Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Wir schreiben das Jahr 2016. Es ist ein für sonnenverwöhnte Pfälzer etwas zu kühler Sonntagabend im März – von Frühlingsanfang im schattigen Bremen keine Spur. Doch anstatt sich der hier scheinbar üblichen norddeutschen Wetter-Tristesse zu ergeben, stehe ich mit meiner charmanten Begleitung fast auf Tuchfühlung mit einer etwas Wärme spendenden Gas- bzw. Terrassenfackel vor einem sehr einladend beleuchteten Eckristorante im Bremer Zonenrandgebiet, das sie hier „Östliche Vorstadt“ nennen. In Erwartung eines Pärchens, dessen männlicher Part sich als aktives Mitglied unserer GG-Community auszeichnet und der sich bereits durch mehrfach prämierte bzw. gemochte (sorry, Til S., aber ge“like“te ist mir an dieser Stelle echt zu neudeutsch!!!!!!!) Essensgeschichten auf dieser Plattform einen Namen gemacht hat. Nicht nur im Borgfeld scheint dieser eloquente Genussrebell einen gewissen Bekanntheitsgrad erworben zu haben. Auch seine wortgewaltig dokumentierten Ausflüge in lukullische Pläsierregionen, wie beispielsweise der Südpfalz, gehören mittlerweile zum GG-Kulturerbe.
Mittlerweile hatte sich der Service-Chef des Lokals (einer der beiden „fratelli“)zu uns nach draußen gesellt und fragte uns, warum wir nicht im Warmen auf die noch fehlenden Ergänzungen unseres Gastro-Vierers warten wollten. Doch da kamen die beiden schon angeradelt. Vorbildlich behelmt, das Erkennungswort („Ischhabfottohendy“) laut ausrufend stiegen sie von ihren Drahteseln, um uns herzlich in Empfang zu nehmen. Meine vorsorglich vom St. Martiner Weingut „Vinification Ludwigshöhe“ vor Ort erworbene Flasche Rotweincuvée wechselte vorm Eingang des „Zwei-Bruder-Lokals“ seinen Besitzer. Ein vom Pfälzer Tourismusministerium als „trinkbar“ eingestufter Tropfen, der zur Not auch im Inneren der Gastwirtschaft in Ermangelung liquider Genussmittelkorrespondenz seinen Dienst (gegen entsprechendes Korkgeld versteht sich) hätte antreten können.
Über das Interieur des Italo-Tempels hat sich mein Bremer Gastrokollege im Vorbericht schon sehr detailversessen und mit der für ihn üblichen Sprachgewandtheit ausgelassen. Seinem geschärften Blick entging weder der leicht abgetretene Dielenboden, noch die hüfthohe Wandvertäfelung in dunklem Holzton. Die mit zarter Hand (Schwiegermutter oder Service-Dame?) beschriebenen Schiefertafeln waren knapp unterhalb der Decke angebracht und von einer vielarmigen „Lampenkrake“ ins rechte LED-Licht gesetzt. Hier war das Mittagsangebot (Penne, Gnocchi und Co.) nachzulesen. Bemerkenswert geradlinig eingedeckte Tische, die schlicht und edel zugleich wirkten. Insgesamt lässt sich der Gastraum als vornehm gemütlich bezeichnen, ohne zu dick auftragen zu wollen. Deshalb wahrscheinlich auch die inhomogene Bestuhlung und die stellenweise ins leicht Kitschige abdriftenden Accessoires an den Wänden. Auf einen Kommentar zu den silbernen Garderobehaken verzichte ich an dieser Stelle.
Die holzverkleidete Sitznische mit bequem gepolsterter Wandbank und Spiegel im Retro-Look war ein stilvoll illuminierter Hingucker. Welch Zufall, dass wir an jenem Abend genau dort Platz fanden. Kaum hatten wir es uns in unserer nostalgisch anmutenden Essecke gemütlich gemacht, begann eine unterhaltsame Tischkonversation, die nicht selten in herzliches Gelächter ausartete und die zunächst den Bestellvorgang etwas verschleppte. Vier Crodino-Secco (6,50 Euro für 0,2 l) ohne Eis (jahreszeitlich bedingt) trafen als Aperitif getarnt auf die durstigen Ankömmlinge. Sie wurden – wie die anderen Speisen und Getränke auch – vom bereits erwähnten Chef de Service und seiner weiblichen Verstärkung gereicht. Das Service-Duo machte seine Sache richtig gut. Der Hausherr gab sich locker, erteilte bereitwillig Auskunft (Lokalhistorie, Wurzeln, Background usw.) ohne zu langweilen, lehnte sich bei der Weinempfehlung bisweilen etwas zu weit aus der Loggia, konnte aber nonchalant parlieren und sich auf seine Gäste gut einstellen. Besonders begeistert waren wir aber von der reizenden Signorina. Ihre zurückhaltende und doch zugleich sehr aufmerksame Art wusste zu gefallen. Sie fasste uns – genau wie das Besteck – nur mit (verbalen) Samthandschuhen an. Sicherlich ein Gewinn für das Restaurant.
Schon nach den ersten 10 Minuten im Lokal war jedem am Tisch klar, dass das Thema „Essen“ heute nur eine untergeordnete, vielleicht sogar nebensächliche Rolle spielen wird. Es hat uns zwar zusammengeführt, dominierte jedoch nie unsere Gesprächsrunde. Dennoch kam der Hunger auf leisen Sohlen angeschlichen und musste fachgerecht überführt werden.
Wir studierten die recht übersichtlich angelegte Speisen- und Getränkekarte, während uns eine Art Fischcrème als Amuse gereicht wurde. Das dazugehörige Weißbrot war weder besonders knusprig, noch hatte es Geschmack. Die Variante mit Oliven auch nicht wirklich frisch. Das geht besser, Brüder Italiens!
Meine Wahl fiel auf die Fischsuppe (9 Euro) vorneweg, die gratinierten Jakobsmuscheln als Zwischengang (14 Euro) und die Spaghetti con Gamberi mit argentinischen Wildgarnelen, Olivenöl und Knoblauch (15,50 Euro) zum Hauptgang. Die Dame an meiner Seite entschied sich für das hauchdünn aufgeschnittene Zucchini-Carpaccio mit überbackenem Ziegenkäse, Pinienkernen und wildem Honig (9,50 Euro) sowie die mit Parmaschinken und Mortadella gefüllten Ravioli unter einer Bergkäse-Mascarponecreme (14,50 Euro). Das Pärchen, das uns freundlich gegenüber saß, hatte sich für die cremige Burrata aus dem Tagesangebot (12,50 Euro), das frisch gesammelte Waldpilz-Trio mit Kräuter-Polenta und Parmesancreme (11,50 Euro), die bereits erwähnten Ravioli (jedoch nur als kleiner Zwischengang, 8 Euro), das Wildlachsfilet auf Weißwein-Risotto an Grappasauce (21,50 Euro) sowie den Kalbsfilet-Turm auf Maisgries-Sockel mit Pistazienkuppel und umgebenden Jus-Graben (26,50 Euro) entschieden. Vorher sollte es aber noch eine kleine Antipasti-Platte (13,50 Euro) sein, die wir uns zu viert teilten. Würzige Grana Padano-Stücke eiferten mit aromatischem Parmaschinken um die Gunst unserer Geschmackspapillen. Verstreute Feldsalatsprengsel sorgten für grüne Tupfer, während die Kleckse vom Feigenchutney eine scharfe Wasabi-Note hatten.
Es war nun an der Zeit, den passenden Wein auszusuchen. Mein GG-Kollege reichte diesen Kelch an mich weiter, nicht ohne auf meine pfälzischen Rebwurzeln hinzuweisen. Derlei übertriebener vinophiler Fremdfederschmuck war mir fast schon unangenehm. Ich legte mich in Anbetracht der mehrheitlich gewählten Fisch-Preziosen mächtig ins Zeug und wählte einen Weißwein aus der Langhe (Region Piemont, Norditalien), einen Arneis DOC „Cristina Ascheri“ von der Cantine Giacomo Ascheri aus Bra (Provinz Cuneo). 26 Euro geteilt durch 13 Volumenprozent ergab als Quotient 2 Gläser im Gambero Rosso. So einfach kann eine Weinrechnung sein. So einfach, dass wir im Laufe des Abends gleich noch eine zweite Bouteille nachorderten (der vom Tischkollegen präferierte friaulische Sauvignon Blanc war wohl gerade aus…). Der strohgelbe Arneis war ein frischfröhlicher Essensbegleiter, dessen dezente Apfelnoten (laut Internet-Recherche) keiner am Tisch so richtig herausschmecken konnte. Ergänzend sei an dieser Stelle angemerkt, dass sich unser Wasserverbrauch am Tisch in Grenzen hielt. Nicht wegen den 5,50 Euro für die Flasche San Pellegrino bzw. Acqua Panna, sondern eher aufgrund unseres gewählten Weißweinschwerpunktes.
Unser kulinarischer Kreuzzug durch die brüderliche Speisenkarte war eröffnet. Eine aromatisch nach hoher See duftende Fischsuppe, in deren Tellermitte eine noch komplett beschalte, gegrillte Garnele prangte, wurde vor mir aufgetischt. Mit einem ordentlichen Tomaten-Sugo als Basis, hatte sie eine feine Frucht und war von der Würze her delikat abgeschmeckt. Die darin schwimmenden Fischstücke waren von auffällig guter Qualität und Gott sei Dank nicht totgegart. Nichts für Bouillabaisse-Fundis, aber für Freunde mediterraner Fischküche wie mich völlig ausreichend. Auf der Zucchini-Ziegenkäse-Landschaft meiner Begleitung dominierten die Farben Grün und Weiß. Die Kombi Ziegenkäse-Honig funktioniert ja eigentlich immer. Die Burrata von der (zweiten) Frau aus Bremen am Tisch sah richtig klasse aus. Auf einem Tomatenbett, das von etwas Grünzeug (Feldsalat und Rauke schienen an diesem Abend wie eine Art Leit-Beiwerk die Gerichte auszuschmücken) und Olivenöl-Schmiere flankiert wurde, befand sich die etwa faustgroße, recht unförmige Sonderform des Mozzarellas, deren Kuhmilchanteil für die nötige cremige Konsistenz sorgte. Von der Optik her etwas abgeschlagen fand die Trilogie von Waldpilzen ihren Adressaten. Die Parmesancreme begrub die Funghi-Variation (wahrscheinlich auch geschmacklich) mit ihrer schlonzigen Textur, die mir etwas zu fettig erschien.
Doch es blieb wenig Zeit verdauungstechnisch durchzuatmen (ich meine das jetzt nicht wörtlich, denn wir befinden uns im kultivierten Bremen und nicht im Schankhaus Anno Domini zu Klotzsche), denn zwei Zwischengänge harrten ihrer Vertilgung. Die hausgemachten Ravioli des Borgfeld-Gourmets sahen lecker aus. Aber auch sie schienen mir von etwas zu viel Mascarponecreme ummantelt. Den neuschlanken Hedonisten schien dies aber wenig zu stören, hatte er doch scheinbar schon das spirituelle Nachbeben (das gemeinhin unter dem Namen Digestif fungiert) auf seiner kulinarischen Richterskala miteinkalkuliert. Die beiden Coquilles Saint Jacques kamen klassisch in ihrer Behausung mit leicht würzigen Semmelbröseln gratiniert auf den Teller und waren von subtil-glasiger Konsistenz (Nuss und Rogen). Mit etwas Zitronensaft ein frischer Zwischengang, der den Appetit auf die garnelisierten Spaghetti im Hauptgang stringent zu fördern vermochte. Die Schnurnudeln waren etwas dünner wie gewohnt und hatten noch leichten Biss. Mit ein paar Cocktailtomaten , etwas Olivenöl und Knoblauch sowie einer leichten (Chili)Schärfe ausgestattet, war das ein 1-A-Pasta-Gericht, wie ich es schon oft beim Italiener genießen durfte. Warum auch immer das kulinarische Rad neu erfinden, wenn die Klassiker funktionieren?
