Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Geschrieben am 08.04.2017 2017-04-08| Aktualisiert am
08.04.2017
Besucht am 31.03.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 143 EUR
„Ein Sommerabend auf der Außenterrasse bei den Netts und man fühlt sich wie in der Toskana. Der pfälzischen Toskana natürlich!“ Mit diesen Worten begann meine damalige, vor etwa 5 Jahren geschriebene Rezension zu Netts Restaurant auf einem nicht mehr existierenden Gastroportal. Am Abend zuvor, saß ich zum ersten Mal auf dessen großer Terrasse, sog während des Essens die mich umgebende Weinbergidylle ein und ließ meinen Blick über die Rheinebene hinweg bis rüber ins Badische schweifen. Es war damals ein lauer Sommerabend bei gutem Essen und leckerem Wein, der mir noch heute im Gedächtnis ist.
Zeitsprung. Das am Ortsrand des schmucken Weinörtchens Gimmeldingen, dem Mekka für Mandelblütenenthusiasten, am Hang gelegene Lokal hört seit Anfang März diesen Jahres auf den Namen Moro und wird nicht mehr von den Netts betrieben. Ein Grund für den gastronomischen Rückzug der Familie lag sicherlich in der Person ihrer früheren Restaurantleiterin, die aus Altersgründen aufhörte. Vielleicht ist ja auch der charmanten Fernsehköchin, Rezeptsammlerin und Mutter zweier Kinder Susanne Nett (Sendung „echt gut! Klink und Nett“ im SWR) die Küchenleitung in Gimmeldingen schlichtweg zu viel geworden. Mit dem angeschlossenen Landhaus-Hotel und weiteren Gästezimmern wird es ihr und ihrem Mann Daniel auch in Zukunft bestimmt nicht langweilig.
Mit den beiden Betreibern der Zwockelsbrück, Sven Niederbremer und Pierre Hartung, hat man zwei erfahrene Nachfolger gefunden, die nun mit neuem Namen und Konzept das idyllisch gelegene Anwesen in der Gimmeldinger Meerspinnstraße 46 kulinarisch weiterführen. Da beide weiterhin im Zentrum von Neustadt ihre Gäste verwöhnen, wurde für das Moro eine junge Crew zusammengestellt. Diese soll nach den Vorgaben des Neustadter Erfolgsduos Niederbremer/Hartung die schon im Stammhaus funktionierende kulinarische Marschroute auch im benachbarten Gimmeldingen erfolgreich umsetzen. Wenn auch mit ein paar beabsichtigten Abweichungen. Doch dazu später mehr.
Mit Küchenchef Tobias Gräf aus Saarbrücken, der im dortigen Gästehaus Erfort (3 Michelin-Sterne) seine Kochausbildung absolvierte und danach gastronomisch um die halbe Welt tingelte, und Restaurantleiter Tobias Kuld, der schon im Deidesheimer Bistro 1718 sowie im Weißen Bock zu Heidelberg tätig war, hat man eine gesunde Mischung aus jung, aber sehr erfahren an Bord geholt. Ergänzt wird die „Tobias-Fraktion“ von drei weiteren festangestellten Helfern in der Küche und im Service.
Den norwegischen Restaurantnamen hat übrigens Sven Niederbremer aus seiner Heimat, der Hansestadt an der Weser, mitgebracht. Dort betrieb er vor ein paar Jahren im Ortsteil Walle sein erstes „Moro“ und schaffte mit einer kreativen, nordisch geprägten Regionalküche auf Anhieb sechs Pfannen im Restaurantführer Gusto. Das „Moro“, was ins Deutsche übersetzt „Spaß“ bedeutet, begeisterte damals die Bremer Genuss-Etage und so manch nordische Gourmetzunge denkt sicherlich heute noch ganz verzückt an diese Zeit zurück.
Apropos Spaß. Spaß machte mir schon die Informationsentnahme aus der übersichtlich und einladend gestalteten Homepage. Dort erfährt man so einiges über die gastronomische Philosophie der Betreiber. Starke Begriffe wie „Liebe“, „Herzblut“ und „Überzeugung“ werden als Basiselemente der dort zu erwartenden Gastfreundschaft genannt und stimmten mich neugierig. Natürlich musste ich im Vorfeld in der aktuellen Speisenkarte online schmökern, was meine Vorfreude auf den Besuch noch steigerte.
Die Karte ist – ganz in Zwockelsbrück‘scher Manier – sehr ausgesucht und übersichtlich gehalten. Genau wie im traditionsreichen Mutterlokal decken auch hier fünf Vorspeisen, sechs Hauptgerichte und drei Desserts die kulinarische Bandbreite ab. Vieles davon könnte auch direkt aus der Küche von Sven Niederbremer stammen, wenngleich im Moro die asiatischen Akzente viel stärker hervortreten.
Zusätzlich wird ein Menü in 4 oder 5 Gängen (56 bzw. 68 Euro) angeboten. Hier lassen sich auch einzelne Gänge vom À-la-carte-Angebot problemlos austauschen, was gegebenenfalls zu kleineren Preisaufschlägen führen kann. Pfiffig anmutende Standards, wie das aus der Zwockelsbrück bekannte, kurz geräucherte Onsen-Ei (10 Euro), werden im Moro fernöstlich interpretiert. Und das oft mit relativ einfachen Zutaten. Koriander, Shiitake-Pilze und Mie-Nudeln – fertig ist das Einmachglas im Asia-Style. Bei den Hauptgängen liegt der Fokus klar auf der Verwendung ausgesuchter Edelprodukte. Bresse Perlhuhn, wilder Steinbutt und Entrecôte bzw. Filet vom US Rind findet man auch nicht auf jeder Speisenkarte. Dass da die 30-Euro-Grenze für ein Hauptgericht durchbrochen wird, versteht sich von selbst.
Unser Tisch war auf 19 Uhr reserviert. Mit etwa zehnminütiger Verspätung trafen wir im Moro ein. Schon beim Gang durch den Hof des stattlichen Anwesens wurden bei uns Erinnerungen an das am letzten Wochenende stattfindende Mandelblütenfest wach. Da waren wir auf selbiger Terrasse zugegen und nach einem kleinen Plausch mit Herrn Hartung, ließ ich mir eine Scheibe gebratenen Saumagen schmecken. Es war mächtig was los und die aufgestellten Bierbänke reichten bei dem enormen Andrang kaum aus.
Bei unserer Ankunft am Freitagabend saßen noch ein paar Gäste (Hotelgäste?) draußen und genossen bei einem guten Glas Wein den für Ende März doch ungewöhnlich lauen Abend. Wie gerne hätten wir uns draußen nieder gelassen, aber leider wurde die Terrassensaison erst ein paar Tage nach unserem Besuch offiziell eröffnet. Bei nächster Gelegenheit wird die Open-Air-Feinschmeckerei an Ort und Stelle nachgeholt, da waren wir uns einig.
Von Restaurantleiter Tobias Kuld wurden wir freundlich in Empfang genommen, um unsere Jacken erleichtert und zu unserem Tisch geführt. Leider nicht der erhoffte Platz am Fenster mit Panoramablick. Ein bisschen zu sehr in der Raummitte war uns der Platz schon gelegen, aber sein größter Nachteil war das Fehlen einer Lampe. Da half auch das frisch angezündete Grablicht recht wenig. Für taugliche Fotos zu schießen war es im Gastraum ganz allgemein zu schummrig. Ich fragte die junge Servicedame nach einem Platz an der Sonne bzw. unter einer der Hängeleuchten und erklärte ihr mein fotographisches Anliegen. Und siehe da: das erste Glas Teinacher medium (0,75l für 5,50 Euro) war gerade eingeschenkt, da durften wir an einen Tisch direkt neben dem Thekenbereich wechseln und waren mit dieser Ortsverlagerung mehr als einverstanden. Besseres Licht, bessere Lage und erheblich bessere Akustik. Das machte alles viel angenehmer.
Beim Inspizieren der Räumlichkeiten fielen mir im Vergleich zum früheren „Netts-Betrieb“ keinerlei Veränderungen auf. Auf Nachfrage wurde mir das vom Service weitgehend bestätigt. Lediglich ein paar Bilder und ein stolzer Bonsai wären hinzugekommen. Das Gastromobiliar, bestehend aus massiven Tischen aus hellem Holz und leicht gepolsterten Metallstühlen mit Armlehne und Kunstlederüberzug, wurde von den Vorgängern übernommen. Auch für die in verschiedenen Grautönen gestrichenen Wände (hellgrau bis anthrazit) und die beidseitig verlaufende, hängende Lichtleiste mit Spots und zylinderförmigen Designerleuchten zeichnet sich die Familie Nett verantwortlich. Übrigens, der Umbau der Räumlichkeiten ist noch keine zehn Jahre her - warum also alles erneuern?
Ein kleiner Nachteil der hohen Decken ist die bei starker Auslastung etwas zu laute Akustik im Raum. Trotz der den mittleren Teil des Gastraumes durchziehenden Decke mit Schalldämmung war der Geräuschpegel – auch wegen eines besonders unangenehm auffallenden 4er Tisches im hinteren Bereich – zu hoch. Die gedimmte, von einzelnen Strahlern dominierte Atmosphäre im Inneren des Moro gefiel uns dagegen schon besser. Auch die Tatsache, dass zwischen den Tischen genügend Abstand gelassen wurde, nahmen wir positiv auf. Die 2er- bzw. 4er-Tische gruppieren sich um zwei zentrale Raumelemente. Eine größere Tafel, an der bis zu 8 Personen Platz finden würden, und eine ebenfalls in hellem Holz gehaltene Anrichte mit spirituellem Depot, Gläservorrat und Speisenkartenfundus sorgten für eine angenehme Leere im Zentrum des Restaurants. Der an diesem Abend verwaiste „Chef’s Table“ diente als hervorragender Platz zum Abstellen der Weinkühler. Ansonsten wird er in erster Linie vom Personal oder für das Frühstücksbuffet genutzt, versicherte mir die Bedienung. Darüber befand sich eine originelle Lampenkonstruktion aus nach unten hin immer kleiner werdenden, goldfarbenen Schalen, die sich gegenseitig anstrahlten und dadurch ein angenehm indirektes Licht verbreiteten. Zur dezent asiatischen Ausrichtung der Speisen passte das schon irgendwie. Und zum güldenen Streifen, der die komplette Rückwand durchzog, natürlich auch. Dunkelgestrichene Stützpfeiler aus Holz fungierten raumteilend und komplettierten zusammen mit mehreren Weinkühlschränken und der langen Theke das zeitlos-moderne Ambiente.
Wir bekamen Speisen- und Weinkarte gereicht. Die Frage nach einem Aperitif war mit der Flasche Wasser schon hinreichend beantwortet. Aber ein Fläschchen Pfälzer Wein sollte es an diesem Abend schon sein. Bei den offenen Kreszenzen fand ich das Angebot im Low-Price-Segment etwas dürftig. Der günstigste Vertreter, die Riesling Exklusiv-Abfüllung „Zwockelsbrück“, checkte bei 6,20 Euro für das „falsche Viertel“ (=0,2 l) ein, während man für die Erste Lage vom Gimmeldinger Biengarten Riesling des ortsansässigen VDP-Weinguts Christmann 17 Euro berechnet. Schade, dass hier den jungen wilden Pfalzwinzern nicht noch mehr Spielraum gegeben wird. Hier sehe ich in der Weinkarte noch Entwicklungspotenzial, zumal es der jungen Crew des Moro gut zu Gesicht stehen würde, wenn man sich mit wechselnden Monatsweinen noch stärker am Puls der Zeit befände.
Ganz anders sieht es beim Flaschenweinangebot aus. Neben amtsbekannten Größen wie Reichsrat von Buhl, Bürklin-Wolf und Christmann finden sich in der mit viel Bedacht und Sachverstand zusammengestellten Auswahl auch einige regionale Entdeckungen. Das keine 50 Meter auf der anderen Straßenseite entfernt liegende Weingut Ohler oder der Neustadter Weinimpresario Oliver Zeter seien beispielhaft genannt. Freunde südafrikanischer Weine profitieren vom Faible des Herrn Niederbremer, das er sich während seiner Zeit als Küchenchef im Restaurant des 5-Sterne-Hotels „Westcliff“ in Johannesburg aneignete. Wo stehen schon südafrikanische Naturweine wie der „El Bandito“ (Chenin Blanc) von Testalonga oder der Fryer’s Cove Sauvignon blanc auf der Karte? Und das in einer Weißweinregion wie der Pfalz. Chapeau!
Unsere Entscheidung fiel aufgrund der Fischdominanz beim Essen auf einen Weißwein aus der Region. Die Cuvée „Blütenrausch“ von Johann Ohler aus Gimmeldingen (23 Euro die Flasche) schien uns in Anbetracht des rosa erblühten Örtchens die passende Weinbegleitung zu sein. Die unerwartet blumige Weißburgunder-Chardonnay-Cuvée erwies sich als echter Volltreffer und wurde von uns bis auf den letzten Tropfen geleert. Ob sie jetzt eher nach Melone, Aprikose oder Zitrone geschmeckt hat, sollen Fachzungen entscheiden. Zu unseren Gerichten hat sie jedenfalls toll harmoniert.
Womit wir beim Essen angelangt wären. Bescheiden wie man mich kennt, orderte ich das 5-Gang-Menü (68 Euro) mit ein paar zusätzlichen „Schikanen“. Als Suppenkasper verzichtete ich auf das Stunden-Ei aus der Onsenquelle und wollte stattdessen die Schaumsuppe von der Frühlingszwiebel (hier Frühlingslauch genannt) als zweiten Suppengang nach dem Muschelschaumsüppchen mit Blutwurst und Mini-Jakobsmuscheln haben. Auch der eigentliche Hauptgang, das Bresse-Perlhuhn mit Topinambur, machte mich aufgrund seiner Trüffelsauce nicht so an. Gegen einen Aufpreis von 10 Euro ersetzte der wilde Steinbutt das Bresse-Huhn beim Hauptgang. Alles kein Problem im Moro. Meine Begleitung, die nur Vor- und Hauptspeise bestellte, unterstützte mich bei meiner Menü-Bewältigung und tauschte eifrig mit mir aus.
Nach ein paar Scheiben frischem Brot von einer regionalen Bäckerei im näheren Umfeld von Gimmeldingen und einem dazugehörigen frischen Zitronen-Schmand-Dip als Amuse wurden die ersten Speisen aufgetragen. In einer schwarzen Keramikschüssel wurde der Glasnudelsalat „Moro“ mit karamellisiertem Schinkenspeck und Tom Yum Garnele für meine Begleitung serviert. Zeitgleich der auf Gurken-Ingwer-Salat thronende Teriyaki-Lachs, der mein Menü eröffnete. Dieser lag auf einem rechteckigen, flachen, ganz in grau gehaltenen Tonteller, auf dessen spröder Oberfläche sich die kleine „Esslandschaft“ erstreckte. Neben verschiedenen kleinen Tupfern, die mit süßen bzw. sauren Aromen den hauchzarten, auf den Punkt gegarten Lachs ergänzten, befanden sich noch geflämmte Apfelquader auf der eher unorthodoxen Keramik. Asia meets Northern Europe. Der Gurken-Ingwer-Salat war wohl das beste Beispiel dafür. Schon hier offenbarte sich die kulinarische Philosophie des Moro mehr als deutlich. Der aromatische Spannungsbogen wurde primär von süßen, säuerlichen und pikanten Akzenten aufrechterhalten. Zusammen mit einer gehörigen Brise Umami – hier in Form einer selbstgebackenen Hippe aus Nori-Algenblättern – ergab das ein sehr abwechslungsreiches Geschmacksbild, bei dem belebende Frische auf anregende Würze traf.
In Sachen Umami stand der reisessigsaure Glasnudelsalat meiner Begleitung dem Teriyaki-Lachs in nichts nach. Herausragend hier: der karamellisierte Bauchspeck. Selten so etwas Leckeres vom Schwein gegessen! Der Vorspeisentausch am Tisch hatte sich allein deshalb schon rentiert. Etwas Frühlingszwiebel gab dem Ganzen den frischen Dreh, die Tom Yum Garnelen brachten einen Hauch von Zitronengras in die Asia-Schüssel. Die leicht pikante Säure des Dressings ging mit den übrigen Ingredienzien eine vollaromatische Liaison ein, die uns begeisterte.
Mein zweiter Teller in der Menüfolge nannte sich Muschelschaum mit gegrillter Blutwurst und kleinen Jakobsmuscheln und hätte auch unter dem Titel Muschelsuppe mit gebratener Bluns (= Grieweworschd) firmieren können. Die maritime Suppe hatte viel frische Säure, die von der erdig-deftigen Blutwurst gut ausgeglichen wurde. Die Mini-Jakobsmuscheln gingen dabei leider geschmacklich komplett unter. Da half auch die kleine Wakame-Algen-Kolonie, die als Booster fürs Meeresaroma fungierte, recht wenig. Zu dominant war die salzig-säuerliche Muschelbrise, zu prägnant die kräftige Schwarzwurst. Dennoch ein Suppengang, der die Geschmacksrezeptoren neu justierte.
Hätte ich es doch beim Onsen-Ei belassen, dachte ich mir schon beim ersten Löffel von der Frühlingslauchschaumsuppe. Da war wohl beim Abschmecken etwas komplett schief gelaufen. Das Süppchen war brutal versalzen. Und auch von ihrer Konsistenz her war sie zu dickflüssig geraten. Mit der nordisch-asiatischen Leichtigkeit der vorherigen Gänge hatte dieser Teller wenig zu tun. Mir blieb nur die Flucht in die Reklamation. Die Dame vom Service reagierte verständnisvoll und nach ca. 5 Minuten brachte mir Chefkoch Tobias Gräf eine feinwürzig nach Frühlingszwiebeln duftende, mit geflämmten Saiblings-Stückchen garnierte, frisch aufgeschäumte Suppe, die tadellos mundete. Der sehr sympathische Küchenchef entschuldigte sich für den Würz-Fauxpas, erklärte mir kurz, wie es dazu gekommen war und ließ mich meinen dritten Gang vom Menü genießen. Ich war beeindruckt, wie konstruktiv und souverän man hier im Moro mit Kritik umging. Und das sowohl beim Service, als auch bei der Küchencrew. Kompliment, macht bitte weiter so!
