Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Geschrieben am 13.02.2024 2024-02-13| Aktualisiert am
14.02.2024
Besucht am 17.08.2023Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 79 EUR
Wer dem gemeinen Pfalztouristen den Pfälzerwald schmackhaft machen möchte, der fährt zur Burg Lindelbrunn, einer mittelalterlichen Ruine, die keck über dem rund 600 Einwohner zählenden Örtchen Vorderweidenthal thront und ein beliebtes Ausflugsziel für Freunde des gepflegten Fernblicks darstellt.
Ein Besuch dieser nur noch fragmentarisch erhaltenen Felsenburg drängt sich auch weniger lauffreudigen Naturliebhabern auf, da der Anstieg auf den rund 440 Meter hohen Kegel des Schloßbergs, auf dem sich die Mitte des 12.Jahrhunderts erbaute Reichsburg befindet, recht kurz ist und die wenigen, etwas steileren Abschnitte mühelos bewältigt werden können.
Neben der wunderschönen Aussicht auf die bewaldeten Hügel und die gut versteckten, roten Sandsteinfelsen der Umgebung, zählt die Existenz eines sehr empfehlenswerten, am Fuß der Lindelbrunn gelegenen Ausflugslokals zu den Hauptargumenten für einen Abstecher nach Vorderweidenthal.
Denn hat man erst einmal die recht enge, kurz vor dem Örtchen abzweigende Straße passiert, wartet dort nicht nur ein ausreichend großer Wanderparkplatz, sondern eben auch das nach dem Pfälzer Forstwissenschaftler Heinrich Cramer benannte Cramerhaus. Was im Jahr 1934 als einfache Wanderhütte begann, entwickelte sich in der Folgezeit zu einer veritablen Waldgaststätte, in der sich Wanderer und Erholungssuchende bei gutbürgerlicher Pfalzküche stärken können. Da geht's rein ins Cramerhaus!
Zwei Jahrzehnte lang wurde das Cramerhaus, das auch 13 Doppel- und Dreibettzimmer sowie ein großzügiges Apartment für Übernachtungsgäste bereithält, von Inge und Mathias Becker mit viel Herzblut geführt und zu dem gemacht, was es heute ist. 2022 verkaufte die Familie Becker ihr Schmuckkästchen an Jean-Pierre Baron, den Geschäftsführer der Pro Jagdkonzept GmbH.
Zusammen mit seinem Kompagnon und Freund aus Schultagen Uli Osterheld, der mit seiner Familie im benachbarten Forsthaus wohnt, führt er seitdem das idyllisch gelegene Traditionslokal. Und das nach wie vor mit großem Erfolg.
Schuld daran ist vielleicht auch das neue Konzept, bei dem verstärkt auf Wildfleisch aus der eigenen Jagd gesetzt wird. Die Jagdhütte befindet sich schließlich nur ein paar Meter weiter und mit den beiden neuen Betreibern, zwei passionierten Jägern und Jagdkonzeptlern, war dieser Schritt nur logisch.
Genug der Vorgeschichte und hinein ins schmucke Anwesen. Es war Mitte August und wir zeigten zwei Pfalzbesuchern, wie schön unsere Heimat ist. Nachdem wir sie den Weg zur Burg hinauf und wieder hinunter gescheucht hatten, kehrten wir spontan im Cramerhaus ein.
Es war ein herrlicher Sommertag und auf der großen, kinderfreundlich angelegten Gartenterrasse ging es sehr beschaulich zu. Draußen im Grünen Pfälzerwald-Idylle pur!
Nun, es war Ferienzeit und das Wetter passte, aber unter der Woche hält sich der Ansturm meist in Grenzen.
Wir nahmen draußen auf leidlich bequemem Gartengestühl Platz und durchblätterten die bereits ausliegenden Speisen- und Getränkekarten. Bestellt wird hier übrigens drinnen an der Theke. Wenn der mitgegebene Pager bzw. das „Bing-Gerät“ (Danke Manowar!) brummt, macht man sich auf den Weg, um das bestellte Essen abzuholen. Die Getränke erhält man dagegen gleich nach Bestellung an der Theke ausgehändigt. Damit auch ja keiner verdurstet. Drinnen geht es rustikal zu
Ich gönnte mir an jenem sonnigen Donnerstagmittag eine gut gekühlte Rieslingschorle. Natürlich aus dem Schoppenglas – alles andere würde ja auch den Pfälzer Schorlegott erzürnen. Dieser wird hier übrigens für (noch) faire 4,50 Euro unters durstige Volk gemischt. Um mich herum ging es dagegen alkoholfrei zu. Der halbe Liter Mineralwasser wurde mit 3 Euro berechnet.
Ein Glas Apfelschorle fürs Töchterlein (0,3l für 3,30 Euro) und eine große Kirschschorle (0,5l für 4,50 Euro) fanden ebenfalls den Weg an unseren Tisch. Irgendjemand kippte sich auch noch ein alkoholfreies Weizenbier (0,5l für 4,50 Euro) rein. Pfui Deiwel!
Beim Essen sollte es bald wesentlich wilder zugehen. Für die Dame mit halbem Hunger gab es einen kleinen Wurstsalat mit Brot (8,50 Euro), ihr ständiger Begleiter ergötzte sich an einem deftigen Wildragout mit Spätzle und Salat (18,90 Euro), einem waschechten Waidmannsteller nach Art des Hauses. Ordentlicher Waidmannsteller!
Dem Pfalznovizen gefiel sein süffiges Schmorgericht und auch seine Lebensabschnittsgefährtin schien mit ihrem sauer angemachten, mit reichlich Zwiebel und Gurke versehenen Wurstsalat ziemlich zufrieden zu sein. Der kleine Wurstsalat mit Brot (für den kleinen Hunger)
Mich gelüstete es nach einem schiefen „Wildsack“ (13 Euro). Jenem aus einer Bratwurst und einem Leberknödel bestehenden Pfälzer Waldhüttenklassiker, den erst ein stattlicher Sauerkrauthügel adelt. Der schiefe "Wildsack"
Nur dass hier die herzhaften, von fachkundiger Metzgerhand erzeugten Schweinereien mit reichlich Wildfleischanteil auf dem Teller landeten, was sie mit einer noch kräftigeren Fleischnote ausstattete. Besonders die saftige Bratwurst fiel zum Zunge schnalzen lecker aus. What a Wurst!
Meine Gattin bestellte ebenfalls das Wildragout mit Spätzle und Salat (18,90 Euro), das als lange geschmortes Schwarzkittelgulasch im Grunde keines Messers bedurfte, um es zu verzehren. Es fiel derart mürbe aus, dass es förmlich auf der Zunge zerging. Pulled wild boar mit viel Sooß!
Zum üppig bemessenen, in dunkler Wildsoße ertränkten Fleischgericht gesellten sich noch eine halbe Birne, etwas Preiselbeermarmelade und ein ansehnlicher Spätzleberg – nicht selbstgemacht, dafür aber gut zugekauft – hinzu. Waldragout mit Spätzle
Ein Teller, der jeder hungrigen Wandersfrau zur vollständigen Sättigung gereicht hätte. Vom dazu gelieferten, schmackhaft angemachten Blattsalat ganz zu schweigen. Beilagensalat zum Wildragout
Ja, die Portionen sind hier eher was für Gut- und Gerneesser. Aber frischer Luft und zurückgelegten Wanderkilometern wird ja häufig appetitsteigernde Wirkung nachgesagt. Also passte das auch portionsmäßig zur Umgebung.
Wir genossen unser spätes Mittagessen unter freiem Himmel, blickten hoch zur über uns thronenden Burg Lindelbrunn und hinüber zum Spielplatz, wo es sich unsere Kleine im Sandkasten bequem machte. Freisitz mit Burgblick
Natürlich bemerkte sie die neben dem Ausschanktresen platzierte Kühltruhe, in welcher verschiedene Sorten „Roberto-Eis“ in 200ml-Bechern lagerten.
Der ebenfalls aus dem Pfälzerwald (Gossersweiler-Stein) stammende Roberto Soravia gilt bei uns als lokale Größe in Sachen Speiseeis und taucht mit seinem Eisauto zu festen Zeiten in bestimmten Ortschaften der Region auf. Auch in Steinweiler, meinem früheren Wohnort, stand er regelmäßig vor dem Gemeindehaus. Klar, dass wir da nicht umhinkamen, auch unser Töchterchen mit einem Becher Schoko-Eis von Roberto zu erfreuen.
Als wir Anfang September im Anschluss an einen kleinen Familienausflug in den Wild- und Wanderpark bei Silz wieder im Cramerhaus aufschlugen, wollte die ältere meiner beiden Herzensdamen unbedingt wieder vom Wildragout naschen, was sie dann auch ohne Umschweife tat. Sachen gibt’s. Ich beschied mich dagegen ganz asketisch mit einem Paar wilder Weißwürste mit Brezel (ohne „tz“…) und süßem Senf (10,50 Euro). Klassisches Weißwurstgedeck
Es war das erste Mal, dass mir Wildfleisch in einem blassen Brätling unter Messer und Gabel kam. Die im Petersilienwasserbad servierten Würste schmeckten etwas kräftiger als ihre bleichen Artverwandten und hatten zudem ein tolles Kräuteraroma. Wildweißwürste im Petersilienbad
Dass da der süße Senf von Händlmeier aus dem Tütchen kam und die Aufbackbrezel etwas zu viel Salz abbekommen hatte, konnte mein spätes Weißwurstfrühstück nicht im Geringsten trüben.
Das Cramerhaus kann ich jedem Pfälzerwaldbesucher mit Wildfleischaffinität nur wärmstens empfehlen. Ob nur zur Rast oder zur längeren Einkehr, hier lässt es sich verdammt gut aushalten. Das weitläufige Außengelände ist besonders für Familien mit Kindern sehr attraktiv, da hier den Kleinen viele Spielmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die Qualität der Speisen stimmt und die Preise für feste und flüssige Nahrung bewegen sich auch im vernünftigen Rahmen.
Derzeit wird die Küche komplett saniert, weshalb das Cramerhaus bis zum April noch geschlossen bleibt. Die Idee, hier meinen runden Geburtstag im Sommer nachzufeiern, besteht bereits. Mal schauen, wie ich sie umgesetzt bekomme.
Auf jeden Fall freue ich mich schon auf den nächsten Familienausflug zu dieser „wilden“ Waldgaststätte, den wir selbstverständlich wieder mit einer kleinen Wanderung zur Burg verknüpfen werden. Denn nicht nur der gipfelstürmende Sandsteinkletterer weiß, dass der Pfälzerwald von oben betrachtet immer noch am schönsten ist.
Wer dem gemeinen Pfalztouristen den Pfälzerwald schmackhaft machen möchte, der fährt zur Burg Lindelbrunn, einer mittelalterlichen Ruine, die keck über dem rund 600 Einwohner zählenden Örtchen Vorderweidenthal thront und ein beliebtes Ausflugsziel für Freunde des gepflegten Fernblicks darstellt.
Ein Besuch dieser nur noch fragmentarisch erhaltenen Felsenburg drängt sich auch weniger lauffreudigen Naturliebhabern auf, da der Anstieg auf den rund 440 Meter hohen Kegel des Schloßbergs, auf dem sich die Mitte des 12.Jahrhunderts erbaute Reichsburg befindet, recht kurz ist und die wenigen,... mehr lesen
4.5 stars -
"Wilde Waldpartie bei deftiger Pfälzer Hausmannskost" marcO74Wer dem gemeinen Pfalztouristen den Pfälzerwald schmackhaft machen möchte, der fährt zur Burg Lindelbrunn, einer mittelalterlichen Ruine, die keck über dem rund 600 Einwohner zählenden Örtchen Vorderweidenthal thront und ein beliebtes Ausflugsziel für Freunde des gepflegten Fernblicks darstellt.
Ein Besuch dieser nur noch fragmentarisch erhaltenen Felsenburg drängt sich auch weniger lauffreudigen Naturliebhabern auf, da der Anstieg auf den rund 440 Meter hohen Kegel des Schloßbergs, auf dem sich die Mitte des 12.Jahrhunderts erbaute Reichsburg befindet, recht kurz ist und die wenigen,
Geschrieben am 30.01.2024 2024-01-30| Aktualisiert am
30.01.2024
Besucht am 23.07.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 85 EUR
Angenehm angeheitert aber noch nicht komplett gesättigt, verließen mein kulinarischer Komplize aus dem Waldhof und ich den hippen Plattenspanier mit dem Lächeln im Namen und steuerten per pedes gen Neckarstadt-West, wo sich – mitten im Rotlichtviertel – der angeblich beste Burgerladen der Stadt befinden sollte.
Dabei kamen wir zufällig an der schon von außen sehr einladend wirkenden Cevicheria namens Mima Peru vorbei. Kollege Daueresser hatte sich da noch nie alleine reingetraut und auch ich hatte schon lange keine gute maritime Rohkost der südamerikanischen Art mehr auf dem Teller gehabt. Da auf der Terrasse vor dem Lokal noch ein paar Tische frei waren, entschlossen wir uns kurzerhand zu einer Spontaneinkehr unter freiem Himmel. Draußen "uff de Gass"
Ein junger Servicemitarbeiter begrüßte uns sehr freundlich, erläuterte kurz das kulinarische Konzept und stand uns auch später bei Rückfragen gerne Rede und Antwort. Er hatte sichtlich Freude an seinem Tun und beriet uns fachkundig bei der Auswahl der bald folgenden Ceviche-Teller.
Aber zuerst hatten wir Bier-Durst! Obwohl man es ja mit dem Konsum von Gerstensaft nach getaner Weinarbeit nicht unbedingt übertreiben sollte („Bier auf Wein – schmeckt auch fein!“), orderten wir zwei malzig-milde Lager-Biere aus dem fernen Peru. Das flüssige Gold Perus
„Cusqueña Golden Lager“ hieß die süffige Importware, die mit strammen, aber nachvollziehbaren 5 Euro pro 0,33l-Flasche zu Buche schlug. Es sollten im Laufe des Abends noch zwei weitere folgen. Man kennt das ja: wenn’s läuft, dann säuft’s eben!
Und so saßen wir bei wohlgehopfter Bierlaune an einem warmen Sonntagabend auf dem Gehsteig direkt an der Ecke Werftstraße/Dalbergstraße und fühlten uns bereit für eine spontane Gaumenreise in Richtung Südamerika. Klasse Laden!
Dass wir dabei im ersten peruanischen Restaurant Baden-Württembergs saßen, war uns damals gar nicht bewusst.
Rückblende: es ist Mitte Dezember 2019, das neuartige, ein paar Monate später zum ersten Lockdown führende „China-Virus“ (Trump-Zitat) war noch nicht in Deutschland angekommen, da eröffnete die Halbperuanerin und studierte Gastronomie-Managerin Alexandra Zahn – ihre Mutter stammt aus dem Andenstaat – im Herzen des Mannheimer Szene- und Multi-Kulti-Viertels Jungbusch das Mima Peru.
Um ihren Traum vom eigenen Restaurant zu verwirklichen, suchte sie lange nach einem geeigneten Küchenchef. Mit dem peruanischen Herdmeister Abrahan Gabriel Cabanillas fand sie schließlich den perfekten „Partner in Lime“, der nicht nur genau weiß, wie man die perfekte Tigermilch für die Ceviche herstellt, sondern auch andere Klassiker aus seinem Heimatland gekonnt auf die Teller bringt.
Nach unserer eher dürftigen Tapas-Erfahrung im „Sonrisas“ aus der Böckstraße, kam uns der rohmarinierte Fischfang des Tages – es handelte sich dabei um Viktoriabarsch – namens Ceviche Carretillero (21 Euro) gerade Recht. Allein schon wegen seiner knusprig frittierten Meeresfrüchte war das ein optimaler Übergang von der recht mächtigen, iberischen Vorspeisenplatte zur leichten Sommerküche Südamerikas. Ceviche Carretillero mit frittierten Meeresfrüchten
Auch hier folgten wir dem bereits zuvor beherzigten „Sharing-is-caring-Motto“ und genossen gemeinsam dieses wunderbar aromatisch ausfallende Ceviche (natürlich auf getrennten Tellern…), dessen anregende Habanero-Schärfe unsere Geschmacksnerven richtig schön aus der Reserve lockte. Roher Fisch meets schöne Schärfe!
Hauchdünn geschnittene, rote Zwiebel, großkörniger, gerösteter Cancha-Mais und gekochte Süßkartoffel verliehen dem hübsch arrangierten Gericht neben Farbe, Frische und Textur auch einen süßlich-milden Gegenpart zum präsenten Gaumenfeuer, das die hausgemachte Rocoto-Sauce entfachte. Was für ein farbenfroher Auftakt!
