Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 334 Bewertungen 487421x gelesen 10395x "Hilfreich" 10539x "Gut geschrieben"
Besucht am 03.01.2017Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 38 EUR
Dass sich in der Fächerstadt gastronomisch etwas tut, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Seit Juli 2016 ist ein kleines Restaurant mit italienischer Pasta-Küche dazu gekommen. Das „La Prima“ ist das Zweitlokal von Jörg Hammer, dem Pächter und Chefkoch der „Oberländer Weinstube“, einem in früheren Zeiten besternten Traditionslokal, das sich gerade ums Eck in der Akademiestraße befindet. Der von außen eher unscheinbare „Italo-Ableger“ ist gegenüber der Karlsruher Kunsthalle beheimatet und trotzt dem derzeit so angesagten System-Trend à la Vapiano und Konsorten. Mit frischer, schmackhafter Pasta-Küche, die auch preislich überzeugen soll, wird hier geworben. Grund genug, um dem qualitativen Anspruch bei einem Mittagstisch auf den Zahn zu fühlen.
„Für zwei Leute findet sich immer ein Platz“, so die Aussage der Dame vom Service am Telefon und tatsächlich hatten wir die Qual der Wahl. Im vorderen Gastraum gefiel es uns besser, weshalb wir direkt hinter der hohen Fensterfront Platz nahmen. Was uns gleich auffiel: man sitzt drinnen deutlich angenehmer, wie es von draußen zunächst den Anschein hat. Denn aufgrund seiner Außenfassade, kommt das Pasta-Lokal eher einem Küchenstudio mit integrierter Kochschule gleich. Daran ändern auch die aufgehängten, mit Pasta gefüllten Einmachgläser in der „Auslage“ sowie die raumteilend eingezogene Wand, die als überdimensionale Schiefertafel fungiert, recht wenig.
Einen Teil des Gastraumes beherbergt die offene Küche. Es gehört sicherlich zum Konzept, dass von der Einrichtung her alles etwas halbfertig wirkt. Locker und leger soll es zugehen. Da stört auch das an der Decke hängende Kabelnetz der bewusst unkonventionellen Beleuchtung eher wenig. Die nackten Glühbirnen leuchten uns das Essen. Auch sie suggerieren Reduktion aufs Wesentliche und kommen dabei locker ohne Lampenschirm aus. Ach, hier hätte es mir als Student auch schon gut gefallen!
Blanke Bistrotische mit dunkler Holzplatte, dazu die passenden Stühle mit bequemer Polsterung, verschieden farbige Kissen auf der schlicht in grau gehaltenen Wandbank, die Decke in Wolkentapete gehüllt, darunter ein schmaler, auf Kopfhöhe angebrachter und sich durch die komplette Wandseite ziehender Querspiegel, der den Raum etwas größer wirken lässt. Als Blickfänger dient die bereits erwähnte, mit Tages-, Wochen- und Weinempfehlungen beschriebene Schieferwand. Doch die meisten Blicke erntet der junge italienische Koch, der das offene Küchenareal mit kulinarischem Leben füllt. Insgesamt wirkte die Einrichtung des kleinen Lokals nüchtern funktional. Der Gast soll sich scheinbar auf das Wesentliche konzentrieren, auf sein Gegenüber. Oder doch eher auf das Essen? Jeder nach seiner Fasson.
Ein laminiertes kleines Ringbuch wurde uns gereicht. Darin befand sich eine recht übersichtliche Auswahl an Gerichten. Fünfmal Antipasti, darunter ein Rindercarpaccio (12,50 Euro) sowie ein Caprese mit Büffelmozzarella (7,80 Euro), sieben Pasta-Klassiker und drei Desserts. Das Angebot wurde ergänzt von einem dreigängigen Wochenmenü für 16,80 Euro und einer delikat anmutenden „Tagesaktion“, den Gnocchetti con Melanzane & Paprika (9,50 Euro). Mehr stand nicht geschrieben und mehr brauchten wir auch nicht. Das Menü der Woche klang vielversprechend. Rucola-Salat mit Lachs als Vorspeise, Pasta all‘ amatriciana als Hauptgang und ein Tagesdessert waren mir an diesem Tag dann doch etwas zu üppig. Ich hielt mich an die Auswahl aus dem Ringbuch.
Das Wort „frisch“ las sich darin in Zusammenhang mit den verwendeten Tomaten fast schon inflationär oft. Ich ging einfach mal davon aus, dass dies auch für die anderen Zutaten galt und orderte mit den Fettucine con Gamberi e Zucchini (12,50 Euro) das teuerste Gericht auf der Karte. Meine Begleitung entschied sich für das „Aktions-Gericht“ des Tages, die Gnocchetti mit Aubergine und Paprika. Als Vorspeise teilten wir uns den Antipasti-Teller „Fleischeslust“ (11,50 Euro). Schon allein wegen dem in der Karte abgedruckten Logo der Spitzenmetzgerei Bernd Glasstetter aus Malsch-Völkersbach musste der Lust auf feinste Wurstspezialitäten nachgegeben werden. Denn seine Produkte sind bei Sterneköchen in ganz Deutschland sehr gefragt. Besonders gespannt war ich auf seinen sagenumwobenen Camberti-Schinken.
Für das Gebotene gingen die 11,50 Euro absolut in Ordnung. Drei kleine Kugeln Büffelmozzarella hatten es sich auf ein paar Tomatenscheiben im Zentrum des Tellers gemütlich gemacht. Die „Blätter“ der „Antipasti-Blume“ bestanden aus dünn aufgeschnittenen Scheiben Pancetta, Bresaola, Salami, Parma- sowie besagtem Camberti-Schinken. Letzterer zerging förmlich auf der Zunge. Von seiner mürben Konsistenz her sicherlich der beste Schinken, den ich bisher gegessen habe. Sorry, San Daniele, hasta luego, Jamon iberico! Olivenöl und Balsamico wurde uns zusammen mit Pfeffer & Salz auf einem Holzbrett an den Tisch gebracht. Auffällig war, dass selbst bei den kleineren „Accessoires“ der Fokus auf das Produkt gerichtet war. Denn der Aceto Balsamico von Varvello gehört nicht gerade zu den minderwertigen Vertretern der Gattung Balsamessig.
Nach der gelungenen Vorspeise kamen recht zeitnah unsere Pasta-Teller. Schön fand ich, dass die Servicedame beim Wegtragen der geputzten Antipasti-Platte bei uns nachfragte, ob es denn mit den Hauptgerichten weitergehen könne. Das wird auch nicht in jedem Lokal so praktiziert. Meine Fettucine mit Garnelen sahen ansprechend aus und dufteten angenehm mediterran. Die Nudeln waren vielleicht einen Tick zu weich geraten. Schade, denn die hier benutzten Pasta-Preziosen stammen allesamt aus dem Traditionshaus „Rummo“, einer über 150 Jahre alten italienischen Manufaktur, die durch besonders schonende Zubereitung außerordentlich hochwertige Pasta herstellt. Das fehlende „Al-Dente-Erlebnis“ konnte jedoch den aus frischen Zutaten bestehenden Sugo aus Zucchini, Tomaten und Garnelen geschmacklich nicht schmälern. Frische, die man schmeckte – um es auf einen kurzen Nenner zu bringen.
Bei den Mini-Gnocchis meiner Begleitung handelte es sich um sardische Malloreddus (auch als „Gnocchi sardi“ bekannt). Die kamen jedoch nicht „alla campidanese“ mit würzigem Pecorino-Käse, deftiger Salsiccia und aromatischer Tomatensauce auf den Teller, sondern mit einem eher zurückhaltend gewürzten Auberginen-Paprika-Sugo. Dem Pasta-Teller hätte etwas mehr sardische Würze gut gestanden, war aber handwerklich gut zubereitet.
Zusammen mit einer Flasche Mineralwasser (Bad Dürrheimer Classic für 4,90 Euro den Dreiviertel-Liter) kamen wir am Ende auf knappe 40 Euro, was vom Preis-Leistungs-Verhältnis her noch ok geht. Kleinere Schwächen bei der Pasta wurden vom freundlich und aufmerksam agierenden Service und dem betont ungezwungenen Umfeld locker wettgemacht. Für die Karlsruher Nudel-Fraktion sicherlich eine Bereicherung zumal die Produktqualität hier stimmt. Dafür steht Jörg Hammer mit seinem guten Namen ein.
Dass sich in der Fächerstadt gastronomisch etwas tut, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Seit Juli 2016 ist ein kleines Restaurant mit italienischer Pasta-Küche dazu gekommen. Das „La Prima“ ist das Zweitlokal von Jörg Hammer, dem Pächter und Chefkoch der „Oberländer Weinstube“, einem in früheren Zeiten besternten Traditionslokal, das sich gerade ums Eck in der Akademiestraße befindet. Der von außen eher unscheinbare „Italo-Ableger“ ist gegenüber der Karlsruher Kunsthalle beheimatet und trotzt dem derzeit so angesagten System-Trend à la Vapiano und... mehr lesen
La Prima by Jörg Hammer
La Prima by Jörg Hammer€-€€€Restaurant072166983472Hans-Thoma-Straße 3, 76133 Karlsruhe
3.5 stars -
"Italo-Ableger der Oberländer Weinstube überzeugt durch Qualität und Produktfrische" marcO74Dass sich in der Fächerstadt gastronomisch etwas tut, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Seit Juli 2016 ist ein kleines Restaurant mit italienischer Pasta-Küche dazu gekommen. Das „La Prima“ ist das Zweitlokal von Jörg Hammer, dem Pächter und Chefkoch der „Oberländer Weinstube“, einem in früheren Zeiten besternten Traditionslokal, das sich gerade ums Eck in der Akademiestraße befindet. Der von außen eher unscheinbare „Italo-Ableger“ ist gegenüber der Karlsruher Kunsthalle beheimatet und trotzt dem derzeit so angesagten System-Trend à la Vapiano und
Besucht am 28.12.2016Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 28 EUR
Elbluft macht hungrig. Hungrig auf frischen Fisch. Da passte es ja, dass wir gerade die „Hamburger Fischmeile“ (Große Elbstraße) entlang liefen. Es war gegen 11.30 Uhr und wir hatten das Frühstück im Hotel vorsorglich ausfallen lassen. Ein leckeres Sashimi bei Henssler & seinem Namensvetter sollte den kulinarischen Auftakt des Tages und zugleich den Endpunkt unseres Kurzaufenthaltes in Hamburg einläuten. Doch der Schönling aus dem Fernsehen hatte gerade Betriebsferien oder er ließ sich wahrscheinlich mal wieder in der Sonne „grillen“. Egal, sein Restaurant hatte jedenfalls geschlossen. Das mondäne „Marseille“ in direkter Nachbarschaft war uns etwas zu gehoben für die noch recht frühe Tageszeit. Wir schlenderten entlang der Fischmarkthalle und entdeckten eine Beisl. Genauer gesagt die „Fischbeisl“. Ein österreichisches Wirtshaus mitten in Hamburgs Frischfisch-Epizentrum?
Mitnichten, nur der Hausherr Volkmar Preis ist gebürtiger Österreicher. Er hatte vorher fast 40 Jahre lang das Landhaus Dill an der Elbchaussee geleitet und weiß wie die Gastro tickt. Eine Zeit lang fuhr er zweigleisig, denn im Juli 2009 eröffnete er in einem ehemaligen Fischverarbeitungsbetrieb mit der „Fischbeisl“ ein sympathisches Bistro, dessen kulinarischen Schwerpunkt sein Name schon verrät.
Herr Preis hatte wohl seine Beisl gerade erst aufgesperrt, denn wir waren die ersten Gäste an diesem Tag. Wir hatten also freie Platzwahl und setzten uns direkt an die hohe Fensterfront. Mit ausgezeichnetem Blick auf die Große Elbstraße und einem kleinen Öfchen im Rücken saßen wir äußerst entspannt im weißgekachelten Gastraum mit der offenen Küche. Gut, die Bistro-Stühle aus dunklem Holz hätten vielleicht etwas bequemer sein können. Aber ansonsten hat uns das legere Interieur mit seinen rot gestrichenen Decken und dem kontrastierenden Weiß der Wandkacheln gut gefallen. An dicken Kettengliedern hingen uns die Lampen entgegen. Die blanken Holztische kamen auch ohne Tischdecke aus. Lediglich ein Teller mit Besteck, ein Teelicht sowie Salz und Pfeffer bevölkerten die karge Tischlandschaft.
Man reichte uns die Speisenkarten, deren Inhalt in Klarsichthüllen steckte. Nicht gerade mein Lieblingsformat, aber dafür recht übersichtlich auf zwei Seiten beschränkt. Linkerhand ein gutes Dutzend Spezialitäten mit deutlicher Fischausrichtung (Bouillabaisse, Steinbeißer- und Thunfischfilet). Gegenüber - als Kleingedrucktes sozusagen - die Standardgerichte, die nochmals zwölf Vorspeisen und an die zwanzig Hauptgerichte listete. An Auswahl war hier wahrlich kein Mangel zumal noch eine handgeschriebene Tageskarte Köstliches wie Langustenscheiben auf Hummer-Chili-Sauce und Feldsalat (18,50 Euro) und warme Lachsroulade mit Kürbis-Ingwergemüse und Kurkumareis (12,50 Euro) anbot.
Doch ich musste meine Lust auf Fisch etwas zügeln, da mir der abendliche „Pflichttermin“ in der Bremer Kunsthalle wieder in den Sinn kam. Der ortsansässige Referent für gutes Essen und gelebten Hedonismus Dr. P.X. Borgi hatte geladen und dafür musste noch etwas Platz im Magen sein. Man will sich ja nicht zum Gespött machen, wenn der Bremer Genussreferent kulinarisch die Register zieht.
Also nur eine Kleinigkeit ordern war die Devise, weshalb ich mich für die Miesmuscheln in pikantem Tomaten-Weißweinsud mit ordentlich Gemüse drin und Knoblauchbrot (13,50 Euro) entschied. Meine Begleitung verweigerte aufgrund des fehlenden Frühstücks die Aufnahme warmer Speisen und bestellte den Vorspeisenteller (8,50 Euro), der aus gebeiztem Lachs, Nordseekrabben, der hier legendären Lachsfrikadelle, Matjeshappen, ein paar Saucen und Kartoffelsalat bestand.
Der Gastraum füllte sich zusehends. Etliche Hafentouristen und auch ein paar Geschäftsleute fanden den Weg in die „Fischbeisl“. Kein Wunder bei dem Angebot und den fairen Preisen (kein Gericht lag jenseits der 20 Euro-Marke!), dachte ich. Manche warteten auch an der Theke vor der offenen Küche auf ihr „Fischbrötchen to go“.
Nach angenehmer Wartezeit wurde die dampfende Schüssel mit den Miesmuscheln serviert. Der Vorspeisenteller meiner Begleitung kam nur Sekunden später. Der erste Eindruck war zunächst etwas verstörend, da ich den jodigen Geruch solch frischer Exemplare gar nicht kenne. Meine Lieblingsmuscheln, die Föhrer, sind vakuumiert und vom Geruch her viel „neutraler“. Ich dachte anfänglich sogar an alte Ware, aber der Gedanke verflüchtigte sich beim Essen recht schnell. Auch vom Geschmack her waren diese Muscheln einfach intensiver. Kein Wunder werden sie doch von Fischhändlern aus der unmittelbaren Umgebung bezogen und kommen daher nahezu fangfrisch in den Topf. Der Sud, der von seiner Menge her eher einer Gemüsesuppe glich, schmeckte wunderbar nach Tomate und frischem Gemüse (keine Instant Brühe!). Im Nachgang setzte sich dann die leichte Restsäure vom Weißwein durch, kurzum: ein Geschmackserlebnis zum Auslöffeln.
Der Vorspeisenteller meiner Begleitung sah ebenfalls sehr ansprechend aus. Die Lachsfrikadelle musste ich einfach probieren und ich tat gut daran. Getrunken haben wir übrigens einen Cappuccino (3 Euro) vorweg und einen mit Mineralwasser aufgefüllten Holunderblütensirup mit Limettensaft und Minze (3 Euro). Bevor es so richtig trubelig wurde, verließen wir die „Fischbeisl“ in Richtung Altona, um später den Heimweg nach Bremen anzutreten. Denn da wartete ja noch der kulinarische Abend mit dem Genussreferenten und unserer Gruppe anonymer Hedonisten. Aber davon erzähl ich euch ein andermal.
