"Die dritte Strandbude......"
Geschrieben am 10.08.2017 2017-08-10 | Aktualisiert am 15.05.2019
"Ziemlich schlimm, aber wenigstens richtig nett waren sie"
Geschrieben am 10.07.2017 2017-07-10 | Aktualisiert am 10.07.2017
"Ein wenig verhaltene Begeisterung beim zweiten Besuch"
Geschrieben am 03.07.2017 2017-07-03 | Aktualisiert am 03.07.2017
Weniger bekannt ist, es gibt noch eine dritte Bude. Direkt am Ortsausgang von Rantum Richtung Hörnum liegt die Tadjem Deel.
Familie Hinrichsen betreibt dieses Strandrestaurant schon so lange wie Rantum kenne (also fast 40 Jahre). An der Tadjem Deel bin ich schon mit Eimer und Schaufel die Treppe zum Strand hochgelaufen und habe, wenn ich die Erwachsenen am Strand genug genervt hatte, das eingesammelte Geld dort in Eis und Pommes umgesetzt. Das ist bis heute nicht viel anders geworden, in der Saison ist von 12 Uhr bis 21 Uhr durchgehend die Küche geöffnet, man kann drinnen und draußen essen. Oder sich was zum Strand mitnehmen, Kaffee, Kuchen oder Pommes......bei Kindern ist die Tadjem Deel höchst beliebt für das Eis auf die Hand.
Die Tadjem Deel hat sich auch in weiterer Hinsicht nicht verändert über die letzten Jahrzehnte. Digital findet nicht statt, keine Homepage, kein Facebook, kein Email........Telefon hat man aber. Macht aber nix, wenn man eh jeden Tag vorbei geht, kann man auch gleich schauen, was auf der Tafel draußen als Tagesangebot angepriesen wird. Die Tadjem Deel ist jetzt nicht unbedingt mein liebstes Restaurant auf Sylt, auch in Sachen Strandbude hat bei mir die Samoa die Nase vorn. Aber ab und zu sind wir da, besonders wenn die Schwiegereltern auch auf der Insel weilen. Der schwäbische Schwiegervater liebt dieses Restaurant heiß und innig, auch weil ihm unsere kulinarischen Anlaufpunkte regelmäßig die schwäbische Seele zerreißen (in monetärer Hinsicht). Er hatte also einen Tisch für uns mit reserviert und meine Frau und ich fanden uns mal wieder abends an der Treppe zum Rantumer Südstrand ein.
Der Tisch war reserviert, draußen war es schön, die Sonne schien, aber der Schwabe mag lieber drinnen sitzen, und so fand sich die schwäbische Familie mit dem münsterländischen Schwiegersohn an diesem Tisch ein
Die Küche ist sehr viel einfacher gehalten als bei der Samoa und der Sansibar, hier kann man inklusive einer Flasche Wein und Wasser unter 100 EUR pro Paar locker sehr satt werden. Dafür bietet die Karte dann auch nichts ausgefallenes. Blickt man sich um, erkannt man aber schnell, dass der Kundenkreis hier auch nichts anderes möchte.
Ich will mich hier auf meine Gerichte konzentrieren, was die Bewertung des Abendessens angeht. Vorweg für mich eine friesische Krabbensuppe mit Sahnehäubchen.
Hier gab es noch welche, Fisch Matthiesen in Hörnum hatte während unseres ganzen Urlaubs 2017 keine einzige im Angebot. Die Krabben machen sich rar im Jahr 2017 und die Preise explodieren zur Zeit in Regionen über 50 EUR das Kilo. In meiner Suppe waren aber welche drin. Ansonsten war die Suppe mit viel (etwas zu viel für mich) Sahne versehen. Diese Sahne überlagerte den Fond zu sehr.......ich habe schon bessere Krabbensuppen gegessen, akzeptabel war das gerade noch.
Weiter ging es mit zartes Dorschfilet an Dijonsenf-Schaum an Kräuterreis, dazu Lauch-Rahm-Gemüse
Auf dem heißen Teller ein mehliertes Dorschfilet, in Butter gebraten. Das schmeckte sehr ordentlich und war auf den Punkt gegart. Unter dem Filet eine gut abgeschmeckte Senfsauce, die gut mit dem gebratenem Dorsch harmonierte. Reis geht bei mir immer, und für mich persönlich ist Reis eine sehr gute Beilage zu gebratenem Fisch. Der Lauch kam in einer separaten Schüssel an den Tisch, weil Beilage auch für andere Hauptgerichte und war ebenfalls gut zubereitetet und abgeschmeckt. Das Hauptgericht war so in Ordnung und deutlich besser als meine Suppe.
Dessert ging noch und ich bestellte das Hausdessert Quarkcreme mit Mandelsplittern und Ahornsirup
Einfach, aber sehr lecker. Der Quark war mit einer ordentlichen Portion Sahne "aufgepimpt", aber nicht gesüßt. So harmonierte dieser eher leicht frisch säuerliche Quark hervorragend mit dem Ahornsirup, den man als Sauce drum herum gegossen hatte. Für den Crunch waren die Mandeln zuständig. Das hat mir an diesem Abend am besten gefallen, und das wo ich doch am ehesten ein süßes Dessert auf die Streichliste beim Essen setze.......
Abgesehen von meinen Gerichten, hatte meine Frau (ich durfte kosten) das beste Gericht des Abends. Klare Fischsuppe mit Wurzelgemüse und Edelfischeinlage.
Diese Suppe war hervorragend gelungen. Gut abgeschmeckter Fischfond, klar, nicht zu viel Gemüse drin, drei verschiedene Fischsorten. So muss das sein bei einer Fischsuppe...sehr lecker. Dazu gab es noch ein geröstetes Knoblauchbrot. Meine Frau war über Ihre Vorspeisen-Wahl glücklicher als ich über meine.
Auch wenn die Tadjem Deel insgesamt ein einfacheres Gasthaus ist, Wein gibt es auch hier in größerer Auswahl als sonst in einem Haus dieses Niveaus in Deutschland, dass ist dann wohl der Insel geschuldet. An dem Abend sollte es ein Riesling sein, der Schwabe hatte zerknirscht feststellen müssen, dass kein halbtrockener Genossenschafts-Lemberger- Trollinger in der Karte war und so schloss er sich unserer Wahl an.
Ein trockene Riesling Spätlese aus dem Rheingau vom Weingut Ohlig, Jahrgang 2016. Das war ein ordentlicher Wein mit erfreulichem PLV für die Insel. Falls nötig, kann sich der Doc aber auch eine Flasche und auch eine 0,375 seines "Alfred Gratien" bestellen.
Der Service ist knackig norddeutsch direkt. Damit muss hier leben. Die feinere Tischkultur sucht man besser woanders. Aber die Dame hatte ihren Servicetrupp im Griff und es kam zu keinen Fehlern. Das war okay.
Zum Fazit, wer die etwas einfachere Strandbar mit eher Standardgerichten ohne große Chichi sucht, der ist hier gut aufgehoben. Ordentliches Essen mit einer für Sylt gemäßigten Preispolitik! Dort kann man ohne Gefahr essen gehen, wenn man den Anspruch nicht zu sehr anhebt. Ein Dreigangessen inklusive Wein und Wasser für unter 100 EUR für zwei Personen bekommt man auf der Insel auf diesem Niveau sonst nicht so leicht.