Weiter ging es auch in der Menüfolge. Unsere beiden Hauptgänge standen ja noch aus. Umgeben von einem „Meer“ aus Zitronengrasschaum „trieb“ die Erbsenpüree-Insel inklusive ihrer „Bewohner“, den Zuckerschoten, den von ihren Hülsen befreiten jungen Erbsen, den dünn gehobelten Radieschenscheiben, der Algenschicht sowie dem wilden Steinbutt obenauf, einsam und allein auf meinem Teller. Der Edelfisch hatte genau den richtigen Gargrad erwischt. Die Frische vom Zitronengras und der leicht mehlige Geschmack des Erbsen-Trios ergänzten sich dabei gut. Die Tranche vom Plattfisch war bewusst zurückhaltend gewürzt, um das feine Aroma nicht zu erdrücken. Ein eher nordisch geprägter Hauptgang, dessen Portionsgröße passte und der eine in sich stimmige Komposition darstellte.
Der in Sesam gebratene Winterkabeljau mit Rote-Beete-Risotto und Wasabi-Schaum meiner Begleitung war nun wahrlich nichts für Rotgrünblinde. Der erdige, mit Spinatblättern verfeinerte Risotto leuchtete zwischen einem stattlichen Skreifilet, den crunchy Wasabicräckern und der ihn umgebenden grünen Gischt hervor. Optisch eine Augenweide und geschmacklich vom Allerfeinsten oder wie der Purist es nennt: einfach, aber wirkungsvoll.
Ähnliches galt auch für das abschließende Dessert, das wir zusammen aus dem Einmachglas löffelten. Klar erinnerten wir uns da sofort an jenes in der Zwockelsbrück. Hier war es die Kombi aus dunkler Schokocrème, Sauerrahmeis, geschmortem Rhabarber und Pistazienbrösel, die mit wohldosierter Süße und textureller Abwechslung zu gefallen wusste.
Nach diesem abwechslungsreichen Mahl, dessen kleinere Unwägbarkeiten von Service und Küche im Handumdrehen beseitigt wurden, entließ uns Restaurantleiter Tobias Kuld nach einem netten Plausch in die laue Gimmeldinger Nacht. Die hohe Qualität der verwendeten Produkte und ihre sorgfältige, schnörkellose Zubereitung machen das Moro zu einem Ort des guten Geschmacks. Der phänomenale Ausblick von der Außenterrasse zu einem Erlebnis.
„Ein Sommerabend auf der Außenterrasse bei den Netts und man fühlt sich wie in der Toskana. Der pfälzischen Toskana natürlich!“ Mit diesen Worten begann meine damalige, vor etwa 5 Jahren geschriebene Rezension zu Netts Restaurant auf einem nicht mehr existierenden Gastroportal. Am Abend zuvor, saß ich zum ersten Mal auf dessen großer Terrasse, sog während des Essens die mich umgebende Weinbergidylle ein und ließ meinen Blick über die Rheinebene hinweg bis rüber ins Badische schweifen. Es war damals ein lauer... mehr lesen
moro
moro€-€€€Restaurant063211879140Meerspinnstraße 46, 67435 Neustadt an der Weinstraße
4.5 stars -
"Skandinavisch-asiatisch angehauchte Wohlfühlküche im Mandelblütenmekka" marcO74„Ein Sommerabend auf der Außenterrasse bei den Netts und man fühlt sich wie in der Toskana. Der pfälzischen Toskana natürlich!“ Mit diesen Worten begann meine damalige, vor etwa 5 Jahren geschriebene Rezension zu Netts Restaurant auf einem nicht mehr existierenden Gastroportal. Am Abend zuvor, saß ich zum ersten Mal auf dessen großer Terrasse, sog während des Essens die mich umgebende Weinbergidylle ein und ließ meinen Blick über die Rheinebene hinweg bis rüber ins Badische schweifen. Es war damals ein lauer
Geschrieben am 01.04.2017 2017-04-01| Aktualisiert am
01.04.2017
Besucht am 21.03.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 61 EUR
Karlsruhe gefällt mir in gastronomischer Hinsicht immer besser, denn die Fächerstadt hält einige richtig gute Einkehradressen parat. Also zog es mich in den letzten Monaten auch schon mal kulinarisch über die Rheinbrücke. Die dortige Bandbreite an Restaurants bietet eine willkommene Ergänzung zur heimischen Pfalz und dem Entdeckergaumen geschmackliches Neuland. Besonders viel Bewegung war im neuerrichteten City Park Karlsruhe, dem östlichen Teil der Südstadt, zu verzeichnen.
Fährt man von der Südtangente in Richtung Ludwig-Erhard-Allee, erkennt man die auffallend futuristische Silhouette des ParkTowers noch bevor man den Kreisel stadteinwärts hinter sich gelassen hat. Sein spitzer Fassadenbug erhebt sich majestätisch an dessen East-End und verleiht dem Gebäude ein signifikantes Äußeres. Der langgestreckte, mit viel Glas versehene Querbau suggeriert Transparenz und Offenheit. Er wurde im Zuge der Konversion des ehemaligen Bahngeländes errichtet und bietet Wohnungen, Geschäfte und auch Gastronomie.
Letztere in Form eines parterre gelegenen Sushi Restaurants, das ein gewisser Herr Khoa Vu Dang unter dem Namen „Sushi Park“ betreibt. Herr Khoa Vu Dang ist in der Karlsruher Gastro-Szene kein Unbekannter. Seit einigen Jahren zeichnet er sich für das asiatische Spezialitätenlokal „Bambus-Garten“ in Karlsruhe-Durlach verantwortlich. Und dass man dort neben vietnamesischen, indonesischen, thailändischen und chinesischen Leckereien auch auf ein beachtliches Sushi-Angebot trifft, wissen nicht nur die Durlacher zu schätzen. Der Erfolg vom „Bambus-Garten“ hat seinen Betreiber zur Expansion animiert. Seit Oktober 2015 hat er nun ein modernes Sushi-Lokal im ParkTower eröffnet, das ich zusammen mit meiner Schwester zum ersten Mal besuchte. Ein vorsorglicher Anruf diente der Reservierung – man kann ja nie wissen.
Beim ganz in der Nähe im Erdgeschoss der ParkArkaden befindlichen All-you-can-eat-Asiaten „Akoya“ waren wir Ende letzten Jahres zweimal auf Stippvisite. Den Bericht über unsere dort erlebten i-Pad-Erfahrungen samt Speise-Items und fixpreisbasiertem Kreditpunktesystem habe ich vor ein paar Monaten hier auf GG eingestellt. Der Sushi Park geht da lobenswerterweise in eine ganz andere Richtung. Hier macht es nicht die Masse und die Technik, sondern in erster Linie die frische Zubereitung der Rohfisch-Preziosen. Diese findet gleich hinter dem langen Tresen im Gastraum und damit vor den Augen der Gäste statt. Transparenz sagen die einen, Tradition nennen es die Kenner japanischer Küche. Klar macht es immer Spaß, den Meistern beim Erstellen ihrer kleinen Kunstwerke zuzusehen.
Dies gelingt jedoch nur denjenigen, die im hinteren Teil des Restaurants Platz finden und den seitlichen Einblick genießen. Der Grund: die Höhe des Tresens verhindert den direkten Augenschein auf die hohe Kunst des Maki-Rollens und Nigiri-Formens bzw.-Belegens. Hinter der Theke ist viel Betrieb. Sie fungiert hier schließlich als zentrales Raumelement. Die gestapelten Bento-Boxen wollen sorgsam gefüllt und unter die Abhol-Klientel gebracht werden. Die Möglichkeit, sein Menü per Online-Bestellung in die dafür vorgesehene Plastik-Box zu befördern und diese dann vor Ort als „Take-away“ zu beziehen, nutzen scheinbar viele Kunden des Sushi Parks. Das Geschäft mit der Laufkundschaft scheint zu funktionieren, so kam es mir jedenfalls an jenem Abend vor.
Noch ein paar Worte zur Einrichtung des Lokals. Funktionell, urban und trotzdem nicht ungemütlich lässt sich das Interieur auf den ersten Blick an. Mit ausgeklügelter Beleuchtung – Strahler im vorderen, Hängeleuchten mit auffällig gefächerten Lampenschirmen, die wie ineinander verwoben wirken, im hinteren Bereich des Raumes – setzt man auf die Wirkung des Lichts, das der eher schlichten Einrichtung stilistisch etwas auf die Sprünge hilft. Vom dunklen Fliesenboden, den unverputzten Betonsäulen und den freiliegenden Lüftungsrohren her erinnert das Innere des Sushi Parks an den industriellen Chic des aktuellen Zeitgeistes. Man sitzt auf schwarzen oder weißen Stühlen mit gepolsterten Sitzschalen aus Polypropylen, die auf einer hölzernen Gestellbasis angebracht sind. Die in Wischtechnik gestrichenen, sandfarbenen Wände wirken beruhigend. Durch die hohe Glasfront blickten wir nach draußen auf den Verkehr der lebendigen Ludwig-Erhard-Allee und waren der einer Meinung. Zu den ebenfalls in hellem Holz gehaltenen Tischplatten der Bistrotische passten die modernen Sitzgelegenheiten ganz gut. Zur geradlinigen, schnörkellosen Ausstattung des Gastraumes natürlich auch. Komplettiert wurden die zweckmäßigen Schalensitze von gut gepolsterten Wandbänken mit einem Bezug aus braunem Kunstlederimitat. Auch beim Besuch der Nassräume wurde deutlich, dass man hier viel Wert auf Sauberkeit und klare Formen legt.
Auf den zurückhaltend eingedeckten Tischen befanden sich neben der obligatorischen Flasche Sojasauce, ein paar Dip-Schälchen, Papierservietten, Stäbchen, ein paar bebilderte Speisenkarten zum Aufklappen sowie ausreichend Bestellzettel mit bereitliegenden Bleistiften zum Ausfüllen. Genau so läuft das nämlich im Sushi Park. Ganz ohne i-Pad – handschriftlich. Mit gespitztem Blei und der übersichtlich gestalteten Speisenkarte ging es ans Bestellen.
Bei der Auswahl an Sushi-Gerichten hält man sich zunächst sehr diszipliniert an das 10er-System. Maki, Nigiri und Inside-Out-Rolls werden alle in 10facher Ausführung gelistet und bieten Leckeres wie zwei Maguro-Nigiri (zwei Reiskissen, die mit rohem Thunfisch belegt sind) für 5,20 Euro oder acht Sake-Makis (Reisrollen gefüllt mit rohem Lachs und umhüllt von Nori-Algen-Papier) für 4,20 Euro. Bei den Inside-Out-Rolls stachen uns die mit gebratener Garnele, Gurke und Mayonnaise gefüllten „Ebi“ (je 8 Stück für 4,70 Euro) ins Auge. Auf Wunsch und gegen einen Aufpreis von 1 Euro gibt es die Inside-Out-Rollen auch mit Fliegenfischkaviar anstatt mit dem üblichen Sesammantel. Preislich oszillieren alle Varianten zwischen 3 und 5,50 Euro, also in absolut fairen Sphären.
Neben diesen „Basics“ firmieren unter dem Überbegriff „Spezialitäten“ diverse „Big Rolls“, frittierte Tempura Rolls, Sommer- und Handrollen sowie Sashimi-Teller. Letztere vom Lachs- bzw. Thunfischfilet und für knapp unter 20 Euro zu haben. Bei den Getränken ist Selbstbedienung angesagt. Man nimmt sich einfach aus dem gut gefüllten Kühlschrank neben der Eingangstür die gewünschten Drinks, bezahlt wird später – zusammen mit dem Essen – an der Kasse.
Wir begutachteten sorgfältig die Speisenkarte und entschieden uns für die mit frittierter Garnele, Rettich, Gurke, Röstzwiebeln und Haussauce gefüllten Sushi Park Rolls (4 Stück für 6,50 Euro), die etwas größeren Lachs-Huhn Tempura Rollen (6 Stück für 9,90 Euro), die erfrischenden, in Reispapier gewickelten Sommerrollen mit Garnelenfüllung (2 Stück für 5,90 Euro), die Sashimi-Kombination aus Lachs und Thunfisch (17,90 Euro) sowie die mit Thunfisch, Avocado und Schnittlauch verfeinerten „Big Rolls“ (4 Stück für 5,90 Euro). All das kritzelte ich auf den dafür vorgesehenen Bestellblock, den wir einer Servicedame in die Hand drückten. Gleich vorweg: wir mussten nichts nachordern, da die bestellte Menge an Sushi-Happen für uns beide völlig ausreichte.
Mein erster Gang zum Kühlschrank brachte uns ein angenehm kaltes Kirin-Ichiban-Bier aus Japan für faire 3,20 Euro das Fläschchen (0,33l) sowie einen 0,25l-Beutel Lychee-Nektar (2,90 Euro) ein. Später fanden noch eine Flasche Singha-Bier (3,20 Euro), ein weiterer Lychee-Beutel sowie eine Anjola-Limo in der Geschmacksrichtung Zitrone-Ingwer (3,50 Euro) den Weg auf unseren Tisch.
Zu den vietnamesischen Sommerrollen wurde eine Sauce zum Dippen (vermutlich auf Hoisin-Basis mit etwas Erdnussraspel oben drauf) gereicht. Ein frischer Start, der gut bei uns ankam. Nach deren Lieferung tat sich für längere Zeit nichts. Anscheinend war dies dem großen Andrang geschuldet. Im Restaurant waren zu dieser Zeit fast alle Plätze belegt. Aber für die gute Qualität des Sashimi lohnte sich das Warten allemal. Einfallsreich angerichtet (Lachs- und Thunfischfilet in Blütenform) und mit Gurken, Salatblättern und Rettich garniert, machte der Rohfisch-Teller auch für das Auge was her. Klar, dass wir neben fein gehobeltem, in Reisessig eingelegtem Ingwer (Gari) auch ein paar grüne Kleckse von der scharfen Wasabi-Paste auf dem Teller vorfanden. Zusammen mit der Soja-Sauce ergibt die Meerrettich-Schmiere einen pikant-süßlichen Dip, der unsere Fischhäppchen zu einer noch delikateren Angelegenheit werden ließ.
Die restlichen Sushi-Rollen wurden uns zeitgleich auf einer großen Platte serviert. Zwischen Stäbchen geklemmt und in das Soja-Wasabi-Gemisch getunkt waren das allesamt sehr schmackige Reis-Fisch-Gemüse-Brocken, die akkurat angerichtet auf der rechteckigen Platte ihrem (unausweichlichen) Verzehr entgegensahen. Besonders die mit Philadelphia-Crème getoppten, vorher frittierten Lachs-Huhn-Tempura-Rollen waren außen schön crunchig. Die Kombi aus knusprigem Hähnchenfilet und saftigem Lachs überzeugte sowohl geschmacklich, als auch texturell. Aber auch die von innen nach außen gekehrten Sushi Park Rolls schmeckten hervorragend. Für die nötige Frische sorgten Rettich und Gurke, während die frittierte Garnele den Umami-Faktor hoch hielt. Zusammen mit der leckeren Haussauce auf Teriyaki-Basis und dem mit Röstzwiebeln verfeinerten Reismantel bot uns die georderte Auswahl eine Reihe köstlicher Leckerbissen, die ganz nach unserem Geschmack waren.
Dem benachbarten Akoya ist das Sushi Park in puncto Qualität der Speisen zweifellos überlegen. Das zeitgeistige Ambiente passt zum Konzept und die Preise gehen für das Gebotene in Ordnung. Ob es auch an das vielgelobte „Seng Sushi & Chinarestaurant“ in der Hirschstraße heranreicht, wird erst der Selbstversuch zeigen. Eine empfehlenswerte Adresse für Rohfisch-Vernichter ist das Lokal allemal – ob als „Take-away“ oder vor Ort kann dann jeder selbst entscheiden.
Karlsruhe gefällt mir in gastronomischer Hinsicht immer besser, denn die Fächerstadt hält einige richtig gute Einkehradressen parat. Also zog es mich in den letzten Monaten auch schon mal kulinarisch über die Rheinbrücke. Die dortige Bandbreite an Restaurants bietet eine willkommene Ergänzung zur heimischen Pfalz und dem Entdeckergaumen geschmackliches Neuland. Besonders viel Bewegung war im neuerrichteten City Park Karlsruhe, dem östlichen Teil der Südstadt, zu verzeichnen.
Fährt man von der Südtangente in Richtung Ludwig-Erhard-Allee, erkennt man die auffallend futuristische Silhouette des... mehr lesen
4.0 stars -
"Modernes Sushi-Restaurant im Ground Floor des ParkTower, das qualitativ überzeugt" marcO74Karlsruhe gefällt mir in gastronomischer Hinsicht immer besser, denn die Fächerstadt hält einige richtig gute Einkehradressen parat. Also zog es mich in den letzten Monaten auch schon mal kulinarisch über die Rheinbrücke. Die dortige Bandbreite an Restaurants bietet eine willkommene Ergänzung zur heimischen Pfalz und dem Entdeckergaumen geschmackliches Neuland. Besonders viel Bewegung war im neuerrichteten City Park Karlsruhe, dem östlichen Teil der Südstadt, zu verzeichnen.
Fährt man von der Südtangente in Richtung Ludwig-Erhard-Allee, erkennt man die auffallend futuristische Silhouette des
Geschrieben am 21.03.2017 2017-03-21| Aktualisiert am
21.03.2017
Besucht am 16.03.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 51 EUR
So ein Thai-Restaurant hat der Stadt Landau noch gefehlt. Kaum ein Jahr nach der Eröffnung des Lokals in der Rheinstraße, wo früher der rührselige Domenico seine Old-School-Pizzen aus dem Ofen bugsierte, scheint sich das neue Laai Kanok etabliert zu haben. Laut Homepage möchte man in dem familiengeführten Restaurant ein „echtes Stück Thailand“ auf die Teller bzw. dem Gast näher bringen. Man wirbt mit den kulinarischen Spezialitäten des Landes und einer authentischen Atmosphäre. Dabei setzen die Betreiber auf frische Zutaten, original thailändische Gewürze und einen erfahrenen Mann am Herd.
Erfreulich für den sich vorab informierenden Gast: die Homepage ist sehr ansprechend gestaltet. Tolle Food-Bilder, übersichtliche Speisenkarte und ein wenig Geschäftsphilosophie lassen dem User auf einfache Art und Weise navigierend die nötigen Informationen zukommen. Da hat man - was die Außenwirkung - betrifft von vornherein auf das richtige „mediale Pferd“ gesetzt.
