Besucht am 09.06.20232 Personen
Rechnungsbetrag: 2 EUR
Man mag es kaum fassen, dass sich das Backhaus in Bieringen am Neckar (offiziell ein Teilort von Rottenburg – die Einheimischen würden das aber bestimmt nicht so sehen) zu einem derartigen Hotspot entwickelt hat. Während man sich andernorts verzweifelt um eine „Neue Mitte“ oder um eine Wiederbelebung verwaister Innenstädte bemüht, während man Stadtteilzentren und Begegnungsstätten eröffnet, tolle Programme und Ideen entwickeln, steppt hier ganz einfach der Bär. Es reicht offenbar, ein traditionelles Backhaus zu betreiben (wie es hier sowieso in jedem Dorf der Fall war), gute Backwaren zu produzieren und ein angenehmes Umfeld zu schaffen, in dem man die Erzeugnisse gleich vor Ort konsumieren kann. Klappt hier ganz hervorragend.
Das Backhaus liegt so geschickt in einer Kurve in der Durchfahrtsstrasse in Bieringen, dass man unweigerlich daran vorbeikommt und Lust zur Einkehr verspürt. Im Sommer lockt eine schöne Gartenterrasse mit kleinem Partyzelt, vielen schattigen Plätzen unter Bäumen und Sonnenschirmen, bequemen Möbeln und barrierefreiem Zugang. Nicht wenige Einheimische kommen hier mit ihren Rollatoren angerollert – viele Durchreisende und Touristen sind auch mit dem Fahrrad unterwegs, denn der Neckartalradweg führt direkt hier vorbei. Bei gutem Wetter sieht man zudem viele Ausflügler, die im Neckar baden waren.
Es herrscht Selbstbedienung. Und das nach einem etwas undurchsichtigen System. Einheimische vor Touris? Kräftige vor Schwache? Kaffeetrinker vor Kuchenesser? Grossfamilien vor Solisten? Keine Ahnung. Es wird auf jeden Fall gedrängelt, geschummelt, geschubst und genörgelt. Nur die wunderbar herzliche, entspannte, liebe, zugewandte Servicedame hinterm Tresen hat Nerven wie Drahtseile und alle Zeit der Welt. So muss es sein! Indes gehen am Freitagnachmittag kurz vor 15 Uhr bereits die Bestände zu Ende und alle Gäste werden nervös. Wir trinken und essen in mehreren Tranchen – mehr als der kleine Alibibeleg nachweisen kann (der Service hat eh schon alle Hände voll zu tun und kann nicht dauernd noch einen Bon rauslassen).
Der Hit ist hier offenbar das Holzofenbrot, das ich allerdings noch nie gekostet habe. Wir geniessen einen saftigen Zwetschgenkuchen (wo gibt es denn jetzt schon Zwetschgen?) mit wunderbaren Streuseln, ganz wie es sich gehört. Danach noch etwas, das fälschlicherweise als Mohntörtchen ausgewiesen war, sich aber als mächtiges, sättigendes Nussteilchen erweist, mit einer feinen Zuckerglasur obendrauf. Ein paar hohe Stücke Sahnequarktorte können wir an den Nachbartischen ausmachen. Das wars leider auch schon an diesem Nachmittag. Der Kaffee ist kräftig und schmeckt deutlich besser als der schale Frühstückskaffee, den wir am Morgen in einer ungleich feineren Location in der Umgegend vorgesetzt bekamen. Die farbenfrohe Gedecke stammen aus dem Hause Seltmann, auf Wunsch werden Heissgetränke ohne Probleme aber auch im Pappbecher ausgeschenkt. (ohne Aufpreis oder blöde Diskussionen, wie ich es zuhause schon mal erlebe). Achja, und an jedem 1. Mittwoch im Monat ist Backtag für jedermann: dann kann man seinen Teig vorbeibringen und das fertige Brot um 12 Uhr wieder abholen. Das wär tatsächlich mal ein Spass! Mehr als 1,20 Euro fürs Backen wird nicht verlangt. Neben Backwaren und Heissgetränken sind übrigens noch frische Eier (roh) und selbstbastelte Deko-Artikel im Anbot. Lustige Mischung!
Die Toiletten muss man etwas suchen. Darin habe ich aber Übung. Hier sind es zwei Schlenker ums Haus herum – und dann nach links. Ein paar kostenlose Parkplätze sind auch in der Nähe, zwei davon allerdings so gewagt an einer Strassenbiegung, dass man eher etwas fürchten muss um sein Heiligs Blechle. Die meisten Gäste kommen sowieso zu Fuss oder mit dem Fahrrad. Eine wirklich nette Einkehrmöglichkeit während eines Ausflugs in die Region! Und vielleicht ist am Ende doch noch ein Holzofenbrot zum Mitnehmen drin.
Man mag es kaum fassen, dass sich das Backhaus in Bieringen am Neckar (offiziell ein Teilort von Rottenburg – die Einheimischen würden das aber bestimmt nicht so sehen) zu einem derartigen Hotspot entwickelt hat. Während man sich andernorts verzweifelt um eine „Neue Mitte“ oder um eine Wiederbelebung verwaister Innenstädte bemüht, während man Stadtteilzentren und Begegnungsstätten eröffnet, tolle Programme und Ideen entwickeln, steppt hier ganz einfach der Bär. Es reicht offenbar, ein traditionelles Backhaus zu betreiben (wie es hier sowieso in... mehr lesen
Backhaus Bieringen
Backhaus Bieringen€-€€€Cafe, Ausflugsziel+49 7472 7171Neckartalstraße 2, 72108 Rottenburg am Neckar
4.0 stars -
"Beliebter Hotspot im Neckartal" MinitarMan mag es kaum fassen, dass sich das Backhaus in Bieringen am Neckar (offiziell ein Teilort von Rottenburg – die Einheimischen würden das aber bestimmt nicht so sehen) zu einem derartigen Hotspot entwickelt hat. Während man sich andernorts verzweifelt um eine „Neue Mitte“ oder um eine Wiederbelebung verwaister Innenstädte bemüht, während man Stadtteilzentren und Begegnungsstätten eröffnet, tolle Programme und Ideen entwickeln, steppt hier ganz einfach der Bär. Es reicht offenbar, ein traditionelles Backhaus zu betreiben (wie es hier sowieso in
Besucht am 31.05.20231 Personen
Rechnungsbetrag: 12 EUR
Also, so ganz habe ich die Geschichte über den Seepark Janssen im niederrheinischen Geldern nicht verstanden. Offenbar hat sich in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts die Familie Janssen um Latifundien am hiesigen Rayerssee bemüht und tatsächlich die Zusage erhalten, ein grosses Spa-Hotel mit umfangreichem Wellness-Bereich und Gastronomie zu erbauen und zu eröffnen – und das tatsächlich inmitten eines Naturschutzgebietes. So erzählen es mir auf jeden Fall die beiden Local Guides, mit denen ich mich auf den gepflegten, stilvollen Terrassen des See Parks an einem lauen Abend Ende Mai treffe. Alles scheint zu stimmen: das Wetter, der schön kuratierte Blick auf den See, die ansprechend gestalteten Gartenanlagen. Fast ein bisschen zu perfekt.
Auch wenn ich gerade in einem anderen Hotel logiere, merke ich mir schon mal die hiesige Location für etwaige zukünftige Aufenthalte vor. Ausreichend kostenlose Parkplätze für Hausgäste und ein ruhiger Ort mitten in der Natur sind nicht zu unterschätzende Pluspunkte. Das Restaurant gibt sich gediegen bis modern, mit gehobener Küche und einem hellen, luftigen, lichtdurchflutenden Ambiente. Gegessen habe ich zwar schon, aber ein kurzer Blick auf die Speisekarte ist immer inspirierend. Tja, wer kann sich unter einer Blutwurstkrokette mit mariniertem Staudensellerie schon etwas vorstellen? Oder unter einer veganen Garnele? Oder unter einer Linsen-Lasagne mit Kokosschaum? Klingt alles sehr innovativ und wäre einen Versuch wert. Muss allerdings erst mal verschoben werden.
