Ich gehe gern und gut essen und schreibe auch darüber. Rein privat, aus Spaß und nicht kommerziell.
Vorwiegend, aber nicht nur, besuchen wir sogenannte Gourmet-Restaurants und reisen dafür auch gezielt durch Deutschland und ins europäische Ausland.
Mehr Berichte auf meinem Blog http://tischnotizen.de oder meinen Facebook-Profilen https://www.facebook.com/tischnotizen.de/ und https://www.facebook.com/thomas.westermann.5 .
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Vorwiegend, aber nicht nur, besuchen wir sogenannte Gourmet-Restaurants und reisen dafür auch gezielt durch Deutschland und ins europäische Ausland.
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Bewertungs-Statistik
Insgesamt 103 Bewertungen 137266x gelesen 2537x "Hilfreich" 2513x "Gut geschrieben"
Besucht am 10.05.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 130 EUR
Ab der kommenden Woche werden in fast allen Bundesländern die Restaurants wieder öffnen. Für die meisten Häuser, die die vergangenen Wochen mit Take Away-Angeboten überbrückt haben, dürfte dies damit auch das letzte Wochenende gewesen sein, ihre Gäste in dieser Form mit ihrer Küche zu versorgen.
Zu den Umtriebigsten und Kreativsten gehörte in dieser schwierigen Zeit mit Sicherheit Sascha Stemberg vom "Haus Stemberg" in Velbert, der nicht müde wurde, sich neben seiner à la Carte-Auswahl zum Mitnehmen immer auch zusätzliche Angebote einfallen zu lassen. Und so gibt es auch an diesem Muttertags-Sonntag natürlich ein spezielles Menü, in feines rosa Papier geschlagen, um eine Flasche Rosé, eine Rose für die Mama und eine Tafel Schokolade von Original Beans ergänzt.
Das Menü spiegelt sehr schön die Vielfalt des Hauses wider. Die Vorspeise aus Blauer Garnele von Crusta Nova aus Bayern mit zweierlei Melone, Curryvinaigrette und Avocadocreme, die mit Koriander einen zusätzlichen asiatischen Touch beisteuert, ist ein Gericht, das sich so auch ohne weiteres im Gourmetmenü finden könnte.
Die Garnelen sind mariniert und leicht abgeflämmt. Die Vinaigrette, mit der auch der Salat angemacht wird, weist eine ganz feine Schärfe auf. Ein eleganter und schön exotischer Einstieg.
Nach Spanien geht es mit der Gazpacho Andaluz. Als Einlage dient Mozzarella von Büffel Bill, einem Unternehmen aus Singen, das sich mit der Produktion von Wasserbüffeln in artgerechter Haltung beschäftigt. Ein unkomplizierter, aber ausgezeichnet abgeschmeckter Gang, der mit Croutons und ein paar Tropfen Olivenöl schnell auf den Teller gebracht wird.
Auch das Kalbsrückensteak mit Spargelgemüse vom auf der gegenüberliegenden Straßenseite ansässigen Spargelhof und Kartoffel-Pinienkernplätzchen ist ein Gericht aus der feinen bürgerlichen Küche, die im „Haus Stemberg“ genau so ihren festen Platz auf der Speisekarte hat. Das Fleisch sowie die Plätzchen müssen im Backofen lediglich 10 Minuten erhitzt werden, dann wäre es schon perfekt. Ich gebe noch 2 Minuten unter dem Grill dazu, damit die Bärlauchkruste noch ein wenig mehr Biss bekommt. Das ist alles sehr sorgfältig und auf den Punkt zubereitet und mit dem besonderen Lecker-Effekt.
Für das Dessert hat sich Sascha Stemberg mit dem Top-Pâtissier Tim Tegtmeier zusammen getan, der in Düsseldorf das unter Süßspeisen-Aficionados berühmte "Pure Pastry" betreibt. Mit Stationen bei den 3 Sterne-Ikonen Christian Bau und Joachim Wissler darf man hier allerfeinstes Pâtisseriehandwerk erwarten. Sein "Rosenrot"-Törtchen ist eine luftig, leichte Mousse aus Himbeer und Rose mit einem Litschi-Kern. So optisch betörend wie köstlich und ein schöner Abschluss dieses erneut ausgezeichneten Menüs.
Da dies mutmaßlich unser letztes Take Away-Menü war, haben wir uns mit dem Weißen Burgunder „La Roche“ vom Aufsteiger Carsten Saalwächter aus Ingelheim in Rheinhessen einen besonderen Wein gegönnt.
Mit Sascha Stembergs Elan und Einfallsreichtum wird das "Haus Stemberg" auch unter den neuen, erschwerten Bedingungen weiter so erfolgreich sein wie bisher. Daran kann es gar keinen Zweifel geben.
Ab der kommenden Woche werden in fast allen Bundesländern die Restaurants wieder öffnen. Für die meisten Häuser, die die vergangenen Wochen mit Take Away-Angeboten überbrückt haben, dürfte dies damit auch das letzte Wochenende gewesen sein, ihre Gäste in dieser Form mit ihrer Küche zu versorgen.
Zu den Umtriebigsten und Kreativsten gehörte in dieser schwierigen Zeit mit Sicherheit Sascha Stemberg vom "Haus Stemberg" in Velbert, der nicht müde wurde, sich neben seiner à la Carte-Auswahl zum Mitnehmen immer auch zusätzliche Angebote einfallen... mehr lesen
Restaurant Haus Stemberg
Restaurant Haus Stemberg€-€€€Sternerestaurant, Gourmet020535649Kuhlendahler Straße 295, 42553 Velbert
4.5 stars -
"Haus Stemberg @ home - Mama Edition für die Männer" tischnotizenAb der kommenden Woche werden in fast allen Bundesländern die Restaurants wieder öffnen. Für die meisten Häuser, die die vergangenen Wochen mit Take Away-Angeboten überbrückt haben, dürfte dies damit auch das letzte Wochenende gewesen sein, ihre Gäste in dieser Form mit ihrer Küche zu versorgen.
Zu den Umtriebigsten und Kreativsten gehörte in dieser schwierigen Zeit mit Sicherheit Sascha Stemberg vom "Haus Stemberg" in Velbert, der nicht müde wurde, sich neben seiner à la Carte-Auswahl zum Mitnehmen immer auch zusätzliche Angebote einfallen
Geschrieben am 13.04.2020 2020-04-13| Aktualisiert am
14.04.2020
Besucht am 13.04.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 90 EUR
Für dieses Feiertagswochenende haben wir uns entschieden, vor allem auf die Kochkünste von Profis zu setzen. Und da wir nicht in ihre Restaurants können, holen wir uns ihr Essen eben nach Hause.
Für das letzte Menü am Ostermontag haben wir erneut auf das Angebot aus Dieter Gruberts „Titus“ zurück gegriffen, nachdem wir schon vor zwei Wochen sehr begeistert waren. Seine wöchentlichen Menüs lesen sich durchgehend so verlockend, dass wir verleitet sind, jedes einzelne davon wahrzunehmen. Aber bleiben wir zunächst mal beim heutigen.
Den Auftakt macht ein Backfisch vom Wels, der im Backofen für etwa 20 Minuten erhitzt werden muss. Etwas länger oder bei etwas mehr Temperatur hätte es denn doch sein können. Aber das fällt mir erst auf, als es bereits angerichtet ist. So ist er zwar nur lauwarm, aber am Geschmack macht das nicht viel und die Panade ist auch erfreulich knusprig. Der Spargel-Linsensalat erhält sein Finish mit einem cremigen Dressing, das eine schöne markante Säure aufweist. Abgerundet wird alles mit einer Curry-Ananas-Sauce, mit der das Gericht in eine pfiffige exotische Richtung geschoben wird.
Ganz traditionell und ziemlich deutsch wird es dann mit der Spargelkremsuppe, die eine üppige Einlage aus Spargelstücken und fluffigen Mettbällchen erhält. Auch dies ist wieder harmonisch abgeschmeckt.
Im Hauptgang ist nun ein klein wenig Arbeit erforderlich, denn es gilt die verschiedenen Komponenten zu erwärmen. Kartoffelpüree und Fleisch dürfen im Backofen gute 40 Minuten Temperatur annehmen. Ein kurzes Nachbraten des Fleisches ist trotzdem empfehlenswert. Der Garpunkt bleibt bei beiden Fleischsorten – es gibt ein Stück vom Lammrücken und Poularde mit Kruste – auch danach noch ausgezeichnet getroffen. Sauce und Rahmwirsing mit Erbsen werden im Topf langsam erwärmt. Das ist auch für Koch-Minderbegabte prima zu machen und das Ergebnis ist erneut überzeugend.
Entgegen der Vorgabe habe ich das Dessert doch wieder aus dem bereits vorportionierten Glas befreit, weil es sich zusammen mit dem Erdbeer-Rhabarberkompott auf dem Teller dann doch hübscher anrichten lässt. Die Mousse ist relativ fest, aber typisch im Geschmack und ausgesprochen lecker – aber eben auch etwas mächtig, zumal nach den erneut großzügig bemessenen Portionen.
Aber es sind schließlich Feiertage und da schaut man ja sowieso nur so halb auf die (imaginäre) Nährwerttabelle. Dieter Gruberts Menüs jedenfalls überzeugen mit handwerklich hervorragenden Gerichten, die oft auch einen besonderen Twist erhalten. Mit 45 Euro pro Person ist das Preis-Genuss-Verhältnis ebenfalls kaum zu toppen.
Mittlerweile ist bereits das nächste Wochenend-Menü angekündigt und obwohl ich kaum das heutige Essen verdaut habe, tropft mir schon wieder der Zahn. Ich werde noch mal eine Nacht drüber schlafen.
Bis hierher kann ich jedenfalls schon mal feststellen, dass wir selten an einem Feiertagswochenende entspannter und leckerer gegessen haben. Ich koche ja auch selbst gerne, aber das hätte normalerweise viel und stundenlanges Arbeiten bedeutet. An diese Form kann man sich durchaus gewöhnen, aber dann kommt mir doch der Hashtag in den Sinn, den ich neulich bei Robert Trettl gesehen habe und der die derzeitige Situation vielleicht am treffendsten beschreibt und mich dann doch zumindest etwas ausbremst: #coronamachtfett
Max Stiegl, Koch vom Neusiedler See, bietet seine Gerichte neuerdings auch in Einweckgläsern an und bewirbt sie mit dem treffenden Motto „Damit wir beide nicht verhungern“. Im Kern trifft das auch die Bedeutung des Hashtags, der mir zur Zeit am wichtigsten ist: #supportyourlocalrestaurant
Für dieses Feiertagswochenende haben wir uns entschieden, vor allem auf die Kochkünste von Profis zu setzen. Und da wir nicht in ihre Restaurants können, holen wir uns ihr Essen eben nach Hause.
Für das letzte Menü am Ostermontag haben wir erneut auf das Angebot aus Dieter Gruberts „Titus“ zurück gegriffen, nachdem wir schon vor zwei Wochen sehr begeistert waren. Seine wöchentlichen Menüs lesen sich durchgehend so verlockend, dass wir verleitet sind, jedes einzelne davon wahrzunehmen. Aber bleiben wir zunächst mal beim... mehr lesen
5.0 stars -
"Titus @ home - Feiertagsmenüs No. III" tischnotizenFür dieses Feiertagswochenende haben wir uns entschieden, vor allem auf die Kochkünste von Profis zu setzen. Und da wir nicht in ihre Restaurants können, holen wir uns ihr Essen eben nach Hause.
Für das letzte Menü am Ostermontag haben wir erneut auf das Angebot aus Dieter Gruberts „Titus“ zurück gegriffen, nachdem wir schon vor zwei Wochen sehr begeistert waren. Seine wöchentlichen Menüs lesen sich durchgehend so verlockend, dass wir verleitet sind, jedes einzelne davon wahrzunehmen. Aber bleiben wir zunächst mal beim
Besucht am 08.02.2020Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Lange sind wir nicht in Baiersbronn gewesen. Eigentlich hätte es ein Dreisterner-Gipfeltreffen werden sollen, aber die tragische Nachricht am Jahresanfang über den Brand im Stammhaus der „Traube Tonbach“ und den Verlust der „Schwarzwaldstube“ hat unsere Planung leider dezimiert. Wünschen wir dem Haus, das mit der derzeit verordneten Schließung in der Corona-Krise doppelt getroffen ist, dass es hier bald wieder mit Volldampf losgehen kann. Und dann holen wir unsere Reservierung natürlich schnellstens nach.
