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Für die Nacht von Sonntag auf Montag also war ich in Siebeldingen und hatte bei der Buchung mitbekommen, dass man einen kostenfreien Fahrdienst ins Restaurant Schneider in Dernbach anbieten würde. Das wurde natürlich gleich mit gebucht, denn Siebeldingen hat bis auf das "Tischlein deck dich" kulinarisch nicht allzu viel zu bieten. Und dieses Restaurant war zu meiner Anwesenheit im Sommerurlaub. Grund für das attraktive Angebot des Hotels sind familiäre, ein Sohn der Besitzerfamilie führt das Hotel. Ich fand mich also um 18:30 Uhr auf dem Hotelparkplatz an diesem Schild ein.
Und pünktlich um halb sieben holte eine junge Dame (Tochter der Besitzerfamilie) mich ab und fuhr mich recht zügig nach Dernbach. Hier war ich ja schon mal. 2013 war Dernbach Übernachtungsort auf unserer Wanderung auf dem Pfälzer Weinsteig. Das Dorf liegt wunderschön im Tal entlang einer langen Hauptstraße. Mittendrin wurde ich vor diesem Haus gebeten auszusteigen.
Drinnen im Gastraum empfängt einen eine rustikale Gaststube, eher alpin mit hellem Nadelholz gestaltet, sehr altbackenes Ambiente. Leider war der Gastgarten entgegen meiner Hoffnung nicht geöffnet und so empfing mich der Service im Gastraum und geleitete mich zu diesem Tisch.
Ein besonderes Highlight in diesem Restaurant ist die Weinkarte, die sich online auf der Homepage einsehen lässt. Und natürlich hatte ich die Augenschein genommen. Was sich dort an Angebotsbreite und Jahrgangstiefe entdecken lässt, ist schon äußerst verlockend. Ein Plan reifte in mir, der es aber verhinderte, einen Aperitif zu bestellen. Stattdessen landete nach der entsprechenden Frage des Service mit einer Flasche Wasser diese Flasche Wein auf meinem Tisch.
Frontansicht
Bernhard Koch aus Hainfeld ist bekannt für seine Spätburgunder und insbesondere den Reserven aus dieser Rebsorte. So war dieser gut abgehangene Wein eine Wahl, der ich nicht widerstehen konnte, und die ich über meine Speisenfolge auch keinesfalls bereute. Das Gläserwerk, in das der Wein eingeschenkt wurde, konnte in seiner Qualität auch mithalten. In diesen Aspekten deutete sich schon an, welche gehobenes kulinarisches Niveau man hier anbieten möchte. Speisewahl war dann auch recht schnell durch, auch die Speisekarte lässt sich auf der HP einsehen. Ich bestellte das Menü in vier Gängen. Zuerst ein paar Grüße der Küche.
Geräuchertes Olivenöl aus Spanien, sehr ungewohntes Aroma.
Das Brot dazu, okay, aber nicht umwerfend gut. Zwei Sorten Salz, mit Kräutern und pur. Dann das Amuse Gueule.
Eine Praline mit einer Reh-Farce gefüllt. Ausgebacken in Öl hat ein Gericht ja immer ganz viel Umami, viel Crunch mit saftigem Inneren bereitete natürlich Freude. Der parallele Gurkensalat brachte mit mutiger Säure und Süße die nötige Frische in diesen Gang. Ich hatte den Wein im großen Burgunderglas ordentlich kreisen lassen und mit dem ersten Schlucken ging es in das eigentliche Menü.
ZWEIERLEI VOM YELLOWFIN THUNFISCH mit AVOCADO | MANGO | GURKE | CHILLI war der erste Gang betitelt. Links pur serviertes Sashimi vom Filet, der magerste Teil vom Thunfisch. Sehr gute Qualität, wobei meine Präferenzen in Sachen Thun inzwischen eher Richtung Bauch (Otoro) gehen. Cremes neben dem Thun gaben die nötige Fettigkeit mit, und auch Schärfe, sowie etwas Süße und Frische von der Gurke. Ein Chip gab Crunch dazu. Rechts ein etwas unauffälligere Rolle aus Zucchini oder / und Gurke mit Tatar vom Thun. Mittig eine recht dominant süße Mango-Sauce, die immer die Gefahr brachte, alles andere zu überdecken. Optisch ein Highlight, geschmacklich nicht ganz zu Ende gedacht, auf Grund der guten Zutaten aber ein sehr schmackhafter Teller. Auf Gang zwei freute ich mich sehr, gibt es leider nicht mehr häufig im Angebot von Restaurants.
