"Zart, saftig und aromatisch – ein prächtiges US-Roastbeef nicht in, sondern im Laredo"
Geschrieben am 14.09.2015 2015-09-14 | Aktualisiert am 14.09.2015
"Touristen willkommen! Anspruch zu Hause lassen!"
Geschrieben am 21.05.2015 2015-05-21 | Aktualisiert am 21.05.2015
Bei Fleisch fällt mir Laredo ein. Nein, nicht die texanische Grenzstadt am Ufer des Rio Grande, sondern das Ende April 2015 eröffnete Laredo am Ufer der Sieg. Also mache ich mich mit meiner Frau zur Wahnbachtalstraße in Siegburg auf.
Das Ambiente ****
Das Laredo liegt ein wenig abseits der vielbefahrenen Landstraße 316, der Wahnbachtalstraße an einem alten Arm der Sieg. Mächtige Bäume ringsum schirmen das Lokal von der Straße ab und tragen mit der Lage an der Sieg zu einem gefälligen Gesamtbild des weiß gestrichenen bungalowartigen Gebäudes bei. Zwischen Gebäude und Sieg bietet eine Terrasse und ein Biergarten hinreichend Platz für die Außengastronomie. Direkt vor dem Laredo gibt ein großer Platz Raum zum Parken. Wir haben Glück, gerade noch einen freien Parkplatz zu finden.
Das Restaurant wird geprägt durch einen großen Saal mit langer Fensterfront zur Sieg hin. Längs der Fensterfront können die Gäste auf einer langen, mit anthrazitfarbigem Kunstleder bezogenen Bank vor blanken Holztischen, umsäumt von gemütlichen Stühlen, die wie die Bank bezogen sind, Platz nehmen. Auf der fensterabgewandten Seite wiederholt sich diese Tischanordnung. Zwei rötliche Wände in der Mitte des Raumes, bis auf Tischbreite in den Raum ragend, lockern den Saal in zwei Hälften auf. Ein in Schwarzweiß gehaltenes Bild vom Market Plaza und der Flores Avenue im texanischen Laredo längst vergangener Zeiten lockert die weiße Wand gegenüber der Fensterfront auf.
Im vorderen Bereich des Raumes läßt sich auf einer Theke, so lang, wie man sie aus Saloons in Westernfilmen kennt, das Whiskey-Glas zum Siegburger Cowboy schieben – zumindest in der Karnevalszeit.
So voll wie der Parkplatz ist, ist auch der "Saloon". Auch hier haben wir Glück, noch einen freien Tisch zu ergattern. Jung und Alt füllt den Saal, entsprechend hoch ist der Geräuschpegel. Doch dieser Geräuschpegel soll unsere Bewertung des Ambientes nicht abwerten, ist er doch vielmehr ein Zeichen für eine augenscheinliche Beliebtheit des Restaurants. Umgebung und Athmosphäre stufen wir als gut ein, deshalb vier Sterne für das Ambiente.
Der Service ****
Mehrere Servicedamen und -herren, alle erkennbar an einheitlichen schwarzen T-Shirts und langen Schürzen, bedienen, ja wieseln förmlich durch das Lokal. Wir werden freundlich von einer Dame begrüßt, die uns zu einem freien Tisch leitet. Bedient werden wir den Abend über vorwiegend von einer anderen Dame, die ebenfalls sehr freundlich auftritt. Sie ist gastzugewandt, fragt mehrfach nach unserer Zufriedenheit mit den Speisen und macht ihren Job professionell.
Der Service verdient das Prädikat "gut", vier Sterne.
Das Essen ****/*****
Die Dame, die uns vorwiegend den Abend über bedient, ist schnell bei uns, um nach unseren ersten Getränkewünschen zu fragen, während wir die Speisekarte studieren, die wir in einem Ständer auf dem Tisch vorfinden. Sie notiert für meine Frau ein Acqua Morelli (dreiviertel Liter für 5,90 €) und ein Bitburger (0,3 l für 2,10 €) für mich. Wir haben Zeit für die Speisenauswahl.
Die Karte listet Suppen, Salate, Appetizers, Subs and Wraps, Burger, Mexikanisches, Steaks, Laredo-Spezialitäten von Geflügel, Lamm, Schwein und Rind, Fisch, Pasta und Desserts auf. Die Preise liegen im Rahmen des Üblichen in rheinischen Mittelstädten, bei Spezialitäten wie US-Beef liegen sie um die drei Euro über dem Preisniveau argentinischer Steaks.
Die Speisekarte findet sich auf den Webseiten der hier bei GastroGuide verlinkten Web-Seiten des Laredo.