Für´s Erste wird also nur mal getrunken. Mein Hang zu einem Weinschorle klingt allerdings allzu profan angesichts der beeindruckenden Getränkekarte und dem sehr distinguiert agierenden Barkeeper. Ich ahne: hier ist man anderes gewöhnt. Immerhin erhalte ich das Schorle sortenrein von einem mineralischen Grauburgunder. Für 6 Euro das 0,2-Liter-Glas auch nicht unbedingt ein Schnäppchen. Gäste am Nebentisch, die nach Crushed Ice zum Weisswein verlangen, erhalten übrigens ziemlich vernichtende Blicke. Man wahrt also schon einen gewissen Stil! Es muss allerdings nicht immer ein Rhasecco sein – eine erstmals hier entdeckte Kreation mit einem Rhabarbersaft vom inzwischen überregional bekannten niederrheinischen Saftimperium Nahmen.
Ein bisschen steif und unterkühlt wirkt auf mich der Service schon, aber das gehört offenbar zum hiesigen Stil, wie mir meine Local Guides versichern. Möglicherweise ist man auch einfach ein bisschen vergrätzt darüber, dass nichts Habhaftes konsumiert, sondern nur getrunken wird. Wir bleiben aufgrund des schönen Ausblicks so lange sitzen, dass ich glatt noch mal ein zweites Weissweinschorle bestelle. Da die Bar bis nachts um 2 Uhr geöffnet hat (die Küche allerdings nur bis 21 Uhr 30) ist also keine Eile geboten. Die Zahl der Gäste lichtet sich, da der Abend doch so langsam kühl wird.
Positiv anmerken möchte ich noch das propere, adrette, herausgeputzte Interieur und die überzeugende Sauberkeit, auf die an allen Orten sehr viel Wert gelegt wird. Leider bin ich das Gefühl einer perfekten Inszenierung nicht losgeworden – bis hin zum künstlich gestalteten Baggersee. Ein bisschen wirkte die Gesamtinstallation auf mich wie ein Ferien-Resort. Dazu passt auch der Umstand, dass das Gelände direkt an einen Golfplatz grenzt. Sicherlich alles in allem ein erlesener Ort für einen festlichen Anlass oder ein gepflegtes Tête-à-Tête.
Also, so ganz habe ich die Geschichte über den Seepark Janssen im niederrheinischen Geldern nicht verstanden. Offenbar hat sich in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts die Familie Janssen um Latifundien am hiesigen Rayerssee bemüht und tatsächlich die Zusage erhalten, ein grosses Spa-Hotel mit umfangreichem Wellness-Bereich und Gastronomie zu erbauen und zu eröffnen – und das tatsächlich inmitten eines Naturschutzgebietes. So erzählen es mir auf jeden Fall die beiden Local Guides, mit denen ich mich auf den gepflegten, stilvollen Terrassen... mehr lesen
Restaurant See Park Terrassen
Restaurant See Park Terrassen€-€€€Restaurant, Catering, Partyservice028319290Danziger Straße 5, 47608 Geldern
4.0 stars -
"Haus am See" MinitarAlso, so ganz habe ich die Geschichte über den Seepark Janssen im niederrheinischen Geldern nicht verstanden. Offenbar hat sich in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts die Familie Janssen um Latifundien am hiesigen Rayerssee bemüht und tatsächlich die Zusage erhalten, ein grosses Spa-Hotel mit umfangreichem Wellness-Bereich und Gastronomie zu erbauen und zu eröffnen – und das tatsächlich inmitten eines Naturschutzgebietes. So erzählen es mir auf jeden Fall die beiden Local Guides, mit denen ich mich auf den gepflegten, stilvollen Terrassen
Besucht am 02.06.20231 Personen
Rechnungsbetrag: 21 EUR
Seit ich vor 15 Jahren während einer grossen Familienfeier zu Gast im Baerlaghof war, wollte ich immer noch einmal wiederkommen – zu schön liegt das idyllische Anwesen am Niederrhein zwischen Issum, Alpen und Kamp-Lintfort. Die Location ist vor allem aus zweierlei Gründen ausserordentlich beliebt: zur Ausrichtung von grösseren Feierlichkeiten (von der Taufe über Konfirmation bis zum Geburtstag, von der Hochzeit bis zum Jubiläum) und als Rast und Einkehrmöglichkeit während einer Fahrradtour oder Wanderung durch das angrenzende Waldgebiet („die Leucht“), am liebsten verbunden mit Kaffee-und-Kuchen-Verzehr. Doch dazu später noch mehr.
In den letzten Jahren fanden auch hier Erneuerungen und Verschönerungen statt, doch das beeindruckende Ambiente ist geblieben. Der rustikale, urige Bauernhof mit Klinkerfassade beherbergt Café und Restaurant und ist von einem prächtigen, mit Kies ausgelegten Biergarten umgeben. Dort sitzt man sehr kommod auf Holzmöbeln, umgeben von viel Grün. Ich habe das Glück, nach einer langen Regenzeit Anfang Juni gerade zum ersten Frühsommerhoch einzutreffen, das allerdings auch von einer wahren Fahrradfahrerinvasion begleitet wird. Glücklicherweise ist der Service sowohl gut besetzt als auch gut bei Laune und voll auf Draht. Den rheinischen Umgangston muss man allerdings mögen.
Auch beim regionaltypischen Speisenangebot kriegt der süddeutsch sozialisierte Kulinariker grosse Augen: so gibt es Grünkohl mit allerlei Schweinereien, Pfannkuchen mit Mettwurst, Rübenkraut, Flöns. Aber auch durchaus Bekanntes wie Zanderfilet, Bauernschmaus und Rindergulasch. Letzteres wahlweise mit Bratkartoffeln oder Spätzle (!), die ich tatsächlich gerne probiert hätte, wenn die Gesamtportion nicht so gross wäre. Ich erhasche einen Blick auf den Teller am Nebentisch und orientiere mich dann lieber um. Doch auch der gewählte Leberkäse mit Bratkartoffeln und Spiegelei (15,80 Euro) kommt deftig daher und würde sicherlich jeden strammen Wanderer satt machen. Zwei dicke, knusprig angebratene Scheiben Leberkäse werden von zwei Spiegeleiern gekrönt – dazu jede Menge röscher, würziger, mit Speck und Zwiebelchen verfeinerter Bratkartoffeln, die hier tatsächlich so gut wie nirgendwo schmecken. Das muss selbst der Spätzleschwoab zugeben… Liegt aber wahrscheinlich an den Basiszutaten. Hier in der Gegend gedeihen die Kartoffeln einfach besser als im lehmigen Boden meiner Heimat. Dazu passt das alkoholfreie Weizen (der halbe Liter für 5,30 Euro) ganz hervorragend.
Nun aber zu den hiesigen hausgemachten Kuchen und Torten, die offenbar weithin bekannt sind und geradezu Kultstatus haben. Ist zwar nicht mein Fachgebiet und ich kann nur vom reinen Augenschein her berichten. 4,70 Euro pro Stück erscheint nicht gerade günstig, doch was ich zu Gesicht bekomme, wirkt mächtig, üppig, sahnig und ziemlich hochkalorisch. Ich kann mich erinnern, dass beim Tantengeburtstag in den Nullerjahren die angeheiratete Verwandtschaft ganz aus dem Häuschen war. Damals habe ich beim Süssen ganz gestreikt – heutzutage würde ich höchstens zu einem mit Calvados flambierten Pfannkuchen greifen (der aber laut Karte so teuer wäre wie mein herzhaftes Hauptgericht – daher eher indiskutabel).
Alles in allem hat mich das lang erhoffte Wiedersehen mit dem Baerlaghof sehr beglückt. Hier trifft man auf Gäste aller Altersklassen und kommt mit den Einheimischen rasch und unkompliziert ins Gespräch (der eine oder andere Ausflugs- und Gastrotipp inklusive). Schade nur, dass man vor Ort nicht übernachten kann. Das Gehöft liegt etwas abseits und der grosszügige Parkplatz zeugt davon, dass doch noch viele Gäste mit dem PKW anreisen. Eine Bushaltestelle in der Nähe habe ich leider nicht entdeckt. Wer jedoch mal in der Gegend sein sollte, dem sei ein Abstecher an diesen schönen Ort anempfohlen. Ach, und noch ein kleiner Tipp hinterher: im hiesigen Sandboden gedeihen nicht nur die Kartoffeln, sondern auch der Spargel ganz prächtig. Den hat der Baerlaghof in verschiedenen Varianten natürlich auch auf seiner Karte.