Beim www-erprobten Reiseratgeber unseres Vertrauens hat die Thai-Wirtschaft unter den Landauer Topten Einzug gehalten. In den Kommentaren der dort „Beitragenden“ stolpere ich beim Lesen immer wieder über die Begriffe „authentisch“, „freundlich“ und „lecker“. Ein mir bekannter Koch aus dem Rezensenten-Dorf Herxheim spricht hier sogar von einer „exzellenten Küche“ und hat scheinbar sein neues Stammlokal in Landau gefunden. Schließlich überzeugte mich der sehr informative Bericht von GG-Mitglied Keeshond, der über das thailändische Speiselokal Ende des letzten Jahres ausführlich berichtete, um dort endlich einmal einzukehren.
Wir hatten nicht reserviert, da uns die Lust auf Thai-Food an diesem Abend recht spontan überkam und wir bei einer Komplettbelegung noch ein paar Alternativen in der Hinterhand hatten. Den Wagen stellt man am besten gegenüber am Schwanenweiher ab. Dieser wird entlang der Rheinstraße von mehreren Parkmöglichkeiten gesäumt, die eigentlich immer einen freien Platz bieten. Über drei Stufen erreicht man eine mächtige, weiß gestrichene Schiebetür, durch die man das Innere des Lokals betritt. Die Begrüßung von der jungen Thailänderin hinter dem Tresen fiel freundlich aus. Die Frage nach einer Reservierung wurde unsererseits verneint, was einen Tisch im hinteren Bereich des großen Hauptgastraums (der Nebenraum zur rechten Seite blieb an diesem Abend leer, Anm.) nach sich zog.
Egal, wir saßen ganz nett zwischen den gold-gelb tapezierten Wänden, der rustikalen Holzdecke und dem in hellbraun gehaltenen Fliesenboden auf einfach gehaltenen, jedoch bequem gepolsterten Holzstühlen. Die lilafarbenen Vorhänge blieben natürlich Geschmackssache. Dennoch fühlten wir uns in dem nicht übermäßig kitschig dekorierten Gastraum wohl. Die angenehme Hintergrundmusik trug ebenfalls zu einer entspannten Atmosphäre bei, die durch die ruhig zurückhaltende Art der Servicedamen noch unterstrichen wurde. Mit einer wohl dosierten Brise thailändischem Lebensgefühl kann man hier der Hektik und dem Alltagsstress für eine gute Stunde entfliehen. Bei der Beschreibung der Örtlichkeit bin ich da ganz beim meinem Kollegen Keeshond, der das Interieur als „nicht übertrieben auf thailändisch gemacht“ sehr treffend beschrieb.
Recht zügig bekamen wir die Speisenkarten gereicht. Im Vorwort wurde kurz auf die Besonderheiten der thailändischen Küche eingegangen, was den Neuling sicherlich erfreut. Natürlich darf da auch der asiatische Sinnspruch („Reiskorn des Lebens“) nicht fehlen. Bei den Vorspeisen rangieren zunächst zwei scharfe Suppen („Tom Yam“ und „Tom Kha“ mit Hühnerfleisch, Gemüse oder Garnelen) preislich zwischen 3,90 Euro und 5,50 Euro, während die Meeresfrüchtesuppe „Poh Tack“ mit 5,50 Euro und eine milde Glasnudelsuppe namens „Tom Djüd Wunn Senn“ (cooler Name!) mit 4 Euro zu Buche schlagen.
Mit knusprigen Reisteigtaschen, gebratenen Fischfrikadellen, Saté-Spießen, frittierten Krabben und Frühlingsröllchen stehen zudem eine Reihe von asiatischen Snacks auf der Karte, die schon Keeshond auf seiner Laai-Kanok-Vorspeisenplatte (15,90 Euro für zwei Leute) versammelt hatte und die es natürlich auch einzeln zu bestellen gab. Bei Preisen zwischen 4 und 6 Euro lässt sich da gut kreuz und quer bestellen. Meinem Wunsch nach der Zwei-Personen-Platte stand der nicht ganz so stark ausgeprägte Hunger meiner Begleitung entgegen, weshalb ich mich kurzum für die frittierten Krabben mit Kokosraspeln und süß-saurer Soße (5,50 Euro) sowie die Tom-Yam-Suppe mit Garnelen (ebenfalls 5,50 Euro) entschied.
Selbst die Salatesser haben im Laai Kanok mit sechs verschiedenen Varianten die Qual der Wahl. Wobei der Vegetarier angesichts von Rindfleisch-, Hühnerfleisch- und Entensalat wohl eher zur Papaya-Version tendieren wird. Der Schärfegrad wird – wie bei den Hauptgerichten auch – vom Service am Tisch erfragt, was unangenehme bzw. explosive Überraschungen vermeiden kann. Das ist nicht unwichtig, dominieren doch bei den Hauptspeisen pikante, scharfe und teilweise sehr scharfe Currys. Ein wenig Vorabinformation tut da ganz gut.
Neben den mit Kokosmilch und Thai-Basilikum gekochten, in den obligatorischen Schärfegraden grün und rot erhältlichen Curry-Gerichten, standen noch etliche im Wok zubereitete Pfannengerichte zur Auswahl. Vieles davon ließ sich ganz asia-like mit verschiedenen Fleischsorten (Huhn, Rind, Schwein, Ente), Tofu oder Garnelen kombinieren. Zusammen mit den Fischgerichten (gebackene Dorade und Tilapia im Ganzen) und den üblichen Bratreis- bzw. Reisnudelgerichten waren an die 60 Hauptgerichte in der Karte gelistet. Diese fast schon ausufernde Anzahl war jedoch primär den hier vorherrschenden Kombinationsmöglichkeiten geschuldet.
Die Verwendung frischer Produkte lässt man sich natürlich bezahlen, was je nach Gericht und Hauptzutat die Preise zwischen 11,90 Euro (gebratener Reis mit Huhn) und 18,90 Euro (ganze gebackene Dorade mit grünen Bohnen und Thai-Basilikum) variieren lässt. Das ist für ein asiatisches Restaurant nicht wenig und gerade bei den Hauptgängen waren wir gespannt, ob sie ihren Preis wert sein würden.
Meine Begleitung wählte „Pad Medmanuang“ mit Rindfleischstreifen (14,90 Euro). Ein klassisches Wokgericht, das aus Cashewnüssen, Lauch, Zwiebeln, Paprika, Champignons und Chili-Paste bestand und sehr aromatisch duftete. Schön, dass beim Fleisch auf die bekannten Weichmacher verzichtet wurde und die Rindstreifen nicht totgebraten auf dem Teller landeten.
Meinem scharfen Panäng Curry verliehen getrocknete Chilischoten, Galgant, Zitronengras, Korianderwurzeln und Kreuzkümmel eine sehr anregende Würze, die sich erst im Laufe des Essens in eine gefühlte Schärfe verwandelte. Die Retrowucht der Chili bahnte sich eben langsam ihren Weg zu den Geschmackspapillen, aber das hatte ich auch nicht anders erwartet. Insgesamt war das aromenintensives Gericht, das mit knackigem Gemüse und einem schön ausbalancierten Zitronengras-Kokos-Fond keine Wünsche offen ließ. Als Wahlzutat schwammen ein paar saftige Garnelen in meiner Curry-Schüssel. Diese Deluxe-Version wurde mit 16,90 Euro berechnet.
Zum Ablöschen trank ich ein kühles Singha-Bier aus der Flasche (0,33 l für stolze 3,90 Euro), da ich das badische Moninger (egal ob Fass oder Flasche) grundsätzlich ablehne. Warum man hier (in der Südpfalz) kein leckeres Bellheimer ausschenkte, war mir rätselhaft. Die große Maracujasaft-Schorle meiner Begleitung schlug mit 3,20 Euro zu Buche.
Zu unseren beiden Hauptgerichten wurde eine etwas mager bemessene Beilagenportion Aroma-Duftreis gereicht. Die für zwei Personen angedachte Menge forderte mich förmlich zum Nachordern auf, was mit 1,50 Euro zusätzlich berechnet wurde. Die Qualität der Speisen hat uns sehr positiv überrascht und das Drumherum hat auch gepasst. Der zurückhaltend freundlich agierende Service trägt viel zum Wohlgefühl der Gäste bei. Die Preise mögen ein wenig ambitioniert anmuten, was aber aufgrund der Qualität der Speisen noch in Ordnung geht. Ob man allerdings in Landau 3,90 Euro für ein Fläschchen (0,33l) Thai-Bier verlangen muss, wage ich zu bezweifeln.
So ein Thai-Restaurant hat der Stadt Landau noch gefehlt. Kaum ein Jahr nach der Eröffnung des Lokals in der Rheinstraße, wo früher der rührselige Domenico seine Old-School-Pizzen aus dem Ofen bugsierte, scheint sich das neue Laai Kanok etabliert zu haben. Laut Homepage möchte man in dem familiengeführten Restaurant ein „echtes Stück Thailand“ auf die Teller bzw. dem Gast näher bringen. Man wirbt mit den kulinarischen Spezialitäten des Landes und einer authentischen Atmosphäre. Dabei setzen die Betreiber auf frische Zutaten, original... mehr lesen
Laai Kanok
Laai Kanok€-€€€Restaurant06341 9329816Rheinstraße 24, 76829 Landau in der Pfalz
3.5 stars -
"Landaus erste Adresse in Sachen Thai-Food" marcO74So ein Thai-Restaurant hat der Stadt Landau noch gefehlt. Kaum ein Jahr nach der Eröffnung des Lokals in der Rheinstraße, wo früher der rührselige Domenico seine Old-School-Pizzen aus dem Ofen bugsierte, scheint sich das neue Laai Kanok etabliert zu haben. Laut Homepage möchte man in dem familiengeführten Restaurant ein „echtes Stück Thailand“ auf die Teller bzw. dem Gast näher bringen. Man wirbt mit den kulinarischen Spezialitäten des Landes und einer authentischen Atmosphäre. Dabei setzen die Betreiber auf frische Zutaten, original
Ein Restaurant, was ich früher sehr gerne besuchte, gibt es leider nicht mehr. Westphal's Kulinarium im Landauer Ortsteil Godramstein schloss seine Pforten am 31.01.2017 mit einer Abschluss-Rockparty und Flying Buffet.
Ich wünsche Parker Westphal (Küche) und Marianne Böhme (Service) alles Gute für ihre Zukunft und behalte die genussvollen Abende auf der rebenberankten Außenterrasse in guter Erinnerung. Mal gespannt, wer in das Anwesen als Nachpächter einzieht.
Ein Restaurant, was ich früher sehr gerne besuchte, gibt es leider nicht mehr. Westphal's Kulinarium im Landauer Ortsteil Godramstein schloss seine Pforten am 31.01.2017 mit einer Abschluss-Rockparty und Flying Buffet.
Ich wünsche Parker Westphal (Küche) und Marianne Böhme (Service) alles Gute für ihre Zukunft und behalte die genussvollen Abende auf der rebenberankten Außenterrasse in guter Erinnerung. Mal gespannt, wer in das Anwesen als Nachpächter einzieht.
Westphals Kulinarium
Westphals Kulinarium€-€€€Restaurant06341968428Godramsteiner Hauptstraße 62, 76829 Landau in der Pfalz
stars -
"Wieder eine gute Adresse in Landau weniger" marcO74Ein Restaurant, was ich früher sehr gerne besuchte, gibt es leider nicht mehr. Westphal's Kulinarium im Landauer Ortsteil Godramstein schloss seine Pforten am 31.01.2017 mit einer Abschluss-Rockparty und Flying Buffet.
Ich wünsche Parker Westphal (Küche) und Marianne Böhme (Service) alles Gute für ihre Zukunft und behalte die genussvollen Abende auf der rebenberankten Außenterrasse in guter Erinnerung. Mal gespannt, wer in das Anwesen als Nachpächter einzieht.
Geschrieben am 02.03.2017 2017-03-02| Aktualisiert am
03.03.2017
Besucht am 27.02.2017Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Während mein GG-Kollege Daueresser im mondänen Kesselhaus sein Kalbsschnitzel zelebrierte, verschlug es die Wörther Schnitzelguerilla in die „Niederungen“ der Clubhaus-Gastronomie im Karlsruher Ortsteil Daxlanden, genauer gesagt in die Hermann-Schneider-Allee. Dort befindet sich das Naturfreundehaus Rappenwört, auch Bootshaus genannt. Dieser Stützpunkt für Kanuten verfügt über stolze 114 Bootsplätze und wurde im Jahre 1931 eingeweiht. 1961 kam dann ein Gastraum dazu. Dieser wird seit 1984 von der Familie Herb geführt. Seit 2014 hat hier der Enkel Marcel Kühner das Sagen. Soviel zur Historie dieses alteingesessenen Lokals, dessen Rheinauenlage seit jeher viele Wanderer, Radfahrer und Spaziergänger anzieht.
Uns zog es wegen dem dortigen Schnitzelangebot ins grüne Daxlanden. Laut dem online-Stadtmagazin „Karlsruhe-Insider“ gehört das Bootshaus zu den Top-Schnitzel-Adressen der Fächerstadt. Als ich ein paar Tage zuvor anrief, um einen Platz am Rosenmontag zum Mittagessen klarzumachen, wurde auf das an diesem Tag stattfindende „Saueressen“ hingewiesen. Demnach hatte man nur eine kleine „Narrenkarte“ mit Saurer Leber, Sauren Nieren, Kutteln, Sahnehering und paniertem Schnitzel mit Rahm- oder Bratensauce laufen. Alle sauren Gerichte wurden mit Bratkartoffeln für 7 Euro angeboten. Das 200g-Schnitzel mit Pommes und Salat brachte es auf 7,70 Euro.
Auf der Standardkarte sind sage und schreibe 27(!!!) Variationen vom panierten Schnitzel gelistet. Da tummeln sich ausgefallene Kreationen wie Chilischnitzel und Tomaten-Mozzarella-Schnitzel neben Klassikern in der Jäger-, Zigeuner- und Rahmversion. Dabei wird noch unterschieden in große (400g) und kleine (200g) Portionen. Die Preise liegen zwischen 7,50 Euro für das kleine „Wiener Art mit Bratensoße“ und 11,50 Euro für das 400g schwere Cordon Bleu mit gleicher Ausstattung. Apropos Ausstattung: bei allen Gerichten ist die Beilage und der kleine Salat im Preis enthalten. Und jeden Freitag ist ab 17 Uhr Schnitzelabend. Da kostet jede 200g-Ausführung 5 bzw. 6 Euro.
Neben dem reichhaltigen Vienna-Angebot – natürlich sind auch ein paar Naturversionen ohne Panade erhältlich – gibt es noch 300g schwere Rumpsteaks (15,20 Euro), eine kleine Auswahl an Vegetarischem (Salate, Käsespätzle, Reibeküchle etc.) sowie verschiedene Flammkuchen und belegte Toasts zu erstehen. Die meisten der Gäste kommen aber wahrscheinlich wegen den Schnitzeleien hierher.
Im lichtdurchfluteten, etwas altbacken wirkenden Gastraum war allerhand los. Das „Saueressen“ schien viele Innereien-Freunde gesetzteren Alters angezogen zu haben. Gut, dass wir reserviert hatten. Etliche Ankömmlinge wurden trotz einiger freier Tische wieder weg geschickt. Die Küche schien wohl an ihrer Belastungsgrenze zu arbeiten. Unser Platz befand sich im Zentrum des Geschehens, direkt neben dem großen, wärmespendenden Kachelofen (ich saß später im T-Shirt da…) und dem „Mafia-Aquarium“ mit goldigen Fischen.
Bestellt und bezahlt wurde an der Selbstbedienungstheke direkt neben dem Eingang. Klar, würde es heute auch die 400g schweren Portionen geben. Für 9,90 Euro mit Pommes und Salat verstand sich. Da die Schnitzelguerilla einen Auftrag zu erfüllen hatte, war klar, dass es die Wiener-Maxiversion mit Bratensoße im Extrakännchen sein musste. Zusammen mit einem großen Apfelsaftschorle und einem Radler (0,4 l) landeten wir zusammen bei nicht einmal 25 Euro. Nach der Vorkasse am Tresen, wurde uns ein Bon mit der Nummer 267 in die Hand gedrückt. Über die Sprechanlage wurden die Gerichte dann durchgesagt. Erinnerte mich etwas an die Hütten im Pfälzerwald, aber in den Naturfreundehäusern ist das nun mal gang und gäbe.
Die Lautstärke ist in solch zünftigen Gastwirtschaften schon etwas höher, was uns nicht störte. An den Nebentischen gingen hauptsächlich die Sauren Nieren mit Bratkartoffeln. Solide Hausmannskost, die es hier nur an ganz bestimmten Tagen zu bestellen gibt. Auf zwei große Tabletts verteilt befand sich unser Essen, das wir nach der entsprechenden Nummerndurchsage abholen durften. Die Nutznießer dieser Service-Einsparung sind letzten Endes die Gäste, die hier zu wirklich günstigen Preisen ordentliche Mahlzeiten zu sich nehmen können.
Na, dann mal ran ans Schnitzel bzw. an die beiden. Auf dem Teller lagen nämlich zwei goldbraun gebackene, äh frittierte „Plätzli“ von jeweils 200 Gramm. Obendrauf thronte eine Scheibe Zitrone. Ein gutbürgerlicher Wirtshausklassiker, der mit einer kleinen Schüssel Pommes, einem Beilagensalat mit schöner Essigsäure und einem Kännchen dunkler Bratensauce ausgestattet vor uns stand und auf seinen Verzehr wartete.
Trotz meiner Taktik, das Frühstück an diesem Tag ausfallen zu lassen, habe ich die 400 Gramm Fleisch nur mit Hilfe meines Kollegen bewältigt. Die beiden panierten Fleischfetzen waren ohne Fehl und Tadel. Schön saftig und gut gewürzt füllten sie unsere Teller aus. Für meinen persönlichen Schnitzelgeschmack waren sie etwas zu dick geschnitten. Hier ist mir die dünn geklopfte Variante etwas lieber. Der Salat dazu schmeckte frisch und lecker. Die Fritten schwammen in frischem Fett und waren ausreichend gesalzen. Mein Kollege kippte zum Schluss noch eine Tasse Kaffee nach.