Das weckte unsere Lust auf Nachschub. Also riskierten wir nochmal einen Blick in das übersichtlich angelegte Speisenprogramm und orderten eine zweite Portion vom kaltgegarten Tagesfisch. Diesmal trug das Ceviche den Beinamen „Aji Amarillo“ (20 Euro) und hatte neben einem Häuflein gedämpften Choclo-Maises auch wieder orangefarbene Süßkartoffel und rote Zwiebel als Komparsen am Start. Ceviche "Aji Amarillo"
Die gelb leuchtende Aji Amarillo ist übrigens eine in Peru weit verbreitete Chili-Sorte im mittleren Schärfegrad. Hier war sie auch Bestandteil der Tigermilch, in der unsere Rohfischwürfel zum Kaltgaren mariniert wurden und aus der eine ebenso gelbe Sauce hervorging. "...I see your truuueee colors shining through..."
Schon die Farben dieses Tellers wussten zu gefallen. Kollege Daueresser nannte das „Geschmacksexplosion am Gaumen“ und strahlte mit mir zufrieden um die Wette. Attention! Explosive!
In der Tat war auch dieses Ceviche ein Gericht, das unsere Papillen herausforderte. Doch es war genau dieses angenehme Schärfe-Säurespiel, was uns daran so begeisterte. Außerdem federten die passend gewählten Kaltfischkomplizen (Mais und Kartoffel) die aromatische Wucht der Aji-Amarillo-Sauce so genial ab, dass eine beeindruckende Liaison aus rohen Fischstückchen, fruchtig-scharfer Sauce und süßlich-mildem Beiwerk unseren in hellem Blau erstrahlenden Teller zierte. Bei all den Farbkontrasten freute sich auch das stets mitessende Auge.
Was waren wir froh, dass wir uns zu dieser Spontanaktion entschlossen hatten. Besonders der Monnemer zeigte sich nach den multiplen Gaumenorgasmen während seines Rohfischverzehrs wie „aus-ceviched“. Da war dann auch die Wahl eines landestypischen Absackers im Anschluss an unsere formidable Speisung keine nüchtern zu betrachtende Frage.
Wie lecker so ein aus Traubenschnaps, Limettensaft, Zuckersirup und Eiklar gemixter Pisco Sour (12 Euro) doch schmeckt, wenn er von fachkundigem Barpersonal geschüttelt wird. Nicht nur für meinen Kollegen war es Liebe auf den ersten Schluck, was seinen stolzen Preis mehr als rechtfertigte. Der Pisco Sour - ein vorzüglicher Schaumschläger aus Lima!
Auch mir sagte der nach der peruanischen Stadt Pisco benannte, frisch-säuerliche Drink mit Eiweißhaube sehr zu. Und wenn ich nicht bereits leicht einen sitzen gehabt hätte, wäre ein zweiter sicher auch noch möglich gewesen. Aber ich musste ja schließlich noch zum Bahnhof und den richtigen Zug in Richtung Pfalz erwischen…
Und so rehabilitierte uns der zweite Teil des Abends im Mannheimer Ausgehviertel Jungbusch in kulinarischer Hinsicht. Das Mima Peru ist eine stylish-hippe Location, die jede Menge lateinamerikanisches Lebensgefühl versprüht. Stylishes Ambiente im Inneren
Die hier erlebte Gastfreundlichkeit und das hervorragende Ceviche machten richtig gute Laune. Wenn ich (noch) in Mannheim wohnen würde, wäre dieses außergewöhnlich sympathische Lokal definitiv meine regelmäßige Besuchsstätte.
Und so bleibt mir zum Schluss nur ein leicht abgewandeltes UKW-Zitat aus dem NDW-Hit „Sommersprossen“ von 1981: „Haben wir hier (gemeint ist ausnahmsweise mal die Südpfalz) schlechtes Klima, fahren wir sofort ins Mima!“ Oder mit anderen Worten: War Prima!
Angenehm angeheitert aber noch nicht komplett gesättigt, verließen mein kulinarischer Komplize aus dem Waldhof und ich den hippen Plattenspanier mit dem Lächeln im Namen und steuerten per pedes gen Neckarstadt-West, wo sich – mitten im Rotlichtviertel – der angeblich beste Burgerladen der Stadt befinden sollte.
Dabei kamen wir zufällig an der schon von außen sehr einladend wirkenden Cevicheria namens Mima Peru vorbei. Kollege Daueresser hatte sich da noch nie alleine reingetraut und auch ich hatte schon lange keine gute maritime Rohkost... mehr lesen
4.5 stars -
"Betreutes Trinken in Mannheim Teil 2: In dieser lässigen Cevicheria für maritime Rohkostgänger wird auch beim Pisco keiner „sour“!" marcO74Angenehm angeheitert aber noch nicht komplett gesättigt, verließen mein kulinarischer Komplize aus dem Waldhof und ich den hippen Plattenspanier mit dem Lächeln im Namen und steuerten per pedes gen Neckarstadt-West, wo sich – mitten im Rotlichtviertel – der angeblich beste Burgerladen der Stadt befinden sollte.
Dabei kamen wir zufällig an der schon von außen sehr einladend wirkenden Cevicheria namens Mima Peru vorbei. Kollege Daueresser hatte sich da noch nie alleine reingetraut und auch ich hatte schon lange keine gute maritime Rohkost
Geschrieben am 21.01.2024 2024-01-21| Aktualisiert am
21.01.2024
Besucht am 23.07.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 87 EUR
Im Sommer (sorry, Jahr weiß ich nimmer, ist schon so lange her...) war ich mal wieder mit meinem alten Dauerbuddy vom Collini Center in dessen quadratisch praktischer Heimatstadt unterwegs. Wie entspannend und tröstlich zugleich, dass wir uns nach all den Jahren kulinarisch nichts mehr beweisen müssen, aber für eine horizonterweiternde Spontaneinkehr immer noch zu haben sind.
Einem alkoholaffinen Plauderabend bei deftigen Kleinspeisen stand also nichts mehr im Wege. Dass uns diese sommerliche Länderküchenexkursion über Spanien nach Peru führen sollte, stand zu Beginn noch gar nicht fest. Nur den Ort des genüsslichen Geschehens schien die lebende Waldhoflegende von langer Hand geplant zu haben.
Der redselige „Aperitifling“ schleppte mich nämlich ins angesagte Hafenviertel Jungbusch. Nein, nicht in das dort ebenfalls beheimatete Rotlichtviertel – dies konnte ich gerade noch abwenden –, sondern in einen in zeitgemäßer Optik erscheinenden Trendschuppen, von dem er im Vorfeld Gutes gehört hatte.
Die Rede ist vom seit Februar 2020 in der Böckstraße ansässigen Restaurant Sonrisas, das hinter einer trutzigen Sandsteinfassade und mit einem Lächeln im Namen auf seine jüngere Klientel wartet. Einladende Sandsteinfassade außen
Hier wird eine von Alltagssorgen befreiende Redundanzküche „rund ums Mittelmeer“ geboten, die nicht nur auf urlaubsreife Häppchenesser und vorglühende Cocktailkomplizen wartet, sondern auch plattenweise dem angesagten Food-Sharing-Trend huldigt. Da wundert es auch nicht, dass die Betreiberin mit dieser durchaus zeitgeistigen Attitüde nicht medial hinterm Berg halten möchte.
Die auf Bildern im Internet sehr herzlich wirkende Inhaberin des mit lauschiger Hinterhofterrasse ausgestatteten Lokals, Isabelle Kapelakis, war an jenem Abend nicht zugegen. Zumindest wurden wir nicht von ihr bedient. Auch ob Küchenchef Marc Pettler selbst an diesem warmen Sonntagabend am Herd stand, kann ich im Nachhinein nicht sagen, gehe aber mal davon aus.
Den Service wuppte eine junge weibliche Aushilfskraft, die zwar einen freundlich-netten Eindruck auf uns machte, aber nicht so recht mit der Materie be- bzw. vertraut war, wie wir bei kleineren Nachfragen – und die hat ein echter Daueresser meistens – aus ihren wenig hilfreichen Antworten schlussfolgern konnten.
Egal, draußen auf der Hinterhofveranda saß es sich eigentlich ganz kommod. Schade nur, dass dort die Tische so dicht nebeneinanderstanden. Man wollte wohl den wenigen Platz der Freifläche möglichst optimal ausnutzen. Nun gut, dann kamen wir wenigstens mit unseren Nachbarn schnell ins Gespräch.
Ob das dem auf Zweisamkeit bedachten Pärchen neben uns gefiel? Keine Ahnung, denn sommerlicher Rotweingenuss und Empathie für zurückhaltende „Techtelmechtler“ geht bei gesprächigen Schluckspechten selten Hand in Hand.
Auf dem Weg ins Sonrisas hatten wir uns mittels Gersten- bzw. Weizensaft noch etwas mehr Hunger „angehopft“. Im selbsternannten „Aperitivo-Place-To-Be“, so stand es jedenfalls im Willkommenstext auf der aus einem Flammkuchenbrett gezimmerten Speise- und Getränkekladde, war uns dann eher nach Wein zumute. Speisen- und Getränkekladde "Elsässer Art"
Eine gut gekühlte Flasche Weißburgunder vom Buhl‘schen Reichsrat stand für faire 26,90 Euro auf der Weinliste. Bei den Temperaturen ein durchaus feinfruchtiger Durstlöscher. Ob er – wie in der Karte vermerkt – tatsächlich als einer der besten Weißburgunder der Pfalz durchgeht, vermag ich nach wie vor stark zu bezweifeln.
Kollege Daueresser, dem selbst im Hochsommer kein Rotwein zu schwer erscheint, liebäugelte indessen mit einer samtweichen Infarktbremse aus Süditalien, die unsere spanische Sharing-Platte, für die wir uns nach reiflicher Überlegung entschieden hatten, begleiten sollte.
Es handelte sich dabei um einen Primitivo Sasseo von der Masseria Altemura aus Apulien, der mit 29,90 Euro nicht nur seinem Kalkulationsfaktor 3 voll gerecht wurde, sondern auch einen ganz passablen Terrassenwein abgab. Ging gut in die Blutbahn!
Natürlich wurde dieser von unserer nicht sonderlich weinerfahrenen Bedienung viel zu warm eingeschenkt. Aber ein Flaschenkühler war schnell besorgt und so ließen sich dann auch die fruchtig-würzigen 14,5% in Rot genießen. Der dazu bestellten Flasche Mineralwasser für urbane 6,90 Euro kam dabei sowohl eine durstlöschende als auch eine verdünnende Rolle zu.
An dieser Stelle möchte ich noch ein paar Anmerkungen zum hier gebotenen Speiseprogramm machen. Der Schieferaufsteller auf unserem Tisch kündete von einer vegetarischen Auswahl an Antipasti, Spaghetti mit Safran-Garnelen-Ragout und Hähnchenbrust auf griechische Art. Aha, da ging es also schon bei den Empfehlungen kreuz und quer durch Europas Süden.
Blättert man in der Futterfibel im Ringbuchformat (klar, was sonst…), so stößt man zunächst auf ein gutes Dutzend Vorspeisen spanischer und italienischer Provenienz. Chorizo, Salsiccia, Bruschetta und Co. warten hier auf Gäste mit kleinerem Hunger oder mit Lust auf eine große Auswahl zum Teilen. Das Bisschen „Pflichtgrün“ in Form von Salaten ist schnell überblättert, ehe man mit Pilzrisotto, Spaghetti AO, Piccata Milanese und cremiger Polenta auf südländische Hausmannsklassiker trifft.
Darüber hinaus stellt man aus verschiedenen Vor- und Hauptgerichten sogenannte „Sharing Platten“ für zwei Personen zusammen. Bei diesem mediterranen Teil&Tafel-Konzept lassen sich unterschiedliche Leckereien aus Spanien, Italien, Griechenland, Vegetarien und Veganien (liegen die beiden letztgenannten „Länder“ wirklich am Mittelmeer?...) auf rustikalen Holzplatten zu zweit genießen.
Da wir an diesem Abend noch eine zweite Einkehr im Hinterkopf hatten – der gute Ruf der Premiumbuletten von der „19ten Straße“ hatte die Neugier des Pfälzers geweckt –, kam uns eine solche Platte zum Teilen gerade recht. Die spanische Variante sagte uns dabei am meisten zu. Für nicht gerade schüchterne 46,50 Euro bot sie einen bunten Reigen gängiger Tapas von Aioli bis Patatas Bravas. Wir waren gespannt, ob die Jungs aus der „Lächel-Küche“ auch bei uns für gute Stimmung auf den Tellern sorgen würden.
Wobei diese infolge unseres Rotweinkonsums mit zunehmender Dauer tatsächlich immer besser wurde. Der Dauerkalauer im schwarzen AMG-Petronas-T-Shirt lieferte Pointen auf bewährtem Fips-Asmussen-Niveau. Klar wurde da verbal auch mal ein wenig über die Stränge geschlagen, aber so what! Im Monnemer Jungbusch simma halt all ä bissel Bülent ;-)
Als der Rotwein schon richtig am Stammhirn anklopfte, brachte unsere Bedienung die iberische Vesperplatte nach Art des Hauses. Also ran an das güldene Besteck aus dem Kasten und losgelegt.
Schon der erste Anblick gemahnte zur Vorsicht, denn da war vieles Fett, was glänzte. Diese Platte kam uns spanisch vor!
Die mächtigste Ración stellten die mit Schale sautierten Patatas Bravas dar. Diese waren großzügig mit einer geräucherten Paprika-Aioli benetzt. Die zu braven Patatas
Die schmeckte sogar richtig gut, während es den Brat- bzw. Frittierkartoffeln doch arg an Salzwürze mangelte. Was anscheinend beim Kochen vergessen wurde, wurde kurz vorm Servieren in kristalliner Form darüber gestreut. Leider nur in homöopathischer Menge.
Die in Knoblauchbutter getränkten Baguettescheiben waren schön kross, aber halt auch entsprechend fettig. Knusprig-fettiges Knobi-Baguette
Gleiches galt für die Datteln im Speckmantel, die mir recht „convenience-ionel“ vorkamen. Datteln im Speckmantel...Allerwelts-Tapa!
Die kurz frittierten Pimentos de Padrón gingen voll in Ordnung, aber auch die hätten etwas mehr Fleur-de-Sel-Würze vertragen. Schade, dass der Chorizo-Anteil unserer Tapas-Platt so gering ausfiel. Denn gerade die fand ich überaus lecker. Wem der Fettgehalt dieses Fingerfutters nicht reichte, konnte sich ungeniert aus der Aioli-Schale bedienen.
Highlight der iberischen Brettljause waren die in einer pikanten, mit roten Zwiebeln, Knoblauch und frischen Kräutern verfeinerten Tomatensauce schwimmenden White Tiger Garnelen ordentlicher Sortierung. Garnelen in pikanter Tomatensauce
Einziges Manko war auch hier die recht überschaubare Portionsgröße der in einer putzigen gusseisernen Minipfanne servierten Meeresfrüchte.
Mittlerweile hatte sich unser netter Freisitz mit Blick auf grün berankte Sichtschutzzäune aus Holz und hinterhöfische Backsteinfassaden ziemlich geleert. Mannheimer Hinterhofromantik pur!
Ähnlich erging es auch unserem Primitivo aus Apulien. Auch bei der spanischen Tapas-Platte blieb nicht viel übrig. Aus etwas Aioli und ein paar Kartoffelschnitzen rekrutierte sich der kümmerliche Anstandsrest.
Dem Herrn Daueresser und mir erging es derweil wie der nimmersatten Raupe aus dem Kinderbuch von Eric Carle. Denn wir futterten uns durch eine Handvoll Pimentos, ein Garnelenpfännchen, vier kleine Chorizo-Würste, ein halbes Dutzend Datteln im Speckmantel, vier Scheiben Knoblauchbrot, ein Schälchen Aioli und einen ansehnlichen Bratkartoffelhügel…aber satt waren wir noch immer nicht.
Zeit also, die Rechnung zu verlangen und den Ort der iberischen Vorspeisung zu verlassen. Der zweite Teil unseres kulinarischen Duathlons durch den Mannheimer Jungbusch verlief zwar äußerst unerwartet. Aber doch um einiges schmackhafter. Und außerdem hatten wir ja noch nichts getrunken…
Ein kleiner Nachtrag noch. Als wir uns die Rechnung genauer anschauten, fiel uns auf, dass dort ein Trinkgeld von 3,70 Euro (rund 4% des Gesamtbetrages) bereits als Position aufgeführt wurde. Habe ich in der Art und Weise auch noch nicht erlebt. Ist das in Mannheim so üblich? Maestro Collini übernehmen Sie!