Seit ich vor 15 Jahren während einer grossen Familienfeier zu Gast im Baerlaghof war, wollte ich immer noch einmal wiederkommen – zu schön liegt das idyllische Anwesen am Niederrhein zwischen Issum, Alpen und Kamp-Lintfort. Die Location ist vor allem aus zweierlei Gründen ausserordentlich beliebt: zur Ausrichtung von grösseren Feierlichkeiten (von der Taufe über Konfirmation bis zum Geburtstag, von der Hochzeit bis zum Jubiläum) und als Rast und Einkehrmöglichkeit während einer Fahrradtour oder Wanderung durch das angrenzende Waldgebiet („die Leucht“), am... mehr lesen
4.5 stars -
"Ausflugstipp am Niederrhein" MinitarSeit ich vor 15 Jahren während einer grossen Familienfeier zu Gast im Baerlaghof war, wollte ich immer noch einmal wiederkommen – zu schön liegt das idyllische Anwesen am Niederrhein zwischen Issum, Alpen und Kamp-Lintfort. Die Location ist vor allem aus zweierlei Gründen ausserordentlich beliebt: zur Ausrichtung von grösseren Feierlichkeiten (von der Taufe über Konfirmation bis zum Geburtstag, von der Hochzeit bis zum Jubiläum) und als Rast und Einkehrmöglichkeit während einer Fahrradtour oder Wanderung durch das angrenzende Waldgebiet („die Leucht“), am
Besucht am 20.05.20231 Personen
Rechnungsbetrag: 3 EUR
In unserem Stuttgarter Stadtmagazin gibt’s die bemerkenswerte Rubrik „Schräggastro“, unter der man meinen Besuch im Marbach Monami durchaus abhandeln könnte. Dabei stand hinter meinem Abstecher in diese Parallelwelt gar keine besondere Absicht – ich wurde eher vom Zufall und den Umständen getrieben. Das Lokal liegt recht malerisch in der Marbacher Marktstrasse, direkt neben dem sehr beliebten Spanier und gegenüber zweier weiterer Restaurants. Hier scheint sich eine verdichtete Gastrozeile anzubahnen. Wenngleich mit einer gewissen Schieflage…
An einem Samstagabend im Mai, bei allerbestem Frühsommerwetter, zieht es sämtliche Touristen und Anwohner nach draussen. Nach einem zünftigen Vesper verspüre auch ich noch vage Lust auf einen Sundowner. Allerdings hätte das etwas früher geplant werden müssen, denn in meinem bevorzugten Lokal sind bereits alle Tische im Aussenbereich belegt oder reserviert. Und drinnen zu sitzen, hätte jetzt absolut keinen Spass gemacht.
Nur ein paar Meter weiter lockt das Monami mit vielen unbesetzten Tischen vor einer einladenden Fassade, an der die Weinreben emporranken (hier gerne „Semsakrebsler“ genannt). In der hiesigen Marktstrasse und den darunter liegenden drei Bereichen der Holdergasse waren einst viele Bauern und Winzer beheimatet, was man noch heute den malerischen Gebäuden ansieht. Die Türe das Lokals steht offen, hinter den Scheiben brennt Licht, ich höre Stimmen – also ist Betrieb zu erwarten, vermutlich eine Weinstube unter familiärer Ägide, wie ich vermute. Hoffnungsfroh setzte ich mich an einen der Tische und warte auf den Service. Nichts passiert. Nach einiger Zeit gehe ich rein. Der Innenraum sieht sehr nach Beiz aus: eine Theke, ein paar verwaiste Tische, im Hinterraum ein Daddelautomat. Der Mann hinter der Theke zuckt zusammen, als er mich sieht. Vielleicht hat auswärtige Kundschaft hier Seltenheitswert und es ist eher der Wirtschaftskontrolldienst zu erwarten? Vielleicht steppt hier erst am späten Abend der Bär und ich bin noch viel zu früh dran? Ich entschuldige mich und frage nach, ob draussen etwas getrunken werden kann. Das wird klar bejaht. Na, also!
Umgehend wird mein bestelltes Rotweinschorle (3,00 Euro) an den Tisch gebracht. Alles bestens, alles proper, alles zu meiner Zufriedenheit. Es scheint nicht mal der befürchtete Trollinger verwendet worden zu sein. Zum Bezahlen gehe ich wieder rein an die Theke. Ein Beleg wird mir nicht ausgehändigt und ich verzichte auch darauf, nachzufragen. Wer lediglich mal etwas trinken möchte, ist mit dem Monami gar nicht mal schlecht beraten (Speisen sind allerdings eher nicht zu erwarten). Für mich zählten Ruhe, günstige Preise, ein netter Aussenbereich. Und wenn man den Lokalnamen etwas variiert und „Mon Ami“ ausspricht, steht der Besuch auch gleich noch unter einem anderen Stern.
PS. Auch für diese Location gilt: glücklich, wer zu Fuss, per pedes oder mit Öffis unterwegs ist. Allen anderen (motorisierten) Gästen sei sonst das Parkhaus am Graben anempfohlen, das nur wenige Gehminuten entfernt liegt. Und auch die derzeit noch wenig schmeichelhaften Ausblicke auf Baumaschinen, Rohre, Pflastersteine und Schotter, die mit der aktuellen Innenstadtsanierung einhergehen, sollte man sich einfach wegdenken. Bis zum Jahresende 2023 soll alles behoben sein.
In unserem Stuttgarter Stadtmagazin gibt’s die bemerkenswerte Rubrik „Schräggastro“, unter der man meinen Besuch im Marbach Monami durchaus abhandeln könnte. Dabei stand hinter meinem Abstecher in diese Parallelwelt gar keine besondere Absicht – ich wurde eher vom Zufall und den Umständen getrieben. Das Lokal liegt recht malerisch in der Marbacher Marktstrasse, direkt neben dem sehr beliebten Spanier und gegenüber zweier weiterer Restaurants. Hier scheint sich eine verdichtete Gastrozeile anzubahnen. Wenngleich mit einer gewissen Schieflage…
An einem Samstagabend im Mai, bei... mehr lesen
Bistro Monami
Bistro Monami€-€€€Bistro, Bar, PubMarktstraße 56, 71672 Marbach am Neckar
2.5 stars -
"Schräggastro unter Weinreben" MinitarIn unserem Stuttgarter Stadtmagazin gibt’s die bemerkenswerte Rubrik „Schräggastro“, unter der man meinen Besuch im Marbach Monami durchaus abhandeln könnte. Dabei stand hinter meinem Abstecher in diese Parallelwelt gar keine besondere Absicht – ich wurde eher vom Zufall und den Umständen getrieben. Das Lokal liegt recht malerisch in der Marbacher Marktstrasse, direkt neben dem sehr beliebten Spanier und gegenüber zweier weiterer Restaurants. Hier scheint sich eine verdichtete Gastrozeile anzubahnen. Wenngleich mit einer gewissen Schieflage…
An einem Samstagabend im Mai, bei
Besucht am 21.05.20232 Personen
Rechnungsbetrag: 12 EUR
Nachdem wir Joscha Dippon vom Schlossgut Hohenbeilstein in diesem Winter bei einer Veranstaltung in Marbach kennenlernen durften, stand der Entschluss fest, das Weingut bei nächster Gelegenheit zu besuchen. Das Gut liegt sehr malerisch im Bottwartal etwas unterhalb des Schlosses und neben der Magdalenenkirche. Natürlich mit wunderbarem, einzigartigem Ausblick! Der Familienbetrieb hat sich dem Bio-Weinbau verschrieben und betreibt seit 1994 kontrolliert ökologischen Anbau. Zahlreiche Preise belegen den Erfolg.
