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Der Passagehof ist ein städtebauliches Paradoxon, in bester Lage zur Karlsruher Flaniermeile, von dort aber nur etwas umständlich durch Passagen zu erreichen. Das ganze Eck sieht etwas abgehalftert aus, und man findet dort eine Reihe von Gaststätten wie die eingangs erwähnte, in denen man sich für überschaubares Geld ordentlich satt essen kann.
An so einem Ort ein derart vornehmes Restaurant aufzumachen, ist ein mutiger Schritt, erst recht in der Größenordnung des Omonia: Die lokale Presse berichtet von 200 Sitzplätzen auf zwei Etagen, dazu 80 Plätze im von Olivenbäumen markierten und von Platanen notdürftig überschatteten Außenbereich.
Soviel zum äußeren Eindruck, vergangenen Montag waren wir dann auch drin. Dies geschah, wie fast immer bei uns, in Verbindung mit ein paar Einkäufen in der Stadt. Das Wetter war trocken, aber windig und ungemütlich, deswegen stand draußen sitzen nicht zur Debatte, also nichts wie rein in die gute Taverne.
Die Einrichtung ist modern und geschmackvoll; hier ist richtig investiert worden. Dezente Dekoration, bequemes Gestühl, und außen herum massive, bepolsterte Holzbänke. Hinten in der Ecke eine halboffene Grillküche, in der ein einsamer Mann die Zange schwingt. Hunde sind trotz der Halboffenheit gerne zugelassen und werden sogar als erstes mit einer Schüssel Wasser versorgt.
Nach oben führt eine schwungvolle Treppe. Leider war sie mit einem Schild verstellt, sodass ich kein Foto schießen konnte. Ich könnte mir denken, dass die obere Etage eher für Veranstaltungen genutzt wird bzw. werden soll.
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Hier und da stehen Olivenbäume, die aber eher wie eingetopfte Äste aussehen, draußen sind sie knorriger. Trotzdem ist alles sehr stimmig und vor allem frei von all dem blau-weißen Zeugs, das den Gast normalerweise nach Süden teleportieren soll. Die Beschallung mit Loungemusik der wilden Zwanziger fanden wir etwas laut, trotzdem Dank dafür, dass nicht Alexis Sorbas und dgl. in Dauerschleife läuft.
Nachdem der Hund sein Wasser hatte, bekamen wir die Karte. Es gibt eine Mittagskarte mit Tellergerichten, die legten wir aber zur Seite, uns stand nämlich der Sinn nach Höherem, das heißt Vor- und Hauptspeise und vielleicht Dessert.
Bei den Vorspeisen wurden wir schnell fündig: Oktopus als Salat (9,50) und gegrillt (17,90), mit der Absicht, beides zu teilen. Als Hauptspeise für meine Frau Lachsfilet gegrillt (17,90), für mich Lammkoteletts (21,90). Zu trinken Eistee für meine Frau (3,50), ich blieb bei der Flasche stilles Wasser, die wir immer bestellen (5,90).
Die Bestellung gestaltete sich etwas schwierig. Wir können kein Griechisch und der Kellner sprach nur ein schwer bis gar nicht zu verstehendes Deutsch. Bei uns kam zum Beispiel an, dass Lachs und Lamm sozusagen nackt auf dem Teller lägen und wir noch Beilagen dazu bestellen müssten, was wir angesichts der aufgerufenen Preise etwas überraschend fanden. Also gut, wir nahmen dann noch eine Portion gegrillte Austernpilze (6,50), Butterreis (3,50) und Pitabrot (1,50), das sollte doch reichen. Und so nahm eine interessante Menüfolge ihren Lauf.
Los ging’s wie erwartet mit den beiden Oktopussen. Gegrillt wird offenbar mit Schiene, denn der Arm lag nicht in der üblichen Spiralform, sondern gestreckt auf einem extra langen Teller, zusammen mit etwas Salat und rohen, leicht marinierten Zwiebeln. Sowohl Textur als auch Aroma waren perfekt, da beißt die Maus keinen Saugnapf ab.
