"Traditionelle Gastlichkeit"
Geschrieben am 07.03.2022 2022-03-07 | Aktualisiert am 08.03.2022
"Mittagsrast vor der Weinprobe"
Geschrieben am 12.08.2021 2021-08-12 | Aktualisiert am 12.08.2021
"Genussvoller Abend mit Freunden!"
Geschrieben am 18.10.2020 2020-10-18 | Aktualisiert am 18.10.2020
"Ideenreiche Küche abseits Pfälzer Weinstubenseligkeit......"
Geschrieben am 08.09.2020 2020-09-08 | Aktualisiert am 09.09.2020
"Nicht nur ein Notnagel!"
Geschrieben am 07.09.2020 2020-09-07 | Aktualisiert am 08.09.2020
5 Adressen gibt es in Leinsweiler, 4 sind beschrieben, 3 von den beschriebenen habe ich schon besucht. Kollege MarcO hat den Zehntkeller schon beschrieben, also fiel mal meine Wahl auf den weißen Fleck auf der GG Karte von Leinsweiler. Das Hotel und Restaurant Rebmann. Ein wenig hatten wir schon mit der Küche Bekanntschaft schließen können, denn bei verschiedenen Veranstaltungen des von uns regelmäßig besuchten Weingutes Siegrist in Leinsweiler sorgt die Familie Rebmann für das leibliche Wohl. Unkompliziert wurde per Mail eine Reservierung für uns 4 am Freitagabend vereinbart.
Um kurz vor 19 Uhr machten sich also vier hungrige Weineinkäufer auf den kurzen Weg von Lauras Weinherberge zur Familie Rebmann. Es bedurfte bei allen dringend der Zufuhr von fester Nahrung, nachdem uns der Freitag den Rhein entlang nach Süden geführt hatte. Der Einkauf hatte in Wolfsheim/ Rheinhessen begonnen, und über eine wohlbekannte Weinadresse im pfälzischen Laumersheim waren wir schließlich mit Hunger in Leinsweiler angekommen.
Das Haus liegt etwas beengt an der Bürgersteiglosen und schmalen Durchgangsstraße von Leinsweiler. Man bezeichnet sich als Vin Au Rant, schönes Wortspiel, dass hinweisen soll auf eine hoffentlich anspruchsvolle Kombination von Speis und Wein. Was das Angebot betrifft, muss man sich als Erstbesucher überraschen lassen, denn auf der HP wird nichts veröffentlicht.
Tritt man durch das große Tor, dass den alten Winzerhof zur Straße öffnet, blickt man auf einen Innenhof, in dem eine große Kühltheke mit Kuchen die Blicke auf sich zieht. Nachmittags am Wochenende versorgt Rebmann die hungrigen Pfälzer und ihre Besucher mit Kaffee und Kuchen. Zur Linken geht es eine Treppe in den alten Weinkeller hinunter.
Seniorchefin ist Frau Rebmann, die trotz fortgeschrittenem Alter noch nicht an Rente denken mag, wie uns Frau Stübinger in ihrer Herberge berichtet hatte. Frau Rebmann nahm uns also am Treppenabsatz in Empfang und wies und den Weg in den Gastraum.
Wir hatten freie Wahl, der Gastraum war leer, wir würden über den Abend auch die einzigen Gäste bleiben. Das Rebmann hatte gerade erst nach einer mehrwöchigen Schließung wieder eröffnet. Frau Rebmann überreichte uns die Karten und empfing eine erste Bestellung für eine große Flasche Wasser. Die Karte besteht aus zwei Seiten einer etwas gehoberen Küche mit Vorspeise, Hauptgericht und Dessert. Dahinter noch zwei Seiten mit allseits bekannten Pfälzer Klassikern rund um Saumagen, Knödel, Bratwurst und Sauerkraut. Wir würden schon was finden. Ebenso reichte uns Frau Rebmann noch die wohl sortierte Weinkarte. Ein Chardonnay und ein Riesling aus der Pfalz begleiteten uns durch den Abend.
Die beiden Damen hatten gehofft, die von Frau Stübinger hoch gelobte Mandelsuppe probieren zu können, leider gab es die noch nicht. Statt dessen orderten die beiden eine Süßkartoffelsuppe mit gerösteten Kichererbsen als crunchige Einlage. Beide Damen waren nach erster Enttäuschung von der Alternative angetan und hoben den Daumen. Der gute Freund zu meiner Rechten hatte wirklich Hunger und traute sich zu, schon die Vorspeise aus der Klassikerkarte zu wählen.