Doch auf dem Schlossgut kann nicht nur getrunken werden. Zahlreiche Events und Veranstaltungen locken zur Einkehr in den Schlosspark oder den Eventraum: Weinproben, Lesungen, Weinwanderungen, Barbecue. Zu den Weinen werden dann auch kulinarische, meist regionale Leckereien gereicht. 2020 wurde der ehemalige Weinkeller zu einem schicken, modernen Eventraum ausgebaut, sehr ansprechend möbliert und bestens ausgestattet. Bis hin zu den recht stylishen Toiletten.
Unser Besuch an einem sonnigen Maiwochenende steht unter einem guten Stern und dem Motto „Wein, Wandern und Genuss“. Bei bestem Wetter mag keiner im Eventraum sitzen und alle nutzen die am Schlosspark aufgestellten Tische und Bänke. Der hiesige Wein kann in Flaschen oder glasweise geordert werden, wobei der überaus freundliche und fachkundige Service hinter der Theke gerne beratend zur Seite steht und Empfehlungen aussprechen kann. Unsere Favoriten stehen aber bereits fest: der blumige, leichte Weissburgunder und ein Johanniter, der man sonst eher selten angeboten bekommt. Interessant und nicht alltäglich auch der PIWI-Muscaris, der an Trockenobst erinnert. Wenn nicht noch eine Wanderung anstünde, könnte man im hiesigen Ambiente glatt für längere Zeit stranden. Der Service glänzt durch Freundlichkeit, Fröhlichkeit, Zugewandtheit und Offenheit – hier scheinen alle an einem Strang zu ziehen und eine gemeinsame Vision zu haben.
Zu den kulinarischen Köstlichkeiten, die an diesem Tag angeboten werden, gehören unter anderem selbstgemachte Flammkuchenvariationen aus dem eigenen Backhäusle, Käsehäppchen, Oliven. Alles tapasmässig auch zum Teilen innerhalb einer Gruppe geeignet, was gerne so genutzt wird. Es herrscht Selbstbedienung, doch alle Stationen und Angebote sind gut ausgeschildert und ausgewiesen. Belege bekommen wir nirgendwo - danach zu fragen, wäre am heutigen, umtriebigen Tage wohl auch eine Zumutung. Im Rahmen der Veranstaltung werden auch Auftritte eines Poetry-Slammers geboten („gut eingelagerte Bühnentexte, frisch vom Boden seines Weinglases gelesen.“) Eine schöne Kombination von Kultur und Genuss.
Das Schlossgut ist steil am Hang gelegen, so dass zur Erklimmung eine gewisse körperliche Konstitution erforderlich ist. Von Barrierefreiheit kann also leider keine Rede sein. Wer jedoch schon mal in den Wanderschuhen steckt, kann auch den angrenzenden Weinlehrpfad besuchen, der vom Seniorchef Hartmann Dippon angelegt wurde. Wer sich allzu sehr in die Weine und die Bottwartaler Landschaft verliebt hat, kann sogar eine Rebstock-Patenschaft eingehen und zum jährlichen Patentreffen wiederkehren.
Nachdem wir Joscha Dippon vom Schlossgut Hohenbeilstein in diesem Winter bei einer Veranstaltung in Marbach kennenlernen durften, stand der Entschluss fest, das Weingut bei nächster Gelegenheit zu besuchen. Das Gut liegt sehr malerisch im Bottwartal etwas unterhalb des Schlosses und neben der Magdalenenkirche. Natürlich mit wunderbarem, einzigartigem Ausblick! Der Familienbetrieb hat sich dem Bio-Weinbau verschrieben und betreibt seit 1994 kontrolliert ökologischen Anbau. Zahlreiche Preise belegen den Erfolg.
Doch auf dem Schlossgut kann nicht nur getrunken werden. Zahlreiche Events und... mehr lesen
4.5 stars -
"Genuss hoch überm Bottwartal" MinitarNachdem wir Joscha Dippon vom Schlossgut Hohenbeilstein in diesem Winter bei einer Veranstaltung in Marbach kennenlernen durften, stand der Entschluss fest, das Weingut bei nächster Gelegenheit zu besuchen. Das Gut liegt sehr malerisch im Bottwartal etwas unterhalb des Schlosses und neben der Magdalenenkirche. Natürlich mit wunderbarem, einzigartigem Ausblick! Der Familienbetrieb hat sich dem Bio-Weinbau verschrieben und betreibt seit 1994 kontrolliert ökologischen Anbau. Zahlreiche Preise belegen den Erfolg.
Doch auf dem Schlossgut kann nicht nur getrunken werden. Zahlreiche Events und
Besucht am 21.05.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 46 EUR
Als der ursprünglich aus Leon stammende Martin Alvarez Garcia vor weniger als einem Jahr das Mucho Gusto in Marbach eröffnet hat, war er zuvor lange auf der Suche nach einem geeigneten Objekt in Stuttgart. Na klar, das betuliche schwäbische Örtchen lässt an Friedrich Schiller, Trollinger Schoppenwein und bräsige Behaglichkeit denken – und weniger an Paella, Aioli und Pacharan. Vom Schwaben ist ausserdem bekannt, dass er sein Viertele am liebsten daheim trinkt. Und würden die auswärtigen Touristen in der Stadt am Neckar nicht eher nach Spätzle und Zwiebelrostbraten verlangen? Martin Alvarez hat den Schritt trotzdem gewagt – und offenbar gewonnen.
Die Location in der Marbacher Marktstrasse ist uns von früheren Aufenthalten bekannt, als hier noch das Gästehaus Glock residierte. Die Lage ist bestens, kaum zu toppen, derzeit allerdings von wenig rühmlichen Bauarbeiten zur Innenstadtsanierung ziemlich getrübt. Dass wir während unseres viertägigen Aufenthaltes in der Region gleich zwei Mal ins Mucho Gusto einkehren, scheint schon eindeutig für das Lokal zu sprechen. Grosszügig fassen wir jetzt mal beide Besuche zusammen, auch wenn wir als Nachweis nur einen Beleg hochladen.
Das Mucho Gusto lockt mit Tapas und Vinos (worunter sich wohl jeder etwas vorstellen kann), aber auch Pinchos (die mir bislang unbekannt waren). Die umfangreiche Karte bietet zum Beispiel Empanadas, Tortilla, Gambas, Boquerones, Patatas Bravas, Chorizo, Suppen, Salate, gemischte Platten für Zwei. Dazu wechselnde Mittagsgerichte und eine aktuelle Spargelkarte (die aber offenbar kaum einer wertschätzt). Wir sind ein Mal zu Mittag und ein Mal am Abend zu Gast – mit wechselnden Erlebnissen zur Klientel, zum Service, zum Gesamtfeeling. Tagsüber wird das Lokal auch von Familien und Mittagspäuslern mit wenig Zeit frequentiert – abends steppt der Bär, vor allem im Aussenbereich, wo sich sämtliche Touris der Gegend einzufinden scheinen. Eine Tischreservierung ist hier unabdingbar.
Der Chef bedient selbst, mit Würde, Stil, Haltung und Kenntnisreichtum. Gerne gibt er Auskunft, berät und gibt Empfehlungen. Hinzu kommt ein überraschend grosses Mitarbeiterteam – und das in Zeiten des Personalmangels allerorten. Chapeau! Wir probieren unter anderem: Calamares fritos (10,00 Euro), einen Salat mit Kichererbsen und Champignons (12,00 Euro), Tortilla (6,00 Euro), eine klassische Paella (19,00 Euro) und eine vegetarische, aber nicht minder schmackhaftere Variante davon (12,00 Euro). Wenn die Zubereitung etwas länger dauern sollte, werden wir schon im vornherein darauf hingewiesen. Als Gruss aus der Küche wird aber immer erst mal Aioli (mal hausgemacht und knofelig, mal eher convenience-mässig) mit Brot serviert. Und bei Bedarf noch mal nachgelegt. Es schmeckt uns alles, allerdings hätten einige Speisen mehr Würze, Pfiff und Olivenöl vertragen. Die Tortilla ist etwas zu trocken geraten, der Salat ein klein bisschen eintönig. Auch am Nebentisch wird nach Salz verlangt. Hier dürfte der Koch in Zukunft ruhig etwas mutiger agieren.
