Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Eine kleinere Ladenfläche auf der Seite des Haerder-Centers hat in den Jahren, in denen ich Lübeck meine Heimat nennen kann, dabei stets gastronomische Betriebe gesehen, die sich jedoch schon häufiger Fluktuation unterlegen waren. "Schlottmans Kartoffelküche" empfand ich dabei als Bereicherung und hatte ich auch hier bereits rezensiert, als es noch existierte. Ein Döner-Imbiss-Intermezzo blieb dann auch diesen Räumlichkeiten natürlich nicht erspart, war aber erwartungsgemäß auch nicht auf Dauer angelegt.
Zugegebenermaßen ging ich auch nicht in Begeisterungsstürme auf, als mit dem "Asian Dreams" nur eine weitere der bereits in großer Zahl in der Innenstadt zu findenden kleinen Lokalen mit universell-fernöstlicher Kost Einzug erhielt. Für meine stete Suche nach Abwechslung und Neuem schien das auf jeden Fall keine zusätzliche Option zu sein.
Außenansicht mit Freisitz.
Jedoch zeugten seitdem nicht nur die stets gute Füllung mit Gästen, sondern auch allgemeine Bewertungen auf unterschiedlichsten Portalen immer mehr davon, dass hier vielleicht doch nicht nur ein weiteres, austauschbares Asia-Tempelchen eröffnet hat. Immer mehr rückte es somit in meinen Fokus, denn asiatische Kulinarik darf zur Abwechslung natürlich nicht fehlen und verspricht auch überraschenden Genuss, wenn eine schöne Auswahl und hausgemachte Frische einer Mammut-Karte mit kostenoptimiertem Glutamat-Standardsortiment vorgezogen wird.
Ein erster Blick auf die Online verfügbare Speisekarte bestätigte die Rechtmäßigkeit meines Interesse auf den ersten Blick jedoch weniger. Ein standardmäßiges Sushi prangte dort leider ebenfalls in direkter Nachbarschaft zu Varianten gebratener Nudeln und gebratenem Reis, sowie die Kombination verschiedenster Fleischsorten mit Currys und gleichzeitig auch bekannten asiatischen Saucen. Auch ein günstiger Mittagstisch ist weder an sich noch durch die gebotene Auswahl etwas gewesen, was mich gerade hierhin ziehen würde.
Trotzdem hielt die Speisekarte letztendlich eine Ausrichtung bereit, die mein Interesse doch im Vergleich zu den anderen asiatischen Bistros in Lübecks Innenstadt deutlich anhob: verschiedenste vietnamesische Gerichte in der Vorspeisen- und "Spezialitäten"-Rubrik, die der Annoncierung nach aus der dortigen Tradition stammen sollten. Der Entschluss zum ersten Nachmittagsbesuch war also gefasst und erhielt nun seine Umsetzung.
Innenansicht mit dem Aquarium.
Innenansicht mit der Bar.
Auch im Sinne des Ambientes muss man dem "Asian Dreams" meiner Meinung nach bekunden, dass man eher wenig dafür tut, nicht zunächst der uniformen, breiten Asia-Bistro-Masse zugeordnet zu werden. Das beginnt bereits beim Eintritt in das einräumige Lokal, in dem auf der linken Seite gleich das typische Goldfisch-Aquarium die Gäste begrüßt. In dem nach hinten schmaler zulaufenden Raum hat man, wie es bereits bei den Vorgängern der Fall war, auf der rechten Seite eine Theke platziert.
Wandgestaltung und das Licht der Lampion-Lampen hüllen das Lokal ansonsten in eine wärmere Farbgebung, der die komplett in Schwarz gehaltenen Tische und gepolsterten Stühle durchaus als Kontrast entgegenstehen. Positiv ist definitiv anzumerken, dass man dem Bistro auch heute noch die Renovierung ansieht, denn abgenutzt und verstaubt wirkt die Einrichtung nicht. Eine Wandmalerei mit der Innenstadt-Silhouette Lübecks wirkt einem Asia-Kitsch etwas entgegen, wird aber gleichzeitig von asiatisch angehauchten Bildern im sonstigen Raum begleitet. Zusammengefasst ist Renovierung durchaus gelungen, aber über das Ambiente eines deutsch-asiatischen Restaurants geht es dann doch nicht hinaus.
Die Toiletten sind im hinteren Bereich ebenerdig zu finden und in angemessenem Zustand.
Schwarze Rattan-Stühle an weißen Klapptischen gewähren natürlich auch auf dem Vorplatz Sitzmöglichkeiten im Freien und können zudem mit zwei großen Schirmen bei Bedarf geschützt werden.
Ein Mann mittleren Alters kümmerte sich um die Gäste, während eine zweite Person hörbar im hinteren Bereich Pfannen und Woks schwang. Deutsche Kommunikation war für den Herrn keinerlei Problem und auch eine gute Aufmerksamkeit gehört zu seinen Eigenschaften. Eine recht nüchterne, eher emotionslose Art gehört bei männlichen asiatischem Service vielleicht in gewisser Art dazu, aber ein Lächeln und etwas mehr Herzlichkeit hat man dann doch immer gerne.
Wie bereits erwähnt gleicht sich die Speisekarte dahingehend den "üblichen Verdächtigen" an, dass sie eine große Bandbreite und Quantität unterschiedlicher asiatischer Länderspeisen anbietet. Aber man nennt sich ja auch "Asian Dreams" und nicht nur "Vietnamese Dreams" oder "Japanese Dreams". Von daher kann man also keinerlei Etikettenschwindel vorwerfen.