Im Sommer (sorry, Jahr weiß ich nimmer, ist schon so lange her...) war ich mal wieder mit meinem alten Dauerbuddy vom Collini Center in dessen quadratisch praktischer Heimatstadt unterwegs. Wie entspannend und tröstlich zugleich, dass wir uns nach all den Jahren kulinarisch nichts mehr beweisen müssen, aber für eine horizonterweiternde Spontaneinkehr immer noch zu haben sind.
Einem alkoholaffinen Plauderabend bei deftigen Kleinspeisen stand also nichts mehr im Wege. Dass uns diese sommerliche Länderküchenexkursion über Spanien nach Peru führen sollte, stand... mehr lesen
3.0 stars -
"Betreutes Trinken in Mannheim Teil 1: Wenn im Herzen des Jungbuschs ein italienischer Rotwein auf eine spanische Tapas-Platte trifft, dann sollte man beides teilen…" marcO74Im Sommer (sorry, Jahr weiß ich nimmer, ist schon so lange her...) war ich mal wieder mit meinem alten Dauerbuddy vom Collini Center in dessen quadratisch praktischer Heimatstadt unterwegs. Wie entspannend und tröstlich zugleich, dass wir uns nach all den Jahren kulinarisch nichts mehr beweisen müssen, aber für eine horizonterweiternde Spontaneinkehr immer noch zu haben sind.
Einem alkoholaffinen Plauderabend bei deftigen Kleinspeisen stand also nichts mehr im Wege. Dass uns diese sommerliche Länderküchenexkursion über Spanien nach Peru führen sollte, stand
Geschrieben am 16.01.2024 2024-01-16| Aktualisiert am
16.01.2024
Besucht am 22.07.2023Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 32 EUR
Packt einen im südpfälzischen Landau die Lust auf griechische Küche, gibt es prinzipiell nur zwei Optionen. Und diese liegen kurioserweise keine 50 Meter Luftlinie voneinander entfernt. Die Rede ist vom alteingesessenen Gyrosspezialisten „Olympia“ in der Martin-Luther-Straße, den ich nach wie vor zu meinen kulinarisch wertvollsten Hellas-Helden zähle, sowie vom Landauer „Gewölbegriechen“, dem seit 1987 (!) in der Schützengasse beheimateten Restaurant Poseidon.
Vor vielen Jahren als ich noch in Landau studierte, besuchte ich beide Lokalitäten in regelmäßigen Abständen. Heute verschlägt es mich nur sehr selten dorthin. Da meine Frau kein großer Fan der griechischen Küche ist, muss ich mir für einen zünftigen Grillfleischabend stets ein paar plattenputzende Bifteki-Brüder rekrutieren, was nicht immer so einfach ist.
Außerdem liegt Landau nicht gerade um die Ecke und wir sind in Wörth mit dem „Bayerischen Hof“ sowie dem „Kalimera“ oder dem Gasthaus „Zum Pflug“ in Hatzenbühl in Sachen deutsch-griechischer Gastfreundschaft solide aufgestellt.
Mein letzter Besuch im Poseidon – damals saß ich im gemütlichen Gewölbekeller – fand im September 2015 statt. Zeit also, dem Ruf meiner Freunde an einem warmen Samstagabend Ende Juli zu folgen und mich abends im trubeligen Innenhof Landauer „Meeresgottes“ einzufinden.
Ein guter Freund hatte geladen, um sich vor seinem knapp fünfmonatigen Abenteuertrip, auf dem er vorhatte, zusammen mit seiner Frau von Vancouver aus mit dem Fahrrad die komplette Westküste der USA bis nach Mexiko-City zu durchqueren (und dies dann auch tat!), von seinen Kumpels gebührend zu verabschieden.
Es war verdammt viel los und die Servicekräfte wuselten von Tisch zu Tisch. Wir waren insgesamt sieben Personen und die Stimmung war dem Abend entsprechend eine ganz besondere. Hier traf mediterranes Freisitzflair auf pfälzer Geselligkeit, was eine fast schon weinfestartige Atmosphäre entstehen ließ, die jedoch bei fortschreitender Dauer des Abends immer mehr ins Gemütliche abflaute.
Der Serviceleiter und Inhaber des Ladens machte – vielleicht stressbedingt – einen total überdrehten Eindruck. Mit peinlichen Sprüchen und flapsigem Humor sorgte er nicht nur bei mir für Kopfschütteln. Auch mit zwei bis drei leisen Sätzen war ihm nicht so richtig beizukommen. Glitschig wie ein eingeölter griechisch-römischer „Um-Worte-Ringer“, wand er sich aus einer Fremdscham erzeugenden Situation nach der anderen heraus. Gut, dass er irgendwann von uns abließ und einen seiner Kollegen an unseren Tisch delegierte.
Von da an verlief der Rest des Abends in deutlich entspannteren Bahnen, was sicherlich auch dem bald folgenden Genuss der qualitativ guten Speisen zuträglich war. Da jener für mich an diesem Abend nicht im Vordergrund stand, lag mein Fokus eher auf dem kommunikativen Austausch mit meinen Freunden.
Was da im Einzelnen alles bestellt und dann auch verputzt wurde, habe ich heute nicht mehr parat. Da war unsere Tafel auch schlichtweg zu lang, um die Gerichte aller Anwesenden abzulichten. Nur ein paar wenige Foodfotos lassen mich zumindest das Verzehrverhalten meiner direkten Tischnachbarn rekonstruieren.
Neben dem riesigen Angebot aus der Standardkarte – über 120 verschiedene Gerichte sind dort gelistet – bot man auf einem Einlageblatt eine Reihe von Empfehlungen an, von denen einige wirklich verlockend klangen. Der Feta Saganaki (7,90 Euro) ist seit meinem letzten Griechenlandurlaub eine liebgewonnene Vorspeisentradition, der ich auch diesmal nicht entsagen wollte. Das Cannelloni Pastizio (14,50 Euro) vom Empfehlungsschreiben – eine etwas abgewandelte Version des griechischen Auflaufklassikers – kam mir als Alternative zum sonst üblichen Grillfleischteller gerade recht. Meinem Durst kam ich mit einem halben Liter Radler (4,30 Euro) problemlos bei.
Bei meinem frittierten Schafskäse war wohl zuvor das Paniermehl ausgegangen, denn seine Hülle fiel doch arg blass aus. Etwas blass panierter... äh frittierter Schafskäse
Geschmacklich konnte der würzig-mürbe Käsequader dennoch überzeugen. Was das Balsamico-Graffiti auf dem Teller zu suchen hatte, entzog sich zunächst meinem kulinarischen Verständnis. Na wenigstens punktete die mitgelieferte Salatbeilage mit Frische und knackig roher Kost. Hier machte dann auch der Einsatz von Balsamessig wieder deutlich mehr Sinn. Feta "Saganaki" mit frischer Salatbeilage
Angenehm vorgesättigt ging es in Richtung Hauptmahlzeit. Schade, dass man den Cannelloni-Auflauf wohl etwas zu lange am Pass hatte stehen lassen. Dadurch war er nicht mehr ganz so heiß, was an einem warmen Sommerabend grundsätzlich nicht verkehrt ist. Das Problem war nur, dass auch die Rindfleisch-Béchamel-Füllung recht trocken ausfiel. Cannelloni Pastizio (dry aged)
Die Idee mit dem frisch darüber gehobelten Gravierakäse fand ich dagegen richtig gut. Der mildwürzige Hartkäse half dem an sich eher unauffällig gewürzten Nudelauflauf geschmacklich etwas auf die Sprünge. Mein etwas zu trockener Röhrenauflauf
Mein mit größeren Röhrennudeln als üblich serviertes Pastizio war jetzt kein totaler Reinfall. Das konnte man durchaus essen, aber etwas saftiger hätte ich mir die Griechenpasta schon gewünscht.
Der Kollege gegenüber verputzte eine stattliche Moussaka (13,90 Euro), die mit dicker Béchamel-Haube die Kartoffel-Auberginen-Schichten unter sich begrub. Mighty Moussaka!
Nur die Hackfleischmasse quoll förmlich aus dem Auflaufklassiker wie zu viel Sauce beim Burger. Der gute Mann war dennoch zufrieden mit seiner wohlportionierten Schichtspeise aus dem Backofen.
Der gute Freund und Badmintonkollege neben mir trotzte der allgemeinen Auflaufsucht und orderte ganz "oldschool" das Gyros mit Zaziki und Tomatenreis (12,90 Euro). Der Gyros-Teller vom Kollegen
Dieses kam mit viel roten Zwiebeln on top und dem klassischen TK-Gemüse auf die dunkle Keramik. Sein vom Drehspieß gesäbeltes Redundanzgericht sah verdammt gut aus. Auch der süffige Tomatenreis und das cremig-würzige Zaziki konnten anscheinend was.
Da wusste ich sofort, was ich beim nächsten Besuch im Poseidon auf dem Teller haben wollte. Kurioserweise sollte mein frommer Gyroswunsch tatsächlich ein paar Monate später im Rahmen einer „Saloniki-Platte“ für zwei Personen in Erfüllung gehen. Jedoch nicht im Poseidon, sondern beim benachbarten „Tranchenprimus“ Olympia. Denn was der vom Drehspieß schneidet, ist wirklich über jegliche Fleischfetzen anderer Hellasbuden erhaben.
Im Poseidon würde ich dennoch jederzeit wieder einkehren, da man im Gewölbekeller außergewöhnlich schön sitzt und die Fleischteller von solider Qualität sind. Wenn man trotz besseren Wissens dann doch zu griechischer Pasta greift, dann kann es – wie bei mir geschehen – nur noch ein sündig-süßes Galaktoburiko mit einer Kugel Vanilleeis (5,90 Euro) richten. Dieses war nämlich jede Kalorie wert und ein absolut versöhnlicher Abschluss.
Packt einen im südpfälzischen Landau die Lust auf griechische Küche, gibt es prinzipiell nur zwei Optionen. Und diese liegen kurioserweise keine 50 Meter Luftlinie voneinander entfernt. Die Rede ist vom alteingesessenen Gyrosspezialisten „Olympia“ in der Martin-Luther-Straße, den ich nach wie vor zu meinen kulinarisch wertvollsten Hellas-Helden zähle, sowie vom Landauer „Gewölbegriechen“, dem seit 1987 (!) in der Schützengasse beheimateten Restaurant Poseidon.
Vor vielen Jahren als ich noch in Landau studierte, besuchte ich beide Lokalitäten in regelmäßigen Abständen. Heute verschlägt es mich... mehr lesen
Restaurant Poseidon
Restaurant Poseidon€-€€€Restaurant0634120880Schützengasse 4, 76829 Landau in der Pfalz
3.5 stars -
"Wer bei einem renommierten Grillfleischgriechen Pasta bestellt, muss auch die kulinarischen Konsequenzen tragen…" marcO74Packt einen im südpfälzischen Landau die Lust auf griechische Küche, gibt es prinzipiell nur zwei Optionen. Und diese liegen kurioserweise keine 50 Meter Luftlinie voneinander entfernt. Die Rede ist vom alteingesessenen Gyrosspezialisten „Olympia“ in der Martin-Luther-Straße, den ich nach wie vor zu meinen kulinarisch wertvollsten Hellas-Helden zähle, sowie vom Landauer „Gewölbegriechen“, dem seit 1987 (!) in der Schützengasse beheimateten Restaurant Poseidon.
Vor vielen Jahren als ich noch in Landau studierte, besuchte ich beide Lokalitäten in regelmäßigen Abständen. Heute verschlägt es mich
Geschrieben am 12.01.2024 2024-01-12| Aktualisiert am
13.01.2024
Besucht am 20.07.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 106 EUR
Im Juli waren mein Kletterkollege und ich mal wieder im Pfälzer Sandstein unterwegs. Nach ausgiebiger sportlicher Betätigung an der majestätischen Rappenwand bei Erfweiler (in der Nähe von Dahn) kam uns eine gemeinsame Einkehr zum Abendessen in den Sinn.
Da wir sowieso über das kleine Örtchen Birkenhördt (westlich von Bad Bergzabern) zurückfahren mussten und ich dort ein Jahr zuvor im Jägerhof der Familie Mössinger einen wunderbaren Coq au Vin verzehrt hatte, rief ich von unterwegs aus dort an, um uns einen Tisch zu organisieren.
Wir hatten Glück und bald darauf durften wir es uns im hübsch angelegten Außenbereich bequem machen. Parkplatzprobleme gibt es hier wirklich keine. Da findet sich meist direkt vorm Haus eine Gelegenheit, das Vehikel abzustellen. Oder schräg gegenüber auf dem größeren Platz vor dem Dorfgemeinschaftshaus.
Von außen wirkt der seit 1998 von der Familie Mössinger betriebene Landgasthof eher unscheinbar. Betritt man jedoch dieses gutbürgerliche Kleinod an der Birkenhördter Hauptstraße, zieht einen die heimelige Atmosphäre gleich in ihren Bann. Eine solch idyllisch angelegte Gartenterrasse würde man hier nie und nimmer vermuten.
Die im Slowfood-Genussführer gelistete Einkehradresse mit dem gutbürgerlichen Namen und den sympathischen Gastgebern hat kulinarisch weit mehr zu bieten als Schnitzel mit Pommes frites oder den berühmten Pfälzerteller. Schon die von Frau Mössinger direkt neben uns aufgestellte Schiefertafel mit den Empfehlungen des Tages versprach Leckereien jenseits des üblichen Gutbürgertums.
Anscheinend war bei Küchenchef Bernd Mössinger gerade Lammsaison, denn als besondere Gerichte außerhalb der Karte bot er Lammleber in Champignon-Burgundersauce, Lammrollbraten mit Spätzle vom Brett und eine geschmorte Lammhaxe in Rosmarin-Sauce an. Das klang ja schon mal sehr verlockend.
Auch das restliche Speisenprogramm las sich wie das einfallsreich zusammengestellte Portfolio eines Allrounders am Herd, der gerne kocht, auf was er gerade Lust hat und was die Saison ihm so bietet. Von der hausgemachten Gazpacho über Russische Eier bis zum Grillkotelett vom Pfälzer Strohschwein war so ziemlich alles vertreten, was man in anderen Speiselokalen des Pfälzerwalds vergeblich suchen würde.
Manches davon klang herrlich zeitlos – wie direkt aus Omas Kochbuch entnommen. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, eine hausgemachte Schweinefleisch-Pilzpastete im Schinkenmantel mit Kartoffel-Endiviensalat oder ein feuriges Lammragout mit Herz jemals auf einem Speisenzettel vergleichbarer Lokalitäten entdeckt zu haben.
Dass neben der nicht gerade geringen Anzahl an Vor- und Hauptspeisen auch eine Handvoll sogenannter „Versucherle“ angeboten wurde, machte uns die Entscheidung nicht einfacher. Bei ihnen handelte es sich um klassische Leib- und Seelengerichte im Zwischengang-Format. So nach dem Motto: „Zwei Versucherle sind auch eine Mahlzeit!“
Zwei solcher „Versucherle“ bestritten bei uns das kulinarische Vorprogramm. Meinen Kletterkameraden sprachen dabei die hausgemachten Ravioli mit Salbeibutter und Parmesan (13,80 Euro) am meisten an, während ich mit dem Lammrückenmedaillon in Rosmarinsauce mit Parmesan-Kartoffelstampf (17,80 Euro) an den Start gehen wollte.
Da es unser Hunger zuließ, machten wir auch bei der Wahl unserer Hauptgerichte keine halben Sachen. Mein Gegenüber orderte die geschmorte Lammhaxe (26,80 Euro) von der Empfehlungstafel. Mich hingegen überzeugten die interessant klingenden Spaghetti „Bozen“ (22,80 Euro) – gibt es diese Garnitur wirklich? –, die mit frischen Pfifferlingen, Tomaten, Knoblauch und Speck ausgestattet waren und zusätzlich noch mit Parmesan überhobelt wurden.
Vorweg genehmigte ich mir einen mit Grenadine und Eiswasser gemischten Pernod (5,20 Euro), der hier unter dem Namen „La Tomate“ auf frankophile „Aperitiflinge“ wartete. Die Tomate, die nach Anis schmeckte...