Neben der ansprechenden Weinauswahl von sowohl spanischen als auch regionalen Weinen (darauf legt der Chef grossen Wert) glänzt das aktuelle Getränkeangebot mit einer Besonderheit: einem Bier der lokalen Salzscheuer Brauerei, das der inzwischen 85jährige Dieter Baader in der hiesigen Holdergasse braut. Es wird im Mucho Gusto für begrenzte Zeit vom Fass oder aus der Bügelflasche angeboten. Zum Abschluss noch einen leckeren Cortado (3,50 Euro) und einen Pacharan aufs Haus. Es wird wirklich alles zur Zufriedenheit der Gäste getan.
Der grosszügige Innenraum kann das Ambiente der Vorgängereinrichtung nicht leugnen, das jedoch durch eine neue Farbgebung und viele spanische Akzente aufgepimpt wird. Bei gutem Wetter (das wir glücklicherweise erlebt haben) sind die Tische im Aussenbereich heiss begehrt und sollten unbedingt rechtzeitig reserviert werden. Der Service ist ausserordentlich bemüht und fragt fast etwas zu oft nach, ob alles ok sei. Tja, was sollen wir sagen? Mucho gusto.
Als der ursprünglich aus Leon stammende Martin Alvarez Garcia vor weniger als einem Jahr das Mucho Gusto in Marbach eröffnet hat, war er zuvor lange auf der Suche nach einem geeigneten Objekt in Stuttgart. Na klar, das betuliche schwäbische Örtchen lässt an Friedrich Schiller, Trollinger Schoppenwein und bräsige Behaglichkeit denken – und weniger an Paella, Aioli und Pacharan. Vom Schwaben ist ausserdem bekannt, dass er sein Viertele am liebsten daheim trinkt. Und würden die auswärtigen Touristen in der Stadt am... mehr lesen
Mucho Gusto
Mucho Gusto€-€€€Restaurant+ 49 7144 1309507Marktstraße 48, 71672 Marbach am Neckar
4.5 stars -
"Auf eine Chorizo mit Don Carlos" MinitarAls der ursprünglich aus Leon stammende Martin Alvarez Garcia vor weniger als einem Jahr das Mucho Gusto in Marbach eröffnet hat, war er zuvor lange auf der Suche nach einem geeigneten Objekt in Stuttgart. Na klar, das betuliche schwäbische Örtchen lässt an Friedrich Schiller, Trollinger Schoppenwein und bräsige Behaglichkeit denken – und weniger an Paella, Aioli und Pacharan. Vom Schwaben ist ausserdem bekannt, dass er sein Viertele am liebsten daheim trinkt. Und würden die auswärtigen Touristen in der Stadt am
Besucht am 22.05.20232 Personen
Rechnungsbetrag: 380 EUR
In der Schillerstadt Marbach am Neckar liegt der Bären in erstklassiger 1a-Lage, mitten am Marktplatz und direkt neben dem Rathaus. Hier schlendert man normalerweise durch die Fussgängerzone, zum Beispiel vom Bahnhof zur Schillerhöhe oder vom Heinlinschen Hof bis zum Oberen Torturm. Das imposante mehrstöckige Gebäude beherbergt im Erdgeschoss die traditionelle Metzgerei, daneben und darüber Gasträume und in der 2. Etage die Hotelzimmer. Unter der Ägide der Familie Ellinger-Kugler-Pfannkuch wird das gesamte Ensemble ungeheuer engagiert, ambitioniert, mit sichtlicher Freude und grossem Tatendrang geführt, mit so viel Verve und Elan, dass man sich als Gast mehr als willkommen fühlt. Und allzu gerne wiederkommt.
Entdeckt haben wir den Bären bereits im vergangenen Winter, um nun bei bestem Frühsommerwetter zurückzukehren. Die vom „Feinschmecker“ ausgezeichnete Metzgerei bietet beste Produkte vom Schwäbisch-Hallischen Landschwein oder dem Boeuf de Hohenlohe, aber auch Käse der Dorfkäserei Geifertshofen, selbst kreierte vegane „Leberwurst“ aus Linsen, auch Suppen, Wildragout, Geschnetzeltes, Maultaschen etc. pp. Die Bärenwirtschaft ist zur Zeit nur an ausgewählten Tagen geöffnet und bietet „Frühstückstreff mit Kaffeeklatsch und Vesperrunde“. Vom kreativen, erfindungsreichen Können der Bärenbetreiber, von der Liebe zum Detail kann man sich jedoch jeden Morgen am Frühstücksbüffet überzeugen. Neben Erzeugnissen der eigenen Metzgerei findet man hier auch ein selbstgemachtes Birchermüsli (von dem man sich am liebsten was abfüllen würde), Marmeladen und Brotaufstriche aus hiesiger Produktion, ganz besondere Frischkäsevariationen (z.B. mit karamellisierten Nüssen), Kuchen, frisches Obst, allerlei Saaten, Körner und Trockenobst – und was sonst noch so dazu passt. Alles wundervoll drapiert und angerichtet und beschriftet und teilweise in kleine Gläschen abgefüllt. Dazu Kaffee(spezialitäten) oder Tee nach Wunsch.
Dem holzgetäfelten Gastraum sieht man noch die früheren Zeiten an und staunt über die gelungene Melange von Alt und Neu, von verschiedenen Materialien, Farbtönen, Dekoren, Oberflächen. Man sitzt auf alten Holzstühlen oder neu gepolsterten Bänken, lässt sich verwöhnen und umsorgen, so als ob man bei der Verwandtschaft zu Besuch wäre. So viel Herzlichkeit und Zugewandtheit erlebt man sonst nur selten. Bei unserem letzten Besuch scheinen alle 12 Gästezimmer belegt zu sein. Von Paaren, Einzelreisenden, Wander- und Fahrradgruppen, Kulturtouristen. Barrierefrei ist ein Haus von diesem Alter und mit dieser Historie natürlich nicht – selbst wer sich nur in den unteren Räumlichkeiten aufhält, braucht eine gewisse Beweglichkeit. Je weiter man nach oben kommt, desto interessanter wird es. Und nicht nur, weil die schiefen, ausgetretenen Stufen der Holztreppe so herrlich knarzen. Unterwegs findet man einen Korb mit Äpfeln zum Mitnehmen, zahlreiches Prospekt- und Kartenmaterial, Zeitungsausschnitte und Anregungen zur Freizeitgestaltung. Wer einen Ausflug unternimmt, kann sich in der Metzgerei natürlich ein Vesper zurecht machen lassen. Jetzt im Mai ist die grobe Widbratwurst zu empfehlen.
Mit dem Auto vorfahren kann man zum Bären leider nicht, deswegen ist das sehr nahegelegene Parkhaus am Graben (Parken in den oberen Etagen für 20 Stunden kostenlos) sehr zu empfehlen. Oder man reist stilvoll mit dem Schiff an und kommt von der Anlegestelle am Neckar hier hoch. Leider ist die Marbacher Fussgängerzone samt Marktplatz aufgrund umfangreicher Sanierungsarbeiten derzeit ziemlich verschandelt. Bis Ende 2023 soll aber das neue Pflaster verlegt sein, so dass zukünftige Gäste hoffentlich sehr kommod zum Bären schlendern können. Dort gibt es übrigens auch eine Fahrradgarage (nach dem Motto: erst Rathaus, dann Radhaus).
Den Bären können wir aufgrund der absolut hochwertigen Produkte, dem reizvollen Ambiente, dem liebevoll gestalteten Interieur und natürlich der offenen Freundlichkeit und Zugewandtheit der Inhaberfamilie uneingeschränkt empfehlen.
