Besucht am 26.05.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 30 EUR
Die unglücklichen Umstände, die mich letztendlich an einem lauen Samstagabend just im schnöden Schwieberdingen stranden liessen, würden alleine schon eine Novelle ergeben. Oder eher ein Trauerspiel? Offenbar habe ich zur Zeit wenig Glück mit gastronomischem Service. Zwei vorangegangene Zurückweisungen an Orten meiner Wahl (über die ich sicherlich noch schreiben werde) führten letztendlich zu diesem Unort – und zu ungeahnten Erfahrungen…
Das griechische Lokal „Hermes“ liegt im Erdgeschoss des „Hotels Schlosshof“. Hätte ich vor der Anreise nur eine Visitenkarte oder Informationen aus dem Internet gehabt, hätte ich beim Eintreffen sicherlich einen Fehler bei meinem Navi oder bei Google Maps vermutet. Schlosshof? Welches Schloss? Welcher Hof? Die Innenstadt von Schwieberdingen wirkt so lieblos durcheinandergewürfelt, als hätte es in Deutschland nie einen Stadtentwicklungsplan gegeben. Das Hotel Schlosshof – inklusive Hermes – hat sicherlich mal goldene Zeiten gesehen. Vermutlich in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Es ist laut Homepage „der geeignete Stützpunkt für Durchreisende auf der Nord-Südachse“ und somit auch für unglücklich Verirrte wie mich.
Der triste Betonbau wirkt wie zufällig vom Himmel gefallen. Die offenstehende Haupteingangstür verweist in ein düsteres Innere, die schlichte Terrasse auf der Rückseite wendet sich immerhin der untergehenden Sonne und einem kostenlosen Innenstadtparkplatz zu. Wachsender Hunger und die Hoffnung auf etwas Habhaftes (angesichts dreier speisender Gäste auf der Terrasse) treiben mich auf diesen schmucklosen Ort zu. Der Wirt scheint sichtlich überrascht über den unerwarteten Andrang an diesem Abend, zeigt sich erst abwehrend und beschliesst dann nach einiger Überwindung, uns zu bedienen. Die Speisekarte ist übersichtlich, aber angenehm griechisch orientiert (Bifteki, Moussaka, Tsatsiki) – wobei manches zwar auf der Karte steht, aber nicht serviert werden kann. Dafür könnte der theatralisch gestikulierende und chronisch witzelnde Patron Christodoulidis sich sicherlich für den nächsten Comedy-Preis bewerben. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten befinden wir uns endlich auf der selben Wellenlänge und haben auch die wenigen verfügbaren Speisen aufgespürt. Mutig bestellen wir folgende Mischung: 2x Pommes, 1x griechischer Salat, 1x Tsatsiki, 1x gebackener Fetakäse, 1x Rotwein, 1x Weissherbst. Es folgt eine lautstarke Diskussion mit der Küche, in der vermutlich die Patronin steht und sich über die Ruhestörung am Samstagabend beschwert. Doch Herr Christodoulidis bewahrt die Contenance, spielt seine Rolle heiter weiter, serviert in rascher Abfolge und hält uns charmant bei Laune.
Tatsächlich ist alles konsumierbar. Die Viertele werden in traditionellen Henkelgläsern serviert, der Weissherbst entpuppt sich als unerwartet spritzig und gut gekühlt. Die schlanken Fritten sind nicht nur kräftig gesalzen, sondern auch wunderbar mit mediterranen Kräutern gewürzt. Etwas grob zerteilt wirken dagegen die Bestandteile des griechischen Bauernsalates, doch mittels Besteck arbeiten wir uns durch. Als Gedicht erweist sich das Tsatsiki, das nur so vor Knoblauch strotzt. Schön kross gebraten und aromatisch ist der Schafskäse, von dem man glatt noch eine zweite Portion verdrücken könnte. Die Preise kann ich leider nicht genau wiedergeben, denn die handgeschriebene Rechnung ist nicht mehr hundertprozentig interpretierbar. Aber alles zusammen – inklusive Kaffee und Ouzo zum Abschluss – beläuft sich die Gesamtrechnung auf genau 30 Euro. Der Kaffee ist herzhaft und kräftig, fast wie ein Espresso. Der Ouzu gut gekühlt, aber ohne Eiskristalle.
Zwischendrin sorgt der Wirt für ständige Erheiterung und Bespassung, die wir dankbar annehmen. Der leider unabwendbare Weg zur Toilette führt durchs Innere des grosszügigen Lokals, dessen Ausmasse einem fast die Tränen in die Augen treiben. Hier herrscht ungenutzte Leere. War hier sicherlich mal ne grosse Nummer… Jetzt wird nicht mal mehr das Licht angemacht und lieber Strom gespart. Auf dem Weg ins Untergeschoss stolpern wir fast über den Wischmop am Treppenabgang. Eigentlich wirkt hier alles wie eine falsche Inszenierung. Oder, wie unser Stadtmagazin titulieren würde: „Schräggastro“ – über das Abtauchen in eine Parallelwelt. Eins kann man diesem Lokal auf jeden Fall unumwunden bescheinigen: einen hohen Skurrilitätsfaktor.
Die unglücklichen Umstände, die mich letztendlich an einem lauen Samstagabend just im schnöden Schwieberdingen stranden liessen, würden alleine schon eine Novelle ergeben. Oder eher ein Trauerspiel? Offenbar habe ich zur Zeit wenig Glück mit gastronomischem Service. Zwei vorangegangene Zurückweisungen an Orten meiner Wahl (über die ich sicherlich noch schreiben werde) führten letztendlich zu diesem Unort – und zu ungeahnten Erfahrungen…
Das griechische Lokal „Hermes“ liegt im Erdgeschoss des „Hotels Schlosshof“. Hätte ich vor der Anreise nur eine Visitenkarte oder... mehr lesen
2.0 stars -
"Hoher Skurrilitätsfaktor" MinitarDie unglücklichen Umstände, die mich letztendlich an einem lauen Samstagabend just im schnöden Schwieberdingen stranden liessen, würden alleine schon eine Novelle ergeben. Oder eher ein Trauerspiel? Offenbar habe ich zur Zeit wenig Glück mit gastronomischem Service. Zwei vorangegangene Zurückweisungen an Orten meiner Wahl (über die ich sicherlich noch schreiben werde) führten letztendlich zu diesem Unort – und zu ungeahnten Erfahrungen…
Das griechische Lokal „Hermes“ liegt im Erdgeschoss des „Hotels Schlosshof“. Hätte ich vor der Anreise nur eine Visitenkarte oder
Besucht am 21.05.20181 Personen
Rechnungsbetrag: 4 EUR
Die teatro Kulturgastronomie versorgt Stuttgarts hungrige und durstige Theater- und Operngäste am Eckensee. Vor und nach der Vorstellung, sowie – und das ist besonders dringlich! – in den Pausen, die leider oft zu kurz erscheinen. Als regelmässiger Theater- und Opernbesucher nutze ich bei fast jeder Vorstellung das Angebot und den Service, gerne alleine, noch lieber im Freundeskreis. Das ist eigentlich keine grosse Sache, eher marginal – doch regelmässige Verärgerung treiben mich jetzt doch zu einem Kommentar.
Dass das Stuttgarter Publikum zwar treu, aber auch extrem anspruchsvoll ist, dürfte inzwischen bekannt sein. Schliesslich geht man auch ins Theater oder in die Oper, um sich was zu gönnen und um sich sehen zu lassen. Während der Vorstellung und auch drumherum. Das kulinarische und önologische Angebot der teatro Kulturgastronomie lässt auch nichts zu wünschen übrig. Im Ausschank sind hochwertige Weine der Region (z.B. ein Riesling von Graf Neipperg, 0,2 Liter zu 6,50 Euro) oder internationaler Güte (ein Glas des kräftigen roten Cote de Ventoux für 6,50 Euro), moderne Mischgetränke wie Lillet Wild Berry (6,50 Euro) oder einen Pink Hugo (ebenfalls für 6,50 Euro), nebst Kaffee, Softdrinks, Bier etc. So weit, so gut. Natürlich herrscht Selbstbedienung – und an den dicht umdrängten Theken vergisst der Besucher schon mal seine gute Kinderstube. Hier wird gedrängt, geschubst, manövriert. Fast würde man sich wünschen, es würden Nummern gezogen wie beim Arbeitsamt oder beim Finanzamt…
Wem der Sinn nach Habhaftem steht, das über eine schnöde Butterbrezel (2,00 Euro) hinaus geht, der kann durchaus vorbestellen (sogar online) und findet seine Bestellung dann in der Pause an einem Stehtischlein wieder. Es gibt so hübsche Kleinigkeiten wie Littmann Happen, Stuttgarter Leckerbissen Trio oder Akkord von Adria Lachs. Die dazu passenden Opern möge man sich dazu denken… Hier muss ich gestehen, dass ich über die immer passende Butterbrezel (hier sehr dünnarmig) oder einen kleinen Käseteller (um die 10 Euro) selten hinauskam.