Unsere erste Karlsruher Schnitzel-Mission kann als voller Erfolg gewertet werden. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass ein scheinbar alkoholisierter Fahrer meinen Wagen, den ich am Waldesrand direkt neben der Straße geparkt hatte, bei seinem unfreiwilligen Ausritt ins Gelände nur knapp verfehlte. Aber etwas Glück gehört halt auch dazu. Vor allem wenn man dahin geht, wo es gastronomisch auch mal weh tun kann. Trotz dem leichten Völlegefühl waren wir wohlauf und bereit für neue „aventures d’escalope“ rund um Karlsruhe.
Während mein GG-Kollege Daueresser im mondänen Kesselhaus sein Kalbsschnitzel zelebrierte, verschlug es die Wörther Schnitzelguerilla in die „Niederungen“ der Clubhaus-Gastronomie im Karlsruher Ortsteil Daxlanden, genauer gesagt in die Hermann-Schneider-Allee. Dort befindet sich das Naturfreundehaus Rappenwört, auch Bootshaus genannt. Dieser Stützpunkt für Kanuten verfügt über stolze 114 Bootsplätze und wurde im Jahre 1931 eingeweiht. 1961 kam dann ein Gastraum dazu. Dieser wird seit 1984 von der Familie Herb geführt. Seit 2014 hat hier der Enkel Marcel Kühner das Sagen. Soviel zur... mehr lesen
3.5 stars -
"Karlsruher Schnitzel-Report Teil 1: preisgünstige Portionen, wie es sich gehört!" marcO74Während mein GG-Kollege Daueresser im mondänen Kesselhaus sein Kalbsschnitzel zelebrierte, verschlug es die Wörther Schnitzelguerilla in die „Niederungen“ der Clubhaus-Gastronomie im Karlsruher Ortsteil Daxlanden, genauer gesagt in die Hermann-Schneider-Allee. Dort befindet sich das Naturfreundehaus Rappenwört, auch Bootshaus genannt. Dieser Stützpunkt für Kanuten verfügt über stolze 114 Bootsplätze und wurde im Jahre 1931 eingeweiht. 1961 kam dann ein Gastraum dazu. Dieser wird seit 1984 von der Familie Herb geführt. Seit 2014 hat hier der Enkel Marcel Kühner das Sagen. Soviel zur
Besucht am 11.02.2017Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Ganz ehrlich, die neuerlichen 6 Gusto-Pfannen, die „besonders attraktive Weinkarte“ und der Michelin Teller, der eine Küche mit guter Qualität attestiert, haben mich nicht nach Durlach gelockt, um im traditionsreichen „Ochsen“ in sehr komfortablem Ambiente zu tafeln. Der farbenfrohe und wunderbar geschriebene Bericht des Bremer Gaumenlyrikers und auswärts alleine Essers „Borgfelder“ weckte mein Interesse für Durlachs erstes Haus am Platz. Als dann auch noch mein Vater eine Einladung für das dortige Mittags-Menü in Aussicht stellte, wurde aus der Erwägung eines Besuchs ein echter Plan, den wir an einem Samstagmittag im Februar mit vier Personen umsetzten.
Früher, als ich manchmal in der ganz in der Nähe befindlichen, gutbürgerlichen Obermühle einkehrte (ein ehemaliger Schüler von mir wurde dort zum Koch ausgebildet, Anm.), fuhr ich durch die Pfinzstraße direkt am „Ochsen“ vorbei. Schon damals wusste ich um den guten Ruf des Hauses, aber auch um die gehobenen Preise, die einen dort erwarten würden. Nun, von klassisch-französischer Produktküche hielt ich zu dieser Zeit noch herzlich wenig. Früher war mir das scharfe, reichlich portionierte Zigeunerschnitzel von der Obermühle ehrlich gesagt lieber.
Gerade in letzter Zeit hat es mich in kulinarischer Hinsicht ein paar Mal in die badische Fächerstadt verschlagen. Dass es dort sensationelles Dry-Aged-Beef, hochwertige Homemade-Burger und asiatisches „i-pad-all-you-can-eat“ zu verputzen gibt, wusste ich. Die altehrwürdige Gourmet-Etage der zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs hatte ich dagegen noch nicht betreten. Aber das sollte sich ja ändern.
Wir parkten ums Carré, sozusagen mitten im Wohngebiet, da die Abstellmöglichkeiten für Pkws an der vielbefahrenen Pfinzstraße als sehr spärlich bis nahezu nicht vorhanden bezeichnet werden können. Dem etwas in die Jahre gekommenen Gasthaus täte ein neuer Anstrich ganz gut, so mein erster Eindruck, der beim Anblick der abgenutzten, schon etwas abblätternden Fensterläden entstand. Der leicht heruntergekommene Anschein der Außenfassade löste sich beim Betreten der Räumlichkeiten jedoch sehr schnell in Wohlgefallen auf. Wir wurden von einem gut aufgelegten, männlichen Service-Duo in Anzug und Krawatte in Empfang genommen und sogleich um unsere Jacken und Mäntel erleichtert.
Mein Vater hatte einen Tisch im hinteren Gastraum, der etwas tiefer liegt, reserviert. Der komplette vordere Bereich war schon für eine größere Gesellschaft am Abend stilvoll eingedeckt, so dass an diesem Samstagmittag nur das „Souterrain“ belegt wurde. Das Interieur im Ochsen wirkt weder modern, noch besonders altmodisch. Holzvertäfelte Wände, lindgrüner Teppichboden, in Holz eingefasste Deckenspiegel, Hochlehner mit Korbgeflecht und Punktmuster auf den Polsterbezügen, nostalgische Steh- bzw. Tischlampen auf den Fenstersimsen, Genussdevotionalien und Geschirrandenken aus Porzellan hinter verglasten Eckschränken, dezente Acryl-Kunst an den Wänden, spärliches Grün auf Tischen und Holzbänken sowie die klassisch mit weißem Leinen eingedeckten Tische mit Zweifach-Besteck und Brottellerchen tauchen den Gast in eine zeitlose Gastrosphäre, deren geschichtsträchtiges Gemäuer vielleicht nostalgisch, aber keineswegs patiniert anmutet. Old-School-Gourmets und Freunde gehobener Gastlichkeit früherer Tage fühlen sich im Durlacher „Ochsen“ gut aufgehoben. Das war schon anhand des etwas gehobenen Durchschnittsalters der Gäste an jenem Samstagmittag feststellbar. Die mit den aktuellen Food-Trends gehende, im Schnitt etwas jüngere Klientel der Casual-Fine-Diner wird die Atmosphäre wohl eher als zu steif und zu förmlich empfinden. Aber die sitzen ja eh lieber im „Kesselhaus“, „EigenArt“ oder „Livingroom“ und brauchen weder Weinbibel noch Produktfetischismus.
Womit ich beim kulinarischen Angebot angelangt wäre. Ganz der traditionellen französischen Hochküche verpflichtet, sind es in erster Linie die preistreibenden Edelprodukte, die mir auf der zweiseitigen Speisenkarte in Übergröße ins Auge stechen. Austern, Wachtelbrüstchen, Périgord-Trüffel, Wildfang-Steinbutt, Osiétra-Kaviar, Entenleber und Kalbsbries künden vom hohen Produktanspruch, der hier vorherrscht. Chefköchin Anita Jollit, die seit über 35 Jahren die kulinarischen Geschicke in der Küche leitet, weiß genau, auf welche Viktualien ihre Gäste abfahren. Die Preisspanne reicht bei den Vorspeisen von 18 (Langustinenschaumsuppe) bis 48 Euro (Trüffel-Carpaccio), bei den Hauptspeisen wird bei 33 Euro eingecheckt (Wildfang-Loup de Mer) und bei 42 Euro ist Schluss (Weißer Atlantik Colin mit Trüffelhaube). Daneben wird ein monatliches Menü in 4 Gängen für 73 Euro angeboten. Natürlich flankiert von Küchengrüßen und Petits Fours, die sie hier „Mignardises“ nennen.
Unser preisgünstiges Mittagsmenü (34 Euro) bestand aus 3 Gängen, ebenfalls akkompagniert von den üblichen kleinen kulinarischen Aufmerksamkeiten zum Auftakt und zur Verabschiedung. Bei der Hauptspeise konnte man wählen zwischen Filet d‘ Aiglefin (Schellfisch-Filet) im Brickteig mit Gemüse in leichtem Curry-Rahm sowie dem kurzgebratenen Onglet vom Rind mit Rotweinschalotten, Tagliatelle und geröstetem Blumenkohl. Vorneweg gab es ein Tafelspitz-Carpaccio mit Fenchel-Chiffonade (Fenchelstreifen) und Meerrettich-Vinaigrette. Den süßen Abschluss stellte ein Schokoladen-Bonbon auf Apfelkompott dar. Da wir alle wegen dem Mittags-Menü gekommen waren, musste nur der Hauptgang entschieden werden. Bei uns am Tisch ging dreimal der Schellfisch und einmal das Onglet, das ich trotz (oder gerade wegen?) des Abratens meines Vaters, der dem Nierenzapfen eine sehr faserige Konsistenz bei einem seiner letzten Besuche im „Ochsen“ attestierte, unbedingt probieren wollte. Mir kam automatisch das irrtümlich eingedeckte Laguiole-Messer, mit dem der Herr Borgfelder seinen Seehecht hätte schneiden sollen, in den Sinn. Hier würde ich es vielleicht brauchen können.
Der Sommelier aus dem Elsass und sein Kollege mit dem weißen Servierhandschuh merkten wohl, dass hier Mittagsmenü-Esser ohne Flaschenwein-Ambitionen zugegen waren. Man bediente uns routiniert freundlich, erklärte die französisch klingenden Hauptgerichte und schwirrte beschäftigt von Tisch zu Tisch im sich sukzessive füllenden Gastraum. Das vom Weinhüter Schwentzel gereichte Buch hatte eine beeindruckende Auswahl an Flaschenweinpositionen gelistet. Der Schwerpunkt lag klar auf dem Mutterland des Patrons Gérard Jollit, unserem Nachbarland Frankreich. Alles andere hätte mich auch gewundert. Doch auch eine Vielzahl von weißen Kreszenzen aus Baden und dem benachbarten Elsass sind auf der vom Wine Spectator ausgezeichneten Karte vertreten. Pfälzer Tropfen sucht man hier vergeblich. Dafür stapeln sich im Weinkeller des Ochsen die Premier Crus aus dem Burgund sowie die Premier Crus Classés aus dem Bordeaux mit so klangvollen Namen wie Château Latour oder Château Pétrus (bei letzterem ist man mit 5200 Euro dabei…).
Klar lässt man sich auch beim Champagner-Angebot nicht lumpen. Auch da ist alles vertreten was Rang und Namen hat. Zu entsprechenden Preisen, versteht sich. Grundsätzlich finde ich solche Weinkarten interessant, aber nicht unbedingt ansprechend. Sind mir doch die angebotenen Weine schlichtweg zu hochpreisig. Die Namens- bzw. Etikett-Trinker haben wahrscheinlich ihre Freude daran, mir dagegen würde eine größere Auswahl an Flaschenweinen von jungen, unbekannteren Winzern (gerne auch aus der Gegend), die unterhalb der 30-Euro-Marke rangieren, eher zusagen. Aber die Weinkorrespondenz ist schließlich ganz auf die klassisch-französische Ausrichtung des Restaurants ausgelegt und somit absolut nachvollziehbar. Außerdem gibt es ja noch die Möglichkeit, die Flaschen zu geringeren „Mitnahme-Preisen“ in der gut sortierten Vinothek zu erstehen.
Vom eher übersichtlichen Angebot an offenen Weinen wählte ich einen kraftvollen Roten aus dem Languedoc für 11 Euro das Viertel. Er erschien mir passend zum Onglet. Nichts Außergewöhnliches, aber guter südfranzösischer Standard, wenn auch ein paar Euro zu hoch kalkuliert.
Die Küche grüßte zweifach mit einer feinen Fischsülze und einem schaumig geschlagenen Blumenkohlsüppchen aus der Espresso-Tasse. Dazu reichte man knusprig frisches Baguette und etwas Butter, die sich unter einer putzigen silbernen Cloche befand. Fleur de Sel und etwas grob gemahlener Pfeffer flankierten die Auswahl an Gaumenkitzlern. Anscheinend kommen die Suppen im Ochsen grundsätzlich eher zu(?) heiß in die Teller bzw. Tassen. Genau wie Borgi verbrannte ich mir am nicht besonders intensiv schmeckenden Schaumsüppchen die Zunge. Ich gebe ihm Recht: hier wäre ein kleiner Hinweis des Kellners durchaus angebracht gewesen.
Nach angenehmem Zeitvertreib mit den Leckereien zum Einstieg, wurde uns die Vorspeise serviert. Der dünn aufgeschnittene Tafelspitz präsentierte sich in herrlich mürber Konsistenz und war von tadelloser Fleischqualität. Der Meerrettichsauce hätte meiner Ansicht nach ein Tick mehr Schärfe gut getan. Die Fenchelstreifen on Top brachten zusätzlich ein wenig Frische auf den Teller und sorgten für ein stimmig-harmonisches Geschmacksbild, dem jedoch leider etwas die Ecken und Kanten fehlten. Insgesamt eine solide Interpretation des Klassikers aus der Wiener Küche und von der Portionsgröße her so arrangiert, dass im Magen noch genügend Platz für die beiden folgenden Gänge war.
Schade, dass der Service bei der Brotversorgung unseres Tisches nicht ganz so auf Zack war, wie das eigentlich in solchen Häusern der Fall sein sollte. Wir mussten erst nachfragen und im Anschluss lange darauf warten. In den Schilderungen meines geschätzten Bremer Kollegen war gar von „versuchter Brotentführung“ die Rede. Nun, der etwas stiefmütterliche Umgang mit dem gebackenen Grundnahrungsmittel und Essensbegleiter sollte nur als kleiner Kritikpunkt des ansonsten sehr umsichtigen Service-Teams verstanden werden.
Es kamen die Hauptgänge. Dreimal Schellfisch im Brickteig für meine Begleiter und das Onglet für mein Carnivoren Alter Ego. Da lag es schon neben mir, das von Borgi erwähnte Laguiole-Messer. Ein leichtes Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Der Duft von in Rotwein geschmorten Schalotten wetteiferte mit den Röstaromen des Fleisches um die Gunst des Genießers. Das Fleisch des Nierenzapfens, auch Hanging Tender genannt, eignet sich ja hervorragend zum Kurzbraten. Der weiche, eher grob strukturierte Muskel kam medium auf den Teller, an mancher Stelle sogar noch etwas zum Blutigen tendierend. Es war mein erstes Onglet, dessen kräftiger Fleischgeschmack sehr gut zu den geschmorten Schalotten in dunkler Rotweinsauce passte. Man musste schon ein wenig kauen, was mich aber nicht störte, schließlich bin ich kein „Filet-Zuzzler“. Die Tagliatelle sahen eher aus wie Linguine, harmonierten aber gut mit dem saftigen Kronfleisch und dem leicht angerösteten, noch ein wenig bissfesten Blumenkohlröschen. Ein Hauptgang ohne Fehl und Tadel. Bodenständige französische Bistro-Küche – handwerklich sauber gekocht und ohne Gefrickel schnörkellos auf den Teller gebracht. Meine Leute am Tisch schienen ebenfalls sehr zufrieden mit ihrem Hauptgang. Ihr Schellfisch im Brickteig hatte den perfekten Gargrad und das begleitende Gemüse stand meinem Blumenkohl in nichts nach. Auch hier kein unnötiges Chichi auf dem Porzellan, sondern solide und sorgfältig zubereitete Fischküche. Portionsmäßig ging das absolut in Ordnung. Sprich, es war noch Dessertspielraum vorhanden.
Dieses kam in Form eines ansehnlichen, mit Schokolade gefüllten „Teigbonbons“, das auf einem Klecks Apfelkompott thronte, an den Tisch. Die Idee, dem Teigbeutel mit Schokofüllung noch einen ordentlichen Karamell-Spiegel auf dem Teller zu spendieren, um den Süßegrad des Desserts noch weiter auf die Spitze zu treiben, empfanden wir als ein eher eindimensionales und viel zu süßes Geschmackserlebnis. Da fehlte es an Ausgewogenheit und Harmonie. Frische und fruchtige Akzente hätten dem Nachtisch gut getan.
Als hätte es mit den Süßigkeiten noch nicht gereicht, wurden uns vor dem Kaffee noch ein paar Petit Fours serviert. „Mignardises“ nennen die Franzosen solches Naschwerk, das hier in Form von Erdbeer-Creme, Schoko-Küchlein, Cannelés und Marshmallow-Quader eine längliche Platte zierte.
In der Summe gab uns das „Schnäppchen-Menü“ einen ersten Einblick in die Ochsen-Küche, wenn auch mit angezogener Produktbremse. Dass man hier auch farbenfroh das Savoir-vivre zelebrieren kann, hat der Bremer Genussspecht in seinem Bericht ausdrucksstark dargelegt. Der nostalgische Charme des Restaurants, die Art und Weise wie man hier bedient wird und die klassische französische Küche ergeben zusammen ein stimmiges Gesamtbild, das natürlich seinen Preis hat. Mir erscheint er ein wenig zu ambitioniert. Wer aber auf die kulinarischen Tugenden des alten Frankreich abfährt, wird hier nicht nur jede Menge Geld los, sondern auch richtige Gaumenfreuden erleben.