In der Schillerstadt Marbach am Neckar liegt der Bären in erstklassiger 1a-Lage, mitten am Marktplatz und direkt neben dem Rathaus. Hier schlendert man normalerweise durch die Fussgängerzone, zum Beispiel vom Bahnhof zur Schillerhöhe oder vom Heinlinschen Hof bis zum Oberen Torturm. Das imposante mehrstöckige Gebäude beherbergt im Erdgeschoss die traditionelle Metzgerei, daneben und darüber Gasträume und in der 2. Etage die Hotelzimmer. Unter der Ägide der Familie Ellinger-Kugler-Pfannkuch wird das gesamte Ensemble ungeheuer engagiert, ambitioniert, mit sichtlicher Freude und grossem... mehr lesen
Wirtschaft im Hotel Bären
Wirtschaft im Hotel Bären€-€€€Gasthaus, Hotel071445455Marktstraße 21, 71672 Marbach am Neckar
5.0 stars -
"Frühstückstreff mit Kaffeeklatsch und Vesperrunde" MinitarIn der Schillerstadt Marbach am Neckar liegt der Bären in erstklassiger 1a-Lage, mitten am Marktplatz und direkt neben dem Rathaus. Hier schlendert man normalerweise durch die Fussgängerzone, zum Beispiel vom Bahnhof zur Schillerhöhe oder vom Heinlinschen Hof bis zum Oberen Torturm. Das imposante mehrstöckige Gebäude beherbergt im Erdgeschoss die traditionelle Metzgerei, daneben und darüber Gasträume und in der 2. Etage die Hotelzimmer. Unter der Ägide der Familie Ellinger-Kugler-Pfannkuch wird das gesamte Ensemble ungeheuer engagiert, ambitioniert, mit sichtlicher Freude und grossem
Besucht am 13.05.20231 Personen
Rechnungsbetrag: 8 EUR
Gut 12 Jahre lang hat im Erdgeschoss des Stuttgarter Literaturhauses das Vinum residiert und leider nicht immer für Begeisterung gesorgt. Das Stammpublikum wurde umgarnt und hofiert – andere Gäste schon mal ignoriert. Da brauchte man einen langen Atem, um seine Bestellung an den Mann zu bringen oder überhaupt beachtet zu werden. Die Coronazeit hatte hier allerdings auch etwas Gutes und hat offenbar zu einem Betreiberwechsel geführt. Die erzwungenen Schliessungszeiten wurden auf jeden Fall gut für Erneuerungen und auch umfassende Renovierungen genutzt. Seit Sommer 2022 ist das Lokal wieder geöffnet.
Der Standort ist unschlagbar. Sowohl das Literaturhaus als auch die direkt gegenüber liegende Liederhalle und das nahe Kino sorgen mit schöner Regelmässigkeit für Kundschaft. Auch für solche, die durchaus bereit ist, für ein gepflegtes Abendessen oder einen schönen Rotwein etwas mehr zu zahlen. Eine grosszügige Parkgarage liegt gegenüber, unterhalb der Liederhalle. Zwei Stadtbahnhaltestellen können in zwei Minuten Fussweg erreicht werden, selbst die S-Bahn-Haltestelle Stadtmitte ist nicht allzu weit entfernt.
Das ehemalige Vinum hat sich nun also ins Roberts (glücklicherweise ohne Deppen-Apostroph, denn sonst hätten die darüber residierenden Literaten bestimmt ein Veto eingelegt) verwandelt. Robert nach Robert Bosch, dem Namenspatron des ganzen hiesigen Areals. In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts standen hier Werkstätten und Fabriken. Inwieweit sich das Roberts als italienisches Speiselokal etablieren konnte, lässt sich leider noch nicht sagen. Bislang wurde ich nur einer kleinen Mittagskarte ansichtig, doch die wirkt attraktiv und könnte mir gefallen. Mein erster Besuch fand gleich zu einer Ausnahmesituation statt, nämlich während des diesjährigen „Blütenrausches“, des Marktes der unabhängigen Verlage. Dafür wurde auch das Roberts vereinnahmt, so dass zwischen Ausstellungsflächen und Vortragspodium nicht mehr das komplette Lokal und vor allem nicht die sonst übliche Karte zur Verfügung stand. Einen guten Einblick konnte man jedoch in die neue Möblierung, das wohlige Ambiente und den überaus gewandten, zuvorkommenden, kundenorientierten Service gewinnen.
Während das Vinum auf dunkles Holz und weisse Tischdecken gesetzt hat, erstrahlt das Roberts in freundlichen Farbtönen, hellem Buchenholz und lachsfarbenen Sitzbezügen mit grünen Kissen. Allein schon der Blick auf die fein illuminierte Bar macht gute Laune. Früher gabs überdimensionierte weisse Porzellanteller – heute dominiert farbig lasiertes Steingut. Bei gutem Wetter (das in diesem Jahr hoffentlich noch eintritt) kann man an zwei Seiten des Lokals sehr kommod im Aussenbereich sitzen.
Am Tag meines Besuches hat man sich bedauerlicherweise mit Getränken und kleinen Snacks zu begnügen. Der Kaffee (3,20 Euro) ist für meine Bedürfnisse leider mengenmässig zu klein, geschmacklich aber voll in Ordnung. Sehr angenehm, dass die Milch in einem dickwandigen Glas dazu gereicht wird. Auch das Weissweinschorle (4,80 Euro), vermutlich vom Pinot Grigio, mundet. Die kleinen, hauptsächlich süssen Snacks (Croissants, Waffeln, Amerikaner) stehen vermutlich nur am heutigen Tag zur Auswahl und bieten natürlich keinerlei Ausblick auf das sonstige Angebot (wie Vitello Tonnato, Spaghetti, Risotto, Pizza). Wer jetzt eine italienische Belegschaft vermutet, scheint jedoch falsch zu liegen. Doch die beiden Herren an der Theke sind den ganzen Samstag über so präsent und aufmerksam zugange, dass es eine wahre Freude ist. Hoffen wir, dass sich diese Haltung bewährt. Auch scheint man grossen Wert auf Sauberkeit und Adrettheit zu legen. Leider unverändert (da architektonisch bedingt) liegen die viel zu engen Toiletten immer noch in einem schlecht zugänglichen Bereich. Mit den örtlichen Gegebenheiten nicht vertraute Gäste rennen regelmässig vom Foyer des Gebäudes aus gegen eine Glaswand. Das hätte aber auch Robert Bosch nicht verhindern können.
Gut 12 Jahre lang hat im Erdgeschoss des Stuttgarter Literaturhauses das Vinum residiert und leider nicht immer für Begeisterung gesorgt. Das Stammpublikum wurde umgarnt und hofiert – andere Gäste schon mal ignoriert. Da brauchte man einen langen Atem, um seine Bestellung an den Mann zu bringen oder überhaupt beachtet zu werden. Die Coronazeit hatte hier allerdings auch etwas Gutes und hat offenbar zu einem Betreiberwechsel geführt. Die erzwungenen Schliessungszeiten wurden auf jeden Fall gut für Erneuerungen und auch umfassende Renovierungen... mehr lesen
Roberts Cucina Italiana
Roberts Cucina Italiana€-€€€Restaurant071150493904Breitscheidstraße 4, 70174 Stuttgart
4.0 stars -
"Unter den Fittichen von Robert Bosch" MinitarGut 12 Jahre lang hat im Erdgeschoss des Stuttgarter Literaturhauses das Vinum residiert und leider nicht immer für Begeisterung gesorgt. Das Stammpublikum wurde umgarnt und hofiert – andere Gäste schon mal ignoriert. Da brauchte man einen langen Atem, um seine Bestellung an den Mann zu bringen oder überhaupt beachtet zu werden. Die Coronazeit hatte hier allerdings auch etwas Gutes und hat offenbar zu einem Betreiberwechsel geführt. Die erzwungenen Schliessungszeiten wurden auf jeden Fall gut für Erneuerungen und auch umfassende Renovierungen
Besucht am 13.05.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 36 EUR
Wer kennt schon die koreanische Küche? Was hat man wohl zu erwarten? Fleisch, Fisch, Gemüse, Reis? Gegrilltes, Eingelegtes, Gesottenes? Kleine Häppchen oder alles in einem Topf? Dem asiatischen Essen nicht abgeneigt und durch einen gewissen Erfahrungsschatz gestärkt, stehen wir dennoch etwas abwartend vor dem Soban im Stuttgarter Westen. Die Breitscheidstrasse (in der ich im letzten Jahrhundert mal gewohnt habe) hat sich in diesem Teil mächtig gemausert und neben vielen Neubauten auch eine kleine, beachtliche Gastrozeile hervorgebracht. Doch von aussen wirkt das Soban (vollkommen zu Unrecht!) wie eine unbedeutende Garküche, ein autochthoner Schnellimbiss, eine bunt bevölkerte Studentenmensa. Die vielen Fragezeichen lassen sich auch nicht vorneweg auflösen, da das Soban über keine Homepage verfügt. Wozu auch? Insider scheinen sowieso zielgerichtet den Weg anzusteuern.