Elbluft macht hungrig. Hungrig auf frischen Fisch. Da passte es ja, dass wir gerade die „Hamburger Fischmeile“ (Große Elbstraße) entlang liefen. Es war gegen 11.30 Uhr und wir hatten das Frühstück im Hotel vorsorglich ausfallen lassen. Ein leckeres Sashimi bei Henssler & seinem Namensvetter sollte den kulinarischen Auftakt des Tages und zugleich den Endpunkt unseres Kurzaufenthaltes in Hamburg einläuten. Doch der Schönling aus dem Fernsehen hatte gerade Betriebsferien oder er ließ sich wahrscheinlich mal wieder in der Sonne „grillen“. Egal,... mehr lesen
4.0 stars -
"Leckeres Muschel-Frühstück direkt aus der Fischmarkthalle" marcO74Elbluft macht hungrig. Hungrig auf frischen Fisch. Da passte es ja, dass wir gerade die „Hamburger Fischmeile“ (Große Elbstraße) entlang liefen. Es war gegen 11.30 Uhr und wir hatten das Frühstück im Hotel vorsorglich ausfallen lassen. Ein leckeres Sashimi bei Henssler & seinem Namensvetter sollte den kulinarischen Auftakt des Tages und zugleich den Endpunkt unseres Kurzaufenthaltes in Hamburg einläuten. Doch der Schönling aus dem Fernsehen hatte gerade Betriebsferien oder er ließ sich wahrscheinlich mal wieder in der Sonne „grillen“. Egal,
Besucht am 27.12.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 84 EUR
Um unseren Abstecher nach Hamburg auch kulinarisch zu untermalen, reservierte ich eine Woche vor unserer diesjährigen Weihnachtstour in den hohen Norden der Republik einen Platz für zwei Personen im „Brook“. Auf das Restaurant bin ich durch verschiedene Quellen gestoßen. Zum einen klang die Kurzbeschreibung im „Bib-Gourmand-Guide“ von Michelin ganz interessant. Die Zeitschrift „Der Feinschmecker“ sprach von „zeitgemäßer Küche“, die Spaß machen würde. Außerdem stieß ich im Internet auf einen Bericht von Food-Blogger Jens, der auf seiner Seite auch schon über die Neustadter „Zwockelsbrück“ und das „Mémoires d’Indochine“ in Mannheim schrieb. Seine Rezension zum Hamburger „Brook“ klang euphorisch genug, um den traditionellen „Coast-Besuch“ gegen eine für uns neue kulinarische Erfahrung „einzutauschen“. Wir waren gespannt, was uns Chefkoch Lars Schablinski und sein Team an diesem Abend auftischen würden.
Der Name „Brook“ bedeutet so viel wie Moorland bzw. Marschland und bezeichnet einen permanent feuchten, oft auch gefluteten, sumpfigen Ort. Man weiß ja, dass es früher zwischen den Fleeten in den Elbmarschen recht sumpfig zuging. Kein Wunder also, dass sich der Name des Lokals von der gegenüberliegenden Straße in der Speicherstadt ableitet.
Das Restaurant „Brook“ lässt sich ziemlich genau an der Grenze zwischen Speicherstadt und Altstadtkern verorten. Hier an der Ecke der Straßen Steckelhörn und Bei den Mühren, quasi direkt am Zollkanal und unweit der St. Katharinenkirche gelegen, führt der mittlerweile 50jährige Küchenchef Lars Schablinski zusammen mit seiner Frau Berit seit September 2002 sein eigenes Restaurant als Familienbetrieb. Nach Lehrjahren unter renommierten Spitzenköchen wie Josef Viehhauser („Le Canard“ in Hamburg) und Eckart Witzigmann („Aubergine“ in München) zog es ihn zuerst 10 Jahre lang nach Lübeck, ehe er vor 14 Jahren wieder in seine Geburtsstadt zurückkehrte.
Laut Beschreibung auf der Homepage will man dem Gast eine „anspruchsvolle, kreative Frischeküche“ bieten. Diese soll sich durch ein hohes handwerkliches Niveau bei der Verarbeitung von Top-Produkten in gemütlichem und ungezwungenem Ambiente auszeichnen. So das nachzulesende Motto der Inhaber. Das klang im Vorfeld sehr spannend und dementsprechend hoch war auch unsere Erwartungshaltung. Vielleicht zu hoch.
Das mehrstöckige Haus, in dessen Erdgeschoss sich das „Brook“ befand, erhielt wohl gerade einen neuen Anstrich, weshalb seine Fassade an unserem Besuchsabend nahezu komplett in ein Gerüst gehüllt war. Eine warme, schon leicht ins schummrige übergehende Beleuchtung drang durch die hohen Fenster auf beiden Seiten der Straßenecke und hieß uns stimmungsvoll willkommen. Der Empfang war freundlich und eine der jungen Servicedamen wies uns den Weg zu unserem Fensterplatz, den ich schon bei der Reservierung zum Wunschort erklärte. Der Blick von hier auf die gegenüberliegenden, angestrahlten Gebäude der Speicherstadt war wirklich nicht zu verachten.
Es blieb genügend Zeit, sich erst einmal mit den äußeren Gegebenheiten vertraut zu machen, denn die Bedienungen hatten aufgrund der guten Auslastung des Lokals alle Hände voll zu tun und gaben uns ausreichend Zeit zum Ankommen. Geschätzte 60 bis 70 Gäste würden wohl im Inneren des „Brook“ Platz finden, so mein erster Eindruck. Die Tische waren sehr ansprechend eingedeckt. Weißes Leinen, Zweifachbesteck, aufpolierte Wein- und Wassergläser, schnörkellose Stoffservietten, dezente Winterdeko und flackernde Teelichter sorgten für eine aparte Tischästhetik. Vom kleinen Brotteller kündete der eher unauffällige Schriftzug „Brook“ vom Ort des kulinarischen Geschehens.
Die meisten der in dunklem Holz gehaltenen Stühle hatten Armlehnen. Daneben sorgten gepolsterte Wandbänke mit Lederbezug für Sitzkomfort. Auf der gegenüberliegenden Seite entdeckte ich eine Anrichte mit kleiner Digestif-Sammlung. Die Wand hinter dem weißlackierten Tresen funkelte weinrot. Viel indirektes Licht, das von kleinen Spots und goldenen Wandlampen erzeugt wurde, tauchte den Raum in schummriges Halbdunkel. Kaum Bilder waren an den graphitgrauen Wänden zu sehen. Der dunkelgraue Fußboden wurde lediglich mit einem roten Läufer zum Leben erweckt. Dezentes Pflanzengrün setzte ein paar vitale Farbtupfer.
Die Speisenkarten wurden uns von der freundlichen, immer etwas schelmisch grinsenden (männlichen) Bedienung gereicht. Darin waren das tagesaktuelle Menu in 4 bzw. 5 Gängen (35 bzw. 39 Euro) sowie eine ordentliche Auswahl an Vor-, Haupt- und Nachspeisen gelistet. Asiatische und mediterrane Einflüsse ziehen sich wie ein roter Faden durch Schablinskis „Kreuzüberküche“, die sich nur schwer in eine kulinarische Schublade stecken lässt. Gebeizter Lachs „Hong Kong-Style“ (13,50 Euro), Edelpilz-Ravioli mit grünem Spargel (15,70 Euro) und Lammcarrée mit Parmesankartoffeln und Schneidebohnen (24,00 Euro) stehen beispielhaft für das abwechslungsreiche Repertoire des Küchenchefs.
Eine Flasche Wasser (San Pellegrino, 0,75l für urbane 7 Euro) und ein kühles rotblondes Duckstein (0,5l für 5 Euro) wurden geordert. Mein Weindurst war nach dem weihnachtlichen Konsum diverser roter Kreszenzen von der iberischen Halbinsel („jaja, der Marques de…“) fürs Erste gestillt. Meine Begleitung entschied sich für das viergängige Menü, das aus Thunfischtatar, Doraden-Filet auf Paprika-Chorizo-Fregola-Sarda, Barbarie-Entenbrust auf Risotto und einer Dessertvariation bestand. Das klang doch schon sehr vielversprechend. Mein Hunger fiel an diesem Abend etwas geringer aus (das China-Büffet vom Mittag hielt sich scheinbar wacker), weshalb meine Wahl auf die asiatische Vorspeisenvariation (13,90 Euro) sowie die Spaghetti mit Scampi, Chili, Frühlingslauch und Tomate (14,90 Euro) von der Standardkarte fiel.
Der kulinarische Teil des Abends begann mit einem kleinen Gruß aus der Küche, einem mit Ziegenkäse gefüllten Wantan auf Ananas-Mango-Chutney. Der Serviceschelm brachte vorsorglich zwei Biergläser zur hanseatischen Duckstein-Teilung. Er ahnte wohl das Faible meiner Begleitung für „Obergäriges“. Der klein geschnippelte Thunfisch (erster Menü-Gang) und meine Kungfu-Platte wurden zeitgleich serviert. Qualität und Frische des Tartars waren absolut bemerkenswert. Leichte asiatische Noten (Koriander?) machten das in typischer Zylinderform aufgeschichtete Rohfischtürmchen zu einer delikaten Vorspeise, das aufgrund seiner übersichtlichen Portion noch genügend Raum für die kommenden Gänge ließ.
Mein asiatisches Vorwegarrangement bot einen netten Querschnitt gängiger Gourmandisen aus Fernost. Vom Mini-Rindfleisch-Saté-Spieß über ein Teigtäschchen mit herzhaftem Currygeschmack bis hin zur Garnele im Tempurateig war das ein äußerst abwechslungsreiches Asia-Ensemble. Ein paar Saucentupfer (Curry, Meerrettich), eine selbstgemachte Teriyaki-Sauce im Schälchen, ein Klecks Mango-Ananas-Relish und ein Häufchen scharf gewürzter Weißkohl komplettierten den Teller, in dessen Mitte eine gehaltvolle, mit Hackfleisch und Gemüse gefüllte Frühlingsrolle aufgeschnitten thronte. Geschmacklich einwandfrei, aber kulinarisch durchaus überschaubar und leider ohne großen Aha-Effekt waren das Mini-Ausführungen von „alten Bekannten“, die da etwas verloren auf dem Teller ihrer Verspeisung harrten. Ach ja, und etwas liebevoller hätte man diese Kombination auch anrichten können.
Der zweite Gang meiner Begleitung klang richtig lecker und sah auch auf dem Teller so aus. Jedenfalls das, was man in unserer dunklen Ecke des Gastraumes von ihm erkennen konnte. Ich hatte aufgrund der schattigen Lage unseres Tisches größere Probleme beim Fotografieren der Speisen. Nur durch Verrenkungen (was wohl die russische Delegation am Nachbartisch dachte?) waren Aufnahmen von der Seite möglich, was jedoch zu unschönen Schattierungen auf den Bildern führte. Egal, zurück zum Wesentlichen, dem perfekt gebratenen und sehr homogen gewürzten Doradenfilet vom Menü. Frischer geht wohl nicht – so unsere knappe Analyse vor Ort. Leider fiel seine Basis, die mit Paprika und Chorizo verfeinerte „Fregola Sarda“ (Nudelkügelchen-Spezialität aus Sardinien) etwas zu fad aus. Als bekennender Fan der sardischen Küche bin ich da wahrscheinlich etwas zu anspruchsvoll. Die beiden den Fisch flankierenden, mit Fleur de Sel besprenkelten „Pimentos de Padron“ hatten da schon mehr Temperament.
Nach angenehmer Verdauungszeit wurden die Hauptgänge serviert. Was die „Fregola sarda“ an Würze zu wenig bekommen hatten, wurde beim Risotto leider überkompensiert. Ich unterstelle Chefkoch Schablinski keine Verliebtheitsattitüde, aber derjenige, welcher das Reisgericht abgeschmeckt hatte, schien auf dem salzigen Geschmacksnerv anscheinend blind (oder taub? oder beides?) zu sein. Schade, denn die Barbarie-Ente war à point gebraten und von erdig-kräftigem Geschmack. Zusammen mit dem desaströsen Risotto hatte das Ganze leider einen unerwünschten „Hautgout“ oder wie man im Ländle sagt „oi Gschmäckle“. Dafür konnte jedoch die sauber tranchierte Brust von der domestizierten Warzenente recht wenig, der Risotto-Rabauke in der Küche wohl schon eher.
Meine Spaghetti waren dagegen eins a. Noch leicht bissfest von der Konsistenz und herrlich „aro(to)matisch“. In dem Nudelhäufchen tummelten sich jede Menge Scampis. Der wellig geformte Teller weckte zusätzlich mediterrane Gefühle in mir. Mittelmeer-Rauschen mit Blick auf die Speicherstadt – so geht Dezember in Hamburg, dachte ich im Stillen.
Die Nudelportion war ordentlich bemessen und ließ leider keine expliziten Dessertwünsche meinerseits mehr zu. Aber meine Begleitung hatte ja noch die Variation vom Menü. Da würde ich sicherlich ein wenig Süßes für den Gaumen abgreifen können, so der Plan. Bei dem Nachtisch zum Menüausklang handelte es sich um ein etwas einfallslos angerichtetes, süßes Trio, das aus einer Nocke Mohnmousse, zwei dünnen Prismen Piña Colada Parfait sowie einem Mini-Grießknödel auf einem Klecks Aprikosen-(oder Mango?)-Chutney bestand. Sehr seriös und durchaus lecker, aber beim Dessert hätte sich die Kreativabteilung (und dazu zähle ich den Posten des Patissiers eines solchen Restaurants durchaus) etwas mehr Mühe geben können. Da fehlte mir schlichtweg das Besondere.
Genauso ging es mir bei der Weinkarte. Um die 50 Positionen waren da im Angebot. Altbekanntes aus Frankreich, Italien und Spanien. Meine Weinheimat, die Pfalz, mit einer Flasche Riesling regelrecht unterrepräsentiert. Die Preise lagen im offenen Ausschank um die 7 Euro fürs „falsche Viertel“ (0,2 Liter), während der günstigste Flaschenwein mit 26 Euro zu Buche schlug. Hier fehlte es mir einfach an Profilschärfe. Klar gilt es, ein möglichst großes Spektrum abzudecken, aber etwas mehr Mut zu deutschen Spitzengewächsen – gerne auch von unbekannten, jungen und teilweise recht „schrägen“ Winzertypen – wäre da durchaus „State oft the Art“.
Gar nicht so meine Art war die gewollt lustige, teilweise zum Flapsigen tendierende männliche Bedienung. Sprüche wie „Sie wollen sich finanziell verändern?“ auf die Frage nach der Rechnung wirken auf mich immer etwas abgehalftert. Gut, dass wir von mehreren Servicekräften umsorgt wurden. Da war der eine „Spaßvogel“ durchaus verschmerzbar.
Trotz ein paar Kleinigkeiten stand das im „Brook“ Gebotene durchaus in einem guten kulinarischen Licht. Das Essen war absolut seinen Preis wert. Etwas mehr Risiko beim Weinangebot und ein wenig mehr Sorgfalt beim Abschmecken hätten den Besuch noch etwas genussvoller gestaltet. Trotzdem ist das, was Lars Schablinski und sein Team hier bieten à la Bonheur, zumal mich allein der dauernde Wechsel des Tagesmenüs schon den Hut ziehen lässt.
Um unseren Abstecher nach Hamburg auch kulinarisch zu untermalen, reservierte ich eine Woche vor unserer diesjährigen Weihnachtstour in den hohen Norden der Republik einen Platz für zwei Personen im „Brook“. Auf das Restaurant bin ich durch verschiedene Quellen gestoßen. Zum einen klang die Kurzbeschreibung im „Bib-Gourmand-Guide“ von Michelin ganz interessant. Die Zeitschrift „Der Feinschmecker“ sprach von „zeitgemäßer Küche“, die Spaß machen würde. Außerdem stieß ich im Internet auf einen Bericht von Food-Blogger Jens, der auf seiner Seite auch schon über... mehr lesen
Restaurant Brook
Restaurant Brook€-€€€Restaurant04037503128Bei den Mühren 91, 20457 Hamburg
4.0 stars -
"Solide Frischeküche mit tollem Blick auf die Speicherstadt, aber leider ohne kulinarische Überraschungsmomente" marcO74Um unseren Abstecher nach Hamburg auch kulinarisch zu untermalen, reservierte ich eine Woche vor unserer diesjährigen Weihnachtstour in den hohen Norden der Republik einen Platz für zwei Personen im „Brook“. Auf das Restaurant bin ich durch verschiedene Quellen gestoßen. Zum einen klang die Kurzbeschreibung im „Bib-Gourmand-Guide“ von Michelin ganz interessant. Die Zeitschrift „Der Feinschmecker“ sprach von „zeitgemäßer Küche“, die Spaß machen würde. Außerdem stieß ich im Internet auf einen Bericht von Food-Blogger Jens, der auf seiner Seite auch schon über
Besucht am 13.12.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 37 EUR
Ohne meinen in Sachen Pizza und Pasta äußerst versierten Kollegen wäre ich sicherlich nicht auf die Idee gekommen, in einer Bellheimer Pizzeria einzukehren. Und so saßen wir dann an einem Dienstagabend in der Vorweihnachtszeit im „La Taverna“ und zumindest ich war gespannt, was uns der redselige Inhaber und Wirt Antonio Catalano wohl würde auftischen.