Umso mehr freuen wir uns also auf unser Essen im „Bareiss“, ein Haus, das immer große Klasse und Klassik verspricht.
Der Gastraum bietet alle Opulenz, die man in diesem mondänen Hotel erwartet. Ein monumentales Blumengebilde als Blickfang, bequeme Polstermöbel und feinste Tischkultur – hier fehlt es an nichts und genau so haben wir es auch in Erinnerung.
Im „Bareiss“ ist Konstanz ein wesentliches Merkmal. Claus-Peter-Lumpp ist seit 1992 im Haus, Thomas Brandt als Maître feiert in diesem Jahr 25 Jahre Zugehörigkeit. Teoman Mezda als Sommelier hat zwar erst 2017 den Posten von Jürgen Fendt übernommen, der zu dem Zeitpunkt auch 18 Jahre im „Bareiss“ war, aber ich habe wenig Zweifel daran, dass auch Mezda, lange bleiben könnte. In jedem Fall verströmt alles hier große Souveränität und eine Gelassenheit, die dem Gast das beruhigende Gefühl gibt, in guten Händen zu sein.
Claus-Peter Lumpp ist bekannt für seine à la Carte-Gerichte, die in der Regel ein Thema in mehreren Variationen durchdeklinieren. Daneben gibt es aber natürlich ein großes Degustationsmenü in 7 Gängen (245€), ein Menü in 5 Gängen (198€), ein vegetarisches Menü in 7 Gängen (198€) sowie ein Mittagsmenü in 3 Gängen (125€). Unsere Wahl fällt auf das große Menü.
Während wir uns dem Studium der umfangreichen und im übrigen fair kalkulierten Weinkarte widmen, kommt der erste Klassiker an den Tisch, die berühmte Apéro-Étagère mit liebevoll und detailreich gearbeiteten Happen, die durch die Bank den Eigengeschmack ihrer Protagonisten schön herausstellen. Besonders gut gefallen mir das würzige Bergkäse-Tartelette und das deftig-kräftige Gänseleber-Rilette mit der gelierten Granatapfelschicht.
Apéro Etage: Bergkäsetartelette / Sushi Rolle mit Shiitake / Balik Lachs mit Kaviar / Gänseleber-Rillette mit Granatapfel
Traditionell gibt es im „Bareiss“ immer auch ein kaltes und ein warmes Amuse Bouche, in unserem Fall zunächst eine Variation von Blumenkohl, Kokosnuss und Curry sowie im Glas dazu ein prima abgeschmeckter Salat aus recht grobkörnigem Couscous. Der Curry-Espuma bringt eine pointierte Schärfe auf den Hauptteller und bereits bei diesem ersten Gruß wird deutlich, dass hier nicht zurückhaltend gewürzt wird, was uns gut gefällt.
Überrascht das erste Amuse noch mit einer durchaus modern anmutenden vegetarischen Komposition, wird es jetzt merklich traditioneller. Stücke vom Heilbuttfilet mit Cremespinat und einem üppigen, tollen Nussbutterschaum bieten ein wohliges, süffiges Gericht aus der Kategorie Soulfood.
Ganz klassisch startet das Menü dann mit einer Variation von der Gänseleber. Das ist jetzt nicht sonderlich überraschend, aber in diesem Haus sollte man auch keine allzu großen Experimente erwarten. Und die Gäste kommen ihrerseits natürlich auch mit einer Erwartungshaltung, die üblichen Luxusprodukte in bestmöglicher Ausführung zu erleben. Und genau das wird mit dieser Variation geboten. Terrine und Mousse sind mit Portwein marmoriert und von perfekt schmelziger Textur. Das Blattgold als Deko ist für mich wie immer überflüssig, aber ohne Frage hübsch anzusehen. Die kleine Crème brûlée an der Seite ist ebenfalls gut gemacht.
À part gibt es noch ein Eis von der Gänseleber auf Gel von karamellsiertem Bratapfel, grünem Apfel und Mandeln für den Crunch sowie im separaten Schälchen ein Apfel-Soda-Schaum, der mir einen Tick zu süß ausfällt, aber dennoch einen frischen Gegenpart liefert.
Das ist alles makelloses Handwerk, wie es leider nicht mehr oft anzutreffen ist. Vor 10, 20 Jahren waren diese Gänseleber-Variationen noch gang und gäbe. Heute gibt es nur noch wenige Häuser, die den Aufwand nicht scheuen und ich bin froh, dass es sie noch gibt. Denn sie versprechen schlichtweg großen Genuss.
Es folgt ein besonders fleischiger Carabinero in einem sehr konzentrierten, intensiven Krustentierfond sowie einem Topinamburfondue. Die Knolle findet sich auch als Creme und als Chips. Diese Kombination funktioniert sehr harmonisch und gestaltet sich kräftiger, als man denken mag. Der schwarze Koblauch hallt dezent, aber deutlich nach. Das ist sehr gut.
Ausgezeichnet auch der exzellente Wolfsbarsch, dessen Schuppen aufgeknuspert sind. Der dazu gereichte Ofenschlupfer mit geschmortem Feldsalat und Haselnusscreme ist als Ergänzung sehr originell und könnte durchaus auch als eigenständiger vegetarischer Gang funktionieren.
Den Übergang zu den Fleischgängen bildet Kalbsfilet, das zwar perfekt gegart ist, aber trotzdem nur die Nebenrolle spielt, denn Trüffel, seidige, getrüffelte Kartoffelmousseline, geschmorter Kalbsschwanz sowie Trüffel bilden eine unschlagbare Killerkombi, die hier eindeutig den stärkeren Eindruck hinterlässt. Erneut ein Gericht zum süffigen Eintauchen.
Auf gleich hohem Niveau bewegt sich auch der Hauptgang, die Taube aus dem Elsass, die auf zwei Tellern serviert wird. Die Brust wunderbar zart gegart auf knusprig ummantelter Schwarzwurzel mit einem eleganten Tonkabohnenjus sowie Cassis als fruchtig-säuerliche Komponente. À part das geschmorte Keulenfleisch auf Polenta mit einer wahrlich molligen Sauce Albuféra. Sehr gut die Idee, über das geschmorte Fleisch eine Gänseleberscheibe zu geben, die langsam schmilzt und zusätzliche Fülle gibt.
Tolles Handwerk, toller Geschmack – Klassik vom Feinsten.
Im „Bareiss“ war immer schon alles ein klein wenig größer als anderswo. Das mag mit dem örtlichen Wettbewerb zu tun haben, wo zwei Top-Hotels mit zwei Top-Restaurants um die Pole-Position streiten. Über die Jahre und Jahrzehnte waren wir in beiden Häusern zu Gast und immer hatte man das Gefühl, dass es im „Bareiss“ von allem immer etwas mehr geben musste. Eine größere Brotauswahl, ein größerer Patisseriewagen und selbstverständlich auch die weitaus größere Käseauswahl. Wurde an dieser Stelle anderswo etwas abgespeckt, bietet man dem Gast im „Bareiss“ auch weiterhin ein Käseangebot, das selbst manches Fachgeschäft neidisch werden lassen könnte. (Und vermutlich bei zumindest einem Bremer GG-Kollegen für feuchte Träume sorgen dürfte...)
Aus über 50 perfekt gereiften Sorten kann man hier wählen. Gibt es vorweg, ganz à la mode, ein Laib Brot pro Tisch, wird jetzt doch noch eine üppige Auswahl geboten. Mit einer Art Bauchladen kommt die Servicekraft an den Tisch und bietet mehrere Sorten Brot an. Trauben gibt es sowieso, diverse Chutneys und Senf ebenso. Ich bleibe mir treu und verzichte auf all das. Guter Käse braucht für mich nichts dergleichen.
Die Pâtisserie obliegt Stefan Leitner und auch hier wird die klassische Linie nicht verlassen. Das Törtchen von Zartbitterschokolade und -Mousse auf einem Sablé gestaltet sich leichter als erwartet. Separat gibt es ein Ananaseis auf Luftschokolade und Ananas-Ragout.
Das ist handwerklich perfekt gemacht, köstlich und bedient das Bedürfnis nach traditionellem Süßspeisenvergnügen ohne zeitgeistige Gemüse- oder Kräuterkreationen.
Aber auch damit ist das Ende noch nicht erreicht. Denn nun kommt der Wagen mit Schokoladen, Kuchen, Torten und weiteren Süßigkeiten. Und damit niemand hungrig oder unterzuckert vom Tisch aufstehen muss, wird auch noch eine Kiste mit diversen Pralinen vor dem Gast ausgebreitet. Wie gesagt: im „Bareiss“ gab es immer schon von allem etwas mehr.
Confiserie-Wagen Pralinenauswahl
Dass wir trotzdem nicht bleischwer vom Tisch aufstehen, hat uns fast selbst ein wenig überrascht. Denn bei aller Klassik schafft es Claus-Peter Lumpp, seinen Gerichten trotz üppiger und konzentrierter Saucen eine gewisse Leichtigkeit mitzugeben. Und Gerichte wie der Carabinero und der Wolfsbarsch muten geradezu modern an. Damit zeigt die Küche, dass sie zwar den Traditionalisten auch weiterhin das bietet, was sie in diesem Haus erwarten, aber eben auch mit der Zeit zu gehen versteht.
Hungrig steht hier sowieso niemand auf. Dafür sorgen alleine schon der prächtige Käsewagen und das schier nicht enden wollende Aufgebot an Süßwaren.
Auf dem schmalen Grat zwischen Förmlichkeit und entspannter Lockerheit bewegt sich auch gekonnt der Service unter Maître Thomas Brandt. Alles hier hat Stil, lässt aber genug Raum auch für die ein oder andere Anekdote und den Smalltalk mit dem Gast.
Besonders hervorheben möchte ich Teoman Mezda, der als Sommelier einen ausgezeichneten Job macht. Selbstverständlich kann er aus dem Vollen schöpfen und hat in seinem umfangreichen Kompendium auch alles verfügbar, was Rang, Namen und entsprechenden Preis hat. Aber insgesamt ist die Weinkarte erfreulich kalkuliert und bietet viele Optionen auch im zweistelligen Bereich. Dass es auch etliche halbe Flaschen im Angebot gibt, ermöglicht auch die Gestaltung der individuellen Weinreise. Mezda ist hier mit Sachkenntnis, aber ohne jegliche Besserwisserei hilfreich. Und dass er bei mehreren Optionen von sich aus den günstigsten Wein empfiehlt, weil der eben am besten zum Essen und zu den beschriebenen Vorlieben passt, zeichnet ihn zusätzlich aus.
So sehr wir auf all unseren Reisen alle möglichen Küchenstile suchen und erleben, sei es regional, modern oder avantgardistisch – ab und zu muss es eben doch die große Oper sein. Und wo, wenn nicht hier im „Bareiss“, kann man die in allerbester Form erleben?
Lange sind wir nicht in Baiersbronn gewesen. Eigentlich hätte es ein Dreisterner-Gipfeltreffen werden sollen, aber die tragische Nachricht am Jahresanfang über den Brand im Stammhaus der „Traube Tonbach“ und den Verlust der „Schwarzwaldstube“ hat unsere Planung leider dezimiert. Wünschen wir dem Haus, das mit der derzeit verordneten Schließung in der Corona-Krise doppelt getroffen ist, dass es hier bald wieder mit Volldampf losgehen kann. Und dann holen wir unsere Reservierung natürlich schnellstens nach.