Ganz ehrlich, die neuerlichen 6 Gusto-Pfannen, die „besonders attraktive Weinkarte“ und der Michelin Teller, der eine Küche mit guter Qualität attestiert, haben mich nicht nach Durlach gelockt, um im traditionsreichen „Ochsen“ in sehr komfortablem Ambiente zu tafeln. Der farbenfrohe und wunderbar geschriebene Bericht des Bremer Gaumenlyrikers und auswärts alleine Essers „Borgfelder“ weckte mein Interesse für Durlachs erstes Haus am Platz. Als dann auch noch mein Vater eine Einladung für das dortige Mittags-Menü in Aussicht stellte, wurde aus der Erwägung eines... mehr lesen
Restaurant Zum Ochsen
Restaurant Zum Ochsen€-€€€Restaurant, Sternerestaurant0721943860An der Stadtmauer 29, 76227 Karlsruhe
4.0 stars -
"Geschichtsträchtiges Haus mit klassisch französischer Feinschmeckerküche, entsprechend stolzer Preispolitik und ganz viel Tradition" marcO74Ganz ehrlich, die neuerlichen 6 Gusto-Pfannen, die „besonders attraktive Weinkarte“ und der Michelin Teller, der eine Küche mit guter Qualität attestiert, haben mich nicht nach Durlach gelockt, um im traditionsreichen „Ochsen“ in sehr komfortablem Ambiente zu tafeln. Der farbenfrohe und wunderbar geschriebene Bericht des Bremer Gaumenlyrikers und auswärts alleine Essers „Borgfelder“ weckte mein Interesse für Durlachs erstes Haus am Platz. Als dann auch noch mein Vater eine Einladung für das dortige Mittags-Menü in Aussicht stellte, wurde aus der Erwägung eines
Besucht am 09.02.2017Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 21 EUR
Im ersten und derzeit einzigen Landauer Suppenrestaurant war bei unseren beiden Besuchen Anfang Februar ganz schön was los. Das wundert nicht, haben doch die beiden Gründer Andreas Becker und Jörn Weisenberger gleich zu Beginn ihres Startups im Mai 2015 gehörig viel Weitblick bewiesen. Sie bedienten sich der Idee des Crowdfunding, setzten aber das „Fundingziel“ mit gerade mal 2500 Euro eher niedrig an. So konnten sie ziemlich sicher sein, dass zum einen die Summe erreicht werden würde und zum anderen der Werbeeffekt aus der Crowdfunding-Kampagne sein Ziel bzw. seine Zielgruppe nicht verfehlen wird.
Betritt man das mit viel Geschmack eingerichtete, lichtdurchflutete Lokal in der Südstadt, unweit des ehemaligen Geländes der Landesgartenschau, wird einem schnell klar, dass die beiden Inhaber von Anfang an mehr wollten, als hier im gastronomisch noch etwas kargen, sich gerade neu entwickelnden Landauer Süden eine schnöde Suppenbar zu installieren. Der Plan war, hier einen Ort der Begegnung und des sozialen Miteinanders zu schaffen. Regelmäßige Ausstellungen, Lesungen und Konzerte treffen hier auf ein bunt gemischtes, kulturell interessiertes Publikum. Dazu passt die bunt zusammengewürfelte Einrichtung ganz hervorragend. Besonders bei den Landauer Studenten kommt dieses Konzept sehr gut an. Da kann es mit den freien Plätzen schon mal eng werden.
„Fragen Sie einfach und setzen sich an einen der Tische dazu – bei uns hat da niemand etwas dagegen.“, so die Aussage von Andreas Becker nachdem er bemerkt hatte, dass gerade kein freier Tisch vorhanden war, meine Suppe und der Salat meiner Begleitung jedoch schon an der Theke in entsprechende Schüsseln gefüllt waren. Ich hatte bei unserem letzten Besuch auf Zeit gespielt und gedacht, dass bis wir an der Reihe wären, schon ein Plätzchen wieder frei sein würde. Denn Schlange stehen vor der Suppen-bzw. Salattheke ist hier keine Seltenheit. Davon konnten wir uns an diesem Donnerstagmittag selbst überzeugen.
Aufgrund des großen Andrangs bot selbst das Dazusetzen nur wenige Optionen. Am großen Holztisch direkt neben dem Servier- und Kassiertresen waren noch zwei Plätze frei, jedoch nicht nebeneinander. Da hier schon zwei Parteien saßen, hätte meine Anfrage wohl eine Umsetzung der bereits Suppe löffelnden Gäste zur Folge gehabt. Glücklicherweise wurde gerade in dem Moment ein Tisch im holzvertäfelten Nebenraum frei. Dieser Gastraum erinnert an die Zeit, da sich in den hiesigen Räumlichkeiten noch eine Kneipe befand. Durch das jahrelange Rauchen hatte sich der Geruch besonders stark in die Holzvertäfelung „gefressen“. Andreas Becker erzählte mir von der Renovierung und wie schwierig es war, den alten Muff da wieder heraus zu kriegen.
Schaut man sich im gemütlich-schicken Restaurant um, kann man die Mühe und die Arbeit erahnen, welche die beiden Inhaber im Vorfeld hier hinein gesteckt haben, um das Erdgeschoss des altehrwürdigen Klinkerbaus mit der rundgebogenen nostalgischen Fensterfront für ihre Zwecke nutzbar zu machen. Sowieso scheinen Becker, der sich für das kulinarische und die Inneneinrichtung verantwortlich zeigt, und Weisenberger, der sich mehr um die Außenwirkung (CI, Website, etc.) und die Orga hinter den Suppenschüsseln kümmert, ein kongeniales Team zu sein, die ihr „Projekt“ mit dem nötigen Enthusiasmus und einem sehr sympathischen Schuss Idealismus betreiben.
Im Prinzip vereinigt das Lokal zwei kulinarische Standbeine, nämlich eine Suppenbar und ein Café. Das Angebot aus der Suppenküche beinhaltet bis zu fünf verschiedene Suppen und Eintöpfe, die in einer normalen (4,50 Euro) oder einer großen Schüssel (6 / 7 Euro) über die gläserne Theke gehen. Auf der gut gepflegten Webseite ist das Tagesangebot abrufbar. Mit drei Suppen wird begonnen, dazu gesellen sich noch zwei weitere im Laufe des Tages. Insofern lässt sich schon von einem Mittags- bzw. Abendangebot sprechen, das jedoch komplett von der Nachfrage abhängt. Und ist eine Suppe ausgelöffelt, wird sie kurzerhand von der über der Theke befindlichen Angebotstafel gestrichen. Zusätzlich werden leckere Brotaufstriche (Hummus, Rucola-Feta, mediterranes Grillgemüse, etc.) und Salate angeboten. Bei einer Scheibe bestrichenem Brot schlagen 3,90 Euro, bei zwei Scheiben 5,50 Euro zu Buche. Beim gemischten Salat sind drei oder sechs zusätzliche Zutaten (4,50 Euro bzw. 7,50 Euro) zur Basis frei wählbar. Ein kleiner Beilagensalat zur Suppe kommt auf 2,50 Euro.
Meine Begleitung hatte bei beiden Besuchen den Nizza-Salat mit Thunfisch und Ei (7,50 Euro) und war voll des Lobes über dessen frische Ingredienzien. Das hausgemachte Orangen-Senf-Dressing war dabei das geschmackliche i-Tüpfelchen. Es schmeckte hervorragend und hatte genau die richtige Balance zwischen Süße und Säure. Mein Chili con Carne war ebenfalls sehr gut abgeschmeckt. Es kam mit der Beilage Reis in die Schüssel und war mit etwas Gemüse verfeinert. Der mexikanische Fleisch-Bohnen-Schmortopf überzeugte mit reinem Geschmack. Der Verzicht auf Convenience-Produkte und Geschmacksverstärker hinterließ ein angenehmes Gefühl auf der Zunge und im Magen. Dazu wurde eine Scheibe Mischbrot von der Bio-Konditorei Löwenzahn aus Gommersheim gereicht. Dass man für zwei Scheiben „Nachschlag“ beim Brot 50 Cent verlangt, ist nachvollziehbar. Hat man es hier doch hier mit traditionell (nicht industriell!) gefertigten Backwaren, deren Zutaten aus biologischem Anbau von Bauern aus der Region stammen, zu tun. Für solche Qualität zahle ich gerne einen kleinen Aufpreis. Apropos Geld: von jeder Suppe wandert ein Betrag in die sogenannte „Suppenbox“, was dann sozialen Projekten in der Region zu Gute kommt.
Beim zweiten Besuch hatte ich mir die Tomaten-Tortellini-Suppe (große Schüssel für 6 Euro) ausgesucht. Sie entstand anscheinend auf einer profunden Gemüsebasis und wurde mit frisch pürierten Tomaten und einer italienischen Kräuternote verfeinert. Mit gehobeltem Parmesan und frisch geschnittenem Schnittlauch on Top war da eine ordentliche Portion Umami in der Schüssel. Die Tortellini waren etwas zu weich geraten, was sicherlich ihrem Aufenthalt im Warmhaltegefäß geschuldet war. Jedoch schmeckte die Suppe so intensiv mediterran, da hätte es gar keine Nudeleinlage gebraucht. Die Füllung der Tortellini war aufgrund der geschmacklichen Dominanz der Tomatensuppe nicht heraus zu schmecken. Insofern tippe ich mal instinktiv auf geschmacksneutralen Ricotta.
Dazu schmeckt auch mal ein kaltes Tegernseer Helles aus der Flasche, ein Club Mate Erfrischungsgetränk, eine Fritz-Cola oder ein Eistee der Marke „Ailaike“. Klar „hipstert“ es bei den Getränken ein wenig, aber man möchte auch in diesem Bereich möglichst konsequent auf handgemacht, vegan oder wenigstens außergewöhnlich machen. Zum Konzept passt es jedenfalls und überteuert werden die flüssigen Erfrischungen auch nicht angeboten. Dass man sich bei den gehopften Kaltgetränken nicht bei den üblichen Global Beer Playern bedient, finde ich äußerst sympathisch.
Wir saßen auf bequem gepolsterten oder mit Kissen unterlegten Holzstühlen unterschiedlichster Stilistik und Beschaffenheit und fühlten uns richtig wohl. Die warmen Farben der Wände, der gepflegt wirkende Parkett- bzw. Dielenboden, die wieder auf Vordermann gebrachte Holzvertäfelung, die sich daran anschließenden Wandbänke und die blanken Holztische verliehen dem „Nebenzimmer“ ein besonders wohnliches, gemütliches Ambiente, ohne dabei altbacken zu wirken. Von der Decke baumelnde Hängeleuchten setzten das Interieur ins rechte Licht und so mancher komfortable Sessel wurde derweil vom Kaffee trinkenden und Kuchen essenden Volk heimgesucht.
Klar, bald sind wir sicherlich wieder hier in unserem neuen „Suppen-Revier“, das für die Landauer Gastronomie eine echte Bereicherung darstellt.
Im ersten und derzeit einzigen Landauer Suppenrestaurant war bei unseren beiden Besuchen Anfang Februar ganz schön was los. Das wundert nicht, haben doch die beiden Gründer Andreas Becker und Jörn Weisenberger gleich zu Beginn ihres Startups im Mai 2015 gehörig viel Weitblick bewiesen. Sie bedienten sich der Idee des Crowdfunding, setzten aber das „Fundingziel“ mit gerade mal 2500 Euro eher niedrig an. So konnten sie ziemlich sicher sein, dass zum einen die Summe erreicht werden würde und zum anderen der... mehr lesen
Suppe mag Brot
Suppe mag Brot€-€€€Restaurant, Bistro, Cafe063412684571Friedrich-Ebert-Str. 15, 76829 Landau in der Pfalz
4.0 stars -
"Leckereien aus der Suppenschüssel" marcO74Im ersten und derzeit einzigen Landauer Suppenrestaurant war bei unseren beiden Besuchen Anfang Februar ganz schön was los. Das wundert nicht, haben doch die beiden Gründer Andreas Becker und Jörn Weisenberger gleich zu Beginn ihres Startups im Mai 2015 gehörig viel Weitblick bewiesen. Sie bedienten sich der Idee des Crowdfunding, setzten aber das „Fundingziel“ mit gerade mal 2500 Euro eher niedrig an. So konnten sie ziemlich sicher sein, dass zum einen die Summe erreicht werden würde und zum anderen der
Besucht am 22.01.2017Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 78 EUR
Eigentlich war der Plan ein ganz anderer. Ich wollte zusammen mit einer guten Freundin in ihrem Heimatort Neustadt, genauer gesagt in der gerade bei ihr ums Eck sich befindenden „Zwockelsbrück“, unseren zusammengerechnet 108. Geburtstag feiern. Doch sonntags hat mein neues Neustadter Lieblingsrestaurant geschlossen und demnach mussten wir nach Alternativen Ausschau halten. Die Idee, die gutbürgerliche Wirtschaft Lindenhof im Ortskern von Hambach aufzusuchen, erschien mir jedoch genauso passend. Ein Geburtstagsessen mit Rumpsteak und Schnitzel hatte ich lange nicht mehr genossen. Die besagte Bekannte aus Neustadt kannte das Lokal und hatte dort früher schon gut gegessen. Also warum nicht mal wieder so richtig bodenständig einkehren? Ich reservierte einen Tisch für vier Personen, da es dort laut der Dame aus Hambach am Wochenende immer recht voll sei.
Meine Internetrecherche vorab erbrachte wenig Handfestes über den Lindenhof. Es gab keine Homepage und auch sonst keinerlei Spuren im Bereich Social Media. Auch keine Speisenkarte war online verfügbar. Lediglich von einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis und einer gutbürgerlichen, deutsch-kroatischen Küche war die Rede. Ich fand heraus, dass Frau Milka Gocev zusammen mit ihrem Mann schon seit vielen Jahren das Lokal im Herzen von Neustadt-Hambach betrieb. Etwas dürftige Vorinformationen, um das Wagnis eines sonntäglichen Geburtstagsessens einzugehen? Vielleicht, aber die gute Mundpropaganda ließen das Risiko schrumpfen. Also, auf nach Hambach zum Lindenhof.
Direkt neben dem Gasthaus konnten wir im Hof bequem parken. Das war auch gut so, denn im Ortskern von Hambach sieht es mit Parkmöglichkeiten eher mau aus. Schon beim Eintritt ins Innere der Gaststätte wurden bei mir Erinnerungen an längst vergangene Zeiten wach. Ich dachte automatisch an meine Kommunionsfeier in der Herxheimer Bahnhofswirtschaft Anfang der 80er Jahre. Der Gastraum erinnerte mich schon sehr daran, denn alles war hier authentisch old school. Von den durchsichtigen weißen Gardinen, über die nostalgischen Wirtshausstühle mit festgetackertem oder aufgeklebtem Sitzkissen mit altmodischem Überzug in Grau-Melange, bis hin zur Speisenkarte, deren Seiten in Ringbuchform hinter Klarsichtfolie steckten. Der Hauptgastraum, den man rechter Hand der Theke betritt, war nahezu komplett ausgelastet. Gut, dass wir reserviert hatten, war mein erster Gedanke.
Zusätzlich steht noch eine weitere, in etwas antiquierter Weinstubenästhetik daherkommende, jedoch nicht ungemütliche Gaststube zur Verfügung. Diese schließt sich direkt an den zentral gelegenen Ausschank mit dahinterliegender Küche an. Ihn passiert man beim Gang auf die etwas in die Jahre gekommenen Toiletten (bei den Urinalen der Duft von 1000 Jahren…), die eine Erneuerung sicherlich am nötigsten hätten. Ein Hinweisschild kündet von der Existenz einer Kegelbahn eine Etage tiefer.
Die gute Freundin aus Neustadt-Hambach war früher öfters hier und vermisste an jenem Sonntag die Inhaberin Frau Gocev. Auf Nachfrage erklärte uns die junge Dame im Service, dass seit Anfang des Jahres die Betreiber im Lindenhof gewechselt hätten, bzw. im Moment noch in einer Phase des Übergangs sich befänden. Frau Gocev und ihr Mann würden die neuen Pächter jedoch unterstützen, indem sie ihnen noch ein wenig über die Schultern schauen und ihnen ab und zu noch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Man möchte das Lokal genauso weiterführen wie es die Vorgänger zu tun pflegten und da nähme man die angebotene Hilfe gerne an. Das bedeutete jedoch auch, dass sich an der Auswahl der Speisen nichts geändert hatte, denn in der Küche arbeitete noch das nahezu gleiche Team wie vorher unter der Führung von Frau Gocev.
Die meisten Gäste hatten schon ihre Gerichte auf dem Tisch stehen und waren eifrig am Futtern. Sie taten gut daran, denn die Portionen waren reichlich bemessen. Grillteller kroatischer Prägung, Schnitzel und Rumpsteak wurden mehrheitlich geordert. Fleischesser scheinen hier also bestens aufgehoben zu sein. Ein Blick in die Speisenkarte bestätigte meinen Verdacht. Ich gebe an dieser Stelle einen kleinen Überblick, was den Gast im Lindenhof an Gerichten erwartet, auch da im Netz bisher keinerlei Informationen über das Essen zu finden waren. Im Grunde wird zwischen Balkanspezialitäten (Cevapcici, Pleskavica und Raznjici kosteten alle mit Djuvec-Reis und Salat einheitliche 9,50 Euro), ein paar Vorspeisen (darunter der fast vergessene Toast-Hawaii für faire 5 Euro), diverse Schweinereien (Schnitzel, Cordon-Bleu, Schweinelendchen und Kombinationen wie Räubertopf oder Skopje-Schnitzel), die sich preislich zwischen 9 und 14 Euro bewegten, sowie ein paar Rumpsteakvarianten (mit Kräuterbutter, Zwiebeln, Pfefferrahmsauce, „Zigeuner-Art“ oder „Berner Art“), die allesamt bei 16,50 Euro lagen, unterschieden. Eine Ausnahme stellte lediglich das überbackene Berner Rumpsteak mit Schinken, Ei, Käse und Sauce Bearnaise für „stolze“ 18 Euro dar. Komplettiert wird das Speisenangebot im Lindenhof durch ein paar Salate, zwei Suppen sowie kalte Vespereien wie beispielsweise die Russischen Eier auf Wurstsalat (6 Euro). Selbstverständlich werden hier manche Gerichte auch als Seniorenportion angeboten.
Schnell war die Bedienung zur Stelle und nahm die Bestellung entgegen. An unserem Tisch gingen zweimal Rumpsteak mit Zwiebeln, Pommes und kleinem Beilagensalat (16,50 Euro). Beide wurden medium geordert. Außerdem entschied man sich für den Balkan-Grillteller mit Cevapcici, Raznjici, Schweinesteak und Djuvec-Reis (12 Euro). Auch dazu war ein kleiner Salat inklusive. Ich selbst traute mir das mächtige Skopje-Schnitzel (14 Euro), das zusätzlich mit Schinken, Tomaten, Champignons und viel überbackenem Käse auskam, zu.
Um den Durst zu lindern, wurden ein paar Gläser durchaus trinkbaren Rieslingsekt bestellt sowie eine große Flasche Mineralwasser (0,7l für 3 Euro), ein großes Pils (0,4l für extrem faire 2,40 Euro) und ein Viertel Dornfelder vom ortansässigen Winzer Johann Müller (3,20 Euro). Das Viertel Riesling hätte man sogar für gästefreundliche 2,80 Euro bekommen. Keine Frage, hier wird bei den Getränken zum Wohle der Gäste kalkuliert.