Beim Namen „Catalano“ werden gastronomische Erinnerungen wach. War es doch sein Bruder Domenico, der in Landau die mittlerweile aus Altersgründen geschlossene Pizzeria „Da Domenico“ bis letztes Jahr führte. Ähnlich wie in dieser Landauer Traditionspizzeria geht es auch in Bellheim zu. Alles sehr familiär und mit viel Herzblut verbunden. Antonio Catalano ist Wirt aus Leidenschaft, der sein Herz auf der Zunge trägt und gerne mit seinen Gästen ins Gespräch kommt. Nicht gerade selten sahen wir den 55jährigen an diesem Abend mit seinen Stammgästen anstoßen und über Rotwein oder sonst was philosophieren. Dass es dann mit der Bestellung auch mal ein wenig dauern kann, nimmt der Italo-Fan doch gerne in Kauf. Dafür wird im „La Taverna“ so richtig Lebensgefühl geatmet und das seit vielen Jahren schon.
Das Auto parkten wir auf dem hauseigenen Gelände, zu dem eine kleine Gasse von der Hauptstraße abzweigt. Mein Kollege hatte vorsorglich reserviert. Patrone Catalano begrüßte uns freundlich und wies uns einen Tisch in der Ecke des Gastraumes zu. Es war gut was los in der „Taverna“. Eine lange Tafel mit einer Gesellschaft feierte frohe Vorweihnachten. Antonios Tochter hatte alle Hände voll zu tun, um die hungrige Meute zu versorgen. Hin und wieder half auch der Herr Papa mit.
Die Einrichtung des Lokals ist ansprechend und kommt dabei ohne viel Deko-Schnickschnack aus. „Look, how we ate in the 80’s!“ würde man dem veganen Pizza-Hipster aus Berlin-Neukölln an dieser Stelle ins bärtige Gesicht rufen. Hier ist nichts nobel und nichts schmutzig. Statt industriellem Retro-Schick gesellen sich hier die üblichen in braun gehaltenen, mit Lederimitat überzogenen Polsterstühle zu den hölzernen Wandbänken gleichen Überzugs. Sie stehen um lackierte Holztische, auf denen Tischsets aus Kunststoff liegen. Anscheinend hatte man vergessen, den Tisch einzudecken, was von der Tochter im Service gleich nachgeholt wurde. Auf die Papierserviette wurde das Einfachbesteck gelegt – fertig war unser Tisch.
Ich traute meinen Augen kaum, als ich die beiden stattlichen Salz- und Pfeffermühlen inspizierte. Feinstes Peugeot-Mahlwerk stand da auf jedem Tisch herum. Respekt Antonio, da setzt einer anscheinend auf Qualität. Die Wände des Gastraums sind in hellem Gelb gestrichen, auch der Fußboden ist hell gefliest. Und hell ist auch das Licht, das die zweckmäßigen Hängelampen spenden. Vielleicht eine Spur zu hell. Egal, um die Informationen auf den vielen, an sämtlichen Wänden hängenden Schiefertafeln zu entziffern, kann eine gewisse Helligkeit ja nicht schaden.
Auf den Tafeln wurden ein paar zusätzliche Pizza- und Pastagerichte angeboten sowie der ein oder andere apulische Rot- bzw. Weißwein empfohlen. Das umfangreiche Tagesangebot wird einem jedoch auch in Form einer zweiten Speisenkarte vermittelt. Damit stehen dem Gast ca. 10 weitere, eher ungewöhnlich belegte Pizzen zur Wahl. Daneben zählte ich zweimal Salat, zweimal Pasta und eine Antipasti-Variation in der Zusatzkarte. Mit dem Klassiker „Scaloppina Valdostana“ ist sogar ein Fleischgericht vertreten, das inklusive einem Insalata Rustica für preisgünstige 14,50 Euro angeboten wird. Die exquisit klingende Pizza-Auswahl rangiert preislich zwischen 8 und 10 Euro. Das Standardangebot in der „Normalkarte“ ist sogar noch ein wenig günstiger.
Ich entschied mich ohne einen Blick in letztere geworfen zu haben für eine der einfallsreichen Pizza-Kreationen vom Tagesangebot. Die Pizza Lamezia (9,50 Euro) mit in Rotwein angebratenem Hackfleisch, Cocktailtomaten und gehobeltem Parmesan sollte es heute Abend sein. Auch die anderen, mit Nduja (kalabresische Salami), Prosciutto Crudo, Steinpilzen, Soppressata oder Gorgonzola belegten Teigrundlinge klangen verlockend, aber meine Wahl stand fest. Vorweg gab ich noch einen kleinen italienischer Salat mit Essig-Öl-Dressing (5 Euro) in Auftrag. Diesen orderte auch mein Kollege, jedoch mit dem Hausdressing auf Mayo-Basis. Seine Entscheidung fiel auf die Pizza 4 Jahreszeiten (in groß für 8,50 Euro) aus der Speisenkarte mit den Plastikhüllen und den oben hinein geschobenen Ausdrucken (hatte ich auch schon lange keine mehr in Händen). Dieses etwas in die Jahre gekommene Kartenmodell birgt das kulinarische Standardprogramm, wie man es von vielen Ristorantes her kennt. Parmesanschitzel (13,50 Euro), Rigatoni al forno (8 Euro) und die anderen üblichen Verdächtigen an Italo-Basics waren hier vertreten.
Und zum Trinken? Ach ja, richtig. Wir sind doch gerade in Bellheim, also warum nicht ein leckeres Bellheimer Naturtrüb ganz stilecht aus der Orginalstange trinken? Das Flaschenbier (2,50 Euro für 0,3l) wirkte im schlanken Glas wie frisch gezapft und schmeckte einfach herrlich, weshalb ich später noch ein zweites nachorderte.
Die Küche hat es im „La Taverna“ nicht besonders eilig. Niemand möchte den Patrone unnötig oft aus seinen Gesprächen mit den Gästen reißen. Aber warum auch immer schnell-schnell? 5 Minuten sind ja schließlich nicht „die Welt“ erklärte mir Antonio, um mich später davon abzuhalten, den Abschlussgrappa zu schnell herunterzustürzen. Wie Recht er hat, nur so langsam könnten ja wenigstens die beiden Vorspeisensalate auf unserem Tisch stehen, ging es mir durch den Kopf.
Sie kamen dann doch noch. Der Balsamico duftete mir schon entgegen. Dann mal ran ans Peugeot-Mahlwerk und ein wenig nachgepfeffert. Der Emmentaler-Käse und der Kochschinken waren ganz fein geschnitten. Die ungeliebte Salatgurke ließ ich schon im Voraus gar nicht erst auf dem Teller erscheinen. Das in Scheiben geschnittene hartgekochte Ei und die Tomatenstücke durften dagegen nicht fehlen. Dazu gab es einen Korb mit kleinen, frisch aufgebackenen Pizzabrotkugeln. Schade nur, dass es sich dem Geschmack nach zu urteilen wohl eher um eine Fertigsalatmischung aus der Tüte handelte. Frisch schmeckt der nicht nur anders, sondern auch um einiges besser. Aber wir waren ja nicht wegen dem Salat nach Bellheim gefahren, sondern mit eindeutiger Pizza-Absicht.
Zwischen Vor- und Hauptspeise dehnte sich die Wartezeit dann wieder ein wenig. Der Laden war ja, wie schon erwähnt, ganz gut besucht, aber die meisten Gäste hatten ihr Essen schon genossen. Mit etwas Verspätung wurden unsere Pizzen serviert. Ganz selbstverständlich wurden die normalen Besteckmesser in „richtige“ Messer (sahen aus wie Steakmesser) eingetauscht. Ohne die hätten wir den knusprig gebackenen Boden gar nicht durchbekommen. Zwei richtige „Oldschool-Pizzen“ standen duftend vor uns. Der Boden war etwas dicker und von einer luftig weichen Konsistenz auf krossem Untergrund. Das Käse-Belag-Verhältnis stimmte. Die Zutaten waren frisch und verliehen den heißen Teigfladen die nötige Saftigkeit und dieses typische Aroma, das einen gleich an die tief verinnerlichten Esserlebnisse beim Italiener zu Kindertagen erinnerte. Oder an die Landauer Lieblingspizza von Bruder Domenico, dessen Ruhestand mein Kollege seitdem bedauert. Von der Portion her ist eine große Pizza bei Antonio durchaus zu schaffen. Aber für ein Dessert war dann doch kein Platz mehr im Magen.
Antonio kam an diesem Abend auch ein paar Mal an unseren Tisch und trauerte ein wenig dem „Golden-Age-of-Gastro“ nach. Er wirkte sichtlich erfreut über unser Lob für die Pizzen. Der Kaffee für meinen Kollegen ging aufs Haus. Genauso wie der schon erwähnte Grappa. Auf der Flasche stand das Jahr 98, aber ich glaube, das Teil steht schon ein paar Jahre im Lokal und wird regelmäßig wieder aufgefüllt. Egal 5 Minuten sind ja schließlich nicht „die Welt“, also warum dann wegen einem nur scheinbar 18jährigen Grappa die Stirn runzeln? Macht keinen Sinn. Und schon gar nicht bei Antonio. Empfehlung für Nostalgiker.
Ohne meinen in Sachen Pizza und Pasta äußerst versierten Kollegen wäre ich sicherlich nicht auf die Idee gekommen, in einer Bellheimer Pizzeria einzukehren. Und so saßen wir dann an einem Dienstagabend in der Vorweihnachtszeit im „La Taverna“ und zumindest ich war gespannt, was uns der redselige Inhaber und Wirt Antonio Catalano wohl würde auftischen.
Beim Namen „Catalano“ werden gastronomische Erinnerungen wach. War es doch sein Bruder Domenico, der in Landau die mittlerweile aus Altersgründen geschlossene Pizzeria „Da Domenico“ bis letztes... mehr lesen
Pizzeria La Taverna
Pizzeria La Taverna€-€€€Restaurant7272.77 63 12Hauptstr. 37, 76756 Bellheim
4.0 stars -
"Knusprig – fluffig – saftig! Leckere Old-School-Pizzen aus einer Bellheimer Taverne" marcO74Ohne meinen in Sachen Pizza und Pasta äußerst versierten Kollegen wäre ich sicherlich nicht auf die Idee gekommen, in einer Bellheimer Pizzeria einzukehren. Und so saßen wir dann an einem Dienstagabend in der Vorweihnachtszeit im „La Taverna“ und zumindest ich war gespannt, was uns der redselige Inhaber und Wirt Antonio Catalano wohl würde auftischen.
Beim Namen „Catalano“ werden gastronomische Erinnerungen wach. War es doch sein Bruder Domenico, der in Landau die mittlerweile aus Altersgründen geschlossene Pizzeria „Da Domenico“ bis letztes
Geschrieben am 07.12.2016 2016-12-07| Aktualisiert am
07.12.2016
Besucht am 01.12.2016Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 116 EUR
Vorweg sei erwähnt, dass sich dieser Bericht auf zwei Besuche im Akoya bezieht. Beim ersten konnte man zum Mittagslunch nur einen Teil des Angebots bestellen, weshalb wir einen Zweitbesuch am Abend folgen ließen. Da hatten wir dann die volle Auswahl, was natürlich auch einen höheren Fixpreis bedeutete. Aber alles schön der Reihe nach.
Ehrlich gesagt, so richtig begeistert haben uns die Schilderungen unserer Bekannten nicht, als sie über ihre Besuche im Akoya berichteten. Mit dem iPad würde man innerhalb eines zeitlichen Rahmens von zwei Stunden eine bestimmte Anzahl von Gerichten, die man in der digitalisierten „Speisenkarte“ als „Items“ bezeichnet, bestellen können. Diese würden dann nach und nach an den Tisch gebracht bis man vor lauter Sättigung gerade noch den Button für den Bezahlvorgang würde drücken können. Mit 12,90 Euro am Nachmittag bzw. 22,90 Euro am Abend pro ausgewachsenem Esser (für Kinder bis 11 Jahre deutlich günstiger) sei das „Gesamtpaket“ auch preislich eine „faire Sache“.
Das klang doch schon ganz vielsprechend und so beschlossen wir, uns selber einmal ein Bild vom Karlsruher „i-Pad-all-you-can-eat-Asiaten“ zu machen. Vorsichtshalber reservierte ich für die Mittagszeit einen Zweiertisch, was bei der mäßigen Auslastung und der Größe des Restaurants eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Dass wir dann zwei Wochen später zusammen mit Freunden nochmal das Akoya aufsuchten, war schlichtweg der Neugier auf das „volle Programm“ geschuldet.
Das Akoya befindet sich im Erdgeschoss der ParkArkaden, die den gerade neu entstehenden City Park Karlsruhe im östlichen Teil der Südstadt flankieren. Die Parkplatzsituation ist entspannt, wenn auch mit Kosten verbunden, da man direkt an der Ludwig-Erhard-Allee so gut wie keine Möglichkeiten vorfindet, aber in einem der anliegenden Parkhäuser (ParkArkaden oder ParkOffice) sicherlich fündig wird. Beim Akoya handelt es sich nicht um eine Franchise-Kette. Das Restaurant wird von der L&Z GmbH, die 2011 vom Ehepaar Lac Hanh Hao und Zhang Jingjing gegründet wurde, betrieben. Zusätzlich leiten die beiden das Großraum-Chinarestaurant „Kaiserpalast“ in Bruchsal sowie einen Großhandel für Deko-Artikel.
„Treten Sie ein in unsere Welt und lassen Sie den Alltagsstress hinter sich“ habe ich noch am Tag zuvor auf der Homepage des Akoya lesen können. Und tatsächlich machte einem die herzliche Dame am Empfang das Ankommen leicht. Wir wurden zum reservierten Tisch geführt und blickten durch die hohe Fensterfront nach draußen auf die viel befahrene Ludwig-Erhard-Allee. Mal gespannt, ob unser Essen auch ein kleines „Wirtschaftswunder“ bereit hielt. Ich blickte mich um und musterte das Interieur des Ladens.
Die aparte, überwiegend aus dunklem Holz bestehende Einrichtung des Lokals hatte Stil und machte einen sehr gepflegten Eindruck. Klare Linien prägten die puristisch angelegte Ausstattung der Räumlichkeiten. Große, von der Decke hängende Lampen, die wie überdimensionierte leuchtende Blüten aussahen, spendeten angenehm warmes Licht. Die indirekte Beleuchtung bestimmter Wandbereiche kam besonders am Abend voll zur Geltung. Die eingezogenen Trennwände aus dunkel gestrichenem Holz waren teilweise offen angelegt und sorgten für eine stimmige Raumaufteilung. Die maßvoll eingesetzte Deko aus Fernost wirkte nicht kitschig, sondern verlieh dem Interieur eine wohldosierte Portion asiatisches Flair. Und das setzte sich sogar bei den einfallsreich eingerichteten Toiletten fort. Einziges echtes Manko war die zu große Lautstärke im Gastraum, die das Unterhalten am Tisch erschwerte und viel von der angenehmen Atmosphäre von vornherein zunichtemachte. Dem überwiegend jungen Publikum schien das jedoch wenig auszumachen.
Man saß recht bequem auf gepolsterten Holzstühlen bzw. Wandbänken mit Kunstlederüberzug. Auf den blank polierten Tischen lagen Sets aus gewebtem Kunststoff, worauf flache rechteckige Teller neben Einfachbesteck und den obligatorischen Stäbchen Platz fanden. Jedes Gedeck enthielt ein Schälchen mit gehobeltem Ingwer und einem Klecks Wasabi-Paste. Das Fläschchen Soja-Sauce stand selbstverständlich schon daneben.
Dem Neuling wird in Kürze das Bestellsystem mit dem iPad erklärt. Das wäre vielleicht auch etwas ausführlicher gegangen, aber vieles hat sich dann im Nachhinein ganz von selbst enträtselt. Der Fixbetrag pro Person gilt selbstverständlich nur für das Essen. Aber auch die Getränke werden mit dem Tablet bestellt. Einfach auswählen und abschicken. Für das Essen erhält man mittags acht und abends fünf Kreditpunkte, die man alle zehn bzw. 15 Minuten in „Speise-Items“ investieren kann. Pro Person wohlgemerkt!
