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Über das ganze Drumherum des feudalen Anwesens hat sich der wortgewaltige Vorrezensent bereits in epischer Länger ausgelassen. Auch den jungen, teilweise stoisch agierenden Servicemitarbeiter im Heavy-Metal-Shirt hat dieser ausreichend gewürdigt. Da uns dieser beim ersten Besuch auch beehrte und wir die nahezu gleichen Erfahrungen mit ihm machten, kann ich die diesbezüglich kolportierten Schilderungen des GG-Kollegen nur bestätigen.
Das Gasthaus ist riesig und bietet Platz für ganze Busladungen voller Touristen und Pilger.
Das feudale Anwesen
Die auf dem „Heiligen Berg“ von Oberelchingen thronende, ehemalige Klosterkirche St. Peter und Paul – ein Wallfahrtsort nicht nur für Fleischgesinnte – liegt schließlich nur einen Steinwurf von den Klosterbräustuben entfernt und kann im Rahmen eines kleinen Verdauungsspaziergangs nach dem Essen problemlos zu Fuß erkundet werden.
Bei unserem ersten Besuch saßen wir in der rund 70 Sitzplätze fassenden Stube direkt am Fenster und blickten auf das geschäftige, sonntägliche Treiben zwischen dem Ausschanktresen und der dahinter befindlichen Küche.
Die rustikale Stube
Hier inmitten der bayrisch-schwäbischen Provinz, wo der Herrgottswinkel deutlich sichtbar über der Theke hängt und man mit einem herzlichen „Grüß Gott“ begrüßt wird, scheint die Gasthauswelt noch halbwegs in Ordnung zu sein.
Klassisches Wirtshausambiente
Die Preise waren es auf jeden Fall, wie mir der Blick in den übersichtlich angelegten Schmankerlkatalog gleich verriet. Die nicht nur in Solingen gerne weggelöffelte Flädlesuppe bekommt man hier noch für anständige 4,80 Euro. Und auch der legendäre Klosterbraten mit Biersoße und Semmelknödel sprengt mit 14,80 Euro keinesfalls das Urlaubsbudget. Jener kam an diesem Sonntag frisch aus dem Ofen, wie die Empfehlungstafel neben der Eingangstür frohlockte.
The legendary "Klosterbraden"
Da gab es bei mir und meiner Frau dann auch kein langes Überlegen. Der wurde zweimal geordert, gegessen und – wen wundert’s – für „sau“gut befunden.
...einfach mal Schwein haben!
Außen knusprig, innen saftig. So lasse ich mir köstlich marinierte Stücke vom Schweinekamm gerne gefallen. Mit einem stattlichen Semmelknödel ausgerüstet, war das auch von der Portion her eine völlig ausreichende Hausmannköstlichkeit, deren leichte Kümmelnote sich mit der dunklen Biersoße ins beste Benehmen setzte.
Schweinebraten mit Natur-Biersoße und Semmelknödel
Der kleine Beilagensalat, den sich meine Gattin noch dazu bestellt hatte, beruhigte ihr grünes Gewissen und kündete von frischem Blattwerk und soliden Rohkostbarkeiten (Weiß- und Rotkraut, Karotte, Gurke).
Beilagensalat
Die Jüngste am Tisch machte derweil Bekanntschaft mit der teiggewordenen „Biene Maja“ (4,80 Euro). So jedenfalls nannte man in den Klosterbräustuben Spätzle mit Rahmsoße in der Kinderportion.
Ein großes Glas (0,4l) Augsburger Mineralwasser der Marke „Mozartquelle“ erfrischte ganz „fortissimo“ für nachvollziehbare 3,50 Euro, die kleine Apfelsaftschorle für unser Töchterchen (Lieblingsgetränk) kam in der 0,2l-Version auf den gleichen Preis. Mein Radler (0,3l für 3 Euro) war mit Bier von Augsburger Riegele Brauerei gemischt und genau das Richtige zur deftigen Schwabenkost.