Umso mehr freuen wir uns also auf unser Essen... mehr lesen
Hotel Bareiss · 3-Sterne Restaurant Bareiss
Hotel Bareiss · 3-Sterne Restaurant Bareiss€-€€€Sternerestaurant, Gourmet07442470Hermine-Bareiss-Weg 1, 72270 Baiersbronn
5.0 stars -
"Die große Oper" tischnotizenLange sind wir nicht in Baiersbronn gewesen. Eigentlich hätte es ein Dreisterner-Gipfeltreffen werden sollen, aber die tragische Nachricht am Jahresanfang über den Brand im Stammhaus der „Traube Tonbach“ und den Verlust der „Schwarzwaldstube“ hat unsere Planung leider dezimiert. Wünschen wir dem Haus, das mit der derzeit verordneten Schließung in der Corona-Krise doppelt getroffen ist, dass es hier bald wieder mit Volldampf losgehen kann. Und dann holen wir unsere Reservierung natürlich schnellstens nach.
Umso mehr freuen wir uns also auf unser Essen
Besucht am 06.02.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 190 EUR
Baiersbronn ist der Ort in Deutschland mit der höchsten pro Kopf-Dichte an Michelin-Sternen. Aber auch neben den beiden 3 Sterne-Ikonen „Schwarzwaldstube“ im Hotel Traube-Tonbach und „Bareiss“ im gleichnamigen Luxushotel gibt es zahlreiche ausgezeichnete Restaurants, die meisten davon in eben diesen Hotels.
Das Schöne ist, dass man in beiden Häusern weiß, dass Gäste nicht immer nur Haute Cuisine suchen, sondern zwischen all den Schlemmereien auch mal Lust auf etwas Rustikales und Regionales haben. Das aber dann in ausgezeichneter Qualität.
Eine besondere Stellung nehmen hier die „Dorfstuben“ im Hotel „Bareiss“ ein. Schon das Ambiente mit den historischen Stuben aus dem 19. Jahrhundert, die Förster-Jakob-Stube und die Uhrenstube, verströmen so viel urige, geschmackvolle Gemütlichkeit, dass es eine Freude ist.
Der Service im gesamten Haus ist sowieso von ausgesuchter Herzlichkeit. Ausbildung ist hier eine Herzensangelegenheit und wie auch immer man es schafft, nie wird man hier etwas Aufgesetztes erleben. Natürlichkeit ist das Attribut, das man an allen Stellen erleben wird. Ein wenig hat es bei unserem Besuch allerdings an der Aufmerksamkeit gemangelt, was etwas überrascht.
Zum Start gibt es in den „Dorfstuben“ traditionell frisches, köstliches Brot, Radieschen, wunderbares Griebenschmalz und Kräuterquark.
Ich starte mit Scheiben von der marinierten Schweinebacke (18,--€), die wie ein Carpaccio angerichtet ist. Als Topping dienen Apfelchutney, das eine süßliche Note beisteuert und ein Spitzkohlsalat, der zunächst ein wenig an Sauerkraut erinnert, aber auf jeden Fall eine würzig-säuerliche Note liefert. Das lauwarme Dressing von grobem Senf rundet diesen fein abgeschmeckten und schön kombinierten Teller ausgezeichnet ab.
Auf der anderen Seite des Tisches freut sich mein Mann über die geräucherte Rehkeule aus der eigenen Jagd (18,--€), die als exzellenter Schinken kommt. Dazu gut angemachter Feldsalat, kleine Croutons und Preiselbeeren. Der Gemahl ist zufrieden.
Als Hauptgang entscheide ich mich für die geschmorte Schulter vom Älbler Lamm (22,50€), die butterzart aus dem Ofen und mit einer tiefdunklen intensiven Sauce auf den Teller kommt. Wunderbar dazu die noch knackigen Streifen von der Steckrübe und auch die Perlzwiebeln erfahren hier eine Rehabilitierung als vollwertige Gemüsebeilage und nicht nur als Dekozweck. Separat werden noch vorzügliche Kartoffelnocken serviert, die genau den richtigen Bräunungsgrad beim Anbraten bekommen haben. Ein Gericht zum Glücklich-und Sattwerden.
Auch der Zwiebelrostbraten (26,--€) steht dem kaum nach. Das Fleisch ist wunschgemäß und perfekt medium gebraten. Die Zwiebeln obenauf genau richtig zwischen weich und knusprig getroffen. Eine üppige Maultasche garantiert, dass man auch nach diesem Teller nicht hungrig vom Tisch aufsteht. Erst recht nicht, wenn auch noch handgeschabte Spätzle und Rieslingkraut in separaten Schalen angekarrt werden. Feinste bürgerliche Küche, bei der ich trotzdem meine Lammschulter leicht vorne sehe.
Bis hier hin läuft alles reibungslos. Die gewünschte Pause vor dem Hauptgang wurde gut eingehalten. Aber jetzt stockt es leider. Wird an anderen Tischen kurz nach Abräumen der Wunsch nach einem Dessert abgefragt, passiert an unserem Tisch lange nichts. Erst auf Nachfrage bekommen wir die Karte und auch das Bestellen lässt dann noch mal auf sich warten und muss selbst initiiert werden. Das ist zwar kein Beinbruch, überrascht hier jedoch ein wenig. Allerdings muss man auch zugestehen, dass der Service mit dem Tee-Wunsch eines Gastes lange in Beschlag genommen wird. Wir sehen, wie Kännchen dreimal hin- und her getragen werden, bis die Dame zufrieden ist.
Die Desserts (je 12,--€) allerdings entschädigen. Meine Variation, oder besser gesagt Interpretation, der Schwarzwälder Kirsch kann vollends überzeugen. Eine beachtliche Halbkugel enthält einen dunklen Teigboden und eine Mousse, an der Kirschwasser nicht nur vorbeigetragen wurde, sondern die auch deutlich davon abbekommen hat. Ein Sauerkirschsorbet, Schokoladenmousse, eingelegte Kirschen und Teigbrösel komplettieren diese leckere und originelle Umsetzung des Themas.
Meines Erachtens kommt da das Halbgefrorene vom Haselnusskrokant nicht ganz mit. Der Geschmack ist zwar da, aber die Kugel noch relativ hart. Dafür gefällt mir das Kompott von der Williams-Birne sehr gut, auch die Mousse und Quittensauce passen sehr harmonisch. Ein gutes Dessert.
Wohl gesättigt und sehr zufrieden verlassen wir die „Dorfstuben“. Sie verkörpern auf exemplarische Weise, wie der Schwarzwald sein kann. Neben den warmen Gerichten, die auch solche Klassiker enthält wie Kutteln oder Linsen mit Saitenwürstle, gefüllter Kalbsbrust und natürlich auch Maultaschen kann man hier auch eine anständige Vesper bekommen.
Es ist ewig lange her, aber damals gab es noch eine legendäre „Murgtäler Brotzeit“, die gefühlt (oder tatsächlich) für zwei Personen mindestens anderthalb Kilo Lebensmittel in Form von Wurst, Schinken, Fleisch- Wurst- und sonstigen Salaten, Räucherfisch, Käse und mindestens einem Laib Brot enthielt. Ich habe mich vermutlich nie mehr in meinem Leben so überfressen wie seinerzeit.
Heute ist das alles – Gott sei Dank – etwas überschaubarer, aber immer noch mehr als sättigend.
Vom gezapften Pils im Seidel bis zur großen Weinkarte aus dem Gourmetrestaurant wird hier auch getränketechnisch kein Wunsch offen gelassen.
Man muss nicht im „Bareiss“ übernachten (obwohl auch das mehr als lohnend ist angesichts des kulinarischen Schlaraffenlandes, das dem Gast hier vom Frühstück am Pool über das vermutlich beste Hotelfrühstück überhaupt und die großzügige Halbpension am Abend bis zum Mitternachtssnack in der Bar geboten wird)
Wir ziehen die etwas günstigere Übernachtung in einem der anderen Hotels am Ort vor, aber der Besuch in den „Dorfstuben“ musste einfach sein.
Baiersbronn ist der Ort in Deutschland mit der höchsten pro Kopf-Dichte an Michelin-Sternen. Aber auch neben den beiden 3 Sterne-Ikonen „Schwarzwaldstube“ im Hotel Traube-Tonbach und „Bareiss“ im gleichnamigen Luxushotel gibt es zahlreiche ausgezeichnete Restaurants, die meisten davon in eben diesen Hotels.
Das Schöne ist, dass man in beiden Häusern weiß, dass Gäste nicht immer nur Haute Cuisine suchen, sondern zwischen all den Schlemmereien auch mal Lust auf etwas Rustikales und Regionales haben. Das aber dann in ausgezeichneter Qualität.
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Hotel Bareiss · Dorfstuben
Hotel Bareiss · Dorfstuben€-€€€Restaurant07442470Hermine-Bareiss-Weg 1, 72270 Baiersbronn
4.5 stars -
"Der Schwarzwald in seiner schönsten Form" tischnotizenBaiersbronn ist der Ort in Deutschland mit der höchsten pro Kopf-Dichte an Michelin-Sternen. Aber auch neben den beiden 3 Sterne-Ikonen „Schwarzwaldstube“ im Hotel Traube-Tonbach und „Bareiss“ im gleichnamigen Luxushotel gibt es zahlreiche ausgezeichnete Restaurants, die meisten davon in eben diesen Hotels.
Das Schöne ist, dass man in beiden Häusern weiß, dass Gäste nicht immer nur Haute Cuisine suchen, sondern zwischen all den Schlemmereien auch mal Lust auf etwas Rustikales und Regionales haben. Das aber dann in ausgezeichneter Qualität.
Eine besondere Stellung nehmen
Besucht am 11.01.2020Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 290 EUR
Begannen wir im vergangenen Jahr unsere kulinarische Reise in Andernach, ergab es sich, dass es auch in diesem Jahr wieder so war. Unter dem Dach der RD Gastro, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, aus der Kleinstadt am Rhein einen Feinschmecker-Hotspot zu machen, sammeln sich mittlerweile drei Restaurants, vier Michelinsterne und zwei Hotels, darunter das hochgradig elegante „PURS“ mit dem gleichnamigen Gourmetrestaurant, in dem Christian Eckhardt bereits im ersten Jahr zwei Sterne erkochte und uns 2019 das erste Highlight des Jahres bescherte.
Heuer allerdings zieht es uns erneut zu seiner Frau Sarah Henke, die mit dem „YOSO“ ebenfalls einen Stern hält und deren koreanisch-asiatische Küche uns bereits in 2018 begeistern konnte.
Zum Zeitpunkt unseres Besuches hat das Restaurant nur am Samstag Mittag geöffnet und bietet die Abendkarte an. Mittlerweile hat man das Konzept aber offenbar geändert und bietet nun von Dienstag bis Samstag mittags einen Sushi Lunch an, der um einige Vorspeisen und Suppen ergänzt werden kann. Abends gibt es auch weiterhin zwei Menüs , die in vier (76 €), fünf (87 €) oder sechs Gängen (98 €) geordert werden können.
Wir bestellen beide Menüs komplett.
Zum Apéritif starten wir mit einigen Snacks, darunter Rettich, scharf eingelegte Gurke, Sojasprossen, mit Schwein gefüllte Dim Sum. Dazu gibt es auch eine Kürbis-Sellerie-Suppe mit geräuchertem Sellerieschaum. Die ist angenehm pikant und weist eine schöne Räuchernote auf.
Bevor es mit dem eigentlichen Menü losgeht, schickt Sarah Henke noch ein Amuse Bouche in Form eines Stücks Eismeersaibling mit einer Rettichcreme und gepufftem Meerrettich. Auch in diesem, noch nicht allzu komplexen Gericht, tritt eine pikante Schärfe hervor, die zum wiederkehrenden Thema in den folgenden Gängen werden soll.
Amuse bouche: Eismeersaibling mit Rettichcreme
Sarah Henke hat vor einiger Zeit eine Reise nach Korea unternommen, das Land, in dem sie geboren wurde. Daraus ist ein umfangreiches Buch entstanden und das erste Menü ist der Küche Koreas gewidmet. Das zweite Menü widmet sich den Elementen.
Letzteres beginnt mit Thunfisch, der in schwarzen Rettich gehüllt ist. Das Ganze wird umspielt von feinen Zitrusnoten und gestaltet sich elegant.