Die Piatti meiner Tischgenossen sahen ebenfalls verlockend aus. Die Ravioli vom Zwischengang kamen im üppigeren Urformat und schmeckten meiner Begleitung hervorragend. Besonders die Füllung aus Parmaschinken und Mortadella war äußerst köstlich geraten. Eine ansehnliche Scheibe auf der Haut gebratenes Wildlachsfilet lag meiner gegenüber sitzenden Gesprächspartnerin aromenreich zu Gaumen. Auch sie lobte ihre Kombi, deren Risotto überraschend leicht daher kam. Vom Guide mit Heimrecht war angesichts seines perfekt rosa gebratenen Kalbsfilets nur noch ein fleischseliges „Muh“ zu vernehmen. Wahnsinn, dass dieser Mann nach den bereits verzehrten Gängen mit einem Käseteller den finalen Abschluss suchte. Aber auch hierbei gab er sich in Sachen genussvoller Ingestion keine Blöße.
Nach einem bernsteinfarbenen, leicht sherryartigen Dessertwein namens „Ni'Mia Passito“ und einer grandios schmeckenden Zabaione (8,50 Euro) wurde die weiße Fahne der Sättigung geschwenkt. Berauscht von den guten Gesprächen, der entdeckten gleichen Wellenlänge und natürlich dem schmackhaften Weißwein aus der Langhe zogen wir wie junge Römer von dannen. Und so schließe ich diesen zugegebenermaßen etwas ausufernden „Bericht“ mit den Worten eines leider viel zu früh verstorbenen Künstlers aus Österreich: „Lass diese Reise niemals enden, das Tun kommt aus dem Sein allein….“ und sage „grazie mille per una serata magica“
Wir schreiben das Jahr 2016. Es ist ein für sonnenverwöhnte Pfälzer etwas zu kühler Sonntagabend im März – von Frühlingsanfang im schattigen Bremen keine Spur. Doch anstatt sich der hier scheinbar üblichen norddeutschen Wetter-Tristesse zu ergeben, stehe ich mit meiner charmanten Begleitung fast auf Tuchfühlung mit einer etwas Wärme spendenden Gas- bzw. Terrassenfackel vor einem sehr einladend beleuchteten Eckristorante im Bremer Zonenrandgebiet, das sie hier „Östliche Vorstadt“ nennen. In Erwartung eines Pärchens, dessen männlicher Part sich als aktives Mitglied unserer... mehr lesen
Ristorante Due Fratelli
Ristorante Due Fratelli€-€€€Restaurant042167352817Hamburger Straße 32, 28205 Bremen
4.0 stars -
"Schicker, von „ due fratelli“ geführter Eckitaliener, in dem auch kulinarische Blinddates gelingen" marcO74Wir schreiben das Jahr 2016. Es ist ein für sonnenverwöhnte Pfälzer etwas zu kühler Sonntagabend im März – von Frühlingsanfang im schattigen Bremen keine Spur. Doch anstatt sich der hier scheinbar üblichen norddeutschen Wetter-Tristesse zu ergeben, stehe ich mit meiner charmanten Begleitung fast auf Tuchfühlung mit einer etwas Wärme spendenden Gas- bzw. Terrassenfackel vor einem sehr einladend beleuchteten Eckristorante im Bremer Zonenrandgebiet, das sie hier „Östliche Vorstadt“ nennen. In Erwartung eines Pärchens, dessen männlicher Part sich als aktives Mitglied unserer
Seit dem 08. Februar 2016 (nicht von der Fehlinformation auf der Homepage beirren lassen, denn da ist man noch im Jahre 2015 stecken geblieben) ist die Truppe von Chefkoch Nicola Chinni und Patrone Antonio Carbone ins Mundus Culinarius in der Ostbahnstraße eingezogen, um dort ihre italienische Frischeküche im Herzen von Landau aufzutischen. Ich freue mich, dass die beiden nun endlich wieder gastronomisch in der Pfalz wirken (ihr Schnellrestaurant im Gillet-Baumarkt zähle ich da mal nicht mit...) und werde sicherlich in der nächsten Zeit einen Antrittsbesuch im neuen Domizil wagen.
Seit dem 08. Februar 2016 (nicht von der Fehlinformation auf der Homepage beirren lassen, denn da ist man noch im Jahre 2015 stecken geblieben) ist die Truppe von Chefkoch Nicola Chinni und Patrone Antonio Carbone ins Mundus Culinarius in der Ostbahnstraße eingezogen, um dort ihre italienische Frischeküche im Herzen von Landau aufzutischen. Ich freue mich, dass die beiden nun endlich wieder gastronomisch in der Pfalz wirken (ihr Schnellrestaurant im Gillet-Baumarkt zähle ich da mal nicht mit...) und werde sicherlich in der nächsten Zeit einen Antrittsbesuch im neuen Domizil wagen.
La Vigna im Hotel Landhaus Herrenberg
La Vigna im Hotel Landhaus Herrenberg€-€€€Restaurant, Weinstube0634160205Lindenbergstraße 72, 76829 Landau in der Pfalz
stars -
"Das ehemalige "La Vigna" heisst nun "Mundus Culinarius" und liegt neuerdings im Herzen von Landau" marcO74Seit dem 08. Februar 2016 (nicht von der Fehlinformation auf der Homepage beirren lassen, denn da ist man noch im Jahre 2015 stecken geblieben) ist die Truppe von Chefkoch Nicola Chinni und Patrone Antonio Carbone ins Mundus Culinarius in der Ostbahnstraße eingezogen, um dort ihre italienische Frischeküche im Herzen von Landau aufzutischen. Ich freue mich, dass die beiden nun endlich wieder gastronomisch in der Pfalz wirken (ihr Schnellrestaurant im Gillet-Baumarkt zähle ich da mal nicht mit...) und werde sicherlich in
Die Idee, dem eigenen Weingut eine Weinstube anzugliedern, greift in der Pfalz immer mehr um sich. Eine gute Idee, wie ich finde, da man nun auf dem kulinarischen Weg neue Weingüter samt ihren durchweg guten Qualitäten besser kennenlernt. Denn guter Wein und leckere Gerichte – gerne auch mal deftig kreativ – passen eben perfekt zusammen.
Und in Ilbesheim gibt es ja seit April 2014 mit dem vom FEINSCHMECKER ausgezeichneten Hubertushof eine richtig gute Adresse für Gourmets, die in ungezwungener Atmosphäre genießen wollen. Mit der Weinstube Brennofen sind es nun schon zwei Lokale, die man dem Pfalzbesucher uneingeschränkt empfehlen kann. Der Weinort Ilbesheim bei Landau mit seinen mittlerweile überregional bekannten Jungwinzern Sven Leiner, Boris Kranz (sogar VdP-Winzer!) und Frank Ackermann hat sich in den letzten Jahren auch kulinarisch gut in Position gebracht. Und dazu trägt auch die Weinstube Brennofen bei.
Die ehemalige Ilbesheimer Ziegelei wurde von der Winzerfamilie Schmitt aufwendig renoviert und erweitert. Seit dem Sommer 2012 können hier Freunde Pfälzer Gastlichkeit entweder in der verglasten Wein-Lounge, dem urigen Gewölbekeller (ehemaliger Ziegelstein-Brennofen, der für größere Gesellschaften zur Verfügung steht und der Weinstube den Namen gibt), der lauschigen Weinlaube im Hof, dem mediterranen Wein-Garten oder der traditionellen Weinstube mit ihren freiliegenden Fachwerkbalken und der herzhaften Holzeinrichtung bei regional-bodenständiger Kreativküche ein paar schöne Stunden verbringen. Der kalten Jahreszeit geschuldet standen an unserem Besuchsabend natürlich nur die geschlossenen Räumlichkeiten zur Verfügung.
Parkplätze vor dem Haus sind in ausreichender Zahl vorhanden. Lediglich die derzeitige Baustelle an der Ortseinfahrt von Ilbesheim erschwerte die Anreise ein wenig. Durch eine Glasscheibe ließ sich ein erster Blick in den Gewölbekeller erhaschen. Dieser war an jenem Donnerstagabend mit einer größeren Gesellschaft älterer Semester gut gefüllt. Durch den Hof erreichten wir die stilvoll ausgeleuchtete Wein-Lounge, dem Herz-Stück der Weinstube. Dort wurde uns ein Platz direkt an der Glasfront zugewiesen.
Es herrschte eine angenehme, unaufgeregte Atmosphäre. Ein paar Tische in der Lounge sowie in der Weinstube waren belegt. Kein allzu großer Andrang an diesem Abend, was uns nicht störte und uns in aller Ruhe die übersichtlich angelegte Speisenkarte studieren ließ. Wäre Montag gewesen, hätte ich mich garantiert für das dreigängige „Blind Date mit den Köchen“, dem Überraschungsmenü für 23,90 Euro, entschieden. Bei wem sie sich da wohl die Idee geholt haben? Egal, man muss ja nicht jedes gastronomische Rad neu erfinden und die Betreiber des naheliegenden Hubertushofes sehen das sicherlich ganz gelassen.
Die von Küchenchef Riccardo Schatz und seiner Crew angebotene Speisenauswahl gliedert sich in 3 Vorspeisen (2 Salate und ein Süppchen), einen großen Salatteller, der sich je nach Gusto mit Hähnbrustfilet, Ziegenfrischkäse oder Rumpsteak upgraden lässt, ein paar Fleischgerichte (Winzer- und Rumpsteak in den gängigen Ausführungen), ein vegetarisches Gericht, etwas aus Fluss und Meer sowie Feines aus dem Forst. Zusätzlich werden ein paar Pfälzer Klassiker (Flääschknepp, Saumaache, Läwwerknedel unn Broodwaschd sowie jeden Freitag Ilbesheimer Kunschdhäwwelflääsch mit Quellgrumbeere) und fünf verschiedene Flammkuchen dargeboten.
Alle drei entschieden wir uns vorweg für den Feldsalat mit getrüffeltem Kartoffeldressing, pochiertem Ei und Knusperstroh (8,90 Euro). Der war recht überschaubar angelegt, was vielleicht auch am dem dickflüssigeren Kartoffeldressing lag. Das Trüffelöl hätte man aus meiner Sicht jedoch weglassen können. Das pochierte Ei in der Mitte schmeckte dagegen sehr lecker. Insgesamt ein zufriedenstellender Beginn, wenn ich mir insgeheim auch ein wenig mehr Finesse beim Anrichten gewünscht hätte.
Diese kam bei unseren Hauptspeisen viel deutlicher zum Tragen. Die Medaillons vom Hirschrücken (22,90 Euro) kamen aufgetürmt mit einer dunkel-schwarzen Schokoladen-Kirsch-Jus auf den Teller. Der Wirsing und die knusprigen Bratkartoffeln (eigentlich standen Walnuss-Gnocchi als Beilage in der Karte, aber mein Kollege bestand auf die traditionelle Pfälzer Kartoffelalternative) rundeten diese herzhafte Hauptspeise wunderbar ab. Kollege Nummer zwei entschied sich standesgemäß für das Rumpsteak (um die 20 Euro). Es hatte 220 g und war mit Riesling-Schmorzwiebeln bedeckt. Auf unsere Nachfrage hin war die Herkunft des Roastbeefs schnell geklärt: das Blockhouse, in dem die Rinder-WG wohnte, lag in Uruguay. Dem ausgewiesenen Fleischkenner schmeckte das perfekt medium gebratene Exemplar vorzüglich. Nur leider fehlten ihm ca. 100 Gramm zum „Wirklich-Sattwerden“. Mir fehlte bei meinem Hauptgang, der rosa gebratenen Entenbrust mit geschmortem Chicorée und Kartoffel-Lauch-Mousseline (21,90 Euro), rein gar nichts. Die zarte Entenbrust lag in Tranchen geschnitten und mit etwas Jus benetzt neben dem geschmorten Chicorée, der von einer Chili-Honig-Hollandaise flankiert wurde. Der Kartoffel-Lauch-Schaum stand in einem separaten Glas auf dem Teller, bereit zum Rauslöffeln. Geschmacklich war das alles absolut top und zudem noch einfallsreich arrangiert. Ein verdammt leckerer Hauptgang, wie ich ihn nach dem eher schwächeren Start gar nicht erwartet hätte.
Die Portionsgrößen lassen im Brennofen durchaus noch die Wahl eines Desserts zu. Also probierten wir von „allem Ebbes“. Den Espresso mit einer Kugel Walnuss-Eis und Sahnehaube (4 Euro), die Schokoladen-Erdnuss-Mousse mit Sesam-Hippe (6,90 Euro) und den pfannenfrischen Kaiserschmarrn mit Bratapfel-Kompott (6,60 Euro). Alles geschmacklich einwandfrei und ohne Schnörkel auf den Teller gebracht. Die Rum-Rosinen schmeckten bei meinem Schmarrn deutlich hervor, was jedoch kein wirklicher Makel war.