Angeboten werden kleine Tellergerichte, frisch Gegrilltes oder Frittiertes, Suppen, Sushi-Happen, Salate, Beilagen oder Desserts. Und jedes Gericht kostet immer genau einen dieser Kreditpunkte. Sitzt man mittags zu zweit am Tisch, könnte man theoretisch alle zehn Minuten 16 unterschiedliche Gerichte an den Tisch liefern lassen. Bei unserem Folgebesuch am Abend kamen wir zu viert auf 20 Bestellungen, die wir alle 15 Minuten hätten digital abschicken können. Mit diesem System bewegt man sich zwangsläufig an der Grenze zwischen Völlerei und Genuss. Und man muss schon aufpassen, dass man sich nicht „überordert“.
Die Mädels vom Service hatten alle Hände voll zu tun und waren kräftig am Auftischen und Abräumen. Die meisten waren, das konnte man erkennen, Aushilfen. Studentinnen und Studenten, die sich hier etwas dazu verdienten. Man kennt das ja. Beim Servicepersonal wird am liebsten gespart. Aber da man hier ja über das Tablet kommuniziert, entfällt schon mal das „Entschuldigen Sie, bitte“, um zu bestellen bzw. nachzubestellen. Auf die Speisen muss man dann auch nicht lange warten, denn die übersichtlich portionierten Gerichte kommen recht zügig aus der Küche. Wenn dann doch einmal an- oder nachgefragt werden muss, gibt es noch den „Hilfe-Button“, bei dessen Betätigung postwendend die Bedienung am Tisch erscheint. Soweit - so technisch!
Nun scrollten wir neugierig über das Touchscreen und hatten die Wahl zwischen ca. 80 verschiedenen Gerichten. Mittags sind es in etwa die Hälfte. Das iPad kreiste um den Tisch und jeder bestellte eifrig drauflos. Wie würden die verschiedenen Leckereien unterschiedlichster asiatischer Provenienz schmecken? Wir waren gespannt, was Tempura, Miso & Co zu bieten hatten.
Den Auftakt machte ein Sushi-Teller, auf dem sich leckere, mit Teriyaki-Huhn gefüllte Tempura Crunch Rolls, mit Lachs, Surimi und Avocado verfeinerte Inside Out Rolls sowie einige zart schmelzend Nigiri (Lachs und Thunfisch) befanden. Komplettiert wurde das Ensemble von pikanten Temakis. Hierbei handelte es sich um spitz zulaufende Algenblatt-Tüte, die mit rohem Lachs, Reis und Gemüse gefüllt war. Dazu eine kleine Portion gebratene Mie-Nudeln (mit Ei) und eine mit Glasnudeln und Garnele bestückte Sommerrolle.
Die Sushi-Teilchen zur Eröffnung schmeckten lecker. Besonders die Ebi Asatzuki Rolls, die als Füllung Garnele in Tempura-Teig abbekommen hatten, tauchte ich besonders gerne in mein Wasabi-Soja-Gemisch. Bei den im Anschluss georderten warmen Tellergerichten war die Qualität nicht mehr ganz so hoch wie vorher beim Sushi. Die panierte und danach frittierte Hühnerbrust war etwas zu fettig geraten. Bei den gebratenen Garnelen hatte man große Mühe sie aus ihrem Panzer zu puhlen. Die gebackene Ente kam leider nur lauwarm aus der Küche und kühlte daher viel zu schnell aus. Aus der knusprigen Ente war ratzfatz ein zäher Vogel geworden. Das Entenfleisch in meiner Ahiru Udon Suppe war dagegen viel saftiger, auch wenn die Nudelsuppe etwas mehr Würze vertragen hätte. Die frittierte Herbstrolle, der gebratene Reis und das grüne Hühner-Curry waren guter Asia-Standard, während die kurz angebratenen Rinderfilethäppchen für erstauntes Zungenschnalzen in unserer Runde sorgten.
Insgesamt gaben wir während unseres zweistündigen Aufenthalts drei große Bestellungen von jeweils 20 verschiedenen „Items“ auf. Davon war das meiste Sushi, was an der guten Qualität der „Rohfischhappen“ lag. Unsere letzte Order galt den angebotenen Süßspeisen. Hätten wir das mal besser gelassen. Beide Puddings (Schoko und Vanille) hatten nicht einmal Mensa-Niveau. Die Lychees waren ordinäre Dosenware und selbst das frische Obst lag eher lieblos in seiner Schale. Das Matcha Eis war genau wie das Black Sesam Eis eher geschmacksneutral, aber geriet wenigstens nicht so süß. Geschmacklich waren die Desserts ein glatter Reinfall. Die These, dass bei den meisten Asiaten der Nachtisch eher stiefmütterlich behandelt wird, sahen wir im Akoya leider bestätigt.
Schade auch, dass bei manchen „Items“ nur der asiatische Name dabei stand. Nicht jeder kennt sich so gut aus, um „Goma Wakame“, „Maguro Nigiri“ oder „Surimi Gunkan“ anhand der kleinen Abbildung auf dem Tablet kulinarisch richtig einzuordnen. Hier wären detailliertere Beschreibungen der Gerichte sicherlich hilfreich.
Resümierend lässt sich der Abend als geschmackliches „Yin & Yang“ bezeichnen. Viel Leckeres aus der Sushi-Abteilung hielt sich mit anständigen Tellergerichten und unterirdischen Desserts die kulinarische Waage im Rahmen eines wahrlich kontrastreichen Asia-Dinners. Mit dem iPad hatten wir ein kleines Spielzeug am Tisch, das seinen Zweck voll erfüllte und eine recht entspannte Alternative zum herkömmlichen „All-you-can-eat-Büffet“ darstellt. Und das bei einem (noch) fairen Preis-Leistungs-Verhältnis und einem Service, der schnell und routiniert agierte.
Vorweg sei erwähnt, dass sich dieser Bericht auf zwei Besuche im Akoya bezieht. Beim ersten konnte man zum Mittagslunch nur einen Teil des Angebots bestellen, weshalb wir einen Zweitbesuch am Abend folgen ließen. Da hatten wir dann die volle Auswahl, was natürlich auch einen höheren Fixpreis bedeutete. Aber alles schön der Reihe nach.
Ehrlich gesagt, so richtig begeistert haben uns die Schilderungen unserer Bekannten nicht, als sie über ihre Besuche im Akoya berichteten. Mit dem iPad würde man innerhalb eines... mehr lesen
3.5 stars -
"Licht und Schatten beim asiatischen „iPad-all-you-can-eat“" marcO74Vorweg sei erwähnt, dass sich dieser Bericht auf zwei Besuche im Akoya bezieht. Beim ersten konnte man zum Mittagslunch nur einen Teil des Angebots bestellen, weshalb wir einen Zweitbesuch am Abend folgen ließen. Da hatten wir dann die volle Auswahl, was natürlich auch einen höheren Fixpreis bedeutete. Aber alles schön der Reihe nach.
Ehrlich gesagt, so richtig begeistert haben uns die Schilderungen unserer Bekannten nicht, als sie über ihre Besuche im Akoya berichteten. Mit dem iPad würde man innerhalb eines
Geschrieben am 26.11.2016 2016-11-26| Aktualisiert am
26.11.2016
Besucht am 11.11.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 103 EUR
Als die Pfalz noch bayrisch war (immerhin von 1816 bis 1945) bezeichnete man die nicht unbedingt übermäßig beliebten altbayrischen Beamten aus dem fernen München als „Zwockel“. Dass seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine Neustadter Straßenbrücke diesen Namen trägt, scheint deshalb nicht sehr verwunderlich. Die sogenannte „Zwockelsbrücke“ trägt westlich des Hauptbahnhofes die Deutsche Weinstraße über die Bahnschienen hinweg. Oberhalb dieses Neustadter Verkehrsknotens thront ein altehrwürdiges Sandsteingebäude, auf dessen Schild der Name „Weinstube Zwockelsbrück“ in güldenen Lettern steht und von dessen Warte aus man einen schönen Blick auf die gegenüberliegenden Weinberge genießt. Eine Idylle mitten in der Stadt. Und wie man hört auch ein Ort des guten Geschmacks.
Bei dieser „Weinstube“ handelt es sich um eine echte Pfälzer Traditionsadresse, die schon einige Gastrojahre auf dem altehrwürdigen Parkett hat. Seit dem Frühjahr 2015 wird sie von einem engagierten jungen Team geleitet. Mit dem Kurpfälzer Pierre Hartung im Service und Sven Niederbremer am Herd haben sich hier zwei Profis zusammengetan, die aber auch gar nichts mit der als engstirnig und formalistisch empfundenen Denkart und Arbeitsweise der bayrischen Beamten von einst gemein haben.
Während ihrer gemeinsamen Zeit in Scharff’s Schlossweinstube in Heidelberg merkten sie, dass sie bei ihren Vorstellungen von Gastlichkeit auf einer Wellenlänge lagen. Produktorientierung, innovative Zubereitungsmethoden, Regionalität und Nachhaltigkeit scheinen hier keine werbewirksamen Schlagwörter trendiger Trittbrettgastronomen zu sein, sondern vielmehr ein kulinarisches Statement zweier Gastgeber, die ihren Gästen „besondere Gaumenerlebnisse bereiten möchten“. So lautet jedenfalls die Beschreibung auf ihrer Homepage. Nach den beiden wahrschaft fulminanten Berichten der Genusskollegen „Borgfelder“ und „Daueresser“ vom November 2015 bzw. Januar dieses Jahres war ich mehr als gespannt, was mir da in der „Zwockelsbrück“ alles aufgetischt werden würde.
Auf das etwas dürftige Parkplatzangebot hat ja der Mannheimer GG-Kollege schon hingewiesen. Am Freitagabend unseres Besuches waren alle Parkplätze im Hof belegt. Da blieb nur das „Falschparken“ in der ums Eck gelegenen Sackgasse. Aber wie sich herausstellen sollte, hielten auch noch andere nichts vom eingeschränkten Halteverbot in der Straße. Mittags hatte ich in der „Zwockelsbrück“ angerufen und gleich Küchenchef Niederbremer am Hörer gehabt, der mich freundlich an Pierre Hartung weiterreichte. Ein Tisch für zwei Personen war im Handumdrehen reserviert.
Beim Eintritt ins Innere des Restaurants spürt man sie gleich. Diese stilvoll nostalgische Landhausatmosphäre, gepaart mit fast schon intim anmutenden Wohnzimmerflair. Das Feuer im Kamin erfüllte den Raum mit molliger Wärme und trug maßgeblich zur angenehmen Stimmung in der Gaststube bei. Schon beim Schließen der weiß gestrichenen, teilweise verglasten Eingangstür fühlten wir uns angekommen. Eine wohltuende Gastlichkeit herrschte im Inneren der „Zwockelsbrück“ vor. Trotz der nahezu kompletten Auslastung des Raumes keine Spur von hektischer Betriebsamkeit oder gar trubeliger Atmosphäre. Im Gegenteil: es ging eher gediegen zu. Und Schuld daran hatte wohl in erster Linie das unaufgeregt agierende Serviceteam um Pierre Hartung.
Dieser empfing uns mit freundlichem Lächeln und führte uns in den kleineren Nebenraum, wo es noch ein wenig beschaulicher zuging, da von den drei Tischen nur einer belegt war. Wir wurden sozusagen vom Serviceleiter „ums Eck gebracht“ und saßen nun etwas abgeschirmt von der großen Gästeschar des Hauptgastraumes, womit wir jedoch in keinster Weise unzufrieden waren. Als winterlicher Kaminglotzer vermisste ich zwar ein wenig das Lodern und Flackern, sah mich aber gleichzeitig einer reizenden Dame gegenübersitzen und genoss mit ihr zusammen die nächsten zweieinhalb Stunden in vollen Zügen.
An den hohen, in hellem Gelb erstrahlenden Wänden hängen Bilder unterschiedlichster Stilistik. Davon mag manches nicht so recht zusammenpassen, was von der künstlerisch sehr interessierten Verpächterin der Zwockelsbrück an neuen Werken ausgesucht und dort galeristisch zur Schau gestellt wird. Aber da haben Sven Niederbremer und Pierre Hartung keinerlei Einfluss drauf, so das Kleingedruckte im Pachtvertrag. Ansonsten regiert bei der Einrichtung der beiden Gasträume das Holz. Einfach gehaltene Wandbänke und aparte Holzstühle sorgen mit entsprechender Polsterung für adäquaten Sitzkomfort. Durch die hohen, von dunklen Vorhängen eingerahmten Rundbogen-Fenster fällt der Blick auf das nächtliche Neustadt und man ist irgendwie froh, nicht da draußen in der etwas in die Jahren gekommenen Fußgängerzone wandeln zu müssen, sondern es sich hier drinnen unter dem nicht zu hellen Schein der antik aussehenden Hängeleuchten gemütlich zu machen. Auf den rustikalen Holztischen befindet sich wirklich nur das Nötigste: ein beigefarbener Mittelläufer sowie ein paar Kerzen in einer Art zylinderförmigem Windlicht sorgen für die dezente Tisch-Deko. Wein- und Wassergläser in schlicht schöner Ästhetik, qualitativ hochwertiges Einfachbesteck von WMF sowie ein kleines Brottellerchen mit entsprechendem Messer zum Schmieren umrahmen die gefalteten Stoffservietten. Konzentration aufs Wesentliche und keine unnötigen Deko-Mätzchen. Das gefiel uns, da fühlten wir uns wohl.
Pierre Hartung wurde an diesem Abend von einer jungen Frau im Service unterstützt. Keine Unbekannte, wie sich noch herausstellen sollte. Hat sie doch früher im Neustadter Urgestein die Gäste aufmerksam umsorgt. Als Lebensgefährtin des ehemaligen Jungsternekochs Benjamin Peifer hat auch sie dort die Zelte abgebrochen und freut sich schon auf das neue „intens(e)“ive Gastroprojekt, mit dem ihr Freund im nächsten Jahr (in der Neustadter Gegend, wie man hört…) an den Start gehen möchte. Man reichte uns Speisen- und Weinkarte, nicht ohne auf die Möglichkeit eines Aperitifs hinzuweisen. Aber man tut dies in der „Zwockelsbrück“ auf eine derart gekonnt subtile Art und Weise, dass man sich als Gast weder genötigt, noch überberaten fühlt.
Was uns gleich sehr positiv auffiel, man gibt dem Gast genügend Zeit und damit die Chance hier erst einmal richtig anzukommen. Der sehr herzliche Service agierte den ganze Abend lang eher zurückhaltend, aber dennoch äußerst aufmerksam. Abwechselnd wurden wir von der jungen Dame und dem Serviceleiter Pierre Hartung bedient. Mit geschultem Auge und einer wirklich authentischen Lockerheit sammelte Herr Hartung mächtig Sympathiepunkte. Das geht eigentlich nicht besser und ist sicherlich einer der ganz großen Trümpfe dieses Restaurants.
Der andere steht - wie die Überschrift vermuten lässt - am Herd. Chefkoch Sven Niederbremer ist „nordisch by nature“ und hat sich bereits im Bremer „Moro“ mit seinem raffinierten Kochstil einen Namen gemacht. Da wundert es nicht, dass so mancher Bremer Gourmet auf einen - wenn auch manchmal nur sehr kurzen - kulinarischen Abstecher im pfälzischen Neustadt vorbeischaut, um den Geschmack von früher mal wieder auf der Zunge zu haben. Nach einem Kurzauftritt im etwas überkandidelten Porsche-Cayenne-Treff „Schlössl“ zu Oberotterbach zog es Niederbremer nach Heidelberg, wo er die einsternige Weihe des Guide Michelin über sich ergehen lassen musste. Dort traf er, wie schon gesagt, auf Pierre Hartung und das Ergebnis dieser Wegkreuzung hört nun auf den Namen „Zwockelsbrück“.
Wir schlugen die schön kompakt gehaltene, sorgfältig zusammengestellte Speisenkarte auf. Sechs Vorspeisen (darunter zwei Suppen), sieben Hauptgerichte und viermal Süßes bzw. Käsiges zum Abschluss waren darin nachzulesen. Zusätzlich werden zwei preiswerte Menüs in vier (49 Euro) bzw. fünf Gängen (56 Euro) angeboten. Wobei sich die Menüs aus Gerichten der aktuellen Speisenkarte zusammenstellen. Meine Wahl hatte ich eigentlich schon im Vorfeld bei der Recherche auf der Homepage getroffen. Das aus geräucherter Gänsebrust, Kürbissuppe, Onsen-Ei, Gänsekeule und Schokoladen-Dessert im Glas bestehende Menü klang nicht nur fantastisch herbstlich, es erschien mir auch genau das Richtige, um an einem regnerischen Novemberabend wie diesem genussvoll „verspachtelt“ zu werden.