Mein Menü startet mit Ying & Yang, begleitet von Kaki-Chutney, das eine prägnante Schärfe zeigt und einem Sesam-Eis. Dieses optisch bereits reizvolle Gericht offenbart seine Finesse aber vor allem, wenn man die oberste Schicht anhebt. In die Mousse von schwarzem Sesam ist eine Spur von eben jenem Chutney und Nüssen gearbeitet. Die fruchtigen und cremigen Noten greifen hier mit dem Crunch der Nüsse wunderbar ineinander. Dieser Gang steigert sich beim Essen, was auch dadurch möglich ist, dass die Schärfe nicht plakativ im Vordergrund steht, sondern erst im Nachgang kommt. Sehr gut!
Im Elemente-Menü geht es weiter mit Kräuterseitling, gebraten und als Tempura sowie Kürbis in Variation. Das ist nur dezent pikant und insgesamt sehr harmonisch.
Experimentierfreudiger wird es auf meinem Teller, auf dem Sellerie als Creme und in Scheiben, wachsweiches Eigelb und gezupftes Entenfleisch gleichberechtigte Partner sind. Pilze und Crunch spielen auch noch mit. Die Selleriescheiben weisen eine deutliche Räuchernote auf und setzen ganz markante Akzente. Das ist komplex, aber ganz leicht zugänglich und wunderbar kombiniert. Ein Top Gang!
Sellerie - Ente – Eigelb
Der folgende Adlerfisch ist gut gebraten, aber die Beilagen überzeugen mich nicht. Aubergine und Staudensellerie sind relativ mild und mir persönlich zu weich gegart. Der Tom Kha Fond liefert zwar zusätzliche Tiefe, aber insgesamt fällt dieser Gang für mich etwas ab.
Auch auf meinem Teller wird es in der Aromatik etwas zurückhaltender. Makrele, Calamaretti und Rote Bete bilden einen etwas erdigeren Akkord, der durch eine Creme, mutmaßlich Feige, einen fruchtig, säuerlichen Kontrast erhält. Aber auch hier macht sich im Abgang doch noch etwas Schärfe bemerkbar.
Reduzierter in der Präsentation, aber deutlich kräftiger präsentieren sich beide Menüs im nächsten Gang.
Im Elemente-Menü findet sich Rote Garnele mit sehr ausgeprägtem Eigengeschmack im Wan Tan-Teigblatt, begleitet von einem köstlichen Krustentier-Espuma und – Überraschung – einer eleganten Schärfe.
Sehr zart geschmort ist auch das Kalbsbäckchen im Hauptgang. Die Belugalinsen sind in einen Mantel aus dünnen Fleischscheiben gerollt. Das ist intensiv und köstlich.
Kalbsbäckchen - Linse – Pflaume
Ich bin mit meinem irischen Lammkarree nicht minder zufrieden. Das Fleisch ist sehr aromatisch, im Brikteigröllchen dazu geschmortes oder confiertes Fleisch. Bohnenkerne, ein Kartoffelteigwürfel und Kichererbsenpüree sorgen für reichlich Abwechslung. Insgesamt sehr lecker.
Im kleinen Weckglas folgt das Pré-Dessert, eine Teecreme und Teegranité mit Vanillecrumble. Erstaunlicherweise schmeckt das für mich weniger nach Tee, dafür eher schokoladig und karamellig. Aber das kommt mir durchaus entgegen. Und als Erfrischung gefällt mir das sehr gut.
Bei den Desserts zeigt sich die Küche noch mal richtig verspielt. Weiße und dunkle Schokolade in Texturen, Bananen-Eis, Erdnusscrumble und Zitrusgel versprechen eine gut funktionierende Kombination und ein unkompliziertes Löffelvergnügen.
Ich habe es ja in der Regel lieber etwas fruchtiger und freue mich daher auf mein Dessert, das mit Mango und Kokos zwei meiner Lieblingszutaten liefert. Auch hier haben wir es mit einer rechten Leistungsschau der Patisserie zu tun, was allerlei Texturen und Zubereitungen belegen. Allerdings können mich hier nur die reinen Fruchtkomponenten und ein Granité wirklich überzeugen. Avocado und Tapioca bleiben, wie häufig, ziemlich neutral, die Kokosmousse sogar vollkommen geschmacksneutral. Schade, hier ist die Optik deutlich bestechender als der Geschmack.
Auch dieser zweite Besuch im „YOSO“ hat uns ausgesprochen gefallen. Die asiatische Küche von Sarah Henke ist durchgehend aromenstark. Hier wird pointiert und nicht zurückhaltend gewürzt. Schärfe ist ein prägendes Element, aber immer so eingesetzt, dass es nicht überdeckt, sondern geschickt unterstützt oder häufig auch erst im Nachgang wirkt. 50 shades of spicyness sozusagen.
Sarah Henke schafft eine gekonnte Verbindung zwischen den Kontinenten. Ist die Aromatik durchaus in Asien verortet, präsentieren sich die Gerichte häufig im Stil dessen, was heutzutage moderne deutsche Küche ausmacht. Zahlreiche Komponenten, Variationen eines Themas, Tupfen. Das stört mich hier nicht, denn in den allermeisten Fällen greifen die Komponenten sinnvoll ineinander. Lediglich bei meinem Dessert war mir etwas zu viel Show und zu wenig Geschmack.
Trotzdem gefielen mir vor allem die Gerichte, die entweder reduziert kamen, wie der Schweinebauch, die Rote Garnele oder mit überraschenden Kombinationen punkteten wie das Ei mit Ente und Sellerie, mein persönliches Highlight.
In jedem Fall verspricht ein Essen bei Sarah Henke Abwechslung und eine asiatische Küche mit einer eigenen Stilistik. Damit passt das „YOSO“ perfekt zum Dreiklang aus „PURS“ und „Ai Pero“.
Begannen wir im vergangenen Jahr unsere kulinarische Reise in Andernach, ergab es sich, dass es auch in diesem Jahr wieder so war. Unter dem Dach der RD Gastro, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, aus der Kleinstadt am Rhein einen Feinschmecker-Hotspot zu machen, sammeln sich mittlerweile drei Restaurants, vier Michelinsterne und zwei Hotels, darunter das hochgradig elegante „PURS“ mit dem gleichnamigen Gourmetrestaurant, in dem Christian Eckhardt bereits im ersten Jahr zwei Sterne erkochte und uns 2019 das erste Highlight... mehr lesen
4.5 stars -
"50 shades of spicyness" tischnotizenBegannen wir im vergangenen Jahr unsere kulinarische Reise in Andernach, ergab es sich, dass es auch in diesem Jahr wieder so war. Unter dem Dach der RD Gastro, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, aus der Kleinstadt am Rhein einen Feinschmecker-Hotspot zu machen, sammeln sich mittlerweile drei Restaurants, vier Michelinsterne und zwei Hotels, darunter das hochgradig elegante „PURS“ mit dem gleichnamigen Gourmetrestaurant, in dem Christian Eckhardt bereits im ersten Jahr zwei Sterne erkochte und uns 2019 das erste Highlight
Besucht am 07.12.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 145 EUR
Wer an japanische Küche denkt, hat vermutlich als erstes Sushi, Sashimi, vielleicht noch ein paar Show-Spielereien an der Teppanyaki-Platte im Sinn.
Dass aber ein Restaurant bis auf Sashimi und Tempura auf all das verzichtet und sich dem Washoku-Prinzip verschreibt, ist eher selten. Washoku? Im japanischen umschreibt dies eher Begriffe wie Frieden und Harmonie. Im weitesten Sinn ist damit aber auch die Ausgewogenheit und optische Präsentation einer Mahlzeit gemeint.
Hiroyuki Watanabe, Jahrgang 68, dem man nicht ansieht, dass er die 50 schon passiert hat, war viele Jahre im mittlerweile geschlossenen „Daitokai“ Chefkoch und hat sich mit dem „Appare“ vor einem Jahr selbständig gemacht. Der Gault Millau spendiert hierfür in seiner 2020 Ausgabe 13 Punkte.
Wir besuchen das Restaurant, das zwischen Rudolfplatz und Neumarkt in einer Seitenstraße des schwulen Epizentrums der Schaafenstraße liegt, an einem Samstag Abend.
Innen präsentiert es sich relativ sachlich und zweckmäßig. Übermäßig Deko hätten wir ohnehin nicht erwartet. Das Markanteste ist noch die Theke, auf der zahlreiche Sake und sonstige japanische Spirituosen präsentiert sind. Dezente Jazzmusik spielt im Hintergrund. Etwas überrascht sind wir, dass trotz eines Samstag Abends viele Tische unbesetzt bleiben.
Interieur Interieur
Im „Appare“ gibt es ein Menü zu 38 Euro mit acht Auswahlmöglichkeiten bei den Vorspeisen und sieben Alternativen bei den Hauptgängen. Vorweg wird ein Amuse Bouche gereicht, danach eine Duo von kleiner Vorspeise und Suppe. Zusätzliche Gänge werden mit 9,50 Euro berechnet. Desserts gehen ebenfalls extra.
Ein Mittagsmenü zu weniger als 20 Euro wird ebenfalls angeboten.
Als Amuse Bouche gibt es gezupfte, geräucherte Makrele auf Krautsalat, die mit Yuzu angenehm säuerlich abgeschmeckt ist. Das ist ein netter, aber noch recht harmloser Appetithappen.
Das folgende Duo besteht aus gebratener Paprika mit einem nicht näher bezeichneten Fischstück, etwas Crunch und einem fein abgestimmten Salat.
Das Schwarzwurzelsüppchen ist sehr sämig, nicht sehr prägnant und mutet recht europäisch an.
Die obligatorische Aufnahme ist diesmal allerdings der lebhaften Unterhaltung geopfert worden. Oder war’s doch der Hunger?
Aus den Vorspeisen wählen wir das Tataki von der Entenbrust. Das Fleisch ist rosa gegart und weist eine schöne Würze und leichte Schärfe auf.
Ich starte derweil mit der Escabeche von Sardine. Das mutet ein wenig wie Brathering an und der erneut mit Yuzu fein abgestimmte und säuerliche Sud ist gut, aber insgesamt fehlt mir hier doch ein wenig das Besondere.
Wir bestellen noch jeweils eine zusätzliche Vorspeise und sind dann mit Sahsimi und Tempura in recht gewohnten Gefilden unterwegs.
Die Sashimi von Thunfisch, Jakobsmuschel und Rotbarsch sind von guter Produktqualität, dazu gibt es zweierlei Wasabi und Sojasauce.
Auch das Tempura von Garnele, Fisch und diversen Gemüsen kann mit ganz feinem, krossen Teig überzeugen. Dazu gibt es eine mildere Sauce sowie geriebenen Rettich und Ingwer.
Im Hauptgang wählen wir zum einen mit Miso lackierten Lachs. Das opulente Stück ist zwar durchgebraten bzw. gegrillt, aber trotzdem noch saftig, Die Beilagen (Bohnen, Romanesco, grüner Spargel, Austernpilze und Kürbispüree) muten eher klassisch und europäisch an.
Auch am Gargrad der Challans-Entenbrust gibt es nichts zu meckern. Das Fleisch ist gut rosa gebraten, als Würzmittel dienen rosa und grüner Pfeffer. Ansonsten sind die Beilagen identisch. Bei denen sind die unterschiedlichen Garzeiten zwar ordentlich berücksichtigt. Aber sie kommen leider entweder lauwarm oder kalt an den Tisch.
Bei den Desserts halten wir uns an Eis, einmal Vanilleeis im Blätterteigmantel gebacken mit einem grünem (Matcha?), aromatischen Pulver bestreut und einem sehr cremigen Matcha-Eis sowie einem Stück recht harter Papaya. Letzteres hätte ich jetzt angesichts des sonst so ausgeprägten Qualitätsanspruchs bei Japanern nicht erwartet, aber beide Eissorten sind ansonsten sehr lecker.
Gebackenes Vanilleeis Matcha-Eis & Papaya
Dies ist also unsere Begegnung mit Washoku-Küche gewesen. Abgesehen von einigen markanten Säurespitzen bei den Vorspeisen, Soja und Wasabi als Würzmittel zum Sashimi und Tempura war dies auch in der Aromatik klassischer und europäischer als erwartet.