GLASIERTES KALBSBRIES mit WURZELGEMÜSE „RAGOUT FIN“ | CHAMPIGNON | PETERSILIE, ja Bries mag ich! Und viel zu selten wird es angeboten. Zwei Tage später gab es das im Reiler Hof paniert, hier war es klassischer zubereitet. Unten im Teller tiefe Würzigkeit durch das Ragout fin, dann das Bries, geschwenkt in einer gut gelungenen Jus. Darauf Crunch durch einen Chip, rohe Champignons für die Frische. Eine Mayonnaise brachte noch etwas mehr Fettigkeit in den Teller. Toller Teller, ich war glücklich! Und der Spätburgunder rundete den Genuss immer besser ab, je mehr er atmen konnte. Ab zum dritten Gang, der Service sprach die Wartezeiten vorher ab und hielt diese gut ein.
U.S. FLANKSTEAK mit MAIS | ROTE ZWIEBEL | GERÄUCHERTE KARTOFFEL war für meine Reserve auf der Karte. Perfektes Pairing zum Wein nach meiner Meinung. Die Optik verkündet es schon, Räuch6er- und Röstaromen waren in diesem Gang das Thema. Säure und Süße kamen durch karamellisierte Zwiebel und eine fruchtige Jus auf den Teller. Das Flank Steak selber bot keinen Anlass zu Kritik, gut gereift, perfekt auf medium gegart, gut zur Faser geschnitten, Wohlfühlteller! Zum Dessert sollte es das hier geben: „MAGIC MUSHROOM" mit GRIECHISCHER JOGHURT | ERDBEERE | MANDEL | HOLUNDER, serviert wurde aber das hier:
Grund der Änderung war wohl ein Fest im Dorf, es ging irgendwie um Kirschen, mehr konnte ich aber nicht an Information aus den mundartlichen Plakaten entnehmen. Und Kirsche war unübersehbar das Thema dieses Desserts. In allen möglichen Zubereitungen machte das viel Freude, insbesondere die Mousse in Riesen-Kirschen Form mit einem Kirschglasur Überzug. Sehr gutes Dessert! Ist ja viel mehr Emotion, als Desserts gewöhnlich bei mir auslösen. Als Side noch ein Löffel mit dem Hinweis, den nach dem Dessert zu probieren.
Das Teil löste sich im Mund zu Kirschwasser mit süßer Beigabe auf. Puh, nicht so meines, Kirschwasser ist nicht mein favorisierter Brand. Noch zwei Petit fous zum Espresso und ich war durch mit einem sehr überzeugenden Menü, auch in Sachen PLV. Preise siehe HP.
Feinchirurgisch behandelte Himbeeren.
Mundfüllender Trüffel.
Der Service in Form von zwei Damen hatte den Gastraum gut im Blick, es war aber nicht komplett ausgebucht. Viele offensichtliche Stammgäste wurden entsprechend nahbar betreut. Aber auch der einsame Herr aus dem Münsterland fühlte sich wohl. Die jüngere der beiden Damen scheint die Juniorchefin zu sein, auch auf der HP ist sie zu sehen. Und das Dessert war wohl ihr Werk. Chapeau für den Service und die Patisserie.
Zum Fazit lässt sich sagen, ich habe es nicht bereut, den Abend im Restaurant Schneider zu verbringen. Inklusive der Nacht im Hotel Sonnenhof ist das alteingesessene Gastronomie mit hohem Qualitätsanspruch, der sehr viel Freude bereitet. Ich komme gerne wieder!