Die süße Frucht der Grenadine stellte sich mutig dem intensiven Anisgeschmack entgegen ohne ihn zu überdecken. Ein gut gekühlter, durchaus trinkbarer Apéro, der an diesem lauen Sommerabend seine entschleunigende Wirkung nicht verfehlte.
Das herbe, unfiltrierte Kellerbier von der Homburger Karlsbergbrauerei (0,5l für 4,80 Euro) war uns als veritabler Durstlöscher nach anstrengender Kletterei gerade recht. Die Durstlöschabteilung
Die mit einer guten Portion Humor ausgestattete und um keinen Spruch verlegene Hausherrin Frau Dagmar Mössinger versorgte uns zeitnah mit zwei Schoppen des trüben Gerstensafts, der mich meine (berechtigten) Vorurteile gegenüber Bieren von der Karlsbergbrauerei noch einmal überdenken ließ. Denn: ihr mit dezenter Malznote und herbem Hopfenaroma gesegnetes Kellerbier mundete uns ganz vorzüglich. Schade, dass wir mit dem Auto unterwegs waren…
Das Lammrückenmedaillon und die beiden hausgemachten Ravioli machten den Auftakt. Zwei ordentliche Pfundskerle, die von ihrer Größe eher an Maultaschen erinnerten, zierten das weiße Rund meines Kollegeen. Hausgemachte Ravioli mit Salbeibutter und Parmesan
Frittierte Salbeiblätter, frisch geriebener Parmesan und geschmolzene Butter verliehen der herzhaft gefüllten Pfälzerwald-Pasta zusätzlichen Schmackes. Nicht nur mein Kletterfreund staunte über die Qualität seiner leckeren Nudeltaschen, die man so nicht unbedingt in einem gutbürgerlichen Landgasthof erwarten würde. Mehr als nur ein "Versucherle"!
Mein mit röscher Kruste ausgestattetes Medaillon vom Lammrücken offenbarte beim Anschnitt sein saftig-zartes Rosa. So muss das!
Es thronte auf einem ansehnlichen Hügel aus fachkundig zubereitetem Kartoffelstampf, dessen vollmundiger Geschmack vom Parmesankäse herrührte. Lammrückenmedaillon in Rosmarinsauce mit Parmesan-Kartoffelstampf
Das war nicht gerade eine homöopathische Vorspeisendosis, die ich mir da verabreichte. Aber zusammen mit der aromatischen Rosmarinsauce rutschte auch die cremig-stückige Erdapfelmasse prima runter.
Nach diesen beiden alles andere als bescheiden portionierten Eröffnungstellern, hatte sich der erste Hunger bereits etwas gelegt. Wahrscheinlich um sich für die bald folgenden Aufgaben zu wappnen. Gut, dass wir uns im Vorfeld körperlich ertüchtigt hatten. Sonst wäre unser Nahrungsbedarf wohl schon nach den Vorgerichten gedeckt gewesen.
Ich muss zugeben, dass ich beim Anblick der geschmorten Lammhaxe große Augen machte. Geschmorte Lammhaxe mit Bohnen-Kartoffelstampf und Rosmarinsauce
Unter dem prächtigen Exemplar lugte der mit Bohnen durchmengte Kartoffelstampf hervor. Die gleiche tiefgründige Rosmarinsauce – nur etwas großzügiger beigegossen – bedeckte den Boden des Tellers. Meinem Mitstreiter war mit einem Mal ganz provenzalisch zumute. Kein Wunder, denn das zarte, fast vom Knochen fallende Lammfleisch duftete herrlich nach mediterranen Kräutern und Knoblauch. Keine Frage, hier handelte es sich zweifellos um das Ergebnis einer handwerklich tadellosen Schmorküche. Die Begeisterung meines Tischgenossen war nachvollziehbar. I call it a "Prachtexemplar"!
Mich hatte es – zumindest namentlich – in die norditalienische Provinz Südtirol verschlagen. Da mir an jenem Abend ein paar zusätzliche Kohlenhydrate gut zu Gewicht standen, hatte ich mich für die Spaghetti „Bozen“ entschieden. Spaghetti „Bozen“ mit frischen Pfifferlingen, Tomaten, Knoblauch und Speck
Die mit umami-lastiger Tomatensauce servierte Nudelkombi schmeckte mir besser als in so manchem Pastalokal. Die etwas dickeren Spaghetti hatte man zur richtigen Zeit aus dem Salzwasserbad geholt. Dementsprechend bissfest fielen sie aus.
Aber auch die aus Tomaten, Pfifferlingen, Speck und frischen Kräutern erköchelte Sauce erfreute meine Geschmacksknospen. Da ging „Soßengott“ Bernd Mössinger beim Abschmecken seinem Faible fürs Mediterrane nach, denn Thymian, Rosmarin und Salbei waren hier mit von der Partie. Geschmacklich einwandfreier Nudelteller
Frisch darüber geriebener, wunderbar würziger Parmesankäse (der besseren Art) verlieh dem an sich schon leckeren Nudelteller noch einen zusätzlichen Geschmacksschub. In der Summe ergab das ein sommerliches Wohlfühlgericht, das mich satt und zufrieden den letzten Schluck meines naturtrüben Bieres leeren ließ.
An einen Nachtisch war nicht mehr zu denken. Dafür waren die Portionen dann doch zu mächtig. Nach einem netten Plausch mit der Chefin ging es wieder zurück in Richtung Rheinebene. Solche Ausflüge in den Pfälzerwald sind mir nach wie vor am liebsten. Klettern und Kulinarik müssen sich ja nicht ausschließen, sondern lassen sich wie in diesem familiär geführten Vorzeigegasthof im Ortskern von Birkenhördt perfekt miteinander verbinden.
Wer auf grundehrlich zubereitete Landküche mit gutem Preis-Genuss-Verhältnis steht, ist hier seit vielen Jahren richtig oder eben längst Stammgast geworden. Die kulinarischen Ausflüge des Küchenchefs in südlichere Gefilde, sein Faible für die Zubereitung substanzieller Saucen, Wildgerichte und Innereien, die hauseigene Räucherei zur Herstellung von Wildschinken, Speck oder Entenbrust sowie die Rückbesinnung auf aus der Mode gekommene Klassiker machen den Jägerhof der Familie Mössinger nicht nur zu einer außergewöhnlichen Einkehradresse, sondern auch zu einer liebenswert aus der Zeit gefallenen Stätte des bewährten Geschmacks.
Ich freue mich schon, wenn im Frühjahr die Freiluft-Klettersaison beginnt und es mich wieder öfter in den so geliebten Pfälzerwald verschlägt. Denn dann werde ich mit Sicherheit mal wieder in Birkenhördt anhalten, um das zeitlose Küchenhandwerk des erfahrenen Chefkochs und Inhabers Bernd Mössinger zu genießen. Man weiß schließlich nie, wie lange es solche gastronomischen Raritäten noch gibt…
Im Juli waren mein Kletterkollege und ich mal wieder im Pfälzer Sandstein unterwegs. Nach ausgiebiger sportlicher Betätigung an der majestätischen Rappenwand bei Erfweiler (in der Nähe von Dahn) kam uns eine gemeinsame Einkehr zum Abendessen in den Sinn.
Da wir sowieso über das kleine Örtchen Birkenhördt (westlich von Bad Bergzabern) zurückfahren mussten und ich dort ein Jahr zuvor im Jägerhof der Familie Mössinger einen wunderbaren Coq au Vin verzehrt hatte, rief ich von unterwegs aus dort an, um uns einen Tisch... mehr lesen
4.5 stars -
"Liebenswert aus der Zeit gefallene Stätte des bewährten Geschmacks" marcO74Im Juli waren mein Kletterkollege und ich mal wieder im Pfälzer Sandstein unterwegs. Nach ausgiebiger sportlicher Betätigung an der majestätischen Rappenwand bei Erfweiler (in der Nähe von Dahn) kam uns eine gemeinsame Einkehr zum Abendessen in den Sinn.
Da wir sowieso über das kleine Örtchen Birkenhördt (westlich von Bad Bergzabern) zurückfahren mussten und ich dort ein Jahr zuvor im Jägerhof der Familie Mössinger einen wunderbaren Coq au Vin verzehrt hatte, rief ich von unterwegs aus dort an, um uns einen Tisch
Geschrieben am 06.01.2024 2024-01-06| Aktualisiert am
07.01.2024
Besucht am 13.09.2023Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 219 EUR
Intro
„Sein“ oder „Nicht-Sein“ (=Margarete)? – das ist in der Karlsruher Scheffelstraße seit Juli 2022 eine rein kulinarische Frage. Denn direkt neben der zweifach besternten Spitzenküche des Thorsten Bender hat dieser eine Bistro-Version seines Gourmetrestaurants eröffnet. Bistroküche mit Ambition, bezahlbaren Weinen und einem richtig guten Service? Na klar lässt das auch gestandene Bistronauten von der linken Rheinseite hellhörig werden.
Von einem, der sich in der hiesigen Gastrolandschaft auskennt wie kaum ein Zweiter, bekam ich den Tipp, es bzw. einiges doch einmal bei der guten „Margarete“ zu versuchen. Ein adäquater Mitstreiter aus meinem Wörther Schlemmerzirkel war schnell gefunden und so reservierte ich Mitte Juli einen Zweiertisch im hübsch angelegten Innenhof des nicht mehr ganz so neuen Karlsruher Vorzeigebistros mit dem etwas in die Jahre gekommenen Frauennamen.
Die Karlsruher Weststadt hat sich in den letzten Jahren zu einer wahren Pilgerstätte für Feingaumen entwickelt. Nach der Eröffnung des Bender’schen Gourmetwohnzimmers „Sein“ im Sommer 2017 zog es rund vier Jahre später Küchenchef Christian Mohr aus seinem früheren „Livingroom“ (Sophienstraße) ebenfalls in die Scheffelstraße, wo er im Restaurant Stilbruch (nur ein paar Meter vom „Sein“ entfernt) auch zum Casual Fine Dining bittet. Dies jedoch ausschließlich in Form von vier- bis siebengängigen Überraschungsmenüs.
Mit Fug und Recht lässt sich diese Ecke der badischen Fächerstadt als ihr neues kulinarisches Epizentrum bezeichnen. Um den Herrn Anders auf dem Turmberg ist es ja mittlerweile recht still geworden. Und der High-End-Asiate vom „finen“ Tawa Yama in Durlach wirkt dort eher wie eine gastronomische „Inselbegabung“. Mit dem Bistro Margarete hat die Weststadt nun seit gut eineinhalb Jahren ein schickes Lokal mehr an der Straßenseite. Sollte ich mal „über den Rhein machen“, wäre eine Unterkunft in der Scheffelstraße meine erste Wahl – vorzugsweise im Parterre natürlich…;-)
Entschuldigt für die etwas ausschweifende „Solinger“ Einleitung, aber als kulinarischer Kronprinz des in der Herrenalber Höhe residierenden „Opagastros“ habe ich schließlich in Sachen badischer Hochkulinarik promoviert bzw. mich da mal ein wenig eingelesen…
Erster Teil
Jetzt aber schnell rein in die schicke Bistrobutze – solch eine sympathische „Mäggie“ lässt man schließlich nicht warten! Da geht's rein!
Kaum drinnen, gleich die erste faustdicke Überraschung: Thomas Fischer, mein früherer Lieblingsservierer aus der Neupotzer Krone, Gehrlein’s Hardtwald bzw. dem Alten Engel zu Speyer begrüßte mich herzlich mit einem Grinsen sowie ein paar netten Worten auf den Lippen. Wie sich doch immer wieder die gastronomischen Wege kreuzen, ist schon verblüffend.
Nicht weniger verblüffend: der Trip über den Rhein würde für die beiden Pfälzer zum kulinarischen Heimspiel werden. Kaum saßen wir draußen neben dem plätschernden Brünnlein empfing uns verklinkerte Karlsruher Hinterhofromantik der entschleunigenden Art. Das Brünnlein im Hof trug zur entspannten Atmosphäre bei
War es das sanfte Knirschen des Kiesbetts zu unseren Füßen oder die leise Lounge-Mucke aus den Lautsprechern? Keine Ahnung, aber hier ging es einfach sehr entspannt zu und das übertrug sich schnell auf uns. Lässige Sommerbar in einem lauschigen Karlsruher Innenhof Je später der Abend, desto lauschiger der Innenhof Hier lässt es sich im Sommer gut aushalten...
Mein Kollege startete mit einem aus Holunder, Zitrone und Winzersekt gemixten „Margarete Spritz“ (8,90 Euro), der komischerweise überhaupt nicht auf der Rechnung landete, was wir zur späteren Stunde beim Begleichen selbiger jedoch nicht (mehr) bemerkten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für die unbeabsichtigte Einladung. Mich gelüstete es nach einem frisch gezapften Waldhaus naturtrüb (0,3l für 4,20 Euro), einem meiner liebsten Gerstensäfte überhaupt. Erste Durstlöscher
Später gesellten sich noch zwei Tegernseer Helle (auch 4,20 Euro für 0,3l) bei meinem Gegenüber und eine Weißweincuvée vom früheren Kumpel Felix Waldkirch aus Rhodt unter der Rietburg bei mir dazu. Weißweincuvée vom Waldkirch - eine sichere Bank!
Der vermengt anscheinend gerne die Rebsorten Weißburgunder und Auxerrois, was zu einem durchaus trinkbaren Ergebnis führte. Da taten dann auch die städtischen 5,50 Euro für das falsche Achtel (=0,1l) nicht wirklich weh. Das „laute“ Tafelwasser (0,7l) blubberte für keineswegs unverschämte 5 Euro aus der Karaffe in unsere bauchigen Wassergläser. In Sachen Durstbekämpfung waren wir somit gut aufgestellt.
Während mich das viergängige Menü „Margarete“ für nachvollziehbare 59 Euro am meisten ansprach, orderte mein Kompagnon lieber à la Carte. Zwei meiner vier Gänge entstammten übrigens dem Standardprogramm, das jeweils ein halbes Dutzend Vor- und Hauptspeisen sowie zwei Suppen und drei Zwischengänge listete. Nicht gerade ein schmales Küchenprogramm, selbst wenn man das vegetarische Menü „Grüner Garten“ (4 Gänge für 55 Euro) als Fleischesser gerne mal überliest.
Mein Bruder im Bauche orderte zum Auftakt das Rindertatar mit Pfifferlingssalat und Wildkräutern (18 Euro), um dann seiner Leidenschaft für mit Käse und Schinken gefüllte „Panaditäten“ zu frönen. Dem Cordon Bleu von der Landsau, welches mit Allgäuer Bergkäse und Wacholderschinken gefüllt auf dem Teller landete, konnte er nicht widerstehen. Ausgestattet mit einer Portion Pommes und kaltgerührten Preiselbeeren, belief sich dieses edle Panierstück auf gastfreundliche 21,50 Euro.
Mein Menü eröffnete ebenfalls mit der rohen Rindfleischmasse, schob eine luftig-leichte Pfifferlingschaumsuppe nach, um schließlich mit einem geschmorten Allgäuer Kalbsbäckle für reichlich hausmannsköstliche Momente zu sorgen. Omas Käsekuchen mit Beeren und Eierliköreis durfte da als süßer Rausschmeißer nicht fehlen. Jetzt wisst ihr auch, warum mir die Bestellung des Vier-Gang-Menüs so leicht von den Lippen ging. Das klang nicht nur alles verdammt lecker, es sollte auch so schmecken.
Davor grüßte freundlich die Küche mit einer eiswürfelkalten Gurkenkaltschale zum Amuse. Mit Dillöl verfeinerter Gurkensalat in flüssiger Form
Der mit Dillöl verfeinerte, flüssige Gurkensalat schmeckte selbst einem fanatischen Salatgurkenvermeider wie mir. Dazu reichte man ein sensationell knuspriges Roggen-Ruchbrot von der traditionsreichen Bäckerei Leonhardt aus Bretten und eine kreisrunde Scheibe Salzbutter aus der Bretagne. Ein Knusperbrot der Extraklasse Bretonische Salzbutter
Nachvollziehbar, dass man für solch hochwertige Brot- und Butterprodukte im Nachservice 5 Euro extra verlangte.
Der jungen Dame, die den guten Herrn Fischer an diesem Abend im Service unterstützte und uns hauptsächlich bediente, fehlte es zwar an fachlicher Perfektion, konnte aber mit ihrem jugendlichen Charme kleinere Schludrigkeiten gekonnt wettmachen, was ganz nebenbei zu einigen unterhaltsamen Gesprächen führte. Etwas mehr Enthusiasmus für ihr Tun hätten wir uns zwar gewünscht, schmälerte unsere Zufriedenheit am Tisch jedoch nicht im Geringsten.