Man kann es sich denken, in der Pfalz wird ein Wurstsalat als Solo-Essen serviert und so hatte er gut zu tun mit seiner Wahl. Auch ohne den großen Berg schön säuerlich angemachter Fleischwurst wäre der Teller für eine Vorspeise gut gefüllt gewesen. Aber so war das eigentlich viel zu viel. Anfängerfehler in der Pfälzer Küche! Passiert ihm nicht wieder. Meine Wahl war ein Auberginen-Linsen-Salat.
Paprika, Kohlrabi und Ziegenkäse verriet die Karte auch noch als Zutaten der Vorspeise meiner Wahl. Ebenso wie die Suppe war auch dieser Teller als Vorspeise dimensioniert. Ein schmackhafter Linsensalat fand sich darauf, mit viel frischen Komponenten und einer guten Vinaigrette. Dazu Ziegenfrischkäse und crunchige frittierte Auberginenscheiben. Auch ich war mit meiner Wahl zufrieden. Frau Rebmann fragte die Wartezeit zu den Hauptgängen ab und perfekt getimed kamen die an den Tisch.
Mein Freund fuhr einen Frontalangriff auf die Pfälzer Küche (und die Aufnahmefähigkeit seines Bauches). Er hatte sich Kalbsfrikadellen in Meerrettichsauce auch aus der Klassikerkarte bestellt. Um auch wirklich satt zu werden, gab es dazu noch eine große Schüssel Kartoffeln. Optisch schlicht war das, aber geschmacklich, ich durfte Sauce und Frikadelle probieren, wirklich ein Genuss. Ich machte mir Gedanken, wie der Freund den Weg zurück zur Herberge schaffen würde nach dem Verzehr dieses zweiten üppigen Tellers. Auch seine Frau hatte Appetit.
Auch für sie ein Gericht aus der Klassiker Karte. Dort war Kartoffel in Ei verkündet worden. Die Küche servierte ein Omelette, in das Bratkartoffeln mit Kürbis und Gemüse eingeschlagen waren. Auch das ein Gericht, dass wohl ursprünglich den Winzer nach einem Tag Wingert-Arbeit nachhaltig sättigen soll. Aber sie schaffte es auch den Teller zu leeren und war sehr zufrieden. Die Wahl meiner Frau war etwas filigraner.
Seeteufel Medaillon unter Kastanienkruste mit Rote-Beete-Risotto hatte meine Frau sich als Hauptgericht erwählt. Schlicht, aber bunt hatte die Küche den Teller geschickt. Und der Gesichtsausdruck meiner Frau verriet Zufriedenheit mit ihrer Wahl. Bleibt noch meine Wahl, auch aus dem "Nicht-Klassiker" Bereich der Karte.
Rosa gebratene Lammhüfte auf Rosmarinjus hatte ich Frau Rebmann auf den Block diktiert. Schon als der Teller vor mit stand, war ich glücklich! Bei dieser Optik kann schon mal nicht mehr so viel schiefgehen, dachte ich mir. Ein schönes Ratatouille begleitete die Tranchen vom Lamm, perfekt rosa und zart gegart waren die. Darunter eine sehr gut gelungene Jus.
In dieser Jus badeten dann die wirklich tollen Pommes Dauphine. Ein schönes Lammgericht hatte die Küche mir serviert. Ich war auch nach dem Verzehr sehr zufrieden. Nach den Hauptgängen fragte Frau Rebmann nach einem Dessertwunsch. Zu meiner Rechten wurden in dieser Beziehung die Segel gestrichen, da ging nur noch ein Kaffee. Gegenüber wurde ein Dessert aus der Karte bestellt.
Mohn Panna Cotta mit Holunderblüten war die abschließende Wahl der Freundin. Meine Frau und ich hatten ein bisschen Patisserie Handwerk bestellt. 100 Gramm Trüffel offerierte die Karte.
Und weil der Kaffee dann noch mit einer kleinen Crème brûlée kam, waren wir wirklich alle sehr satt nach dem finalen Gang.
Und ich kann zum Fazit des Freitagabend im Hotel-Restaurant Rebmann kommen. Das Restaurant liegt etwas versteckt hinter dem Torbogen an der Hauptstraße von Leinsweiler. Aber wenn man dann mal drin ist in den etwas unterirdisch gelegenen Gasträumen, kann man sehr ordentlich speisen. Und hat die Wahl zwischen etwas feinerer, gehobener Küche oder Pfälzer Klassikern. Küche und Service agieren auf hohem Niveau. Auch in dieses Restaurant kann man ohne Bedenken einkehren.