Die Zusammensetzung der Weinkarte erzählt ihre ganz eigene Geschichte. Auf ihr sind eben nicht nur Weine des hauseigenen Weinguts Schmitt vertreten, sondern auch – und das ist auf den ersten Blick eher ungewöhnlich – Weine von anderen Winzern. Dies hat seinen Grund. Im Sommer 2015 fiel das gesamte Flaschenlager (etwa 70 000 Flaschen) einem Brand im Außenbetrieb (glücklicherweise nicht direkt im Weingut!) zum Opfer. Lediglich die Weine, die in den Fässern des Weinguts reiften, konnten abgefüllt werden, weshalb derzeit nur Weine aus den Jahrgängen 2013 und 2014 verfügbar sind. Töchterchen Jana hatte sich nun schon zum zweiten Mal für den Winzerwettbewerb „Die junge Südpfalz – da wächst was nach“ qualifiziert. Da lag es nahe, auch ein paar Weine von den Jungwinzern mit ins Programm aufzunehmen, um so eine breitere Palette anbieten zu können. Der mild-fruchtige Portugieser Rosé von Ben Rothmeier aus Landau-Mörlheim (0,1 l für 2,10 Euro) schmeckte mir jedenfalls ausgezeichnet. Aber auch die Spezialität des Weingutes Schmitt, der „Raben-Dusel“ (ein im Holzfass ausgebauter Portugieser Rotwein für 2,50 Euro das 0,1l-Glas), überzeugte zur Ente.
Und so saßen wir in der Wein-Lounge, umsorgt von einer jungen Service-Truppe, die merklich auf Zack war, und merkten gar nicht wie die Zeit verging. Gute Kollegen, gutes Essen und guter Wein sind eben doch eine unschlagbare Kombination wenn es darum geht, einen kulinarisch wertvollen Abend bei netter Gesellschaft zu verbringen. Und bei meinem nächsten Besuch werde ich mich Montagabends zum „Blind-Date mit den Köchen“ verabreden. Das aber nur in weiblicher Begleitung.
Die Idee, dem eigenen Weingut eine Weinstube anzugliedern, greift in der Pfalz immer mehr um sich. Eine gute Idee, wie ich finde, da man nun auf dem kulinarischen Weg neue Weingüter samt ihren durchweg guten Qualitäten besser kennenlernt. Denn guter Wein und leckere Gerichte – gerne auch mal deftig kreativ – passen eben perfekt zusammen.
Und in Ilbesheim gibt es ja seit April 2014 mit dem vom FEINSCHMECKER ausgezeichneten Hubertushof eine richtig gute Adresse für Gourmets, die in ungezwungener Atmosphäre genießen... mehr lesen
Weinstube Brennofen
Weinstube Brennofen€-€€€Weinstube0634132215Wildgasse 5, 76831 Ilbesheim bei Landau in der Pfalz
4.0 stars -
"Bemerkenswerte Weinstube mit ambitionierter Küchenleistung und monatlicher Kulturbühne, die Tradition und Moderne stimmig vereint" marcO74Die Idee, dem eigenen Weingut eine Weinstube anzugliedern, greift in der Pfalz immer mehr um sich. Eine gute Idee, wie ich finde, da man nun auf dem kulinarischen Weg neue Weingüter samt ihren durchweg guten Qualitäten besser kennenlernt. Denn guter Wein und leckere Gerichte – gerne auch mal deftig kreativ – passen eben perfekt zusammen.
Und in Ilbesheim gibt es ja seit April 2014 mit dem vom FEINSCHMECKER ausgezeichneten Hubertushof eine richtig gute Adresse für Gourmets, die in ungezwungener Atmosphäre genießen
Das Auswärtsspiel gegen Waldsee hatte ein Nachspiel. Und zwar eines der kulinarischen Art. Zusammen mit acht Mannschaftskolleginnen und –kollegen schlugen wir nach vollbrachter Tat auf dem Badminton-Feld im Nachbarort Neuhofen bei Niko’s Restaurant gegen 19.30 Uhr auf. Um es gleich vorweg zu nehmen: es war meine Idee und wie sich herausstellen sollte, keine besonders gute. Google-Maps hatte den Laden ausgepuckt und er lag verkehrsgünstig am Ortsrand in unmittelbarer Nähe zur B9.
Von außen eher unscheinbar (das Gebäude fügt sich nahtlos in die recht unansehnliche Industriegebietsromantik ein), erwartet den Besucher drinnen ein großer Gastraum mit abgetrenntem Raucherbereich. Die indirekte Beleuchtung schaffte trotz der Raumgröße eine gewisse Gemütlichkeit. Die bequem gepolsterten Stühle und Tische waren in dunklem Holz gehalten. Das sah auf den ersten Eindruck schon recht edel aus. Der Boden war grau gefliest, ein paar spärliche Farbakzente in Form von Bildern an den Wänden. Auffallend schön in Szene gesetzt war der Thekenbereich. Auch hier wieder viel dunkles Holz und ein geschmackvoll gewählter Lichteinsatz.
Im Lokal angekommen, musste unsere Sportlergruppe im Eingangsbereich ca. 5 bis 10 Minuten auf einen freien Tisch warten. Wir hatten zwar angerufen, aber scheinbar hatte der Service mit einem früheren Aufbruch bereits verköstigter Gäste gerechnet. Nun da wir endlich saßen, hätten wir nur allzu gern unsere Getränkebestellungen aufgegeben. Aber das zog sich zunächst in die Länge. Schließlich waren die durstigen Sportler versorgt. Schade nur, dass wir nach ca. 30 Minuten Aufenthalt im Lokal immer noch keine Gelegenheit zur Essensbestellung bekamen. Na wenigstens durften die später angekommenen Gäste an der Nachbartafel schon mal ordern. Egal, mein großes Warsteiner (0,4 l) stand leuchtend vor mir – flüssiges Brot, das auch sättigte. Fürs Erste jedenfalls.
Die Speisekarte war vom Umfang und von der Auswahl der Gerichte typisch griechisch aufgebaut. Eine breite Palette an Grilltellern, Lammspezialitäten und auch deutschen Fleischklassikern (diverse Putensteaks sowie Rumpsteak & Co.) wurde angeboten. Dazu die obligatorischen Vorspeisen (Schafskäse, Champignons etc.) und ein paar Salate, die mit Gyros, Suzukakia oder Pute ebenfalls eher fleischlastig daher kamen. Doch wie heißt es im Titel von Heinz Strunks Bestseller: Fleisch ist mein Gemüse. Und beim Griechen passt das ja eh meistens…dachte ich.
Ein Mannschaftskollege teilte sich die gegrillten Peperoni mit Knoblauchsoße vorneweg. Der Preis lag irgendwo zwischen 4 und 6 Euro (übliche Ansetzung) und schien für das Gebotene in Ordnung zu sein. Ich probierte ein paar davon und musste feststellen, dass die grünen Schoten ordentlich Schärfe hatten. Zusammen mit dem gerösteten Knoblauch ein standesgemäßer Vorspeisenklassiker, wie man ihn bei vielen Griechen auf der Karte findet.
Dann verging sehr viel Zeit zwischen Vor- und Hauptspeise. Wir hatten Hunger und freuten uns schon auf den üblichen Vorspeisensalat, den unser „Nikos Teller“ für 2 Personen (28 Euro) beinhaltete, doch der Service bzw. die Küche zeigte keine Regung. Gegen 21 Uhr (nach gut einer Stunde Wartezeit im ansonsten mittlerweile relativ leeren Lokal) wurden dann große Salatportionen gereicht. Der Blattsalat war ok, das Dressing keineswegs unbekannt, da in vielen griechischen Restaurants ein Ähnliches verwendet wird. Die Bohnen und das Kraut aus dem Eimer waren auch essbar. Der große Kleks „Tsatziki“, der sich wie ein roter (äh weißer) Faden durch sämtliche Gerichte zog (wie sich später noch herausstellen sollte), war deutlich überportioniert. Doch wie der Schwabe so trefflich bemerkt: „de Hunger treibt‘s scho nei!“.
Es verging nochmal eine knappe halbe Stunde bis unser „Gemischtfleischwarengrillteller“ endlich nahte. Leider nicht mehr ganz so heiß, dafür aber umso schneller auskühlend. Beim Souvlaki-Spieß dominierten hauptsächlich die Röstaromen. Anscheinend hatte man das Fleisch im Vorfeld zu wenig mariniert und es dann etwas zu lange auf dem Grill liegen lassen. Die Gyros-Menge war beachtlich. Die Fleischqualität dagegen nicht. Geschmacklich war das schon sehr weit von der Gyros-Benchmark des Landauer Referenzgriechen „Olympia“ entfernt. Die dargebotenen Grillspieß-Schnipsel waren mir schlichtweg zu fettig. Ein viel zu geringer Anteil an knusprigen Stücken. Das geht viel besser. Die Schweinesteaks waren nicht fettig. Sie waren mager und komplett durchgegrillt, was sie zu einer zähen und trockenen Angelegenheit machte. Auch ihnen fehlte es doch arg an Würze. Die Tsatsiki-Portion war wie beim Salat wieder sehr großzügig bemessen. Konsequent in der Umsetzung des Grilltellers war das Fehlen jeglichen Gemüses. Bei schmackhafteren Fleischprotagonisten hätten wir das sicher gar nicht bemerkt. Die Beilagen bestanden aus geriffelten Pommes Frites und einem Gemüsereis, der zwar noch leicht bissfest, aber zu fad abgeschmeckt war. Insgesamt eine der enttäuschendsten Grillplatten der letzten Jahre. Das bekommt jeder Laie mit dem Einweggrill besser hin!
Meine Teamkollegin hatte den Lendenspieß geordert. Der war unter einer Pfeffer-Rahm-Pampe ertränkt. Kurios: die „Soße“ schmeckte vordergründig süß, war von ungewöhnlich heller Farbe und zog dir im Abgang die Pfefferkeule direkt auf die Zwölf. Da hätte der Lendenspieß auch vom alten Hammel stammen können. Man hätte es nicht herausgeschmeckt. Der geriffelte Pommes-Berg trotzte stolz der dickflüssigen Rahmtunke und verlieh dem Gericht wenigstens quantitativ etwas Würde.
Etwa eine halbe Stunde nachdem der Erste unserer Truppe sein Hauptgericht serviert bekam, brachte die sichtlich überforderte Bedienung auch dem Letzten unserer Tischgemeinschaft sein Essen. Ein absolutes „no-go“ und ein gastwirtschaftlicher Offenbarungseid obendrein. Klar, versuchte man das mit extragroßen Portionen und „Ouzos aufs Haus“ wieder gut zu machen. War ja auch alles nett gemeint, aber was nützt es, wenn selbst der hungrigste Esser den völlig überdimensionierten Gyros-Berg nicht verzehrt bekommt. Weniger Masse, eine höhere Produktqualität und eine feinere Zubereitung würden hier Abhilfe schaffen. Denn wäre der Olymp ein Fleischberg, Nikos Voulgaris, der Besitzer des Ladens, hätte bei diesen Mengen seinen Ehrenplatz jetzt schon sicher. Obwohl ihn wahrscheinlich Dionysos aufgrund seiner kargen Weinauswahl davon jagen würde.
Doch von der griechischen Mythologie zurück zur harten kulinarischen Realität in Neuhofen. Warum einer von uns vorne an der Kasse zahlen musste, während der Rest der Mannschaft am Tisch die Scheine zückte, erschloss sich mir ebenso wenig, wie die recht gleichgültige Reaktion der Servierdame auf meinen dezenten Hinweis auf die grill- und geschmackstechnischen Unzulänglichkeiten unserer schnell erkalteten Platte. Egal, das Zwei-Personen-Stück in Sachen Fleisch ging auf mich. Mein Gastrogewissen musste beruhigt werden. Dagegen beruhigte sich mein Magen auch nach doppelter Ouzo-Betäubung nur schleppend. Auch eine Form von Nachhaltigkeit, wenngleich ich auf diese gerne verzichtet hätte.
