Resultat aus pürierten Erbsen und Blumenkohl schmeckt prima (obwohl es sehr unspektakulär ausschaut). Die Hauptgänge lassen nicht lange auf sich warten. Der Berg an Spaghetti beeindruckt, auch wenn der Lachsanteil rudimentär ist und die vollmundig propagierte Zitronen-Mascarpone-Sauce nicht unbedingt als solche wahrnehmbar ist. Die frischen Blatt- und Rucolasalate werden von kurz gebratenen Zucchinischeiben, Paprikavierteln und Austernpilzen begleitet, dazu zwei längliche Pizzabrötchen. Allein das dominante Dressing irritiert etwas. Die winzigen Schälchen mit Fruchtjoghurt als Alibi-Dessert kann man eigentlich vergessen. Dafür erfreut der Espresso, zu dem man auf Wunsch auch etwas Milch ordern kann. Alles in allem ein schnelles, wohlschmeckendes, üppiges und sehr preisgünstiges Menü, das rasch serviert wird und nicht nur zeitlich absolut mittagspausentauglich ist. Wie die günstigen Preise gehalten werden können? Vielleicht durch die Getränke? Das Glas Haus-Roséwein schlägt mit 6 Euro zu Buche, das Weissweinschorle mit 4,50 Euro.
Am Ende habe ich meine Vorurteile revidiert, auch wenn ich mit der drängenden Enge und dem hohen Geräuschpegel nicht so ganz d´accord bin. Dafür versöhnt die verkehrsgünstige Lage, das mainstreamtaugliche Angebot und der fröhliche Service. Haute Cuisine findet man andernorts.