Meiner Begleitung war weniger üppig zumute, weshalb sie lieber à la Carte wählte. Vorneweg sollte es der Caesar Salad „Zwockelsbrück“ mit knusprigem Serranoschinken und Parmesan (9 Euro) sein. Beim Hauptgang fiel ihre Entscheidung auf das, was Chefkoch Niederbremer angeblich am besten beherrscht, nämlich Fisch. Dem gegrillten Seeteufel mit Sellerie Brunnenkresse Risotto und Beurre blanc (24 Euro) konnte sie nicht widerstehen. Dass ich in der Summe ein paar Gänge mehr auf die Rippen bekommen würde, war dabei gar nicht schlimm, denn diese konnten wir uns ja teilen. In der unprätentiösen Atmosphäre der Zwockelsbrück war das erwartungsgemäß gar kein Problem.
Zunächst orderten wir eine Karaffe Mineralwasser (0,5 l für 3 Euro) sowie aus der üppig bestückten pfalzlastigen Weinkarte zwei offene Vertreter. Die trocken ausgebaute Scheurebe von VDP-Winzer Theo Minges aus Flemlingen (das Viertel für 4,20 Euro) ging an die Dame, während die aus Merlot und Shiraz erzeugte südafrikanische Cuvée namens „Red“ (das Viertel für 6,80 Euro) mein Menü begleiten sollte. Bei den Flaschenweinen bilden bekannte Winzergrößen aus der Mittel- und Oberhaardt (Kuhn, Müller-Catoir, Weegmüller, Bürklin-Wolf u.a.) den Schwerpunkt, aber auch einige wohlklingende Namen aus der Südpfalz (Klein, Jülg, Münzberg u.a.) sind darauf zu finden. Ergänzt wird die Palette von ein paar Weinen aus Italien, Frankreich und Übersee. Preislich bewegt man sich bei den einheimischen Gewächsen zwischen 20 und 100 Euro, die meisten der von Pierre Hartung sorgsam ausgesuchten Pfalz-Pullen sind aber für um die 30 Euro zu erstehen.
Als kleiner Küchengruß wurden uns ein paar Scheiben Weiß- und Knäckebrot mit zwei Mini-Schälchen „Frankfotter Grie Soß“ zum Dippen auf einem schlichten Holztablett gereicht. Dass es sich beim Knäckebrot um die körnige Bremer Version handelte, wusste ich allerdings erst nach Borgis Kurzreport. Selbst kein großer Fan der grünen Kräutertunke, habe ich mich beim Amuse etwas zurückgehalten, wohlwissend, dass die nächsten fünf Gänge schon in Lauerstellung lagen.
Gang eins war dann gleich mal eine Augen- und Gaumenweide. Saftige Tranchen von der geräucherten Gänsebrust – natürlich mit dem obligatorischen Fettrand – machten aus dem mit einer süßlichen Vinaigrette angemachten Feldsalat etwas Besonderes. Da fügten sich auch die roten Granatapfelkerne, die zusammen mit ein paar Tupfern aus Fruchtmus für farbliche Verwirrung beim rot-grün blinden Esser sorgten, harmonisch in das Geschmacksbild ein. Ein famoser erster Gang, der dieses Herbst-Menü schmackhaft eröffnete.
Die Zwockelsbrück-Variante des Caesar Salad meiner Begleitung konnte geschmacklich wie texturell überzeugen. Der resche Serranoschinken und der würzige Parmesan bedeuteten pures Umami-Vergnügen. In Kombination mit dem cremigen Dressing schmeckte dies verdammt lecker und war der perfekte Beweis dafür, wie man die relativ geschmacksneutralen Salatblätter in delikate Leckerbissen verwandeln kann.
Bei den nächsten beiden Gängen war erst einmal „dish-sharing“ angesagt. Denn einen „Gang runter schalten“ ging ja jetzt nicht mehr. Wozu auch? Die Kürbissuppe war geradlinig abgeschmeckt, ihr mangelte es allerdings ein wenig an Würze, die so manch einer auch gerne als Schärfe bezeichnet. Kürbissuppenkasper denken da zweifelsohne an die Ingredienzien Chili und Ingwer. Manche auch an Curry-Pulver. Nun ja, Geschmackspuristen würden bei solchem „Blendwerk“ verständnislos die Nase rümpfen, aber der Hokkaido an sich lässt unsere Papillen auch nicht gerade total ausrasten. Immerhin setzten die gerösteten Kürbiskerne und die paar Tropfen Kürbiskernöl wohlschmeckend herbstliche Akzente. Die unprätentiöse Anrichtung in der Keramik-Schüssel im Vintage-Look (Steelite, da weiß man, was man hat) fand ich absolut passend.
Danach stellte uns Pierre Hartung schelmisch grinsend ein geschlossenes Einmachglas auf den Tisch und erklärte uns kurz seinen Inhalt. Den sah man noch nicht, da es im Inneren zuging wie in einem von Kunstnebelschwaden geschwängerten Raum einer Grufti-Disko. Erst nach dem Öffnen der „Rauchbombe“ trat das auf eingekochter Haferflocken-Waldpilz-Jus thronende Onsen-Ei zu Tage. Laut Serviceleiter wurde es ca. eine Stunde lang bei 64 Grad im Konvektomat auf seinen Kurzauftritt im Einmachglas vorbereitet. Dass da viel Rauch um wenig Ei war, störte nicht im Geringsten. Es war mein erstes Onsen-Ei und genau wie GG-Kollege Daueresser war ich von seiner fluffigen Konsistenz begeistert. Zusammen mit dem erdigen Pilz-Geschmack und der leicht säuerlichen Haferflockenmasse war das ein ganz besonderes, sehr eigenständiges Geschmackserlebnis, das etwas an die Esslandschaften der nordischen Küche erinnerte, wenn auch nur in der Miniaturausgabe. Um den Onsen-Eier-Hype zu relativieren, muss ich gestehen, dass ich mir dieses Gericht wohl kaum als Vorspeise bestellt hätte. Aber als Zwischengang bei herbstlich angehauchter Menüfolge hatte das schon seine Berechtigung. Dass dieses geräucherte Ei in der Zwockelsbrück mittlerweile „Signature-Dish-Status“ genießt, kann ich in Anbetracht der anderen Preziosen aus der Niederbremer’schen Küche nicht ganz nachvollziehen. Aber sei es drum, interessant geschmeckt hat das Ding allemal.
Unsere Weine schmeckten mit zunehmender Dauer des Abends immer besser, da der Luftkontakt ihnen gut tat. Vor allem der rote Südafrikaner duftete betörend aus dem bauchigen Rotweinkelch. Es wurde Zeit für die beiden Hauptgänge. Bei meiner Gänsekeule hatte ich den Rotkohl gegen Winter-Wurzelgemüse eingetauscht, da ich mir aus der traditionellen Gemüsebeilage zur Gans generell eher wenig mache. Auf dem noch leicht knackigen, gewürfelten Wurzelgemüse lag eine perfekt gegrillte Gänsekeule mit krosser, würziger Haut und sehr zartem Fleisch. Ein kleiner Kleks sämiges Kastaniengemüse und ein flauschig-mürber Kartoffelkloß komplettierten als Beigaben diesen Winterklassiker. Die Hauptgangportion war reichlich, aber nicht überladen und vom Geschmack her ohne Fehl und Tadel. Ähnlich erging es meiner Begleitung. Ihr gegrillter Seeteufel hatte genau den richtigen Garungsgrad. Auch das mit Brunnenkresse verfeinerte Sellerie-Risotto schmeckte vorzüglich. Von „schlonzig-cremiger“ Konsistenz zeigte es eine angenehme Bissfestigkeit. Beiden Hauptgerichten merkte man an, dass hier nur hochwertige Zutaten verkocht wurden, aber besonders die Qualität des Seeteufels verdient es hier erwähnt zu werden. Und dass der Mann von der Weser eine prima austarierte Beurre blanc in die stylish getöpferte „Steelite-Keramik“ schäumte, war sicherlich das kulinarische i-Tüpfelchen dieses nahezu perfekten Fischtellers.
Beeindruckt und eigentlich schon ziemlich gesättigt warteten wir auf den letzten Gang meines Menüs. Die Zwockelsbrück hatte sich mittlerweile ein wenig geleert. Außer uns war nur noch ein Vierertisch im Hauptgastraum zugegen. Schade, dass ich uns noch mit dem Auto heimfahren musste, denn die Weinkarte hätte durchaus Anlass dazu gegeben, noch ein weiteres Viertel Rotwein nachzuordern. Auch das Dessert wurde uns im Einmachglas serviert. Unter dem Werkstitel Schokolade und Mandarine verbarg sich ein süßes Potpourri verschiedenster Schoko-Sünden. Weißes und braunes Mousse, selbstgemachtes Nougat und kleine mit Peta-Zeta-Knallbrause gefüllte Kugeln sorgten für ein abwechslungsreiches Finale. Ob es jetzt wie bei Daueresser acht verschiedene Schokosorten waren, habe ich nicht nachgezählt. Auf jeden Fall war das Dessert ein absolut würdiger und äußerst köstlicher Schlusspunkt eines in sich sehr stimmigen 5-Gang-Menüs, das seine 56 Euro absolut wert war. Auch die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Gängen waren sehr angenehm.
Nach einer netten Plauderei mit Chefkoch Niederbremer verließen wir rundum gesättigt und hochzufrieden die Zwockelsbrück. Aufgrund der Bahnhofsnähe wäre beim nächsten Besuch tatsächlich die Anreise mit dem Regional-Express eine Option. Dann wird es garantiert nicht bei einem Gläschen Wein bleiben. Auch kann ich nachvollziehen, dass die Zwockelsbrück für so manchen Gast ein echtes „Always-come-back-Restaurant“ darstellt, denn sie bietet eine sehr gute Küche zu einem äußerst fairen Preis. Schön, dass es sie gibt, die Zwockelsbrück.
Als die Pfalz noch bayrisch war (immerhin von 1816 bis 1945) bezeichnete man die nicht unbedingt übermäßig beliebten altbayrischen Beamten aus dem fernen München als „Zwockel“. Dass seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine Neustadter Straßenbrücke diesen Namen trägt, scheint deshalb nicht sehr verwunderlich. Die sogenannte „Zwockelsbrücke“ trägt westlich des Hauptbahnhofes die Deutsche Weinstraße über die Bahnschienen hinweg. Oberhalb dieses Neustadter Verkehrsknotens thront ein altehrwürdiges Sandsteingebäude, auf dessen Schild der Name „Weinstube Zwockelsbrück“ in güldenen Lettern steht und von dessen Warte... mehr lesen
Zwockelsbrück
Zwockelsbrück€-€€€Restaurant, Weinstube063218791707Bergstr. 1, 67434 Neustadt an der Weinstraße
4.5 stars -
"In traditionsreichem Gemäuer kocht ein Bremer groß auf" marcO74Als die Pfalz noch bayrisch war (immerhin von 1816 bis 1945) bezeichnete man die nicht unbedingt übermäßig beliebten altbayrischen Beamten aus dem fernen München als „Zwockel“. Dass seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine Neustadter Straßenbrücke diesen Namen trägt, scheint deshalb nicht sehr verwunderlich. Die sogenannte „Zwockelsbrücke“ trägt westlich des Hauptbahnhofes die Deutsche Weinstraße über die Bahnschienen hinweg. Oberhalb dieses Neustadter Verkehrsknotens thront ein altehrwürdiges Sandsteingebäude, auf dessen Schild der Name „Weinstube Zwockelsbrück“ in güldenen Lettern steht und von dessen Warte
Geschrieben am 19.11.2016 2016-11-19| Aktualisiert am
19.11.2016
Besucht am 30.09.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 291 EUR
Was der Berliner Steakesser im „Grill Royal“ vorfindet und der Frankfurter Fleischfanatiker im „M-Steakhouse“ schon seit einigen Jahren genießen darf, hat nun mit dem Restaurant „Das Scheibenhardt“ auch für die Karlsruher Carnivorenfraktion fleischliche Gestalt angenommen. Seit Anfang April 2015 wird hier inmitten des idyllischen Grüns des Golfclubs Hofgut Scheibenhardt e.V. im denkmalgeschützten Gebäude des ehemaligen Jagdschlosses feinstes Prime Beef aufgetischt.
Leonhard Bader heißt der neue Pächter, der nun in der Post-Erbprinz-Ära den Kochlöffel schwingt. Der erst 34 Jahre alte Gastgeber ist in der Region kein Unbekannter, hat er doch vorher die „Villa Hammerschmiede“ in Pfinztal geleitet und dort einen Michelin-Stern erkocht. Doch bevor der gebürtige Münchner im Südwesten sesshaft wurde, ist er in der deutschen Gastrolandschaft viel herumgekommen und konnte in renommierten Häusern, wie beispielsweise im Hotel Adlon Kempinski in Berlin, seinen Erfahrungsschatz erweitern. Da er seit über einem Jahr die Karlsruher Gastroszene aufmischt und selbst Genussmenschen von der linken Rheinseite anzieht, war es mir ein besonderes Bedürfnis, dem „Scheibenhardt“ einmal einen Besuch abzustatten.
„Enjoy only good food!“ so lautet das Credo des Küchenchefs. Und wie er das mit seinem Team umsetzt, hat richtig Klasse. Für ihn gehört das Wohlfühlen genauso zum Genuss dazu, wie seine edlen Fleischteile vom Rind in den mächtigen Reifeschrank. Seine kreativ ausgerichtete, klassisch angehauchte Küche weiß mit einer hohen Produktqualität zu überzeugen. Daher kommen für Leonhard Bader nur die frischesten und besten Zutaten in Frage. Eine Tatsache, von der wir uns am Besuchsabend auf eindrucksvolle Weise überzeugen konnten.
Schon die Fahrt „ins Grüne“ zum denkmalgeschützten Anwesen lässt Vorfreude aufkommen. Von außen strahlt das Areal vom Hofgut Scheibenhardt eine derart subtile Exklusivität aus, dass man sich schon auf einem Landgut in Südengland wähnt. Der Weg zum großangelegten Parkplatz ist gut beschildert. Das Restaurant befindet sich im Westteil des Gebäudes. Hat man das efeuberankte Eingangstor passiert, läuft man noch ein paar Schritte über den stilvoll begrünten Vorplatz, ehe die Glastür zum Restaurant erreicht ist.
Und drinnen empfängt einen schlichte Eleganz, die von warmen Naturtönen und natürlichen Materialien geprägt wird. Zu allererst fallen einem die an den Wänden hängenden Siebdrucke des mit Gastgeber Bader befreundeten deutschen Pop-Art-Künstlers Devin Miles auf. Seine farbintensiven Werke verleihen dem Gastraum eine ganz besondere Ästhetik. Ein handwerklich perfekt inszenierter Kontrapunkt zu den ansonsten eher zurückhaltenden, klaren Konturen des Interieurs.
Daneben sorgen raumteilende Elemente, wie etwa die zur Statik beitragenden massiven Stützsäulen, für mehr Atmosphäre. Die sich im Zentrum des Raumes befindende, aus hellem Holz geschaffene Sitzgruppeninsel, die kleine Sitznischen mit gut gepolsterten Wandbänken beherbergt und der die gesammelte Aufmerksamkeit des darüber thronenden, voluminösen Lampenschirmensembles zu Teil wird, schafft ein geschmackvoll arrangiertes, klug durchdachtes Raumbild. Auf den Abstellflächen zwischen den Sitznischen tummelt sich viel „Geistreiches“. Flüssige Barrieren in Flaschenform stehen als stolze „Big Bottles“ neben ihren dekorativen Holzkisten. Sie sollen wohl schon einen kleinen Vorgeschmack auf die exquisite Weinauswahl geben.
In die Decke eingelassene Strahler und indirekte, nicht sichtbare Wandfluter setzen die akkurat angeordneten Zweiertische ins rechte Licht. Aufgrund der schallgedämmten Decke herrscht in dem lang gezogenen Gastraum eine äußerst wohlige Akustik. Und die herrlich bequemen Schalensessel, die sogar in unterschiedlichen Farben vorhanden sind, sorgen für entspanntes Ankommen. Von Eintönigkeit nicht die geringste Spur. Der aus rustikalen Eichendielen bestehende Untergrund sorgt für die nötige Bodenhaftung, die sich auch auf den schlicht mit Tischsets, Stoffservietten, Einfachbesteck und Wassergläsern eingedeckten Tischen in heller Holzoptik wiederfindet. Dieser gelungene Mix aus zeitgemäßen und ursprünglichen Elementen wurde von der Innenarchitektin Viola Müller, der Lebensgefährtin von Leonhard Bader, nicht nur intensiv geplant, sondern in der Umsetzung auch konsequent zu Ende gedacht.