So findet sich im mehrere Seiten langen Angebot eine Rubrik für allerlei Sushi von Sashimi bis hin zu dem bekannten europäisierten California- oder Tempura-Roll. Gebratene Nudel- und Reis-Variationen fehlen daneben ebenso wenig wie rote- und Kokos-Currys. Dazwischen gibt es natürlich auch knusprige Ente und Hähnchen in allen erdenklichen Begleitungen, sowie Udon- und Reisbandnudelgerichte. Sogar auf die topaktuelle „Bowl-Sparte“ verzichtet man hier in seinem Angebot nicht. Zu guter letzt gibt es natürlich auch noch eine Mittagskarte, bei der die Preise, die hier sowieso abseits davon die 17 € Grenze nicht überschreiten, komplett unter 10 € liegen.
Die Aufmachung des kulinarischen Angebots widerspricht für mich also in gewisser Weise einer besonderen Frische und Authentizität angesichts des quantitativen Ausmaßes eher. Da mir die Sparte der vietnamesischen Gerichte für mich aber trotzdem viele bisher unbekannte und gleichzeitig ansprechend klingenden Kompositionen enthielt, erweckte dies doch meine große Neugier und so entschied ich mich daraus an diesem Nachmittag für die „Canh Chua Nam Bo“ für 5,5 €. Diese wurde in der Speisekarte als „traditionelle Suppe der vietnamesischen Küche mit Champignons, Sojasprossen in einer säuerlichen Brühe, verfeinert mit Knoblauch und vietnamesischen Kräutern“ genauer erläutert.
Bei der Wahl zwischen Garnelen und Lachs als Einlage entschied ich mich für Letzteren.
Nach einer kurzen Wartezeit von 5 Minuten durfte ich dann die gebotene Aromenwelt probieren.
„Canh Chua Nam Bo“ mit Lachs.
Aus der schönen roten Schale entwich schon einmal ein frisch heißer Dampf. In der Brühe präsentieren sich weiße Champignons ebenso gleich wie Chinakohl, Zwiebeln und Sojasprossen.
Was ich zunächst für üppig eingesetzten frischen Lachs hielt, entpuppte sich leider als banale Tomatenstücke. Der Fisch an sich füllte in durchgegarter Zubereitung mit Güte einen Löffel, was angesichts des Preises aber ansonsten wohl auch nicht anders zu erwarten war.
Lachseinlage in der „Canh Chua Nam Bo“.
Nun aber zum Geschmack. Hierbei hielt die Brühe schon einmal die versprochene Säuerlichkeit, die aber wohl dosiert und auch mit eine gewissen Süße gepaart war. Dafür schienen eventuell die kleinen Ananasstücke verantwortlich zu sein, die ich in der Einlage später noch entdecken konnte. Mein Gaumen wurde somit schon einmal erfreulich belebt. Positiv überraschte mich auch die Einlage der erwähnten Gemüse und Champignons. Selbst letztere waren noch knackig und schienen somit also a la Minute mit der Brühe vereinigt worden zu sein, während der Lachs wohl in dieser von vornherein gegart wurde. Dieser wäre ohne die Suppe natürlich trocken gewesen, zeigte aber geschmacklich wenigstens deutlich wahrnehmbares Aroma.
Wirklich gerne löffelte ich die Schale mit dieser traditionellen vietnamesischen Suppe komplett aus und kann dem Koch nur ein gutes Gefühl für ausgewogene asiatische Geschmackswelt attestieren, die hier zugleich vor allem beim Gemüse auf tolle Frische traf. 5,5 € waren ein wirklich toller Preis für einen schönen neuen Geschmackseindruck.
Waren es nun also wirklich "asiatische Träume", die ich in der Zusammenfassung aus diesem kleinen Restaurant mitnehmen konnte?
Interieur und Ambiente sind wie erwähnt sichtbar eine Renovierung unterzogen worden, würden mich aber eher nicht zum träumen bringen (weder in positiver Weise, noch als Albtraum). Entspannt essen und wohlfühlen kann man sich hier aber allemal.
Für eine Wohlfühlatmosphäre ist natürlich auch der Service sehr wichtig. In dieser Kategorie bleibt mir eine versierte, aufmerksame Leistung des Herren in Erinnerung, der ein gewisser Anteil an emotionaler, gastlicher Wärme aber doch noch zusätzlich gut gestanden hätte.
Auf der kulinarischen Seite waren meine Erwartungen zunächst auf Grund des schieren Umfangs der asiatischen Bandbreite ja etwas gedämpft. Jedoch bescherte mir das "Asian Dreams" mit der von mir verköstigten vietnamesischen Suppe „Canh Chua Nam Bo“ mit Lachs genau das, was ich mir erhoffte: Ein für mich neuer Geschmacksakkord, gepaart mit guter Frische der Produkte
Dafür war der aufgerufene Preis von 5,5 € für mein Empfinden also sehr gut.
Da ich bei weitem noch nicht in allen der zahlreichen asiatischen Angeboten der Innenstadt persönlich war, kann ich natürlich keinen umfassenden Vergleich zur Bewertung der Empfehlbarkeit liefern. In der von mir besuchten Riege würde ich das "Asian Dreams" in der Gesamtheit von Ambiente, Service und vor allem Speisenqualität und -Geschmack definitiv oben einordnen und diesen Prämierenbesuch somit als gelungen bezeichnen.