Im Schauspielhaus nimmt man seine Errungenschaften entweder im Foyer ein oder – wie jetzt bei gutem Wetter – an Bierbänken vor der Tür, die laue Luft und den Ausblick auf den Eckensee geniessend. Im Opernhaus lockt ein feiner Anbau, der in hellem Carraramarmor ausgekleidet ist. Eigentlich stimmen nun alle Koordinaten für einen gelungenen Abend.
Ich schreibe jedoch diesen Text, um meine regelmässige Verärgerung über den Service loszuwerden. Die Damen und Herren hinter dem Tresen sind meist fachfremd, vermutlich extra angeheuerte Studenten unterschiedlichster Fachrichtung. Bei jeder Bestellung werde ich mit grossen Augen angekuckt. Liegt das an: a) gastronomischem Unverständnis? B) Sprachschwierigkeiten? C) allgemeiner Unlust? D) geschickter Verzögerungstaktik? Kurzum: es geht nicht voran. Jede Bestellung muss mehrfach ausformuliert und ausdiskutiert werden, während die Schlange hinter mir immer grösser wird. Flaschen der gängigsten Weine müssen erst mühsam und umständlich in der kurzen Pause entkorkt werden. Bei mehreren Bestellungen scheint es zu haken. Der Endpreis wird kompliziert aufaddiert. Das Wechselgeld wird unter grossen Schwierigkeiten zusammengesucht. Undsoweiterundsofort.
Mir ist klar, dass die Servicekräfte hier unter grossem Stress stehen und Nervenstärke beweisen müssen. Doch der Gast hat auch einen Anspruch auf reibungslosem Ablauf. Gestern lief im Schauspielhaus „Unendlicher Spass“, ein 4-Stunden-Stück. Bereits vor der Vorstellung lahmte der Service, duckte sich bei jeder Bestellung weg und schützte andere Arbeiten vor. Im Freundeskreis haben wir einen dicken zweistelligen Betrag konsumiert – mein Wunsch nach einem Bewirtungsbeleg von nur einer einzigen Bestellung (um meinen Besuch zu dokumentieren) wurde mit dem üblichen Unverständnis abgetan. Vier Servicekräfte blockierten sich gemeinsam, um der Kasse diesen kleinen Bon zu entlocken. Ich bin entsetzt und verärgert. In manchen Pausen ging es schon so schlecht voran, dass ich wieder abgebogen bin und dem Gong gefolgt bin, zurück in die Ränge. Demnächst bringe ich mein eigenes Vesper und meinen eigenen Drink mit.
PS.
Da ich mich schon in Rage geschrieben habe: das Weissweinschorle dieses Belegs (4,00 Euro) bestand zu 75% aus Wasser. Doch es wurde in ein formschönes, sauberes Glas gegossen.
Die teatro Kulturgastronomie versorgt Stuttgarts hungrige und durstige Theater- und Operngäste am Eckensee. Vor und nach der Vorstellung, sowie – und das ist besonders dringlich! – in den Pausen, die leider oft zu kurz erscheinen. Als regelmässiger Theater- und Opernbesucher nutze ich bei fast jeder Vorstellung das Angebot und den Service, gerne alleine, noch lieber im Freundeskreis. Das ist eigentlich keine grosse Sache, eher marginal – doch regelmässige Verärgerung treiben mich jetzt doch zu einem Kommentar.
Dass das Stuttgarter Publikum... mehr lesen
teatro Kulturgastronomie
teatro Kulturgastronomie€-€€€Restaurant, Bar, Kantine, Casino4971199793990Oberer Schlossgarten 6, 70173 Stuttgart
3.0 stars -
"Unendlicher Spaß?" MinitarDie teatro Kulturgastronomie versorgt Stuttgarts hungrige und durstige Theater- und Operngäste am Eckensee. Vor und nach der Vorstellung, sowie – und das ist besonders dringlich! – in den Pausen, die leider oft zu kurz erscheinen. Als regelmässiger Theater- und Opernbesucher nutze ich bei fast jeder Vorstellung das Angebot und den Service, gerne alleine, noch lieber im Freundeskreis. Das ist eigentlich keine grosse Sache, eher marginal – doch regelmässige Verärgerung treiben mich jetzt doch zu einem Kommentar.
Dass das Stuttgarter Publikum
Geschrieben am 19.05.2018 2018-05-19| Aktualisiert am
19.05.2018
Besucht am 19.05.2018Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 13 EUR
Wer an diesem Pfingstsamstag in downtown Stuttgart unwiederbringliche Besorgungen zu erledigen hat, hat schlechte Karten. Überall ist Kampfkaufen angesagt, bräsige Grossfamilien schlendern durch die Einkaufsstrassen, der Schlossplatz ist durch irgendeinen SWR-Event blockiert, der Schillerplatz durch das übliche Marktreiben - und die von mir angesteuerte schwäbische Beiz hat wegen Überfüllung geschlossen. Entkräftet suche ich ruhigere Zonen hinter dem Rathaus auf. Und siehe da: das angesteuerte Lokal hieß bei meinem letzten Besuch vor einem Jahr noch „Kostbar“ und zeichnete sich durch lustlosen Service, drittklassige Speisen und einen abtörnenden Allroundblick auf boomende Innenstadtbaustellen aus. Inzwischen gilt nur noch letzteres…
Eigentlich handelt es sich nur um eine Art Pavillon mit grosszügigen Aussenterrassen nach zwei Seiten. Seit einigen Monaten nennt sich die Location „Apanaya“, was nach asiatischem Hide-Away klingt, nach Meeresrauschen und Windspielen. Könnte auch eine komplizierte Yogastellung sein. Tatsächlich herrscht am heutigen Samstag eine Seelenruhe und man hört nur das Bimmeln einer Innenstadtkirche und das Tirilieren von Vögeln – in merkwürdigem Kontrast zum Ausblick auf eine unromantische Grossbaustelle. Platz auf den Terrassen gibt es gegen 14 Uhr noch zur Genüge, so dass ich einen sonnigen Vierertisch wähle. An allen Tischen leigen bereits geschmackvolle, in graues Leinen gebundene Speisekarten aus.
Dumpf kann ich mich erinnern, dass mich eine leicht lobhudelnde Besprechung in der Tagespresse beeindruckt hat und dass der Slogan „Lovely – Healthy – Lifestyle“ nun endlich mal auf seine konkreten Inhalte angetestet werden kann. Die Speisekarte besteht hauptsächlich aus Frühstücksangeboten – die üblichen Kombinationen, aber ohne inkludiertes Heissgetränk. Frühstücken kann man zwischen 9 und 16 Uhr, aber das hat sich in Großstädten auch andernorts schon eingebürgert. Nur der Hinweis, dass aus organisationstechnischen Gründen keine Änderungen der Bestandteile vorgenommen werden können, macht mich skeptisch. Sind die Tabletts schon fertig angerichtet, so wie das Essen im Flieger? Ansonsten gäbe es noch: Maultaschenvariationen, diverse Salate, Ofenkartoffeln und zwei gesunde Bowls. Wo bleibt der Lifestyle? Auch das vermeintliche Bimmeln eine Mikrowelle lässt mich stutzen. Aber bestimmt habe ich mich verhört.
Weil es so kernig klingt, wähle ich einen Naturfreundesalat für 9,90 Euro. Nach gefühlten 5 Minuten landet die Schale auch schon auf meinem Tisch. Der Hinweis auf der Karte, dass hier die Zutaten am liebsten frisch vom Markt eingekauft werden, lässt ein bisschen zweifeln… Das meiste sieht auch nicht anders aus, wie seine Brüderchen vom Supermarkt: ein Bett aus Blattsalaten (leider viel Eisbergsalat, was nicht so mein Favorit ist), fünf Gurkenscheiben, einige halbierte Cocktailtomaten, Maiskörner (vollkommen überflüssig), etliche Walnusshälften (da steh ich drauf!), farblich ansprechende Sprossen und ein paar unspektakuläre helle Trauben. Wundervoll sind die lauwarmen Ziegenkäsetaler, die wirklich auf den Punkt genau angebraten wurden: aussen leicht kross, mit zartem Röstgeschmack – beim Anpieksen läuft eine cremige Masse aus. Schmeckt grossartig! Ebenfalls noch positiv zu erwähnen: die leichte Vinaigrette liegt nur sehr sparsam über dem Salat. Eine Wohltat nach unzähligen Salaten, die andernorts mit sahnigem Dressing ertränkt wurden. Die Portion ist zwar recht übersichtlich, doch man wird grade so satt.