Die einfache, zweckdienliche, eher schmucklose Inneneinrichtung verstärkt das Mensafeeling. An einem Samstag gegen 14 Uhr ist das Lokal gut besucht, doch wir scheinen die einzigen Deutschen zu sein. Glücklicherweise ist ganz hinten noch ein Zweiertisch frei. Der Service arbeitet flink und zielgerichtet, hat sofort alles im Blick, erscheint jedoch niemals gestresst. Ganz schnell bekommen wir die Speisekarte auf den Tisch (nicht mehr ganz taufrisch, aber erstaunlich umfangreich, mit winzigen Bildern illustriert, dazu jedoch etliche Durchstreichungen). Wir haben nicht die geringste Vorstellung, was uns erwartet. Alle Gerichte klingen gleichermassen fremd und unaussprechlich, sind glücklicherweise jedoch mit Nummern versehen. Wir wählen 205 und 306 (ohne Zusatzzahl). Dazu zwei Cola (3,00 Euro), die in Dosen serviert werden. Und ziemlich schnell kommt auch schon das Essen.
Nummer 205 (16,50 Euro) wird in einer grossen metallenen Schüssel als beeindruckender Eintopf serviert. Hauptbestandteil sind hauchdünne Rindfleischscheiben, die sicherlich schon stundenlang vor sich hingeköchelt haben. Dazu Glasnudeln und alles mögliche an Gemüsekleinteilen und Kräutern. Dass dazu noch Reis serviert wird, erscheint uns fast als überflüssig, ist aber vielleicht ein koreanisches Must-Have. Nr. 306 (14,00 Euro) sind hübsch ziselierte, aber leider etwas zähe Tintenfischstreifen, mit allerlei Gemüse, Sesam und natürlich einem grossen Ballen Reis. Zu beiden Gerichten gibt es Kimchi – kleine fermentierte Sächelchen wie Sojasprossen, Gurken, Chinakohl (oder ist es Rettich?). Klingt jetzt alles noch relativ unspektakulär und ist es beim allerersten Bissen auch noch. Aber dann – zosch!! Solch eine Geschmacksexplosion hatten wir nicht erwartet. Nr. 306 ist dermassen scharf, dass man als ungeübter Esser das Gefühl hat, sich komplett aufzulösen. Ein akuter Heuschnupfen ist gar nichts dagegen. Und allen nachfolgenden Gästen sei anempfohlen, die kleine stilisierte Chilischote auf der Speisekarte durchaus ernst zu nehmen. Nr. 205 wiederum entpuppt sich als wahre Salzbombe, nach der man am liebsten die Getränkekarte rauf und runter bestellen würde. Jetzt wird auch der Sinn des dazu servierten Reises klar.
Aber ansonsten sind wir von den Gerichten total begeistert. Sie bieten unerwartete Geschmackserfahrungen, sättigen nachhaltig, scheinen auch nichts Unbekömmliches zu beinhalten. Das heimlich befürchtete Chinarestaurantsyndrom bleibt aus. Mit den Edelstahlstäbchen kommen wir jedoch nicht so recht klar und greifen immer wieder zum Löffel zurück. Beneidenswert, wie das asiatische Paar am Nebentisch selbst die Hühnerbeine gekonnt zum Mund führt. Hier scheint sich sowieso eine ganz besondere Community einzufinden, zu der wir uns nur als temporäre Gäste eingeladen fühlen. Unser Lob an den Küchenchef wird jedoch mit Freude aufgenommen. Nach einem abschliessenden Toilettengang durch die hinteren Regionen des Lokals taumeln wir gut gesättigt, jedoch noch etwas benommen wieder zurück in die Breitscheidstrasse, an den Berliner Platz. Dieser Restaurantbesuch fühlte sich wie eine Reise in ein bislang unerforschtes kulinarisches Paralleluniversum an. Aber jederzeit gerne wieder!
Wer kennt schon die koreanische Küche? Was hat man wohl zu erwarten? Fleisch, Fisch, Gemüse, Reis? Gegrilltes, Eingelegtes, Gesottenes? Kleine Häppchen oder alles in einem Topf? Dem asiatischen Essen nicht abgeneigt und durch einen gewissen Erfahrungsschatz gestärkt, stehen wir dennoch etwas abwartend vor dem Soban im Stuttgarter Westen. Die Breitscheidstrasse (in der ich im letzten Jahrhundert mal gewohnt habe) hat sich in diesem Teil mächtig gemausert und neben vielen Neubauten auch eine kleine, beachtliche Gastrozeile hervorgebracht. Doch von aussen wirkt... mehr lesen
4.5 stars -
"Mehr als Kimchi" MinitarWer kennt schon die koreanische Küche? Was hat man wohl zu erwarten? Fleisch, Fisch, Gemüse, Reis? Gegrilltes, Eingelegtes, Gesottenes? Kleine Häppchen oder alles in einem Topf? Dem asiatischen Essen nicht abgeneigt und durch einen gewissen Erfahrungsschatz gestärkt, stehen wir dennoch etwas abwartend vor dem Soban im Stuttgarter Westen. Die Breitscheidstrasse (in der ich im letzten Jahrhundert mal gewohnt habe) hat sich in diesem Teil mächtig gemausert und neben vielen Neubauten auch eine kleine, beachtliche Gastrozeile hervorgebracht. Doch von aussen wirkt
Besucht am 09.05.2023Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 15 EUR
Für einen Tagesausflug ist Horb am Neckar immer gut. Doch auch hier hat das Lokalsterben seine Lücken hinterlassen – und vieles, was ich noch aus früheren Jahren kenne, existiert nicht mehr. Welch Genugtuung, dass sich traditionelle Gastronomiebetriebe durch Übergabe an neue Betreiber etablieren und verstetigen. Lange war das Randecker in der Horber Schillergasse eine feste Institution. 2018 hat Helga Randecker die Location, die fortan als Café Reinhardt firmiert, an Elisabeth Schneiderjan übergeben. Mit bleibendem Erfolg. Was sicherlich vielen Faktoren zuzuschreiben ist.
Wenn man über die zentrale Christophorusbrücke vom Bahnhof her über der Neckar kommt, stößt man geradewegs auf das Café Reinhardt. Vor der Türe ein paar stylishe Sessel, in der Auslage hübscher Krimskrams. Falls man durch die Glasscheiben linst, entdeckt man drinnen am Büffet dermassen lecker und appetitlich aussehenden Kuchen, dass man sich fast gezwungen fühlt, einzutreten. Selbst wenn man gar nicht dem Süssen zugeneigt ist (so wie ich). Sofort ist eine persönliche Handschrift, ein ganz besonderes Händchen fürs Schöne, Dekorative, Einladende zu erahnen. Die Backwaren wirken absolut frisch, wie eben aus dem Ofen geholt. Und die Kuchenstücke sind nicht zu klein! Am späten Vormittag sind auch noch die adrett bestückten Etagieren der Frühstücksangebote zu sehen.
