Geschrieben am 26.03.2022 2022-03-26| Aktualisiert am
28.03.2022
Besucht am 26.03.20221 Personen
Rechnungsbetrag: 3 EUR
Fast 10 Jahre nach meinem letzten Besuch kehre ich heute einmal wieder im Nagolder Rathaus-Café ein. Und wie sich die Zeiten ändern: Ende März ist es an diesem Platz schon dermaßen sonnig, dass nicht nur ich auf der Terrasse spontan meine Jacke ausziehen muss. Der Service ist gleichbleibend freundlich und zugewandt, das Angebot nach wie vor vollkommen unspektakulär. Ausser Butterbrezeln und belegten Brötchen ist nichts Habhaftes zum Frühstück zu bekommen. Schleckermäuler können allerdings schon mal zum Kuchen greifen – eher niedrige Tartes, teilweise mit Obst, teilweise käsekuchenhaft. Am Samstag wird zur Mittagszeit auch eine Suppe angeboten. Die Preise sind moderat und kundenfreundlich.
Ich wähle eine Tasse Kaffee (2,30 Euro) und eine Butterbrezel (1,50 Euro), bei der mit der Butter nicht gegeizt wurde. Während die Schicki-Micki-Truppen nur ein paar Schritte weiter vor ihrem Latte-Macchiato und einem Bagel sitzen, scheinen im Rathaus-Café eher die Einheimischen einzukehren: Stammgäste, oft ältere Semester, samstags meist Markbesucher nach dem Einkauf. Man kennt sich und hält ein Schwätzchen mit den Service-Damen.
Die Toiletten gehören zum Rathaus, darunter auch die offizielle Schwerbehindertentoilette des Ortes. Alles gut gepflegt, so wie es sich gehört. Und natürlich barrierefrei erreichbar. Wer einen Sitzplatz auf der Terrasse ergattert hat, kann das bunte Treiben auf dem Markt und den Blick auf den nahen Urschelbrunnen geniessen.
Fast 10 Jahre nach meinem letzten Besuch kehre ich heute einmal wieder im Nagolder Rathaus-Café ein. Und wie sich die Zeiten ändern: Ende März ist es an diesem Platz schon dermaßen sonnig, dass nicht nur ich auf der Terrasse spontan meine Jacke ausziehen muss. Der Service ist gleichbleibend freundlich und zugewandt, das Angebot nach wie vor vollkommen unspektakulär. Ausser Butterbrezeln und belegten Brötchen ist nichts Habhaftes zum Frühstück zu bekommen. Schleckermäuler können allerdings schon mal zum Kuchen greifen – eher... mehr lesen
3.5 stars -
"Ruhig, unaufgeregt und unspektakulär" MinitarFast 10 Jahre nach meinem letzten Besuch kehre ich heute einmal wieder im Nagolder Rathaus-Café ein. Und wie sich die Zeiten ändern: Ende März ist es an diesem Platz schon dermaßen sonnig, dass nicht nur ich auf der Terrasse spontan meine Jacke ausziehen muss. Der Service ist gleichbleibend freundlich und zugewandt, das Angebot nach wie vor vollkommen unspektakulär. Ausser Butterbrezeln und belegten Brötchen ist nichts Habhaftes zum Frühstück zu bekommen. Schleckermäuler können allerdings schon mal zum Kuchen greifen – eher
Besucht am 17.03.20222 Personen
Rechnungsbetrag: 15 EUR
Lange Jahre hat Kevin Kugel – seines Zeichen Deutscher Chocolatier Meister 2013 – in seinem Heimatort Nufringen residiert und damit die kleine Gemeinde am Schönbuchrand zu einem ungeahnten Hype verholfen. Schon zu dieser Zeit war seiner Manufaktur ein winziges, kleines Café angeschlossen, das ich jedes Mal mit Begeisterung besucht habe, wenn ich nur halbwegs in der Gegend war. Doch bei all dem Zuspruch wurde die Location irgendwann zu beengt und klein. Expansion war angesagt.
Seit 2020 hat Kevin Kugel mit Manufaktur und Chocolaterie und Café eine neue Heimat in Sindelfingen gefunden – und zwar in hervorragender 1a-Lage, fast direkt am Marktplatz. Momentan ist drumherum noch Baustelle, aber wo gibt´s das beim aktuellen Bauboom auch nicht? Vor Ort werden handgefertigte Schokoladekreationen, Kaffeespezialitäten, warme Trinkschokoladen, prickelnde alkoholische Getränke und entzückende Törtchen angeboten. Das alles in einem neuen Gebäude an der Böblinger Straße, ebenerdig und barrierefrei erreichbar, sehr stylish fast komplett in edlem Schwarz gehalten, wenn man vom naturfarbenen Boden und wenigen pastellfarbenen Stühlen absieht. Zwei oder drei kostenlose Parkplätze (für 30 Minuten) sind direkt am Haus zu finden, ansonsten reihen sich entlang der Böblinger Straße diverse kostenpflichtige Parkmöglichkeiten. Der Busbahnhof ist aber auch in wenigen Gehminuten zu erreichen.
Am heutigen Donnerstag treffe ich am frühen Nachmittag ein, um im Shop einige Geburtstagsgeschenke zu erwerben und hernach noch einen Kaffee zu trinken. Der Ort ist gut besucht. Angesichts all der handgefertigten Köstlichkeiten und dem sehr freundlichen, respektvollen Service herrscht hier ein fast ehrfürchtiges, andächtiges Gefühl vor. Ein bisschen fühle ich mich wie in Japan, wo man als Kunde auch derartig verwöhnt wird und alles mit fein einstudierten, abgezirkelten Bewegungen choreographiert wird. Nach dem Einkauf gönne ich mir noch einen Cappuccino (4,30 Euro). Zu jedem Heißgetränk kann man sich eine Praline oder eine winzige Schokokreation nach Wahl aussuchen. Ich wähle etwas mit piemontesischer Haselnuss, das von einer graublau glänzenden Umhüllung umschlossen ist. Gereicht wird alles auf einem ovalen Holztablett. Viele Sitzmöglichkeiten gibt es nicht. Zwei oder drei hohe Tische mit Barhockern, eine sehr lange Tafel mit vielen vielfarbigen Stühlen. Durch breite Glaswände kann man direkt dem Werkeln in der Schokomanufaktur zusehen. Achja, und draussen, auf der kleinen Terrasse vor dem Haus, kann man auf niedrigen Steinhockern an einem Steintisch Platz nehmen.
Obwohl ich die Produkte bei Kevin Kugel sehr schätze, schmeckt der Cappuccino heute leider etwas fad. Zwar schön cremig-fluffig, jedoch ohne aromatische Tiefe. Das kann dem Nachklang meines herzhaften Mittagessens geschuldet sein, vielleicht auch der dominanten Haselnuss aus dem Piemont? Meine Begleitung, die eigentlich „nur mal kucken“ wollte, erliegt dann allerdings dem überaus appetitlichen Törtchen-Angebot. Die Kreationen (so um die 5-6 Euro pro Stück) tragen entzückende Namen wie „Paris Brest Haselnuss“ oder „Geräucherte Schokolade Ananas“ und glänzen in allen Farben des Regenbogens. Schließlich landet ein kanariengelbes Törtchen mit Mango und Kokos auf dem Tellerchen. Schon bei der Ahnung des geballten Zuckers wird mir schummerig – aber hübsch anzusehen sind die Teile wirklich. Alle Achtung!
Lange harren wir nicht aus, denn der Besucherandrang ist groß und es gebietet der Anstand, etwas Platz am langen Tisch zu machen. Ich für meinen Teil habe auch ein bisschen mit dem rutschigen Filzkissen auf dem Stuhl zu kämpfen. Zum Abschluss noch ein Abstecher zu den hiesigen Toiletten, die natürlich – wie alles in dieser Location – megaproper ist. Nach so viel Schwarz in den vorderen Räumen erstaunen die zartgrünen Fliesen fast ein bisschen.