Ebenfalls lobend zu erwähnen wäre der nette, freundliche, unprätentiöse Service: keine Wartezeiten, keine Diskussionen, aber eine wohlwollende Rückfrage zwischendrin, ob alles passt („ja, die Hose passt noch!“). Auch meine Suche nach den Toiletten wird aufmerksam begleitet. Im UG weist der Hinweis „Blablabla“ auf das gesuchte Örtchen hin. Soll wahrscheinlich witzig sein. Ansonsten herrscht hier unten grosse Düsternis, was aber momentan allseits angesagt ist und wohl den oben zitierten Lifestyle repräsentiert. Schnell erhasche ich oben noch einen Blick auf die Inneneinrichtung: kleine Tischchen und olivgrüne Samtbezüge bei den Sitzmöbeln sind tatsächlich nicht ganz alltäglich.
Mit wenigen Schritten erreicht man übrigens wieder die quirlige Königstrasse – und das ruhige, vergangene Mittagessen wirkt wie ein leichter Traum. Das „Apanaya“ hat sich sicherlich viel vorgenommen – doch manches davon zerläuft wie Schall und Rauch. An ein Wiederkommen denke ich eher nicht.
Wer an diesem Pfingstsamstag in downtown Stuttgart unwiederbringliche Besorgungen zu erledigen hat, hat schlechte Karten. Überall ist Kampfkaufen angesagt, bräsige Grossfamilien schlendern durch die Einkaufsstrassen, der Schlossplatz ist durch irgendeinen SWR-Event blockiert, der Schillerplatz durch das übliche Marktreiben - und die von mir angesteuerte schwäbische Beiz hat wegen Überfüllung geschlossen. Entkräftet suche ich ruhigere Zonen hinter dem Rathaus auf. Und siehe da: das angesteuerte Lokal hieß bei meinem letzten Besuch vor einem Jahr noch „Kostbar“ und zeichnete sich durch lustlosen... mehr lesen
3.5 stars -
"Lovely - healthy - lifestyle??" MinitarWer an diesem Pfingstsamstag in downtown Stuttgart unwiederbringliche Besorgungen zu erledigen hat, hat schlechte Karten. Überall ist Kampfkaufen angesagt, bräsige Grossfamilien schlendern durch die Einkaufsstrassen, der Schlossplatz ist durch irgendeinen SWR-Event blockiert, der Schillerplatz durch das übliche Marktreiben - und die von mir angesteuerte schwäbische Beiz hat wegen Überfüllung geschlossen. Entkräftet suche ich ruhigere Zonen hinter dem Rathaus auf. Und siehe da: das angesteuerte Lokal hieß bei meinem letzten Besuch vor einem Jahr noch „Kostbar“ und zeichnete sich durch lustlosen
Besucht am 16.05.2018Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 11 EUR
Heimliche Böblingen-Fans (ja, die scheint es sogar in gastronomischen Kreisen zu geben!) dürfen sich über eine neue Location freuen. Rund um den sogenannten Schlossbergring haben die hiesigen City- und Leerstandsmanager grad einiges zu wuppen. Da ist Bewegung drin – und manche scheinbar hoffnungslosen Fälle wenden sich doch noch zum Guten. Das Gebäude Stadtgrabenstr. 29 befindet sich zwar in erstklassiger 1a-Lage, ist mit Auto, Öffis und zu Fuss gut zu erreichen, verfügt über etliche (kostenpflichtige) Parkmöglichkeiten in der Nähe – hat jedoch eine wechselvolle Geschichte. Vom ehemaligen Bekleidungshaus in meiner Jugend bis zum jetzigen hippen Lokal mit dem Untertitel „asia kitchen & bar“ liegen Welten, auch kulinarischer Art. Dumpf meine ich mich an wenig erfolgversprechende türkische, spanische und italienische Lokale zu erinnern, die nie besonders lange überleben konnten. Jetzt scheint das „Anami“ einzuschlagen. Hat wahrscheinlich den Puls der Zeit getroffen…
Beim bisherigen Vorbeifahren war mir nie ganz ersichtlich, ob das Lokal offen hat oder nicht. Eine grosse Dunkelheit wabert über dem Erdgeschoss. Auch beim Betreten habe ich intuitiv nach dem Lichtschalter gesucht. Schwarz und metallenes Anthrazit sind hier die vorherrschenden Farbtöne – kombiniert mit einem dunklen Laminat im Tropenholzimitat und einigen farblich abgesetzten Kachelfliesen. Dazu freiliegender Beton in geschickter Trompe-l’œil-Optik und eine Menge offenliegendes Metall und Gitter an der Decke – ob mit oder ohne Funktion, ist hier schon fast egal…
Wie aus dem Nichts heraus werde ich schon vom Service begrüsst, der mir freundlicherweise einen Tisch am Fenster anbietet. Hier sieht man auch ohne Taschenlampe. Sofort sympathisch sind mir die Stühle mit einem mehrfach geleimten Bugholzunterbau (aus Teak?) und mattschwarzen Sitzschalen. Urbequem, sehr reduziert und eher im skandinavischen Stile. Minimalistisch-stylish auch der Rest, bis hin zu schwarzen Servietten, schwarzen Strohhalmen, einer roten Blüte auf jedem Tisch. Dieses Lokal könnte überall auf der Welt sein, ob in New York, Saigon oder Abu Dhabi. Auf Böblingen käme man eher weniger.
Der Service verhält sich professionell zurückhaltend bis wertschätzend. Nichts geschieht in Eile, jeder Handgriff sitzt. Ob auch die Speisen diesem Gesamteindruck entsprechen werden? Die Homepage verrät: „Anami verkörpert den Geist der in Deutschland aufgewachsenen Asiaten, mit Einflüssen verschiedenster Kulturen mit denen wir in unserer Kindheit aufgewachsen sind.“ Der restliche Text wirkt ein bisschen, als ob er von „Google Translate“ übersetzt worden wäre. Naja, das gibt der eigenen Fantasie einfach mehr Raum.
Die – natürlich komplett in Schwarz gehaltene – Speisekarte weist ein grosses Angebot an Sushi und Sashimi auf, nebst interessant klingenden Fisch- und Fleischgerichte, die ziemlich crossover daherkommen. Dazu zwei vegetarische und zwei Kindergerichte (inwieweit Kinder tatsächlich schon auf Teriyaki – Sauce stehen, müsste man mal austesten). Ausserdem gibt es wöchentlich wechselnde Mittagsgerichte für 8,80 Euro, die auch in der örtlichen Tagespresse annonciert werden. Für meine eher kurz bemessene Mittagspause also gerade recht. Spontan macht mich an: Toro-Toro: Thunfisch gebraten, mit Sellerie, Zwiebeln und Sojasauce, serviert mit Reis und Salat. Ob Toro-Toro tatsächlich ein real existierendes Gericht ist oder nur ein Fantasiebegriff, müsste ich mal recherchieren. Vermutlich letzteres. Ist einfach auszusprechen und hält den Gast vom peinlichen Radebrechen ab.
Mein Essen steht in weniger als 10 Minuten auf dem Tisch und ist optisch schon mal hübsch anzuschauen. In einer handwerklich ansprechend glasierten Schale in blauen Schattierungen (asiatischer Einfluss?) sind gebratene Thunfischstreifen, Reis und knackige Blattsalate nebeneinander arrangiert (europäische Art). Wird mit einem Löffel serviert – dem Gast steht es jedoch frei, wahlweise Messer und Gabel oder Stäbchen zu benutzen. Ich probiere ungeniert alles mal durch. Der trockene, kurz marinierte Thunfisch ist von bester Qualität und erinnert vage an Kalbfleisch. Über allem liegt als Topping eine knackige Mischung von hellem und dunklem Sesam. Wer mutig alles – samt Blattsalate - durcheinandermischt, erhält einen würzigen Mix unterschiedlicher Aromen, Texturen und Temperaturen. Interessant und so noch nie gegessen. Die Portion ist nicht allzu gross und hinterlässt garantiert kein unangenehmes Völlegefühl. Obwohl ich nur eine halbe Stunde im Lokal gesessen habe, verlasse ich das Haus in wohliger Tiefenentspannung. Vielleicht komme ich schon nächste Woche wieder?