Aber besonders gut kommt der täglich wechselnde Mittagstisch an, der um die 9 Euro kostet und regelmässig das Lokal füllt. Das Erfolgsrezept liegt wohl darin, dass man Bewährtes mit Experimentellem abwechselt, Regionales mit Internationalem, dabei auch an Vegetarier denkt und an Menschen mit irgendwelchen Unverträglichkeiten. So gibt es Spinatmaultäschle, Brokkolisuppe mit Forellenfilet, eine karibische Tomatensuppe mit Kokosflocken, Eier in Senfsauce oder Ofentomaten mit Fetakäse. Das Konzept scheint eine breite Klientel anzusprechen. Gegen Mittag sitzen mit mir im ansprechend möblierten, hübsch dekorierten und hellen Gastraum Mütter mit ihren erwachsenen Töchtern, Paare, Solisten, Senioren mit Rollatoren, Mittagspäusler mit wenig Zeit. Schon bereits an der Theke, als ich meine Wünsche äussere, erlebe ich den grossen Zuspruch. Das Telefon klingelt ständig, Bestellungen werden angenommen, Gäste gehen raus und rein, es herrscht reger Betrieb. Nur dem glücklichen Umstand, schon vor 12 Uhr einzutreffen, verdanke ich es, noch einen schönen Tisch im Gastraum zu ergattern. Von hier aus blickt man auf einen begradigten Seitenkanal des Neckars und als zwei Flügeltüren auf den kleinen Balkon geöffnet werden, strömt frische Luft herein und man fühlt sich irgendwie wie im Urlaub.
Der multikulti besetzte Service zeigt sich freundlich und hilfsbereit. Schnell kommt man auch mit anderen Gästen ins Gespräch, die Atmosphäre ist lockerer und entspannter als man es in der schwäbischen Provinz erwartet hätte. Ein bisschen fühlt man sich wie bei Freunden. Auf jedem Tisch stehen Vasen mit frischen Blumen, bunte Kissen liegen auf den Stühlen, Tageszeitungen und Zeitschriften laden zum Lesen ein. Im Vorraum kann man nette, originelle Accessoires kaufen: Servietten, Schürzen, Briefpapier, Karten, Küchenutensilien. Wer im Gastraum keinen Platz mehr findet oder lieber an der frischen Luft sitzt, kann einen der drei Tische vor der Türe nutzen. Oder sein Essen zum Mitnehmen ordern. Boxen dafür stehen bereit.
Erwähnen möchte ich noch die absolute Sauberkeit. Kein Krümelchen auf den Tischen, adrette Gedecke und auch eine blitzeblanke Toilette. Bezahlt werden muss an der Theke. Dort agiert man zuverlässig und zuvorkommend. Von hier aus entdecke ich auch die winzigkleine Küche und staune, wie man dort auf sehr beengtem Raum so schnell so viele Mittagessen zaubern kann. Allerdings ist man heute auch bereits an seine Kapazitätsgrenzen gestossen. Nachrückende Gäste werden prophylaktisch schon mal auf eine längere Wartezeit hingewiesen. Aber ein Blick auf die Kuchentheke zeigt attraktive Alternativen auf. Empfehlen kann ich dieses engagiert und liebevoll geführte Café uneingeschränkt.
Für einen Tagesausflug ist Horb am Neckar immer gut. Doch auch hier hat das Lokalsterben seine Lücken hinterlassen – und vieles, was ich noch aus früheren Jahren kenne, existiert nicht mehr. Welch Genugtuung, dass sich traditionelle Gastronomiebetriebe durch Übergabe an neue Betreiber etablieren und verstetigen. Lange war das Randecker in der Horber Schillergasse eine feste Institution. 2018 hat Helga Randecker die Location, die fortan als Café Reinhardt firmiert, an Elisabeth Schneiderjan übergeben. Mit bleibendem Erfolg. Was sicherlich vielen Faktoren zuzuschreiben... mehr lesen
Café Reinhardt
Café Reinhardt€-€€€Restaurant, Cafe074519000090Schillerstr. 14, 72160 Horb am Neckar
4.5 stars -
"Cappuccino am Canal Grande" MinitarFür einen Tagesausflug ist Horb am Neckar immer gut. Doch auch hier hat das Lokalsterben seine Lücken hinterlassen – und vieles, was ich noch aus früheren Jahren kenne, existiert nicht mehr. Welch Genugtuung, dass sich traditionelle Gastronomiebetriebe durch Übergabe an neue Betreiber etablieren und verstetigen. Lange war das Randecker in der Horber Schillergasse eine feste Institution. 2018 hat Helga Randecker die Location, die fortan als Café Reinhardt firmiert, an Elisabeth Schneiderjan übergeben. Mit bleibendem Erfolg. Was sicherlich vielen Faktoren zuzuschreiben
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Das Backhaus liegt so geschickt in einer Kurve in der Durchfahrtsstrasse in Bieringen, dass man unweigerlich daran vorbeikommt und Lust zur Einkehr verspürt. Im Sommer lockt eine schöne Gartenterrasse mit kleinem Partyzelt, vielen schattigen Plätzen unter Bäumen und Sonnenschirmen, bequemen Möbeln und barrierefreiem Zugang. Nicht wenige Einheimische kommen hier mit ihren Rollatoren angerollert – viele Durchreisende und Touristen sind auch mit dem Fahrrad unterwegs, denn der Neckartalradweg führt direkt hier vorbei. Bei gutem Wetter sieht man zudem viele Ausflügler, die im Neckar baden waren.
Es herrscht Selbstbedienung. Und das nach einem etwas undurchsichtigen System. Einheimische vor Touris? Kräftige vor Schwache? Kaffeetrinker vor Kuchenesser? Grossfamilien vor Solisten? Keine Ahnung. Es wird auf jeden Fall gedrängelt, geschummelt, geschubst und genörgelt. Nur die wunderbar herzliche, entspannte, liebe, zugewandte Servicedame hinterm Tresen hat Nerven wie Drahtseile und alle Zeit der Welt. So muss es sein! Indes gehen am Freitagnachmittag kurz vor 15 Uhr bereits die Bestände zu Ende und alle Gäste werden nervös. Wir trinken und essen in mehreren Tranchen – mehr als der kleine Alibibeleg nachweisen kann (der Service hat eh schon alle Hände voll zu tun und kann nicht dauernd noch einen Bon rauslassen).
Der Hit ist hier offenbar das Holzofenbrot, das ich allerdings noch nie gekostet habe. Wir geniessen einen saftigen Zwetschgenkuchen (wo gibt es denn jetzt schon Zwetschgen?) mit wunderbaren Streuseln, ganz wie es sich gehört. Danach noch etwas, das fälschlicherweise als Mohntörtchen ausgewiesen war, sich aber als mächtiges, sättigendes Nussteilchen erweist, mit einer feinen Zuckerglasur obendrauf. Ein paar hohe Stücke Sahnequarktorte können wir an den Nachbartischen ausmachen. Das wars leider auch schon an diesem Nachmittag. Der Kaffee ist kräftig und schmeckt deutlich besser als der schale Frühstückskaffee, den wir am Morgen in einer ungleich feineren Location in der Umgegend vorgesetzt bekamen. Die farbenfrohe Gedecke stammen aus dem Hause Seltmann, auf Wunsch werden Heissgetränke ohne Probleme aber auch im Pappbecher ausgeschenkt. (ohne Aufpreis oder blöde Diskussionen, wie ich es zuhause schon mal erlebe). Achja, und an jedem 1. Mittwoch im Monat ist Backtag für jedermann: dann kann man seinen Teig vorbeibringen und das fertige Brot um 12 Uhr wieder abholen. Das wär tatsächlich mal ein Spass! Mehr als 1,20 Euro fürs Backen wird nicht verlangt. Neben Backwaren und Heissgetränken sind übrigens noch frische Eier (roh) und selbstbastelte Deko-Artikel im Anbot. Lustige Mischung!
Die Toiletten muss man etwas suchen. Darin habe ich aber Übung. Hier sind es zwei Schlenker ums Haus herum – und dann nach links. Ein paar kostenlose Parkplätze sind auch in der Nähe, zwei davon allerdings so gewagt an einer Strassenbiegung, dass man eher etwas fürchten muss um sein Heiligs Blechle. Die meisten Gäste kommen sowieso zu Fuss oder mit dem Fahrrad. Eine wirklich nette Einkehrmöglichkeit während eines Ausflugs in die Region! Und vielleicht ist am Ende doch noch ein Holzofenbrot zum Mitnehmen drin.