Nach jedem Besuch bei Kevin Kugel verlässt man irgendwie glücklich und wertgeschätzt das Haus. Okay, satt wird man hier natürlich nicht. Aber vielleicht bei den Workshops und Verkostungen, die vor Ort auch angeboten werden?
Lange Jahre hat Kevin Kugel – seines Zeichen Deutscher Chocolatier Meister 2013 – in seinem Heimatort Nufringen residiert und damit die kleine Gemeinde am Schönbuchrand zu einem ungeahnten Hype verholfen. Schon zu dieser Zeit war seiner Manufaktur ein winziges, kleines Café angeschlossen, das ich jedes Mal mit Begeisterung besucht habe, wenn ich nur halbwegs in der Gegend war. Doch bei all dem Zuspruch wurde die Location irgendwann zu beengt und klein. Expansion war angesagt.
Seit 2020 hat Kevin Kugel mit... mehr lesen
Kevin Kugel Chocolatier
Kevin Kugel Chocolatier€-€€€Cafe, Chocolaterie07031/8171111Böblinger Straße 6/1, 71065 Sindelfingen
4.5 stars -
"Pilgerort für Schokoholiker" MinitarLange Jahre hat Kevin Kugel – seines Zeichen Deutscher Chocolatier Meister 2013 – in seinem Heimatort Nufringen residiert und damit die kleine Gemeinde am Schönbuchrand zu einem ungeahnten Hype verholfen. Schon zu dieser Zeit war seiner Manufaktur ein winziges, kleines Café angeschlossen, das ich jedes Mal mit Begeisterung besucht habe, wenn ich nur halbwegs in der Gegend war. Doch bei all dem Zuspruch wurde die Location irgendwann zu beengt und klein. Expansion war angesagt.
Seit 2020 hat Kevin Kugel mit
Besucht am 05.03.20221 Personen
Rechnungsbetrag: 2 EUR
Nachdem ich kürzlich beim Vorüberfahren das niegelnagelneue „Wanners“ in Herrenberg entdeckt habe, musste ich heute auf der Durchreise gleich eine Stippvisite einlegen. In den letzten Jahren sind Locations dieser Art geradezu aus dem Boden geschossen: eine Art ausgelagertes Ess- und Wohnzimmer, heimelig und modisch möbliert, tiptopp gepflegt und bestens ausstaffiert, mit großzügigen Öffnungszeiten und bester Verkehrsanbindung und ansprechendem gastronomischem Angebot. Hier kann man sich mit Freunden zum Kaffeetrinken verabreden, die Familie zum Frühstück einladen, einen kleinen Zwischenstopp einlegen, neue Kraft schöpfen, sich einen herzhaften Snack zwischendrin gönnen oder einfach mal kurz Luft schnappen. Eine Art des Erlebens, die es so noch nicht im letzten Jahrhundert gab.
Das „Wanners“ liegt in Herrenberg am Rande des Bahnhofareals. Wer immer auf dem Weg zur Innenstadt ist, wird unweigerlich hier vorbeikommen. Allerbeste Voraussetzungen für ein durchgängiges Erfolgsrezept. Die Location wirkt so neu wie bei einem Erstbezug. Alles superproper, sehr gepflegt, ohne Makel. Vom morgendlichen Frühstücksarrangement (süße Pause mit Marmelade, Honig, Nutella / Bauernfrühstück mit Salami, Käse, Frischkäse ) über einen herzhaften Snack bis zu Kaffee und Kuchen am Nachmittag kann man hier durchgängig glücklich werden. Sehr sympathisch ist die regionale Orientierung: so arbeitet man mit der Altdorfer Mühle, der Schönbuch Brauerei, Teinacher Mineralwasser zusammen. Die Wurstwaren stammen übrigens von der sehr geschätzten Metzgerei Geiser aus Weil im Schönbuch.
Da ich gerade von einem üppigen Mittagessen komme, steht mir der Sinn nur nach einem Kaffee. An einem sonnigen, dennoch bitterkalten Märzsamstag sitzen die ersten Outdoorfans bereits im Aussenbereich, der rustikal eingerichtet ist und mit wärmenden Decken über den Stühlen zum Ausharren und Genießen einlädt. Im überaus großzügig gestalteten, überraschend weiträumigen Innenraum findet man sicherlich eine ansprechende Ecke. Allerdings ärgere ich mich gleich über zwei Dinge: über die tiefhängenden Lampen, die überm Tisch unweigerlich zu einer schmerzhaften Kollision führen – und der Lärmbelästigung durch einen überdrehten Radiosender auf den Toiletten. Hier ist dringend Nachbesserung angesagt!
Dass samstagnachmittags zur besten Primetime mit erhöhter Kundenfrequenz offenbar nur eine Servicekraft am Start ist, verwundert dann doch etwas. Eine kleine Wartezeit an der Theke ist somit unabdingbar. Mein kleiner Kaffee ist herzhaft und aromatisch, kann wahlweise (und ohne Zusatzkosten) mit Kakao oder Zimt oder Vanille aufgepimpt werden, vor Ort in einer Porzellantasse oder zum Mitnehmen in einem Pappbecher genossen werden. Aus der gut illuminierten Theke kann man Kuchen, Torten, Backwaren, Brote, süsse Stückle, belegte Brötchen, Snacks, Müsli und Obstsalat auswählen. In einem Kühlschrank stehen Softdrinks und Mineralwasser bereit. Kaffee und andere Heißgetränke werden in allen erdenklichen Variationen angeboten – von Cappuccino doppio bis Chai latte bis Babycino. Natürlich auch mit Hafermilch oder entcoffeiniert oder lactosefrei oder sonstwas.
Unglaublich proper und geradezu jungfräulich wirkt hier wirklich alles: die Sitzecken und Tische, der Thekenbereich, die Toiletten. Warten wir ab, wie es sich im Laufe der Zeit entwickeln wird. Die Gäste: einsame Solisten, Paare jeglicher Altersgruppierung, Freundinnenkreise, Familienverbände, Senioren, Wandergruppen und Radfahrer, Verliebte, Nachbarn, Youngster und Kiddies, Durchreisende und Einheimische. Da sich die Location im Erdgeschoss eines neuen Gebäudekomplexes befindet, ist der gesamte Bereich durchgängig barrierefrei zu erreichen und ist somit für Gäste mit Gehbehinderung oder mit Kinderwagen bestens geeignet. Bahnhof und Busbahnhof liegen direkt vor der Tür. Die Räume sind ansprechend, modern, zeitgemäß und innovativ eingerichtet. Alles spricht dafür, dass das „Wanners“ an diesem Ort einschlagen wird. Ich werde es auf jedem Fall im Auge behalten!
Nachdem ich kürzlich beim Vorüberfahren das niegelnagelneue „Wanners“ in Herrenberg entdeckt habe, musste ich heute auf der Durchreise gleich eine Stippvisite einlegen. In den letzten Jahren sind Locations dieser Art geradezu aus dem Boden geschossen: eine Art ausgelagertes Ess- und Wohnzimmer, heimelig und modisch möbliert, tiptopp gepflegt und bestens ausstaffiert, mit großzügigen Öffnungszeiten und bester Verkehrsanbindung und ansprechendem gastronomischem Angebot. Hier kann man sich mit Freunden zum Kaffeetrinken verabreden, die Familie zum Frühstück einladen, einen kleinen Zwischenstopp einlegen, neue Kraft... mehr lesen
4.5 stars -
"Kaffee, Kuchen und noch mehr" MinitarNachdem ich kürzlich beim Vorüberfahren das niegelnagelneue „Wanners“ in Herrenberg entdeckt habe, musste ich heute auf der Durchreise gleich eine Stippvisite einlegen. In den letzten Jahren sind Locations dieser Art geradezu aus dem Boden geschossen: eine Art ausgelagertes Ess- und Wohnzimmer, heimelig und modisch möbliert, tiptopp gepflegt und bestens ausstaffiert, mit großzügigen Öffnungszeiten und bester Verkehrsanbindung und ansprechendem gastronomischem Angebot. Hier kann man sich mit Freunden zum Kaffeetrinken verabreden, die Familie zum Frühstück einladen, einen kleinen Zwischenstopp einlegen, neue Kraft
Besucht am 05.03.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 15 EUR
Wer durch die Innenstadt von Nagold spaziert, kommt garantiert an diesem viel bestaunten und fotografierten Schmuckstück vorbei. Das imposante, beeindruckend sanierte ‚Fachwerkgebäude der „Alten Post“ liegt direkt am Marktplatz und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. 1697 als Gasthof errichtet, residierte hier ab 1807 eine Poststation auf der Route Stuttgart-Freudenstadt. Heutzutage kann man sein Auto in einem der innerstädtischen Parkhäuser abstellen, mit der sogenannten Kulturbahn (die zwischen Pforzheim und Horb verkehrt) eine der hiesigen Haltestellen anpeilen oder mit dem Bus anreisen. Der zentrale Busbahnhof liegt nur wenige Schritte entfernt.