Heimliche Böblingen-Fans (ja, die scheint es sogar in gastronomischen Kreisen zu geben!) dürfen sich über eine neue Location freuen. Rund um den sogenannten Schlossbergring haben die hiesigen City- und Leerstandsmanager grad einiges zu wuppen. Da ist Bewegung drin – und manche scheinbar hoffnungslosen Fälle wenden sich doch noch zum Guten. Das Gebäude Stadtgrabenstr. 29 befindet sich zwar in erstklassiger 1a-Lage, ist mit Auto, Öffis und zu Fuss gut zu erreichen, verfügt über etliche (kostenpflichtige) Parkmöglichkeiten in der Nähe – hat... mehr lesen
Restaurant Anami
Restaurant Anami€-€€€Restaurant, Bar, Catering070314166005Stadtgrabenstraße 29, 71032 Böblingen
4.5 stars -
"Minimalistisch, stylish, international" MinitarHeimliche Böblingen-Fans (ja, die scheint es sogar in gastronomischen Kreisen zu geben!) dürfen sich über eine neue Location freuen. Rund um den sogenannten Schlossbergring haben die hiesigen City- und Leerstandsmanager grad einiges zu wuppen. Da ist Bewegung drin – und manche scheinbar hoffnungslosen Fälle wenden sich doch noch zum Guten. Das Gebäude Stadtgrabenstr. 29 befindet sich zwar in erstklassiger 1a-Lage, ist mit Auto, Öffis und zu Fuss gut zu erreichen, verfügt über etliche (kostenpflichtige) Parkmöglichkeiten in der Nähe – hat
Besucht am 12.05.2018Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 111 EUR
Seit Wochen (ach was: seit Monaten!) liegen mir meine Freunde in den Ohren, ich möge endlich mal in die Sindelfinger Tapas Bar mitkommen. Da mein letzter Spanienurlaub schon Jahre zurückliegt und meine letzthin verzehrten Tapas lediglich „ostfriesische“ waren, willige ich gerne an einem freien Abend ein. Das Lokal liegt sehr zentral in bester Sindelfinger Innenstadtlage und firmiert zugleich als „Centro Español“ - mit entsprechend langer Vereinsgeschichte, da der örtliche Hauptarbeitgeber Daimler natürlich viele Spanier angezogen hat.
Für einen beliebten Samstagabend zwischen Vater- und Muttertag reservieren wir sicherheitshalber einen Tisch auf 19 Uhr, was den Lokalbesitzern sicherlich mitleidige Tränen in die Äuglein treibt. Welcher Spanier würde schon gegen 19 Uhr zu einer Tapas-Runde aufbrechen, geschweige denn an ein Abendessen denken? Wir müssen jedoch früh ran, weil die am nächsten Tag verreisenden Freunde wieder früh raus müssen. Bei meinem Eintreffen sind daher noch fast alle Tische frei. Das Ecklokal mit zahlreichen Plätzen im Außenbereich ist reichlich rustikal eingerichtet: sowohl der Klinkerfußboden als auch das Mobiliar erinnern an die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts (oder an den letzten hier ansässigen Gastronomiebetrieb), aufgehübscht mit liebevoll arrangierten Tisch-Dekorationen, Grünpflanzen, Pokalen und Spanien-Souvenirs aus mehreren Dekaden. Der Weg zu den Toiletten beginnt gleich hinter der Theke und changiert zwischen „Stairway to heaven“ und „Highway to hell“. Also Vorsicht bei Gleichgewichtsstörungen!
Die Speisekarte ist netterweise zweisprachig gehalten, komplettiert durch aktuelle Tagesgerichte, die auf handbeschriebenen Tafeln über der Theke auf Spanisch angepriesen werden (eher was für Insider…) Da sich unser hispanophil ausgebender Freund bei zahlreichen Übersetzungsversuchen jedoch leicht vergreift, muss die freundlich schwäbelnde Bedienung mit spanischer Muttersprache einspringen. Sie übersetzt und interpretiert souverän, gibt zudem kleine Erläuterungen zur Zubereitung. Wunderbar! Wir trinken spanischen Hauswein unbekannter Herkunft und unbekannter Rebsorte, das kleine Glas für 3,50 Euro – und Schorle zum gleichen Preis. Vermutlich liegen Wein und Wasser im selben Preissegment. Übermütig verlieren wir sehr schnell den Überblick, aber das gehört hier einfach dazu… Nach mehreren Bestellrunden haben wir vergessen, was wir schon hatten. Erst die Rechnung am Ende gibt einen umfassenden Überblick…
Die Tapas-Portion bewegt sich zwischen 4,00 und 8,00 Euro, wobei die Preisgestaltung nicht immer ganz nachvollziehbar ist. Egal. Sehr günstig sind die kleinen Kartöffelchen in würziger roter Mojosauce (4,00 Euro), wie wir es von den Kanaren her kennen. Unser Freund liebt die „Terra y mar“- Spießchen, die von der Bedienung charmant als im Stile von „Surf and turf“ übersetzt werden. Ein bisschen enttäuschend ist leider meine an der Tagestafel angekündigte Spargel-Terrine für 5,50 Euro. Erinnert optisch zwar hübsch an Guacamole, lässt jedoch an Würze und Umfang vermissen.
Ein Hit: die herzhafte Tortilla español, mit Tomaten, Knoblauch und Krautsalat serviert, für günstige 5,50 Euro. Auch die Gambas in Aioli für 8,00 Euro schmecken sicherlich bei jedem Besuch gleichermaßen lecker und verschlingen jede Menge Weissbrot zum Auftunken des Öls. Auch die niedliche kleine Paella (aber mit allem Drum und Dran!) für sensationelle 5,00 Euro hat das Zeug zum Evergreen. Mein Favorit könnte der hier zum ersten Mal gegessene Salat aus roter Paprika, Thunfisch und Zwiebelringen werden: herzhaft, reichhaltig, perfekt kombiniert (4,50 Euro). Nur die Manchego-Portion, die wir als Quasi-Dessert bestellen und die mit grandiosem Quittenbrot arrangiert wird, könnte ruhig etwas umfangreicher ausfallen (5,00 Euro). Eigentlich überflüssig sind die Muslitos (4,00 Euro), da nur aus Krebsfleisch-Imitat bestehend – dafür überzeugen die knackig frittierten Sardellen, mit reichlich Mayo und Krautsalat, für 5,00 Euro.
Am Ende haben wir wirklich den Überblick verloren. Auch ein milder Brandy Veterano (für sehr günstige 2,50 Euro, dazu absolut grosszügig eingegossen) oder ein Espresso (für noch günstigere 1,90 Euro) helfen kaum mehr. Dafür, dass Tapas eher als Warming Up für ein nachfolgendes spätes Abendessen rangieren, haben wir reichlich Geld ausgegeben. Doch der Abend in einem besonderen Ambiente mit authentischen Speisen war gelungen, ausgelassen, anregend. Gerne wieder!
Ps. Man sehe mir eventuelle Schreib- und Übersetzungsfehler nach. Spanisch war nie mein Hauptfach!
Seit Wochen (ach was: seit Monaten!) liegen mir meine Freunde in den Ohren, ich möge endlich mal in die Sindelfinger Tapas Bar mitkommen. Da mein letzter Spanienurlaub schon Jahre zurückliegt und meine letzthin verzehrten Tapas lediglich „ostfriesische“ waren, willige ich gerne an einem freien Abend ein. Das Lokal liegt sehr zentral in bester Sindelfinger Innenstadtlage und firmiert zugleich als „Centro Español“ - mit entsprechend langer Vereinsgeschichte, da der örtliche Hauptarbeitgeber Daimler natürlich viele Spanier angezogen hat.
Für einen beliebten... mehr lesen
4.0 stars -
"Buen apetito!" MinitarSeit Wochen (ach was: seit Monaten!) liegen mir meine Freunde in den Ohren, ich möge endlich mal in die Sindelfinger Tapas Bar mitkommen. Da mein letzter Spanienurlaub schon Jahre zurückliegt und meine letzthin verzehrten Tapas lediglich „ostfriesische“ waren, willige ich gerne an einem freien Abend ein. Das Lokal liegt sehr zentral in bester Sindelfinger Innenstadtlage und firmiert zugleich als „Centro Español“ - mit entsprechend langer Vereinsgeschichte, da der örtliche Hauptarbeitgeber Daimler natürlich viele Spanier angezogen hat.
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Besucht am 10.05.2018Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 52 EUR
Ein Krankenbesuch führt mich heute in das malerische Städtchen Horb am Neckar, das schon immer sehr putzig war, durch eine Landesgartenschau vor etlichen Jahren und durch einen neuen Standort der Dualen Hochschule Baden-Württemberg aber eindeutig an Präsenz gewonnen hat. Die meisten meiner kulinarischen Erfahrungen basieren auf Kindheits- und Jugenderlebnissen – also gilt es wieder einiges zu entdecken!
Der Goldene Adler ist eine Empfehlung meiner Tante, die selbst früher in der Gastronomie gearbeitet hat. Wie mir Einheimische berichten, ist das Traditionshaus (mit 600jähriger Geschichte!) vor einigen Jahren durch einen technischen Defekt abgebrannt. Dass es geschmackvoll und ansprechend wieder aufgebaut und hergerichtet wurde, davon kann ich mich heute überzeugen. Mit seinem hohen Giebel und den freundlichen roten Fensterläden passt es sich sehr harmonisch an die Architektur der Horber Innenstadt an. Zu Fuss erreicht man das Gasthaus in wenigen Minuten vom Bahnhof aus. Bei der Parkplatzsuche muss man schon etwas erfinderisch sein – am heutigen Vatertag ist das aber eher kein Problem. Ansonsten tut man gut daran, dass grosse Parkhaus auf der Strassenseite gegenüber zu nutzen.