Das Auswärtsspiel gegen Waldsee hatte ein Nachspiel. Und zwar eines der kulinarischen Art. Zusammen mit acht Mannschaftskolleginnen und –kollegen schlugen wir nach vollbrachter Tat auf dem Badminton-Feld im Nachbarort Neuhofen bei Niko’s Restaurant gegen 19.30 Uhr auf. Um es gleich vorweg zu nehmen: es war meine Idee und wie sich herausstellen sollte, keine besonders gute. Google-Maps hatte den Laden ausgepuckt und er lag verkehrsgünstig am Ortsrand in unmittelbarer Nähe zur B9.
Von außen eher unscheinbar (das Gebäude fügt sich nahtlos in... mehr lesen
2.0 stars -
"Deutsch-griechische Konfusionsküche mit eingebauter Servicewüste und Fleischbergen bis zum Abwinken" marcO74Das Auswärtsspiel gegen Waldsee hatte ein Nachspiel. Und zwar eines der kulinarischen Art. Zusammen mit acht Mannschaftskolleginnen und –kollegen schlugen wir nach vollbrachter Tat auf dem Badminton-Feld im Nachbarort Neuhofen bei Niko’s Restaurant gegen 19.30 Uhr auf. Um es gleich vorweg zu nehmen: es war meine Idee und wie sich herausstellen sollte, keine besonders gute. Google-Maps hatte den Laden ausgepuckt und er lag verkehrsgünstig am Ortsrand in unmittelbarer Nähe zur B9.
Von außen eher unscheinbar (das Gebäude fügt sich nahtlos in
Das Weinrestaurant „Unikat“ trägt die Einzigartigkeit in seinem Namen. Und tatsächlich unterscheidet es sich schon von der Einrichtung her klar von herkömmlichen Weinlokalen. Dies spürt man schon beim Betreten des verschachtelten, von Kunstgegenständen geprägten Wormser Weintreffs. Vorausgesetzt man findet das versteckt in der Altstadt gelegene, von außen recht unscheinbare „Einzelstück“ überhaupt.
Hier im Zentrum von Worms hat man sich ganz den Weinen Rheinhessens verschrieben. Eine bemerkenswerte, und für Südpfälzer wie mich, eher unbekannte Weinregion, die mit über 26000 Hektar flächenmäßig noch vor der Pfalz rangiert und damit das größte Anbaugebiet Deutschlands darstellt. Kein Wunder also, dass die Weinkarte ebenfalls ein wahres „Unikat“ darstellt. Sie ist reicht gefüllt mit erlesenen Weinen, die es in großer Auswahl (ca. 50 davon offen) zu entdecken gilt. Wir entschieden uns für einen knackig trockenen Viognier „S“ vom Weingut Keller aus Pfiffligheim (0,2 l für 5,50 Euro) und einen filigranen Grauburgunder aus dem Barrique vom Weingut Groh aus Bechtheim (0,2 l für 5,90 Euro). Beide Weine bewiesen echte Klasse.
Den kulinarischen Unterbau zu unseren vinophilen Ausschweifungen an diesem verregneten Novemberabend lieferte die einfallsreiche „Kreuzüberküche“ des innovativ aufkochenden jungen Küchenchefs Martin Menzel, der seine Lehrzeit im Sternerestaurant „Schwabenstube“ des Hotels Adler Asperg bei Ludwigsburg absolvierte. Seine übersichtlich angelegte und sehr feinsinnig arrangierte Speisenkarte steckt zwar voller Zitate aus der französischen Hochküche, ist jedoch viel bodenständiger ausgerichtet. Das Angebot an kulinarischen „Weinbegleitern“ wechselt wöchentlich und offeriert neben ein paar Vorspeisen (ein paar Hauptgerichte sind auch als kleinere Vorspeisenportion erhältlich) eine gute Handvoll Hauptgänge.
So hatten wir die Qual der Wahl zwischen karamellisierter Foie Gras mit selbstgemachten Cantuccini (10,50 Euro als Vorspeise), den hausgemachten Maultaschen mit rotem Zwiebelkonfit (8,80 Euro), Seeteufelmedaillons auf einem Paprika-Bohnen-Bulgur-Nest (19,80 Euro) oder der bei Niedrigtemperatur gegarten Gänsebrust mit Walnussbratapfel, Rotkohl und Serviettenknödel (ebenfalls 19,80 Euro). Und für den kleineren Hunger wurde ein Linsencremesüppchen (5,80 Euro) im Weckglas angeboten. Hausgemachtes Eis und Sorbet oder eine frisch flambierte Crème brulée bildeten die süßen Schlussakkorde der kreativ zusammengestellten Karte.
Die Küche begrüßte uns auf ihre Art mit einem Klecks Sauce Tartare und einer Ecke hausgebackenem Brot mit tomatig-mediterraner Füllung. Der Einstieg war gelungen. Vorweg entschieden wir uns für die erwähnte Linsensuppe und die feinen Räucherlachs- bzw. Roastbeefscheiben (10,50 Euro als Vorspeise), die zusammen mit einer traditionellen Sauce Gribiche und etwas Salat auf dem Teller landeten. Mit Essig, Kapern und Gewürzgurken verfeinert, verlieh diese kalte Sauce den delikaten Fisch- und Fleischscheiben den richtigen Gaumenkick. Das leicht rauchige Aroma der Linsencremesuppe meines Kollegen konnte ich über den Tisch hinweg riechen.
Dann war es Zeit für einen Weinwechsel, da die Hauptspeisen nahten. Ein trockener Syrah „R“ vom Weingut Keller (0,2 l für 5,70 Euro) mit ordentlich Frucht und einem gut eingebundenen Holzrückrat sollte das Rinderfiletmedaillon (mit Kartoffelgratin und Salatschale für 22,80 Euro) meines Kollegen und Teilzeitvegetariers adäquat korrespondieren. Und wie er das tat. Wie gerne hätte auch ich den Grünen Veltliner zu meinen Seeteufelmedaillons (nach)geordert, aber die bevorstehende Autofahrt von Worms zurück in die Pfalz erlaubte es nicht. Ein Jammer.
Beide Hauptgänge kamen toll angerichtet an den Tisch. Geschmacklich waren sie ebenfalls vom Feinsten. Fleisch und Fisch auf den Punkt gebraten und die Beilagen gekonnt zubereitet und abgeschmeckt. Die Jus meines Speisepartners war zum „Tellerauslecken“ gut. Er unterließ es jedoch, da in ihm noch ein Funken Restanstand vorhanden war. Locker und fein sind zwar im „Unikat“ keine sich ausschließenden Prinzipien, sondern eher gewollte Kombinationsattribute, aber übertreiben braucht man es ja schließlich auch nicht.
Noch ein paar Worte zur Bedienungscrew. Die weinkundige Service-Truppe beriet uns während des gesamten Abends äußerst kompetent und mit dem richtigen Maß an augenzwinkerndem Humor. So wurde aus der Weinberatung keine „bierernste“ Angelegenheit. Solche positiven „winevibes“ übertragen sich natürlich auch auf die anderen Gäste, die sich in dieser gelösten Atmosphäre sichtlich wohlfühlten.
Da wundert es kaum, dass sich aus dem ursprünglich als Lagerraum gedachten Anwesen in der Rheinstraße (Ecke Bärengasse) ein äußerst florierendes Weinlokal entwickelt hat. Und Inhaberin Ulrike Bickel wollte den Schritt in die Gastronomie anfänglich erst gar nicht wagen. Doch das Konzept ging auf. Zusammen mit ihrem Ehemann und Service-Leiter Hans-Jürgen Uhink (der sich mit uns nach dem Essen angeregt unterhielt, Anm.) hat die passionierte Kunstsammlerin die Räumlichkeiten ihres „Unikats“ in den vergangenen Jahren sukzessiv erweitert.
Aus dem einstigen „Wein-Wohnzimmer voller Kunstgegenstände“ ist ein romantisch verwinkeltes Restaurant geworden, das von der Einrichtung her seines Gleichen sucht. Allgegenwärtige Vielfalt, die sich zunächst in Form unterschiedlichster Beleuchtung ausdrückt. Von der Decke baumeln stilvolle Würfellampen aus Holz, welche die schlicht eingedeckten Tische ins rechte Licht setzen. Was auffällt: kein Tisch gleicht vom Stil her dem anderen. Auf den schweren Holzbänken sorgt ein bunter Kissenmix für bequeme Stunden.
Bemerkenswert: das sogenannte „Eulenhaus“. Die benachbarte Altstadtvilla aus dem 19. Jahrhundert, wurde stilvoll renoviert und steht nun mit seinem kunstvoll modernen Ambiente für größere Feiern und Veranstaltungen zur Verfügung. Hier gehört die Kunst genauso zur Dekoration wie die freigelegten Balken zum Fachwerk. Und wenn einmal im Quartal die „Jungen Wilden“ (Köche, Anm.) am Herd stehen und mit ihren Menüabenden kulinarisch für Furore sorgen, mutiert der historische „Anbau“ zu einem Hort des guten Geschmacks und gehobener Gastlichkeit.
Doch nicht nur wegen des hervorragenden Essens lohnt eine Fahrt in die Domstadt am Rhein. Wer neue Inspiration in Sachen Wein sucht und auch mal über den Pfälzer „Flaschenrand“ schauen möchte, ist bei Hausherr Hans-Jürgen Uhink bestens aufgehoben. Die umfangreiche Weinkarte stellt er nach wie vor selbst zusammen. Genauso wie seine Unikat-Cuvées, die schon zum zweiten Mal in Folge vom Gault Millau hohe Bewertungen erhielten. Als „Weinscout“ wildert er gerne im seinem rheinhessischen Revier und nimmt dabei tolle Weintypen in sein Angebot auf. Die Namen der Weingüter Keller, Schales, Spiess oder Michel sollte man sich merken, denn was sie vinifizieren ist wirklich bemerkenswert.
Und so verging dieser wahrlich einzigartige Abend im „Unikat“ zu Worms. Als wir die Heimreise gen Pfalz antraten, waren wir uns einig, dass bei der nächsten in der Nähe liegenden Fortbildungsveranstaltung ein Abstecher in den Wormser Weintreff zum Pflichtprogramm dazu gehört. Inspiriert von den außergewöhnlichen Weinen Rheinhessens und gut gesättigt von Martin Menzels Kreativküche, traten wir nach dem Verzehr zweier sündhaft süßen Crème brulée-Schälchen (jeweils 5 Euro) äußerst euphorisch die Rückfahrt an.
Das Weinrestaurant „Unikat“ trägt die Einzigartigkeit in seinem Namen. Und tatsächlich unterscheidet es sich schon von der Einrichtung her klar von herkömmlichen Weinlokalen. Dies spürt man schon beim Betreten des verschachtelten, von Kunstgegenständen geprägten Wormser Weintreffs. Vorausgesetzt man findet das versteckt in der Altstadt gelegene, von außen recht unscheinbare „Einzelstück“ überhaupt.
Hier im Zentrum von Worms hat man sich ganz den Weinen Rheinhessens verschrieben. Eine bemerkenswerte, und für Südpfälzer wie mich, eher unbekannte Weinregion, die mit über 26000 Hektar flächenmäßig noch... mehr lesen
5.0 stars -
"Kunstvoll gestalteter Weintreff in der Wormser Altstadt mit einfallsreicher Crossover-Küche" marcO74Das Weinrestaurant „Unikat“ trägt die Einzigartigkeit in seinem Namen. Und tatsächlich unterscheidet es sich schon von der Einrichtung her klar von herkömmlichen Weinlokalen. Dies spürt man schon beim Betreten des verschachtelten, von Kunstgegenständen geprägten Wormser Weintreffs. Vorausgesetzt man findet das versteckt in der Altstadt gelegene, von außen recht unscheinbare „Einzelstück“ überhaupt.
Hier im Zentrum von Worms hat man sich ganz den Weinen Rheinhessens verschrieben. Eine bemerkenswerte, und für Südpfälzer wie mich, eher unbekannte Weinregion, die mit über 26000 Hektar flächenmäßig noch
Der Besitz des Schlemmerblocks verschlägt mich in Lokalitäten, die ich sonst wahrscheinlich nicht besuchen würde. Umso schöner wenn man die ein oder andere positive Überraschung mitnehmen kann. So geschehen an einem verregneten Sonntagmittag in der Dorfschänke zu Landau-Wollmesheim. Doch zunächst musste ich mich an das etwas in die Jahre gekommene Interieur gewöhnen. Da scheint seit ca. 30 Jahren die Zeit still gestanden zu sein. Alles total „Old School“ - alles total Wirtschaft wie früher. Ich fühle mich wie in der Herxheimer Bahnhofswirtschaft zu meiner Kommunionsfeier und bemerke, dass meine Begleitung und ich altermäßig eher weniger hier reinpassen. Egal, die älteren Leute schauten alle ganz freundlich drein.