In seiner wechselvollen Geschichte hat der Gasthof / das Restaurant auch in diesem Jahrhundert mehrere Umbrüche erfahren: Besitzer- und Pächterwechsel, Sanierungen, Renovierungen und Modernisierungen. Trotz mehrerer Anläufe habe ich es in der vergangenen Dekade nie geschafft, hier einzukehren, obwohl der Ort weit oben auf meiner gastronomischen Prioritätenliste stand. Unter der jetzigen Ägide dürfte das Lokal wohl seit 2019 stehen. Und dann setzen ja auch schon bald unheilvolle Zeiten ein.
Wie schön, dass mich jetzt ein Treffen ehemaliger Kollegen in dieses wundervolle Restaurant führt. Wochenends kann man sich auch über eine durchgehende Öffnung freuen, ohne Pause am Nachmittag. Die Kutscherstuben befinden sich ebenerdig im Erdgeschoss, auch wenn ein altes Wirtshausschild noch verkündet: „Restaurant 1. Stock“. Beim Eintreten wird man sofort sehr freundlich begrüßt (vom Patron?), beinahe schon freundschaftlich, so dass der kurze Blick auf den Impfnachweis fast beiläufig erfolgt. Am Samstagmittag kurz nach 12 Uhr hat man noch freie Platzwahl in den Kutscherstuben. In diesem Hauptgastraum befinden sich acht Tische unterschiedlicher Größe – vom putzigen Zweiertisch bis hin zur langen Tafel für Großfamilien und Freundeskreise. Dem Innenarchitekten ist eine harmonische Melange aus alten und hochwertigen, modernen Elementen gelungen: über einem rustikalen Holzdielenboden findet man behutsame Eichenoptik, graue Vorhänge, moderne Leuchten und zeitlos klassische Sitzmöbel, die sicherlich vom ortsansässigen Möbelhersteller Rolf Benz stammen.
Sehr schnell erscheint die aufmerksame, fürsorgliche Servicedame mit den Speisekarten am Tisch. Wer das tolldreiste Weinregal am Eingangsbereich bestaunen konnte und nun der Weinkarte ansichtig wird, wird mit größtem Bedauern die Tatsache registrieren, nicht mit der Postkutsche angereist zu sein. Ich entdecke gleich mehrere Favoriten: einen Barbera d´Alba aus dem Piemont (31,50 Euro für die Flasche), einen badischen Spätburgunder von Martin Waßmer (38,50 Euro), einen Carnuntum Zweigelt (24,50 Euro). Aufgrund der eigenen Motorisierung bleibt es heute leider nur bei einer Cola light (3,60 Euro für das 0,33 Liter-Fläschchen).
Zum Essen wähle ich die Kässpätzle mit Beilagensalat für 11,50 Euro. Die Kollegen nehmen große Salate mit gerösteten Maultaschen (11,50 Euro) oder ein beeindruckend üppiges Schwabenpfännle mit Schweinemedaillons, Maultaschen und Spätzle (19,50 Euro). Auf der Karte dominieren gängige schwäbische Spezialitäten vom Rostbraten bis zu Schwarzwaldforellenfilets, alles zu überraschend moderaten Preisen. In der Küche scheint man fix und konzentriert zu agieren, denn die fertigen Speisen landen sehr schnell am Tisch. Und schmecken hervorragend. Mein filigraner Beilagensalat rankt knackig über einem Bett von fast perfektem Kartoffelsalat und feinen Möhrenstiften. Die Kässpätzle ziehen mächtig Fäden und schmecken dank Bergkäse und viel würzig angeschmälzten Zwiebeln sehr rezent. Die Portion ist fast nicht zu wuppen. Auch die deftig angerösteten Maultaschen und das bilderbuchreif großzügige Schwabenpfännle scheinen zu munden. Nach links erhasche ich noch einen raschen Blick auf ein herrliches Dessert, könnte die Eisschokolade mit Baileys und Sahne (5,80 Euro) gewesen sein. Die Dame ist auf jeden Fall mehr als entzückt.
Beim abschließenden Gang auf die Toilette (sehr gepflegt!) entdecke ich noch einen ruhigen, derzeit nicht bespielten Nebenraum mit sehr schönen, künstlerisch gestalteten Milchglasscheiben. Auch der Vorraum mit Bar und kleinem Nebentisch wirkt sehr einladend.
Alles in allem ist der Besuch perfekt: zentrale Lage, gepflegtes Ambiente, zuvorkommender und überaus freundlicher Service, moderate Preise und wohlschmeckende schwäbische Speisen von bester Qualität. Am liebsten würde man danach sein Haupt auf einem (leider nicht verfügbaren) Gästebett ablegen. Das nächste Mal komme ich auf jeden Fall mit der Postkutsche. Oder zumindest mit der Kulturbahn.
Wer durch die Innenstadt von Nagold spaziert, kommt garantiert an diesem viel bestaunten und fotografierten Schmuckstück vorbei. Das imposante, beeindruckend sanierte ‚Fachwerkgebäude der „Alten Post“ liegt direkt am Marktplatz und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. 1697 als Gasthof errichtet, residierte hier ab 1807 eine Poststation auf der Route Stuttgart-Freudenstadt. Heutzutage kann man sein Auto in einem der innerstädtischen Parkhäuser abstellen, mit der sogenannten Kulturbahn (die zwischen Pforzheim und Horb verkehrt) eine der hiesigen Haltestellen anpeilen oder mit dem Bus... mehr lesen
5.0 stars -
"Gutbürgerlich, gepflegt und gastronomisch auf der Höhe" MinitarWer durch die Innenstadt von Nagold spaziert, kommt garantiert an diesem viel bestaunten und fotografierten Schmuckstück vorbei. Das imposante, beeindruckend sanierte ‚Fachwerkgebäude der „Alten Post“ liegt direkt am Marktplatz und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. 1697 als Gasthof errichtet, residierte hier ab 1807 eine Poststation auf der Route Stuttgart-Freudenstadt. Heutzutage kann man sein Auto in einem der innerstädtischen Parkhäuser abstellen, mit der sogenannten Kulturbahn (die zwischen Pforzheim und Horb verkehrt) eine der hiesigen Haltestellen anpeilen oder mit dem Bus
Besucht am 18.02.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 19 EUR
Wer als Spätzleschwob aufgewachsen und sozialisiert wurde, wird der Kartoffel vermutlich eher etwas distanziert gegenüberstehen. Es sei denn, sie wird als schön knätischiger Kartoffelsalat zum sonntäglichen Braten oder zu den angerösteten Maultaschen serviert. Manch einer steht auch auf eine deftige Kartoffelsuppe mit Saitenwürstle. Doch dann ist eigentlich schon gut. Aus diesem Grunde dürften in Baden-Württemberg typische Kartoffel-Restaurants (so wie ich sie aus nördlicheren Regionen kenne) eher die Seltenheit sein.