Seit 1872 ist der Goldene Adler in der Hand der Metzgerfamilie Bareis (nicht zu wechseln mit dem Baiersbronner Gourmettempel Bareiss). Das Metzgerhandwerk schlägt sich noch heute erfolgreich in der besonderen Ausprägung der Speisekarte nieder – sei es bei Sauren Nierle, Wildbret oder einem Zwiebelrostbraten. Zudem gehört das Restaurant der Schmeck-den-Süden-Vereinigung an und ist dort mit zwei Löwen zertifiziert (die stehen für regionale Rohstoffe und Produkte). Während andernorts nur Heimatliebe vorgegaukelt wird, scheint sie mir hier wirklich praktiziert zu werden.
Unbedingt probieren sollte man hier den Most aus eigenem, heimischem Anbau (die Patronin erläutert gern die Lage der Streuobstwiesen), den man natürlich leicht gekühlt bestellen sollte. 3 Euro für einen Viertelliter und 3,50 Euro für einen Halbliter Mostschorle (in einer formschönen Glaskaraffe serviert) sind sensationell günstig. Ein angenehmes Gleichgewicht von Fruchtigkeit, leichter Süße und bizzelnder Säure täuscht darüber hinweg, dass man nach allzu bedenkenlosem Genuss schnell mal einen im Tee haben kann. Dafür erscheint uns das Weinschorle vom Gutedel (3,00 Euro für das Viertele) etwas allzu wässrig. Überraschend kräftig dafür der Trollinger mit Lemberger (4,20 Euro für das Viertele).
Der Goldene Adler bietet günstige wechselnde Mittagsgerichte von hoher Qualität an. Leider kann man die aktuelle Karte nicht im Internet ersehen. Wir sind erstaunt, dass auch am heutigen Feiertag der Mittagstisch Anwendung findet. Wirklich grandios ist das heutige Gericht für unglaubliche 8,80 Euro: eine riesige Portion Gulasch vom Maibock mit sämiger, würziger Soße – dazu habhafte, herzhaft angeröstete Buabaspitzle und ein vielseitiger kleiner Beilagensalat. Die Deko wird sparsam eingesetzt, wirkt jedoch durch farbliche Kontraste in Orange und Weinrot: eine Physalis, zwei Orangenachtel, Preiselbeeren. Geschmacklich ein Gedicht, von der Menge her kaum zu bewältigen. Ebenfalls grossartig, preislich jedoch in einer anderen Kategorie, da von der Hauptkarte stammend: der Rehbraten mit Spätzle und Beilagensalat für 17,90 Euro. Der Rehbraten eine Offenbarung, die sicherlich stundenlang eingekochte Soße lässt sich nur mit reichlich Beilagen aufsaugen. Die Spätzle sind ganz augenscheinlich hausgemacht, können etwas Nachwürzen mit Pfeffer und Salz jedoch gut vertragen.
Wir werden freundlich und zuvorkommend bedient. Beide Damen im Service tragen ganz selbstverständlich ein dirndlähnliches Gewand, ohne damit anbiedernd oder folkloristisch zu wirken. Lange Wartezeiten gibt es hier nicht, man wird jedoch auch nicht alle paar Minuten gefragt, ob alles okay sei (was mir manchmal lästig wird). Eine Kreditkartenbezahlung am Tisch ist natürlich unproblematisch möglich.
Das Lokal verfügt über zwei Gasträume, wobei wir einen Tisch im unteren Bereich gewählt haben. Das Interieur ist hier klar strukturiert, reduziert, durch nichts überladen. An der Wand eine grosse Stadtansicht von Horb und viele Radierungen und Miniaturen. Kleine Oberlichter bieten Durchblicke in den oberen Gastraum. Grosse Fenster gen Süden verweisen auf einen herrlich verwunschenen Garten und eine schöne Terrasse. Die Toiletten sind barrierefrei per Aufzug zu erreichen. Der Gasthof verfügt ausserdem über 4 Einzel- und 12 Doppelzimmer. Sicherlich sehr angenehm, hier zu übernachten.
Ein Krankenbesuch führt mich heute in das malerische Städtchen Horb am Neckar, das schon immer sehr putzig war, durch eine Landesgartenschau vor etlichen Jahren und durch einen neuen Standort der Dualen Hochschule Baden-Württemberg aber eindeutig an Präsenz gewonnen hat. Die meisten meiner kulinarischen Erfahrungen basieren auf Kindheits- und Jugenderlebnissen – also gilt es wieder einiges zu entdecken!
Der Goldene Adler ist eine Empfehlung meiner Tante, die selbst früher in der Gastronomie gearbeitet hat. Wie mir Einheimische berichten, ist das Traditionshaus... mehr lesen
Gasthof im Hotel Goldener Adler
Gasthof im Hotel Goldener Adler€-€€€Restaurant07451552990Neckarstr. 5, 72160 Horb am Neckar
4.5 stars -
"Gelungene Streifzüge durch die schwäbische Küche" MinitarEin Krankenbesuch führt mich heute in das malerische Städtchen Horb am Neckar, das schon immer sehr putzig war, durch eine Landesgartenschau vor etlichen Jahren und durch einen neuen Standort der Dualen Hochschule Baden-Württemberg aber eindeutig an Präsenz gewonnen hat. Die meisten meiner kulinarischen Erfahrungen basieren auf Kindheits- und Jugenderlebnissen – also gilt es wieder einiges zu entdecken!
Der Goldene Adler ist eine Empfehlung meiner Tante, die selbst früher in der Gastronomie gearbeitet hat. Wie mir Einheimische berichten, ist das Traditionshaus
Besucht am 04.05.2018Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Auch wenn Borkum die größte ostfriesische Insel ist, hat man die touristischen Regionen schnell erfasst. Als höchst beliebtes, stark frequentiertes und sehr populäres Ausflugsziel gilt Ostland. Hier regieren genau 2 Lokale, die gleichermaßen angesteuert werden. Unsere lokalen Führer berichten, dass man hier nicht selten eine halbe Stunde auf einen freien Tisch warten muss. Aber ein Ausflug in die landschaftlich sehr reizvolle Gegend – per Linienbus oder Pferdekutsche, mit dem Fahrrad oder per pedes – will halt meist mit einer Einkehr beschlossen werden. Erwähnte Local Guides erzählen auch, dass sie regelmäßig mal von dem einen, mal vom anderen Lokal verärgert sind, weil entweder Speisenqualität oder Bedienung zu wünschen übrig lassen. Schuld hat vermutlich auch der Fachkräftemangel in der Gastronomie, vor allem hier am nordwestlichsten Eck von Deutschland. Aber am Ende kehrt der Gast doch halt immer wieder zurück…
Die Bauernstuben heben sich im Internet schon mal durch eine besondere Domain ab. Auf „hauptsachen.de“ muss man erst mal kommen! Aber real überzeugen sie durch rustikale Gediegenheit und Bodenständigkeit, mit bäuerlichem Flair, Tieren und einer Koppel direkt am Haus. Im Gastraum herrscht ein eher düsteres Interieur, mit kaltem Klinkerfussboden, dunklen Deckenbalken und bäuerlichem Mobiliar, wie sie auch aus einem Schwarzwaldhaus stammen könnten. Zu viert zwängen wir uns an einen Tisch mit zwei Bänken, die man ruhig hätte etwas breiter konzipieren können (wohin mit feuchten Jacken, voluminösen Rucksäcken, Kappen und Feldstecher?).
Gegen Mittag an einem schnöden Wochentag Ende April ist hier der Andrang gottseidank nicht allzu gross. Wir werden rasch bedient, mit Speisekarten und Getränken versorgt und auch im weiteren Verlauf nie mit langen Wartezeiten konfrontiert. Die umfangreiche Speisekarte offeriert diverse Fisch- und Fleischspeisen, mehrere Salatvariationen, Klassiker wie Matjes-Variationen, Panfisch oder Bauernsülze, Frühstück für Langschläfer (bis 12 Uhr), Milchreis (wieso der auf Borkum überall in vielerlei Varianten angeboten wird, hat sich mir allerdings nicht erschlossen) sowie einem grossen Kinderangebot. Überhaupt sind Kinder hier höchst willkommen, nicht nur lukullisch, sondern auch was den Zeitvertreib angeht: draussen locken viele Tiere und ein grosser Spielplatz!)