Der Blick in den Gastraum offenbarte einige Kuriositäten vergangener Gastrozeiten: Zinnteller an den Wänden, dunkle Holzdecke, Kühlschrank mit Dosenwurst im Raum, ein großes Bücherregal (Enzyklopädien, ein Buch über Hamster (!!!) sowie diverse Wein-(straßen)literatur) und ein massiver Thekenbereich. Man blickt nach draußen auf den baumbestandenen Parkplatz. Die Toiletten sind über den Vorraum zu erreichen. Dieser verströmte beim Betreten einen Geruch von langer gutbürgerlicher Küchentradition, negativ formuliert könnte man auch den Begriff "muffig" verwenden.
Ein Schild am Eingang deutet auf die frischen Lammspezialitäten des Lokals hin. Aha, da haben wir es! Das Quäntchen Profilschärfe, das die Dorfschänke von anderen gutbürgerlichen Gaststätten etwas abhebt. Also warum nicht mal am Sonntag Lamm essen? Und dazu noch in einer ungewöhnlichen Zubereitung: in zwei leckeren Bratwürsten verwurstet, mit frisch duftendem Sauerkraut (Lorbeerblatt und Wacholderbeeren inklusive) und "Gebreedelde" (Bratkartoffeln). Das alles für 9,50 Euro. Da kann man nicht meckern. Lobenswert auch der frisch angemachte Krautsalat (definitiv kein Convenience aus dem Eimer!) zu den Lammröllchen (Cevapcici auf neudeutsch), die vielleicht etwas zu lange auf dem Grill waren. Auch diese wurden mit gerademal 7 Euro sehr preisgünstig angeboten. Der Bellheimer Meistersud, ein süffiges Flaschenbier aus der Region, für 2,50 Euro den halben Liter. Auf dem Land stimmt das Verhältnis von Preis zu Leistung eben noch.
Fazit:
Wir waren gut gesättigt und es schmeckte alles. Mit dem Freigericht vom Block waren es letzten Endes schlappe 15 Euro, die wir bezahlten. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal für ein Sonntagsessen so wenig Geld ausgab. Der nette Inhaber und Küchenchef Herr Werner Fritz kam zu uns an den Tisch und erzählte uns von seiner Lammzucht, der Werbewirkung des Gutscheinheftes und seiner Nussdorfer Zeit in der Weinstube Übel, deren Lammspezialitäten dem Lokal damals einen guten Ruf einbrachten. Seit ein paar Jahren ist er nun in Wollmesheim mit annähernd gleichem Konzept erfolgreich unterwegs. Lamm-Esser fühlen sich hier gut aufgehoben, das Fleisch stammt schließlich aus der eigenen Zucht. Alle paar Wochen bringt Herr Fritz ein knappes Dutzend Lämmer – ok, ich bring das Wortspiel - zum Schweigen und zwar für immer! Für Frische und Qualität beim Fleisch ist also gesorgt. Zusätzlich sind viele Pfälzer Spezialitäten auf der Karte zu finden. Nichts Außergewöhnliches, aber für jeden Geschmack etwas dabei. Jeden Mittwoch gibt es ein Special (Spanferkel, Kammkotelett, Dampfnudeln) und am ersten Wochenende des Monats steht das Schlachtfest auf dem Programm. Für Fleischesser bietet sich in der Dorfschänke also ein großes Angebot. Der Vegetarier muss in der Karte schon genauer suchen, um fündig zu werden. Lobenswert: es wird ein täglich wechselnder Mittagstisch angeboten. Das alles zu einem erfreulich fairen Preis-Leistungsverhältnis, das die etwas altbackene Einrichtung in den Hintergrund rückt und den Fokus auf die gut gefüllten Teller richtet. Gutbürgerlich, pfälzisch, ehrlich gekocht.
Der Besitz des Schlemmerblocks verschlägt mich in Lokalitäten, die ich sonst wahrscheinlich nicht besuchen würde. Umso schöner wenn man die ein oder andere positive Überraschung mitnehmen kann. So geschehen an einem verregneten Sonntagmittag in der Dorfschänke zu Landau-Wollmesheim. Doch zunächst musste ich mich an das etwas in die Jahre gekommene Interieur gewöhnen. Da scheint seit ca. 30 Jahren die Zeit still gestanden zu sein. Alles total „Old School“ - alles total Wirtschaft wie früher. Ich fühle mich wie in der Herxheimer Bahnhofswirtschaft zu meiner Kommunionsfeier und... mehr lesen
Zur Dorfschänke
Zur Dorfschänke€-€€€Restaurant06341648829Wollmesheimer Hauptstraße 13, 76829 Landau in der Pfalz
3.5 stars -
"Wollmesheimer Old-School-Lammlokal, bei dem primär Fleischesser auf ihre Kosten kommen" marcO74Der Besitz des Schlemmerblocks verschlägt mich in Lokalitäten, die ich sonst wahrscheinlich nicht besuchen würde. Umso schöner wenn man die ein oder andere positive Überraschung mitnehmen kann. So geschehen an einem verregneten Sonntagmittag in der Dorfschänke zu Landau-Wollmesheim. Doch zunächst musste ich mich an das etwas in die Jahre gekommene Interieur gewöhnen. Da scheint seit ca. 30 Jahren die Zeit still gestanden zu sein. Alles total „Old School“ - alles total Wirtschaft wie früher. Ich fühle mich wie in der Herxheimer Bahnhofswirtschaft zu meiner Kommunionsfeier und
Geschrieben am 30.12.2015 2015-12-30| Aktualisiert am
30.12.2015
Besucht am 28.12.2015
Seit diesem Sommer kommt einem die Landauer Traditionsgaststätte „Blumenkorb“ spanisch vor. Grund dafür: das „Pintxos – Tapas & Pasión“ hat hier Einzug gehalten. Die Räume hat man geschmackvoll mit diversen Accessoires (Flamenco-Bilder an den Wänden, alte Holzfässer) in südländischem Stil dekoriert. Stühle und Tische in dunkler Holzoptik sollen iberischen Charme ausstrahlen. Das freundliche Service-Team agiert dabei mit herzlich-mediterraner Nonchalance und hat alle Hände voll zu tun, die kleinen Tellerchen und Schälchen an die Tische zu befördern.
Wir hatten letzten Montagabend vorsorglich reserviert und bekamen einen Tisch im Zentrum des Gastraumes angeboten. Durch eine Säule abgeschirmt, saßen wir dann doch nicht so sehr auf dem „Präsentierteller“ wie anfänglich befürchtet. Die Atmosphäre war gelöst. Eine längere Tafel wurde von einer Großfamilie in Anspruch genommen, ansonsten teilten sich die verbliebenen Tische auf einige Pärchen auf. Auf Schiefertafeln an der Wand konnte man sich zusätzlich über das Tapas-Angebot und den Wein des Monats informieren.
Meine Erwartungen waren recht hoch, denn im Vorfeld hatte mein Kollege aus Landau vom „neuen Spanier“ geschwärmt. Folglich hatten wir unseren Besuch beim „Las Tapas“ in Germersheim, für mich immer noch der Referenzspanier der Region, auf das nächste Jahr verschoben. Unser kulinarischer Ausritt ins Don Quichotte nach Speyer (siehe vorherige Rezension) sowie der bevorstehende Urlaub auf einer bekannten Baleareninsel haben die Lust auf spanische Küche zusätzlich angefacht.
Uns wurde die Speisenkarte gereicht. Auf der ersten Seite ein paar Infos über die spanische Tapaskultur im Allgemeinen und die Einteilung der Häppchen in verschiedene Kategorien. Soweit so gut. Dann das Herzstück der Karte: 15 verschiedene Tapas (kalt und warm) waren darin gelistet. Von den Datteln im Speckmantel (6,50 Euro) über die Maurischen Spieße (7,60 Euro) bis zu den Albondigas (=Hackfleischbällchen, 6,80 Euro) waren alle bekannten Klassiker vertreten. Leider befanden sich keine Spezereien wie Fischkroketten oder Geflügelleber in Sherry darauf. Dafür verschiedene Platten mit luftgetrockneten iberischen Spezialitäten (Jamon Serrano bzw. Iberico oder den berühmten Manchego-Käse). Auf der zweiten Seite befanden sich ein paar geröstete Brote („Panes“) mit verschiedenen Belägen (Tomate, Ziegenkäse oder Iberico-Schinken), die preislich zwischen 3,90 und 10,90 Euro rangierten. Mit einer Handvoll Fleisch- und Fischgerichten, die vornehmlich vom Grill kommen, soll wohl der größere Hunger erfolgreich bekämpft werden. Ab zwei Personen lässt sich auch eine der drei Paella-Varianten („Pintxos“ – mit Geflügel / Fleisch oder „De Mariscos“ – mit Fisch und Meeresfrüchten oder „Mixta“ – mit allem) bestellen.
Warum nicht mal wieder eine Paella (natürlich „Mixta“!) essen? Dann das Kleingedruckte. Da stand etwas von frischer Zubereitung, die ca. 35 bis 40 Minuten dauern kann. Hmm, unser Hunger konnte nicht um 40 Minuten verschoben werden. Die Idee: mit einer Tapa und einem Salat als Vorspeise wäre die Wartezeit überbrückbar. Ich entschied mich für die spanischen Köttbullar (= Albondigas) in scharfer Tomatensauce. Meine Begleitung wählte einen gemischten Salat. Bis diese beiden Gerichte an unserem Tisch eintrafen, verging eine ganze Weile. Ein San Miquel aus der Flasche und ein erster Korb voll Weißbrot mussten dran glauben. Dann kamen endlich die heiß ersehnten Ibero-Frikadellen in kleiner Tonschale aus dem Backofen. Die Sauce war leider überhaupt nicht scharf. Nicht einmal pikant. Vom Geschmack her eher langweilig. Dafür mit einer guten Portion Erbsen (???) versehen. Naja. Die Hackbälle brachten meine Geschmacksnerven genauso wenig in Wallung. Das war maximal guter Durchschnitt. Mehr aber auch nicht. Gleiches galt für den Salat, der etwas zu leise angemacht war. Aber das Hauptgericht, unsere gemischte Paella (29,80 Euro), stand ja noch aus.
Die Paella kam in einer typischen Pfanne und roch angenehm nach Meeresgetier, mit dem sie auch belegt war (Garnelen, Miesmuscheln). Neben ordentlich Zwiebel und Knoblauch (mir persönlich war das des Guten zu viel) ließen sich diverse Hühnerfleischstücke, Tintenfischringe sowie Kaninchenteile darin ausmachen. Der fast schon penetrante süßliche Schalentiergeschmack erschlug leider den handwerklich gut gemachten Rest der Pfanne. Von der Menge her war das in Ordnung. Am omnipräsenten „Marisco-Aroma“ erschöpfte sich unsere Paella-Lust dann doch recht schnell und unser Genussfaktor hielt sich im Rahmen. Geschafft haben wir sie dann auch nicht ganz.
Trotzdem kann ich nicht behaupten, dass hier komplett „am Thema vorbeigekocht“ wurde. Die Reispfanne lag uns nicht im Magen, da hier gute, teilweise frische Zutaten verarbeitet wurden. Bei Muscheln und Garnelen sollte das selbstverständlich auch so sein. Dennoch hat sie uns kulinarisch nicht „vom Hocker gehauen“. Beim nächsten Besuch im „Pintxos“ futtere ich mich dann quer durch die Tapas-Karte. Mal sehen, was die Komplizen der Albondigas so draufhaben. Aber vorher fahr ich nach Germersheim ins „Las Tapas“.