In Konstanz jedoch findet man die Tolle Knolle in sehr prominenter und überaus beliebter Lage am Bodanplatz. Vielleicht zehn Schritte vom stark frequentierten Shoppingcenter Lago entfernt, dazu nicht weit vom See und vom Bahnhof – und weniger als 200 Meter von der Schweizer Grenze gelegen. In dem imposanten, rot getünchten Haus im hinteren Bereich des Bodanplatzes residiert das Speiselokal im Erdgeschoss, während in den darüber liegenden Etagen das Hotel Hirschen untergebracht ist, das jedoch unter anderer Leitung steht. Zu früheren Zeiten (wohl zu Beginn des letzten Jahrhunderts) firmierte das gesamte Haus als „Gasthof Helvetia“, wie ich einer alten, stimmungsvollen Fotografie entnehmen kann.
Mein Spontanbesuch in der Tollen Knolle ist eher dem Zufall und den Umständen geschuldet als extra eingeplant. Nach einem Verwandtengeburtstag mit herzhafter Völlerei am Mittag und zu viel Kuchen am Nachmittag bin ich für eine Nacht im Hotel Hirschen einquartiert. Es regnet zum Abend hin, ich habe Durst und könnte auch noch eine Kleinigkeit essen. Schon beim Gang zu meiner Unterkunft entdecke ich das hell beleuchtete Lokal, das offenbar schon am frühen Abend sehr gut besucht ist. Vor dem Haus laden am nächsten Tag, bei besserem Wetter, auch schon einige Tische und Stühle mit warmen Kuschelbezügen und Decken zum Draussensitzen ein.
Drinnen herrscht tatsächlich Hochbetrieb. Es ist laut, warm, umtriebig. Ein freundlicher Kellner empfängt mich gleich am Eingang und weist mir einen der letzten freien Tischchen zu. Bald darauf werden direkt links von mir zwei Schweizer Damen von der Hugo-Fraktion platziert, die signalisieren, dass sie offen für Kontaktaufnahmen sind. Sehr schnell wird es recht eng, vor allem für Gäste mit feuchten Wintermänteln, vollen Einkaufstüten und aufgeweckten Hunden. Der Geräuschpegel erinnert an eine Firmenkantine zur besten Mittagsessenszeit. Aus den Lautsprechern erschallen italienische Klassiker (Volare, oho, cantare, ohoho…), zu denen die Kellner apart hüfteschwingend durchs Lokal tänzeln. Vielleicht war dies hier früher mal eine Pizzeria?
Die Karte weist – wen hätte es erstaunt – hauptsächlich Kartoffelgerichte in allen Variationen auf: Reibekuchen, Rösti, Ofenkartoffeln, Tortilla, Kartoffelgratin, Kartoffelpuffer, Bratkartoffeln, Fritten und etwas, das sich Kartoffelpizza nennt (davon allein 10 verschiedene Variationen). Ein wahres Eldorado für alle Knollenfreunde. Der Spätzlefreund in mir hat hier leider das Nachsehen. Oje. Notgedrungen wähle ich einen Salat mit Thunfisch und Ei (11,80 Euro) und erwarte eher leichte Kost für den Abend. Was man mir dann nach bereits 5 Minuten auf den Tisch stellt, halte ich erst mal für ein Versehen. Ertränkt in Unmengen einer sahnigen Cremesoße gesellen sich der Inhalt einer Thunfischdose zu einem geviertelten Ei, einigen geschmacklosen, ungewürzten Tomatenscheiben, Kidneybohnen und Mais aus der Dose. Wirklich frisch sind nur der grüne Salat und reichlich Zwiebelscheiben. Eine eigentlich ungeniessbare, nur nach Dressing schmeckende Portion. Doch ich schwenke sie mit reichlich Weissweinschorle (3,80 Euro für das Glas) hinunter. Sehr gut ist hier das Weinangebot der örtlichen Spitalkellerei; mein Müller-Thurgau- Bürgertröpfle ist herrlich erfrischend.
Alles in allem verläuft mein Besuch eher unerspriesslich. Die meisten Gäste sind offenbar Touristen und Shoppinggäste (viele aus der nahen Schweiz). Die nahe Shoppingmall Lago spült vermutlich genügend Menschen herüber. Dass ich zum Besuch dieses Lokals gar keinen Nachweis vorzeigen muss, dass der Barkeeper keinen Mundschutz trägt und die meisten Kellner den ihrigen (vermutlich aufgrund der Hitze und der körperlichen Anstrengung) eher am Kinn tragen, ist nicht sehr vertrauenerweckend. Auf den Besuch der Toilette verzichte ich.
Fazit: für Kartoffel-Fans und Gäste, die schnell mal was essen wollen, könnte das Lokal die richtige Wahl sein. Die günstige Lage ist sehr verlockend. Mir persönlich war zu viel Betrieb und Remmidemmi.
Wer als Spätzleschwob aufgewachsen und sozialisiert wurde, wird der Kartoffel vermutlich eher etwas distanziert gegenüberstehen. Es sei denn, sie wird als schön knätischiger Kartoffelsalat zum sonntäglichen Braten oder zu den angerösteten Maultaschen serviert. Manch einer steht auch auf eine deftige Kartoffelsuppe mit Saitenwürstle. Doch dann ist eigentlich schon gut. Aus diesem Grunde dürften in Baden-Württemberg typische Kartoffel-Restaurants (so wie ich sie aus nördlicheren Regionen kenne) eher die Seltenheit sein.
In Konstanz jedoch findet man die Tolle Knolle in sehr... mehr lesen
Tolle Knolle
Tolle Knolle€-€€€Restaurant0753117575Bodanplatz 9, 78462 Konstanz
2.5 stars -
"Volle Knolle" MinitarWer als Spätzleschwob aufgewachsen und sozialisiert wurde, wird der Kartoffel vermutlich eher etwas distanziert gegenüberstehen. Es sei denn, sie wird als schön knätischiger Kartoffelsalat zum sonntäglichen Braten oder zu den angerösteten Maultaschen serviert. Manch einer steht auch auf eine deftige Kartoffelsuppe mit Saitenwürstle. Doch dann ist eigentlich schon gut. Aus diesem Grunde dürften in Baden-Württemberg typische Kartoffel-Restaurants (so wie ich sie aus nördlicheren Regionen kenne) eher die Seltenheit sein.
In Konstanz jedoch findet man die Tolle Knolle in sehr
Besucht am 07.02.20221 Personen
Rechnungsbetrag: 3 EUR
Nicht selten ist ein Besuch der Universitätsstadt Tübingen mit einem Kliniktermin verbunden. Dann ist es natürlich angesagt, sich hernach zu belohnen, besonders gerne auf kulinarische Weise. Das ist in den letzten beiden Jahren leider etwas zu kurz gekommen. Dafür kann man jetzt etliche Neueröffnungen bestaunen und antesten.
Auf dem Weg zum ersten Termin kommen wir mitten in der Altstadt, am Ende der Jakobsgasse (die wie aus der Zeit gefallen scheint, so als ob hier noch Pferdefuhrwerke vorbeikämen und die Weinreben an der Hauswand emporranken) an einer Fensterfront vorbei, hinter der lauter entspannte Menschen sitzen. Das wirkt so verlockend, dass wir später noch einmal vorbeilaufen und einfach eintreten. Was sich hier (ironisch?) „Suedhang“ nennt, liegt wirklich in Tübingens Mitte, eher flach und eben, mit Ausblick auf einen kleinen Platz. Auf den ersten Blick lässt sich nicht sofort erahnen, ob es sich bei dieser Location um ein Jugendhaus, einen Studententreff oder ein Bistro handelt. Der Raum ist maximal minimalistisch eingerichtet: helle Holzdielen, lindgrün getünchte Wände, wenige Tische, eine Theke, ein Wandregal mit vielen akkurat angerichteten Papiertüten, eine Grünpflanze. Alles sehr stylish reduziert.