Von der herzlich kompetenten Bedienung mit leichtem französischem Akzent fühlten wir uns an diesem Abend hervorragend umsorgt. Sie beriet uns bei der Entscheidungsfindung sehr charmant, ohne uns etwas aufdrängen zu wollen. Am meisten überraschte uns, wie flexibel sie sich auf die unterschiedlichen Gästewünsche einlassen konnte. Und wie sie aus der Riesenflasche die originale Etter Fruchtbaum-Obstbrand-Cuvée am Tisch einschenkte, das war nicht nur für uns ein kleines Erlebnis.
Aufgetischt wird im „Scheibenhardt“ was die Fusion-Bistroküche so hergibt, wobei der Fokus ganz klar auf der Zubereitung von qualitativ erstklassigem Fleisch liegt. Eine Vesperkarte mit kleineren Gerichten befriedigt die täglich hier einkehrende, hungrige Golferklientel mit Badischem Wurstsalat (8,90 Euro), Steirischem Rindfleisch (9,50 Euro) und hausgemachtem Fleischkäse (9,90 Euro) frisch aus dem Rohr. Und dass Leonhard Bader selbst gerne wurstet, spiegelt sich in der „kleinen“ Genießerkarte wider. Auf ihrem großen Bruder finden sich dann Klassiker aus der Weltküche: Sashimi vom wildgefangenen Yellowfin-Thunfisch (14 bzw. 19 Euro, je nach Größe), handgeschnittenes Tartar de Boeuf (17,50 Euro), in Butter gebratene Froschschenkel (21 Euro), asiatisch gewürzter Pulpo (12,50 Euro) und Wiener Schnitzel (22,50 Euro) bedienen so ziemlich jeden Geschmack.
Die dritte Speisenkarte ist an eine ganz besondere Gästeklientel gerichtet, nämlich an die Premium-Fleisch-Vernichter. Carnivoren mit Charakter und Filet-Fanatiker kommen hier mit Prime Beef aus den USA, Deutschland und Uruguay auf ihre Kosten. Diverse Zuschnitte erhalten ihren perfekten Reifegrad durch die traditionelle Trockenreifung („Dry-Aging“) im eigens dafür vorgesehenen Reifeschrank, der sich am Ende des Gastraumes gegenüber vom Barbereich befindet. Dass Fleisch nicht gleich Fleisch ist, stellt man hier schon beim ersten Bissen fest. Und natürlich beim Blick auf den Preis. Denn für Premium-Fleisch bezahlt man eben auch Premium-Preise. Das fängt beim Rumpsteak vom Schwarzwälder Rind für 27 Euro (300 g) an und endet bei dem trockengereiften, ca. 1100 g schweren Stück von der „Alten Kuh“, einem 18 Jahre alten Weidetier aus Spanien, bei dem für 112 Euro locker zwei Leute satt werden.
Zur Einstimmung wählten wir vom reichhaltigen Aperitifangebot einen Martini (4,30 Euro) und einen Crodino mit Prosecco (6,50 Euro). Schon hier ließ uns die große Gin-Auswahl aufhorchen. Vom Crodino-Secco-Gemisch hatte ich mindestens 0,3l im Glas. Ein fruchtig-spritziger Durstlöscher, der den spätsommerlichen Temperaturen geschuldet war. Dazu kam eine Flasche Peterstaler medium (0,75 l), die mit 5,60 Euro berechnet wurde.
Ein Blick in die Weinkarte verriet die wahren Schätze des Hauses. Neben einer wirklich beeindruckenden Champagner-Auswahl (u.a. Dom Pérignon, Krug, Bollinger) wartet man hier mit einigen extrem limitierten Rotweinraritäten auf. Von Leonhard Baders Pfälzer Lieblingsweingut Friedrich Becker aus Schweigen stehen hier etliche „Große Gewächse“ in beeindruckender Jahrgangsvielfalt zur Verfügung. Daneben gibt es flaschenweise namhafte Kreszenzen aus Frankreich, Spanien und Italien zu entdecken. Dass die Zusammenstellung der Weinkarte mit großem Sachverstand und vinophilem Gespür erfolgte, wird beim Durchblättern schnell klar. Da wunderte es uns auch nicht, dass der Chef an unserem Besuchsabend nicht selbst im Hause weilte, sondern auf der Suche nach neuen Tropfen einer Champagnerdegustation beiwohnte.
Wir hatten mächtig Appetit, weshalb wir uns für zwei Gerichte vorweg entschieden. Der „Asia Basket Deluxe“ (9,90 Euro) war ein mit Wantan, Frühlingsrollen und Co. gefüllter Bambusdämpfer. Die asiatischen Preziosen wurden mit süßer Chili- und Pflaumensauce zum Dippen serviert und schmeckten einfach köstlich. Gleiches galt für die getrüffelte Kartoffelsuppe (9,50 Euro), die als ordentliche Portion den ersten Hunger vertrieb.
Um uns die Zeit bis zum Hauptgang zu verkürzen, grüßte die Küche mit einer kräftig eleganten Rehessenz, die wir in einer Teetasse serviert bekamen. Mit so einer Kraftbrühe ließe sich auch der kälteste Wintertag souverän überstehen. Dann die beiden Hauptgänge, die landläufig unter dem Begriff „Surf and Turf“ firmieren. Die Kombination aus bestem US Dry Aged Prime Beef (einmal als Rib Eye und einmal als Filet) und einem ganzen Jumbo Langustenschwanz aus dem mittleren Atlantik war so gar nicht in der Karte zu finden, weshalb wir sie uns bei der Bestellung schlichtweg selbst „zusammenbastelten“.
Da beide Teile unseres „Surf and Turf“ eigenständige Gerichte waren, hatten wir ganz schön Material auf unseren Tellern. Neben einem Caesar Salad als Beilage wurde uns noch Blattspinat mit geröstetem Knoblauch und eine perfekt austarierte Sauce Béarnaise gereicht. Das Filet vom Prime Beef hatte gute 300 g, wurde exakt auf den Punkt medium gebraten und hatte eine aromatische Pfefferwürze on top. Daneben lag der in seinem Inneren noch leicht glasige Langustenschwanz perfekt gegrillt in seiner Schale. Beide Teile des „Surf and Turf“ waren von ihrem Aroma, sowie von ihrer Textur und Zubereitung her handwerklich von einer staunenswerten Präzision und bescherten uns ein zutiefst befriedigendes Geschmackserlebnis. Das Messer glitt beim US Prime Beef wie durch Butter und jeder Bissen wurde am Tisch lustvoll zelebriert. Beide Hauptgänge waren äußerst subtil gewürzt und wurden mit einem unverstellten Fokus auf die darauf befindlichen Protagonisten präsentiert.
Dass wir als Weinbegleitung einen noch etwas jungen Spanier aus der vielbeachteten Mencia-Traube genossen, hatte seinen Grund. Wir wollten uns das puristische Geschmacksbild unseres Essens nicht durch allzu viel Holz und Gerbstoff „verfremden“ lassen. Die Flasche des leicht trinkbaren Mengoba Brezo aus der Region Bierzo kam auf faire 24 Euro, während die beiden „doppelten“ Hauptgänge mit jeweils 98 bzw. 105 Euro zu Buche schlugen. Aber sie waren jeden Cent wert. Mögen andere für das gleiche Geld lieber ein ganzes Menü essen, wir würden jederzeit das Bader’sche Qualitätsbeef in Kombination mit perfekt gegrilltem Meeresgetier vorziehen.
Dass besonderes Fleisch seinen Preis hat, war uns von vornherein klar. Wie viel besser dieses Prime Beef im Vergleich zu herkömmlichem schmeckt, wussten wir erst, als wir es gegessen hatten. Dass dann noch ein paar Kugeln Mövenpick-Eis in unseren Mägen Platz fanden, glich einem Wunder. Aber Wunder gibt es ja – Gott sei Dank – immer wieder. Ein kleines kulinarisches haben wir an diesem Abend im „Scheibenhardt“ erleben dürfen. Und dafür waren wir sehr dankbar.
Was der Berliner Steakesser im „Grill Royal“ vorfindet und der Frankfurter Fleischfanatiker im „M-Steakhouse“ schon seit einigen Jahren genießen darf, hat nun mit dem Restaurant „Das Scheibenhardt“ auch für die Karlsruher Carnivorenfraktion fleischliche Gestalt angenommen. Seit Anfang April 2015 wird hier inmitten des idyllischen Grüns des Golfclubs Hofgut Scheibenhardt e.V. im denkmalgeschützten Gebäude des ehemaligen Jagdschlosses feinstes Prime Beef aufgetischt.
Leonhard Bader heißt der neue Pächter, der nun in der Post-Erbprinz-Ära den Kochlöffel schwingt. Der erst 34 Jahre alte Gastgeber ist... mehr lesen
4.5 stars -
"Bestes Fleisch hat hier seinen Preis – und das völlig zu Recht!" marcO74Was der Berliner Steakesser im „Grill Royal“ vorfindet und der Frankfurter Fleischfanatiker im „M-Steakhouse“ schon seit einigen Jahren genießen darf, hat nun mit dem Restaurant „Das Scheibenhardt“ auch für die Karlsruher Carnivorenfraktion fleischliche Gestalt angenommen. Seit Anfang April 2015 wird hier inmitten des idyllischen Grüns des Golfclubs Hofgut Scheibenhardt e.V. im denkmalgeschützten Gebäude des ehemaligen Jagdschlosses feinstes Prime Beef aufgetischt.
Leonhard Bader heißt der neue Pächter, der nun in der Post-Erbprinz-Ära den Kochlöffel schwingt. Der erst 34 Jahre alte Gastgeber ist
Besucht am 08.11.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 52 EUR
Bei Konzertbesuchen in der Frankfurter Festhalle gibt es für Leute, die mit dem PKW anreisen keine Parkplatzprobleme mehr. Grund dafür ist die Shopping Mall „Skyline Plaza“, die im Sommer 2013 eröffnete und dem Messe- bzw. Europaviertel kommerzielles Leben einhauchen sollte. 2400 Parkplätze lauern unter der Erde auf Besucher. Eine große Auswahl gastronomischer Betriebe soll den dort einkaufenden Kunden die Mägen füllen. Auch hier heißt das Zauberwort „Franchise“ und so wundert es nicht, die Ergebnisse unserer globalisierten Fast-Food-Kultur auch hier zu erblicken.
Neben altbekannten Burger-, Huhn- und Fischketten gibt es jedoch auch einige Neuentdeckungen, mit denen auf die veränderten Kundenwünsche (bio, vegan, offen, frisch, transparent, lokal, authentisch, hochwertig, slow, usw.) eingegangen werden soll. Einige Läden, wie beispielsweise der Mexican Grill „Chipotle“, sind erstmalig in Deutschland vertreten, während andere, wie z.B. das „Asiahung“, landesweit ihre Systemgastronomie betreiben.
In jenem Abend gab sich die schottische Rock-Band „Biffy Clyro“ in der Festhalle die Ehre und da diese nur 5 Minuten Fußmarsch von der Skyline Plaza entfernt liegt, war klar, dass wir in der dortigen Tiefgarage nicht nur unser Auto abstellen würden, sondern dass wir auch die Zeit vor dem Konzert mit einem kleinen Bummel durch die Mall – inklusive kleinem Abendessen – würden nutzen wollen. Die Homepage des Einkaufszentrums bietet einen guten Überblick, welche (Schnell-)Restaurants hier beheimatet sind. Ich klickte mich ein wenig durch und stieß auf das Coa, von dessen Mannheimer Existenz ich dank eines Berichtes von GG-Kollege Daueresser wusste. Hätte ich ihn mir doch vorher noch einmal durchgelesen…
Wir betraten das räumlich offen konzipierte Asia-Lokal gegen 19 Uhr und waren zunächst sehr angetan von der dezenten Beleuchtung, der geradlinig schicken Einrichtung, bei der dunkles Holz dominierte, und vor allem der offen einsehbaren, verglasten Wok-Küche, wo sich schon die Bambusdämpfer für die Dim Sum stapelten. Wir wurden zu einem Tisch im hinteren Bereich des Lokals geführt. Hier war der Getränketresen in Reichweite und durch die Glasfront konnten wir nach draußen blicken. Die Atmosphäre würde man hier wohl neudeutsch als „chillig-loungig“ bezeichnen.
Alles easy, alles lässig. Aus der etwas zu laut eingestellten Soundanlage trällerten die „Pet Shop Boys“ ihren Evergreen „West-End-Girls“, aber leider nur in der Remix-Version, mit unnützem Modern-Beat-Gestampfe, das mir ziemlich schnell auf die Nerven ging. Und so gesehen ist das Coa auch nur eine enttäuschende Remix-Version eines „echten“ Asia-Restaurants. Denn was da „handmade“ und „à la minute“ auf die Teller kommt, ist leider mehr gewollt als gekonnt.
Das liest sich zunächst einmal in der stylish aufgemachten Speisenkarte wie beim Nobel-Asiaten um die Ecke. Da werden über südostasiatische Ländergrenzen hinweg thailändische Currys, vietnamesische Sommerrollen, taiwanesische Baos und Spare-Ribs in Rinderbrühe, deren Herkunft angeblich Malaysia sein soll, zu Papier - und nach Bestellung - auf den Teller gebracht. Na dann mal schauen, was die Asia-Gastronomen mit System hier so können und mal munter drauflos bestellt.
Von den „Homemade Drinks“ orderten wir eine Ingwer-Zitronengras-Limonade (0,5 l für 4 Euro) und eine Maracujaschorle mit Minze (0,25 l für 3 Euro), die uns zeitnah an den Tisch gebracht wurden. Wie so oft gibt es bei solcher Art Gastronomie tatsächlich einen im Service, der den Überblick hat. Man muss dann nur noch das Glück haben, von demjenigen auch bedient zu werden. Das war leider nur zeitweise der Fall. Das Aushilfspersonal (es wirkte jedenfalls so) war im relativ leeren Restaurant alles - bloß eben nicht besonders aufmerksam bzw. am Wohl des Kunden interessiert.
Um eine möglichst große Bandbreite an Gerichten aus der Coa-Küche kennenzulernen, bestellten wir vorweg ein paar Kleinigkeiten. Wir entschieden uns für die ultra-gesunden Edamame (gedämpfte Sojabohnen, die man aus der Schale futtert) mit Meersalz (für 2,90 Euro), die mit Garnele und Fisch gefüllten, Siu Mai (5,50 Euro) aus dem Bambusdämpfer sowie ein paar frittierte Teigtaschen namens „Pangsit Kaphrao Ayam“ (4,90 Euro), die mit Huhn und Thai-Basilikum gefüllt waren. Als Hauptgänge wählten wir den Garnelen-Papaya-Salat (in groß für 11,90 Euro) und die Szechuan Rinderfiletstreifen mit Paprika, roten Zwiebeln, Brechbohnen und Cashewnüssen (12,90 Euro). Bei letzterem war noch eine Schale Jasmin-Reis als Beilage dabei.
Die Vorspeisen waren von der Portion her eher überschaubar. Die Thailändischen Teigtaschen hatten eine schmackhaft pikante Füllung und auch die gedämpften Siu Mei Dumplings mundeten uns. Bei den Edamame-Bohnen hatte man wohl den Garvorgang etwas zu früh abgebrochen, da die Hülsenfrüchte innen noch etwas hart waren. Schade auch, dass man kein Fleur de Sel zum Verfeinern benutzte, sondern mit groben Meersalzkörnern das Ganze geschmacklich aufzupeppen versuchte. Diese sind sowohl vom Geschmack als auch von der Textur her der kristallinen Salzblume klar unterlegen.
Bei den Hauptspeisen wurde das schon vom Daueresser aus Monnem angesprochene Problem des Coa-Gastro-Prinzips offensichtlicher. Auch hier waren die Portionsgrößen nicht gerade besonders üppig. Aber was als Szechuan Rinderfiletstreifen deklariert den Weg vom Wok in meinen Teller fand war schon gelinde gesagt ein kleiner kulinarischer Offenbarungseid, den man böswillig auch als schlichten Etikettenschwindel bezeichnen könnte. „Where’s the beef?“ fragte sich nicht nur mein „Gastro-Alter-Ego“. Tatsächlich musste man die kümmerlichen Rindfleischstückchen zwischen der viel zu dick aufgetragenen, deutlich zu süßen Anfänger-Teriyaki-Soße und den mehr als reichlich vorhandenen roten Zwiebeln schon suchen. Geschmacklich und vom Aussehen her war dieses Gericht alles andere als überzeugend. Selbst der Duftreis fiel zu trocken aus und bei dem kann man ja nun wirklich kaum etwas falsch machen.