Seit diesem Sommer kommt einem die Landauer Traditionsgaststätte „Blumenkorb“ spanisch vor. Grund dafür: das „Pintxos – Tapas & Pasión“ hat hier Einzug gehalten. Die Räume hat man geschmackvoll mit diversen Accessoires (Flamenco-Bilder an den Wänden, alte Holzfässer) in südländischem Stil dekoriert. Stühle und Tische in dunkler Holzoptik sollen iberischen Charme ausstrahlen. Das freundliche Service-Team agiert dabei mit herzlich-mediterraner Nonchalance und hat alle Hände voll zu tun, die kleinen Tellerchen und Schälchen an die Tische zu befördern.
Wir hatten letzten Montagabend vorsorglich... mehr lesen
Pintxos - Tapas & Pasión
Pintxos - Tapas & Pasión€-€€€Restaurant, Tapasbar06341 9590440Königstraße 3, 76829 Landau in der Pfalz
3.0 stars -
"Kulinarischer Durchschnitt und ein sehr bemühter Service bei Landaus neuem Spanier" marcO74Seit diesem Sommer kommt einem die Landauer Traditionsgaststätte „Blumenkorb“ spanisch vor. Grund dafür: das „Pintxos – Tapas & Pasión“ hat hier Einzug gehalten. Die Räume hat man geschmackvoll mit diversen Accessoires (Flamenco-Bilder an den Wänden, alte Holzfässer) in südländischem Stil dekoriert. Stühle und Tische in dunkler Holzoptik sollen iberischen Charme ausstrahlen. Das freundliche Service-Team agiert dabei mit herzlich-mediterraner Nonchalance und hat alle Hände voll zu tun, die kleinen Tellerchen und Schälchen an die Tische zu befördern.
Wir hatten letzten Montagabend vorsorglich
Auf der Suche nach einem Lokal für den späten Hunger, führte uns der Weg nach Speyer in die Große Himmelsgasse. Wir wollten jedoch nicht schon wieder in Speyers bekanntester Braugaststätte, dem überregional bekannten „Domhof“, einkehren. Da waren wir einfach schon zu oft. Uns gelüstete es nicht unbedingt nach deutscher Küche. Und wir wollten auch keine allzu großen Portionen vorgesetzt bekommen. Am besten was Leichtes…
Zugegebenermaßen waren wir schon auf dem Weg ins „Krua Thai“, einem nur wenige Meter entfernten Asiaten, dessen leckere Wok-Küche ich schon mehrfach genossen habe. Dieser hatte an diesem Freitagabend jedoch überraschenderweise geschlossen und so hielten wir in der näheren Umgebung Ausschau nach Alternativen. Da fiel uns die kleine Tapas-Bar „Don Quichotte“ ins Auge.
Es war schon etwas später (ca. 21.30 Uhr) als wir eintraten und wir fragten, ob denn die Küche noch in Aktion sei. Der sehr freundliche Service gab grünes Licht („Tapas-Küche sogar bis 23 Uhr!“) und wir setzten uns an einen der gemütlichen Tische, die sich links des großen Thekenbereichs befinden. Das Licht war etwas schummrig. Vom Interieur her erinnerte das doch eher an eine Cocktail-Bar. An den Wänden ein paar Schiefertafeln, die den Blick in die übersichtlich angelegte Tapas-Karte eigentlich unnötig machten, da schon alles in Kreide geschrieben da stand.
Die Speisenkarte beinhaltet keine Exoten der Tapas-Küche, sondern setzt eher auf bekannte Klassiker. Von ihnen orderten wir umgehend die Albondigas (Hackfleischbällchen), die maurischen Spieße, die Aioli, die Datteln im Speckmantel, die scharfen Kartoffeln (Patatas bravas) und die Geflügelleber mit Champignons in Sherry. Alles gute alte Bekannte aus vielen Spanien- und Mallorca-Besuchen oder von unserem Lieblingsspanier in Germersheim, dem „Las Tapas“.
Alles preislich um die 5 bis 6-Euro, was für das Dargebotene ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis darstellte. Die Spieße waren saftig und gut gewürzt mit einem Kleks Aioli zusätzlich. Diese war nicht so beißend und Gott sei Dank auch keine Mayo-Bombe. Ich bin wahrlich kein großer Fan von dieser oftmals zu schweren Knoblauch-Mayonnaise, aber diese eher leichtere Variante hat mir geschmeckt. Vorneweg wurde etwas Weißbrot gereicht.
Die Datteln machten den Anfang. Für 3,90 € ein kleiner Appetizer, der Lust auf mehr machte. Die Albondigas waren guter Standard, die Tomatensauce, in der sie schwammen, auch nichts Besonderes. Die scharfen Kartoffeln (Patatas Bravas) waren wahrscheinlich frittiert und wurden kurz vorher in einer feurig-scharfen Sauce geschwenkt. Geschmacklich einwandfrei, dem Geschmacksträger „Fett“ sei Dank. Die Geflügelleber mit Champignons in Sherrysauce war sehr gut gelungen. Nicht zu trocken und mit schöner Sherrynote. Gut, dass noch Brot zum tunken da war. Auf alkoholische Getränke verzichteten wir an diesem Abend, denn die Heimfahrt stand ja noch bevor.
Hervorzuheben ist der sehr herzliche, dennoch unaufdringlich agierende Service. Er gab einem von Anfang an das Gefühl, dass man hier total willkommen ist und gab hilfreiche Tipps bzgl. der Bestellmenge. Für Neulinge wie uns, die keine Ahnung von den Portionsgrößen im „Don Quichotte“ hatten (ist ja bei Tapas immer etwas schwer einzuschätzen), war das jedenfalls von Vorteil.
So genossen wir die Kleinigkeiten in den Ton-Schälchen genauso wie die gemütliche Atmosphäre des Lokals. Für Leute, die gerne einen spanischen Snack nehmen, sicherlich eine empfehlenswerte Adresse. Für ausgefallenere spanische Gerichte würde ich dann doch eher das "Las Tapas" in Germersheim vorziehen, da es doch einen Tick authentischer wirkt. Dennoch war unser Besuch im Don Quichotte kein "Kampf gegen Windmühlen", sondern ein lauschiger Abend mit delikaten spanischen Häppchen, die geschmackvoll zubereitet waren. Den "blutigen" Kampf mit einigen Schläuchen roten Weines (wie ihn der namensgebende Romanheld führte) habe ich an diesem Abend schlichtweg vertagt und „Rosinante“ gegen einen Wagen des Volkes eingetauscht. Gänzlich ohne Sancho im „Panza“ (=Bauch) ging es so wieder in die südpfälzische Heimat zurück.
Auf der Suche nach einem Lokal für den späten Hunger, führte uns der Weg nach Speyer in die Große Himmelsgasse. Wir wollten jedoch nicht schon wieder in Speyers bekanntester Braugaststätte, dem überregional bekannten „Domhof“, einkehren. Da waren wir einfach schon zu oft. Uns gelüstete es nicht unbedingt nach deutscher Küche. Und wir wollten auch keine allzu großen Portionen vorgesetzt bekommen. Am besten was Leichtes…
Zugegebenermaßen waren wir schon auf dem Weg ins „Krua Thai“, einem nur wenige Meter entfernten Asiaten, dessen leckere... mehr lesen
Don Quichotte
Don Quichotte€-€€€Tapasbar, Bar, Club06232815265Große Himmelsgasse 5, 67346 Speyer
3.5 stars -
"In Speyers erster Tapasbar kämpft man erfolgreich gegen den Hunger und nicht gegen (kulinarische) Windmühlen" marcO74Auf der Suche nach einem Lokal für den späten Hunger, führte uns der Weg nach Speyer in die Große Himmelsgasse. Wir wollten jedoch nicht schon wieder in Speyers bekanntester Braugaststätte, dem überregional bekannten „Domhof“, einkehren. Da waren wir einfach schon zu oft. Uns gelüstete es nicht unbedingt nach deutscher Küche. Und wir wollten auch keine allzu großen Portionen vorgesetzt bekommen. Am besten was Leichtes…
Zugegebenermaßen waren wir schon auf dem Weg ins „Krua Thai“, einem nur wenige Meter entfernten Asiaten, dessen leckere
Nachdem letzten Freitagabend im Landauer Kino die „Macht“ endlich wieder erwachte, geschah Selbiges mit unserem Hunger im Anschluss an das Sci-Fi-Epos. Wir erinnerten uns an die Empfehlung eines Kollegen und statteten dem Bistro bzw. Ristorante Amici, seit Mai diesen Jahres im Zuge der Landesgartenschau in einem alten Kasernengebäude („Estienne-Foch-Kaserne“) in der Cornichonstraße eröffnet, einen Spontanbesuch ab.
In der ehemaligen französischen Garnisonsstadt Landau hat sich im Zuge des Abzuges der Streitkräfte aus dem Nachbarland einiges verändert. Die Stadtplaner versuchen seit Jahren diese Mammutaufgabe, nämlich die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme "Konversion Landau Süd", erfolgreich zu stemmen. Die Vergabe der Landesgartenschau nach Landau hat in dieser Hinsicht einen zusätzlichen Schub geleistet.
Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ein neuer, moderner Stadtteil entsteht gerade im Landauer „South-East-End“ mit zeitgemäßer Architektur, sinnvollem Gebäudesubstanzerhalt und funktionalem Weitblick. Konversion auf ganz hohem Niveau, wovon die Stadt an der Queich und ihre Bewohner noch in Jahrzehnten profitieren werden. Wo neuer Wohnraum entsteht, da siedeln sich über kurz oder lang auch neue gastronomische Einrichtungen an. Mit dem trendigen Weinkontor Null41, keine 500m Luftlinie vom Amici entfernt, begann im Januar 2014 die kulinarische Erschließung des ehemaligen Kasernenareals.
Nun folgt mit dem Amici die zweite, gelungene Gastro-Konversion in unmittelbarer Nähe. Der regional bekannte Gastronom und Piccola Italia-Chef Giuseppe Baorda leitet seit Mai diesen Jahres mit seiner jungen Mannschaft diesen Hort mediterraner Frischeküche. Richtig losgelegt hat man im Amici (nach eigener Aussage) jedoch erst im Oktober. Da war die Gartenschau passé und der „normale Gästebetrieb“ hielt endlich Einzug.
Doch vorher wurde mit viel Aufwand und Liebe zum Detail restauriert und erneuert. So gelang es, das heimelige Backsteingewölbe im Inneren des ehemaligen Militärgebäudes zu erhalten. Mit kunstvoll von der Decke baumelnden Kronleuchtern, indirekten Strahlerleuchten, stilvoller Kunst an den urigen Sandsteinwänden und viel rustikalem Holz wird eine angenehme Wohlfühlatmosphäre geschaffen. Das Café-Bistro wirkt besonders abends extrem einladend, da hier die Beleuchtung gediegene Akzente setzt und romantisches Licht durch die gut einsehbaren Fenster nach außen dringt. Man spürt gleich beim Eintritt, dass man hier gut aufgehoben ist. Und ohne Reservierung sinken die Chancen auf einen freien Platz rapide.
Nun, wir hatten nicht reserviert und mussten uns im Eingangsbereich ein wenig gedulden, ehe wir an den nächsten freiwerdenden Tisch geleitet wurden. Einen Hugo (5,90 Euro) als Apéro vorweg und schon wurde die in klassischem Ferrari-Rot gehaltene Speisenkarte studiert. Jeweils eine Handvoll Vorspeisen und Salate finden sich in der bewusst kleingehaltenen Speiseauswahl wieder. Für Suppenkasper/innen hält man eine Maronencremesuppe (4,90 Euro) bereit. Pasta-Löffler bzw. –dreher werden mit knapp 10 verschiedenen Varianten beglückt, dabei sind die Gerichte mehrheitlich vegetarisch. Doch auch Fleischesser kommen bei Rumpsteak, Schweine- und Lammrückenfilet keinesfalls zu kurz. Ein paar Desserts runden das überschaubare Angebot ab. Zur Mittagszeit werden noch zusätzlich eine Suppe (3,90 Euro), ein Pasta-Tagesgericht (5,90 Euro) und eine Fleischspezialität (8,90 Euro) auf dekorativen Schiefertafeln annonciert.
Die Bruschetta (5,90 Euro) hat mir im Piccola Italia immer sehr gut geschmeckt. Also warum nicht auch mal hier ausprobieren? Meine Begleitung wählte den kleinen gemischten Salat (Insalata Mista für 3,90 Euro), der ein gut abgeschmecktes Balsamico-Dressing aufwies. Meine mit üppigem Belag aus Tomaten, Rucola und Parmesan versehenen Weißbrotscheiben dufteten herrlich nach Knobi und gutem Olivenöl. Ein frisch angerichtetes, italienisches „Arme-Leute-Essen“, das den ersten Hunger vertrieb und den Appetit auf die Pasta im Hauptgang förderte.
