Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Allgemein:
In Bremen gibt es nach meiner Kenntnis vier anatolische Restaurants, die ihre Speisen im holzbefeuerten Lehmofen zubereiten (Schnellrestaurants klammere ich dabei aus). Das Shelale in Vegesack und das Charisma in Findorff habe ich bereits besprochen.
Das Tendüre ist das erste Restaurant dieser Art gewesen und besteht seit 1991. Es erfreut sich seitdem eines ungebrochenen Zuspruchs. Diesen nutzt es für ein gegenüber den Wettbewerbern deutlich höheres Preisniveau: Kostet der Klassiker Adana Kebab im Shelale 11,90 € und im Charisma 12,00 €, so muss man im Tendüre dafür 14,90 € berappen. Und die Küchenleistung rechtfertigt diese höhere Bepreisung nicht.
Da auch die Getränkepreise vom Selbstbewusstsein des Wirtes zeugen, mag ich für das Preis-Leistungs-Verhältnis nur 2,75 Sterne vergeben.
Im Tendüre finden sich neben dem Paar- und Doppelpaarpublikum viele Gruppen ein und am besuchten Samstagabend war es bis gegen 20 Uhr rappelvoll. Reservieren ist also eine Pflicht.
Das Tendüre pflegt eine Homepage: http://www.tenduere.de/
Service:
Eine große Brigade im schwarzen Outfit ist zu beobachten. Man bekommt auch etliche von ihnen am Tisch zu sehen, denn irgendeine Zuordnung ist nicht erkennbar. So wurde auch schon mal nach einem Wunsch gefragt, der gerade bei einem anderen Bediener platziert worden war. Eine Pilsorder geriet in Vergessenheit.
Einer unserer Bediener hatte auch Sinn für Humor und erfreute sich am (Fehl)Versuch, einen Speisenwunsch richtig auszusprechen, aber auf eine launige Art.
Die Getränke- und Speisenfolge war insgesamt gut getaktet, so dass ordentliche drei Sterne für den Service zu notieren sind.
Die Getränkepreise: 0,3 l des Bremer Konzernpils kommen auf 2,80 €, 0,75 l Wasser liegen bei moderateren 4,90 €. Zugelangt wird bei den offenen "Hausweinen": Für ein Viertel durchschnittlichen Konsumweins werden 5,90 € fällig. Das ist weit überzogen für das, was aus dem Glas an Nase und Gaumen gelangt!
Essen:
Die auf der Homepage einsehbare Speisekarte weist 149 Positionen auf.
Sie wird dominiert durch eine gute Vorspeisenauswahl und die Schmor- und Grillgerichte aus dem Lehmofen. In diesem wird auch das zu den Gängen gereichte Fladenbrot gebacken.
Wir entschieden uns für die gemischten warmen und kalten Vorspeisen (Tendüre Meze). Sie sind mit 8,50 € pro Person auf der Karte ausgewiesen. Unser Bediener empfahl, nur drei Portionen zu ordern. Wider Erwarten wurden sie nicht auf einer großen Platte serviert, sondern auf sieben Einzeltellern, so dass es etwas eng auf dem Tisch wurde. Insgesamt für 25,50 € kein Schnäppchen, aber von der Menge her als Vorspeise gut passend.
Mehrheitlich fand sich cremiges und pastöses auf den Tellern. Blätterteigrollen mit Schafskäse und panierter Schafskäse bildeten die warme Fraktion. Richtig überzeugt hat mich der fein geschnittene leicht scharfe Tomaten-Gurken-Zwiebelsalat. Der Rest war Durchschnitt; das Humus wurde am Tisch allgemein als sehr geschmacksarm beurteilt. Auch das zu den Hauptspeisen gereichte Cacik war mir zu wenig geknobt und hatte eine starke Dillnote. Summa summarum hat mich das Würzen nicht überzeugt.
Dieser Eindruck setzte sich bei den Hauptspeisen fort.
Ich hatte irgendwo gelesen, dass der Hackfleischspieß (Adana Kebab) scharf gewürzt sei. Mit der Vorfreude hatte ich ihn geordert, wurde aber enttäuscht. Er war geschmacklich langweilig. Richtig scharf war allerdings eine mitgegrillte lange grüne Peperonischote, die meiner ständigen Begleiterin nach dem ersten Bissen fast die Luft nahm. Auf dem Teller noch viel rote Zwiebel mit Petersilie, eine halbe Grilltomate und etwas dünner Fladenteig. Als Beilagen bekamen wir zu viert eine Sauciere mit dem schon beschriebenen Cacik, eine Schüssel Bulgur, etwas Beilagensalat und einen Korb mit frisch gebackenem Fladenbrot. Für gute Esser waren die sich so ergebenden Einzelportionen recht überschaubar.
Weiter wurde das Entrecote von der Tageskarte (17,90 €) und Güvec (Lammfilet mit Auberginen, Zucchini, Tomaten und Paprika, 14,90 €) geordert. Der gewünschte Garzustand des Entrecotes wurde nicht erfragt und es kam "durch" auf den Tisch. Es wurde aber als zart und gut essbar gelobt. Meine Verkostung des Güvec ergab, dass das Gericht kaum gewürzt war. Das Lammfleisch zwar auch zart, aber geschmacklich wie gekocht. Die Auberginen in diesem in einer runden Form servierten Schmorgericht waren auch mit ihrem Eigengeschmack vom Koch alleine gelassen worden.
Auf den Tischen Salz- und Pfefferstreuer und leider kein Pul Biber zum Schärfen.
Ohne Order spendierte uns das Haus dann zwei Nachspeisen: Heißen Grießbrei mit Käse und türkischen Joghurt mit Walnüssen und Honig. Eine nette Geste und es schmeckte auch.
Wie schon in meiner Kritik für das Charisma vermerkt, vermisse ich auch beim Tendüre eine gute Würzhandschrift. In der Peergroup sehe ich das Shelale leicht in Führung.
Fazit: Im Tendüre wird zu deutlich höheren Preisen nicht besser gekocht als im Shelale oder Charisma. Die Besternung bleibt bei knappen 3,49 stehen.
Ambiente:
Das Tendüre liegt an der vielbefahrenen und architektonisch scheußlichen Bürgermeister-Smidt-Straße, hat aber eine schöne Fensterfront zu den Wallanlagen mit Blick auf die Mühle.
Der Blickfang ist der Lehmofen in der Mitte des Lokals und die davor platzierte Vorspeisenvitrine. Rechts davon eine Zweiertischreihe mit dem Wallanlagenblick, hinter dem Eingang links ein Podestbereich. Insgesamt ist das Tendüre ein großes Restaurant, in dem der Platz an den Vierertischen ausreicht und auch die Abstände zwischen den Tischen lassen keine Enge aufkomme.
Eine Musikbeschallung gibt es im Tendüre nicht. Der Geräuschpegel bei Vollbesetzung störte unsere Unterhaltung am Tisch nicht.
Zwei Lagen Tischwäsche und Stoffservietten erzeugen einen gediegenen Eindruck.
Die Folklore besteht im Wesentlichen aus der Wandbemalung und mehreren Teppichen, die unter der Decke hängen. Der Boden in einem warmen Rotton gefliest.
Wenn man also nicht gerade an den Hauptlaufwegen des Services sitzt, kann man es im Tendüre gut aushalten.
Sauberkeit:
Alles gepflegt, auch der Feuchtraum für die männlichen Gäste.