Für knapp 13 Euro war dieses Gericht auch entschieden überteuert. Da stimmte Anspruch und Wirklichkeit absolut nicht überein. Und da ich nicht richtig satt wurde, mussten noch ein paar angebratene Glasnudeln (3,90 Euro) als weitere Beilage herhalten. Diese hatten etwas zu viel Sesamöl abbekommen und standen dem trockenen Reis in puncto Beilagenschwäche in nichts nach.
Der Garnelen-Papaya-Salat meiner Begleitung bestand aus einem verschwindend geringen Anteil geraspelter Papaya, Sojasprossen, Karottenstreifen und ein paar Paprikastücken. Er war mit Limette, Chili und Nuoc-Mam-Sauce angemacht und entsprach von der Größe her eher einer Vorspeise. Was den Geschmack und die Frische der Zutaten betrifft war an ihm nichts auszusetzen. Die vier mit Koriander und Zitronengras marinierten Garnelen steckten auf zwei Holzspießen und lagen angebraten auf dem Salat obendrauf. Nicht besonders einfallsreich, aber zweckmäßig.
Man könnte fast meinen, dass die Jungs vom Coa etwas von unserem Konzertbesuch geahnt hätten und vielleicht deshalb die Portionen eher spärlich ausfallen ließen. Bekanntlich soll man vor körperlichen Betätigungen eher weniger Nahrung zu sich nehmen. Es gehört wohl zum Konzept des Ladens, dass man die ein oder andere Vorspeise und / oder Beilage mehr bzw. dazu bestellt. Das wirkt sich dann natürlich auf den Gesamtpreis aus. Unsere Rechnung von über 50 Euro ist da gar nicht mal das Problem, sondern eher das, was wir dafür bekommen haben. Und das war seinen Preis definitiv nicht wert. Beim Toh Thong in Frankfurts Stadtmitte ein paar Wochen zuvor war es wesentlich leckerer – und auch günstiger. Aber hinter dem Laden steckte ja auch keine „Fast Casual GmbH“.
Bei Konzertbesuchen in der Frankfurter Festhalle gibt es für Leute, die mit dem PKW anreisen keine Parkplatzprobleme mehr. Grund dafür ist die Shopping Mall „Skyline Plaza“, die im Sommer 2013 eröffnete und dem Messe- bzw. Europaviertel kommerzielles Leben einhauchen sollte. 2400 Parkplätze lauern unter der Erde auf Besucher. Eine große Auswahl gastronomischer Betriebe soll den dort einkaufenden Kunden die Mägen füllen. Auch hier heißt das Zauberwort „Franchise“ und so wundert es nicht, die Ergebnisse unserer globalisierten Fast-Food-Kultur auch hier zu... mehr lesen
Coa · Cusine of Asia · Skyline Plaza
Coa · Cusine of Asia · Skyline Plaza€-€€€Restaurant06927292818Europa Allee 6, 60327 Frankfurt am Main
2.5 stars -
"Asia-Food mit System aber ohne Geschmackstiefe" marcO74Bei Konzertbesuchen in der Frankfurter Festhalle gibt es für Leute, die mit dem PKW anreisen keine Parkplatzprobleme mehr. Grund dafür ist die Shopping Mall „Skyline Plaza“, die im Sommer 2013 eröffnete und dem Messe- bzw. Europaviertel kommerzielles Leben einhauchen sollte. 2400 Parkplätze lauern unter der Erde auf Besucher. Eine große Auswahl gastronomischer Betriebe soll den dort einkaufenden Kunden die Mägen füllen. Auch hier heißt das Zauberwort „Franchise“ und so wundert es nicht, die Ergebnisse unserer globalisierten Fast-Food-Kultur auch hier zu
Besucht am 31.10.2016Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 133 EUR
Das Weinkontor Null41 ist mittlerweile eines meiner liebsten Lokale für die kältere Jahreszeit. Nicht dass man hier nicht auch schön draußen auf der Terrasse den lauen Sommerabend genießen könnte, aber wenn es im Herbst wieder schneller dunkel wird, wirkt das unglaublich stimmig ausgeleuchtete Innere des Lokals meiner Meinung nach noch einen Ticken anziehender. Das passte doch zum Halloween-Abend ganz gut und so reservierte ich frühzeitig einen Vierer-Tisch in Landaus schickstem Weinrestaurant.
Die Landesgartenschau ist längst vorbei, aber auf dem Gelände rings um das wunderschön sanierte Kasernengebäude mit der Nummer 041 wird immer noch kräftig gebaut und das wird auch noch eine Weile so bleiben. Denn der neue „Wohnpark am Ebenberg“ soll ja als „innenstadtnaher, urban gestalteter, energetisch nachhaltiger und sozial vitaler Stadtteil“ bis zum Jahr 2025 von 1500 bis 2000 Menschen bewohnt werden. Auf dem ehemaligen Kasernengelände „Estienne et Foch“ wird also auch in Zukunft die Landauer Stadtentwicklung am spürbarsten sein.
Die modern-ästhetische Einrichtung des mit viel Stil und Geschmack sanierten Backsteingebäudes verströmt trotz ihrer Geradlinigkeit eine behagliche Atmosphäre, die einen schon beim Eintritt durch die Glastür wohlig empfängt. Nähert man sich dem Gebäude am späten Abend oder bei Nacht, lässt die wohl durchdachte, teilweise indirekte Beleuchtung das Restaurant in einem sehr einladenden Licht erscheinen. Ein Ort für Genießer, an dem alles zu passen scheint. Auf den Schalenstühlen aus Kunststoff sitzt man sehr bequem. Die aufwendig renovierte Decke schluckt den Schall der hohen Wände. Die Designerleuchten setzen goldene, silberne und bronzene Akzente und sorgen für günstige Lichtverhältnisse am Tisch. Die lange Bar mit den 70er Jahre Kugelleuchten lädt zum Cocktail- und/oder Weintrinken ein. Das an diesem Abend ganz in Blau getauchte, im Anschluss an die Bar sich befindende Separee für kleinere Gesellschaften sorgte für zusätzliche visuelle Akzente.
Kurz nach dem Eintreten wurden wir freundlich von einer der Servicedamen in Empfang genommen und an unseren reservierten Tisch, der sich an der Stirnseite des Gastraumes in unmittelbarer Fensternähe befand, geführt. Chefin und Leiterin vom Service, Corine Berrevoets, war an diesem Abend nicht zugegen, aber auch ihre „Mädels“ hinterließen einen guten Eindruck und waren immer zur Stelle, wenn Bedarf war.
Die Speisenkarten lagen schon auf dem Tisch bereit und beim Durchblättern bleibt man zwangsläufig gleich auf der ersten Seite hängen. Das Aperitif-Angebot ist hier nämlich ausgezeichnet und die Wahl zwischen Pastis, Pernod, Hugo, Wermut oder einem alkoholfreien Hauscocktail musste wohlüberlegt getroffen werden. Zwei Wermut aus der Pfalz vom „Flying Winemaker“ Andreas Dorst wurden von den Herren geordert. Der mit dem augenzwinkernden Namen „Merwut“ versehene Aperitif wurde klassisch mit Eis und Zitrone serviert. Die Damen entschieden sich für einen erfrischenden „Hugo“. Den gab es einmal mit und einmal ohne Alkohol und der schmeckte natürlich auch ohne Sommer und Terrasse vorzüglich.
Die Flasche Wasser rundete zunächst unsere Flüssigkeitsaufnahme ab. Die gut sortierte Weinkarte mit allein 27(!!!) verschiedenen Rieslingpositionen (alles aus der Südpfalz und der Mittelhaardt) besticht durch ihr breit angelegtes Flaschenweinangebot. Aber auch im offenen Ausschank gibt es einiges zu entdecken. Kleinmann, Grimm, Stentz, Siegrist und Kranz seien an dieser Stelle beispielhaft genannt. Alles Winzer, die sich schon seit Jahren durch ihre qualitativ hochwertigen Weine – nicht nur regional – einen Namen gemacht haben. Die große Auswahl an Weinen (Biertrinker können zur Not auf das leckere Göcklinger Hausbräu zurückgreifen!) lädt förmlich dazu ein, sich an der stilvollen Weinbar den angebotenen Barfood-Häppchen hinzugeben. Diese köstlichen Weinbegleiter kosten so um die 6 bis 8 Euro und können bis 22 Uhr direkt an der Theke genossen werden.
Das Klemmbrett der früheren Speisenkarte trägt jetzt „Hard-Cover“, wird im Querformat gelesen und beinhaltet auch alles Trinkbare. Neun Vorspeisen, sechs Hauptgerichte und vier Desserts (plus ein Käseteller) bilden auf drei Seiten verteilt den Speisenanteil. Wesentlich mehr Seiten stehen für die Getränke zur Verfügung. Gegen Aufpreis sind die Vorspeisen auch als Hauptgangportionen möglich.
Da auf der Homepage keine Speisenkarte einzusehen ist, hier einmal ein paar kleine „Appetizer“. Ein kleines Spinat-Parmesansüppchen aus der Tasse (4,50 Euro) erfreut den Suppenkasper genauso wie das Kürbis-Kokossüppchen mit Kürbiskernöl (6 Euro). Mit „Pulled beef chilli“ mit Joghurt im Fladenbrot serviert (10,50 Euro), Miesmuscheln „Thai-Style“ im Kokossud (10,50 Euro) und gegrilltem Schweinebauch auf Chicorée und süß-sauer eingelegtem Muskatkürbis (11,50 Euro) „crossovern“ sich Chefkoch Mury und sein Team durch die Bistro-Fusion-Cuisine ohne die regionalen Produkte zu vernachlässigen.
Die Preispolitik im Weinkontor zeigt nach wie vor Bodenhaftung. Bei 21,50 Euro ist die pekuniäre Obergrenze erreicht. Dafür gibt es dann aber auch Leckereien wie etwa das obligatorische Rumpsteak (kennt man noch aus Mörzheimer Zeiten) vom argentinischen Black Angus Rind mit Röstkartoffeln, wahlweise mit frischem Meerrettich oder hausgemachter Kräuterbutter. In der exakt gleichen Preisklasse: das auf der Haut gebratene Filet vom Loup de Mer mit Zitronen-Kartoffelpüree, Chorizo-Brotkrumen und Zucchini. Für kulinarische Nostalgiker hat man den geschmorten Ochsenschwanz mit Röstkartoffeln (19,50 Euro) als „Dauerbrenner“ auf der Karte belassen. Vegetarier kommen mit den hausgemachten Gnocchi mit Caponata, einem sizilianischen Gemüsegericht, sowie getrocknetem Ricotta (14 Euro) auf ihre Kosten.
Das Vorspeisenangebot klang verlockend und die Entscheidung fiel mir nicht leicht. Meine kulinarische Neugier siegte und ich entschied mich für den vietnamesischen Nudelsalat mit Rinderhack und frischer Chili (11,50 Euro). Zwei meiner Begleiter bestellten vorab – etwas weniger experimentierfreudig – den herbstlichen Salat mit karamellisierten Kürbiskernen (5,20 Euro). Die Wartezeit bis zur Ankunft unserer Vorspeisen war angenehm. Die Portionen so bemessen, dass man sich noch genug Reserven für die Hauptgänge übrig hat. Über den Salat hörte ich am Tisch nur Gutes. Vor allem das süßsaure Dressing wurde lobend erwähnt. Mein Vietnamsalat kam mit Mie-Nudeln, Sojasprossen und etwas angebratenem Rinderhack. Das Dressing war typisch säuerlich-scharf, wobei mir die Soja-Note etwas zu dominant erschien. Die frischen Chili-Stückchen heizten mir ganz schön ein und mit der Würze vom Rinderhack war das ein äußerst pikanter Opener.
Bei den Hauptgängen machten wir es der Küche leicht. Allein dreimal ging an unserem Tisch die Pasta mit Muscheln, Blattspinat, Knoblauch, Chili, Tomaten und gehobeltem Parmesan (als Hauptgangportion für 14 Euro). Ergänzt durch die Miesmuscheln im Kokossud mit Ingwer, Zitronengras und Chili, die von uns in der größeren Variante gewählt wurden. Die Bavette-Nudeln wurden von würzigem Tomatensugo, in dem frische, angebratene Spinatblätter versteckt waren, begleitet. Die Muscheln grüßten aus ihren geöffneten Schalen, die teilweise unter den würzigen Parmesanraspeln verschwunden waren. Alles in allem ein wunderbar mediterranes Pasta-Gericht, das auch in der herbstlichen Zeit funktioniert. Die Miesmuscheln hatten dagegen ordentlich Asia-Touch abbekommen. Koriander und Zitronengras dufteten um die Wette und die Kokosbrühe schmeckte in Richtung „Grünes Curry“. Und dass Mury Mut zum Würzen hat, durfte ich ja schon beim Vietnamsalat erfahren.
Nach den wohlschmeckenden und auch wohlportionierten Hauptgängen waren wir gut gesättigt. Dennoch sollte das „Nostalgie-Dessert“, das geeiste Nougat (5,50 Euro), auch an diesem Abend nicht fehlen. Zusammen mit einer Kugel „Pfefferminz-Schoko-Sorbet“ setzte es den süßen Schlusspunkt. Dieser geeiste Nougattraum, der den Umzug nach Landau auf der Speisekarte überdauert hat, schmeckt so herrlich süß nach Karamell, dass einem die Kalorien in dem Moment einfach völlig egal sind. Der Lateiner würde da wohl sagen: „finis coronat opus!“. Dem würde ich mich als „Nicht-Lateiner“ vorbehaltlos anschließen und beim nächsten Besuch wieder in die Nougatfalle tappen.
Das Weinkontor Null41 ist mittlerweile eines meiner liebsten Lokale für die kältere Jahreszeit. Nicht dass man hier nicht auch schön draußen auf der Terrasse den lauen Sommerabend genießen könnte, aber wenn es im Herbst wieder schneller dunkel wird, wirkt das unglaublich stimmig ausgeleuchtete Innere des Lokals meiner Meinung nach noch einen Ticken anziehender. Das passte doch zum Halloween-Abend ganz gut und so reservierte ich frühzeitig einen Vierer-Tisch in Landaus schickstem Weinrestaurant.
Die Landesgartenschau ist längst vorbei, aber auf dem Gelände rings... mehr lesen
Weinkontor Null 41
Weinkontor Null 41€-€€€Restaurant, Gaststätte, Weinkeller06341 945485Georg-Friedrich-Dentzel-Straße 11, 76829 Landau in der Pfalz
4.5 stars -
"Immer noch die Fusion-Bistro-Benchmark in der Südpfalz" marcO74Das Weinkontor Null41 ist mittlerweile eines meiner liebsten Lokale für die kältere Jahreszeit. Nicht dass man hier nicht auch schön draußen auf der Terrasse den lauen Sommerabend genießen könnte, aber wenn es im Herbst wieder schneller dunkel wird, wirkt das unglaublich stimmig ausgeleuchtete Innere des Lokals meiner Meinung nach noch einen Ticken anziehender. Das passte doch zum Halloween-Abend ganz gut und so reservierte ich frühzeitig einen Vierer-Tisch in Landaus schickstem Weinrestaurant.
Die Landesgartenschau ist längst vorbei, aber auf dem Gelände rings
Besucht am 25.09.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 52 EUR
„Schaffst du es in Herxheim, dann schaffst du es überall!“ Ein Satz der vornehmlich für Gastronomen gilt, denn die Herxheimer Gästeklientel ist eine ganz besondere. Wer nicht selbst gebürtiger Herxheimer ist, hat es hier schwer, da alle Auswärtigen zunächst einmal als „Fremde“ empfunden und empfangen werden. Deshalb braucht es in der südpfälzischen Motorsportgemeinde, dessen größtes Ereignis das alljährliche Sandbahnrennen an Christi Himmelfahrt darstellt, einen ziemlich langen Atem oder besser gesagt: mächtiges Durchhaltevermögen, um sich hier zu konsolidieren.
Mit der Bärenklause begann vor vielen Jahren mein erster Blick über den kulinarischen Tellerrand, als Sandra Bernhard und Jochen Sitter das zuvor in Gastrobrache liegende Lokal wieder flott machten und meine damalige Wohnung lediglich 50m Luftlinie von dem Restaurant entfernt lag. Nicht entfernt, sondern sehr nahe lag es da, recht häufig dort einzukehren und so manchen unvergesslichen Abend in der „Klause“ zu verbringen. Wenn ich jemals ein Stammlokal hatte, war es dieses Restaurant eben zu jener Zeit (2003 bis 2008).