Dann kamen die beiden Nudelteller an den Tisch. Meine Begleitung hatte die Spaghetti mit Garnelen (12,90 Euro) geordert. Sie kamen mit einer pikanten Tomatensauce, die aromatisch nach angebratenem Knoblauch und Oregano duftete. Die Pappardelle (breite Bandnudeln) mit Thai-Bolognese (11,90 Euro) waren für mich bestimmt. Der Duft nach Kokosmilch und Koriander stieg in meine Nase. Asiatische Würze (Kurkuma und Koriander) traf hier auf feinabgestimmte Frische (Limette und Zitronengras) und verlieh dieser raffiniert zubereiteten „Thai-Bolo“ das gewisse Etwas. Diese Kombi hatte ich vorher so noch nie gegessen, würde ich aber jederzeit wieder tun. Die Nudeln waren in beiden Fällen „auf Biss“ gekocht. Da hat alles gepasst. Genau wie beim Dessert. Das lauwarme, im Inneren noch flüssige Schokoladensoufflé mit Vanillesauce und heißen Zimtpflaumen (6,90 Euro) war ein überaus würdiger Abschluss und ließ keine Wünsche offen.
Der freundlich und souverän agierende Service empfahl zur Pasta eine Cabernet Sauvignon-Shiraz-Cuvée vom Weingut Simonsig aus Südafrika. Ein durchaus feiner Begleiter, nur stellt sich hier die Frage, warum man bei den Rotweinen nicht noch stärker auf regionale Kreszenzen setzt. Sehr gute Cabernets gibt es ja auch in der Pfalz. Bei den Weißweinen kommen dagegen Winzer aus der näheren Umgebung ins Spiel und das ist auch gut so. Stentz (Landau-Mözheim), Lergenmüller (Hainfeld) und Gut von Beiden (Kleinfischlingen) seien an dieser Stelle beispielhaft genannt. Ähnlich wie im Piccola Italia, will man auch hier im monatlichen Wechsel einen Winzer aus der Pfalz ins Programm nehmen. Da lässt sich bestimmt die ein oder andere Entdeckung machen.
Für mich stellt das Amici definitiv eine Bereicherung der Landauer Gastroszene dar. Es ist kein Piccola Italia-Plagiat und auch keine Pizzeria (davon gibt es in Landau wahrlich genug). Der Name Café-Bistro wurde bewusst gewählt, denn auch der kleine Hunger oder die Koffeinlust werden hier genauso adäquat gestillt wie der Appetit auf leckere Pasta-Gerichte. Und das in wirklich stilvoller Umgebung. Alles richtig gemacht, Signore Baorda. Mal wieder.
Nachdem letzten Freitagabend im Landauer Kino die „Macht“ endlich wieder erwachte, geschah Selbiges mit unserem Hunger im Anschluss an das Sci-Fi-Epos. Wir erinnerten uns an die Empfehlung eines Kollegen und statteten dem Bistro bzw. Ristorante Amici, seit Mai diesen Jahres im Zuge der Landesgartenschau in einem alten Kasernengebäude („Estienne-Foch-Kaserne“) in der Cornichonstraße eröffnet, einen Spontanbesuch ab.
In der ehemaligen französischen Garnisonsstadt Landau hat sich im Zuge des Abzuges der Streitkräfte aus dem Nachbarland einiges verändert. Die Stadtplaner versuchen seit Jahren diese... mehr lesen
Ristorante Amici
Ristorante Amici€-€€€Restaurant, Cafe06341 2671500Cornichonstr. 16, 76829 Landau in der Pfalz
4.0 stars -
"Mediterrane Gerichte im ehemaligen Militärgebäude oder gelungene Gastro-Konversion 2.0 im Landauer South-East-End" marcO74Nachdem letzten Freitagabend im Landauer Kino die „Macht“ endlich wieder erwachte, geschah Selbiges mit unserem Hunger im Anschluss an das Sci-Fi-Epos. Wir erinnerten uns an die Empfehlung eines Kollegen und statteten dem Bistro bzw. Ristorante Amici, seit Mai diesen Jahres im Zuge der Landesgartenschau in einem alten Kasernengebäude („Estienne-Foch-Kaserne“) in der Cornichonstraße eröffnet, einen Spontanbesuch ab.
In der ehemaligen französischen Garnisonsstadt Landau hat sich im Zuge des Abzuges der Streitkräfte aus dem Nachbarland einiges verändert. Die Stadtplaner versuchen seit Jahren diese
Geschrieben am 29.11.2015 2015-11-29| Aktualisiert am
29.11.2015
Besucht am 28.11.2015
Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich beim alteingesessenen Kandeler Griechen „Sto Castello“ zu Gast war. Der Grund für meine längere Abstinenz war nicht das Essen oder das Ambiente – denn beides hebt sich klar vom üblichen griechischen Gastro-Einheitsgyros ab – sondern die nervige Art des Oberkellners, der mich beim letzten Besuch mit völlig unangebrachten, teilweise echt peinlichen Bemerkungen zutextete, so dass wir uns damals am Tisch zu Recht fragten, ob er wohl noch alle Gurken im Tsatsiki hat.
Deshalb wurde unsere gestrige Spontanidee nach sportlicher Ertüchtigung von einem etwas unguten Gefühl im Vorfeld begleitet, schreckte uns aber nicht ab, das zentral in Kandel gelegene Traditionslokal mal wieder aufzusuchen. Und gleich vorab: unsere erste Voreingenommenheit wich sehr schnell einer richtigen Erleichterung, als wir feststellten, dass der besagte Service-Chef nicht zugegen war. Es war ziemlich voll an diesem Samstagabend, aber das ist für dieses Restaurant nicht ungewöhnlich. Einige größere Gesellschaften (vllt. erste Weihnachtsfeiern) tafelten an zusammengeschobenen Tischreihen. Ein Platz im hinteren Bereich des Lokales mussten wir dankend ablehnen, da uns dort einfach zu viel los war. Wir wurden an einen Zweiertisch direkt am Eingang platziert, nicht unbedingt der beste Standort, da mit den entschwindenden Raucher auch ordentlich Kaltluft hereinzog.
Das Innere des Lokals wirkt trotz der Größe gemütlich. Dem vorderen Gastraum mit ca. 5 oder 6 Tischen folgt eine lange Theke, der gegenüber ein paar Tische mit bequemen Wandbänken folgen. Schließlich gibt es noch den bereits erwähnten hinteren Bereich, in dem auch größere Gruppen Platz finden. Die Unterteilung der Räumlichkeiten ist stimmig und sinnvoll. Die Geräuschkulisse ist hier zwar nicht besonders niedrig, wird aber durch diese Einteilung zumindest ganz gut kanalisiert. Man verzichtet weitgehend auf griechische Stilelemente aus Pappmaché und versucht durch eine warme Beleuchtung die Leute bei Laune zu halten. Am besten gelingt das in den nischenartig angelegten „Sitzabteilungen“ gegenüber vom Ausschankbereich. Hierhin hat man uns nach dem Verzehr unseres Standardvorspeisensalates dankenswerter Weise verfrachtet. Der sehr freundlich und aufmerksam agierende Service hatte ein Einsehen mit unserer nicht gerade optimalen Platzwahl.
Die Speisekarte ist – wie man das von griechischen Gasthäusern kennt – sehr reichhaltig angelegt. „Ob Lamm, Schwein oder Rind – alles wird gegrillt!“ So das Motto auch hier. Auffällig viele Spieß-Variationen tummeln sich in der fleischlastigen Karte. Aber auch jede Menge Meeresgetier findet seinen Weg auf die schicken Tellerovale, die mit ihrem leicht erhöhten Rand schön angerichtet aus der Küche getragen werden. Auf der Schiefertafel mit den Tagesempfehlungen stand gegrillter Oktopus oder Dorade im Ganzen. Für Fischliebhaber definitiv eine Alternative. Daneben existiert ein opulentes Vorspeisenangebot (gegrillte Peperoni, panierte Muscheln, Tintenfisch-Salat etc.), das auch Gästen mit kleinem Hunger eine solide Auswahl bietet. Herausragend: der Castello-Spieß mit Schweinelende, Pute und Rinderfilet (inkl. einem Metaxa-, Pfeffer- und Käsesaucen-Dreierlei) für 17,90 Euro. Wie bei den anderen Platten- und Teller-Varianten lassen sich auch die Beilagen nach Wunsch zusammenstellen. Und ein Salat kommt sowieso vorweg. Die Portionsgrößen im Sto Castello lassen sich als „ordentlich pfälzisch“ bezeichnen. Da geht keiner hungrig raus. So auch wir nicht.
Die von uns bestellte Saloniki-Platte (32,80 Euro) für zwei ausgehungerte Badmintonspieler hatte gehörig Grillfleisch auf ihrer metallenen Oberfläche zu bieten. Dieses war zudem mit diversen Saucen (Bratensoße, Hollandaise und andere Kalorieninhaber), etwas Gemüse (Brokkoli und Blumenkohl, der noch bissfest war!) und Zwiebeln sehr geschmackvoll angerichtet. Die mediterran gewürzten Bifteki wurden mit einer Scheibe geschmolzenem Käse serviert, während auf den beiden Koteletts von der Lammkrone aromatische Knoblauchraspel für Geschmacksakzente sorgten und das perfekt gegrillte Lammfleisch adäquat abrundeten. Der Gyros war wie üblich mittig platziert und derart knusprig und lecker gewürzt, dass er sogar den vom Landauer Kultgriechen „Olympia“ in den Schatten stellte. Ich war mehr als positiv überrascht. Die Hähnchenbrustfilets waren tadellos. Die Käse-Sauce (Hollandaise) ging dem Saft der frisch gegrillten, marinierten Fleischstücke eine richtig intensive Geschmacksliaison ein. Da ließen sich die mit Schafskäse bedeckten Bratkartoffelchips hervorragend durchziehen. Die saftigen Schweinespieße waren auf den Punkt gegrillt und harmonierten gut mit dem fruchtigen Tomatenreis. Ich gebe zu, dass ich mit dem Schweinesteak letztendlich meine Mühe hatte, was aber am bereits fortgeschrittenen Sättigungsgrad lag.
Ganz entgegen dem Udo-Jürgens-Klassiker verzichteten wir an diesem Abend auf griechischen Wein. Stattdessen wurden ein paar wirklich gut gemixte Radler (mit badischem Hoepfner-Bier) geleert. Zwei Ouzo zum Verdauen rundeten dieses vorzüglich schmeckende griechische Essen ab. Die zuvorkommende Bedienung ließ frühere Erlebnisse an gleicher Stelle vergessen machen. Der nächste Besuch wird deshalb nicht lange auf sich warten lassen.
Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich beim alteingesessenen Kandeler Griechen „Sto Castello“ zu Gast war. Der Grund für meine längere Abstinenz war nicht das Essen oder das Ambiente – denn beides hebt sich klar vom üblichen griechischen Gastro-Einheitsgyros ab – sondern die nervige Art des Oberkellners, der mich beim letzten Besuch mit völlig unangebrachten, teilweise echt peinlichen Bemerkungen zutextete, so dass wir uns damals am Tisch zu Recht fragten, ob er wohl noch alle Gurken im Tsatsiki... mehr lesen
Restaurant Sto Castello
Restaurant Sto Castello€-€€€Restaurant, Biergarten072758553Hauptstraße 62, 76870 Kandel
4.5 stars -
"Griechische Plattenkulinarik im Herzen von Kandel" marcO74Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich beim alteingesessenen Kandeler Griechen „Sto Castello“ zu Gast war. Der Grund für meine längere Abstinenz war nicht das Essen oder das Ambiente – denn beides hebt sich klar vom üblichen griechischen Gastro-Einheitsgyros ab – sondern die nervige Art des Oberkellners, der mich beim letzten Besuch mit völlig unangebrachten, teilweise echt peinlichen Bemerkungen zutextete, so dass wir uns damals am Tisch zu Recht fragten, ob er wohl noch alle Gurken im Tsatsiki
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Mittlerweile hatte sich der Service-Chef des Lokals (einer der beiden „fratelli“)zu uns nach draußen gesellt und fragte uns, warum wir nicht im Warmen auf die noch fehlenden Ergänzungen unseres Gastro-Vierers warten wollten. Doch da kamen die beiden schon angeradelt. Vorbildlich behelmt, das Erkennungswort („Ischhabfottohendy“) laut ausrufend stiegen sie von ihren Drahteseln, um uns herzlich in Empfang zu nehmen. Meine vorsorglich vom St. Martiner Weingut „Vinification Ludwigshöhe“ vor Ort erworbene Flasche Rotweincuvée wechselte vorm Eingang des „Zwei-Bruder-Lokals“ seinen Besitzer. Ein vom Pfälzer Tourismusministerium als „trinkbar“ eingestufter Tropfen, der zur Not auch im Inneren der Gastwirtschaft in Ermangelung liquider Genussmittelkorrespondenz seinen Dienst (gegen entsprechendes Korkgeld versteht sich) hätte antreten können.
