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Das riesige Lokal hat die Ausmasse einer Industriehalle und ist mit gediegenem, gülden glänzendem, holzlastigem Pseudorustikalambiente möbliert. Rotlicht existiert nicht, dafür ein auffallender „Kronleuchter“ aus Bierflaschen. Ein Ärger, dass ich keine Fotos vom Interieur vorzuweisen habe – der Abend bot zu viel Ablenkung und Gespräche, so dass ich meine Dokumentationspflichten fast vergessen hätte. Der Ulm-Besuch ist einem Wiedersehen mit einem ehemaligen Schulfreund gewidmet, den es schon vor langer Zeit hierher verschlagen hat und der uns das „Barfüßer“ wärmstens ans Herz legt (ein bisschen wie bei manowar02). Den sorgsam vorab reservierten Vierertisch müssen wir jedoch spontan canceln, weil unsere jeweiligen Hälften durch Unpässlichkeiten verhindert sind. Ein glücklicher Umstand, denn so wird uns zufällig ein ruhiger, abseitiger Zweiertisch am Rande zugewiesen. Hier kommt der Service zwar seltener vorbei, doch man ist auch etwas von der offenkundigen, lautstarken Feierlaune der abendlich einfallenden Freundestruppen geschützt.
Auch vor diesem Brauhaus hat der Zeitgeist nicht Halt gemacht. Auf der Karte findet man unter anderem die derzeit unvermeidlichen Bowls oder einen Alm-Burger mit Fritten, aber auch Traditionelles wie eine Flädlesuppe, Ochsenbäckchen mit Spätzle, Schweinshaxe mit Semmelknödeln oder Münchner Weisswürste. Ob das Motto „traditionell, regional, hausgemacht“ immer so eingelöst werden kann, ist allerdings zu bezweifeln. Auch wir schwächeln an diesem Abend etwas. Wir wählen daher nur den Schweizer Wurstsalat (9,90 Euro) und die Allgäuer Kässpätzle (14,90 Euro). Der Freund versucht mir das hiesige Kellerpils schmackhaft zu machen, aber ich kapriziere mich doch eher auf das überschaubare, aber überraschend attraktive Weinangebot. Juhu, es gibt sogar eine Weisswein-Cuvee vom Bodensee-Winzer Aufricht im Angebot. Auch die hauseigenen Spirituosen würden mich locken, doch am Ende unseres Besuchs vergesse ich sogar das…
Die Wurstsalat-Portion ist üppig, mit einer soliden Mischung aus Lyoner, Käsestreifen und Gürkchen, lediglich an den Zwiebeln wurde etwas gespart. Aber vielleicht konnten die Vorräte diesem österlichen Ansturm nicht mehr standhalten? Die Spätzle hingegen sind eindeutig nicht hausgemacht, zudem breiweich gekocht und eher etwas für zahnlose Greise. Nur der Beilagensalat kommt artig frisch und knackig daher. Der durchweg jugendliche Service ist auf Freundlichkeit getrimmt, steht jedoch sichtlich unter Druck und hat einiges wegzuschaffen. Einige Tischreihen weiter hat eine Gruppe ihre eben verlassenen Plätze so hinterlassen, als ob Kämpfe stattgefunden hätten. Es ist ein Wunder, wie das Schlachtfeld binnen weniger Minuten wieder manierlich hergerichtet werden kann. Meine Hochachtung an das Serviceteam! Aber personell scheint man hier wirklich gut besetzt zu sein. Auch die Toiletten sind tipptopp und in bestem Zustand.
Wie ich gesehen habe, bedient das „Barfüßer“ inzwischen mehrere Standorte und könnte sich zur beliebten Kette entwickeln. Für mich sah es sehr nach Massenabfertigung aus. Doch die Gäste bestimmen – und offenbar amüsieren sich die meisten sehr gut. Ich selbst werde eher nicht ein zweites Mal kommen.