So richtig los ging es mit dem akkurat aufs Porzellan gebrachten, natürlich handgeschnittenen Rindertatar, bei dem ich keinen Unterschied bei der Portionsgröße zwischen Menü- und À-la-Carte-Angebot ausmachen konnte. Rindertatar mit Pfifferlingssalat und Wildkräutern
Das süffig angemachte Schabefleisch vom Rind wusste mit locker-mürber Konsistenz zu überzeugen. Besonders seine fast schon unverschämt köstliche Senfnote, brannte sich tief in mein Gaumengedächtnis ein. Klassisch, köstlich, senfig! Das famose Rindertatar
Aber auch die angenehm säuerlich-würzigen Pfifferlinge feinster Sortierung machten Spaß und ergänzten diese sommerliche Vorspeise auf subtil erdig-pfeffrige Art und Weise. Pfifferlinge von Format
Ein rundum gelungener Start, der mit röschem Brot und gepickelter Zwiebel auch seine knackigen Momente hatte.
Dann pausierte mein Kollege während ich mir ein tadellos abgeschmecktes, geschmacksintensives Pfifferlingschaumsüppchen als Zwischengang gönnte. Pfifferlingschaumsüppchen mit ordentlicher Pilzeinlage
In jener gelungenen Umami-Brühe wurde nicht mit frischer Pilzeinlage gegeizt. Weit weg von einer totgesahnten Terrine, war das eine durch und durch überzeugende Frühsommersuppe, die der Saison zur Ehre gereichte.
Es folgten unsere beiden nicht gerade schüchtern portionierten Hauptgänge. Von der Dachpanade des Cordon Bleus meines Tischgenossen grüßte keck ein Häuflein frittierter Petersilie. Ein stattliches Panierstück!
Auch seine Pommes machten einen wohlfrittierten Eindruck. Neben den im Schälchen servierten Preiselbeeren hatte man zusätzlich einen mit Dill verfeinerten Gurkensalat im Brunoise-Cut auf die Platte gebracht. Der Zitronenschnitz zum Paniersdelikt durfte da natürlich nicht fehlen. Cordon-Bleu vom Landschwein mit Pommes, Gurkensalat und Preiselbeeren
Mein Schlemmerspezi war übrigens so angetan von der saftigen Landschweinhülle und dessen aromatisch-würziger Käse-Schinken-Füllung, dass er rund zwei Monate später bei unserer Wiederholungstat im September noch einmal das Cordon Bleu orderte. Genauer gesagt, bestellte der alte Redundanzesser mit dem Rindertatar auch die gleiche Vorspeise...
Mein obszön zartes, in zwei Teile geschnittenes Bäckchen vom Kalb duftete herrlich nach feinster Schmorküche. Bäckchen vom Kalb mit Erdapfelpü
Das wunderbar cremige Kartoffelpüree wurde in „extra-seidig“ geliefert. In der Küche schien man keine Angst vor dem Einsatz von Butter zu haben. Cremiges Püree sucht zartes Bäckchen zwecks hausmannsköstlicher Vermählung
Gut so! Das junge (Karotten-)Gemüse hatte – wen wundert’s – noch reichlich Knack und die separat im Keramikbecher servierte, tiefgründige Madeirajus ließ meine Geschmacksnerven jubeln. Mit Madeirajus noch besser!
Zusammen mit dem collagenhaltigen Fleisch und dem sanften Püree gekostet, bedeutete dieser Teller Genuss auf höchstem Hausmannskostniveau.
Wie eine gepflegte Toilette auszusehen hat, konnte ich beim Besuch der Nassräume feststellen. Diese war zwar nicht gerade groß, dafür aber mit ausreichend Frotteehandtüchern ausgestattet. Für mich ein absolutes Gütekriterium im Sanitärbereich. Da verzichte ich doch gerne auf aufbrausende Dryer und Einwegkrepppapier im Faltformat.
Mein Kollege war nach seinem stattlichen Fleischgang froh, kein Dessert mehr bewältigen zu müssen. Auch ich hätte vom Sättigungsgrad her gerne auf den Nachtisch verzichtet. Aber die Oma des Küchenchefs, die mit ihrem Namen für den bald darauf kredenzten Käsekuchen Patin stand (und der wir wahrscheinlich auch den Namen des Bistros zu verdanken haben), wäre sicherlich enttäuscht gewesen, wenn ich ihren saftigen Wonnequader vom Blech abgelehnt hätte. Für Omas Käsekuchen war noch ein wenig Platz im Magen
Zumal das geschmeidige Eierliköreis selbst für einen noch lange nicht im Ruhestand befindlichen Süßschnabel als zartschmelzende Versuchung in kalt durchging.
Wir waren uns schnell einig, dass dieses Bistro eine absolute Bereicherung für die Karlsruher Gastronomie darstellt und beim abschließenden Plausch mit Herrn Fischer versprach ich eine baldige Wiederkehr.
Zweiter Teil
Diese fand dann auch tatsächlich knapp zwei Monate später statt. Wir erweiterten unseren Genießerkreis um einen Kollegen, dem wir zu großem Dank verpflichtet waren, weshalb wir ihn zu diesem kollegialen Bistroabend einluden. Da er als waschechter „Weststadtler“ nicht weit vom Lokal entfernt wohnt, stand die „Magarete“ als Ort unseres kulinarischen Dankeschöns schnell fest.
Die Wiedersehensfreude war nicht nur bei Herrn Fischer groß. Lediglich das wechselhafte Wetter erteilte einem abermaligen Genuss unter freiem Himmel eine Absage. Dies ließ uns an einem – natürlich zuvor reservierten – Tisch im vorderen Bereich des schlauchartigen Gastraums Platz nehmen. Urbaner Bistrochic in trendigem "Dark"
Wir saßen äußerst kommod direkt am Fenster mit Blick nach draußen auf die Scheffelstraße und ließen die von stimmiger Beleuchtung und dunklem Mobiliar geprägte, sehr gediegen wirkende Bistrokulisse auf uns wirken. Schickes Ambiente
Mit den dunkelgrau gestrichenen Wänden, den schwarzlackierten Tischen und den bequemen Polsterstühlen hatte man bei der Gestaltung des Interieurs zweifellos ein urban-schickes Ausrufezeichen setzen wollen, was auf uns jedoch etwas kühl wirkte.
Kontrastiert vom hellen Holzlaminat des Fußbodens, hatte das durchaus seine zeitgemäße Wirkung, aber eben auch eine latent sterile. Gut, dass da die zahlreichen Wand- und Hängeleuchten sowie diverse Spots von der Decke ein gehöriges Maß an Licht ins bistronomische Dunkel brachten.
An jenem Abend Mitte September wurden wir von Herrn Fischer bedient. Seine kompetent-humorvolle Art kam auch bei meinen beiden Kollegen sehr gut an, weshalb wir uns von Anfang an bestens umsorgt und sehr gut beraten fühlten. Beratung war auch notwendig, denn der Neuling am Tisch entpuppte sich als ausgesprochen weinaffin, was bald eine Flasche aus Margarete’s Keller bzw. Weinkühlschrank zur Folge haben sollte.
Wir entschieden uns für den Chardonnay „sl“ (= „sur lie“) vom Pfälzer VDP-Weingut Georg Mosbacher aus Forst. Der auf der Hefe gelagert Wonnetropfen kam gut gekühlt und zu äußerst fair kalkulierten 33 Euro – man rechnet hier anscheinend ganz „oldschool“ mit Faktor 2 – aus der Flasche. Manchmal muss es ein Chardonnay vom Mosbacher sein
Ein eleganter Chardonnay mit würzigen Aromen und einem komplexen Körper. Für die beiden saisonalen Weißweintrinker am Tisch – einer der Herren hielt sich am Hellen vom Tegernsee fest – genau das richtige nach überstandener Sommerschorle Rosé (8,90 Euro) zum Apero.
Was der Hopfenheld an diesem Abend verspeiste, habe ich ja bereits angemerkt. Rindertatar und Cordon Bleu waren bei ihm von vornherein gesetzt. Mich reizte dagegen das Gebeizte. In diesem Fall war es ein Saiblingsfilet (17 Euro), das es sich - kurz zuvor abgeflämmt - zwischen einem Kopfsalatherz, gepickelten roten Zwiebeln und Radieschen sowie einer unfassbar schmackigen Senf-Dill-Crème bequem gemacht hatte. Echte, abgeflämmte Saiblingskunst!
Auch ein paar eingelegte Silberzwiebeln waren mit von der ästhetisch angerichteten Partie. Gut, hätte man aus meiner Sicht auch weglassen können. Da bin ich nicht so der Freund von. Das milde Fleisch des Lachsverwandten brillierte hingegen am Gaumen mit seinem subtil jodigen, leicht ins Nussige tendierenden Aroma. Toller Fischgang - optisch und gustatorisch!
In Kombination mit der Senf-Dill-Sauce lief sein rotes, von nahezu „imperialer“ Qualität zeugendes Fleisch zu echter Hochform auf. Das schmeckt beim „wilden Schotten“ mit dem roten Etikett auch nicht besser – höchstens etwas fetter.
Noch farbenfroher hatte es nur der Kollege mit der Burratina vom Bodensee auf buntem Tomatensalat mit Aprikose (17 Euro) erwischt. Burratina vom Bodensee auf bunten Tomaten mit Aprikose
Säure, Süße und Schmelz vereinigten sich in dieser sommerlichen Vorspeise auf geradezu kongeniale Art und Weise. Nicht minder gelungen empfand ich ihre Optik. Die Idee, dem weißen Käseballon ein grünes Kresse-Toupet aufsetzen, hatte schon was.
Bei unseren Hauptgerichten gaben wir ein waschechtes Karnivorentrio zum Besten. Neben dem Landschwein-Cordon-Bleu landeten Allgäuer Roastbeef und rosa gebratener Kalbsrücken auf den Tellern. Meine stattliche Tranche vom Rinderrücken wurde von Butterspätzle, wildem Brokkoli und einer traumhaften Pfefferrahmsauce begleitet. Rumpsteak auf badisch...
Der kolossal saftige Kalbsrücken, für den sich mein Kollege entschieden hatte, tummelte sich zwischen Selleriepüree, Pfifferlingen und einer aromatischen Madeirajus. Kalbsrücken in "symbadisch"...
Kalb- und Rindfleisch kamen selbstverständlich im gewünschten Gargrad aufs Porzellan und überzeugten mit saftig-zarter Fleischstruktur. Ein perfektes "Medium"...
Pfifferlinge und Brokkoli hatten dagegen noch leichten Biss und gerieten tadellos. Lediglich bei meinen Spätzle hatte man es mit der Dreingabe von Butter etwas zu gut gemeint. Dafür lobte mein Gegenüber sein Selleriepüree in höchsten Tönen. Beide Teller kündeten von einer schnörkellosen, aber handwerklich nahezu perfekt umgesetzten Drei-Komponenten-Küche, die von köstlichen Saucen herzhaft zusammengehalten wurde.
Dass solche Gerichte – ganz abgesehen von der formidablen Fleischqualität der hier verwendeten Produkte – ihre Preise haben, steht ganz außer Frage. Allein der Aufwand, den eine aus ehrlicher Jus gezogene, ohne jegliche Hilfsmittel auskommende Soße mit sich bringt, verlangt seine pekuniäre Würdigung. Wir empfanden die dafür abgerufenen 33 (Kalb) bzw. 34 Euro (Rind) in jedem Fall gerechtfertigt, da es nicht nur ganz hervorragend schmeckte, sondern uns auch so sättigte, dass die Nachtischfrage beim Zweitbesuch reihum verneint wurde.
Nicht verneinen, sondern kräftig bejahen kann ich die Frage, ob es mir und meinen Begleitern im Bistro Margarete gefallen hat. Dazu trug neben der ganz famosen Küchenleistung vor allem die gute Serviceseele des Hauses, Herr Fischer, bei. Seine von augenzwinkerndem Humor begleiteten Ansagen fanden wir durch und durch sympathisch, was der etwas kühl wirkenden Umgebung mehr Wärme verlieh. Margarete by night
Fazit:
Bei einem unter der Woche nahezu komplett besetzten Lokal stellt sich die Frage nach der Gästeakzeptanz des kulinarischen Konzeptes nicht. War gut was los im Bistro Bei der Auslastung scheint das Konzept des Lokals aufzugehen
Die kleine, aber feine Auswahl an bewährten, mit Sorgfalt und Qualitätsanspruch zu Porzellan gebrachten Hausmannsköstlichkeiten werden auf zeitgemäßem Bistroniveau serviert. Und das in bewusst reduziertem Rahmen. Nicht mehr als drei tonangebende Komponenten befinden sich auf den apart arrangierten Tellern.
Schade nur, dass das nahezu alle Geschmäcker bedienende Speiseprogramm nicht häufiger wechselt. Das mit Sicherheit noch größer werdende Stammpublikum würde sich über etwas mehr saisonale Abwechslung bestimmt freuen. Dies und das meiner Meinung nach etwas zu düstere Interieur des Gastraumes bleiben aber die einzigen marginalen Kritikpunkte an einem ansonsten sehr erfrischenden Bistronomie-Konzept, das die Karlsruher Weststadt kulinarisch weiter aufwertet.
Intro
„Sein“ oder „Nicht-Sein“ (=Margarete)? – das ist in der Karlsruher Scheffelstraße seit Juli 2022 eine rein kulinarische Frage. Denn direkt neben der zweifach besternten Spitzenküche des Thorsten Bender hat dieser eine Bistro-Version seines Gourmetrestaurants eröffnet. Bistroküche mit Ambition, bezahlbaren Weinen und einem richtig guten Service? Na klar lässt das auch gestandene Bistronauten von der linken Rheinseite hellhörig werden.
Von einem, der sich in der hiesigen Gastrolandschaft auskennt wie kaum ein Zweiter, bekam ich den Tipp, es bzw. einiges doch einmal... mehr lesen
4.5 stars -
"Über zwei wundervolle Abende im (nicht mehr ganz so) neuen Karlsruher Vorzeigebistro..." marcO74Intro
„Sein“ oder „Nicht-Sein“ (=Margarete)? – das ist in der Karlsruher Scheffelstraße seit Juli 2022 eine rein kulinarische Frage. Denn direkt neben der zweifach besternten Spitzenküche des Thorsten Bender hat dieser eine Bistro-Version seines Gourmetrestaurants eröffnet. Bistroküche mit Ambition, bezahlbaren Weinen und einem richtig guten Service? Na klar lässt das auch gestandene Bistronauten von der linken Rheinseite hellhörig werden.
Von einem, der sich in der hiesigen Gastrolandschaft auskennt wie kaum ein Zweiter, bekam ich den Tipp, es bzw. einiges doch einmal
Besucht am 04.07.2023Besuchszeit: Abendessen 7 Personen
Rechnungsbetrag: 136 EUR
Mein erster Besuch in der Neustadter Teigfladeninstitution vergangener Tage erfolgte Anfang Juli zusammen mit meiner Klettergruppe im Anschluss an unsere Exkursion zum stillgelegten Gimmeldinger Steinbruch, der eine Vielzahl an gut abgesicherten Kletterrouten bereithält.
Die fünf Jungs hatten sich die Einladung ihres AG-Leiters redlich verdient, holten sie doch ein paar Wochen zuvor beim Sportkletterwettbewerb im Rahmen von „Jugend trainiert für Olympia“ den 1.Platz und durften sich von da an Landesschulmeister von Rheinland-Pfalz nennen.
Natürlich war ihr von diesem unerwarteten Erfolg völlig überraschter „Kraxelmentor“ komplett aus dem Häuschen und versprach ihnen zeitnah einen Kletternachmittag am Pfälzer Sandstein mit anschließender Pizzaspeisung. Da die Jungs auch selbst gerne im Vorstieg klettern, fiel die Wahl auf den verhältnismäßig gut (mit Sicherungsringen) ausgestatteten Klettergarten über dem Neustadter Ortsteil Gimmeldingen.
Unser Kletterziel passte auch insofern ganz gut, da sich danach in Neustadt sicherlich eine geeignete Einkehradresse finden würde. Das vor ein paar Jahren als nicht besonders empfehlenswert wahrgenommene „Milano“ musste es ja nicht unbedingt sein. Dann doch lieber in den wohl kultigsten Teigfladentempel der ganzen Stadt, die altehrwürdige Pizzeria Falcone, die in der Hauptstraße 120 seit 1978 existiert. Seit rund 10 Jahren allerdings mit neuem Inhaber.