Nach absolut passender Wartezeit wurde uns vorab schon einmal der kleine Salatteller serviert. Mit einfachem Essig-Öl-Dressing und den üblichen Krautereien wirkte er zwar wie ein kulinarischer Anachronismus, war aber schmackhaft angemacht und vertrieb die ersten Hungergefühle. Recht zeitnah wurden dann auch die Hauptgerichte aufgetragen. Die Rumpsteaks waren von stattlichem Cut (geschätzte 220 bis 240 Gramm), lagen unter einer üppigen Röst-Zwiebel-Haube und stammten laut Bedienung aus Argentinien. Die Pommes waren normale TK-Ware, wie man sie von der gutbürgerlichen Küche her kennt, aber nicht totfrittiert und zudem perfekt gesalzen. Der Balkanteller zu meiner Rechten war keine übertrieben große Portion. Die leider etwas zu trocken geratenen kroatischen Grillverdächtigen (Raznjici, Cevapcici und Co.) waren mit einer ordentlichen Portion Djuvec-Reis unterfüttert. Die Zwiebeln und das Ajvar lagen separat daneben und lieferten im Bedarfsfall die entsprechende Würze.
Am mächtigsten war sicherlich mein paniertes und dann überbackenes Skopje-Schnitzel, das mit sternförmig geschnittener Grilltomate on Top auf den Teller kam. An kalten Wintertagen darf es ruhig auch mal ein wenig deftiger zwischen Messer und Gabel zugehen. Die Würze kam vom Schinken und dem Käse, während eine mit Champignons verfeinerte Tomatensauce für die nötige Süffigkeit sorgte. Das Fleisch war angenehm mürbe. Alles in allem ein solides Schnitzelgericht, das schmeckte und satt machte, ohne sich gleich auf die kulinarische Festplatte zu brennen. Doch auch diese Art von Küche hat absolut ihre Berechtigung, kennen wir sie doch schon fast seit Lebzeiten. Meiner Mitesserschaft am Tisch schmeckte es jedenfalls vorzüglich und alle Teller waren am Ende blank geputzt, was bei den hier gebotenen Portionen schon einem Kompliment an die Küche gleichkommt.
Auf ein Dessert verzichteten wir, da unsere Hambacher Freundin einen selbstgebackenen Rotweinkuchen zu Hause für uns bereit hielt. Nachdem der große Run vorbei war, kamen wir mit den neuen Betreiber des Lindenhofs ein wenig ins Gespräch. Auch Milka Gocev erschien und machte bei ihren Stammgästen die Runde. Man merkte ihr an, dass es ihr nicht leicht fiel, der Gastronomie den Rücken zu kehren. Deshalb schaut sie auch ab und an nach dem Rechten in ihrem alten Lokal.
Wir bekamen noch etwas Pistaziengebäck zum Probieren gereicht. Dem Kopfweh meiner Begleitung wurde mit einem Espresso mit Zitrone (inkl. Gebrauchsanweisung!) zu Leibe gerückt, während der obligatorische Verdauungs-Ouzo den Schlusspunkt setzte. All diese Freundlichkeiten der Küche bzw. des Service tauchten nicht auf unserer Rechnung auf, die mir für vier Personen dann doch etwas zu günstig erschien. Es stellte sich heraus, dass unsere Bedienung glatt vergessen hatte, die beiden leckeren Rumpsteaks hinzu zu addieren. Aber auch mit ihnen war es ein äußerst preisgünstiges Geburtstagsessen, das einem mal wieder zeigte, dass eine ehrlich gekochte, schmackhafte Hausmannskost in freundlich-herzlichem Umfeld genauso zufriedenstellen kann, wie ein ambitioniertes Gourmetessen. Ich wünsche den neuen Betreiber des Lindenhofs jedenfalls viel Erfolg für die Zukunft.
Eigentlich war der Plan ein ganz anderer. Ich wollte zusammen mit einer guten Freundin in ihrem Heimatort Neustadt, genauer gesagt in der gerade bei ihr ums Eck sich befindenden „Zwockelsbrück“, unseren zusammengerechnet 108. Geburtstag feiern. Doch sonntags hat mein neues Neustadter Lieblingsrestaurant geschlossen und demnach mussten wir nach Alternativen Ausschau halten. Die Idee, die gutbürgerliche Wirtschaft Lindenhof im Ortskern von Hambach aufzusuchen, erschien mir jedoch genauso passend. Ein Geburtstagsessen mit Rumpsteak und Schnitzel hatte ich lange nicht mehr genossen. Die... mehr lesen
Gaststätte Lindenhof
Gaststätte Lindenhof€-€€€0632133897Freiheitstr. 4, 67434 Neustadt an der Weinstraße
3.5 stars -
"Viva la Wirtschaft!" marcO74Eigentlich war der Plan ein ganz anderer. Ich wollte zusammen mit einer guten Freundin in ihrem Heimatort Neustadt, genauer gesagt in der gerade bei ihr ums Eck sich befindenden „Zwockelsbrück“, unseren zusammengerechnet 108. Geburtstag feiern. Doch sonntags hat mein neues Neustadter Lieblingsrestaurant geschlossen und demnach mussten wir nach Alternativen Ausschau halten. Die Idee, die gutbürgerliche Wirtschaft Lindenhof im Ortskern von Hambach aufzusuchen, erschien mir jedoch genauso passend. Ein Geburtstagsessen mit Rumpsteak und Schnitzel hatte ich lange nicht mehr genossen. Die
Geschrieben am 29.01.2017 2017-01-29| Aktualisiert am
29.01.2017
Besucht am 28.12.2016Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Etwas verspätet setze ich mich nun doch noch mit jenem denkwürdigen Abend in der Bremer Kunsthalle auseinander, den ich längst als kulinarisches Highlight auf meinem gustatorischen Cortex-Konto verbucht und mit mehreren Sicherheitskopien an Gaumen, Zunge, Kehldeckel und Speiseröhre abgespeichert habe. Der Faktor Zeit und der reichlich geflossene PX haben meine Entscheidung zur Verschriftlichung der Erlebnisse im Canova nicht gerade erleichtert. Ich war mir unsicher, ob den Worten des Bremer Lokalmatadors noch welche hinzugefügt werden sollten, hat er doch alles – wie gewohnt – äußerst eloquent und detailgetreu zum Besten gegeben. Ich habe es trotzdem versucht. Hier also meine „Version“ eines äußerst unterhaltsamen Abends, der neben einer tadellosen Küchenleistung und einem uns herzlich umsorgenden Service auch ein paar edle Tropfen für uns bereit hielt.
Über die Örtlichkeit, die Gastgeberfamilie Keller und das ganze Drumherum hat der Genussspecht von der Weser in seinen beiden Bewertungen schon alles Wissenswerte niedergeschrieben. Um diesen Bericht nicht komplett ausufern zu lassen, setze ich ganz deskriptiv mit dem Eintritt in das Restaurant ein. Nicht verschweigen möchte ich allerdings den kleinen Spaziergang dorthin. Er führte uns durch die grünen Wallanlagen und wurde in reichlich vorgeglühtem Zustand vorgenommen.
Schon beim Betreten des Anwesens war ich mittelschwer betrun….äh beeindruckt. Das klassizistische Gebäude, in dem das Restaurant untergebracht war, wirkte nicht nur von außen sehr feudal. Da wollte Borgi dem Pfälzer Landei mal so richtig zeigen, wo die vornehme Bremer Gesellschaft zu tafeln pflegt. Im Inneren des „hohen Hauses“ fühlten wir uns zwischen den weißen Säulen, der kunstvoll illuminierten Wandverkleidung, dem dunklen Parkettboden und den wie umgedrehte Regenschirme anmutenden Lampen eher wie in einer Museumshalle (für so modernes, zeitgenössisches Zeugs), als an einem Ort des Genießens. Doch dieser ganz besondere, individuell-artifizielle Touch verlieh den Räumlichkeiten ihren besonderen Charakter und machte neugierig auf den ambitionierten Küchenmix, den Chefkoch Marius Keller hier seit 2011 seiner aufgeschlossenen Klientel bietet.
Es war an diesem Abend nicht viel los im Canova und nach freundlicher Begrüßung seitens der jungen Servicedame befanden wir uns flugs an einem kultiviert eingedeckten Tisch direkt an der Fensterfront, durch deren Scheiben man die nächtlichen „Wall“ungen gut beobachten konnte. Wir hatten reichlich Gesprächsstoff im Gepäck (und nicht nur diesen, wie sich später noch herausstellen sollte…), immerhin war unsere letzte kulinarische Zusammenkunft in der Hansestadt (damals an Ostern beim leckeren Italiener „Due Fratelli“) schon ein gutes halbes Jahr her, und so vergaßen wir vor lauter Geplapper fast die Durchsicht der Speisen- und Getränkekarten.
Gran Borgo beauftragte mich nonchalant mit der Auswahl des passenden Weines. „Du suchst aus, ich lade ein!“ – Worte, denen ich beflissentlich Folge leistete. Ich blätterte in der gut bestückten Weinkarte im Ringbuchformat. Keine echte „Bibel“ wie in besternten Häusern, aber doch aller Ehren wert. Flaschenweise weiße Kreszenzen aus Deutschlands wichtigsten Anbaugebieten, ergänzt von einer Reihe ausgesuchter Spezialitäten aus Österreich, der Grande Nation und Italien. Bei den Rotweinen dominierten erwartungsgemäß die französischen, italienischen und spanischen Gewächse. Ich überschlug das Angebot und kam auf gute 120 Positionen. Die Qual der Wahl ergriff mich.
Soso, der Meister wollte also seinen Pfälzer Riesling-Padawan auf die Probe stellen. Würde er bei einem Fehlgriff seinen jungen Weinnovizen in die Tiefen seines Gewölbekellers in die Pfalz zurückschicken? Panik machte sich breit. Doch da, die Rettung. Unter den vier angebotenen Rieslingen aus den VDP-Lagen der Mittelhaardt (meine zweite Weinheimat!) stach mir sofort das Große Gewächs von A. Christmann aus Neustadt-Gimmeldingen („Mandelgarten“) ins Auge. Für 56 Euro gar nicht mal unfair kalkuliert. Die erste Flaschenweinhürde war genommen. Gut so.
Durch das intensive Studieren der breitgefächerten Palette an Rebensäften geriet ich in Sachen Speiseauswahl gegenüber meiner Tischnachbarn etwas ins Hintertreffen. Der Herr Borgfelder unn sin Fruu hatten anscheinend mächtig Hunger. Auch meine Herzensdame drängte auf eine baldige Entscheidung meinerseits.
Für einen Pfälzer Weinstubenhocker wie mich war das Entschlüsseln der hier gebotenen Speiseartikel gar nicht so trivial. Gut, dass es in der Karte ein kleines Glossar zur Begriffsklärung gab. „Knuf“, „Kikok“, „Kerbelknolle“ und „Knollenziest“ klang schon verdammt nach kulinarischer Alliteration. War aber keine. Dahinter verborg sich veganes Spitzen-Brot (Knuf), ein nur mit Getreide gefüttertes Hähnchen von Borgmeier (kein Scherz!!!) aus Delbrück (Kikok), eine wurmähnliche Wurzel, die angeblich nach Kohlrabi schmeckt (Knollenziest) und die süße, mehlige Wurzel des Kerbelgrüns (Kerbelknolle).
All das kommt bei Chefkoch Marius Keller auf den Tisch bzw. in den Kochtopf. Doch der war an jenem Abend gar nicht zugegen, wie uns seine Mutter Sylvia mitteilte. Er würde krank daheim im Bett liegen und sich für die kommenden Events zum Jahreswechsel noch etwas schonen. Aber seine rechte Hand, der talentierte Sous-Chef, würde unsere Erwartungen sicherlich genauso erfüllen, versprach uns die Chefin des Hauses und verschwand dann auch sehr zeitig.
Während sich der Wesergourmet aus der Karte ein 5-gängiges Mahl zusammenbastelte, musste ich bei der Bestellung dem mittäglichen Besuch in der Hamburger „Fischbeisl“ etwas Tribut zollen und konnte kulinarisch nicht ganz so in die „Vollen gehen“ wie mein scheinbar ausgehungerter Tischnachbar. Die mit Bedacht zusammengestellte Speisenkarte kündete von einer zeitgemäßen Interpretation der klassischen Küche, bei der auch gern die Produkte aus der näheren Umgebung mit einbezogen werden.
Da fiel mir die Entscheidung für den Norddeutschen Fischeintopf (in der kleineren Vorspeisenversion für 16 Euro) nicht allzu schwer. Dass hier die komplette Fischeinlage vom Bremer Spezialist für Meeresdelikatessen - F.L. Bodes - stammte, wusste ich beim Bestellen noch nicht. Die Dame an meiner Seite wählte vorweg den Winterlichen Blattsalat mit knackigem Wintergemüse und delikater Kräuter-Vinaigrette (8,90 Euro). Beim Hauptgang trotzte ich der raffinierten Regionalküche ein bodenständiges Schmorgericht ab. Den zarten Kalbsbäckchen (22,90 Euro), die von bunter Möhre und einem Gratin von der „mittelfrühen“ Lilly Kartoffel begleitet wurden, konnte ich nicht widerstehen. Sehr positiv fiel auf, dass man etliche Gerichte auch als kleinere Vorspeise bzw. als Zwischengang ordern konnte. Bei der Pasta mit Hirschragout, Preiselbeeren, Quitte, Waldpilzen und Parmesan (16,90 Euro) durfte es für meine Begleitung aber schon eine „ausgewachsene“ Hauptspeisenportion sein.
Das Große Gewächs aus der Pfalz wurde entkorkt. Schon beim Anblick dieses Pfälzer Highend-Gesöffs wurde mir ganz warm um die Leber. Ich stammelte etwas von Mineralität, intensiver Frucht und Finesse und wollte damit eigentlich nur sagen: was für ein genialer Tropfen funkelt uns denn da grüngelb aus dem auf Hochglanz polierten Glas entgegen. Die kaum spürbare, der Fachmann würde sagen: gut integrierte Säure, ist ja nicht gerade typisch für den Riesling aus meiner Heimat. Da hilft ja in vielen Fällen nur der Griff zum Mineralwasser, um die Säure im Schorle zu ertränken. Aber in so einem GG steckt eben die ganz hohe Kunst des Weißweinmachens und das schmeckt man dann eben auch. Geiler Stoff, der meine Freude auf den Fischeintopf noch zu steigern vermochte.
Bei dem Ess-Enthusiasten neben mir herrschte eine Stimmung wie in der Altsteinzeit kurz nachdem das Mammut zerlegt wurde. Seine Freude auf das Tatar und Knochenmark vom Auerochsen war genauso herrlich authentisch wie das Soulfood für Jäger und Leckereiensammler auf dem Teller vor ihm. Zeitgleich wurde die wohl portionierte Vorwegvariante des Fischeintopfes serviert. Die Protagonisten aus Neptuns Reich schwammen in einem herrlich aromatischen Sud. Fenchel, Queller und Estragon verliehen den perfekt gegarten Fischfiletstücken (Rotbarbe, Kabeljau) und Meeresfrüchten (Mies- und Jakobsmuscheln, Garnelen und Kalmar) einen mildwürzigen Frischerahmen, der den eigenaromatischen Meeresbewohnern noch genügend Geschmacksspielraum ließ. Insgesamt war der Teller von seinem Aromenbild viel geradliniger, als ich zunächst in Anbetracht des ungewohntem „Grünzeugs“ in meinem Teller vermutet hätte. Grundiert von einer wunderbar abgeschmeckten Suppe, die ich bis auf den letzten Tropfen lustvoll auslöffelte. Ein leichter Vorspeisengang, der mir geschmacklich sehr gut balanciert erschien und von frischen Grundzutaten geprägt war. Der korrespondierende Pfälzer Riesling passte dazu perfekt. So konnte es weitergehen.
Während Borgi sein verloren geglaubtes Eigelb unter 5 Gramm italienischem Wintertrüffel wiederfand, leerte sich so allmählich unser Großes Gewächs. Ich erhoffte mir insgeheim einen schweren Roten zu meiner mürben Kalbsbacke. Doch die Tischgemeinschaft sprach sich mehrheitlich für eine Flasche Rosé aus. Die Auswahl an lachsfarbenen Kreszenzen beschränkte sich auf gerade mal vier Flaschen. Der 2012er, aus der Pinot Noir-Traube gekelterte Sancerre Rosé von der Domaine Michel Thomas (34,50 Euro) war schnell beschlossene Sache. Doch der war vergriffen. Lediglich sein jüngerer „Bruder“ aus dem Jahre 2015 lag im für die Servicekraft unzugänglichen, da abgeschlossenen Weinkeller. Den Schlüssel dafür besaß sie nicht, den hatte nur der krank im Bett liegende Chef (vielleicht unterm Kissen?). Deshalb bot sie uns zwei Alternativen zum Probieren an, die uns jedoch nicht so recht überzeugten. Was tun also, wenn der gewünschte Wein nicht vom Personal geliefert werden konnte? Na klar, der kranke Chefkoch musste sich aus den Federn quälen und den Hochsicherheitsweinkeller aufsperren – nicht wegen einer Flasche Sancerre – ehe um der Zufriedenheit seiner Gäste willen. Nicht dass wir darauf beharrt hätten, all das lief ohne unser Wissen – quasi hinter den Kulissen ab und gab Aufschluss darüber, wie selbstverständlich man hier mit den Wünschen seiner Gäste umgeht. Für mich ist so eine Vorgehensweise definitiv nicht selbstverständlich – eher vorbildlich und höchst professionell.
Mit seinem dritten Gang, dem Nordsee-Kabeljau mit Bronzefenchel, Lauch und Bunter Beete zog mir mein Tischgenosse so richtig die Feinschmeckernase lang. Besonders das abwechslungsreiche Farbenspiel beim Gemüse wusste zu gefallen. Vom perfekt gebratenen Kabeljau ließ er mich zusammen mit einer leicht angerösteten, noch knackigen Scheibe Porree probieren. Da wirkte der Fisch beinahe wie ein Nebendarsteller bei dem wunderbar dichten Lauch-Aroma.
