"Bad Dürkheims kulinarische Aushängeschilder – Teil 1: das Genussbüro der Kolleys!"
"Super Rumpsteak"
Geschrieben am 28.05.2018 2018-05-28
"Altdeutsches Ambiente"
Geschrieben am 15.10.2017 2017-10-15
"Viele Touristen, trotzdem gut"
Geschrieben am 24.09.2017 2017-09-24
"Klosterschänke ausgebrannt"
Geschrieben am 14.07.2017 2017-07-14
Montag: | Ruhetag |
Dienstag: | Ruhetag |
Mittwoch: | 10:00 - 22:00 Uhr |
Donnerstag: | 10:00 - 22:00 Uhr |
Freitag: | 10:00 - 22:00 Uhr |
Samstag: | 10:00 - 22:00 Uhr |
Sonntag: | 10:00 - 22:00 Uhr |
Im Winterhalbjahr kann es zu kürzere Öffnungszeiten kommen
Seit 2012 wirkt hier im liebevoll renovierten Äbtissinnenhaus aus dem 11. Jahrhundert das Gastronomenpaar Kolley. Und das mit beachtlichem Erfolg. Die Küche im Käsbüro, in dem früher der Käse für den Pfalzgrafen abgeliefert werden musste und das so zu seinem ungewöhnlichen Namen kam, wurde in diesem Jahr mit einem Bib Gourmand vom Guide Michelin ausgezeichnet. Dieser attestiert dem sympathischen Küchenchef Harald Kolley und seinem Team ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Da haben sich die Inspektoren des renommierten Gastroführers nicht im Geringsten geirrt. Denn das, was wir hier im von Reben berankten Innenhof kulinarisch erleben durften, beeindruckte durch hohe Produktqualität, die uns zu äußerst fairen Preisen geboten wurde. Mit Blick auf die benachbarte Klosterkirche saßen wir inmitten einer mediterran anmutenden Genuss-Enklave, ließen uns den lauen Abendwind um die Nase wehen und fühlten uns von Frau Kolley bestens umsorgt. Um uns herum war dieser Pegel von angeregter Unterhaltung, der ein sicherer Indikator für eine vorzügliche Küche ist und der einem das Ankommen so erleichtert.
Eleganz und Behaglichkeit bestimmten die sauber eingedeckten Tische. Gleich die erste Seite der Speisenkarte lockte mit saisonalen Gaumenfreuden. Gegrillte Wassermelone mit lauwarmem Parmaschinken (13 Euro), Curry-Mangosuppe mit gebratener Jakobsmuschel (9,50 Euro), Kotelett vom Pfälzer Wollschwein (23 Euro), in Nussbutter geschwenkte Spinatknödel (16 Euro) und kurzgebratenes Thunfischsteak auf Zuckererbsen und Curryschaum (24 Euro) beinhaltete das kleine, aber feine Sommerangebot, das wir bei einem Gläschen Martini Rosso (4,80 Euro) und einem fruchtig-süßen, mit Rhabarbersirup und Mineralwasser gemixten Prosecco (6 Euro) studierten. Zwei wunschgemäß gekühlte Flaschen Mineralwasser (0,75 l für 5 Euro) stillten unterdessen unseren Ankunftsdurst.
Herzhafte Gerichte, wie etwa das Cordon Bleu vom Landschwein (17 Euro), das Rumpsteak mit Rotweinsauce und Café de Paris-Butter (22 Euro) oder die mit Schweinemedaillons im Speckmantel bestückte „Käsbüropfanne“ (19 Euro), kündeten von bodenständiger Hausmannskost, während sich Kalbslebergeschnetzeltes (19,50 Euro), Brust von der Landente auf Rahmwirsing (22 Euro) und gebratene Saiblingsfilets (21 Euro) an feinere Gaumen richteten.
Dazu wurden ausschließlich Weine aus Bad Dürkheim – viele davon im offenen Ausschank – angeboten. Neben bekannten Spitzenweingütern wie Schmitt, Fitz-Ritter und Hensel warteten auch weniger bekannte Namen (Mesel, Gebrüder Bart und Hauer) auf ihre Entdeckung. Keine überfordernde Auswahl, sondern ein klug zusammengestelltes Weinprogramm, das die lokalen Qualitäten vor Ort in den Mittelpunkt rückte. Mehr Regionalbezug geht kaum.