Ein Blick in die Runde zeigt: hier scheint man sich voll und ganz dem Kaffee verschrieben zu haben. Dieser Ort gehört offenbar dem aufstrebenden neuen Genre der Rösterei-Cafés an. Das ebenfalls minimalistische Angebot umfasst etliche Kaffeevariationen, wenige Kaltgetränke, ein paar ausgewählte Backwaren. Später lesen wir auf der Homepage: „Bis auf drei Items sind nun all unsere Speisen vegan.“ (Huhh, und das im Land der Butterbrezel – ziemlich ambitioniert!). Bestellt wird direkt an der Theke. Mein Flat White (3,80 Euro) wird in einem niedrigen, henkellosen Glasgefäß ausgegeben, kunstvoll bis zum Rand gefüllt, dazu in einem zweiten Glas etwas Wasser. Beides steht auf einer weißen, (vielleicht sogar handgetöpferten?) Keramikschale. Ein Arrangement, bei dem jeder Gast mit einem leichten Tremor oder einem vorangegangenen Termin in der neurologischen Abteilung des Uniklinikums schon gedanklich in Zittern verfällt. Wird einem auf Wunsch aber auch an den Tisch getragen. Der große Cappuccino (über 4 Euro) meiner Begleitung ist ebenfalls perfekt arrangiert und genauso randvoll austariert. Als einfache, unakademische Kaffeetrinker sind wir ganz angetan von Geschmack und Cremigkeit. Mit dem hiesigen Fachvokabular können wir allerdings nicht glänzen. Yemenia, Canephora, German Carranza?? Dass die angebotene Limonade mit Kaffeeblättern und Zitronenverbene versetzt ist, dürfte auch nicht ganz alltäglich sein.
Die wenigen Tische reihen sich an der Fensterfront entlang und tragen alle den kleinen Hinweis, man möge hier nicht seinen Laptop aufklappen und den Ort als Studienzentrum betrachten. Das passt nicht in die Kalkulation. Das „Suedhang“ scheint also eher nicht ein klassisches Kaffeehaus zu sein, in dem man bei einem kleinen Braunen und einem Glas Wasser für wenig Geld dem stundenlagen Müßiggang frönen kann. Dabei sieht man hier ein durchweg sehr jugendliches, studentisches (?) Publikum. Wer unter den älteren Semestern noch mit Sit-Ins sozialisiert wurde, wird über ein hiesiges Angebot namens „Public Cupping“ nicht schlecht staunen. Zitat: „Jeden Freitag ist bei uns Cupping Tag. Ab 18:00 Uhr nehmen wir dich eine Stunde lang mit in die Welt des Kaffees und beantworten all deine Fragen rund um die Bohnen, Prozesse, Import und SUEDHANG.“ Jede Session ist auf sechs Teilnehmer begrenzt und findet derzeit unter Einhaltung der 3G-Regeln statt. Moderne Zeiten!
Exquisit geröstete Kaffeebohnen, 250 Gramm-weise in formschönen Packpapiertüten angeboten und mit jeweils drei Geschmacksnoten klassifiziert, kann man am „Suedhang“ auch kaufen. Ein Kaffee, der nach Maracuja/Minze/ Mandelmus schmeckt? Oder nach Erdbeere/Pflaume/Darjeeling? Dazu fehlt mir, ehrlich gesagt, noch etwas das Sensorium und vor allem die Fantasie. Wir nehmen trotzdem mal eine Packung als Geschenk mit. Über 17 Euro für 250 Gramm sind natürlich ein stolzer Preis.
Das Café ist ein derartiger Renner, dass trotz eisigem Ostwind etliche Gäste, die drinnen keinen Platz mehr finden, vor dem Suedhang hocken, in warmen Decken in die Fensternischen gekuschelt. Selbstredend sollte man als Gast mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sein. Parkplätze sind in Tübingen eine kostbare Rarität und als wir nach einigem Rumgekurve einen gegenüber des Suedhangs finden (quasi am Nordhang), zahlen wir 2 Euro für die Stunde. Ein weiterer Grund, der leider gegen längeres Verweilen spricht. Egal: uns hat es gefallen, auch aufgrund des puristischen, sehr properen Ambientes und des unglaublich freundlichen, tiefenentspannten Services. Die Butterbrezel kann man ja woanders essen.
Nicht selten ist ein Besuch der Universitätsstadt Tübingen mit einem Kliniktermin verbunden. Dann ist es natürlich angesagt, sich hernach zu belohnen, besonders gerne auf kulinarische Weise. Das ist in den letzten beiden Jahren leider etwas zu kurz gekommen. Dafür kann man jetzt etliche Neueröffnungen bestaunen und antesten.
Auf dem Weg zum ersten Termin kommen wir mitten in der Altstadt, am Ende der Jakobsgasse (die wie aus der Zeit gefallen scheint, so als ob hier noch Pferdefuhrwerke vorbeikämen und die... mehr lesen
5.0 stars -
"Im Abgang Maracuja und Mandelmus" MinitarNicht selten ist ein Besuch der Universitätsstadt Tübingen mit einem Kliniktermin verbunden. Dann ist es natürlich angesagt, sich hernach zu belohnen, besonders gerne auf kulinarische Weise. Das ist in den letzten beiden Jahren leider etwas zu kurz gekommen. Dafür kann man jetzt etliche Neueröffnungen bestaunen und antesten.
Auf dem Weg zum ersten Termin kommen wir mitten in der Altstadt, am Ende der Jakobsgasse (die wie aus der Zeit gefallen scheint, so als ob hier noch Pferdefuhrwerke vorbeikämen und die
Besucht am 05.02.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 13 EUR
Wer in der Neckarstadt Horb (Slogan: „Das Tor zum Schwarzwald“) aus dem Zug steigt und vom Bahnhofsgebäude auf den Vorplatz tritt, dürfte nicht schlecht staunen: gerade gegenüber befindet sich ein imposantes Gebäude, eine wundersame Mischung aus altdeutscher Gemütlichkeit, türmchen- und gaubenverzierter Architektur und freigelegtem (oder nachträglich aufgesetztem?) Fachwerk. Überm Eingang prangt noch in herrlich geschwungener Serifenschrift „Hotel Lindenhof Restaurant“ – wie als Zitat vergangener Zeiten, die vielleicht im letzten, gefühlt fast im vorletzten Jahrhundert verankert scheinen. Darunter gleich mehrfach: „Succulent“. Wer hierbei an Kakteen denkt und mexikanische Küche vermutet, liegt jedoch eher falsch.
Seit 2016 residiert das „Succulent“ in dieser längst aufgelassenen, ehemaligen Schwarzwaldherberge – und das ganz selbstbewusst und selbstverständlich als Chinarestaurant. Ein Publikumsmagnet ist offenbar das wochentägliche Mittagsbüffet für sensationelle 9,00 Euro (für Kinder 6,00 Euro) oder das Abendbüffet für 14,50 Euro. Wie bedauerlich, dass mein spontaner Besuch auf einen Samstag fällt. Da auf meiner Herfahrt kein vernünftiger Bäcker offen hatte und ich gleich noch mit Freunden zu einer kleinen Wanderung verabredet bin, ist Nahrungsaufnahme angesagt – am besten leichte Kost. Mein letzter Besuch eines Chinarestaurants dürfte Jahre zurückliegen und hinterließ auch keine bleibende Erinnerung.
Doch der überaus freundliche Empfang (durch die Chefin?), das rasche, unproblematische Checken der Nachweise und die spontane Sitzplatzwahl gleich in der Nähe zur Theke nehmen mir das leichte anfängliche Fremdeln. Die überaus üppig bestückte Speisekarte weist gefühlt 100 Gerichte in der gewohnten Bandbreite auf, alles zu moderaten Preisen. Knusprig gebratene Ente (die alleine schon in sechserlei Variationen angepriesen wird) oder „Acht Schätze auf der Gusseisenplatte“ wären jetzt vielleicht die falsche Wahl. Etwas halbherzig entscheide ich mich für Tofu mit verschiedenen Gemüse (10,00 Euro). Was dann jedoch schon nach wenigen Minuten heranschwebt (die Schnelligkeit ist für mich immer noch ein ungeklärtes Faszinosum des Chinarestaurants an sich: wie machen die das nur?) ist doch recht üppig. Hier wurden vermutlich ein Pfund Reis (in getrennter Schüssel serviert), mehrere Paprikaschoten und Zwiebeln, eine ganze Packung Tofu und zahlreiche Kolonien an Sojasprossen und Pilzen verarbeitet. Knackig und frisch, auch wenn das Gemüse für meinen Geschmack dann doch noch ein bisschen zu viel Biss hat. Auch etwas mehr Würze hätte nicht geschadet; aber diverse Saucen zum Nachwürzen stehen auf dem Tisch. Um es gleich vorweg zu nehmen: gut gesättigt gehe ich in den Nachmittag, doch ohne Hosenzwicken oder Glutamatjucken. Natürlich wird mir zum Abschluss noch ein obligatorischer Pflaumwein aufs Haus serviert – ein ebenfalls fast schon vergessenes Ritual…
Der Service überzeugt durch große Herzlichkeit und Fürsorge, durch tatkräftigen Fleiß und besonnenen Einsatz. Vermutlich handelt es sich um einen Familienbetrieb und überall im Hintergrund agieren noch helfende Hände. Viele der anwesenden Gäste scheinen zum vertrauten Stammpublikum zu gehören, teilweise duzt man sich. Auch das Mitnahmeangebot scheint gerne angenommen zu werden. Ein Stammgast bringt zwei Körbe vom letztmaligen Transport vorbei und ordert wieder neu („Nr. 74 und 133, wie immer“).