Der Oktopussalat kam da nicht ganz mit. Das Fleisch war schon etwas weich, und die Saugnäpfe hatten sich zum Teil selbstständig gemacht, waren aber nicht knorpelig. Das Dressing wurde vom sehr milden Öl dominiert, Zitrone war kaum zu schmecken. Ich habe es trotzdem recht gerne gegessen, meine Frau hielt sich eher an das Grillgut.
Dann kamen erst mal zwei Ouzos aufs Haus bzw. auf den Tisch, und zwar zwei wirklich gute. Das war nett und steigerte die Vorfreude, vor allem bei mir,
denn meine Frau wirkte der Dehydrierung lieber mit einem weiteren alkoholfreien Getränk entgegen (3,50).
Danach erschienen zwei große Schalen mit Salat, von dem die Karte nichts verraten hatte. Auf den ersten Blick etwas grün,
offenbarte aber er dann aber unter den Blättern rohe Karotten und Kohl. Mit dem hausgemachtem Dressing war leider sehr gespart worden. Das geht viel besser.
Als der Salat aufgegessen war, kamen nicht etwa die Hauptgerichte, sondern die Austernpilze mit dem Pitabrot. Die Pilze mit reichlich Knoblauch gewürzt und schön geröstet, aber etwas zäh, und die Balsamicoflasche hätte man stehen lassen können.
Das Pitabrot war fein und fluffig.
Salat und Pilz+Pita waren wohl tatsächlich als Zwischengänge gedacht, denn Lachs und Lamm erschienen erst 10 Minuten später. Und die kamen auch gar nicht nackt, sondern mit kaltem, leicht marinierten Gemüse. Es wäre kein Fehler gewesen, auch dieses auf der Karte zu vermerken, dann gibt es auch bei allfälligen Sprachbarrieren weniger Möglichkeiten, sich misszuverstehen. Den Reis mussten wir anmahnen, den hatte man vergessen.
Der Lachs war nicht mehr glasig, aber innen noch weich und nicht trocken. Meine Frau hat ihn sehr gerne gegessen, und ich habe ihn sehr gerne probiert.
Meine Lammkoteletts waren für meinen Geschmack sowohl zu mager als auch zu durch. Nur das dickste hatte innen noch einen rosa Anflug. Ich musste ganz schön zubeißen, um das Fleisch abzukriegen, und der nicht vorhandene angeröstete Fettrand hat mir sehr gefehlt. Die Zitrone hätte ich gerne zum Oktopussalat gehabt, beim Lamm brauche ich keine. Zu den psychedelischen Balsamicoschnörkeln sage ich jetzt nichts.
Ich bin nicht sicher, ob es mir gelang, das Feedback dem Kellner zu vermitteln, denn er versicherte mir mehrfach, dass Fett bei Lammkoteletts unbedingt dazugehört. Aber wie gesagt, das ist nicht allein die Schuld des bedauernswerten Herrn, denn es wäre schon sehr geholfen, wenn die Speisekarte etwas mehr über Gerichte und Beilagen verraten würde.
Meine Frau hätte gerne noch eine Kugel Sorbet zum Abschluss gehabt. Das gab es leider nicht, und das, was zur Auswahl stand, war ihr dann doch zu nahrhaft. Die Wartezeit auf die Rechnung schien uns schließlich recht lang, auch weil inzwischen ein anderer Hund im Restaurant erschienen war, was unserem hörbar Freude bereitete.
Noch ein Tipp zum Schluss: Ein Besuch der im Keller gelegenen Toilette ist sehr zu empfehlen. Es wurde bei der Hardware nicht gespart, alles war frisch poliert, und vor allem dieser zweiarmige Dyson-Händetrockner hat es mir angetan. Nur der Treppenabgang war schon länger nicht mehr entstaubt worden.