Da ich eingeladen werde, kann ich wenig zu den Preisen sagen. Sie scheinen aber angemessen und moderat zu sein. Der Matjes ist fein, noch sehr jung und butterzart. Die dazu servierte Remoulade ist für meinen Geschmack allerdings zu fett und zu mächtig geraten. Naja, bei Wind und Kälte muss man sich wohl hochkalorischer ernähren… Sehr schön anzusehen ist die Bauernsülze, die mit reichlich Zwiebeln, noch mehr Bratkartoffeln und einer ansprechenden Salatgarnitur serviert wird. Das harmoniert prima zusammen, selbst wenn auch hier die allzu fettige Remoulade einen kleinen Punkteabzug bringt. Weniger aufregend ist der Salatteller mit Nordseekrabben und Räucherlachs, der hier Fischerin-Salat genannt wird und mit Baguettescheiben gereicht wird. Apropos: wer extra Baguette ordern will, hat hier 1,20 Euro pro Portion zu berappen, was ich etwas kleinlich finde. Weiteres Manko: leider werden unsere Getränke allesamt eiskalt serviert. Hier hätten wir einfach bei der Bestellung unsere Wünsche besser formulieren sollen. Offenbar wartet jeder fast jeder Wochentag noch mit besonderen Abendaktionen auf: Montag: Matjes-Vielfalt, Dienstag: Scholle, Butt & Meer, Mittwoch: Rund um die Kartoffel, Donnerstag: Ofenfrische Spareribs und Freitag: Ostfriesische Spezialitäten. Das ist eine gute Idee, weil die meisten Besucher nach der Kaffee-und-Kuchen-Zeit wieder abreisen – dabei fährt der letzte Linienbus noch nach 23 Uhr.
Ein besonderes Engagement habe ich in den Bauernstuben nicht entdecken können; mir scheint, der Laden läuft so oder so. An Konkurrenz vor Ort gibt es eben nur das erwähnte zweite Lokal. Explizit die Kinderfreundlichkeit scheint man sich hier auf die Fahnen geschrieben zu haben – und das ist ja auch schon mal ein mögliches Auswahlkriterium. Bei einem längeren Borkumaufenthalt wird man sicherlich beide Ostland-Lokale mehrfach besuchen. Und wohl wechselnde Qualität vorfinden.
Auch wenn Borkum die größte ostfriesische Insel ist, hat man die touristischen Regionen schnell erfasst. Als höchst beliebtes, stark frequentiertes und sehr populäres Ausflugsziel gilt Ostland. Hier regieren genau 2 Lokale, die gleichermaßen angesteuert werden. Unsere lokalen Führer berichten, dass man hier nicht selten eine halbe Stunde auf einen freien Tisch warten muss. Aber ein Ausflug in die landschaftlich sehr reizvolle Gegend – per Linienbus oder Pferdekutsche, mit dem Fahrrad oder per pedes – will halt meist mit einer Einkehr... mehr lesen
3.0 stars -
"Hauptsache, essen und trinken" MinitarAuch wenn Borkum die größte ostfriesische Insel ist, hat man die touristischen Regionen schnell erfasst. Als höchst beliebtes, stark frequentiertes und sehr populäres Ausflugsziel gilt Ostland. Hier regieren genau 2 Lokale, die gleichermaßen angesteuert werden. Unsere lokalen Führer berichten, dass man hier nicht selten eine halbe Stunde auf einen freien Tisch warten muss. Aber ein Ausflug in die landschaftlich sehr reizvolle Gegend – per Linienbus oder Pferdekutsche, mit dem Fahrrad oder per pedes – will halt meist mit einer Einkehr
Besucht am 01.05.2018Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Gastronomisch gesehen, entsprach mein Aufenthalt auf Borkum nicht immer den gehegten naiven Erwartungen von reichlich Fisch bis zum Abwinken, dazu benebelt von brizzeliger Sanddornbrause. Dabei hatte schon der freundlicher Herr Borkumer Abstammung, den ich im Zug gen Emden kennengelernt habe, gewarnt: nicht zu viel Fisch, nicht zu viel Jod – empfindliche Menschen kippen schon mal dabei um. Naja, mangels attraktiver kulinarischer Angebote konnte es dazu gar nicht kommen. Eine weitreichende Flexibilität lukullischer Natur kann aber prinzipiell nicht schaden.
Das Spezialitäten-Restaurant Alt-Borkum annonciert heimische Produkte, wobei man den Begriff Heimat sehr weit fassen kann. Als Kosmopoliten rund um den Patron Osman Kalkinc zaubert das hauptsächlich aus dem Mittelmeerraum stammende Personal ein breit gefächertes Angebot von Dryed Aged Hamburgern über Fetakäse mit Thymian-Honig bis zu norddeutschem Pannfisch. Das eigentlich aus dem Badischen stammende Schäufele wird hier vom Susländer Schwein aus Schleswig-Holstein hergestellt, die Spätzle (die hier tatsächlich angeboten werden!) hat ein ursprünglich aus Ulm kommender, inzwischen leider verstorbener Koch eingeführt. Auf jedem Tisch stehen dreierlei verschiedene, grobe Spezialitätensalze. Und die Weinkarte offeriert Weine aus ganz unterschiedlichen Regionen. Alles ziemlich multikulti.
Ohne Tischreservierung geht hier gar nichts. Dabei liegt das Alt-Borkum eher ausserhalb des Ortskerns und vor allem weitab der üblichen Flaniermeile. Man muss das Lokal schon sehr bewusst ansteuern. Die Gasträume liegen auf zwei Ebenen, wobei die obere leicht rustikal mit moderaten maritimen Anleihen möbliert ist – und die untere hell, modern bis unterkühlt gehalten wird. Man sitzt hier aber sehr bequem auf hochlehnigen, lederbezogenen Stühlen oder auf mehrfarbig akzentuierten Bänken. Das Personal agiert rasch, teilweise jedoch etwas unkonzentriert. Als Gruss aus der Küche drei kleine Baguettescheibchen plus Aufstrich für vier Personen aufzutragen, kann nicht ganz aufgehen. Erst als ich zaghaft darauf hinweise, wird schnell nachgebessert. Geschirr und Besteck sind gepflegt, modern bis originell. Nur unsere opulenten Weingläser halte ich für übertrieben überdimensioniert. Fast braucht man beide Hände, um sie zu stemmen.
Als Speisen wählen wir heute Gourmet-Pilze für 15,90 Euro (Kräuterseitlinge, Austernpilze und Nusschampignons), samt Salat und zwei Spiegeleiern, sowie ein Hähnchenbrustfilet vom Grill für 17,90 Euro (mit aromatischem Linsensalat und oben schon bereits erwähnten Gourmet-Pilzen), sowie tatsächlich – Gott hab den ehemaligen Koch aus Ulm selig – schwäbische Käsespätzle mit Allgäuer Emmentaler für stolze 14,90 Euro. Viele der qualitätsvollen Zutaten haben hier Bio-Qualität: die verwendeten Eier und das Mehl, auch das Apfelsaftschorle. Die Speisen sind geschmackvoll angerichtet, interessant gewürzt und mit netten Details ausstaffiert. Leider ist manches bereits schon kalt, bis es unseren Tisch erreicht. Das dürfte dem hohen Publikumsandrang geschuldet sein, vielleicht auch der Tatsache, dass am Nebentisch eine grössere Geburtstagsfeier im Gange ist, die offenbar viele Ressourcen und noch mehr an serviceorientierter Aufmerksamkeit verschluckt. Apropos Feier: bei einer Geburtstagsgesellschaft erhält jeder Gast ein Glas Sekt aufs Haus. Und Kinder mit einem Notendurchschnitt bis 2,3 bekommen ein süsses Dessert gratis. Auch zahlreiche andere Aktionen und Veranstaltungen locken regelmässig. Zur Zeit ist jeder Donnerstag Rumpsteak-Tag mit speziellen Preisen.
Alles in allem beeindruckt das Alt-Borkum mit einem etwas anderen Speisenangebot als hier üblich und sichtlichem Engagement des Chefs. Tadellose Sauberkeit herrscht bis in die kleinste Ecke hinein. Auf gepflegte Tischkultur wird hohen Wert gelegt. Bei gutem Wetter kann man übrigens auch draussen sitzen, doch momentan würden die starken Windböen allein schon unsere Servietten wegwehen…
Gastronomisch gesehen, entsprach mein Aufenthalt auf Borkum nicht immer den gehegten naiven Erwartungen von reichlich Fisch bis zum Abwinken, dazu benebelt von brizzeliger Sanddornbrause. Dabei hatte schon der freundlicher Herr Borkumer Abstammung, den ich im Zug gen Emden kennengelernt habe, gewarnt: nicht zu viel Fisch, nicht zu viel Jod – empfindliche Menschen kippen schon mal dabei um. Naja, mangels attraktiver kulinarischer Angebote konnte es dazu gar nicht kommen. Eine weitreichende Flexibilität lukullischer Natur kann aber prinzipiell nicht schaden.