Um die Wartezeit auf das Essen zu verkürzen, grüßte Harald Kolley aus der Küche mit einem dezent gewürzten, erfrischenden Quarkaufstrich, den wir als „weißen Kees“ aufs herzhafte Sauerteigbrot strichen. Ein einfacher, aber appetitanregender Auftakt, der von einem mit aromatischer Tomatensuppe gefüllten Schnapsgläschen noch ergänzt wurde. Schon bei dieser Mini-Portion zeigte der Küchenchef Mut zur Eigenständigkeit, indem er seiner sämigen Tomatencreme eine subtile Curry-Note verlieh.
Der Mann am Herd scheint mit einem guten Bewusstsein für Geschmack und Aromen ausgestattet zu sein. So viel war nach dem Verzehr unserer beiden Vorspeisensuppen schon klar. Bei der Rinderkraftbrühe mit Flädle und Markklößchen (7 Euro) stießen Letztere auf besonders positive Resonanz, da ihre feinabgestimmte Würze hervorragend mit der kräftigen Suppe harmonierte. Die mit einer perfekt gebratenen Jakobsmuschel veredelte Curry-Mango-Suppe (9,50 Euro) setzte Kolley hingegen in einen leicht asiatischen Kontext. Hier vertrug sich die Süße der Mango mit der Currywürze ganz wunderbar und sorgte für ein exotisches Geschmackserlebnis. Ein Anfang nach Maß!
Dazu passte das Viertel 2017er Aufwind Cuvée blanc (8,50 Euro) vom Weingut Hensel mit seiner blumigen Muskateller-Note genauso gut wie die aus Riesling, Gewürztraminer und Scheurebe bestehende „Sommercuvée“ vom ortsansässigen VDP-Weingut Fitz-Ritter (Viertel für 7 Euro). Einfach schön, wenn einem glasweise die Weine aus der Region näher gebracht werden, so die einhellige Meinung am Tisch.
Das nur kurz in der Pfanne geschwenkte, im Innern noch rohe Thunfischsteak (24 Euro) hatte neben bester Sashimi-Qualität auch den perfekten Gargrad vorzuweisen. Zudem landete die dicke Tranche vom Yellowfin erstklassig gewürzt – mit etwas Fleur de Sel und zerstoßenem Pfeffer – auf dem Teller. Zusammen mit ein paar knackigen Zuckerschoten und einem milden Curryschaum war das ein mit viel Fingerspitzengefühl arrangiertes Fischgericht, das ein gelungenes Beispiel für fernöstlich geprägte Crossover-Küche abgab.
Auch die beiden mit Speck ummantelten, sehr saftigen Schweinemedaillons aus der „Käsbüropfanne“ (19 Euro) standen dem geschmacklich in nichts nach, denn auch hier füllten erstklassige Zutaten die delikate „Hauspfanne“. Allem voran die beiden stattlichen Schweinefiletfetzen, die allein schon zum Niederknien waren. Das Fleisch geriet wunderbar mürbe und hatte feine Röstnoten vom Anbraten abbekommen. Das beste Stück einer veritablen Qualitätssau lag fachmännisch zubereitet und von einer schmelzig-würzigen Champignonrahmsauce umgeben im rustikalen Eisen-Pfännchen. Die Sauce hatte ordentlich Kraft, was auf eine gut eingekochte Basis-Jus schließen ließ. Die selbstgemachten Spätzle wurden kurz vorher in Butter geschwenkt, was für zusätzlichen Geschmackskick sorgte. Alles in allem eine wahre Referenzpfanne in Sachen gutbürgerlicher Küche, die ein dickes kulinarisches Ausrufezeichen hinter ein scheinbar einfaches Gericht setzte.
Eine Crème brulée mit geschmacksintensivem Cassis-Sorbet (7 Euro) sowie ein dunkles Schokoladeneis auf Grand-Manier-Erdbeeren (8 Euro) rundeten den gelungenen Abend passend ab. Als wir nach angeregtem Plausch mit dem charmanten Betreiberpaar Kolley und einer kleinen Privatführung durch die behaglich eingerichteten Gasträume in beschwingter Zufriedenheit die Heimreise antraten, waren wir uns schnell einig, dass es das außergewöhnlich gute Preis-Genuss-Verhältnis ist, was das Käsbüro so angenehm abhebt. Für Pfalzfreunde, die den Saumagen-Leberknödel-Mainstream in den Weinstuben satt haben und dafür lieber ein paar Euro mehr in Produktqualität stecken, ist das Käsbüro eine echte Empfehlung!