Der Geist des guten Gerardo Falcone, der hier 34 Jahre lang gemeinsam mit seiner Frau Ursula eine breitgefächerte „Pizzakothek“ an deftig belegten Rundbackwaren italienischer Provenienz anbot und in dieser Zeit die nach ihm benannte Pizzeria bis weit über Neustadts Stadtgrenzen hinaus bekannt machte, weht hier längst nicht mehr.
Natürlich sind die äußerst günstigen Preise von einst mittlerweile Geschichte. Wobei selbst in der großen Version die 10-Euro-Grenze für das üppig belegte Hefeteigprodukt nur selten knapp überschritten wird. Die neuen Inhaber aus dem Südosten Europas – ich tippe mal auf Rumänien – haben die überbordende Angebotspalette deutlich verkleinert.
Von 311 (!!) verschiedenen Pizzavarianten, die es damals bei Maestro Falcone an der Theke zu bestellen gab – mit dem Selbstbedienungskonzept sparte der schlaue Gastrofuchs Personal, was die Pizzen unschlagbar günstig machte –, sind heute noch ca. 50 in den Ausführungen „klein“, „mittel“ und „groß“ im Programm. Mit zusätzlich knapp 40 verschiedenen Pastagerichten, einem guten Dutzend Salattellern sowie ein paar gängigen Vorspeisen ist das immer noch ein ziemlich mächtiges Repertoire an Speisen, die hier zubereitet werden. Dementsprechend schwer fielen uns die Entscheidungen.
Wir mussten an jenem warmen Dienstagabend Anfang Juli nicht drinnen am Tresen bestellen. Nachdem man uns draußen drei Tische zusammengeschoben hatte, konnten wir es uns „uff de Gass“ gemütlich machen und wurden vom Chef des Laden, Herrn Taga Haxhi, der einen entspannten Eindruck auf uns machte, freundlich bedient. Es war wenig los an diesem Abend und so konnten sich die ebenfalls draußen sitzenden Leute vom Service (oder Küche) gut um unsere siebenköpfige Gruppe kümmern, was ihnen auch problemlos gelang.
Zunächst galt es die durstigen Felsakrobaten adäquat zu verköstigen. Das helle Vollbier kam von der Münchner Augustinerbrauerei. Für den halben Liter aus der Flasche waren faire 4 Euro zu entrichten. Damit standen die Getränke für die beiden Betreuer gleich fest. Die Kletterjugend delektierte sich indes an koffeinhaltigen Kaltgetränken (auch gerne in der Light-Version) des amerikanischen Branchenriesen mit dem großen „C“ im Namen. Hierfür wurden 3,50 Euro pro 0,4l-Glas abgerechnet. Cola-Verzichter griffen da lieber zur bewährten Apfelsaftschorle, die mit 3,70 Euro (für die gleiche Menge) zu Buche schlug. Am Ende belief sich die ausgewogene Getränkebilanz der durstigen Jungmannschaft auf insgesamt sechs Gläser Coke und sieben mit gespritztem Apfelsaft.
„Trinkt bzw. esst so viel ihr wollt, eure Lehrer zahlen!“ - ein Angebot, das natürlich auch bei der Pizzabestellung nicht abgeschlagen wurde. Hier die sieben georderten Exemplare im Überblick:
1 mal Pizza Salami, Schinken und Pilze (mittlere Größe) für 8,50 Euro
1 mal Pizza Quattro Stagioni mit Salami, Schinken, Pilze und Paprika (mittlere Größe) für 9,50 Euro
1 mal Pizza Dolomiti mit Salami, Schinken, Pilze, Paprika und Spiegelei (mittlere Größe) für 9,50 Euro plus 1 Euro extra für ein paar zusätzliche scharfe Peperoni
2 mal Pizza Quattro Formaggi mit Mozzarella, Gorgonzola, Schafskäse und Edamer (mittlere Größe) für 10 Euro
1 mal Pizza Tirolese mit Salami, Pilze und Zwiebeln (in groß) für 10,50 Euro
1 mal Pizza Peppone mit Oliven, Sardellen und Kapern (in groß) für 10,50 Euro plus 1 Euro extra für ein paar zusätzliche scharfe Peperoni
Das Innere des Lokals musste vor gar nicht allzu langer Zeit wohl renoviert worden sein. Der Muff von 1000 Pizzen drang jedenfalls nicht aus allen Ritzen! Nein, das Interieur machte alles andere als einen schäbigen Eindruck und auch die Toiletten wirkten gepflegt. Mit anderen Worten: es hätte uns bestimmt auch im Gastraum gefallen. Aber bei der warmen Witterung war uns der Pizza-Genuss unter freiem Himmel dann doch lieber. Pizza Quattro Stagioni ohne Paprika
Die belagreichen Sieben wurden dann auch bald geliefert. Sechs davon nahezu zeitgleich. Auf Teigfladen Nr. 7 musste einer am Tisch noch ein wenig warten, aber das war nicht wirklich ein Problem. Die Pizzen lagen alle bereits „vorgeachtelt“ auf den Tellern. Ohne Paprika fehlt hier eine Jahreszeit!
Meine mittlere Dolomiti hatte neben den deftigen Standards vom Schwein (Kochschinken und Salami), ein paar rote Paprikastreifen, frische Champignons (in Scheiben), grüne Peperoni-Schnipsel und ein leider zu lange im Ofen verbliebenes und deshalb zu trocken ausgefallenes Spiegelei. Meine Pizza "Dolomiti" mit Peperoni-Add-On
Der etwas dickere Boden ging in Ordnung. Nicht übermäßig fluffig, aber auch keine hart gebackene Hefeteigscheibe aus dem Zementmischer. Die Tomatensauce fiel recht lasch aus, was der vor Salzwürze strotzende Belag locker wieder ausglich. Pizza Quattro Stagioni wie sie sein sollte!
Zusammen mit der mächtigen Auflage – weniger Käse wäre wünschenswert gewesen – ergab das ein überaus sättigendes Backwerk, das ich selbst in der mittleren Ausgabe nur mit Mühe vertilgt bekam. Mächtig deftig fiel sie aus!
Keine Ahnung, wie zwei meiner Kletterhelden das Teil in der Maxiversion verspachteln konnten, aber auch sie mussten ganz schön kämpfen. Das schafft man wahrscheinlich nur, wenn man sich noch im Wachstum befindet. Pizza Peppone mit zusätzlichen Peperoni
Der Jugend haben die durchgebackenen Sättigungsscheiben jedenfalls geschmeckt, das sagten uns zumindest die komplett leergefutterten Pizzateller. Für mich lag die Leistung Küche im überschaubaren Bereich. Da an diesem Tag das Klettern im Vordergrund stand, reichte ein solides Mittelmaß für einen gelungenen Abschluss.
Dennoch würde ich für eine solche Pizza nicht extra nach Neustadt fahren. Da gibt es bei uns im Umkreis deutlich schmackhaftere Vertreter der kreisrunden Art. Und auch in Neustadt selbst bekommt man die italienische Rustikalplatte in deutlich besserer Qualität aus dem Ofen geholt. Die von mir ein paar Wochen später angesteuerte Clubhausgaststätte des Tennis-Clubs Grün-Weiss („La Forchetta“) im Ortsteil Hambach lieferte hierfür den besten Beweis.
Da die Preise mittlerweile auf Normalniveau rangieren, werden wohl auch die Schnäppchenjäger von einst hier nicht mehr allzu oft vorstellig werden. Vielleicht sind die Pizzen geschmacklich gar nicht so weit vom alten „Falcone-Style“ entfernt – leider fehlt mir da der Vergleich zu früher –, aber den Hype vergangener Zeiten werden sie garantiert nicht mehr auslösen. Dafür fehlt ihnen das gewisse Etwas – sowohl beim Teig als auch beim Belag. Für ein sättigendes Abendessen nach dem Klettern war das noch immer unter dem Namen des früheren Neustadter Pizzapaten firmierende Lokal aber auch kein kulinarischer Reinfall. Solider Standard kann in bestimmten Situationen reichen. Dies war so eine.
Mein erster Besuch in der Neustadter Teigfladeninstitution vergangener Tage erfolgte Anfang Juli zusammen mit meiner Klettergruppe im Anschluss an unsere Exkursion zum stillgelegten Gimmeldinger Steinbruch, der eine Vielzahl an gut abgesicherten Kletterrouten bereithält.
Die fünf Jungs hatten sich die Einladung ihres AG-Leiters redlich verdient, holten sie doch ein paar Wochen zuvor beim Sportkletterwettbewerb im Rahmen von „Jugend trainiert für Olympia“ den 1.Platz und durften sich von da an Landesschulmeister von Rheinland-Pfalz nennen.
Natürlich war ihr von diesem unerwarteten Erfolg völlig... mehr lesen
Pizzeria Falcone
Pizzeria Falcone€-€€€Restaurant, Pizzeria0632184710Hauptstraße 120, 67433 Neustadt an der Weinstraße
3.0 stars -
"Beim früheren Neustadter Pizza-Falken wurde selbst die Wörther Kletterjugend satt" marcO74Mein erster Besuch in der Neustadter Teigfladeninstitution vergangener Tage erfolgte Anfang Juli zusammen mit meiner Klettergruppe im Anschluss an unsere Exkursion zum stillgelegten Gimmeldinger Steinbruch, der eine Vielzahl an gut abgesicherten Kletterrouten bereithält.
Die fünf Jungs hatten sich die Einladung ihres AG-Leiters redlich verdient, holten sie doch ein paar Wochen zuvor beim Sportkletterwettbewerb im Rahmen von „Jugend trainiert für Olympia“ den 1.Platz und durften sich von da an Landesschulmeister von Rheinland-Pfalz nennen.
Natürlich war ihr von diesem unerwarteten Erfolg völlig
Geschrieben am 25.12.2023 2023-12-25| Aktualisiert am
25.12.2023
Besucht am 27.06.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 53 EUR
Seitdem der Grieche Alexandros Maralis vor rund 10 Jahren – er arbeitete früher im ehemaligen Wörther Restaurant „Amadeus“ in der Bienwaldhalle (heute „Kalimera“, Anm.) – in das alteingesessene Gasthaus „Zum Pflug“ eingezogen ist, besitzt die einstige Tabakhochburg Hatzenbühl (bei Herxheim) wieder eine echte Dorfwirtschaft.
Eine, in der zwar auch ein paar deutsche Deftigkeiten wie Jägerschnitzel, Rumpsteak, Bratwurst und Leberknödel auf den Tellern landen, aber in der natürlich primär der griechischen Fleischküche gehuldigt wird. Und zwar im Rahmen eines bewusst auf die „Basics“ reduzierten Angebots, das dennoch einen soliden Querschnitt durch die erwartbaren Grill-Standards liefert.
Als ich im April mit einem Schlemmerkollegen in meiner nicht weit davon entfernten Kindheitspizzeria „Da Angelo“ aufschlug, liefen wir auf dem Weg zum Auto an der Wirkungsstätte von Alexandros Maralis vorbei. Der griechische Pflug im Ortskern von Hatzenbühl
Mein nostalgisch veranlagter Kollege, der den sympathischen Gastronomen noch von dessen Wörther Zeit her kennt, wollte seitdem unbedingt mit mir einmal dort einkehren.
An einem warmen Dienstagabend Ende Juni war es dann so weit. Es hatte uns die Lust auf eine zünftige Fleischplatte à la Hellas gepackt. Und so machten sich – nach erfolgreicher telefonischer Reservierung eines Tisches – zwei hungrige Fleischgesinnte auf den Weg nach Hatzenbühl.
Da ich das heimische Balkongrillen seit unserem Umzug nach Wörth komplett eingestellt habe – mit Holzkohle grillen ist auf unserem Balkon aus Brandschutzgründen ein Tabu und auf die Gasgrillalternative habe ich keine Lust –, suche ich zwei oder drei Mal im Jahr in den bewährten griechischen Lokalitäten unserer Region nach karnivorischer Zerstreuung.
Zum Landauer Branchenprimus „Olympia“ oder zu seinem fast ebenbürtigen Konkurrenten „Poseidon“ (beide liegen praktischerweise nur ein paar Schritte voneinander entfernt, Anm.) verschlägt es mich immer seltener seit ich in Wörth wohne. Da ist mir der Aufwand, sprich die Entfernung dann doch zu groß, um in den Genuss der fleischgewordenen Ewigkeitswerte von Holzkohlengrill und Drehspieß zu kommen.
Liegt vielleicht auch an meinem deutlich zurückgegangenen „Tierverbrauch“ im Vergleich zu früher. Aber hin und wieder muss ich die alten Zeiten dann eben doch wieder aufleben lassen und stelle mich gerne in den Dienst hellenischer Plattenkulinarik.
Der gute Alexandros freute sich sichtlich als er meinen Kollegen erblickte und versicherte uns, er würde – wenn es seine Zeit zulässt – später noch mit uns am Tisch auf dieses Wiedersehen anstoßen. Er wünschte uns einen schönen Abend und verschwand gut gelaunt in der Küche. Tatsächlich sollten wir ihn später noch einmal zu Gesicht bekommen – inklusive großzügig ausgeschenkter, ouzotonischer Digestifs aufs Haus, versteht sich.
Betritt man dieses altehrwürdige Gasthaus, so wird einem schnell klar, warum das Lokal immer noch „Zum Pflug“ heißt und nicht in „Korfu“, „Athen“ oder „Akropolis“ umbenannt wurde. In den etwas aus der Zeit gefallenen, aber keinesfalls ungepflegt wirkenden Räumlichkeiten sah es nämlich eher nach Pfälzer Dorfbeiz als nach griechischem Folkloreschuppen aus. Ach damals....
Der alte graue Linoleumboden, die gepolsterte, ringsum verlaufende Wandbank und die schweren Holzstühle mit Loch in der Rückenlehne kündeten von der guten alten Wirtshauszeit. Oft trifft man diese vom Aussterben bedrohte Interieur-Spezies ja heute nicht mehr an. Umso wohltuender, wenn man mal wieder in solch einem gastronomischen Anachronismus speisen darf. Ländliche Gastraumnostalgie
Seltsamerweise läuft hier kein Bellheimer Bier aus dem Zapfhahn. Nun denn, zur Not tat es auch der ein oder andere Schoppen „Eifelhasch“, wie man in unseren Breiten das Konzernpils aus Bitburg gerne schimpft. Der frisch gezapfte, halbe Liter belief sich auf absolut akzeptable 3,80 Euro. Mein Kollege griff da gerne zweimal zu, während ich mich als Fahrer später mit einem Schoppen Radler (zum gleichen Preis) begnügte.
Gyros, Bifteki, Lammkoteletts und Feuerspieß ließen wir links liegen und steuerten zielstrebig auf die einzige hier angebotene Grillplatte für zwei Personen zu. Die nach dem Mann am Herd benannte „Alexplatte“ (38 Euro) bekannte sich – nicht gerade schüchtern – zu Gyros, Putensteak, Rumpsteak, Schweinefilet und mit Käse überbackenem Bifteki.
Einen Hügel Tsatsiki, eine Sauciere voll mit Käsesauce und einen Beilagensalat gab es noch on top dazu. Um der Sättigung auch vollends gerecht zu werden, wurden zusätzlich noch Pommes frites und Gemüsereise auf einem Extrateller gereicht. Selbst für zwei hungrige Personen keine leicht zu bewältigende Aufgabe.
Der Blattsalat, der vorweg serviert wurde, konnte mit einer wunderbar senfsauren Vinaigrette überzeugen. Beilagensalat
Auch das Blattgrün fiel frisch und knackig aus. Die auf einer ovalen Porzellanplatte kredenzte Fleischlandschaft wurde schmurgelnd und zischend in Tischmitte platziert. Die Alexplatte!
Ein gefühlter halber Liter Käsesauce, wahrscheinlich handelte es sich um die Hollandaise von Lukull, kam in der Sauciere gleich mit aufs Oval. Hellas-Hollandaise im "Überguss"
Salatblätter, Zwiebelstücke, Karottenstifte, Tsatsiki-Hügel und ein paar Scheiben Kräuterbutter reihten sich kleinlaut in diesen opulenten Grillfleischreigen ein. Flankiert von zwei stattlichen Anhöhen aus Gemüsereis und Pommes frites hätte dieses herzhafte Karnivorenidyll auch locker drei hungrige Kostgänger gut gesättigt den „Abpflug“ machen lassen. So viel war nach dem ersten Inhalieren des verführerisch duftenden Grillguts schon klar. Pindos-Gebirge im Grillfleischformat
Mit den herzhaft überkästen Bifteki wurde wie so oft begonnen. Da hatte die mürbe Hellas-Bulette aber ordentlich Petersilie und Zwiebel gesehen, Bravo! Auch schön, dass man es nicht mit dem Salz übertrieben hatte. Danach widmeten wir uns den nicht übermächtig ausfallenden Rumpsteaks. Diese hätten von der Größe her auch locker von der Rinderhüfte stammen können. Bifteki, Rumpsteak und Gyros
Keine Frage, da beherrschte jemand sein Grillhandwerk. Die beiden zarten Rinderfetzen landeten nämlich perfekt medium gebraten auf der Platte, während Pute und Schwein erwartungsgemäß etwas kompakter, aber dennoch nicht zu trocken ausfielen. Auch das frisch vom Drehspieß gesäbelte Gyros hatte Fett und Format.