Das Spezialitäten-Restaurant... mehr lesen
Alt Borkum
Alt Borkum€-€€€Restaurant, Cafe, Biergarten049222005Roelof-Gerritz-Meyer Str. 10, 26757 Borkum
4.5 stars -
"Es muss nicht immer Matjes sein" MinitarGastronomisch gesehen, entsprach mein Aufenthalt auf Borkum nicht immer den gehegten naiven Erwartungen von reichlich Fisch bis zum Abwinken, dazu benebelt von brizzeliger Sanddornbrause. Dabei hatte schon der freundlicher Herr Borkumer Abstammung, den ich im Zug gen Emden kennengelernt habe, gewarnt: nicht zu viel Fisch, nicht zu viel Jod – empfindliche Menschen kippen schon mal dabei um. Naja, mangels attraktiver kulinarischer Angebote konnte es dazu gar nicht kommen. Eine weitreichende Flexibilität lukullischer Natur kann aber prinzipiell nicht schaden.
Das Spezialitäten-Restaurant
Besucht am 27.04.2018Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 62 EUR
Nomen ist nicht immer (ein schlechtes) Omen. Das vielfach empfohlene Café Restaurant Sturmeck habe ich fast bis zuletzt aufgehoben, weil mir ein sturmumtostes, windiges, ungemütliches, zugiges Lokal vorschwebte. Am Tag meines Besuchs ist es jedoch komplett windstill und sehr mild. Fast lockt die grosse, einladende Aussenterrasse zum Draussensitzen, doch meine Begleiter haben bereits Plätze im hinteren Bereich des Lokals gewählt.
Die Lage des Sturmecks fasziniert mich sofort: eingebettet und zunächst etwas versteckt zwischen den Sanddünen liegend, nur nach einem längeren Spaziergang von der Ortsmitte oder nach einer Busfahrt bis zur Haltestelle BFA erreichbar. Ein sandiger Bohlenweg führt hinauf zum Lokal, neben dem auch einige attraktive Ferienbungalows liegen, die ebenfalls zur Besitzerin Maike Renner gehören. Vom Sturmeck aus hat man eine wundervolle, weite Aussicht aufs Wattenmeer und die Dünenlandschaft. Hier oben den Sonnenuntergang bei einem Glas Wein zu geniessen, gehört sicherlich zu den besonderen Highlights.
Die Innenräume sind rustikal, mit sehr viel hellem Holz möbliert, an den Wänden hängen alte Schwarzweiss-Fotografien. Hohe umlaufende Fenster gewähren grosszügige Ausblicke auf die Dünenlandschaft. In unserem Falle auch auf Handwerker, die eben noch eine Steinmauer vor unseren Augen hochziehen. Naja, ist halt noch Nebensaison… Die Toiletten sind noch im alten Stile schwarz/weiss gefliest. Besucher, die hier nichts konsumieren, dürfen freiwillig einen Obolus in ein Körbchen vor der Türe legen. Das dürfte beiderseits ok sein, denn in diesem Küstenabschnitt mangelt es wirklich an öffentlichen Toiletten.
Zu viert bestellen wir eine kunterbunte Mischung, die dann auch rasch serviert wird: Bratheringe mit Bratkartoffeln für sehr günstige 7,90 Euro / Matjes mit Zwiebeln und Salzkartoffeln für 9,90 Euro / Spargel mit gekochtem Schinken für 9,30 Euro / einen Bauernsalat mit Schafskäse und gekochtem Ei für 10,90 Euro. Die Portionen sind teilweise sehr überschaubar – vier Stangen Spargel pro Person erscheinen mir einfach zu dürftig. Da kann man wirklich nur noch hungrig vom Tisch aufstehen. Der Bauernsalat entpuppt sich als komplett geschmacksneutral, fad und wässrig. Sogar die schwarzen Oliven schmecken nach nichts. Auch die Matjesportion macht leider nicht satt, überzeugt jedoch (zum ersten Mal auf Borkum!) mit genügend Zwiebelringen. Sollen die dürftigen Portionen, das fehlende Aroma vielleicht zu Nachbestellungen anregen? Kaffee und Kuchen wird auf jeden Fall auch angeboten, letzteres kann man an der Theke auswählen, doch aufgrund von mangelndem Interesse schaue ich nur mal kurz aus der Ferne drauf. Die Getränke sind allesamt ok, nichts wird zu kalt serviert. Zum Sanddornschorle (3,80 Euro) wird ein bunter Strohhalm gereicht, was dem Arrangement die Anmutung eines Kindergetränks verleiht (ist es vielleicht auch?). Sowohl Kaffee (Pott für 3,10 Euro) und Tee (Becher für 3,40 Euro) nach dem Essen werden rasch und ohne Wartezeit serviert.
Der Service ist zackig und robust und nicht unfreundlich. Offenbar wurde hier nachgebessert (siehe Bericht von Jenome). Die einzigartige Lage der Location gefällt mir so gut, dass ich sogar mit einem zukünftigen Aufenthalt in den zugehörigen Strandbungalows liebäugele. Lediglich die Speisen waren für mich durchweg enttäuschend. Mir scheint, es wird an Qualität, Menge und Kreativität gespart. Unsere Begleiter, die seit Jahren als Essensgäste vorbeikommen, wissen auch zu berichten, dass die Güte der Gerichte sehr wechselhaft ist. Wir schleichen auf jeden Fall noch hungrig und unbefriedigt davon und bleiben auf dem Nachhauseweg mehrfach auf der Strandpromenade stehen, um die dortigen Snackangebote zu studieren.
Nomen ist nicht immer (ein schlechtes) Omen. Das vielfach empfohlene Café Restaurant Sturmeck habe ich fast bis zuletzt aufgehoben, weil mir ein sturmumtostes, windiges, ungemütliches, zugiges Lokal vorschwebte. Am Tag meines Besuchs ist es jedoch komplett windstill und sehr mild. Fast lockt die grosse, einladende Aussenterrasse zum Draussensitzen, doch meine Begleiter haben bereits Plätze im hinteren Bereich des Lokals gewählt.
Die Lage des Sturmecks fasziniert mich sofort: eingebettet und zunächst etwas versteckt zwischen den Sanddünen liegend, nur nach einem längeren... mehr lesen
4.0 stars -
"Einzigartige Lage, bescheidenes Essen" MinitarNomen ist nicht immer (ein schlechtes) Omen. Das vielfach empfohlene Café Restaurant Sturmeck habe ich fast bis zuletzt aufgehoben, weil mir ein sturmumtostes, windiges, ungemütliches, zugiges Lokal vorschwebte. Am Tag meines Besuchs ist es jedoch komplett windstill und sehr mild. Fast lockt die grosse, einladende Aussenterrasse zum Draussensitzen, doch meine Begleiter haben bereits Plätze im hinteren Bereich des Lokals gewählt.
Die Lage des Sturmecks fasziniert mich sofort: eingebettet und zunächst etwas versteckt zwischen den Sanddünen liegend, nur nach einem längeren
Besucht am 27.04.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 27 EUR
Zugegeben: in der vergangenen Woche hat mich die Nordseeinsel Borkum kulinarisch nicht immer voll überzeugt – trotz zahlreicher euphorischer Empfehlungen von Freunden und sehr viel Vorfreude. Man muss erkennen, dass auch hier (wie sollte es auch anders sein?) Tagestouristen, Laufkundschaft und wahrscheinlich nicht wiederkehrende Kur- und Rehagäste das Geschehen dominieren und sich die Gastronomie dafür nicht unbedingt krummlegen muss. Und viele der Ferienhäusler verköstigen sich halt selbst.
Nach einem hervorragenden Abendessen am ersten Abend soll nun aber noch ein guter Abschluss zum Ende folgen. Zwar sieht der „Knurrhahn“ von aussen, von der Hauptshoppingmeile Franz-Habich-Strasse, erst mal nach schnödem Fischimbiss aus. Dunkle Holzfront, kleiner Innenraum, draussen ein paar Fässer als Stehtische und einige Barhocker drumherum. Dass die Location bereits um 20 Uhr schliesst, lässt auch nicht unbedingt einen entspannten Abend erhoffen. Doch für den letzten Abend passt es hervorragend, haben doch gute Freunde von uns, die seit Jahrzehnten auf die Insel reisen, den „Knurrhahn“ wärmstens empfohlen.
Bei fiesem Nieselregen scheidet Draussensitzen schon mal aus. Drinnen ist es eng, man steht oder hockt dicht gedrängt um ein paar halbhohe Tische herum, die feuchten Mäntel und Jacken hängt man an Haken an der Wand, bestellt wird direkt an der Theke, dahinter wird ununterbrochen gebrutzelt, gezischt, gebraten und angerichtet (Stichwort Show Cooking). Trotzdem ist es im Lokal zugig und feucht – vermutlich steht die Tür dauernd offen. Hier kommt man schnell mit anderen Gästen ins Gespräch: fast allesamt Stammgäste und Kenner, viele Solisten oder kleine Freundesgrüppchen. Mir scheint, wer einmal hier war, kommt öfter oder gar immer wieder.