Noch ein paar Takte zum ungewöhnliche Restaurantnamen, der sich glücklicherweise von den zahlreichen Lotus- / Dynasty- / Shaolin- /China-Garden Asienrestaurants Deutschlands abhebt. Überall in den weitverzweigten Sälen und zahlreichen Gaststuben des „Succulent“ wachsen Sukkulente, die man auch von draußen an den Fenstern bewundern kann. Überhaupt erstaunt der innere Kosmos dieses Gebäudes. Auf dem Weg zu den Toiletten werde ich längst vergangener innenarchitektonischer Schönheiten aus früherer Nutzung gewahr. Im Nebenraum kann man „Ente süßsauer“ unter schmiedeeisernen Weinranken genießen. An Wänden und Decken sehr viel grober Rauputz und dunkles Holz. Clash of Cultures und hoher Skurrilitätsfaktor sind also garantiert!
Wer in der Neckarstadt Horb (Slogan: „Das Tor zum Schwarzwald“) aus dem Zug steigt und vom Bahnhofsgebäude auf den Vorplatz tritt, dürfte nicht schlecht staunen: gerade gegenüber befindet sich ein imposantes Gebäude, eine wundersame Mischung aus altdeutscher Gemütlichkeit, türmchen- und gaubenverzierter Architektur und freigelegtem (oder nachträglich aufgesetztem?) Fachwerk. Überm Eingang prangt noch in herrlich geschwungener Serifenschrift „Hotel Lindenhof Restaurant“ – wie als Zitat vergangener Zeiten, die vielleicht im letzten, gefühlt fast im vorletzten Jahrhundert verankert scheinen. Darunter gleich mehrfach: „Succulent“.... mehr lesen
China-Restaurant Succulent
China-Restaurant Succulent€-€€€Restaurant074516277899Bahnhofplatz 8, 72160 Horb am Neckar
4.5 stars -
"Ente süß-sauer unter schmiedeeisernen Weinranken" MinitarWer in der Neckarstadt Horb (Slogan: „Das Tor zum Schwarzwald“) aus dem Zug steigt und vom Bahnhofsgebäude auf den Vorplatz tritt, dürfte nicht schlecht staunen: gerade gegenüber befindet sich ein imposantes Gebäude, eine wundersame Mischung aus altdeutscher Gemütlichkeit, türmchen- und gaubenverzierter Architektur und freigelegtem (oder nachträglich aufgesetztem?) Fachwerk. Überm Eingang prangt noch in herrlich geschwungener Serifenschrift „Hotel Lindenhof Restaurant“ – wie als Zitat vergangener Zeiten, die vielleicht im letzten, gefühlt fast im vorletzten Jahrhundert verankert scheinen. Darunter gleich mehrfach: „Succulent“.
Besucht am 16.01.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 6 EUR
Im Stuttgarter Stadtpalais – respektive Wilhelmspalais – wird gerade eine nette, aufschlussreiche Ausstellung zum örtlichen Namensgeber, dem Württembergischen König Wilhelm II gezeigt. Wer zwischendurch Luft schnappen, sich erfrischen, etwas trinken und essen möchte, ist im Café Drinnen und Draußen gut bedient. Zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. Auch wenn Mitte Januar ganz einladend hinterm Haus Tische und Stühle aufgebaut sind und sehr verlockend Glühwein aus heimischen Gefilden (für 4 Euro, vom Winzer Kern aus dem Remstal) annonciert wird, bietet sich eindeutig das Drinnen an. Dazu gleich vorneweg: das gesamte Haus, inklusive Café, ist barrierefrei erreichbar und begehbar. Kinder haben nicht nur im Stadtlabor im Untergeschoss ihren Spass, sondern können rings ums Haus spielen. Da alles weiträumig konzipiert ist, hat man auch mit einem Kinderwagen keine Probleme.
Im reichhaltigen Angebot des Drinnen&Draußen gibt´s: hausgemachte Suppen, belegte Brötchen und Gebäck, Toast, Focaccia, Blätterteigtaschen und Quiches, diverse Kuchen (die allesamt toll aussehen), heimische Weine, Biere und Säfte (von Beutelsbacher), diverse Kaffee- und Teespezialitäten. Man ordert an der sehr schmucken und adretten Theke, an der auch die hübschen Backwaren präsentiert werden. Der Service agiert flink und konzentriert; zieht sich, wenn wenig los ist, gerne zurück – ist aber auf Wunsch und wenn geläutet wird, sofort wieder zur Stelle. Fragen können präzise beantwortet werden.
Mein großer Kaffee (2,80 Euro) haut voll rein und macht augenblicklich wach. So viel Aroma und kräftigen Geschmack würde man sich immer wünschen. Stammt offenbar von der lokalen Spezialitätenkaffeerösterei CAFFE BRIGADE aus dem Stadtteil Feuerbach, die mir bislang noch unbekannt war. Die leicht aufgeschlagene Milch wird in einem Kännchen dazu gereicht. Da mir leider selten der Sinn nach Kuchen steht, probiere ich ausserdem noch das extra angepriesene Birchermüsli (3,80 Euro) aus. Es ist ein Gedicht! Gut abgehangen und durchgezogen, so fest, dass man die Chose vermutlich stürzen könnte. Mit Joghurt, Haferflocken, Honig, geriebenen Äpfeln, Heidelbeeren. Obendrauf als essbare Dekoration etwas Minze und eine Physalis.
Das vom Architekturbüro Lederer + Ragnarsdóttir + Oei umgebaute Stadtpalais wirkt in seiner klaren Farben- und Formensprache für manche etwas unterkühlt. Mir gefällt es allerdings sehr. Auch das Café Drinnen & Draußen hält sich hier genau an die Vorgaben. Farblich dominieren Schwarz und ein helles Beige. Man sitzt an quadratischen, dunklen Holztischen. Die ergonomisch geschwungenen Stühle mit Rattangeflecht erweisen sich als äusserst bequem. Jeder Tisch ist nett, aber unaufdringlich geschmückt – mit einem Blumenarrangement, einem Kräutertopf, einer Kerze. Alles ist megaproper und wie geleckt. Nirgendwo ist auch nur das kleinste Bröselchen zu sehen. Das benutzte Geschirr darf man selbst auf einem Board deponieren, es wird dann sofort abgetragen. Einziges Manko: die Musikbeschallung ist kaum auszublenden und schlichtweg ärgerlich. Hat an einem eher ruhigen Ort wie diesen für meinen Geschmack nichts verloren, behindert eindeutig ein Gespräch oder eine Lektüre.
Wie immer noch ein Wort zu den Toiletten. Sie befinden sich in einem Zwischengeschoss und sind über die Treppe oder den Aufzug erreichbar. Natürlich herrscht auch hier beeindruckende Adrettheit und Sauberkeit. Ein weiteres Wort zur Erreichbarkeit: die U-Bahn-Haltestelle Charlottenplatz liegt quasi unterm Haus. Der Bahnhof oder die S-Bahn-Haltestelle Stadtmitte können gut zu Fuss erreicht werden. Und Autofahrer finden entlang der „Kulturmeile“ ausreichend Parkhäuser. Selbstverständlich kann das Drinnen&Draußen auch ohne Museumszwang besucht werden, es ist jedoch an dessen Öffnungszeiten gebunden, hat also montags geschlossen.