Zusammen mit reichlich Tsatsiki und Käsesauce genossen, rutschten die würzigen Fleischhappen deutlich besser dem Verdauungstrakt entgegen. Natürlich mussten wir da später noch mit der ein oder anderen hochprozentigen Anisspirituose etwas nachhelfen.
Ganz geschafft haben wir dieses fleischerne Bollwerk aus Rind, Schwein und Pute aber dennoch nicht. Gyros, Rumpsteak und Bifteki hätten mir voll und ganz gereicht, zumal uns auch die Beilagen schmeckten. Am Gemüsereis gab es genauso wenig auszusetzen wie an den knusprig frittierten TK-Pommes, die mit der richtigen Menge an Salz versehen waren. Gute Fritten, körniger Gemüsereise
Dass man hier den Ouzo in 4cl-Rationen unter die Gäste bringt, konnte ich ja nicht ahnen. Klare Verhältnisse!
Spätestens beim zweiten, vom redseligen Wirt und Inhaber Alexandros Maralis ausgegebenen Verdauungstrunk musste ich dann aber passen – und das nicht nur meinem Führerschein zuliebe. Mit der Konsequenz, dass mein werter Kollege noch einen knappen Achtelliter Anisschnaps nach seinen beiden Halben aus Bitburg hinunterkippen musste, was dem gut geeichten Wörther Hopfenhelden allerdings „cum laude“ gelang.
Und so ging dieser von üppiger Plattenkulinarik geprägte Männerabend in der sympathischen Hatzenbühler Dorfbeiz mit dem landwirtschaftlichen Gerät zur Bodenlockerung im Namen feucht fröhlich und pappsatt zu Ende. Danach war mein Verlangen nach griechischer Grillkost wieder für ein paar Monate gestillt. Über den mit präsidialer Unterstützung erfolgten „Saloniki-Abend“ beim Landauer Vorzeigegriechen „Olympia“ Anfang Dezember werde ich sicherlich noch berichten. Aber das wird bestimmt noch eine Weile dauern…
Seitdem der Grieche Alexandros Maralis vor rund 10 Jahren – er arbeitete früher im ehemaligen Wörther Restaurant „Amadeus“ in der Bienwaldhalle (heute „Kalimera“, Anm.) – in das alteingesessene Gasthaus „Zum Pflug“ eingezogen ist, besitzt die einstige Tabakhochburg Hatzenbühl (bei Herxheim) wieder eine echte Dorfwirtschaft.
Eine, in der zwar auch ein paar deutsche Deftigkeiten wie Jägerschnitzel, Rumpsteak, Bratwurst und Leberknödel auf den Tellern landen, aber in der natürlich primär der griechischen Fleischküche gehuldigt wird. Und zwar im Rahmen eines bewusst auf... mehr lesen
Zum Pflug
Zum Pflug€-€€€Restaurant, Gasthaus07275617606Luitpoldstr. 83, 76770 Hatzenbühl
4.0 stars -
"Netter Abend unter Fleischgesinnten" marcO74Seitdem der Grieche Alexandros Maralis vor rund 10 Jahren – er arbeitete früher im ehemaligen Wörther Restaurant „Amadeus“ in der Bienwaldhalle (heute „Kalimera“, Anm.) – in das alteingesessene Gasthaus „Zum Pflug“ eingezogen ist, besitzt die einstige Tabakhochburg Hatzenbühl (bei Herxheim) wieder eine echte Dorfwirtschaft.
Eine, in der zwar auch ein paar deutsche Deftigkeiten wie Jägerschnitzel, Rumpsteak, Bratwurst und Leberknödel auf den Tellern landen, aber in der natürlich primär der griechischen Fleischküche gehuldigt wird. Und zwar im Rahmen eines bewusst auf
Geschrieben am 18.12.2023 2023-12-18| Aktualisiert am
18.12.2023
Besucht am 13.06.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 47 EUR
Wer zu spät schreibt, den ermahnt der Razzo. Und das vollkommen zu Recht. So geschehen vor ca. drei Monaten, als ich dessen Burghof-Rezension (aus dem September) mit dem Kommentar versah, selbst im Juni zum ersten Mal vor Ort gewesen zu sein und eine ähnlich enttäuschende Biergulasch-Erfahrung gemacht zu haben. Nun, mein werter Herr aus dem nördlichen schwarzen Walde, ich tue Buße (mit dieser Rezension) und gelobe Besserung (glatt gelogen!).
Der imposante Hoepfner Burghof ist mittlerweile über 120 Jahre alt und hat schon einiges erlebt. "Eine feste Burg ist unser Hof!" (frei nach M. Luther)
Er sollte damals die im Burgstil – auch Karlsruhe wollte endlich eine haben! – erbaute Privatbrauerei Hoepfner ergänzen und zur besseren Vermarktung des dort Gebrauten beitragen. Das war Ende des 19.Jahrhunderts und schon zu dieser Zeit wurde auch ein Biergarten angelegt, in dem bis zu 2000 Personen Platz fanden.
Da muss es früher unter den alten Lindenbäumen, die heute noch den lauschigen Freisitz begrünen, ja ganz schön trubelig zugegangen sein. Ganz im Gegensatz zu dem gemütlichen Dienstagabend, an dem ich Mitte Juni zusammen mit meinem Vater dort zum ersten Mal aufschlug. Nach einem gar nicht mal so trockenen Vortrag über Künstliche Intelligenz in den Räumlichkeiten einer Karlsruher Studentenverbindung, zu der mein Vater noch gute Kontakte pflegt, bedurfte es der flüssigen Nachbereitung. Mit anderen Worten: der Bierdurst forderte seinen Tribut!
Der Hoepfner Burghof war quasi um die Ecke und als Freund des dort produzierten Gerstensaftes war ich natürlich gespannt, wie es wohl im Inneren des traditionsreichen Gemäuers ausschauen möge. Doch das konnte ich an jenem Abend leider nicht herausfinden, da aufgrund der warmen Witterung nur der Biergarten geöffnet hatte.
Dort gab es allerdings noch jede Menge freie Plätze und so machten wir es uns auf den ungemütlichen Terrassenstühlen so bequem es eben ging. Ich war überrascht, wie ruhig und idyllisch es hier in diesem von Sandsteinmauern und Brauereigebäuden eingefassten Biergarten zuging. Relaxte Abendstimmung im Biergarten
Selbst von der (tagsüber) vielbefahrenen Haid-und-Neu-Straße war kaum etwas zu hören.
Kaum hatten wir Platz genommen, war auch schon eine der geschäftstüchtigen Servicedamen mit osteuropäischem Akzent zugegen und überreichte uns die Sammlung laminierter Speise- und Getränkeinformationen. Gleich auf der ersten Seite waren die Hoepfner Fassbiere gelistet, die man unter freiem Himmel genießen durfte. Zwei exklusive, unfiltrierte Vertreter der Gattungen „Helles“ und „Dunkles“ hatte man ebenfalls am Start.
Zugegeben, das Hoepfner-Pils schmeckt mir besser als das heimische Bellheimer. Das Helle kannte ich noch gar nicht, aber allein seine Beschreibung – „süffig und erfrischend“ – reichte aus, um den ersten Schoppen (5,20 Euro) davon zu ordern. Es sollten noch zwei weitere folgen, was problemlos ging, da mich die S5 wieder sicher zurück nach Wörth bringen sollte.
Ich muss schon gestehen, dass mir dieses Bier wirklich verdammt gut schmeckte. Das wirklich exzellente Burghof-Helle
Mit dem obligatorischen Nebeneffekt, dass sein Konsum bei mir wie immer appetitanregend wirkte. Vom eigentlichen Plan, hier nur etwas trinken zu wollen, wurde spätestens nach der ersten Halben abgewichen. Ich durchforstete „hopfengesteuert“ die risikoarme, auf die gängigen Klassiker beschränkte Auswahl an deftigen Gutbürgerlichkeiten der hiesigen Brauhausküche.
Der Burghof Bierbraten klang verlockend, hatte aber Rotkraut mit bei, was nicht so ganz zu einem lauen Sommerabend passen wollte. Nun gut, dann eben das Biergulasch vom Rind mit hausgemachten Spätzle für städtische 15,90 Euro. Meinen Vater animierte das zur Bestellung eines Flammkuchens „Elsässer Art“ (10,90 Euro), also einen mit Zwiebeln, Speck und Schmandcrème belegten Rustikalfladen, wie man ihn eigentlich nur in Grand Est essen sollte.
Zum zweiten Schoppen Burgbräu kam dann auch das Essen. Der Service war hier wirklich auf Zack, das musste man den Burgfäuleins lassen. Auf einem nicht gerade schüchtern portionierten Spätzlehügel – ja ich glaube die waren tatsächlich selbstgepresst – thronte die braune Gulaschmasse wie frisch aus der lange warmgehaltenen Kanone geschossen. In dem Fall dann doch lieber Bier als Gulasch!
Dem Rindfleisch fehlte komplett das Saftige. Dafür war es so mürbe geköchelt, dass man das Messer getrost beiseitelegen konnte. Geschmacklich ging es im überwürzten Saucenbad unter. Heiliger Sankt Maggi, da wurde anscheinend ordentlich nachgeholfen. Ansonsten konnte ich mir diese hart an der Schwelle zur Penetranz stehende Salzwürze nicht erklären. Die dunkle Farbe der Gulaschtunke kündete von der Verwendung von Zuckercouleur, ihre eingedickte Textur von Soßenbinder. Sicher ein beliebter Hauptgang in jeder AFD-Kantine...
Kurzum: für die knapp 16 Euro hätte ich da ein deutlich besseres „Handwerk“ erwartet. Kann sein, dass die gerade von Heidelberg auf der Durchreise befindlichen Touristen aus Japan das anders sehen, wenn sie tatsächlich auf überwürzte deutsche Hausmannskost auf durchschnittlichem Kantinenniveau stehen sollten, aber jeden etwas anspruchsvolleren Kostgänger packt bei solch liebloser Huschhusch-Küche das kalte Gaumengrausen.
Kein Wunder, dass ich noch eine dritte Halbe brauchte, um von diesem totgepulverten Soßeninferno wenigstens einen Teil verputzen zu können. Wäre ich noch länger gesessen, hätte sich Schoppen Nr. 4 gleich in den Dienst des Nachdurstes stellen können. Dazu kam es dann aber aus zeitlichen Gründen nicht mehr.
Noch ein paar Worte zur optisch gar nicht so unappetitlich daherkommenden „Tarte Flambée“. Badischer Flammkuchen
Mein Alter Ego, der Elsassinator, der mich bei meinen Besuchen im Grand Est immer begleitet, hätte wohl den zu dicken Boden und die viel zu üppige Auflage dieses massiv überzwiebelten Backwerks angemahnt. Fast von allem zu viel...
Was die Petersilie darauf zu suchen hatte, wäre wohl seine zweite Frage an den „Flammkoch“ gewesen.
Dass man mit der wichtigsten Komponente, der cremigen Basis aus Schmand, Crème fraiche oder beidem, so verdammt sparsam umging, passte da natürlich ins Bild. Klar waren auch die Schinkenwürfel viel zu salzig. Dabei weiß jeder, der sich in diesem Metier nur halbwegs auskennt, dass die Wahl des Specks über das Gelingen dieser Elsässer Traditionsbackware entscheidet.
Da war von meinem Vater kulinarische Nachsicht verlangt. Keine Ahnung, ob ihm die salzige Schinkenauflage später am Abend noch zu schaffen machte. Darüber liegen mir keine Informationen mehr vor.
Zusammenfassend lässt sich der Besuch im Biergarten des Hoepfner Burghofs als geselliger Bierabend mit kulinarischer Fußfessel betiteln. Das dort genossene Helle hätte eine deutlich bessere Speisebegleitung verdient gehabt. Sollte ich mal wieder dort zugegen sein, würde ich mich mit einer Brezn zum Bier zufriedengeben. Zur Not eine selbst mitgebrachte vom Bäcker meines Vertrauens…;-)
Wer zu spät schreibt, den ermahnt der Razzo. Und das vollkommen zu Recht. So geschehen vor ca. drei Monaten, als ich dessen Burghof-Rezension (aus dem September) mit dem Kommentar versah, selbst im Juni zum ersten Mal vor Ort gewesen zu sein und eine ähnlich enttäuschende Biergulasch-Erfahrung gemacht zu haben. Nun, mein werter Herr aus dem nördlichen schwarzen Walde, ich tue Buße (mit dieser Rezension) und gelobe Besserung (glatt gelogen!).
Der imposante Hoepfner Burghof ist mittlerweile über 120 Jahre alt und hat... mehr lesen
2.5 stars -
"Kulinarisch gesehen leuchtet hier nur das Burghofbier so richtig hell!" marcO74Wer zu spät schreibt, den ermahnt der Razzo. Und das vollkommen zu Recht. So geschehen vor ca. drei Monaten, als ich dessen Burghof-Rezension (aus dem September) mit dem Kommentar versah, selbst im Juni zum ersten Mal vor Ort gewesen zu sein und eine ähnlich enttäuschende Biergulasch-Erfahrung gemacht zu haben. Nun, mein werter Herr aus dem nördlichen schwarzen Walde, ich tue Buße (mit dieser Rezension) und gelobe Besserung (glatt gelogen!).
Der imposante Hoepfner Burghof ist mittlerweile über 120 Jahre alt und hat
Besucht am 08.06.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 31 EUR
Einfach mal der ordinären Raststättengastronomie ein Schnippchen schlagen. Das sagten wir uns als wir Anfang Juni auf dem Heimweg von Solingen in Richtung Pfalz unterwegs waren. Und so fuhren wir nicht mal eben schnell „rechts raus“, sondern von der Autobahn ab, um im nächstgelegenen Ort in einer medial gut beleumundeten Gastronomie eine wildgeschnetzelte Mittagsrast einzulegen.
Die A61 kann sich ja manchmal ganz schön ziehen. In der Nähe von Rheinböllen, am nördlichen Ausläufer des Soonwaldes, verließen wir die durch mehrere Mittelgebirge führende Schnellstraße und meisterten kurz darauf den kurzen Anstieg zur auf etwas über 500m Meereshöhe gelegenen Waldgaststätte Emmerichshütte, die meine Frau als lohnende Einkehradresse nach ausgiebiger „Googelei“ ihrem Fahrer wärmstens ans Herz gelegt hatte.
Aus der vom Köhler Emmerich Schneid im Jahr 1732 (!) an Ort und Stelle errichteten Hütte, ist ein gutbürgerliches Ausflugslokal mit Platz für bis zu 60 Personen in Inneren geworden. Im Jahr 2010 wurde die Waldgaststätte modernisiert und umgebaut. Davon zeugte auch die hübsch angelegte, mit ausreichend Sonnenschirmen bestückte Außenterrasse, auf der wir an diesem warmen Frühsommertag die letzten freien Plätze ergattern konnten. Blick von der Außenterrasse zur "Hütte"
Netterweise durften wir uns zu drei älteren Damen aus der Region dazu setzen. Schnell kam man mit ihnen ins Gespräch. Dem Charme der redseligen Durchreisenden (und ihrem quirligen Töchterchen) erlagen sie bald und es entwickelte sich ein unterhaltsamer Plausch mit Einheimischen, die dieses Gasthaus schon seit vielen Jahren ansteuern.
Sie lobten die hier servierte Hausmannskost gutbürgerlicher Prägung, die mir bereits bei unserer Ankunft mit Hirschsteak, Saftgulasch und Wildgeschnetzeltem auf diversen Empfehlungstafeln auf sympathisch fleischlastige Art und Weise aufgefallen war. Empfehlungen gab es derer viele...
Am Nachbartisch wurde sich gerade über ein derart gewaltiges, mit frischen Champignons und Käse überbackenes Schnitzel Wiener Art, das locker jeden ausgehungerten Waldarbeiter rundum sorglos und satt ins nächste Fresskoma sediert hätte, hergemacht, dass mir bei den hier vorherrschenden Portionsgrößen doch ein wenig angst und bange wurde.