Das Fischangebot ist grossartig: Seelachs, Rotbarsch, Kabeljau, Pangasius, Scholle, Rotzunge, Lachs, Krabben in jeglicher Zubereitungsform, Grösse und Darreichung, vom einfachen Fischbrötchen bis zur großzügigen Fischpfanne im formschönen gusseisernen Pfännchen. Vieles kann man sich auch modular zusammenstellen, was mir sehr sympathisch ist. Auf Anraten unserer Tischnachbarin, die hier ein Ferienhaus hat, mehrfach im Jahr auf der Insel ist, grad eben angekommen ist und gleich mal beim „Knurrhahn“ einkehrt, wählen wir: Rotwein Matjesfilet mit Zwiebeln, Bratkartoffeln und Salatgarnitur für 9,50 Euro, sowie Salat Neptun für 11,50 Euro (Salat der Saison, gebratene Fischfiletstreifen, Räucherlachs, Nordseekrabben, Kräuterrahmdressing und Baguette). Da Selbstbedienung herrscht, darf man sich das Essen selbst an der Theke abholen und das benutzte Geschirr hernach wieder selbst abräumen.
Der Majes ist zart und aromatisch, die Bratkartoffeln sind kross, mit Fett wurde auch nicht gerade gespart. Garniert wird mit frischen Kräutern (Dill und Schnittlauchröllchen), säuerlichen Apfelscheiben und knackigem Salat. Der Salat Neptun entpuppt sich als riesige Portion, die auf einem grossen, tiefen Teller angerichtet ist. Mehrere kleine, sparsam panierte Fischfiletsstücke, würzig geräucherter Lachs und reichlich Krabben tummeln sich auf einem frischen, leckeren Salat aus Blattsalaten, Tomate, Gurke, Karotten, Kappes. Alles in allem kaum zu bewältigen. Sensationell und unerwartet ist die Weinkarte mit etlichen hochwertigen Flaschenweinen, aber auch vielen Sorten, die gläserweise ausgeschenkt werden. Trotz Imbisscharakter will man hier nicht auf gepflegte Trinkkultur verzichten und gibt feine, hohe Weingläser aus.
Zu den engen, winzigen Toiletten führen drei Treppenstufen (Achtung beim Rausgehen!). Wenn das Lokal voll besetzt ist (also wahrscheinlich immer), muss man sich durchschlängeln. Aber die Enge und Überschaubarkeit des Lokals machen wahrscheinlich mit seinen Charme aus. Die Qualität und Frische unserer Gerichte ist erstklassig, die Preise sind sehr moderat, mit den anderen Gästen kommt man sehr schnell ins Gespräch. Alles in allem ein höchst sympathisches Fischlokal, das ich unumwunden empfehlen kann und das ich jederzeit wieder besuchen würde. Es öffnet schon um 11 Uhr vormittags. Ideal für ein spätes, herzhaftes, deftiges (zweites) Frühstück, ganz nach meinem Geschmack.
Zugegeben: in der vergangenen Woche hat mich die Nordseeinsel Borkum kulinarisch nicht immer voll überzeugt – trotz zahlreicher euphorischer Empfehlungen von Freunden und sehr viel Vorfreude. Man muss erkennen, dass auch hier (wie sollte es auch anders sein?) Tagestouristen, Laufkundschaft und wahrscheinlich nicht wiederkehrende Kur- und Rehagäste das Geschehen dominieren und sich die Gastronomie dafür nicht unbedingt krummlegen muss. Und viele der Ferienhäusler verköstigen sich halt selbst.
Nach einem hervorragenden Abendessen am ersten Abend soll nun aber noch ein... mehr lesen
4.5 stars -
"1a Fischlokal" MinitarZugegeben: in der vergangenen Woche hat mich die Nordseeinsel Borkum kulinarisch nicht immer voll überzeugt – trotz zahlreicher euphorischer Empfehlungen von Freunden und sehr viel Vorfreude. Man muss erkennen, dass auch hier (wie sollte es auch anders sein?) Tagestouristen, Laufkundschaft und wahrscheinlich nicht wiederkehrende Kur- und Rehagäste das Geschehen dominieren und sich die Gastronomie dafür nicht unbedingt krummlegen muss. Und viele der Ferienhäusler verköstigen sich halt selbst.
Nach einem hervorragenden Abendessen am ersten Abend soll nun aber noch ein
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Das griechische Lokal „Hermes“ liegt im Erdgeschoss des „Hotels Schlosshof“. Hätte ich vor der Anreise nur eine Visitenkarte oder Informationen aus dem Internet gehabt, hätte ich beim Eintreffen sicherlich einen Fehler bei meinem Navi oder bei Google Maps vermutet. Schlosshof? Welches Schloss? Welcher Hof? Die Innenstadt von Schwieberdingen wirkt so lieblos durcheinandergewürfelt, als hätte es in Deutschland nie einen Stadtentwicklungsplan gegeben. Das Hotel Schlosshof – inklusive Hermes – hat sicherlich mal goldene Zeiten gesehen. Vermutlich in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Es ist laut Homepage „der geeignete Stützpunkt für Durchreisende auf der Nord-Südachse“ und somit auch für unglücklich Verirrte wie mich.
Der triste Betonbau wirkt wie zufällig vom Himmel gefallen. Die offenstehende Haupteingangstür verweist in ein düsteres Innere, die schlichte Terrasse auf der Rückseite wendet sich immerhin der untergehenden Sonne und einem kostenlosen Innenstadtparkplatz zu. Wachsender Hunger und die Hoffnung auf etwas Habhaftes (angesichts dreier speisender Gäste auf der Terrasse) treiben mich auf diesen schmucklosen Ort zu. Der Wirt scheint sichtlich überrascht über den unerwarteten Andrang an diesem Abend, zeigt sich erst abwehrend und beschliesst dann nach einiger Überwindung, uns zu bedienen. Die Speisekarte ist übersichtlich, aber angenehm griechisch orientiert (Bifteki, Moussaka, Tsatsiki) – wobei manches zwar auf der Karte steht, aber nicht serviert werden kann. Dafür könnte der theatralisch gestikulierende und chronisch witzelnde Patron Christodoulidis sich sicherlich für den nächsten Comedy-Preis bewerben. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten befinden wir uns endlich auf der selben Wellenlänge und haben auch die wenigen verfügbaren Speisen aufgespürt. Mutig bestellen wir folgende Mischung: 2x Pommes, 1x griechischer Salat, 1x Tsatsiki, 1x gebackener Fetakäse, 1x Rotwein, 1x Weissherbst. Es folgt eine lautstarke Diskussion mit der Küche, in der vermutlich die Patronin steht und sich über die Ruhestörung am Samstagabend beschwert. Doch Herr Christodoulidis bewahrt die Contenance, spielt seine Rolle heiter weiter, serviert in rascher Abfolge und hält uns charmant bei Laune.
Tatsächlich ist alles konsumierbar. Die Viertele werden in traditionellen Henkelgläsern serviert, der Weissherbst entpuppt sich als unerwartet spritzig und gut gekühlt. Die schlanken Fritten sind nicht nur kräftig gesalzen, sondern auch wunderbar mit mediterranen Kräutern gewürzt. Etwas grob zerteilt wirken dagegen die Bestandteile des griechischen Bauernsalates, doch mittels Besteck arbeiten wir uns durch. Als Gedicht erweist sich das Tsatsiki, das nur so vor Knoblauch strotzt. Schön kross gebraten und aromatisch ist der Schafskäse, von dem man glatt noch eine zweite Portion verdrücken könnte. Die Preise kann ich leider nicht genau wiedergeben, denn die handgeschriebene Rechnung ist nicht mehr hundertprozentig interpretierbar. Aber alles zusammen – inklusive Kaffee und Ouzo zum Abschluss – beläuft sich die Gesamtrechnung auf genau 30 Euro. Der Kaffee ist herzhaft und kräftig, fast wie ein Espresso. Der Ouzu gut gekühlt, aber ohne Eiskristalle.
Zwischendrin sorgt der Wirt für ständige Erheiterung und Bespassung, die wir dankbar annehmen. Der leider unabwendbare Weg zur Toilette führt durchs Innere des grosszügigen Lokals, dessen Ausmasse einem fast die Tränen in die Augen treiben. Hier herrscht ungenutzte Leere. War hier sicherlich mal ne grosse Nummer… Jetzt wird nicht mal mehr das Licht angemacht und lieber Strom gespart. Auf dem Weg ins Untergeschoss stolpern wir fast über den Wischmop am Treppenabgang. Eigentlich wirkt hier alles wie eine falsche Inszenierung. Oder, wie unser Stadtmagazin titulieren würde: „Schräggastro“ – über das Abtauchen in eine Parallelwelt. Eins kann man diesem Lokal auf jeden Fall unumwunden bescheinigen: einen hohen Skurrilitätsfaktor.