Ob´s wohl auch König Wilhelm hier gemundet hätte? Das kann man gerne vor Ort entscheiden, im Abgleich mit den im 2.OG präsentierten Speise- und Menükarten aus der Zeit.
Im Stuttgarter Stadtpalais – respektive Wilhelmspalais – wird gerade eine nette, aufschlussreiche Ausstellung zum örtlichen Namensgeber, dem Württembergischen König Wilhelm II gezeigt. Wer zwischendurch Luft schnappen, sich erfrischen, etwas trinken und essen möchte, ist im Café Drinnen und Draußen gut bedient. Zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. Auch wenn Mitte Januar ganz einladend hinterm Haus Tische und Stühle aufgebaut sind und sehr verlockend Glühwein aus heimischen Gefilden (für 4 Euro, vom Winzer Kern aus dem Remstal) annonciert wird, bietet... mehr lesen
Drinnen & Draußen im Stadtpalais
Drinnen & Draußen im Stadtpalais€-€€€Cafe01516 2758177Konrad-Adenauer-Straße 2, 70173 Stuttgart
5.0 stars -
"Royales Ambiente" MinitarIm Stuttgarter Stadtpalais – respektive Wilhelmspalais – wird gerade eine nette, aufschlussreiche Ausstellung zum örtlichen Namensgeber, dem Württembergischen König Wilhelm II gezeigt. Wer zwischendurch Luft schnappen, sich erfrischen, etwas trinken und essen möchte, ist im Café Drinnen und Draußen gut bedient. Zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. Auch wenn Mitte Januar ganz einladend hinterm Haus Tische und Stühle aufgebaut sind und sehr verlockend Glühwein aus heimischen Gefilden (für 4 Euro, vom Winzer Kern aus dem Remstal) annonciert wird, bietet
Besucht am 13.01.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 3 EUR
Welch glücklicher Umstand und seltener Zufall, wenn plötzlich aufkommender Appetit und das zeichensetzende Mittagsläuten einmal zusammenfallen. Nur etwas ungeschickt, wenn man grade unterwegs ist. In der Vergangenheit war es immer eine gute Idee, Einheimische zu fragen. Das hat schon oft zu guten Empfehlungen geführt.
Die 6000-Seelen-Gemeinde Nufringen ist zwar nicht weit von meinem Heimatort entfernt, wird allerdings nicht von gastronomischen Highlights gekrönt. Selbst Kevin Kugel, der deutsche Chocolatier-Meister anno 2013, ist inzwischen von Nufringen nach Sindelfingen gezogen. Und mit ihm sein wunderschönes, winziges Café. Doch nur wenige Schritte von seinem ehemaligen Laden entfernt, direkt in Nufringens „Neuer Mitte“ und verkehrsgünstig an der Hauptstrasse gelegen, in einem nigelnagelneuen Gebäude, ist „Wuschels Backstub“ untergebracht. Hätte ich ohne Empfehlung wahrscheinlich schon aufgrund des Namens eher nicht betreten!
Ein weiterer glücklicher Umstand ist nicht zu unterschätzen: entlang der Hauptstrasse locken kostenlose Parkplätze (für 2 Stunden) – und noch etliche sind frei. Die Lokalität liegt zwar im Erdgeschoss, ist aber über einige Stufen erreichbar. Für mobilitätseingeschränkte Personen ist ein Aufzug neben den Treppen eingebaut (hoffentlich braucht man kein Ingenieursstudium, um ihn in Bewegung zu setzen). Wuschels Backstub schmiegt sich L-förmig ums Gebäude. Links kann man in einer Art „Show Baking“ (gibt es den Begriff?) einem Meister seines Fachs beim Teigkneten zuschauen, dann folgt eine beeindruckende, vorteilhaft illuminierte Theke mit Backwaren aller Art (von Apfelkrapfen bis Zwiebelkuchen) , danach ums rechte Eck der gemütliche Part, der einen auf den ersten Blick geradewegs zurück in die Seventies beamt. Bei Sofas, Sesseln und weiterem Interieur dominieren Orange-, Braun- und Gelbtöne, dazu an den Wänden Holzvertäfelung (echt) und am Boden etwas Parkettartiges (fake). Wirkt alles in allem urgemütlich und da reichlich Platz ist, auch sicher. Hier lasse ich mich gerne nieder.
Mit beschlagener Brille lässt sich das Angebot jedoch nur schlecht studieren. Es scheint eine Vielfalt an Frühstücksarrangements zu geben (zu spät für den heutigen Tag), dazu diverse Pizzas, Foccacias, Leberkäsweckles, Fleischküchle, belegte Brötchen, Müsli, Snacks etc. pp. Die beiden Damen an der Theke zeichnen sich durch eine beeindruckende Freundlichkeit, Kundenorientierheit und natürliche gute Laune aus, wie ich sie bestimmt seit Monaten nicht mehr erlebt habe. Hier ist man stolz auf die angebotenen Produkte, kann Auskunft darüber geben und will die Gäste unbedingt beglücken. Welch Engagement! Nach kurzer Beratung nehme ich 1x Focaccia Caprese (3,50 Euro), natürlich noch mal warm gemacht. Schmeckt ungemein würzig, sehr pfeffrig und ich ärgere mich, nicht gleich ein Getränk dazu bestellt zu haben. Zwischen den Teigfladen verbirgt sich jede Menge Frischkäse, Mozzarella, fruchtig-aromatische Tomate, Salat, Kräuter und möglicherweise auch etwas Pestoartiges. Gute Wahl, auch wenn mich danach latenter Durst plagt. Von meiner bequemen Sitzgelegenheit aus kann ich übrigens beobachten, wie in der Mittagspause grössere Menschengruppierungen Wuschels Backstub ansteuern und die Take-Away-Angebote nutzen. Vermutlich verfügen in Nufringen die wenigsten Unternehmen über eine eigene Kantine.
Zum Abschluss gilt es, noch die Toilette zu besuchen. Ganz links, neben der Backstub, führt eine Türe zu einem extra abgetrennten Bereich, der so geschmackvoll und proper eingerichtet ist, als ob es sich um ein Hotelfoyer handelt. Per Zufall lande ich auf der riesigen, heimelig möblierten, gut ausstaffierten und selbstverständliche 1a-gepflegten Schwerbehindertentoilette, die man am liebsten gar nicht mehr verlassen möchte. Wirkt alles noch sehr neu und kaum benutzt. Leider verpasse ich es, beim Abschiednehmen zu erfragen, seit wann Wuschels Backstub existiert. Falls ich in einem halben Jahr wiederkommen sollte, lockt auf jeden Fall eine sonnige Aussenterrasse zum Draussensitzen ein. Dann würde ich schon gerne eines der Frühstücksarrangements goutieren.
Welch glücklicher Umstand und seltener Zufall, wenn plötzlich aufkommender Appetit und das zeichensetzende Mittagsläuten einmal zusammenfallen. Nur etwas ungeschickt, wenn man grade unterwegs ist. In der Vergangenheit war es immer eine gute Idee, Einheimische zu fragen. Das hat schon oft zu guten Empfehlungen geführt.
Die 6000-Seelen-Gemeinde Nufringen ist zwar nicht weit von meinem Heimatort entfernt, wird allerdings nicht von gastronomischen Highlights gekrönt. Selbst Kevin Kugel, der deutsche Chocolatier-Meister anno 2013, ist inzwischen von Nufringen nach Sindelfingen gezogen. Und mit... mehr lesen
4.5 stars -
"Hier legt man gerne eine Mittagspause ein" MinitarWelch glücklicher Umstand und seltener Zufall, wenn plötzlich aufkommender Appetit und das zeichensetzende Mittagsläuten einmal zusammenfallen. Nur etwas ungeschickt, wenn man grade unterwegs ist. In der Vergangenheit war es immer eine gute Idee, Einheimische zu fragen. Das hat schon oft zu guten Empfehlungen geführt.