Die Gerichte waten eher auf eine in sich stimmige Harmonie ausgelegt als auf vordergründige Effekte. Ob dies das Washoku-Prinzip widerspiegelt oder nur mein Eindruck anhand der von uns probierten Gerichte, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall war dies eine japanische Küche, wie ich sie in dieser Form bisher nicht kannte.
Ich vermute, dass Hiroyuki Watanabe in der Küche vieles alleine macht. Das mag die recht langen Wartezeiten und die nahezu kalten Beilagen bei den Hauptgerichten erklären. Passieren sollte es dennoch nicht.
Die Speisekarte wechselt offenbar nicht allzu häufig. Auch wenn mich bei diesem Besuch noch nicht alles vollständig überzeugen konnte, werde ich gerne auch noch andere Gerichte aus dem Menü probieren, denn wir haben uns wohl gefühlt.
Der Service ist aufmerksam und freundlich, Hiroyuki Watanabe ein interessierter und gutgelaunter Chef und das Preis-Leistungs-Verhältnis ausgezeichnet. „Appare“ steht im japanischen als Ausruf für Begeisterung. Dieses Mal bleibt das noch etwas verhalten. Aber das kann sich ja ändern.
Wer an japanische Küche denkt, hat vermutlich als erstes Sushi, Sashimi, vielleicht noch ein paar Show-Spielereien an der Teppanyaki-Platte im Sinn.
Dass aber ein Restaurant bis auf Sashimi und Tempura auf all das verzichtet und sich dem Washoku-Prinzip verschreibt, ist eher selten. Washoku? Im japanischen umschreibt dies eher Begriffe wie Frieden und Harmonie. Im weitesten Sinn ist damit aber auch die Ausgewogenheit und optische Präsentation einer Mahlzeit gemeint.
Hiroyuki Watanabe, Jahrgang 68, dem man nicht ansieht, dass er die 50 schon... mehr lesen
3.5 stars -
"Washoku? Washoku!" tischnotizenWer an japanische Küche denkt, hat vermutlich als erstes Sushi, Sashimi, vielleicht noch ein paar Show-Spielereien an der Teppanyaki-Platte im Sinn.
Dass aber ein Restaurant bis auf Sashimi und Tempura auf all das verzichtet und sich dem Washoku-Prinzip verschreibt, ist eher selten. Washoku? Im japanischen umschreibt dies eher Begriffe wie Frieden und Harmonie. Im weitesten Sinn ist damit aber auch die Ausgewogenheit und optische Präsentation einer Mahlzeit gemeint.
Hiroyuki Watanabe, Jahrgang 68, dem man nicht ansieht, dass er die 50 schon
Besucht am 24.11.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 223 EUR
Biagio Tropeano ist in Hannover eine Institution. Als er 1989 im Stadtteil Buchholz in einem prächtigen Fachwerkhaus das „Ristorante Gallo Nero“ nebst Vinothek eröffnete, wurde italienische Küche in der Landeshauptstadt auf einem Niveau geboten, wie es sie damals dort noch nicht gab - fernab von Pizza und Spaghetti Carbonara. Als ausgebildeter Sommelier, der über lange Zeit auch zum Tester-Team des „Feinschmecker“-Magazins gehörte, konnte man sich ebenfalls auf spannende Weinentdeckungen verlassen.
1997 eröffnete er sein eigenes Restaurant und 2003 mit dem „Tropeano Di-Vino“ zudem einen etwas informelleren Ableger im Stadtteil Kirchrode, der dann ab 2005 alleiniger Standort wurde. Das historische Fachwerkgebäude ist recht verwinkelt, im linken Teil eher sachlich eingerichtet, im Hauptraum mit groben Fliesen, Holzbalken und Empore eher ländlich gediegen.
Am Grundkonzept hat sich seitdem eigentlich kaum etwas verändert. Neben Vorspeisen (ca. 14-18€) gab es von jeher schon eine breite Auswahl an Carpacci (ca. 13-18€), die deutlich kreativer angelegt waren als anderswo. Pasta gibt es als Primi (ca. 15-18€) natürlich auch, Hauptgerichte als Secondi liegen bei ca. 24-30€. Biagio Tropeano war es immer schon wichtig, traditionelle Gerichte seiner Heimat zu präsentieren und moderat zu modernisieren. Kai Bachmann ist dafür seit langem sein Mann in der Küche.
Warum auch immer, ist es doch schon wieder einige Jahre her, seit wir das letzte Mal im „Tropeano Di-Vino“ waren und so sind wir neugierig, wie sich die Küche mittlerweile präsentiert.
Mein Mann startet mit einem Millefeuille von Kalbsrücken und Thunfisch. Beides ist optisch kaum zu unterscheiden, so ähnlich rosa sind die relativ großen Stücke gebraten. Knusperblätter liefern einen schönen Crunch und das Ganze durchzieht eine angenehme Limonen-/Kapernnote.
Für mich geht es mit einem Carpaccio vom Kalb los, dem in Curry gebratene Calamaretti eine feine exotische Note geben, ohne dass es zu parfümiert wirkt. Hier merkt man ein gutes Händchen für subtiles, aber pointiertes Würzen. Sehr gut.
Bei den Spaghettini mit Gamberoni, Pesto und Bohnen gefallen mir vor allem die erfreulich dünne Pasta und die fleischigen und sorgfältig gebratenen Gamberoni. Ansonsten bleiben die Aromen etwas laff. Es schmeckt nicht schlecht, aber das Pesto hätte durchaus etwas mehr Kraft vertragen.
Deutlich mehr Wumms haben dafür meine Orecchiette, die mit gebratenen Gänseleberwürfeln und einer kräftigen Bratensauce zwar deftig, aber durchaus elegant daher kommen. Dass vom Brokkoli nur die Röschen verarbeitet wurden, halte ich für sehr geschickt, weil dadurch die cremige Struktur des Gerichtes auf positive Weise unterstützt wird.
Unspektakulär, aber dafür sehr ordentlich gemacht ist der Hauptgang meines Mannes. Das üppig bemessene Kalbskotelett ist auf den Punkt gebraten, das Safranrisotto cremig und die Sauce kräftig. Die Kaiserschoten sind eher harmlos, stören aber auch nicht. Es gibt nichts wirklich auszusetzen an dem Gang und Fleischfreunde können mit dieser klassischen Ausführung auf jeden Fall glücklich werden.
Ich hingegen habe Lust auf etwas Ausgefalleneres und freue mich daher umso mehr auf die gelungene Kombination von Steinbutt mit Schweinebäckchen. In dieser Zusammenstellung hatte ich das bisher auch noch nicht und bin überrascht, wie gut das funktioniert. Die Sauce ist zwar etwas milder als beim Kalbskotelett, aber das muss sie wohl auch sein, um dem Fisch noch genug Raum zu geben. Dennoch ist das eine würzige und spannende Zusammenstellung, die zusammen mit den sehr guten Kartoffelplätzchen und den Bohnenkernen viel Spaß macht.
Es soll ja Leute geben, die einem Dessert grundsätzlich Käse vorziehen. Zu denen gehöre ich zwar nicht, aber gegen eine gepflegte Käseauswahl wehre ich mich auch nicht. Biagio Tropeano bietet hier ein gut bestücktes Käsebuffet, das in der Mitte des Gastraumes aufgebaut ist. Ich lichte das nur der Ordnung halber ab. Mein Sättigungsgrad ist gut fortgeschritten und so begnüge ich mich mit einer Süßspeise. Da man hier aber auch einfach nur einen Wein trinken kann, wäre der Käse jedoch sicherlich eine passende Begleitung.
Für mich soll es ein geeister Schaum vom Blutpfirsich sein und in der Tat weisen die Quader eine tolle, fluffige Konsistenz auf, wie man sie im geeisten Zustand selten hat. Das Eis dazu ist ebenfalls vom Blutpfirsich und eine Walderdbeersauce rundet das etwas eindimensionale Dessert ab. Lecker ist es dennoch.
Klassisch und sehr gut gefällt mir auch das Halbgefrorene von Himbeeren auf der anderen Seite des Tisches. Vor allem die eingearbeiteten Nüsse und Pistazien geben einen netten Crunch und sorgen für mehr geschmackliche Tiefe. Ansonsten ist aber auch hier nicht mit größeren Extravaganzen zu rechnen. Bei den Desserts bleibt man recht geradlinig und schnörkellos.
Biagio Tropeano ist an diesem Abend zunächst nicht im Haus, so dass die Weinberatung durch den ansonsten freundlichen Service eher etwas oberflächlich bleibt. Letztlich ist es aber ein Wein, der uns gut gefällt. Etwas überrascht bin ich über das sehr faire Preisniveau der Weinkarte, die bei den Weißweinen, soweit ich mich erinnere, nicht mal die 5o Euro-Marke reißt. Das hatte ich von früheren Besuchen anders abgespeichert.
Es ist zwar Sonntag Abend und das Restaurant ist auch nur mäßig besucht. Vielleicht ist das der Grund, dass mir das Tempo etwas zu zügig erschien. Nächstes Mal würde ich da sicher etwas sagen, denn das Essen hat sich wirklich gelohnt und mich sehr positiv überrascht. Vor allem die etwas ungewöhnlicheren Kombinationen aus Fisch und Fleisch haben mir gut gefallen, ebenso wie die Pastagänge, die deutlich abseits des Mainstream angelegt sind. Bei den Desserts sehe ich noch etwas Luft nach oben, aber im Zweifelsfall kann man sich ja auch an der ausgiebigen Käseauswahl schadlos halten.
Zu späterer Stunde kommt Biago Tropeano doch noch und macht seine Runde, erkundigt sich, was wir hatten, wie es uns gefallen hat und was wir getrunken haben. Das ist ehrliches Interesse und beweist, dass er nach wie vor einer der charmantesten Gastgeber der Stadt ist.
Biagio Tropeano ist in Hannover eine Institution. Als er 1989 im Stadtteil Buchholz in einem prächtigen Fachwerkhaus das „Ristorante Gallo Nero“ nebst Vinothek eröffnete, wurde italienische Küche in der Landeshauptstadt auf einem Niveau geboten, wie es sie damals dort noch nicht gab - fernab von Pizza und Spaghetti Carbonara. Als ausgebildeter Sommelier, der über lange Zeit auch zum Tester-Team des „Feinschmecker“-Magazins gehörte, konnte man sich ebenfalls auf spannende Weinentdeckungen verlassen.
1997 eröffnete er sein eigenes Restaurant und 2003 mit dem „Tropeano... mehr lesen
Tropeano di Vino · Le Osterie Italiane
Tropeano di Vino · Le Osterie Italiane€-€€€Restaurant, Biergarten05113533138Kleiner Hillen 4, 30559 Hannover
4.5 stars -
"Die italienische Instanz" tischnotizenBiagio Tropeano ist in Hannover eine Institution. Als er 1989 im Stadtteil Buchholz in einem prächtigen Fachwerkhaus das „Ristorante Gallo Nero“ nebst Vinothek eröffnete, wurde italienische Küche in der Landeshauptstadt auf einem Niveau geboten, wie es sie damals dort noch nicht gab - fernab von Pizza und Spaghetti Carbonara. Als ausgebildeter Sommelier, der über lange Zeit auch zum Tester-Team des „Feinschmecker“-Magazins gehörte, konnte man sich ebenfalls auf spannende Weinentdeckungen verlassen.
1997 eröffnete er sein eigenes Restaurant und 2003 mit dem „Tropeano
Geschrieben am 14.01.2020 2020-01-14| Aktualisiert am
14.01.2020
Besucht am 05.11.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Der Einfluss der asiatischen Küche ist aus heutigen Restaurants nicht mehr wegzudenken. Kein Koch, der nicht Dashi, Miso oder Yuzu in seinen Gerichten unterbrächte. Das war nicht immer so. Noch vor 20 Jahren kannte man bestenfalls Sojasauce, Chop Suey, Ente süß-sauer oder Nummer 87.
Dabei gab es auch seinerzeit Pioniere, die um den Aromenreichtum asiatischer Zutaten wussten und daraus einen Euro-asiatischen Stil kreierten wie Albert Bouley im Ravensburger „Waldhorn“, vielleicht der Erste, der das Potential auch für die Fine Dining-Küche erkannte.
