"Das erste Haus am Platze"
Geschrieben am 09.01.2020 2020-01-09 | Aktualisiert am 10.01.2020
"Kein Chili in Chile, und fast kein Cilantro"
Geschrieben am 29.12.2019 2019-12-29 | Aktualisiert am 29.12.2019
"Der Schaber von Bad Herrenalb"
Geschrieben am 28.12.2019 2019-12-28 | Aktualisiert am 28.12.2019
"Zu Mittag Seniorenteller, zum Kaffee den besten Kuchen der Region"
Geschrieben am 27.11.2019 2019-11-27 | Aktualisiert am 29.11.2019
"Bestes Eis der Stadt!"
Geschrieben am 03.09.2019 2019-09-03 | Aktualisiert am 05.09.2019
Die Klosterscheuer ist und bleibt das Aushängeschild der Herrenalber Gastronomie. Trotzdem lag unser letzter Besuch inzwischen dreieinhalb Jahre zurück; das hing aber auch damit zusammen, dass es uns daheim am besten schmeckt und wir eigentlich nur dann auswärts essen, wenn es in der 25 Kilometer entfernten großen Stadt etwas zu erledigen gibt.
Man hat durchgehend geöffnet, zwischen 14:00 und 17:00 Uhr wird allerdings nach einer kleineren Karte gekocht.
Im Eingangsbereich sah es dafür, dass der Dreikönigstag schon deutlich vorbei war, noch ziemlich nach Weihnachten aus.
Drinnen ist es wegen der kleinen Fenster und der sparsamen Beleuchtung etwas dämmrig, das passt aber eigentlich zu den ganzen klösterlichen und nichtklösterlichen Artefakten, mit denen der Gastraum großzügig ausstaffiert ist, und auch zu den unbekannten Vorfahren, die einen streng beim Essen zuschauen.
Was uns nicht so gefällt, ist die sehr enge Möblierung – zwischen den Tischen ist gerade mal eine Hüftbreite Platz, das heißt, wenn man da durch will, muss man sich im Krebsgang bewegen, und von den Nachbartischen dringt lauter Information auf einen ein, die einen nichts angeht. Andererseits hilft das natürlich, den Gästeansturm zu bewältigen: An einem ordinären Donnerstag wie heute hatten wir zur fortgeschrittenen Mittagszeit gerade noch ein Tischchen für zwei erwischt. Und ich finde, es spricht auch für das Haus, dass ein großer Teil der Gäste vom Ort kommt.
Das kommt natürlich nicht von ungefähr, und damit wären wir beim Essen. Der Hauptgrund für die mittägliche Fülle schien uns die Mittagskarte mit fünf Gerichten zu je 10 Euro zu sein. Das ist jetzt nicht unschlagbar billig, aber die Spaghetti zum Beispiel, die nebenan auf den Tisch kamen, sahen so aus, als täten sie den Preis rechtfertigen.
Die nicht übermäßig lange Hauptkarte findet man mehrsprachig im Internet. Sie ist im Großen und Ganzen regional geprägt; die Forellen zum Beispiel kommen von gleich überm Berg aus dem Eyachtal.
Und von denen hatte sich meine Frau eine bestellt, ein Riesentrumm, das hinten und vorne über den Tellerrand hinausragte (18,80 €), zubereitet nach Art der Müllerin und mit Kartoffeln, Mandelbutter und einem leckeren Salat serviert.
Es hat uns mit seiner knusprigen Haut und dem zarten, aromatischen Fleisch hoch zufrieden gestellt („uns“ deshalb, weil ich der schieren Größe des Tieres wegen beim Verzehr helfen musste/durfte).
Mein Forellenanteil ergänzte meinen oder vielmehr des „Ritters Fischteller“ (19,80 €) insofern recht gut, als dieser zwar einen außen schön knusprigen, innen noch leicht glasigen Lachs, eine Scheibe vom hier so genannten Butterfisch, den ich beinahe für ein Schwertfischjunges gehalten hätte, ein auf der Haut gebratenes Wolfsbarschfilet und eine fette, sauber entdarmte Garnele enthielt, aber keine Forelle. (Wenn die alten Rittersleut geahnt hätten, was sie eines Tages alles gegessen haben würden!) Das Ganze lag auf einem appetitlichen Bettchen aus diversen knackigen Gemüsen, umgeben von einer dezenten Weißweinsauce, und kam mit einem Schüsselchen Tagliatelle, die ich mir erlaubte, mit der Mandelbutter etwas aufzumuntern. Auch hier gab es eigentlich nichts zu kritisieren, außer vielleicht das sehr sparsam gesalzene Nudelwasser, aber das ist schon beinahe kleinlich zu erwähnen.
So viel Lob hatte sich der Nachtisch leider nicht verdient. Eigentlich hätte meine Frau wie immer gerne etwas Sorbet zum Abschluss gehabt, aber es gab nur ein paar Sorten gekauftes Milcheis, von denen besonders das Erdbeereis durch sein synthetisches Aroma unangenehm auffiel. Wenn das nicht gewesen wäre, hätte es für das Essen eine glatte Fünf gegeben (natürlich die gute GG-Fünf, nicht die aus der Schule).
Und noch ein kleiner Kritikpunkt: Man hat sich offenbar Gedanken gemacht, ein Besteck aufzulegen, dass zum geschichtsträchtigen Stil des Hauses passt. Allerdings fand ich diese schön gemusterten, aber schweren runden Griffe ziemlich unhandlich, zum Beispiel bei der Zähmung der widerspenstigen Nudeln. Da liegen abgeflachte Griffe einfach besser in der Hand.
Loben möchte ich aber noch den gut ausgestatteten Weinkeller, über den wir zum Beispiel vor zehn Jahren, als wir hierherzogen, die Durbacher Laible-Brüder überhaupt erst kennenlernten. Für Wein war es heute aber noch ein bisschen früh, da wäre mir eher nach einem Bier zumute gewesen, aber aus der kleinen, im Wesentlichen von Krombacher vorgegebenen Auswahl hatte mich keines so richtig gereizt.
Die Toiletten waren sauber, die letzte Renovierung aber schon eine Weile her. Als besonders angenehm habe ich die Stoffhandtücher empfunden, die zur Einmalbenutzung auslagen. Und, last but not least, der Service war trotz des Andrangs schnell und zuvorkommend, mit einem Wort tadellos.