Im Herxheimer Ortskern befindet sich das geschichtsträchtige Fachwerkhaus, das seit 1985 im Besitz der Familie Steverding ist. Es sind die Steverdings, deren Sohn das Lokal in den 80er Jahren führte und dem die Bärenklause damals ihren legendären Ruf verdankte. Peter Steverding, der im Isenhof zu Knittelsheim Jahr für Jahr seinen Michelin-Stern mit Kreativität und produktorientierter Kochkunst verteidigt, hat sich hier seine gastronomischen Sporen verdient.
Doch das ist alles schon eine Weile her. Nach längerem „Leerlauf“ zog im März 2015 der talentierte Koch Sven Siebisch mit seiner Frau Angela (Service) hier ein. Siebisch, der zwölf Jahre lang Kocherfahrung in der Schweiz sammelte und unter anderem als Küchenchef im Restaurant des 3-Sterne-Superior-Hotels Paxmontana in Flüeli-Ranft tätig war, hat es wieder in heimische Gefilde verschlagen. Und hier kocht er richtig ambitioniert auf. Mit seiner mutigen Frischeküche hat er wieder Leben in die gastronomische Einöde Herxheims gebracht. Dass er da auch am diesjährigen Wettbewerb „So schmeckt die Südpfalz 2016“ teilnimmt, versteht sich von selbst.
Man betritt die von außen sehr gepflegt wirkende Speisegaststätte durch die dunkle Holzpforte und befindet sich sogleich inmitten des schmalen Vorraums, von dem aus nach links über Stufen der eigentliche Gastraum erreicht wird. Geht man geradeaus weiter, stößt man unwillkürlich auf den Außenbereich, einer ruhig im hinteren Hofbereich gelegenen Terrasse, die von Häuserwänden und Mauerwerk begrenzt wird. Hier würde mehr Begrünung von dem omnipräsenten Beton etwas ablenken. Im Vorraum dominiert dunkles Holz an der Decke und bei den Tischen. Die weiß gestrichene Wand wird durch moderne Kunst im Leinwandformat etwas aufgelockert, während freigelegte Fachwerkbalken ihren rustikalen Charme versprühen. Im eigentlichen Hauptgastraum befindet sich der komplett aus Holz geschaffene Thekenbereich. Die Tische sind im Herzstück der Bärenklause etwas feiner eingedeckt. Weißes Leinen, von Metallringen zusammengehaltene Stoffservietten, Einfachgedeck und auf Glanz polierte Weißweingläser zieren die sechs Tische des Gastraumes. Die Hängelampen, die von der Holzdecke baumeln wirken leicht Retro, während der geflieste Fußboden etwas steril wirkt. Hier würden die passenden Holzdielen den Raum sichtbar aufwerten.
Gleich vorweg, es war erst mein zweiter Besuch in der Bärenklause seit die Familie Siebisch das Lokal führt. Doch das, was ich dort Ende September genießen durfte, hatte echt klasse. Dabei fiel mir das reichhaltige Angebot an Wildgerichten, dessen Fleisch ausschließlich aus heimischer Jagd stammt, besonders auf. Wildbratwurst, gebratener Rehrücken, geschmortes Rehragout, Rehgeschnetzeltes und Wildschweinrücken findet man nicht auf jeder Speisenkarte. Und das zu Preisen um die 20 Euro. Da kann man wirklich nicht meckern. Daneben bietet Siebisch eine Auswahl klassischer Gerichte, wie beispielsweise die geschmorten Ochsenbacken (16 Euro) oder die geschnetzelte Kalbsleber (17,50 Euro). Unter der Handvoll Vorspeisen tummeln sich immer auch zwei Suppen (diesmal Rote-Beete und Kürbiscrème), während kleine Köstlichkeiten wie Garnelen und Froschschenkel von der Nähe zum benachbarten Elsass künden.
Zusätzlich zur „normalen“ Karte gab es an diesem Abend zwei jeweils 3-gängige Apfelmenüs im Rahmen des bereits erwähnten Pfälzer Genusswettbewerbs. Das eine wurde in der vegetarischen Variante angeboten (30 Euro), während sich das „eigentliche“ Wettbewerbsmenü mit gebeiztem Lachs und einem Dreierlei vom Apfel als Vorspeise, einem Lammrücken unter Apfel-Korianderkruste als Hauptgang und dem Caramelapfel mit Apfelmacaron und Apfel-Calvados-Praline zum Dessert richtig gut anhörte. Doch an diesem für Ende September ungewöhnlich warmen Sonntagabend war uns nicht nach 3 Gängen zumute.
Als Apéro wählte ich ein Gläschen Lillet-Berry, das für 5,50 Euro ruhig hätte etwas fülliger ausfallen dürfen. Meine Begleitung erfreute sich an einem frischen Radler (0,5l für 4 Euro), dessen Bieranteil aus einer bekannten Eifler Brauerei stammte. Als kleine Einstimmung wurde ein kleines Schälchen mit frischem Kräuterquark gereicht. Dazu knackig frisches Baguette, das dem Geschmack nach von der ortsansässigen Kultbäckerei Kerner stammte. Bei der Vorspeise hatte ich für den Marktsalat mit gebratenen Pilzen (Pfifferlinge und Champignons) und Croutons (7 Euro) entschieden. Sein leckeres Kräuterdressing verlieh ihm zusammen mit den herzhaft gewürzten Pilzen ein ausgezeichnetes Aroma. Kurzum, eine Vorspeise, die sich für einen Sommerabend auf der Gartenterrasse sehr gut eignete.
Für den Hauptgang hatte sich meine Begleitung viel vorgenommen. Der große Burger, den sie hier „Big B“ nennen, bringt gute 200g gehacktes Rindfleisch in Bulettenform zwischen sein Bun. Mit Tomaten, Zwiebeln, Gurken, Eisbergsalat und Burgersauce kostet er in der Grundausstattung 13,50 Euro. Cole Slaw und selbstgemachte, würzige Wedges inklusive. Extras wie Bergkäse oder Bacon kosten jeweils 1,50 Euro Aufschlag. Klar, musste ich meiner Begleitung bei der Bewältigung ihres „Bacon-Big-B“ helfen. Aber man tut ja, was man kann.
Ich wählte als Hauptgericht von der Wildkarte Rehgeschnetzeltes mit Preiselbeerrahmsauce, Pfifferlingen und Spätzle (18 Euro). Das Rehfleisch war nicht totgebraten, sondern ausgesprochen zart in seiner Textur. Die Sauce hatte eine leichte Süße von den Preiselbeeren, ohne jedoch die notwendige Würze vermissen zu lassen. Die Spätzle waren wahrscheinlich Convenience, schmeckten aber fast wie selbstgemacht. Alles in allem war das ein äußerst stimmig arrangiertes Wildgericht, dessen hervorragendes Fleisch den besonderen Akzent setzte. Dazu passte der St. Laurent vom Birkweiler Weingut Kleinmann. Das Achtel wurde mit 2,50 Euro berechnet.
Was die Weine angeht, war das Angebot früher zu „Bernhard-Sitter-Zeiten“ wesentlich breiter gefächert. Mit Pfaffmann, Becker, Meßmer und Kleinmann hat man zwar einige der Pfälzer Größen am Start, trotzdem wäre hier noch Luft nach oben was die Auswahl angeht. Dies trifft sicherlich auch auf den Außenbereich zu, der mir etwas zu stiefmütterlich behandelt erschien. An den geschmackvoll eingerichteten Gast- bzw. Vorraum kommt die Gartenterrasse jedenfalls lange nicht heran.
Dennoch war der Besuch in der Bärenklause aus kulinarischer Sicht ein Genussmoment, auch wenn die alten Zeiten längst vorbei sind. Sven Siebisch’s Version einer frischen und authentischen Küche ist für Herxheim und seine Umgebung sicherlich ein gastronomischer Gewinn, der hoffentlich auch nachhaltig wirkt.
„Schaffst du es in Herxheim, dann schaffst du es überall!“ Ein Satz der vornehmlich für Gastronomen gilt, denn die Herxheimer Gästeklientel ist eine ganz besondere. Wer nicht selbst gebürtiger Herxheimer ist, hat es hier schwer, da alle Auswärtigen zunächst einmal als „Fremde“ empfunden und empfangen werden. Deshalb braucht es in der südpfälzischen Motorsportgemeinde, dessen größtes Ereignis das alljährliche Sandbahnrennen an Christi Himmelfahrt darstellt, einen ziemlich langen Atem oder besser gesagt: mächtiges Durchhaltevermögen, um sich hier zu konsolidieren.
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Bärenklause
Bärenklause€-€€€Restaurant072769872150Holzgasse 28, 76863 Herxheim bei Landau/Pfalz
4.0 stars -
"Leckeres Wild und stattliche Burger in Herxheims bestem Haus im Ortskern" marcO74„Schaffst du es in Herxheim, dann schaffst du es überall!“ Ein Satz der vornehmlich für Gastronomen gilt, denn die Herxheimer Gästeklientel ist eine ganz besondere. Wer nicht selbst gebürtiger Herxheimer ist, hat es hier schwer, da alle Auswärtigen zunächst einmal als „Fremde“ empfunden und empfangen werden. Deshalb braucht es in der südpfälzischen Motorsportgemeinde, dessen größtes Ereignis das alljährliche Sandbahnrennen an Christi Himmelfahrt darstellt, einen ziemlich langen Atem oder besser gesagt: mächtiges Durchhaltevermögen, um sich hier zu konsolidieren.
Mit der Bärenklause begann
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„Für zwei Leute findet sich immer ein Platz“, so die Aussage der Dame vom Service am Telefon und tatsächlich hatten wir die Qual der Wahl. Im vorderen Gastraum gefiel es uns besser, weshalb wir direkt hinter der hohen Fensterfront Platz nahmen. Was uns gleich auffiel: man sitzt drinnen deutlich angenehmer, wie es von draußen zunächst den Anschein hat. Denn aufgrund seiner Außenfassade, kommt das Pasta-Lokal eher einem Küchenstudio mit integrierter Kochschule gleich. Daran ändern auch die aufgehängten, mit Pasta gefüllten Einmachgläser in der „Auslage“ sowie die raumteilend eingezogene Wand, die als überdimensionale Schiefertafel fungiert, recht wenig.
Einen Teil des Gastraumes beherbergt die offene Küche. Es gehört sicherlich zum Konzept, dass von der Einrichtung her alles etwas halbfertig wirkt. Locker und leger soll es zugehen. Da stört auch das an der Decke hängende Kabelnetz der bewusst unkonventionellen Beleuchtung eher wenig. Die nackten Glühbirnen leuchten uns das Essen. Auch sie suggerieren Reduktion aufs Wesentliche und kommen dabei locker ohne Lampenschirm aus. Ach, hier hätte es mir als Student auch schon gut gefallen!
Blanke Bistrotische mit dunkler Holzplatte, dazu die passenden Stühle mit bequemer Polsterung, verschieden farbige Kissen auf der schlicht in grau gehaltenen Wandbank, die Decke in Wolkentapete gehüllt, darunter ein schmaler, auf Kopfhöhe angebrachter und sich durch die komplette Wandseite ziehender Querspiegel, der den Raum etwas größer wirken lässt. Als Blickfänger dient die bereits erwähnte, mit Tages-, Wochen- und Weinempfehlungen beschriebene Schieferwand. Doch die meisten Blicke erntet der junge italienische Koch, der das offene Küchenareal mit kulinarischem Leben füllt. Insgesamt wirkte die Einrichtung des kleinen Lokals nüchtern funktional. Der Gast soll sich scheinbar auf das Wesentliche konzentrieren, auf sein Gegenüber. Oder doch eher auf das Essen? Jeder nach seiner Fasson.
Ein laminiertes kleines Ringbuch wurde uns gereicht. Darin befand sich eine recht übersichtliche Auswahl an Gerichten. Fünfmal Antipasti, darunter ein Rindercarpaccio (12,50 Euro) sowie ein Caprese mit Büffelmozzarella (7,80 Euro), sieben Pasta-Klassiker und drei Desserts. Das Angebot wurde ergänzt von einem dreigängigen Wochenmenü für 16,80 Euro und einer delikat anmutenden „Tagesaktion“, den Gnocchetti con Melanzane & Paprika (9,50 Euro). Mehr stand nicht geschrieben und mehr brauchten wir auch nicht. Das Menü der Woche klang vielversprechend. Rucola-Salat mit Lachs als Vorspeise, Pasta all‘ amatriciana als Hauptgang und ein Tagesdessert waren mir an diesem Tag dann doch etwas zu üppig. Ich hielt mich an die Auswahl aus dem Ringbuch.
Das Wort „frisch“ las sich darin in Zusammenhang mit den verwendeten Tomaten fast schon inflationär oft. Ich ging einfach mal davon aus, dass dies auch für die anderen Zutaten galt und orderte mit den Fettucine con Gamberi e Zucchini (12,50 Euro) das teuerste Gericht auf der Karte. Meine Begleitung entschied sich für das „Aktions-Gericht“ des Tages, die Gnocchetti mit Aubergine und Paprika. Als Vorspeise teilten wir uns den Antipasti-Teller „Fleischeslust“ (11,50 Euro). Schon allein wegen dem in der Karte abgedruckten Logo der Spitzenmetzgerei Bernd Glasstetter aus Malsch-Völkersbach musste der Lust auf feinste Wurstspezialitäten nachgegeben werden. Denn seine Produkte sind bei Sterneköchen in ganz Deutschland sehr gefragt. Besonders gespannt war ich auf seinen sagenumwobenen Camberti-Schinken.
Für das Gebotene gingen die 11,50 Euro absolut in Ordnung. Drei kleine Kugeln Büffelmozzarella hatten es sich auf ein paar Tomatenscheiben im Zentrum des Tellers gemütlich gemacht. Die „Blätter“ der „Antipasti-Blume“ bestanden aus dünn aufgeschnittenen Scheiben Pancetta, Bresaola, Salami, Parma- sowie besagtem Camberti-Schinken. Letzterer zerging förmlich auf der Zunge. Von seiner mürben Konsistenz her sicherlich der beste Schinken, den ich bisher gegessen habe. Sorry, San Daniele, hasta luego, Jamon iberico! Olivenöl und Balsamico wurde uns zusammen mit Pfeffer & Salz auf einem Holzbrett an den Tisch gebracht. Auffällig war, dass selbst bei den kleineren „Accessoires“ der Fokus auf das Produkt gerichtet war. Denn der Aceto Balsamico von Varvello gehört nicht gerade zu den minderwertigen Vertretern der Gattung Balsamessig.
Nach der gelungenen Vorspeise kamen recht zeitnah unsere Pasta-Teller. Schön fand ich, dass die Servicedame beim Wegtragen der geputzten Antipasti-Platte bei uns nachfragte, ob es denn mit den Hauptgerichten weitergehen könne. Das wird auch nicht in jedem Lokal so praktiziert. Meine Fettucine mit Garnelen sahen ansprechend aus und dufteten angenehm mediterran. Die Nudeln waren vielleicht einen Tick zu weich geraten. Schade, denn die hier benutzten Pasta-Preziosen stammen allesamt aus dem Traditionshaus „Rummo“, einer über 150 Jahre alten italienischen Manufaktur, die durch besonders schonende Zubereitung außerordentlich hochwertige Pasta herstellt. Das fehlende „Al-Dente-Erlebnis“ konnte jedoch den aus frischen Zutaten bestehenden Sugo aus Zucchini, Tomaten und Garnelen geschmacklich nicht schmälern. Frische, die man schmeckte – um es auf einen kurzen Nenner zu bringen.
Bei den Mini-Gnocchis meiner Begleitung handelte es sich um sardische Malloreddus (auch als „Gnocchi sardi“ bekannt). Die kamen jedoch nicht „alla campidanese“ mit würzigem Pecorino-Käse, deftiger Salsiccia und aromatischer Tomatensauce auf den Teller, sondern mit einem eher zurückhaltend gewürzten Auberginen-Paprika-Sugo. Dem Pasta-Teller hätte etwas mehr sardische Würze gut gestanden, war aber handwerklich gut zubereitet.
Zusammen mit einer Flasche Mineralwasser (Bad Dürrheimer Classic für 4,90 Euro den Dreiviertel-Liter) kamen wir am Ende auf knappe 40 Euro, was vom Preis-Leistungs-Verhältnis her noch ok geht. Kleinere Schwächen bei der Pasta wurden vom freundlich und aufmerksam agierenden Service und dem betont ungezwungenen Umfeld locker wettgemacht. Für die Karlsruher Nudel-Fraktion sicherlich eine Bereicherung zumal die Produktqualität hier stimmt. Dafür steht Jörg Hammer mit seinem guten Namen ein.