Oder Adalbert Schmitt, visionärer Patron der legendären „Schweizer Stuben“ in Wertheim, in denen Dieter und Jörg Müller berühmt wurden. Schmitt war in diesem Schlaraffenland am Main nebenbei auch gelungen, mit der „Taverna La Vigna“ das zu der Zeit vermutlich beste italienische Restaurant des Landes zu etablieren. Nachdem im Gourmetrestaurant Fritz Schilling höchste Weihen mit seiner provenzalisch gefärbten Haute Cuisine erreichte und Richtung München wechselte, holte Schmitt Tilman Hahn als Nachfolger. Der kam aus Hongkong, hatte dort lange Jahre gekocht, war aber in Deutschland weitestgehend unbekannt. Schmitt war das egal, denn er ahnte, dass die asiatische Küche die Zukunft sein würde.
Er mag seiner Zeit voraus gewesen sein. Das Publikum goutierte diesen Richtungswechsel nicht ausreichend und nachdem die „Schweizer Stuben“ ohnehin in finanzielle Schieflage gerieten und insolvent gingen, war auch dieses Kapitel erledigt. Deutschland war scheinbar noch nicht weit genug. Tempi passati.
Heute allerdings sind einige der spannendsten Restaurants ohne japanische oder generell asiatische Akzente kaum vorstellbar. Nicht nur wegen des breiten Aromenspektrums, sondern auch wegen des gänzlich anders ausgeprägten Produktverständnisses. Zu den hervorragendsten Vertretern dieser Küchenrichtung gehören ohne Frage Christian Bau, Tim Raue oder Tohru Nakamura. Aber eben auch Benjamin Peifer – und damit hat diese ungewöhnlich lange Einleitung, für die ich mich an dieser Stelle entschuldigen möchte, endlich ihr Ziel erreicht.
Allerdings geht Benjamin Peifer, der seit gut 2 ½ Jahren in der Pfälzer Provinz sein „Intense“ betreibt, einen etwas anderen Weg. Zutaten und Zubereitungsmethoden, vor allem aus der japanischen Küche, finden sich auch bei ihm, aber er kombiniert sie mit Zutaten und Gerichten aus seiner Pfälzer Heimat, was etwas sehr Eigenes entstehen lässt. Und das hat für reichlich Furore und Auszeichnungen seit seiner Eröffnung gesorgt. Nach gut zwei Jahren ist es auch für uns endlich Zeit, uns von der Entwicklung einen Eindruck zu machen.
Viel geändert hat sich seit unserem letzten Besuch nicht. Auch weiterhin gibt es nur ein fest gesetztes Menü, das inklusive Wasser 150 Euro kostet. Auf Allergien kann man in gewissem Umfang Rücksicht nehmen. Ansonsten gilt auch weiterhin: „S’wird gesse, was uff de Disch kummt.“
Und wie bisher startet man mit einigen Grüßen, die mittlerweile auch bereits den Status von Signature Dishes haben, weil sie auf gekonnte Art, klassische Pfälzer Gerichte einmal auseinander nehmen, um sie dann ganz neu und anders wieder zusammen zu setzen. Wie zum Beispiel den „Gequellde mit weißem Kees“, ein Arme-Leute-Gericht auf Basis von Kartoffeln, Quark und Kräutern. Oder den für die Gegend unverzichtbaren Zwiebelkuchen, wobei hier auch der Boden, das Tartelette, aus getrocknetem Zwiebelpüree zubereitet ist und ansonsten ein sehr luftiger Schaum aus weißen Zwiebeln den typischen, von Kümmelbrot flankierten süffigen Geschmack liefert.
Gequellde mit weißem Kees Zwiwwelkuche un alde Woi
Deutlich näher am Original hingegen die Dampfnudel mit einer tollen Weinschaumsauce. Das Originalrezept von Benjamin Peifers Oma für die Dampfnudel wird gleich mitgeliefert – mit der dringenden Empfehlung, dann aber die Margarine durch Butter zu ersetzen. Jetzt brauchen wir nur noch das Rezept für die Weinschaumsauce…
Auch der Leberknödel mit Sauerkraut, Bestandteil jeder deftigen Pfälzer Schlachteplatte, kommt hier elegant und federleicht als Macaron aus Sauerkrautsaft mit Blutwurstchip und einer Terrine von Entenleber. Gebeizter Apfel und gelierte Zwiebeljus mit Senfsaat runden den aufwändigen Snack ab und vermitteln auch so den typischen Geschmack.
Mit der Interpretation von Fleischklößen in Meerrettichsauce geht die muntere Neuinszenierung von Klassikern weiter. Unter einem Carpaccio von der Färse findet sich ein Allerlei von Tatar, Rote Bete, gegrilltem Ochsenschwanz als Sülze, das Ganze in einer Ochsenschwanz-Dashi, die mit Wasabi-Öl zusätzliche Tiefe bekommt. Anstelle von Anchovis, wie in einem alten Rezept entdeckt, verwendet Peifer Imperial-Kaviar. Der fügt sich aber nicht plakativ, sondern sehr harmonisch ein. Insgesamt ein sehr runder und köstlicher Gang.
Als nächstes wird am Tisch ein Aufguss von gerösteten Kartoffelschalen zubereitet, die alleine zwar noch nicht den nötigen, intensiven Geschmack bringen würden. Aber gemeinsam mit einer aus eigenem Speck gezogenen Dashi und später noch mit Schnittlauchbutter abgerundet, entsteht daraus eine klare Kartoffelsuppe, die unfassbar intensiv ist und köstlich ist. Für mich eine echte Überraschung und ein Highlight des Abends – so gut, dass ich es in meine persönliche Liste der besten Gerichte des vergangenen Jahres aufnehme.
Passend zur Jahreszeit folgt eine Creme von Pfälzer Kastanien. Mit Haselnüssen, Sellerie, gerösteten Maronen, pochiertem Wachtelei, Champignons und einem luftigem Schaum aus brauner Butter gesellen sich lauter passende harmonische Zutaten, die alleine schon für ein lupenreines Soulfood-Gericht genügt hätten. Benjamin Peifer gönnt uns mit reichlich darüber gehobeltem Alba-Trüffel ein großzügiges Upgrade, das die Schale endgültig in den Rang höchstmöglichen Genusses hebt.
Im „Intense“ verfügt man über einen Reifeschrank, in den jedoch nicht nur Fleischstücke kommen. Auch Forellen werden über einige Tage im Dry Ager gereift, bevor sie weiter verarbeitet werden. Das Ergebnis wird auf Binchotan-Holzkohle gegrillt und mit einer Forellen-Dashi-Beurre Blanc, die eine schöne Säure aufweist, sowie Forellenkaviar und Chips zu einer runden Sache.
Als Erfrischung vor dem Hauptgang gibt es grundsätzlich etwas, in dem der hauseigene Gin verarbeitet ist. Dieses Mal ist es ein „Gintense Fizz“ mit einem Granité aus Koriander und Zitrus. Das changiert zwischen etwas süß und gleichzeitig herb-kräutrig. Schön.
Aus dem Dry Ager kommt auch die Taube vom Elsässer Spezialisten Theo Kieffer, die Benjamin Peifer erstaunlich klassisch in Szene setzt. Das Fleisch butterzart, Rotkohl mit eingelegten Holunderbeeren abgeschmeckt, Selleriepüree und eine gebundene Tauben-Consommée – das alleine schon wunderbar. Am Tisch wird dann noch eine mit Süßwein aufgeschlagene Hollandaise serviert, die nicht mit Butter gebunden ist, sondern mit – „weil wir es können“ – Entenleber, wie es die Köchin selbstbewusst verkündet. Und Recht hat sie – die ist einfach nur saulecker. Und das I-Tüpfelchen auf einem Top-Tauben-Gang!
Dry Aged Taube von Theo Kieffer über Binchotan gegrillt Hollandaise
Schlicht „Ein Stück Käse“ betitelt ist der folgende Gang, in dem Gruyère als Schaum im Dim Sum-Teig frittiert wurde, darüber auch pur gehobelt. Selbsgemachter Feigensenf, Feigenconfit, Staudensellerie runden das ab und führen zu einem komplexen, aber dennoch unkomplizierten Geschmacksbild.
Für das Dessert befindet sich eine Komponente bereits bei unserer Ankunft am Tisch. In einer kleinen Guglhupf-Form darf ein Briocheteig schon mal vor sich hingehen. Während des Backens wird er permanent mit einer Mischung aus Sahne, Milch, Vanille und Apfelbrand getränkt, was ihm eine üppige Saftigkeit gibt. Separat dazu ein vorab vakuumierter Braeburn-Apfel, der anschließend gegrillt und glasiert wird und anschließend mit einer Creme gefüllt wird. Das Eis dazu ist aus Apfelcidre zubereitet und nach meinem Eindruck nicht sonderlich prägnant, was Benjamin Peifer sichtlich enttäuscht. Dafür passt der oxidativ ausgebaute Apfelcidre als Begleitung ausgezeichnet dazu. Und in Kombination, die Peifer als von Heston Blumenthals „Tipsy Cake“ inspiriert versteht, passt es auch.
Zum Abschluss wird es noch mal deutlich frischer und das macht sich auch bereits in der eindrucksvollen Präsentation diverser Zitrusfrüchte deutlich. Im ausgezeichneten Sorbet sind Mandarine, Yuzu, Pomelo, Sudachi und Bergamotte verarbeitet. Gut macht sich auch das Baiser mit Sansho-Pfeffer. Recht süß ist das Karotten-Tatar, das auch in der Aromatik für mich nicht recht zum Rest passt. Aber ansonsten ist dies ein leichtes und erfrischendes Dessert.
Mit einigen Petits Fours, die mit Haselnüssen und Gewürzen bereits auf die kommende Weihnachtszeit einstimmen, geht ein abwechslungsreiches Menü endgültig zu Ende. Wenn man mal vom kleinen Brot und der braunen Butter absieht, die jeder Gast für das kommende Frühstück als Mitbringsel erhält.
Unser zweiter Besuch im „Intense“ war längst überfällig. Denn dieses Menü hat außergewöhnlich viel Spaß gemacht. Benjamin Peifer hat seinen Stil konsequent weiter entwickelt und mit der Neuinterpretation von Pfälzer Klassikern und der Einbeziehung von japanischen Zutaten etwas sehr Eigenständiges geschaffen. Das ist so regional verbunden wie gleichzeitig weltoffen.
Anders als bei unserem ersten Besuch noch relativ kurz nach der Eröffnung kam uns dieses Mal auch alles etwas entspannter vor. Die Musik war noch deutlich präsent, aber nicht mehr in Disco-Lautstärke und irgendwie wirkte alles noch flüssiger. Bettina Thiel, Peifers Partnerin, war an diesem Abend nicht im Restaurant. Dafür war der Chef selbst stärker im Service präsent. Und auch nach dem Weggang von Max Goldberg, der von Beginn an Peifers Seite in der Küche stand, macht die Küchencrew, mittlerweile verstärkt mit Köchen aus dem „Sonnora“ einen sehr eingespielten und souveränen Eindruck.
In jedem Fall war dies eine starke Performance. Eine ganz starke Performance.
Der Einfluss der asiatischen Küche ist aus heutigen Restaurants nicht mehr wegzudenken. Kein Koch, der nicht Dashi, Miso oder Yuzu in seinen Gerichten unterbrächte. Das war nicht immer so. Noch vor 20 Jahren kannte man bestenfalls Sojasauce, Chop Suey, Ente süß-sauer oder Nummer 87.
Dabei gab es auch seinerzeit Pioniere, die um den Aromenreichtum asiatischer Zutaten wussten und daraus einen Euro-asiatischen Stil kreierten wie Albert Bouley im Ravensburger „Waldhorn“, vielleicht der Erste, der das Potential auch für die Fine Dining-Küche erkannte.
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4.5 stars -
"Die Pfalz neu gedacht" tischnotizenDer Einfluss der asiatischen Küche ist aus heutigen Restaurants nicht mehr wegzudenken. Kein Koch, der nicht Dashi, Miso oder Yuzu in seinen Gerichten unterbrächte. Das war nicht immer so. Noch vor 20 Jahren kannte man bestenfalls Sojasauce, Chop Suey, Ente süß-sauer oder Nummer 87.