Zum durchaus trinkbaren, mit viel Aufwand herbeigeschafften Loire-Wein gesellten sich allmählich unsere Hauptgänge. Die stundenlang geschmorten und deshalb sagenhaft mürben Kalbsbäckchen thronten stolz übergossen auf einer kräftigen, handwerklich gut gelungenen Jus, die Borgi als „samtige Rotweinreduktion“ bezeichnete. Das Kartoffelgratin war noch leicht süffig, aber eher verhalten gewürzt. Seine dezente und deshalb gut korrespondierende Süße bot zusammen mit dem deftigen Fleischgericht einen äußerst ausgewogenen Gesamteindruck auf dem Teller. Kurzum: ein schnörkellos gut gekochtes Hauptgericht!
Das gleiche Urteil traf auch auf die mit Hirschragout getoppte Pasta meiner Begleitung zu. Die noch leicht bissfesten Fettuccine lagen kaum sichtbar unter einer erdig-würzigen Ragout-Haube, die mit angebratenen Waldpilzen, etwas Preiselbeersauce und frisch gehobeltem Parmesan geschmacklich unterfüttert war. Die Produktkombination passte sehr gut zusammen und stellte ein sauber ausgearbeitetes, winterliches „Waldgericht“ mit ordentlich „Schmackes“ dar. Ähnliches könnte ich an dieser Stelle über den Canova-Burger des Herrn Borgfelder berichten. Auch der sah handwerklich fundiert zubereitet und verdammt gut“burger“lich aus.
Kurz vor dem Dessert erklommen wir dann gemeinsam den siebten Sherry-Himmel. Peter Siemens, ein treuer Soldat Karls des V., soll die nach ihm benannte Rebsorte im 16. Jahrhundert vom Rhein nach Südspanien – genauer gesagt nach Jerez – gebracht haben. Die Trauben unseres 1947er (!!!) PX aus Borgis Privatbeständen (keine Ahnung wie viel Korkgeld er dafür hat hinblättern müssen…) stammten aus der Nachbarregion Montilla-Moriles, wurden in der Bodegas Toro Albalá vinifiziert und kamen laut Etikett im Jahre 2009 als großartiger Süßwein in die Flasche. Am Anfang etwas verhalten, dann aber mit üppiger Frucht nur so um sich werfend, waren wir alle sprachlos über dessen phänomenales Bouquet. Ein Erlebnis, das meine bis dahin eher kritische Einstellung gegenüber Sherrys komplett in Wohlgefallen auflöste. Und das bei jedem Schluck mit einem unendlich langen Finish. Der Sherry stahl unserem Dessert, einer soliden Crème brulée mit Tonkabohneneis (8,90 Euro), zwangsläufig die Schau, aber das nahmen wir gerne in Kauf.
„Ich stand von süßem Rausche trunken, wie in ein Meer von Seligkeit versunken…“ (Anfang von „Canovas Hebe“). Der gute Johann Gottfried Seume, der ja eigentlich ein Hardcore-Asket war, liefert mir die Worte, um den weiteren Verlauf dieses sensationellen Abends anzudeuten. Vielen Dank an unsere beiden kulinarischen Komplizen von der Bremer Genussfraktion, die uns diesen tollen Abend beschert haben. Das Rückspiel findet aber in der Pfalz statt.
Etwas verspätet setze ich mich nun doch noch mit jenem denkwürdigen Abend in der Bremer Kunsthalle auseinander, den ich längst als kulinarisches Highlight auf meinem gustatorischen Cortex-Konto verbucht und mit mehreren Sicherheitskopien an Gaumen, Zunge, Kehldeckel und Speiseröhre abgespeichert habe. Der Faktor Zeit und der reichlich geflossene PX haben meine Entscheidung zur Verschriftlichung der Erlebnisse im Canova nicht gerade erleichtert. Ich war mir unsicher, ob den Worten des Bremer Lokalmatadors noch welche hinzugefügt werden sollten, hat er doch alles –... mehr lesen
Canova in der Kunsthalle Bremen
Canova in der Kunsthalle Bremen€-€€€Biorestaurant, Cafe, Cafebar, Ausflugsziel, Gourmet04212440708Am Wall 207, 28195 Bremen
4.5 stars -
"Den kulinarischen Künsten geweiht – was für ein genussvoller Jahresausklang!" marcO74Etwas verspätet setze ich mich nun doch noch mit jenem denkwürdigen Abend in der Bremer Kunsthalle auseinander, den ich längst als kulinarisches Highlight auf meinem gustatorischen Cortex-Konto verbucht und mit mehreren Sicherheitskopien an Gaumen, Zunge, Kehldeckel und Speiseröhre abgespeichert habe. Der Faktor Zeit und der reichlich geflossene PX haben meine Entscheidung zur Verschriftlichung der Erlebnisse im Canova nicht gerade erleichtert. Ich war mir unsicher, ob den Worten des Bremer Lokalmatadors noch welche hinzugefügt werden sollten, hat er doch alles –
Besucht am 11.01.2017Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 26 EUR
So langsam verliere ich den Überblick. Und dabei fing alles so harmlos an. Vor etwa zehn Jahren war die Welt eines „Fastfood-Junkies“ noch scheinbar in Ordnung. Der Schnell-Fleischesser mit Menü-Affinität hatte die Auswahl zwischen dem goldenen M und dem Buletten König. Beides stabile, wenn auch spätestens seit dem filmischen Super-Size-Me-Selbstversuch von 2004 etwas in Verruf geratene Franchise-Größen, die man kurz vorm Hungertod oder vorm alternativen Biss in den Döner hin und wieder mal aufsuchte – wenn auch nicht selten mit dem schlechten Gewissen, wieder einmal in die Gesundheitsfalle zweit- oder drittklassiger Convenience-Nahrung getappt zu sein.
Doch dann setzte der Health-Boom, von vielen heute noch als „veganer Wahnsinn“ bezeichnet, ein und brachte einen immer noch andauernden Wandel unserer komplett langweiligen, total antiquierten Fastfood-Kultur mit sich. Street Food klang ja auch viel abenteuerlicher als sein auf Schnelligkeit reduzierter „Vorfahre“ und war plötzlich in aller Munde. „Pulled Pork“, „Dumplings“ und avantgardistisch anmutende Kreationen wie der „Chimichurri-Peanutbutter-Bergkäse-Bacon-Burger“ wurden aus umgebauten Kleintransportern, den sogenannten „Food-Trucks“, für die in der Schlange wartenden, manchmal auch leer ausgehenden „Slow-Foodies“ frisch zubereitet. Da war der Unterschied zu den üblichen Verdächtigen aus dem aufklappbaren Pappquader natürlich sofort schmeck- und auch sichtbar.
Die ersten Rauchzeichen einer kulinarischen Revolution der deutschen Imbisslandschaft entwichen aromatisch ihren Smokern und brachten etwas ins Rollen, was sich auch auf die Gastroszene erheblich auswirken sollte. So schossen in den letzten zehn Jahren eine ganze Reihe von Burgerläden bzw. -ketten aus ökologisch bewirtschaftetem Boden. „Bio“, „regional“ und „nachhaltig“ wurden zu den kulinarischen Hauptargumenten der neuen „Burger-Initiative“. Buletten aus minderwertigem Fleisch verschwanden in die tiefgekühlten Abgründe der Systemgastronomie. Ein neues Qualitätsdenken hatte eingesetzt und unserer Definition von Fastfood neuen Anspruch verliehen.
Allein in Karlsruhe kann man bei der Anzahl der neuen „Burgereien“, wie eingangs schon erwähnt, schnell den Überblick verlieren. War das „American Diner“ in Durlach im Jahre 2006 noch allein auf weiter Flur, haben sich mittlerweile kleinere und größere Ketten in der Fächerstadt angesiedelt. „Hans im Glück“, „Bratar“, „Liebesbeef“ und „Charles Oxford“ blasen zur „badischen Burgeroffensive“ und repräsentieren allesamt eine gehobene Imbisskultur, bei der das frisch gewolfte Qualitätsfleisch perfekt gebraten und sehr variantenreich „aufgemotzt“ zwischen Buns vom „Bäcker So-und-so“ platziert wird.
Vom seit Dezember 2015 in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Pizza-Services ansässigen „DeliBurgers“ nahm ich erst vor ein paar Wochen Notiz, als ich zufällig daran vorbei fuhr. In Studentenkreisen gilt der kleine Burgerladen wohl schon länger als Geheimtipp. Nach der guten Erfahrung im „Bratar“ vor knapp zwei Jahren, war es mal wieder an der Zeit, einen neuen Buletten-Betrieb in KA kennen zu lernen.
Es war gegen 14 Uhr als wir durch die Glastür schritten und die Stufen zur etwas erhöht positionierten Bestelltheke mit dahinter liegender Burger-Brat-Küche erklommen. Eine Schiefertafel über dem Tresen verkündet das Speisen- und Getränkeangebot, die junge Dame dahinter erklärte uns „Neulingen“ kurz das System und das lautete hier „Self-Service“. Auf der Holztheke fallen mir gleich ein paar Bierflaschen ins Auge. Zweimal Unbekanntes von Alpirsbacher („KlosterStoff“ und „Kleiner Mönch“…man geht ja mit der Zeit) ein „Naturradler“ von Hochdorfer und – Jubelschrei! – ein „Surfers Ale“ von Hopfmeister (4 Euro), einer Münchner Braumanufaktur, die auch in „Craft“ macht.
Die freundliche Dame, die unsere Bestellung entgegen nahm und sich danach am Grill zu schaffen machte, um unsere „DeliBurgers“ zu braten, erklärte mir, dass ein regelmäßig wechselndes Angebot an Craft Bieren zum Konzept gehöre. Soso. Na dann kann man sich ja hier auf längere Sicht schön durchprobieren. Der freundliche Facebooker würde an dieser Stelle wohl „gefällt mir“ drücken.
Als „Burger-Special“ gab es an diesem Tag den „Krautigen“. Ein 180 g schweres Patty mit Burgersoße und Krautsalat im Brioche-Brötchen für 7,50 Euro. Die Freude einer später hier einkehrenden Mutti über dessen saisonales „Burger-Comeback“ schien echt zu sein. Um die kalten Wintertage besser zu überstehen wird zusätzlich eine heiße Knochenbrühe vom Rind (0,25l für 4 Euro) angeboten. Sonst gibt es hier im Grunde nur Burger und Fritten. Letztere sind hausgeschnitzt und kommen mit selbstgemachten Soßen (z.B. orientalische angehauchtes Ketchup oder Senfmayo) auf den Teller.
Den Jungs und Mädels von „DeliBurgers“ geht es um den reinen, unverfälschten Geschmack. Das schreiben sie sowohl auf ihrer Homepage, als auch auf der ersten Seite der Speisenkarte. Deswegen wird auch alles, was möglich ist, selbst hergestellt. Frisch gewolftes hochwertiges Rindfleisch vom Kultmetzger „Glasstetter“, selbstgestanzte Pommes, eingelegte Zwiebeln und Gurken sowie hausgemachter Eistee unterstreichen den Wunsch nach „pure fresh flavour“.
Das Angebot ist übersichtlich. Fünf verschiedene Burgervarianten stehen zur Auswahl. Die 180 g schweren Pattys kommen entweder „englisch“, „medium“ oder „durch“ vom Grill. Je nach Gusto. Auch ein „Vegetarier“ hat sich zwischen die von der Karlsruher Bäckerei „Reinmuth“ gefertigten Brioche-Brötchen geschlichen. Ich orderte den „Purist“ (Burger ohne alles für 6 Euro) und ließ ihn mit ein paar Scheiben knusprigem Bacon (1 Euro Aufpreis) und eingelegten Gurken (0,50 Euro Aufpreis) zusätzlich bestücken. Der Bacon musste sein, das war ich dem Schinkengott „Glasstetter“ aus Malsch einfach schuldig. Meine Begleitung gelüstete es nach dem „Cheeseburger“ (8 Euro), der mit Schwarzwälder Bio-Käse, Zwiebeln und Gurken veredelt war. Dazu ein paar frische Fritten (3,50 Euro), die inklusive zweier Soßen offeriert wurden. Eine Rhabarberlimo (3 Euro) von der Manufaktur „Proviant“ aus Berlin-Kreuzberg komplettierte unsere Bestellung.
Wir setzten uns an einen der länglichen Holztische, die etwas an Biergarnituren erinnerten. Viel blankes, recht unbehandeltes Holz, das einfach nur lackiert wurde, bot hier die rustikale Unterlage für Teller und Gesäß. Zwei Stehtische waren gleich neben dem Eingang postiert. Auf jedem Tisch befand sich eine kleine Holzkiste mit Servietten, Besteck, Salz & Pfeffer sowie eine fermentierte Chilli-Sauce, die den lustigen Namen „Palzpepper“ trug und vom Pfälzer Kommunalpolitiker und Musiker Andy Becht aus Pfälzer Jalapeños, Chillis, Tomaten und Paprika hergestellt wurde. Ich war erstaunt. Da musste man erst nach Karlsruhe fahren, um so eine sensationell fruchtig-scharfe Chillisauce aus der heimatlichen Pfalz zu entdecken. Sachen gibt’s…
Die Einrichtung des kleinen Burgerladens wirkte sympathisch reduziert. Von der Decke baumelten Glühbirnen mit Lampenschirmen aus einfachen Einmachgläsern. An den Wänden zollte man den Machern der hier verwendeten Produkte eingerahmten Respekt. In Raummitte befand sich ein schlicht in Betongrau gehaltenes Waschbecken mit gebogenem Wasserhahn aus Messing. Den verschmierten Pommes- oder Burgerfingern konnte man hier gleich zu Seife rücken.
Mit Kreide stand an einer Tür geschrieben, dass man hier die Pommes-Portionen eher etwas kleiner hält, um das Wegschmeißen von Lebensmitteln zu minimieren. Ein guter und richtiger Gedanke, zumal man bei Bedarf einen kostenfreien Fritten-Nachschlag bekommt. Uns hat die Portion absolut gereicht. Nach angenehmer Wartezeit konnten wir sie zusammen mit unseren saftigen frisch zubereiteten Medium-Burgern am Tresen abholen.
Schon beim ersten Biss war er da – dieser reine, unverfälschte Fleischgeschmack, den ich in einem solchen Bulettenbröchen amerikanischer Provenienz schon gar nicht mehr vermutete und der schon fast aus meinem kulinarischen Gedächtnis verschwunden war. Zusammen mit dem kross angebratenen Speck, dem Salatblatt und der Gurke war das ein beeindruckendes Geschmackserlebnis, das sich auch gut mit dem Münchner Craft Beer vertrug. Klar wunderte ich mich über die fehlende Tomate, aber die hat nun mal bei uns im Winter keine Saison. Vielleicht liegt sie ja in der wärmeren Jahreszeit zwischen dem Patty und dem herrlich fluffigen Brioche-Bun.
Der Rindfleischsaft aus dem Patty tropfte ein wenig auf unsere frittierten Kartoffelstäbchen, denen man vorher noch nicht einmal die Haut abgezogen hatte. Warum auch? Die schmeckt auch frittiert ganz prima und ich wunderte mich an diesem Nachmittag nicht zum ersten Mal. Wir dippten die „Hausmannspommes“ in die kleinen Soßenschälchen und waren uns einig, dass wir hier noch öfters einkehren werden. Die Portionsgröße des Burgers war absolut ausreichend und wir verließen mit einem sehr angenehmen Bauchgefühl das „DeliBurgers“. Kompliment, Herr Möller, für dieses in sich stimmige Konzept, das mit hochwertigen Produkten aus der Region geschmacklich überzeugen konnte. Gerne wieder.
So langsam verliere ich den Überblick. Und dabei fing alles so harmlos an. Vor etwa zehn Jahren war die Welt eines „Fastfood-Junkies“ noch scheinbar in Ordnung. Der Schnell-Fleischesser mit Menü-Affinität hatte die Auswahl zwischen dem goldenen M und dem Buletten König. Beides stabile, wenn auch spätestens seit dem filmischen Super-Size-Me-Selbstversuch von 2004 etwas in Verruf geratene Franchise-Größen, die man kurz vorm Hungertod oder vorm alternativen Biss in den Döner hin und wieder mal aufsuchte – wenn auch nicht selten mit... mehr lesen
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"Hochwertige „Homemade-Burger“ und frische Fritten - dazu noch regional und nachhaltig produziert" marcO74So langsam verliere ich den Überblick. Und dabei fing alles so harmlos an. Vor etwa zehn Jahren war die Welt eines „Fastfood-Junkies“ noch scheinbar in Ordnung. Der Schnell-Fleischesser mit Menü-Affinität hatte die Auswahl zwischen dem goldenen M und dem Buletten König. Beides stabile, wenn auch spätestens seit dem filmischen Super-Size-Me-Selbstversuch von 2004 etwas in Verruf geratene Franchise-Größen, die man kurz vorm Hungertod oder vorm alternativen Biss in den Döner hin und wieder mal aufsuchte – wenn auch nicht selten mit
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Zeitsprung. Das am Ortsrand des schmucken Weinörtchens Gimmeldingen, dem Mekka für Mandelblütenenthusiasten, am Hang gelegene Lokal hört seit Anfang März diesen Jahres auf den Namen Moro und wird nicht mehr von den Netts betrieben. Ein Grund für den gastronomischen Rückzug der Familie lag sicherlich in der Person ihrer früheren Restaurantleiterin, die aus Altersgründen aufhörte. Vielleicht ist ja auch der charmanten Fernsehköchin, Rezeptsammlerin und Mutter zweier Kinder Susanne Nett (Sendung „echt gut! Klink und Nett“ im SWR) die Küchenleitung in Gimmeldingen schlichtweg zu viel geworden. Mit dem angeschlossenen Landhaus-Hotel und weiteren Gästezimmern wird es ihr und ihrem Mann Daniel auch in Zukunft bestimmt nicht langweilig.
Mit den beiden Betreibern der Zwockelsbrück, Sven Niederbremer und Pierre Hartung, hat man zwei erfahrene Nachfolger gefunden, die nun mit neuem Namen und Konzept das idyllisch gelegene Anwesen in der Gimmeldinger Meerspinnstraße 46 kulinarisch weiterführen. Da beide weiterhin im Zentrum von Neustadt ihre Gäste verwöhnen, wurde für das Moro eine junge Crew zusammengestellt. Diese soll nach den Vorgaben des Neustadter Erfolgsduos Niederbremer/Hartung die schon im Stammhaus funktionierende kulinarische Marschroute auch im benachbarten Gimmeldingen erfolgreich umsetzen. Wenn auch mit ein paar beabsichtigten Abweichungen. Doch dazu später mehr.