Die 6000-Seelen-Gemeinde Nufringen ist zwar nicht weit von meinem Heimatort entfernt, wird allerdings nicht von gastronomischen Highlights gekrönt. Selbst Kevin Kugel, der deutsche Chocolatier-Meister anno 2013, ist inzwischen von Nufringen nach Sindelfingen gezogen. Und mit
Besucht am 05.01.20221 Personen
Rechnungsbetrag: 5 EUR
Nach meiner kürzlich recht positiv verlaufenden Erfahrung mit einem überraschend ruhigen Café im sonst trubeligen Sindelfinger Shoppingtempel Breuningerland, laufe ich jetzt etwas aufgeschlossener durch das Böblinger Pendant Mercaden. Bislang war mein Besuch im eher etwas unschönen Klinkerbau gegenüber des Böblinger Bahnhofs auf das Wesentliche beschränkt. Schnell rein und wieder raus. Doch das Mercaden verfügt über gut 15 gastronomische Betriebe, verteilt auf 3 Etagen. Der Vorteil: nur wenige Schritte vom Bahnhof, vom Busbahnhof, vom Ärztezentrum Medicum, von der Post und der Fussgängerzone Bahnhofstrasse gelegen, führen eigentlich alle Wege unweigerlich hier vorbei.
Zugegeben: über das Simitci Café stolpert man nicht so zufällig, da es im Obergeschoss liegt, allerdings direkt bei den Rolltreppen. Eine grosszügige, gut beleuchtete Theke mit Backwaren schirmt das etwas dunklere Café vom Durchgangsverkehr ab. Zu bestaunen ist ziemlich viel Blätterteig- und Filoteiggebäck, augenscheinlich alles sehr herzhaft. Börek und Sesamkringel kennt man ja. Alles andere sieht zumindest optisch schon mal sehr appetitlich aus. Ich kann mich erinnern, dass das Café immer recht gut besucht war. Als ich dieses Mal vorbeikomme – einen Tag vor Dreikönige und nachmittags so gegen 14 Uhr – ist es menschenleer. Obwohl noch Ferien sind. Möglicherweise sind diese Auswirkungen den derzeitigen Beschränkungen bei einem Gastronomiebesuch zuzuschreiben.
Auch ich verhalte mich erst mal zurückhaltend. Der Gastraum ist einfach aber harmonisch möbliert: mit Vierertischen aus hellem Holz und Stühlen mit dunklen, bequemen Schalensitzen. Die reich illustrierte Speisekarte weist eine Vielzahl an Frühstücksvariationen auf, allesamt sehr herzhaft, mit vielen kleinen, auf einzelnen Schälchen arrangierten Bestandteilen. Auf den ersten Blick entdecke ich Arrangements wie „Landfrühstück für 3 Personen“ (39,90 Euro) oder „Ägaisches Landfrühstück für 2 Personen“ (23,90 Euro), dazu ganz viel Oliven, Schafskäse, Tomaten, Gurke, Paprika, Bohnen, Eingelegtes und Saucen, Gebäck in jeglicher Ausprägung. Riesige Mengen, farbenfroh angerichtet, am besten wohl für Freundeskreise und Familien geeignet. Ausserdem werden hausgemachte Tagessuppen, Omelette, Toast und Wraps mit Beilagen angeboten. Dazu noch eine Vielfalt an Mittagsmenüs : von Tortellini über Hamburger bis hin zu Zürcher Geschnetzeltem und Frikadellen im Sesamringnest. Alles ein bisschen multikulti und crossover. Das meiste davon würde aber – den Fotos nach zu schliessen – durchaus meinen Geschmack treffen. Ob die Küche aber momentan überhaupt besetzt ist?
Nach längerem Zaudern beschliesse ich, doch erst mal das Take-Away-Angebot zu nutzen. Die Servicedame wirkt routiniert, versiert, cool, vielleicht auch ein bisschen gelangweilt (angesichts des mangelnden Gastaufkommens?). Beim kleinen Kaffee (2,50 Euro) gibt’s nichts auszusetzen, aber auch nichts besonders hervorzuheben. Dazu nehme ich 1x Kolbörek (3,00 Euro), eine Doppelstange aus Blätterteig, sehr würzig und habhaft mit Spinat (und möglicherweise auch Hackfleisch) gefüllt. Sättigt ungemein und trifft auch meinen Geschmack. Man kann bar oder mit Karte bezahlen – und die Quittung selbst einem kleinen Drucker entnehmen. Somit lässt sich der Kontakt auf ein Minimum beschränken.
Wenn man die Aufzüge des Hauses nutzt, ist auch das Simitci Café im Obergeschoss barrierefrei zu erreichen. Einziges Manko: die zentrale Toilettenanlage des Hauses ist kostenpflichtig, dafür natürlich auch gut gepflegt und sehr proper. Ein riesiges, mehrstöckiges, ebenfalls kostenpflichtiges Parkhaus gehört zu den Mercaden. Ein Einkauf oder Gastronomiebesuch vergünstigt die Parkgebühr. Vor allem die variantenreichen Frühstücksangebote des Simitci Cafés machen mich an. Doch wer weiss, wann die Bedingungen für einen Besuch wieder moderater werden? Das Take-away-Angebot nutze ich sicherlich mal wieder, denn die Auslagen in der Theke wirken einfach zu appetitlich.
Nach meiner kürzlich recht positiv verlaufenden Erfahrung mit einem überraschend ruhigen Café im sonst trubeligen Sindelfinger Shoppingtempel Breuningerland, laufe ich jetzt etwas aufgeschlossener durch das Böblinger Pendant Mercaden. Bislang war mein Besuch im eher etwas unschönen Klinkerbau gegenüber des Böblinger Bahnhofs auf das Wesentliche beschränkt. Schnell rein und wieder raus. Doch das Mercaden verfügt über gut 15 gastronomische Betriebe, verteilt auf 3 Etagen. Der Vorteil: nur wenige Schritte vom Bahnhof, vom Busbahnhof, vom Ärztezentrum Medicum, von der Post und der... mehr lesen
Simitci Café in den Mercaden
Simitci Café in den Mercaden€-€€€Cafe070 31 6888910Wolfgang-Brumme-Allee 27, 71034 Böblingen
3.0 stars -
"Zwischen Börek und Sesamkringel" MinitarNach meiner kürzlich recht positiv verlaufenden Erfahrung mit einem überraschend ruhigen Café im sonst trubeligen Sindelfinger Shoppingtempel Breuningerland, laufe ich jetzt etwas aufgeschlossener durch das Böblinger Pendant Mercaden. Bislang war mein Besuch im eher etwas unschönen Klinkerbau gegenüber des Böblinger Bahnhofs auf das Wesentliche beschränkt. Schnell rein und wieder raus. Doch das Mercaden verfügt über gut 15 gastronomische Betriebe, verteilt auf 3 Etagen. Der Vorteil: nur wenige Schritte vom Bahnhof, vom Busbahnhof, vom Ärztezentrum Medicum, von der Post und der
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Ich wähle eine Tasse Kaffee (2,30 Euro) und eine Butterbrezel (1,50 Euro), bei der mit der Butter nicht gegeizt wurde. Während die Schicki-Micki-Truppen nur ein paar Schritte weiter vor ihrem Latte-Macchiato und einem Bagel sitzen, scheinen im Rathaus-Café eher die Einheimischen einzukehren: Stammgäste, oft ältere Semester, samstags meist Markbesucher nach dem Einkauf. Man kennt sich und hält ein Schwätzchen mit den Service-Damen.
Die Toiletten gehören zum Rathaus, darunter auch die offizielle Schwerbehindertentoilette des Ortes. Alles gut gepflegt, so wie es sich gehört. Und natürlich barrierefrei erreichbar. Wer einen Sitzplatz auf der Terrasse ergattert hat, kann das bunte Treiben auf dem Markt und den Blick auf den nahen Urschelbrunnen geniessen.