Dabei gab es auch seinerzeit Pioniere, die um den Aromenreichtum asiatischer Zutaten wussten und daraus einen Euro-asiatischen Stil kreierten wie Albert Bouley im Ravensburger „Waldhorn“, vielleicht der Erste, der das Potential auch für die Fine Dining-Küche erkannte.
Oder
Besucht am 03.11.2019Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 330 EUR
Es ist noch Köln, aber es fühlt sich nicht mehr so an, so weit draußen hier. Mit der Bahn bis zur Endstation, dann noch mit dem Bus etliche Stationen und dann noch ein paar hundert Meter vorbei an adretten Einfamilienhäusern, viel Wiese und wenig Verkehr.
Und auf einmal steht man am Rhein und betritt das „Zur Tant“ in Porz. Hier im Ortsteil Langel, quasi auf halber Strecke zwischen Köln und Bonn, macht es einen ziemlich ländlichen Eindruck. Auch von außen sieht es sehr gediegen aus. Dies setzt sich im Inneren fort. Der große Speisesaal versprüht mit seinem Teppichboden und dem etwas altbacken wirkenden Mobiliar ein wenig den Charme der Achtziger. Dafür sind die Tische großzügig platziert und bieten auch für zwei Personen reichlich Platz. Wenn man, wie wir, zeitig kommt, hat man auch das Glück, einen der Fensterplätze mit Rheinblick zu ergattern.
Schon unter den Vorbesitzern, der Familie Hütter, hielt das Haus lange einen Michelin-Stern, der aber 2010 verloren ging. Seit 2014 zeichnet nun Thomas Lösche in der Küche verantwortlich und er konnte 2017 den Stern wieder zurück holen. Über dem Zweitrestaurant „Piccolo“ prangt zudem der „Bib Gourmand“.
Dass in diesem Ambiente und in dieser sehr bürgerlichen Umgebung kaum Avantgarde-Exaltiertheiten zu erwarten ist, wissen wir natürlich vorab. Die Karte listet jeweils vier Vorspeisen, Hauptgerichte und Desserts sowie eine Suppe auf, zudem ein Menü in vier bis sechs Gängen (75-95 Euro), das sich aus den à la Carte-Gerichten zusammen setzt. Wir entscheiden uns für das große Menü.
Zum ganz ausgezeichneten Welschriesling-Sekt vom burgenländischen Weingut Szigeti werden zweierlei selbstgebackenes Brot und zwei eher unauffällige Aufstriche gereicht.
Auf eine üppige Parade von Apéros verzichtet man im „Zur Tant“ und begnügt sich auch mit einem relativ einfach konzipierten Amuse Bouche. Zu einem Tatar von Roter Bete und knackigen Scheiben davon gesellt sich ein Stück recht weichen, marinierten Lachses. Gutes Öl ist üppig portioniert und puffert den erdigen Grundton etwas ab.
Ohne weitere Umschweife geht es dann auch mit dem ersten Gang los. Und der präsentiert auf einem Bett von marinierten, längs halbierten Bohnen eine Scheibe Foie Gras, wie man sie heute in dieser Form auch nicht mehr häufig antrifft. Ganz traditionell als Terrine von zart schmelzender Konsistenz und ansonsten nur von Gelee aus Holunderblüten begleitet, ist das makelloses Handwerk. Dass es dazu separat eine Scheibe leicht getoastetes Brioche gibt, versteht sich da quasi von selbst.
Das kleine Kraut auf dem Gelee lässt mich aufmerken, denn es mutet fast ein wenig wie Waldmeister an, was natürlich angesichts der Jahreszeit nicht sein kann. Es entpuppt sich als Weinraute, mir bis dahin unbekannt, und setzt einen kleinen, feinen bitter-fruchtigen Akzent.
Foie gras I Holunderblüte I Bohnen I Brioche
Die folgende Jakobsmuschel ist von ausgezeichneter Qualität. Sie wurde confiert und dann scharf angebraten, so dass leichte Röstnoten mitspielen. Schön auch, dass der Corail seinen Platz im Gericht hat. Der Muschelrahm ist nicht sonderlich prägnant. Dafür gefallen mir der Kohlrabi als Scheibe auf dem Boden und als dünne Spaghetti sowie die feinen Kapern als Begleitung. Das ist sehr harmonisch und wohlschmeckend.
Gleiches trifft auch auf den Steinbutt zu. Kleine geröstete Blumenkohlröschen, ein kapitales Stück Steinpilz sowie ein Kalbskopfravioli fügen sich hier ebenso stimmig ein wie das confierte Eigelb und die dezente Mandelsauce. Alles wirkt unterstützend, nichts will kontrastieren. Durchaus ein Gericht aus der Abteilung Wohlfühlküche.
Steinbutt I Blumenkohl I Steinpilze I Ei I Kalbskopf-Ravioli
Ausgesprochen klassisch geht es auch weiter mit dem perfekt rosa gebratenen Onglet. Dieses schön marmorierte Fleisch, auch bekannt als Nierenzapfen und eigentlich der Stützmuskel des Zwerchfells ist ausgesprochen geschmacksintensiv. Dazu gesellt sich pulled Beef in Form eines Würfels, im Schweinenetz, das sich aber aromatisch trotz der langen Schmorzeit kaum vom Onglet abhebt, was wiederum für die Qualität des Hauptstücks spricht.
Wilder Brokkoli, Wurzelgemüse in Form von Petersilienwurzel und Karotte sind vielleicht nicht hyperkreativ, aber sorgfältig gegart und eine sichere Bank als Beilage, ebenso wie die in Variation verarbeitete Kartoffel. Akkurat aufdressiertes Püree, Chips und eine Art Curly Fries passen und sorgen auch für texturelle Abwechslung. Keine Frage, dass auch die Rotweinsauce bestes Handwerk ist, perfekten Glanz aufweist und fast schon am Mund kleben bleibt.
Käse kommt vom Meister aller Maître Fromagers, von Bernard Antony und ist damit qualitativ sowieso über jeden Zweifel erhaben. Der Service stellt uns einige Sorten zusammen. Als Käsepurist brauche ich weder Brot noch Senf oder Chutneys. Allerdings ist das selbstgebackene Knäckebrot von herausragender Qualität und auch die karamellisierten Kürbiskerne zum Knabbern gefallen mir dazu sehr gut.
Käse von Maître fromager Affineur Antony
Das Dessert reiht sich im Prinzip nahtlos an die vorherigen Gänge und kommt ohne besonderen Schnickschnack aus. Ein Schokoladenriegel, gefüllt mit luftiger Mousse und einem Biskuit, wird von Heidelbeerkompott begleitet. Passionsfrucht, als cremiges Eis und als Sauce, liefert fast schon verstörend deutliche Säurespitzen und sorgt dafür, dass das Dessert doch nicht ins allzu Gefällige abrutscht.
Aber auch trotz der sehr säuerlichen Note bleibt dies ein sehr klassisches Dessert und handwerklich sehr akkurat gearbeitet. Dass hier neumodisch mit Kräutern oder Gemüse experimentiert wird, muss sowieso niemand befürchten.
Petits Fours
Dass es hier klassisch zugeht, wussten wir bereits. Aber wenn es so makellos und mit hervorragenden Zutaten gemacht ist wie hier, ist es zur Abwechslung mal eine wirkliche Freude. Wir sind ja viel unterwegs und für alle möglichen Küchenstile zu haben. Ob es dem Alter zuzuschreiben ist oder dem zeitweisen Wunsch nach etwas Vertrautem und Gewohnten, kann ich nicht sagen, aber unterschätze mir keiner die Klassik. Hier findet sich noch Handwerk und Harmonie ohne störende Dissonanzen.
Und genau das erwartet auch das Publikum hier. An diesem Sonntag Mittag finden sich scheinbar zahlreiche Stammgäste, viele von ihnen schon etwas betagter. Der Service von Sommelier Mario Fitz und Thomas Löschers Lebensgefährtin Marlen Mager geht hier vorbildlich auf die Gäste ein. Ist auf der Karte des Gourmet-Restaurants nichts Passendes zu finden, bringt man gerne auch die des „Picccolo“. Die meisten Gäste kennt man eh mit Namen und weiß um Geschmacksvorlieben und stellt sich darauf ein.
Die Weinkarte hat einen deutlichen Schwerpunkt in Österreich, was der Tatsache geschuldet ist, dass die österreichischen Vorbesitzer noch einen Weinhandel betreiben und die meisten Bouteillen der Karte auch verkauft werden.
Wir sind mit Grünem Veltliner und Blaufränkisch jedenfalls sehr zufrieden und, um diese erfreuliche Mittagsmahlzeit auch richtig abzuschließen, lassen auch die Brände von Gölles aus der Steiermark nicht aus.
Nach guten dreieinhalb Stunden allerdings ist der ausgiebige Spaziergang am Rheinufer nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern auch dringend angeraten.
Es ist noch Köln, aber es fühlt sich nicht mehr so an, so weit draußen hier. Mit der Bahn bis zur Endstation, dann noch mit dem Bus etliche Stationen und dann noch ein paar hundert Meter vorbei an adretten Einfamilienhäusern, viel Wiese und wenig Verkehr.
Und auf einmal steht man am Rhein und betritt das „Zur Tant“ in Porz. Hier im Ortsteil Langel, quasi auf halber Strecke zwischen Köln und Bonn, macht es einen ziemlich ländlichen Eindruck. Auch von außen sieht... mehr lesen
Zur Tant · Gourmetrestaurant
Zur Tant · Gourmetrestaurant€-€€€Sternerestaurant0220381883Rheinbergstr. 49, 51143 Köln
4.0 stars -
"Klassik mit Rheinblick" tischnotizenEs ist noch Köln, aber es fühlt sich nicht mehr so an, so weit draußen hier. Mit der Bahn bis zur Endstation, dann noch mit dem Bus etliche Stationen und dann noch ein paar hundert Meter vorbei an adretten Einfamilienhäusern, viel Wiese und wenig Verkehr.
Und auf einmal steht man am Rhein und betritt das „Zur Tant“ in Porz. Hier im Ortsteil Langel, quasi auf halber Strecke zwischen Köln und Bonn, macht es einen ziemlich ländlichen Eindruck. Auch von außen sieht
Besucht am 01.11.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Meine Kollegin zieht ein wenig die Augenbrauen hoch und schaut mich fragend an. Euskirchen? Ernsthaft? Während meine Chefin zur selben Zeit Urlaub nimmt und New York auf ihrem Flugticket steht, wird unser erster Urlaubstag in Euskirchen sein. Jedem das Seine. Mir sagt die Stadt nichts. Von Köln aus hat mich bisher nichts hierher getrieben und auch an diesem verregneten Feiertag offenbart die Fahrt an den Rand der Nordeifel nicht viel Erwähnenswertes. Es gibt flaches Land, viel flaches Land. Unser Ziel ist Flamersheim, ein Ortsteil von Euskirchen und vor allem bekannt durch die gleichnamige Burg, die in der Tat bemerkenswert schön restauriert und auch nach wie vor bewohnt ist. Eine Besichtigung indes ist hier leider nicht möglich.
Auf dem Areal befindet sich aber auch ein kleines Hotel, eine Kochschule sowie zwei Gastronomien, darunter auch „Bembergs Häuschen“, benannt nach der Fabrikantenfamilie, der auch heute noch die Burg gehört. Das Restaurant ist mit einem Michelinstern ausgezeichnet, jüngst vom Gault & Millau zum Aufsteiger des Jahres in NRW gekürt worden und hält dort 17 Punkte. Verantwortlich in der Küche ist ein Team von gleich drei Köchen: Oliver Röder, Maik Neumann und Filip Czmok. Sollen andere doch nach New York fliegen. Wir werden heute hier essen.
Im gediegenen Ambiente des Restaurants, das mit massivem Parkett und dezent elegantem Mobiliar eine feine Gemütlichkeit ausstrahlt, starten wir mit zwei Grüßen zum Apéritif, einem Sonnenblumenkernsüppchen, das eine herbstliche Note verströmt sowie einem Lachstatar im Kohlrabi-Sandwich. So ist es zumindest annonciert. Tatsächlich ist es ein hübsch präsentiertes Röllchen, bei dem das Tatar sehr fein abgeschmeckt ist und den Fischgeschmack gut zur Geltung kommen lässt und der Kohlrabi einen dezenten Knack beisteuert.