Meine Frau und ich entscheiden uns für jeweils ein
– U.S. Roastbeef, 250 gr. zu 21,90 € und als Beilage zu
– spicy hot wedges zu 2,90 €.
Zu den Steak-Gerichten wird standardmäßig ein kleiner gemischter Salat und eine Pfeffersauce gereicht. Statt der Pfeffersauce bitte ich um Chimichuri, der Austausch mache keine Probleme, sagt uns unsere Servicedame. Später erhalte ich aber beides, Pfeffersauce und Chimichuri. Ich akzeptier's, bereue es auch nicht, und wir bekommen das Chimichuri mit 1,20 € wie in der Speisekarte ausgewiesen in Rechnung gestellt.
Kaum hat unsere Dame unsere Bestellung in ihren elektronischen Kommunikator zur Küche eingetippt, grüßt die Küche schon mit frischem Baguette und hausgemachtem Aioli. Das Amuse gueule wird seiner französischen Bezeichnung gerecht. Unser Gaumen ist amüsiert, Aioli und das frische Baguette munden gut.
Wenig später bringt uns unsere Dame im schwarzen T-Shirt die Salate. Blattsalate, Möhrenraspel, Gurkenscheiben, ein Tomatenachtel, Mais, Oliven – grün und schwarz – und Radieschen finden sich auf unseren Salattellern. Angemacht ist das pflanzliche Potpourri mit einem Essig-Öl-Kräuterdressing. Der Salat ist frisch und knackig, nichts auszusetzen.
Wir warten nicht viel länger, als die Zubereitungszeit es erfordert, auf unsere US-amerikanischen Fleischscheiben – in Anbetracht des vollen Lokals eine gute Leistung der Küche. Auf einem Blatt (Ist es ein Stück aus einem Bananenblatt?) liegt auf meinem Teller zwischen einem Töpfchen mit Chimichurri und Pfeffersauce ein Fleisch-Viereck, wohlgeröstet und appetitlich. Bei meiner Frau sieht der Teller gleichermaßen aus, es fehlt natürlich das Chimichurri-Töpfchen.
Das Roastbeef ist butterweich, erinnert eher an Filet, und ist wie bestellt medium gegart. Es hat ein gutes Röstaroma, ist saftig und läßt geschmacklich nichts zu wünschen übrig.
Die angeblich würzigen, scharfen Kartoffelspalten – so sei "spicy hot" übersetzt – finden sich jeweils in einer beigestellten Schale. Sie sind gut gebräunt, knusprig frittiert und nicht fettig. Allerdings ist es mit den "spicy" und "hot" so eine Sache. Uns kommen die Kartoffelspalten eher als "hardly spicy and hot" daher, mag aber auch an unserem an Schärfe gewöhnten Geschmack liegen. Sie schmecken trotzdem.
Die Pfeffersoße, eine Rahmsauce mit grünem Pfeffer, schmeckt leicht säuerlich und pikant. Sie übertrifft geschmacklich meine Erwartungen und hat im Nachhinein meine zusätzliche Chimichurri-Bestellung wegen meines Hangs zu Scharfgewürztem überflüssig gemacht. Das Chimichurri ist auch pikant, aber nicht pikanter als die Pfeffersoße.
Als "Nachtisch" gibt es für mich noch einen Fernet branca (2,30 € für zwei Hundertstel).
Das Roastbeef alleine hätte seine fünf Sterne verdient. Mitteln wir über die Beilagen, Salate und Saucen, so sind die fünf Sterne nicht zu halten, es bleiben aber immerhin satte viereinhalb Sterne.
Die Sauberkeit ****
Nichts zu bemängeln, die Toiletten sind sauber, der Gastraum samt Tischen, Tellern und Bestecken auch. Vier Sterne!
Das Preis-/Leistungsverhältnis ****/*****
Service und Essen liegen in der Kategorie gut bis ausgezeichnet. Die Preise sind nicht überzogen, für die Qualität der Speisen angemessen. Das Preis-/Leistungsverhältnis ordnen wir als mehr als gut ein, deshalb auch hier viereinhalb Sterne.
Das Fazit ****/*****
Wir geben für den Gesamteindruck auch viereinhalb Sterne. Das Roastbeef, sozusagen das Schwergewicht im Rahmen der Bewertung, läßt uns die ansonsten mehrheitlich gute Bewertung in den einzelnen Kategorien auf mehr als vier Sterne anheben. Das Laredo empfiehlt sich unbedingt mit seinen amerikanisch-mexikanischen Fleischzubereitungen. Wir gehen gerne wieder hin.