Doch zuerst perlte ein gut gekühltes Mineralwasser der Marke „Schwollener Gourmet“ (0,5l für 3,80 Euro) in unseren Gläsern. Aus Koffeingründen orderte ich ausnahmsweise mal eine große Cola (0,4l für 4,20 Euro). Den Durst bekämpfend unterm Sonnenschirm
Schließlich musste ich nach dem Essen auf das "Herrenalber Verdauungsschläfchen" (feststehender Begriff in der Pfalz, Anm.) verzichten und meine beiden Damen noch sicher nach Hause kutschieren.
Die Pizza vom Vorabend, deren zweite Hälfte ich ein paar Stunden zuvor zum Frühstück verspeiste, hemmte meinen Bestellermut. Und meiner Frau war das Speisenangebot viel zu eindimensional gestrickt, sprich ohne wirkliche vegetarische Alternativen.
Die Wildspezialitäten aus dem Soonwald lachten mich allesamt an. Wildburger, Wildbratwurst, Wildhacksteak und ein Köhlerschmaus hätten wohl jedem echten Waidmann kulinarisches Heil bedeutet. Da fiel mir das Wildgeschnetzelte mit Paprika und Spätzle (19,50 Euro) von der Schiefertafel wieder ein. Nachdem mir meine Frau ihre Solidarität bei der Verspeisung zugesichert hatte, orderte ich einmal das Geschnetzelte „Soonwalder Art“, das wir uns wenig später teilten.
Unserem Töchterlein gefiel es ebenfalls hier, war doch ein kleiner Spielplatz mit Sandgrube in direkter Reichweite und ringsherum genug Platz zum Toben. Auch sonst gab es an den „äußeren Umständen“ wenig auszusetzen. Außer vielleicht der Tatsache, dass es hier zuging wie auf einem gut besuchten Wochenmarkt. Typischer Feiertagsandrang (Fronleichnam) bei gutem Wanderwetter! Keine Ahnung, wie der Service diesem Ansturm Herr bzw. Frau wurde, aber die Bedienungen schienen mit einer solchen Auslastung in keiner Weise überfordert zu sein. Ganz im Gegenteil, das ging alles recht zügig und flott über die Bühne.
Selbst drinnen waren ein paar Tische belegt, wie ich beim Gang zu den Toiletten erstaunt feststellte. Die sehr sauberen und gepflegt wirkenden Nassräume ließen mich kurz über die nicht immer ganz so „sanifairen“ Verhältnisse auf Autobahnraststätten schmunzeln. Auch sie bestätigten unsere Entscheidung, diese etwas weiter von der Autobahn entfernte Rastmöglichkeit gewählt zu haben.
Wieder draußen an der warmen Luft dauerte es nicht mehr lange bis die in ausreichend Sauce schwimmenden Fetzen vom Schwarzwild an unseren Tisch gebracht wurden. Wildes Geschnetzeltes mit Paprika und Spätzle
Neben der Soonwalder Saucenplatte hatte sich „Mount Bürger“, also ein ordentlicher Berg Tütenspätzle aufgetürmt. Gut, dass wir nur dieses eine Hauptgericht zu bewältigen hatten, denn das Gelieferte reichte auch locker für zwei nicht gerade vorm Hungertod stehende Mittagstischler.
Die Sauce hatte durchaus Substanz. Vielleicht wurde ihr mit ein paar pulverisierten Helferlein geschmacklich ein wenig auf die Sprünge geholfen. Aber wenn, dann eher subtil. Das konnte man durchaus essen, zumal auch das Fleisch vom Schwarzkittel recht zart ausfiel. "Ich bin in Hitze schon seit Tagen, so werd ich mir ein Schwarzwild jagen..." (frei nach T. Lindemann)
Hatte man mir etwa versehentlich ein paar Streifen vom Kahlwild untergemischt? Egal, zusammen mit der dank Paprika um ein paar fruchtig-herbe Noten ergänzten Tunke machte dieser gutbürgerliche Hausmannslunch zumindest eines, nämlich wunderbar satt.
Trotz nicht gerade homöopathischer Verwendung von Salz, hielt sich mein Nachdurst später in Grenzen. Und wie der Eiskaffee (4,20 Euro) schmeckte, den sich meine Gattin danach gönnte, kann sich wohl jeder denken. Exakt so, wie ein kalter, mit Vanilleeis und Sahne veredelter Koffeinspender im Sommer eben schmeckt.
Gestärkt und gesättigt machten wir uns danach auf den Weg, um die letzte Etappe in Richtung Heimat in Angriff zu nehmen. Die Emmerichshütte würde ich für eine zünftige Rast jederzeit wieder ansteuern. Die Preise liegen zwar etwas über dem gewohnten „Pfälzerwald-Niveau“, aber die erstaunliche Auswahl an Wildgerichten und die schöne Lage lassen mich locker darüber hinwegsehen. Und naturnaher als jede Autobahngastro-Erfahrung war unser kleiner kulinarischer Abstecher in den nördlichen Soonwald allemal.
Einfach mal der ordinären Raststättengastronomie ein Schnippchen schlagen. Das sagten wir uns als wir Anfang Juni auf dem Heimweg von Solingen in Richtung Pfalz unterwegs waren. Und so fuhren wir nicht mal eben schnell „rechts raus“, sondern von der Autobahn ab, um im nächstgelegenen Ort in einer medial gut beleumundeten Gastronomie eine wildgeschnetzelte Mittagsrast einzulegen.
Die A61 kann sich ja manchmal ganz schön ziehen. In der Nähe von Rheinböllen, am nördlichen Ausläufer des Soonwaldes, verließen wir die durch mehrere Mittelgebirge... mehr lesen
3.5 stars -
"Wildgeschnetzelte Mittagsrast im Soonwald" marcO74Einfach mal der ordinären Raststättengastronomie ein Schnippchen schlagen. Das sagten wir uns als wir Anfang Juni auf dem Heimweg von Solingen in Richtung Pfalz unterwegs waren. Und so fuhren wir nicht mal eben schnell „rechts raus“, sondern von der Autobahn ab, um im nächstgelegenen Ort in einer medial gut beleumundeten Gastronomie eine wildgeschnetzelte Mittagsrast einzulegen.
Die A61 kann sich ja manchmal ganz schön ziehen. In der Nähe von Rheinböllen, am nördlichen Ausläufer des Soonwaldes, verließen wir die durch mehrere Mittelgebirge
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Ein Besuch dieser nur noch fragmentarisch erhaltenen Felsenburg drängt sich auch weniger lauffreudigen Naturliebhabern auf, da der Anstieg auf den rund 440 Meter hohen Kegel des Schloßbergs, auf dem sich die Mitte des 12.Jahrhunderts erbaute Reichsburg befindet, recht kurz ist und die wenigen, etwas steileren Abschnitte mühelos bewältigt werden können.
Neben der wunderschönen Aussicht auf die bewaldeten Hügel und die gut versteckten, roten Sandsteinfelsen der Umgebung, zählt die Existenz eines sehr empfehlenswerten, am Fuß der Lindelbrunn gelegenen Ausflugslokals zu den Hauptargumenten für einen Abstecher nach Vorderweidenthal.
Denn hat man erst einmal die recht enge, kurz vor dem Örtchen abzweigende Straße passiert, wartet dort nicht nur ein ausreichend großer Wanderparkplatz, sondern eben auch das nach dem Pfälzer Forstwissenschaftler Heinrich Cramer benannte Cramerhaus. Was im Jahr 1934 als einfache Wanderhütte begann, entwickelte sich in der Folgezeit zu einer veritablen Waldgaststätte, in der sich Wanderer und Erholungssuchende bei gutbürgerlicher Pfalzküche stärken können.
Da geht's rein ins Cramerhaus!
Zwei Jahrzehnte lang wurde das Cramerhaus, das auch 13 Doppel- und Dreibettzimmer sowie ein großzügiges Apartment für Übernachtungsgäste bereithält, von Inge und Mathias Becker mit viel Herzblut geführt und zu dem gemacht, was es heute ist. 2022 verkaufte die Familie Becker ihr Schmuckkästchen an Jean-Pierre Baron, den Geschäftsführer der Pro Jagdkonzept GmbH.
Zusammen mit seinem Kompagnon und Freund aus Schultagen Uli Osterheld, der mit seiner Familie im benachbarten Forsthaus wohnt, führt er seitdem das idyllisch gelegene Traditionslokal. Und das nach wie vor mit großem Erfolg.
Schuld daran ist vielleicht auch das neue Konzept, bei dem verstärkt auf Wildfleisch aus der eigenen Jagd gesetzt wird. Die Jagdhütte befindet sich schließlich nur ein paar Meter weiter und mit den beiden neuen Betreibern, zwei passionierten Jägern und Jagdkonzeptlern, war dieser Schritt nur logisch.
Genug der Vorgeschichte und hinein ins schmucke Anwesen. Es war Mitte August und wir zeigten zwei Pfalzbesuchern, wie schön unsere Heimat ist. Nachdem wir sie den Weg zur Burg hinauf und wieder hinunter gescheucht hatten, kehrten wir spontan im Cramerhaus ein.
Es war ein herrlicher Sommertag und auf der großen, kinderfreundlich angelegten Gartenterrasse ging es sehr beschaulich zu.
Draußen im Grünen
Pfälzerwald-Idylle pur!
Nun, es war Ferienzeit und das Wetter passte, aber unter der Woche hält sich der Ansturm meist in Grenzen.
Wir nahmen draußen auf leidlich bequemem Gartengestühl Platz und durchblätterten die bereits ausliegenden Speisen- und Getränkekarten. Bestellt wird hier übrigens drinnen an der Theke. Wenn der mitgegebene Pager bzw. das „Bing-Gerät“ (Danke Manowar!) brummt, macht man sich auf den Weg, um das bestellte Essen abzuholen. Die Getränke erhält man dagegen gleich nach Bestellung an der Theke ausgehändigt. Damit auch ja keiner verdurstet.
Drinnen geht es rustikal zu
Ich gönnte mir an jenem sonnigen Donnerstagmittag eine gut gekühlte Rieslingschorle. Natürlich aus dem Schoppenglas – alles andere würde ja auch den Pfälzer Schorlegott erzürnen. Dieser wird hier übrigens für (noch) faire 4,50 Euro unters durstige Volk gemischt. Um mich herum ging es dagegen alkoholfrei zu. Der halbe Liter Mineralwasser wurde mit 3 Euro berechnet.
Ein Glas Apfelschorle fürs Töchterlein (0,3l für 3,30 Euro) und eine große Kirschschorle (0,5l für 4,50 Euro) fanden ebenfalls den Weg an unseren Tisch. Irgendjemand kippte sich auch noch ein alkoholfreies Weizenbier (0,5l für 4,50 Euro) rein. Pfui Deiwel!
Beim Essen sollte es bald wesentlich wilder zugehen. Für die Dame mit halbem Hunger gab es einen kleinen Wurstsalat mit Brot (8,50 Euro), ihr ständiger Begleiter ergötzte sich an einem deftigen Wildragout mit Spätzle und Salat (18,90 Euro), einem waschechten Waidmannsteller nach Art des Hauses.
Ordentlicher Waidmannsteller!
Dem Pfalznovizen gefiel sein süffiges Schmorgericht und auch seine Lebensabschnittsgefährtin schien mit ihrem sauer angemachten, mit reichlich Zwiebel und Gurke versehenen Wurstsalat ziemlich zufrieden zu sein.
Der kleine Wurstsalat mit Brot (für den kleinen Hunger)
Mich gelüstete es nach einem schiefen „Wildsack“ (13 Euro). Jenem aus einer Bratwurst und einem Leberknödel bestehenden Pfälzer Waldhüttenklassiker, den erst ein stattlicher Sauerkrauthügel adelt.
Der schiefe "Wildsack"
Nur dass hier die herzhaften, von fachkundiger Metzgerhand erzeugten Schweinereien mit reichlich Wildfleischanteil auf dem Teller landeten, was sie mit einer noch kräftigeren Fleischnote ausstattete. Besonders die saftige Bratwurst fiel zum Zunge schnalzen lecker aus.
What a Wurst!
Meine Gattin bestellte ebenfalls das Wildragout mit Spätzle und Salat (18,90 Euro), das als lange geschmortes Schwarzkittelgulasch im Grunde keines Messers bedurfte, um es zu verzehren. Es fiel derart mürbe aus, dass es förmlich auf der Zunge zerging.
Pulled wild boar mit viel Sooß!
Zum üppig bemessenen, in dunkler Wildsoße ertränkten Fleischgericht gesellten sich noch eine halbe Birne, etwas Preiselbeermarmelade und ein ansehnlicher Spätzleberg – nicht selbstgemacht, dafür aber gut zugekauft – hinzu.
Waldragout mit Spätzle
Ein Teller, der jeder hungrigen Wandersfrau zur vollständigen Sättigung gereicht hätte. Vom dazu gelieferten, schmackhaft angemachten Blattsalat ganz zu schweigen.
Beilagensalat zum Wildragout
Ja, die Portionen sind hier eher was für Gut- und Gerneesser. Aber frischer Luft und zurückgelegten Wanderkilometern wird ja häufig appetitsteigernde Wirkung nachgesagt. Also passte das auch portionsmäßig zur Umgebung.
Wir genossen unser spätes Mittagessen unter freiem Himmel, blickten hoch zur über uns thronenden Burg Lindelbrunn und hinüber zum Spielplatz, wo es sich unsere Kleine im Sandkasten bequem machte.
Freisitz mit Burgblick
Natürlich bemerkte sie die neben dem Ausschanktresen platzierte Kühltruhe, in welcher verschiedene Sorten „Roberto-Eis“ in 200ml-Bechern lagerten.
Der ebenfalls aus dem Pfälzerwald (Gossersweiler-Stein) stammende Roberto Soravia gilt bei uns als lokale Größe in Sachen Speiseeis und taucht mit seinem Eisauto zu festen Zeiten in bestimmten Ortschaften der Region auf. Auch in Steinweiler, meinem früheren Wohnort, stand er regelmäßig vor dem Gemeindehaus. Klar, dass wir da nicht umhinkamen, auch unser Töchterchen mit einem Becher Schoko-Eis von Roberto zu erfreuen.
Als wir Anfang September im Anschluss an einen kleinen Familienausflug in den Wild- und Wanderpark bei Silz wieder im Cramerhaus aufschlugen, wollte die ältere meiner beiden Herzensdamen unbedingt wieder vom Wildragout naschen, was sie dann auch ohne Umschweife tat. Sachen gibt’s. Ich beschied mich dagegen ganz asketisch mit einem Paar wilder Weißwürste mit Brezel (ohne „tz“…) und süßem Senf (10,50 Euro).
Klassisches Weißwurstgedeck
Es war das erste Mal, dass mir Wildfleisch in einem blassen Brätling unter Messer und Gabel kam. Die im Petersilienwasserbad servierten Würste schmeckten etwas kräftiger als ihre bleichen Artverwandten und hatten zudem ein tolles Kräuteraroma.
Wildweißwürste im Petersilienbad
Dass da der süße Senf von Händlmeier aus dem Tütchen kam und die Aufbackbrezel etwas zu viel Salz abbekommen hatte, konnte mein spätes Weißwurstfrühstück nicht im Geringsten trüben.
Das Cramerhaus kann ich jedem Pfälzerwaldbesucher mit Wildfleischaffinität nur wärmstens empfehlen. Ob nur zur Rast oder zur längeren Einkehr, hier lässt es sich verdammt gut aushalten. Das weitläufige Außengelände ist besonders für Familien mit Kindern sehr attraktiv, da hier den Kleinen viele Spielmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die Qualität der Speisen stimmt und die Preise für feste und flüssige Nahrung bewegen sich auch im vernünftigen Rahmen.
Derzeit wird die Küche komplett saniert, weshalb das Cramerhaus bis zum April noch geschlossen bleibt. Die Idee, hier meinen runden Geburtstag im Sommer nachzufeiern, besteht bereits. Mal schauen, wie ich sie umgesetzt bekomme.
Auf jeden Fall freue ich mich schon auf den nächsten Familienausflug zu dieser „wilden“ Waldgaststätte, den wir selbstverständlich wieder mit einer kleinen Wanderung zur Burg verknüpfen werden. Denn nicht nur der gipfelstürmende Sandsteinkletterer weiß, dass der Pfälzerwald von oben betrachtet immer noch am schönsten ist.