Als weiteres Amuse Bouche folgt eine geräucherte und geeiste Burrata, die mit Passionsfrucht und Gurke frisch und säuerlich eingefasst ist. Ich empfinde auch den Salzeinsatz als angenehm, aber besonders gut gefällt mir die würzige Note durch den Harissa. Eine überraschende Kombination, die aber in der Feinabstimmung gut funktioniert.
In „Bembergs Häuschen“ gibt es ein Menü, das in vier bis neun Gängen (85,--€ - 149,--€) frei zusammengestellt werden kann. Im Rahmen unseres Arrangements werden es sieben Gänge.
Es startet mit einem Tatar von der Wachtel. Das Fleisch macht zwar einen rohen Eindruck, was mir bei Geflügel etwas suspekt wäre, ist aber vorgegart und damit bedenkenlos zu verzehren. Frittierter Mais als Crumble, Rote Bete als Segmente und eine leicht ölige Vinaigrette, die Tiefe gibt, sind passende Mitspieler. Prägnant wird das Gericht aber für mich vor allem durch den Einsatz von Vadouvan. Das ist wirklich toll abgeschmeckt. Der knallrote Schaum auf dem Gericht ist hingegen nur optisch Effekt heischend und damit für mich eher entbehrlich. Trotzdem ein starker Auftakt.
Es ist Herbst und da ist ein Gang mit Kürbis quasi unvermeidlich. In „Bembergs Häuschen“ kommt er als Suppe, die am Tisch angegossen wird und ein Ensemble aus Kürbisstreifen, karamellisierten Kürbiskernen und marinierten Sanddornbeeren ergänzt. Letztere spielen auch in der markant säuerlichen Suppe eine dominante Rolle und geben ihr dadurch einen neuen Twist.
Gut gefällt mir der folgende Kabeljau, auch wenn er nach meinem Gefühl einen Tick zu weich gegart ist. Aber vor allem die Auflage aus Senf, Kerbelwurzel, Senfgurke und Sardelle macht richtig Vergnügen, denn sie ist nicht nur texturell abwechslungsreich, sondern ausgesprochen harmonisch mit einem recht erdigen und würzigen Grundton, der erneut gut in die Jahreszeit passt. Zusammen mit der Sauce, die den weit über die Eifler Grenzen hinaus bekannten Monschauer Senf in den Mittelpunkt stellt, ist dies ein durchaus deftiges, aber auch elegantes Gericht.
Mit einem Klassiker des Hauses geht es weiter. Und tatsächlich sorgt das „Herrengedeck“ auch an anderen Tischen für den ein oder anderen Aha-Effekt und eine automatisch gelöstere Stimmung. Alleine dafür ist die folgende Inszenierung schon mal sehr geschickt und geglückt eingesetzt. Die Zigarre und der Cognacschwenker sind eine nette Spielerei um das Thema Ochsenschwanz. Im Knuspermantel ein ordentlich abgeschmecktes Ragout, im Glas eine Oxtail-Brühe, die für meinen Geschmack durchaus etwas kräftiger und konzentrierter sein dürfte. Auch die Asche im „Aschenbecher“ ist essbar und besteht aus dehydriertem und zu Staub verarbeitetem Apfel und Sellerie.
Als kulinarisches Aperçu bleibt das schon in Erinnerung, geschmacklich ist es eher harmlos.
Im Hauptgang wird ein sehr klassischer Geschmacksakkord auf den Teller gebracht mit einem schönen und ausgezeichnet gegarten Stück vom Hirschrücken und geschmacksintensiver Sellerie in verschiedenen Konsistenzen. Das Püree scheint mit etwas Trüffelöl abgeschmeckt zu sein, was in diesem Fall aber nicht negativ auffällt. Gut auch die Praline von der Dörrpflaume. Eine kluge Idee ist es, die Gewürzmischung kreisförmig auf dem Teller aufzubringen. Dadurch kann man sich das individuell portionieren.
In „Bembergs Häuschen“ wird erfreulicherweise ein zubereiteter Käsegang serviert, in unserem Fall ein Brin d'Amour, ein korsischer Schafskäse, der üblicherweise vom markanten Kräutermantel lebt. Hier ist er deutlich weniger kräftig als ich ihn erinnere und auch die Kräuter sind kaum erkennbar. Dafür ist er eingefasst von Früchtebrot und Kropoek, der geschmacklich nicht viel beisteuert. Früchtebrot passt naturgemäß gut, ist mir hier aber zu üppig bemessen. Mit ein wenig Finetuning bei den Proportionen könnte der Käse besser glänzen. Ausgezeichnet gefällt mir die leicht gekühlte Pinienkerncreme, die mich weit entfernt an eine schmelzige Lebercreme erinnert und für mich die beste Komponente auf diesem Teller ist.
Das Menü endet mit Pistazie als Creme, Sponge und als karamellisierte Kerne, Brombeere pur und als Granité sowie einem Eis von Skyr und Kamille, die nicht besonders herauszuschmecken ist.
Das ist solide, aber eben auch ziemlich verspielt mit den vielen Texturen. Und bleibt vielleicht gerade deshalb nicht lange in Erinnerung.
Das Köchetrio um Oliver Röder hat ein Menü präsentiert, dem sehr deutlich der jahreszeitliche Bezug anzumerken war, was mir gut gefallen hat. Dass man hier kreativ und mit vielen Ideen zu Werke geht, ist unübersehbar und macht sich in vielen Details bemerkbar. Nicht alles geht dabei für mich immer auf, aber Gänge wie das Wachteltatar, der Kabeljau und der Hirsch überzeugen mit klarem aromatischem Fokus.
Katharina Röder versieht den Service mit einer weiteren Mitarbeiterin umsichtig und schafft unaufdringlich, aber aufmerksam eine angenehme Atmosphäre, die dazu beiträgt, dass man sich als Gast wohlfühlt.
Der Abend in „Bembergs Häuschen“ hat uns gefallen und ein wenig von dem trüben Herbstwetter vergessen lassen. Nach einer Nacht im geschmackvollen Hotelzimmer scheint dann am nächsten Tag auch wieder die Sonne. New York ist weit und Euskirchen ist doch auch gar nicht so übel.
Meine Kollegin zieht ein wenig die Augenbrauen hoch und schaut mich fragend an. Euskirchen? Ernsthaft? Während meine Chefin zur selben Zeit Urlaub nimmt und New York auf ihrem Flugticket steht, wird unser erster Urlaubstag in Euskirchen sein. Jedem das Seine. Mir sagt die Stadt nichts. Von Köln aus hat mich bisher nichts hierher getrieben und auch an diesem verregneten Feiertag offenbart die Fahrt an den Rand der Nordeifel nicht viel Erwähnenswertes. Es gibt flaches Land, viel flaches Land. Unser Ziel... mehr lesen
4.0 stars -
"Landpartie zum NRW-Aufsteiger des Jahres" tischnotizenMeine Kollegin zieht ein wenig die Augenbrauen hoch und schaut mich fragend an. Euskirchen? Ernsthaft? Während meine Chefin zur selben Zeit Urlaub nimmt und New York auf ihrem Flugticket steht, wird unser erster Urlaubstag in Euskirchen sein. Jedem das Seine. Mir sagt die Stadt nichts. Von Köln aus hat mich bisher nichts hierher getrieben und auch an diesem verregneten Feiertag offenbart die Fahrt an den Rand der Nordeifel nicht viel Erwähnenswertes. Es gibt flaches Land, viel flaches Land. Unser Ziel
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Zu den Umtriebigsten und Kreativsten gehörte in dieser schwierigen Zeit mit Sicherheit Sascha Stemberg vom "Haus Stemberg" in Velbert, der nicht müde wurde, sich neben seiner à la Carte-Auswahl zum Mitnehmen immer auch zusätzliche Angebote einfallen zu lassen. Und so gibt es auch an diesem Muttertags-Sonntag natürlich ein spezielles Menü, in feines rosa Papier geschlagen, um eine Flasche Rosé, eine Rose für die Mama und eine Tafel Schokolade von Original Beans ergänzt.
Die Komponenten
Als Einstieg dient kurz erwärmtes Bauernbrot mit einer Tandooricreme, die durchaus noch etwas exotischer hätte ausfallen können.
Bauernbrot mit Tandooricreme
Das Menü spiegelt sehr schön die Vielfalt des Hauses wider. Die Vorspeise aus Blauer Garnele von Crusta Nova aus Bayern mit zweierlei Melone, Curryvinaigrette und Avocadocreme, die mit Koriander einen zusätzlichen asiatischen Touch beisteuert, ist ein Gericht, das sich so auch ohne weiteres im Gourmetmenü finden könnte.
Die Garnelen sind mariniert und leicht abgeflämmt. Die Vinaigrette, mit der auch der Salat angemacht wird, weist eine ganz feine Schärfe auf. Ein eleganter und schön exotischer Einstieg.
Blaue Garnelen von Crusta Nova aus Bayern, mariniert, Avocado, Melone, Curryvinaigrette & Keltenhof Salate
Nach Spanien geht es mit der Gazpacho Andaluz. Als Einlage dient Mozzarella von Büffel Bill, einem Unternehmen aus Singen, das sich mit der Produktion von Wasserbüffeln in artgerechter Haltung beschäftigt. Ein unkomplizierter, aber ausgezeichnet abgeschmeckter Gang, der mit Croutons und ein paar Tropfen Olivenöl schnell auf den Teller gebracht wird.
Gazpacho Andaluz - Geeiste Gemüsecreme mit Jordan Öl, Mozzarella von Büffel Bill & Brotcroutons
Auch das Kalbsrückensteak mit Spargelgemüse vom auf der gegenüberliegenden Straßenseite ansässigen Spargelhof und Kartoffel-Pinienkernplätzchen ist ein Gericht aus der feinen bürgerlichen Küche, die im „Haus Stemberg“ genau so ihren festen Platz auf der Speisekarte hat. Das Fleisch sowie die Plätzchen müssen im Backofen lediglich 10 Minuten erhitzt werden, dann wäre es schon perfekt. Ich gebe noch 2 Minuten unter dem Grill dazu, damit die Bärlauchkruste noch ein wenig mehr Biss bekommt. Das ist alles sehr sorgfältig und auf den Punkt zubereitet und mit dem besonderen Lecker-Effekt.
Kalbsrückensteak mit einer Bärlauchkruste, Sauté von Kuhlendahler Spargel, confierte Tomaten & Kartoffel-Pinienkern-Plätzchen, Estragonsauce
Für das Dessert hat sich Sascha Stemberg mit dem Top-Pâtissier Tim Tegtmeier zusammen getan, der in Düsseldorf das unter Süßspeisen-Aficionados berühmte "Pure Pastry" betreibt. Mit Stationen bei den 3 Sterne-Ikonen Christian Bau und Joachim Wissler darf man hier allerfeinstes Pâtisseriehandwerk erwarten. Sein "Rosenrot"-Törtchen ist eine luftig, leichte Mousse aus Himbeer und Rose mit einem Litschi-Kern. So optisch betörend wie köstlich und ein schöner Abschluss dieses erneut ausgezeichneten Menüs.
Stemmi featuring Tim Tegtmeier von "Pure Pastry", Düsseldorf: Törtchen Rosenrot mit Himbeere, Rose & Litschi, confierter Rhabarber
Da dies mutmaßlich unser letztes Take Away-Menü war, haben wir uns mit dem Weißen Burgunder „La Roche“ vom Aufsteiger Carsten Saalwächter aus Ingelheim in Rheinhessen einen besonderen Wein gegönnt.
Der Wein heute: 2017 Weißer Burgunder "La Roche", Weingut Carsten Saalwächter, Ingelheim / Rheinhessen
Mit Sascha Stembergs Elan und Einfallsreichtum wird das "Haus Stemberg" auch unter den neuen, erschwerten Bedingungen weiter so erfolgreich sein wie bisher. Daran kann es gar keinen Zweifel geben.