Bei unserem Halt auf dem Rückweg – auch wieder an einem Sonntagmittag – platzierte man uns im nicht minder rustikal eingerichteten Nebenzimmer, das sich an die Stube anschloss. Auch hier war ganz schön was los. Der gute Ruf der Klosterbräustuben, in denen von 11.30 Uhr bis 21.30 Uhr durchgehend warme Küche angeboten wird, schien – dem Dialekt nach zu urteilen – auch bei vielen Gästen aus der näheren Umgebung Gehör zu finden.
Eine größere Gesellschaft feierte am Nebentisch, der zu einer längeren Tafel gestreckt war, Geburtstag. Die Stimmung war „typically wirtshauslike“ und wir fühlten uns mittendrin statt nur dabei. Einfach schön, wenn um einen herum zünftig zugelangt wird. Da kommt der Appetit von ganz allein.
Diesmal stand Kalbsrahmbraten mit Spätzle (21,80 Euro) auf der Schiefertafel mit den Tagesempfehlungen und natürlich griff ich den Vorschlag des Tages aus der Küche gerne wieder auf. Meine Frau wagte sich indes an das Bierkutschergeröstel (14,80 Euro) aus dem Standardrepertoire des von Otto Schweizer und Claudia Baumeister geführten Traditionsbetriebes. Unsere Kleine schulten wir in Sachen Mundraub, denn sie durfte Bekanntschaft mit einem kindgerechten Räuberteller machen. Ihr Hunger hielt sich jedoch in Grenzen.
Da mir ein wenig Koffein ganz guttat, tauschte ich diesmal den Radler gegen eine große Cola (0,4l für 4,20 Euro) ein. Die Mädels blieben stoisch bei Mineralwasser und Apfelsaftschorle. Cola ist für mich als notorischer Kaffeeverweigerer eine seltene, aber nicht ihre Wirkung verfehlende Alternative zum heißen Filtergetränk. Würde ich sogar öfter trinken, wenn da nicht der hohe Zuckergehalt wäre.
Auf dem Geröstel-Teller meiner Herzensdame ging es herzhaft zur Sache.
Das Bierkutschergeröstel
In der Pfanne gegrilltes Schweinebratenfleisch (vom Nacken) kam mit Speck, Zwiebeln und Kartoffeln vermengt und mit reichlich Biersoße süffig unterfüttert auf die Platte. Dem nicht genug, besetzte ein ansehnlicher Sauerkrauthügel ein gutes Viertel der üppig gefüllten Spachtelunterlage.
Der alten Liebe der Deutschen zu reichlich Soße wurde hier mit Nachdruck entsprochen. Meiner Gattin war das dann aber doch ein „Bisschen“ zu viel des guten Schweinespecks. Ein Teil dieses großzügig portionierten Schwabenstreichs ging an ihren Ehemann, der mit seinem angenehm durchwachsenen Stück vom Kalbsrahmbraten auch keine einfache Fleischaufgabe zu bewältigen hatte.
Kalbsrahmbraten mit Spätzle
Zumal auch hier die Soßenkelle großzügig zum Einsatz gekommen war. Die wahrscheinlich aus der Massenteigwarenhaltung stammenden Spätzle taten geschmacklich wenig zur Sache und stellten sich ganz in den Dienst der Sättigung.
Ein echtes Schwabenschmankerl!
Diese war auch bald erreicht, weshalb auf einen süßen Nachtisch dankend verzichtet wurde. Dem Ruf der heimatlichen Pfalz folgend, verließen wir gut gestärkt dieses sympathische Gasthaus, das uns zweimal mit deftiger Hausmannskost versorgte. Unser Fleischhunger war danach für ein paar Tage gestillt.
Die Klosterbräustuben sind eine gutbürgerliche Alternative zu den üblichen Tank- und Rastgesellen. Genügend Hunger ist hier jedoch allererste Einkehrpflicht, denn die Portionen sind nicht gerade schüchtern. Der Service tut sein Bestes und das etwas altbacken wirkende Wirtshausambiente kann mit sympathischer Provinzialität punkten.
Sollte uns auf der Fahrt in den diesjährigen Pfingsturlaub, der uns mal wieder in den Bregenzerwald führen wird, der Sinn nach handfester Hausmannskost stehen, würde ich bei Oberelchingen sofort wieder den Blinker setzen und in den Klosterbräustuben zu Mittag essen.