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Ein Folgebesuch ließ länger auf sich warten als gedacht; am vorvergangenen Sonntagmittag war es dann aber so weit und wir drei machten uns auf den kurzen Weg in das ehrwürdige, aufwendig restaurierte Haus.
Wir wurden freundlichst empfangen und an unseren Tisch geführt. Der stand dank eines kurzen Raumteilers etwas separiert, allerdings mit guter Übersicht über das Geschehen, teilweise durch ein kleines Fensterchen.
Über uns sorgte ein Würdenträger dafür, dass von dem antiken Besteck nichts abhanden kam.
Durch den Raumteiler hatte Calvin seine Ruhe und konnte sich in den nächsten zwei Stunden nahezu mustergültig benehmen - gut für uns und für den Ruf des Pudels im Allgemeinen auch.
In diesem Haus hat er jedenfalls ein paar neue Fans. Was nur am Rande damit zu tun hat, dass sich am weiterhin makellosen Service seit unserem letzten Besuch nichts geändert hat.
TOP 1: Getränke. Eine Dreiviertelliter stilles Wasser ist stets gesetzt (8 € für Teinacher, wenn ich mich recht erinnere). Ich machte es mir einfach mit einem halben Liter Alpirsbacher Pils (5 €). Wenn ich zum Mittagessen Bier trinke, werde ich im Verlaufe des Nachmittags wieder wach, bei Wein ist das nicht gewährleistet.
Meine Frau, auf der Suche nach einem alkoholfreien Sekt, ließ sich gerne etwas Unbekanntes empfehlen: Die Cuvée Nr. 11 der schwäbischen Manufaktur Jörg Geiger, gekeltert aus unreifen Äpfeln und, man lese und staune, Eichenlaub (9,80 € für 0,2 L). Kein billiges Vergnügen, aber ein in jeder Hinsicht prickelndes: Sehr fruchtig, nicht zu süß und noch mal eine Nummer reizvoller als zum Beispiel die Erzeugnisse der Großkelterei Van Nahmen. Außerdem aus dem regionalen Großraum, worauf man hier großen Wert legt. Später kam noch ein Fläschchen Rosé dazu, aus Boskoop, Rose und Himbeere, mit etwas mehr Süße als die Cuvée und damit auch eine schöne Dessertbegleitung. Ein guter Tipp auch für die heimische Sammlung.
Mit den Getränken wurde hausgebackenes (mit ge!) Tomaten-Oliven-Brot serviert, zusammen mit drei verschiedenen Dips.
Von denen hatte es mir vor allem der geölte Knoblauch angetan, und ich musste mich zusammennehmen, um nicht bereits gesättigt zur Vorspeise anzutreten.
Und dann ging es richtig los. Meine Frau entschied sich, obwohl dies erst unser zweiter Besuch war, für das dreigängige Stammgast-Menü (55 €). Ich „begnügte“ mich mit Vorspeise und Hauptgericht; die Gänsefüßchen werden sich gleich erklären.
Erster Gang der Stammgäste war eine Doppelte Kraftbrühe vom Ochsenschwanz:
Asiatische-Ochsenschwanz-Maultäschle | Flädle | Wurzelgemüse | Kräuter. Dieser Küchenklassiker meiner Jugend hat sich, gemeinsam mit meiner damals geliebten Bouillon mit Ei, von deutschen Speisekarten ja weitgehend verabschiedet, aber das, was hier geboten wird, hat mit der Fleischsuppe von damals nicht viel zu tun, und ein asiatischer Spin ist stets willkommen, nicht nur bei meiner Frau. Die Wantänle waren ohne Brühe angerichtet worden und wurden am Tisch angegossen; leider war ich nicht geistesgegenwärtig genug, um diesen Vorgang für die Nachwelt festzuhalten.
Auf meinem Vorspeisenteller ging es ziemlich extravagant zu, denn die Straßburger Terrine: Gänseleber | Steinpilze | Ganache de Foie Gras de Canard Rougié | Soße Cumberland | Zupfsalat | Radiesle-Vinaigrette | Brioche (31 €) war mir bereits beim heimischen Preview ins Auge gefallen und hatte mich danach nicht mehr losgelassen, schon der Überschrift zuliebe. Außerdem hatte ich schon seit Ewigkeiten keine Foie Gras mehr genossen. Von der sahnigen Ganache hätte es durchaus etwas mehr sein können, das hatte ich bei dem Preis eigentlich erhofft. Aber wer einmal Atika geraucht hat, der weiß solches hinzunehmen *duw*.