Über das Interieur des Italo-Tempels hat sich mein Bremer Gastrokollege im Vorbericht schon sehr detailversessen und mit der für ihn üblichen Sprachgewandtheit ausgelassen. Seinem geschärften Blick entging weder der leicht abgetretene Dielenboden, noch die hüfthohe Wandvertäfelung in dunklem Holzton. Die mit zarter Hand (Schwiegermutter oder Service-Dame?) beschriebenen Schiefertafeln waren knapp unterhalb der Decke angebracht und von einer vielarmigen „Lampenkrake“ ins rechte LED-Licht gesetzt. Hier war das Mittagsangebot (Penne, Gnocchi und Co.) nachzulesen. Bemerkenswert geradlinig eingedeckte Tische, die schlicht und edel zugleich wirkten. Insgesamt lässt sich der Gastraum als vornehm gemütlich bezeichnen, ohne zu dick auftragen zu wollen. Deshalb wahrscheinlich auch die inhomogene Bestuhlung und die stellenweise ins leicht Kitschige abdriftenden Accessoires an den Wänden. Auf einen Kommentar zu den silbernen Garderobehaken verzichte ich an dieser Stelle.
Die holzverkleidete Sitznische mit bequem gepolsterter Wandbank und Spiegel im Retro-Look war ein stilvoll illuminierter Hingucker. Welch Zufall, dass wir an jenem Abend genau dort Platz fanden. Kaum hatten wir es uns in unserer nostalgisch anmutenden Essecke gemütlich gemacht, begann eine unterhaltsame Tischkonversation, die nicht selten in herzliches Gelächter ausartete und die zunächst den Bestellvorgang etwas verschleppte. Vier Crodino-Secco (6,50 Euro für 0,2 l) ohne Eis (jahreszeitlich bedingt) trafen als Aperitif getarnt auf die durstigen Ankömmlinge. Sie wurden – wie die anderen Speisen und Getränke auch – vom bereits erwähnten Chef de Service und seiner weiblichen Verstärkung gereicht. Das Service-Duo machte seine Sache richtig gut. Der Hausherr gab sich locker, erteilte bereitwillig Auskunft (Lokalhistorie, Wurzeln, Background usw.) ohne zu langweilen, lehnte sich bei der Weinempfehlung bisweilen etwas zu weit aus der Loggia, konnte aber nonchalant parlieren und sich auf seine Gäste gut einstellen. Besonders begeistert waren wir aber von der reizenden Signorina. Ihre zurückhaltende und doch zugleich sehr aufmerksame Art wusste zu gefallen. Sie fasste uns – genau wie das Besteck – nur mit (verbalen) Samthandschuhen an. Sicherlich ein Gewinn für das Restaurant.
Schon nach den ersten 10 Minuten im Lokal war jedem am Tisch klar, dass das Thema „Essen“ heute nur eine untergeordnete, vielleicht sogar nebensächliche Rolle spielen wird. Es hat uns zwar zusammengeführt, dominierte jedoch nie unsere Gesprächsrunde. Dennoch kam der Hunger auf leisen Sohlen angeschlichen und musste fachgerecht überführt werden.
Wir studierten die recht übersichtlich angelegte Speisen- und Getränkekarte, während uns eine Art Fischcrème als Amuse gereicht wurde. Das dazugehörige Weißbrot war weder besonders knusprig, noch hatte es Geschmack. Die Variante mit Oliven auch nicht wirklich frisch. Das geht besser, Brüder Italiens!
Meine Wahl fiel auf die Fischsuppe (9 Euro) vorneweg, die gratinierten Jakobsmuscheln als Zwischengang (14 Euro) und die Spaghetti con Gamberi mit argentinischen Wildgarnelen, Olivenöl und Knoblauch (15,50 Euro) zum Hauptgang. Die Dame an meiner Seite entschied sich für das hauchdünn aufgeschnittene Zucchini-Carpaccio mit überbackenem Ziegenkäse, Pinienkernen und wildem Honig (9,50 Euro) sowie die mit Parmaschinken und Mortadella gefüllten Ravioli unter einer Bergkäse-Mascarponecreme (14,50 Euro). Das Pärchen, das uns freundlich gegenüber saß, hatte sich für die cremige Burrata aus dem Tagesangebot (12,50 Euro), das frisch gesammelte Waldpilz-Trio mit Kräuter-Polenta und Parmesancreme (11,50 Euro), die bereits erwähnten Ravioli (jedoch nur als kleiner Zwischengang, 8 Euro), das Wildlachsfilet auf Weißwein-Risotto an Grappasauce (21,50 Euro) sowie den Kalbsfilet-Turm auf Maisgries-Sockel mit Pistazienkuppel und umgebenden Jus-Graben (26,50 Euro) entschieden. Vorher sollte es aber noch eine kleine Antipasti-Platte (13,50 Euro) sein, die wir uns zu viert teilten. Würzige Grana Padano-Stücke eiferten mit aromatischem Parmaschinken um die Gunst unserer Geschmackspapillen. Verstreute Feldsalatsprengsel sorgten für grüne Tupfer, während die Kleckse vom Feigenchutney eine scharfe Wasabi-Note hatten.
Es war nun an der Zeit, den passenden Wein auszusuchen. Mein GG-Kollege reichte diesen Kelch an mich weiter, nicht ohne auf meine pfälzischen Rebwurzeln hinzuweisen. Derlei übertriebener vinophiler Fremdfederschmuck war mir fast schon unangenehm. Ich legte mich in Anbetracht der mehrheitlich gewählten Fisch-Preziosen mächtig ins Zeug und wählte einen Weißwein aus der Langhe (Region Piemont, Norditalien), einen Arneis DOC „Cristina Ascheri“ von der Cantine Giacomo Ascheri aus Bra (Provinz Cuneo). 26 Euro geteilt durch 13 Volumenprozent ergab als Quotient 2 Gläser im Gambero Rosso. So einfach kann eine Weinrechnung sein. So einfach, dass wir im Laufe des Abends gleich noch eine zweite Bouteille nachorderten (der vom Tischkollegen präferierte friaulische Sauvignon Blanc war wohl gerade aus…). Der strohgelbe Arneis war ein frischfröhlicher Essensbegleiter, dessen dezente Apfelnoten (laut Internet-Recherche) keiner am Tisch so richtig herausschmecken konnte. Ergänzend sei an dieser Stelle angemerkt, dass sich unser Wasserverbrauch am Tisch in Grenzen hielt. Nicht wegen den 5,50 Euro für die Flasche San Pellegrino bzw. Acqua Panna, sondern eher aufgrund unseres gewählten Weißweinschwerpunktes.
Unser kulinarischer Kreuzzug durch die brüderliche Speisenkarte war eröffnet. Eine aromatisch nach hoher See duftende Fischsuppe, in deren Tellermitte eine noch komplett beschalte, gegrillte Garnele prangte, wurde vor mir aufgetischt. Mit einem ordentlichen Tomaten-Sugo als Basis, hatte sie eine feine Frucht und war von der Würze her delikat abgeschmeckt. Die darin schwimmenden Fischstücke waren von auffällig guter Qualität und Gott sei Dank nicht totgegart. Nichts für Bouillabaisse-Fundis, aber für Freunde mediterraner Fischküche wie mich völlig ausreichend. Auf der Zucchini-Ziegenkäse-Landschaft meiner Begleitung dominierten die Farben Grün und Weiß. Die Kombi Ziegenkäse-Honig funktioniert ja eigentlich immer. Die Burrata von der (zweiten) Frau aus Bremen am Tisch sah richtig klasse aus. Auf einem Tomatenbett, das von etwas Grünzeug (Feldsalat und Rauke schienen an diesem Abend wie eine Art Leit-Beiwerk die Gerichte auszuschmücken) und Olivenöl-Schmiere flankiert wurde, befand sich die etwa faustgroße, recht unförmige Sonderform des Mozzarellas, deren Kuhmilchanteil für die nötige cremige Konsistenz sorgte. Von der Optik her etwas abgeschlagen fand die Trilogie von Waldpilzen ihren Adressaten. Die Parmesancreme begrub die Funghi-Variation (wahrscheinlich auch geschmacklich) mit ihrer schlonzigen Textur, die mir etwas zu fettig erschien.
Doch es blieb wenig Zeit verdauungstechnisch durchzuatmen (ich meine das jetzt nicht wörtlich, denn wir befinden uns im kultivierten Bremen und nicht im Schankhaus Anno Domini zu Klotzsche), denn zwei Zwischengänge harrten ihrer Vertilgung. Die hausgemachten Ravioli des Borgfeld-Gourmets sahen lecker aus. Aber auch sie schienen mir von etwas zu viel Mascarponecreme ummantelt. Den neuschlanken Hedonisten schien dies aber wenig zu stören, hatte er doch scheinbar schon das spirituelle Nachbeben (das gemeinhin unter dem Namen Digestif fungiert) auf seiner kulinarischen Richterskala miteinkalkuliert. Die beiden Coquilles Saint Jacques kamen klassisch in ihrer Behausung mit leicht würzigen Semmelbröseln gratiniert auf den Teller und waren von subtil-glasiger Konsistenz (Nuss und Rogen). Mit etwas Zitronensaft ein frischer Zwischengang, der den Appetit auf die garnelisierten Spaghetti im Hauptgang stringent zu fördern vermochte. Die Schnurnudeln waren etwas dünner wie gewohnt und hatten noch leichten Biss. Mit ein paar Cocktailtomaten , etwas Olivenöl und Knoblauch sowie einer leichten (Chili)Schärfe ausgestattet, war das ein 1-A-Pasta-Gericht, wie ich es schon oft beim Italiener genießen durfte. Warum auch immer das kulinarische Rad neu erfinden, wenn die Klassiker funktionieren?
Die Piatti meiner Tischgenossen sahen ebenfalls verlockend aus. Die Ravioli vom Zwischengang kamen im üppigeren Urformat und schmeckten meiner Begleitung hervorragend. Besonders die Füllung aus Parmaschinken und Mortadella war äußerst köstlich geraten. Eine ansehnliche Scheibe auf der Haut gebratenes Wildlachsfilet lag meiner gegenüber sitzenden Gesprächspartnerin aromenreich zu Gaumen. Auch sie lobte ihre Kombi, deren Risotto überraschend leicht daher kam. Vom Guide mit Heimrecht war angesichts seines perfekt rosa gebratenen Kalbsfilets nur noch ein fleischseliges „Muh“ zu vernehmen. Wahnsinn, dass dieser Mann nach den bereits verzehrten Gängen mit einem Käseteller den finalen Abschluss suchte. Aber auch hierbei gab er sich in Sachen genussvoller Ingestion keine Blöße.
Nach einem bernsteinfarbenen, leicht sherryartigen Dessertwein namens „Ni'Mia Passito“ und einer grandios schmeckenden Zabaione (8,50 Euro) wurde die weiße Fahne der Sättigung geschwenkt. Berauscht von den guten Gesprächen, der entdeckten gleichen Wellenlänge und natürlich dem schmackhaften Weißwein aus der Langhe zogen wir wie junge Römer von dannen. Und so schließe ich diesen zugegebenermaßen etwas ausufernden „Bericht“ mit den Worten eines leider viel zu früh verstorbenen Künstlers aus Österreich: „Lass diese Reise niemals enden, das Tun kommt aus dem Sein allein….“ und sage „grazie mille per una serata magica“