Mit Küchenchef Tobias Gräf aus Saarbrücken, der im dortigen Gästehaus Erfort (3 Michelin-Sterne) seine Kochausbildung absolvierte und danach gastronomisch um die halbe Welt tingelte, und Restaurantleiter Tobias Kuld, der schon im Deidesheimer Bistro 1718 sowie im Weißen Bock zu Heidelberg tätig war, hat man eine gesunde Mischung aus jung, aber sehr erfahren an Bord geholt. Ergänzt wird die „Tobias-Fraktion“ von drei weiteren festangestellten Helfern in der Küche und im Service.
Den norwegischen Restaurantnamen hat übrigens Sven Niederbremer aus seiner Heimat, der Hansestadt an der Weser, mitgebracht. Dort betrieb er vor ein paar Jahren im Ortsteil Walle sein erstes „Moro“ und schaffte mit einer kreativen, nordisch geprägten Regionalküche auf Anhieb sechs Pfannen im Restaurantführer Gusto. Das „Moro“, was ins Deutsche übersetzt „Spaß“ bedeutet, begeisterte damals die Bremer Genuss-Etage und so manch nordische Gourmetzunge denkt sicherlich heute noch ganz verzückt an diese Zeit zurück.
Apropos Spaß. Spaß machte mir schon die Informationsentnahme aus der übersichtlich und einladend gestalteten Homepage. Dort erfährt man so einiges über die gastronomische Philosophie der Betreiber. Starke Begriffe wie „Liebe“, „Herzblut“ und „Überzeugung“ werden als Basiselemente der dort zu erwartenden Gastfreundschaft genannt und stimmten mich neugierig. Natürlich musste ich im Vorfeld in der aktuellen Speisenkarte online schmökern, was meine Vorfreude auf den Besuch noch steigerte.
Die Karte ist – ganz in Zwockelsbrück‘scher Manier – sehr ausgesucht und übersichtlich gehalten. Genau wie im traditionsreichen Mutterlokal decken auch hier fünf Vorspeisen, sechs Hauptgerichte und drei Desserts die kulinarische Bandbreite ab. Vieles davon könnte auch direkt aus der Küche von Sven Niederbremer stammen, wenngleich im Moro die asiatischen Akzente viel stärker hervortreten.
Zusätzlich wird ein Menü in 4 oder 5 Gängen (56 bzw. 68 Euro) angeboten. Hier lassen sich auch einzelne Gänge vom À-la-carte-Angebot problemlos austauschen, was gegebenenfalls zu kleineren Preisaufschlägen führen kann. Pfiffig anmutende Standards, wie das aus der Zwockelsbrück bekannte, kurz geräucherte Onsen-Ei (10 Euro), werden im Moro fernöstlich interpretiert. Und das oft mit relativ einfachen Zutaten. Koriander, Shiitake-Pilze und Mie-Nudeln – fertig ist das Einmachglas im Asia-Style. Bei den Hauptgängen liegt der Fokus klar auf der Verwendung ausgesuchter Edelprodukte. Bresse Perlhuhn, wilder Steinbutt und Entrecôte bzw. Filet vom US Rind findet man auch nicht auf jeder Speisenkarte. Dass da die 30-Euro-Grenze für ein Hauptgericht durchbrochen wird, versteht sich von selbst.
Unser Tisch war auf 19 Uhr reserviert. Mit etwa zehnminütiger Verspätung trafen wir im Moro ein. Schon beim Gang durch den Hof des stattlichen Anwesens wurden bei uns Erinnerungen an das am letzten Wochenende stattfindende Mandelblütenfest wach. Da waren wir auf selbiger Terrasse zugegen und nach einem kleinen Plausch mit Herrn Hartung, ließ ich mir eine Scheibe gebratenen Saumagen schmecken. Es war mächtig was los und die aufgestellten Bierbänke reichten bei dem enormen Andrang kaum aus.
Bei unserer Ankunft am Freitagabend saßen noch ein paar Gäste (Hotelgäste?) draußen und genossen bei einem guten Glas Wein den für Ende März doch ungewöhnlich lauen Abend. Wie gerne hätten wir uns draußen nieder gelassen, aber leider wurde die Terrassensaison erst ein paar Tage nach unserem Besuch offiziell eröffnet. Bei nächster Gelegenheit wird die Open-Air-Feinschmeckerei an Ort und Stelle nachgeholt, da waren wir uns einig.
Von Restaurantleiter Tobias Kuld wurden wir freundlich in Empfang genommen, um unsere Jacken erleichtert und zu unserem Tisch geführt. Leider nicht der erhoffte Platz am Fenster mit Panoramablick. Ein bisschen zu sehr in der Raummitte war uns der Platz schon gelegen, aber sein größter Nachteil war das Fehlen einer Lampe. Da half auch das frisch angezündete Grablicht recht wenig. Für taugliche Fotos zu schießen war es im Gastraum ganz allgemein zu schummrig. Ich fragte die junge Servicedame nach einem Platz an der Sonne bzw. unter einer der Hängeleuchten und erklärte ihr mein fotographisches Anliegen. Und siehe da: das erste Glas Teinacher medium (0,75l für 5,50 Euro) war gerade eingeschenkt, da durften wir an einen Tisch direkt neben dem Thekenbereich wechseln und waren mit dieser Ortsverlagerung mehr als einverstanden. Besseres Licht, bessere Lage und erheblich bessere Akustik. Das machte alles viel angenehmer.
Beim Inspizieren der Räumlichkeiten fielen mir im Vergleich zum früheren „Netts-Betrieb“ keinerlei Veränderungen auf. Auf Nachfrage wurde mir das vom Service weitgehend bestätigt. Lediglich ein paar Bilder und ein stolzer Bonsai wären hinzugekommen. Das Gastromobiliar, bestehend aus massiven Tischen aus hellem Holz und leicht gepolsterten Metallstühlen mit Armlehne und Kunstlederüberzug, wurde von den Vorgängern übernommen. Auch für die in verschiedenen Grautönen gestrichenen Wände (hellgrau bis anthrazit) und die beidseitig verlaufende, hängende Lichtleiste mit Spots und zylinderförmigen Designerleuchten zeichnet sich die Familie Nett verantwortlich. Übrigens, der Umbau der Räumlichkeiten ist noch keine zehn Jahre her - warum also alles erneuern?
Ein kleiner Nachteil der hohen Decken ist die bei starker Auslastung etwas zu laute Akustik im Raum. Trotz der den mittleren Teil des Gastraumes durchziehenden Decke mit Schalldämmung war der Geräuschpegel – auch wegen eines besonders unangenehm auffallenden 4er Tisches im hinteren Bereich – zu hoch. Die gedimmte, von einzelnen Strahlern dominierte Atmosphäre im Inneren des Moro gefiel uns dagegen schon besser. Auch die Tatsache, dass zwischen den Tischen genügend Abstand gelassen wurde, nahmen wir positiv auf. Die 2er- bzw. 4er-Tische gruppieren sich um zwei zentrale Raumelemente. Eine größere Tafel, an der bis zu 8 Personen Platz finden würden, und eine ebenfalls in hellem Holz gehaltene Anrichte mit spirituellem Depot, Gläservorrat und Speisenkartenfundus sorgten für eine angenehme Leere im Zentrum des Restaurants. Der an diesem Abend verwaiste „Chef’s Table“ diente als hervorragender Platz zum Abstellen der Weinkühler. Ansonsten wird er in erster Linie vom Personal oder für das Frühstücksbuffet genutzt, versicherte mir die Bedienung. Darüber befand sich eine originelle Lampenkonstruktion aus nach unten hin immer kleiner werdenden, goldfarbenen Schalen, die sich gegenseitig anstrahlten und dadurch ein angenehm indirektes Licht verbreiteten. Zur dezent asiatischen Ausrichtung der Speisen passte das schon irgendwie. Und zum güldenen Streifen, der die komplette Rückwand durchzog, natürlich auch. Dunkelgestrichene Stützpfeiler aus Holz fungierten raumteilend und komplettierten zusammen mit mehreren Weinkühlschränken und der langen Theke das zeitlos-moderne Ambiente.
Wir bekamen Speisen- und Weinkarte gereicht. Die Frage nach einem Aperitif war mit der Flasche Wasser schon hinreichend beantwortet. Aber ein Fläschchen Pfälzer Wein sollte es an diesem Abend schon sein. Bei den offenen Kreszenzen fand ich das Angebot im Low-Price-Segment etwas dürftig. Der günstigste Vertreter, die Riesling Exklusiv-Abfüllung „Zwockelsbrück“, checkte bei 6,20 Euro für das „falsche Viertel“ (=0,2 l) ein, während man für die Erste Lage vom Gimmeldinger Biengarten Riesling des ortsansässigen VDP-Weinguts Christmann 17 Euro berechnet. Schade, dass hier den jungen wilden Pfalzwinzern nicht noch mehr Spielraum gegeben wird. Hier sehe ich in der Weinkarte noch Entwicklungspotenzial, zumal es der jungen Crew des Moro gut zu Gesicht stehen würde, wenn man sich mit wechselnden Monatsweinen noch stärker am Puls der Zeit befände.
Ganz anders sieht es beim Flaschenweinangebot aus. Neben amtsbekannten Größen wie Reichsrat von Buhl, Bürklin-Wolf und Christmann finden sich in der mit viel Bedacht und Sachverstand zusammengestellten Auswahl auch einige regionale Entdeckungen. Das keine 50 Meter auf der anderen Straßenseite entfernt liegende Weingut Ohler oder der Neustadter Weinimpresario Oliver Zeter seien beispielhaft genannt. Freunde südafrikanischer Weine profitieren vom Faible des Herrn Niederbremer, das er sich während seiner Zeit als Küchenchef im Restaurant des 5-Sterne-Hotels „Westcliff“ in Johannesburg aneignete. Wo stehen schon südafrikanische Naturweine wie der „El Bandito“ (Chenin Blanc) von Testalonga oder der Fryer’s Cove Sauvignon blanc auf der Karte? Und das in einer Weißweinregion wie der Pfalz. Chapeau!
Unsere Entscheidung fiel aufgrund der Fischdominanz beim Essen auf einen Weißwein aus der Region. Die Cuvée „Blütenrausch“ von Johann Ohler aus Gimmeldingen (23 Euro die Flasche) schien uns in Anbetracht des rosa erblühten Örtchens die passende Weinbegleitung zu sein. Die unerwartet blumige Weißburgunder-Chardonnay-Cuvée erwies sich als echter Volltreffer und wurde von uns bis auf den letzten Tropfen geleert. Ob sie jetzt eher nach Melone, Aprikose oder Zitrone geschmeckt hat, sollen Fachzungen entscheiden. Zu unseren Gerichten hat sie jedenfalls toll harmoniert.
Womit wir beim Essen angelangt wären. Bescheiden wie man mich kennt, orderte ich das 5-Gang-Menü (68 Euro) mit ein paar zusätzlichen „Schikanen“. Als Suppenkasper verzichtete ich auf das Stunden-Ei aus der Onsenquelle und wollte stattdessen die Schaumsuppe von der Frühlingszwiebel (hier Frühlingslauch genannt) als zweiten Suppengang nach dem Muschelschaumsüppchen mit Blutwurst und Mini-Jakobsmuscheln haben. Auch der eigentliche Hauptgang, das Bresse-Perlhuhn mit Topinambur, machte mich aufgrund seiner Trüffelsauce nicht so an. Gegen einen Aufpreis von 10 Euro ersetzte der wilde Steinbutt das Bresse-Huhn beim Hauptgang. Alles kein Problem im Moro. Meine Begleitung, die nur Vor- und Hauptspeise bestellte, unterstützte mich bei meiner Menü-Bewältigung und tauschte eifrig mit mir aus.
Nach ein paar Scheiben frischem Brot von einer regionalen Bäckerei im näheren Umfeld von Gimmeldingen und einem dazugehörigen frischen Zitronen-Schmand-Dip als Amuse wurden die ersten Speisen aufgetragen. In einer schwarzen Keramikschüssel wurde der Glasnudelsalat „Moro“ mit karamellisiertem Schinkenspeck und Tom Yum Garnele für meine Begleitung serviert. Zeitgleich der auf Gurken-Ingwer-Salat thronende Teriyaki-Lachs, der mein Menü eröffnete. Dieser lag auf einem rechteckigen, flachen, ganz in grau gehaltenen Tonteller, auf dessen spröder Oberfläche sich die kleine „Esslandschaft“ erstreckte. Neben verschiedenen kleinen Tupfern, die mit süßen bzw. sauren Aromen den hauchzarten, auf den Punkt gegarten Lachs ergänzten, befanden sich noch geflämmte Apfelquader auf der eher unorthodoxen Keramik. Asia meets Northern Europe. Der Gurken-Ingwer-Salat war wohl das beste Beispiel dafür. Schon hier offenbarte sich die kulinarische Philosophie des Moro mehr als deutlich. Der aromatische Spannungsbogen wurde primär von süßen, säuerlichen und pikanten Akzenten aufrechterhalten. Zusammen mit einer gehörigen Brise Umami – hier in Form einer selbstgebackenen Hippe aus Nori-Algenblättern – ergab das ein sehr abwechslungsreiches Geschmacksbild, bei dem belebende Frische auf anregende Würze traf.
In Sachen Umami stand der reisessigsaure Glasnudelsalat meiner Begleitung dem Teriyaki-Lachs in nichts nach. Herausragend hier: der karamellisierte Bauchspeck. Selten so etwas Leckeres vom Schwein gegessen! Der Vorspeisentausch am Tisch hatte sich allein deshalb schon rentiert. Etwas Frühlingszwiebel gab dem Ganzen den frischen Dreh, die Tom Yum Garnelen brachten einen Hauch von Zitronengras in die Asia-Schüssel. Die leicht pikante Säure des Dressings ging mit den übrigen Ingredienzien eine vollaromatische Liaison ein, die uns begeisterte.
Mein zweiter Teller in der Menüfolge nannte sich Muschelschaum mit gegrillter Blutwurst und kleinen Jakobsmuscheln und hätte auch unter dem Titel Muschelsuppe mit gebratener Bluns (= Grieweworschd) firmieren können. Die maritime Suppe hatte viel frische Säure, die von der erdig-deftigen Blutwurst gut ausgeglichen wurde. Die Mini-Jakobsmuscheln gingen dabei leider geschmacklich komplett unter. Da half auch die kleine Wakame-Algen-Kolonie, die als Booster fürs Meeresaroma fungierte, recht wenig. Zu dominant war die salzig-säuerliche Muschelbrise, zu prägnant die kräftige Schwarzwurst. Dennoch ein Suppengang, der die Geschmacksrezeptoren neu justierte.
Hätte ich es doch beim Onsen-Ei belassen, dachte ich mir schon beim ersten Löffel von der Frühlingslauchschaumsuppe. Da war wohl beim Abschmecken etwas komplett schief gelaufen. Das Süppchen war brutal versalzen. Und auch von ihrer Konsistenz her war sie zu dickflüssig geraten. Mit der nordisch-asiatischen Leichtigkeit der vorherigen Gänge hatte dieser Teller wenig zu tun. Mir blieb nur die Flucht in die Reklamation. Die Dame vom Service reagierte verständnisvoll und nach ca. 5 Minuten brachte mir Chefkoch Tobias Gräf eine feinwürzig nach Frühlingszwiebeln duftende, mit geflämmten Saiblings-Stückchen garnierte, frisch aufgeschäumte Suppe, die tadellos mundete. Der sehr sympathische Küchenchef entschuldigte sich für den Würz-Fauxpas, erklärte mir kurz, wie es dazu gekommen war und ließ mich meinen dritten Gang vom Menü genießen. Ich war beeindruckt, wie konstruktiv und souverän man hier im Moro mit Kritik umging. Und das sowohl beim Service, als auch bei der Küchencrew. Kompliment, macht bitte weiter so!
Weiter ging es auch in der Menüfolge. Unsere beiden Hauptgänge standen ja noch aus. Umgeben von einem „Meer“ aus Zitronengrasschaum „trieb“ die Erbsenpüree-Insel inklusive ihrer „Bewohner“, den Zuckerschoten, den von ihren Hülsen befreiten jungen Erbsen, den dünn gehobelten Radieschenscheiben, der Algenschicht sowie dem wilden Steinbutt obenauf, einsam und allein auf meinem Teller. Der Edelfisch hatte genau den richtigen Gargrad erwischt. Die Frische vom Zitronengras und der leicht mehlige Geschmack des Erbsen-Trios ergänzten sich dabei gut. Die Tranche vom Plattfisch war bewusst zurückhaltend gewürzt, um das feine Aroma nicht zu erdrücken. Ein eher nordisch geprägter Hauptgang, dessen Portionsgröße passte und der eine in sich stimmige Komposition darstellte.
Der in Sesam gebratene Winterkabeljau mit Rote-Beete-Risotto und Wasabi-Schaum meiner Begleitung war nun wahrlich nichts für Rotgrünblinde. Der erdige, mit Spinatblättern verfeinerte Risotto leuchtete zwischen einem stattlichen Skreifilet, den crunchy Wasabicräckern und der ihn umgebenden grünen Gischt hervor. Optisch eine Augenweide und geschmacklich vom Allerfeinsten oder wie der Purist es nennt: einfach, aber wirkungsvoll.
Ähnliches galt auch für das abschließende Dessert, das wir zusammen aus dem Einmachglas löffelten. Klar erinnerten wir uns da sofort an jenes in der Zwockelsbrück. Hier war es die Kombi aus dunkler Schokocrème, Sauerrahmeis, geschmortem Rhabarber und Pistazienbrösel, die mit wohldosierter Süße und textureller Abwechslung zu gefallen wusste.
Nach diesem abwechslungsreichen Mahl, dessen kleinere Unwägbarkeiten von Service und Küche im Handumdrehen beseitigt wurden, entließ uns Restaurantleiter Tobias Kuld nach einem netten Plausch in die laue Gimmeldinger Nacht. Die hohe Qualität der verwendeten Produkte und ihre sorgfältige, schnörkellose Zubereitung machen das Moro zu einem Ort des guten Geschmacks. Der phänomenale Ausblick von der Außenterrasse zu einem Erlebnis.