Die Cumberland-Sauce zur feinen Terrine war so konzentriert, dass man sie nur tröpfchenweise applizieren konnte. Ach, welch ein Segen, dass Küchenchef Sven König bei seiner Definition von Regionalität an der deutschen Außengrenze nicht halt macht…
Beim Abräumen wurden wir gefragt, ob wir ein Päuschen einlegen wollten. Wollten wir nicht, Calvin zuliebe.
Auf die Stammgästin warteten nun Steaks vom Milch-Kalbsrücken | Morchel-Rahmsößle | zweierlei-Möhren | Wilder-Broccoli | geschmelzte Spätzle (Binde-Striche nicht von mir). Meine Frau ist eigentlich der Meinung, dass sie für Kalbfleisch noch nicht alt genug ist, aber Spätzle mit Sößle liebt sie so sehr, dass sie den Gedanken an einen Gangtausch gleich wieder verwarf. Ein Glück, denn die drei Medaillons auf ihrem Teller waren der Beweis, dass auch Kalb nach was schmecken kann, wobei das leckere Sößle das Seinige dazu beitrug. Jedenfalls genoss meine Liebste die mächtige Portion so sehr, dass für mich nur noch ein paar Bissen übrig blieben...
...deren es natürlich nicht bedurft hätte, um mich satt zu kriegen. Ich hatte zuvor die Speisekarte im Geiste hin- und hergewälzt, welches Hauptgericht meine extravagante Vorspeise ergänzen könnte, und war beim Aufbruch noch bei keiner Entscheidung angekommen.
Die Rettung kam in Form eines Aufstellers neben der Eingangstür, auf dem unter anderem ein Cordon Bleu mit Kartoffel-Gurkensalat beworben wurde (24,50 €). Na wunderbar! Was könnte besser zu so einer Straßburger Terrine passen als das Gericht, dem das Blaue Band der hohen Kochkunst einst verliehen worden war, und so kalbte es denn auf unser beider Teller. Das hat es während der mehr als zwei Jahrzehnte unseres Zusammenseins auch noch nicht gegeben.
Die Pana... äh, Panierung war gründlich entfettet worden und gut, aber nicht aufdringlich gewürzt; das Interieur schmolz auf der Zunge, nicht nur dank des großzügig fließenden Gruyères. Schade, dass ich kein schmackiges Foto vom Anschnitt gemacht habe, das wäre dem Cordon-Blaumann MarcO nicht passiert.
Eine besondere Erwähnung verdient allerdings auch der Kartoffelsalat, der hinsichtlich Schlonzigkeit keine Wünsche offenließ. Und das sage ich als im Rheinland sozialisierter Mensch, der daheim sehr gerne zur Mayonnaiseflasche greift, um Ärpel- und andere Schlote schlüpfrig zu machen.
Vor dem Finale gab es dann doch ein kurzes Päuschen, auch wenn unser Begleiter inzwischen so guckte, als hätte er genug gedarbt. Die für Stammgäste vorgesehene Mousse au chocolat hatte meine Frau für 5 € Aufschlag gegen Dreierlei Sorbet | Heidelbeere | Mango | Limette getauscht, das ihr (und letztlich auch mir) viel Vergnügen bereitete.
Alle drei waren köstlich-cremig und voller Biss, dank Heidelbeeren | getrockneten Mangostückchen | Zitronat. „Einfach nur Eis können wir nicht“ meinte der Chef dazu. Das ist die hohe Kunst der Unvollkommenheit, und in solchen Momenten kann ich schon verstehen, warum meine Allerliebste so sorbetversessen ist.
Insgesamt ein großes, wenn auch etwas kostspieliges Vergnügen, dass wir uns da gegönnt haben, teilweise abgefedert durch einen Gutschein unseres Optikers als Dank dafür, dass einige Bilder meiner Frau bis vor kurzem sein Geschäft verschönert haben. Natürlich werden wir auch ohne finanziellen Support wieder in der Klosterschänke einkehren, schließlich gehört sie zu den Restaurants, die man gerne in seiner Nähe weiß, und das soll bitte auch so bleiben.