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Donnerstag: | 17:00 - 23:00 Uhr |
Freitag: | 17:00 - 23:00 Uhr |
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"Ein fränkischer Landgasthof wie er im gutbürgerlichsten Buche steht"
Geschrieben am 07.09.2016 2016-09-07
Daneben sei noch angemerkt, dass es sich bei den hier servierten Gerichten nicht um Mini-Portionen handelt, sondern vor allem der stramme Esser auf seine Kosten kommt. Selten habe ich die deutsche Wirtshauskultur intensiver genossen wie in den Tagen in Franken bzw. der Oberpfalz. Da man dort auch vielen sportlichen Aktivitäten (Wandern, Klettern, Kanufahren) nachgehen kann und wir dadurch unseren Kalorienverbrauch ganz schön vorantrieben, versteht es sich von selbst, dass die verloren gegangene Energie dem Körper sowohl in fester, als auch in flüssiger Form wieder zugeführt werden musste.
So haben wir in diesen vier Tagen die Küche von so manchem Landgasthof kennen und schätzen gelernt. Unsere liebste Einkehrmöglichkeit stellte dabei das im Dörfchen Willenberg, einem Ortsteil der Stadt Pegnitz im oberfränkischen Landkreis Bayreuth, ansässige Landgasthaus Diersch dar. Es wurde uns von unseren Vermietern empfohlen und lag von unserer Ferienwohnung eine gute Stunde Fußmarsch entfernt.
Das Landgasthaus wird als Familienbetrieb bereits in 5. Generation geführt. Gegründet als „Bierwirtschaft“ im Jahre 1900 wurde das Haus im Jahre 1929 neu erbaut und im Jahre 1974 um den jetzigen Speisesaal mit Kachelofen erweitert. Seit 1992 betreibt Hermann Diersch (von Beruf Metzger) zusammen mit seiner Frau Gaby den Gasthof. Kulinarisch steht Fränkische Hausmannskost auf dem Speiseplan. Die selbstgemachten Klöße erfreuen sich genau wie das Fleisch aus der eigenen Schweinezucht einer großen Beliebtheit. Donnerstags und freitags zieht die kesselfrische Schlachtschüssel viele Gäste schon zur Mittagszeit an. Wir wunderten uns nicht schlecht über den Andrang, der hier auch unter der Woche herrschte. Mit Sohn Matthias steht nun auch ein gelernter Koch mit am Herd. Unter seinem Einfluss scheint sich die Speisenkarte etwas „modernisiert“ zu haben ohne die bewährten Traditionsgerichte zu vernachlässigen. Wir waren sehr gespannt, was da an gutbürgerlicher Küche auf uns zukam.
Am ersten Abend unseres Frankenurlaubs kamen wir gegen 19 Uhr am Gasthof an. Es war ganz schön was los beim „Diersch“. Sowohl im Biergarten als auch in den Gaststuben waren nur noch wenige freie Plätze auszumachen. Die Chefin erklärte uns, dass aufgrund des Hochbetriebs die Wartezeit für das Essen über eine Stunde betragen würde. Grund genug, um einen kleinen Abendspaziergang durch das idyllische Brandtal ins benachbarte Örtchen Willenreuth zu tätigen. Fast eineinhalb Stunden später wurden wir als die „weggeschickten Wanderer“ von der Hausherrin wiedererkannt und durften unter der Pergola im Außenbereich direkt vor dem Lokal Platz nehmen. Nun war es deutlich ruhiger geworden, denn wir hatten ja auch schon fast halb neun Uhr abends. Der große „Run“ war vorüber und wir bekamen zügig die Speisenkarten gereicht.
Den Durst löschten wir natürlich mit frischem Gerstensaft vom Fass. Zwei Halbe, darunter ein süffiges Weismainer Urhell (0,5 l für ausgesprochen freundliche 2,30 Euro) sowie ein würziges Weismainer Kellerbier (0,5 l für 2,50 Euro), waren schnell geordert. Die taten nach der kleinen Wanderung so richtig gut und stimmten uns auf ein deftiges Abendessen ein. Die Karte bot vor allem eines: Fleischküche in allen erdenklichen gutbürgerlichen Facetten. Angefangen von etlichen kalten Gerichten aus der fränkischen Wurstküche (Preßsack, Sülze, Göttinger, Bauerngeräuchertes und hausgemachte Stadt- und Hirnwurst), die hier unter „Brotzeiten“ geführt wurden, über rustikale Hausmannskost, wie z.B. „Strammer Max“ und „Bauernfrühstück“, werden auch die Liebhaber kleinerer bodenständiger Schmankerl zufriedengestellt.
Die paar „Alibi-Salate“ mit Dressing nach Wahl (Haus-/Balsamico-/Honig-Senf-Dressing) gab es mit gebratenen Scampis, Roastbeefstreifen und Putenbruststreifen. Also auch hier befand sich der Vegetarier auf fränkisch-fleischlustigem Feindesland und musste schauen, dass er seinen Hunger nach Pflanzlichem irgendwie anders gestillt bekam. Aus der Pfanne und vom Grill kam mit Schnitzel, Cordon Bleu, Bauernsteak, Schweinelendchen, Rumpsteak und Co. nahezu das komplette „who-is-who“ deutscher Fleischeskost. Und das zu unglaublich günstigen Preisen. Am Nachbartisch versuchte eine junge Dame ihrer beiden panierten Schnitzel auf ihrem Teller Herr(in) zu werden. Die sahen wirklich sensationell knusprig aus. Für 7,80 Euro mit einer Beilage nach Wahl und einem kleinen Salat vorweg war das ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte.
Und so mutierte ich an jenem Abend zum „Schnitzel-Paten von Willenberg“. Da die Pommes gerade aus waren, fiel es mir umso leichter, mich für die Kroketten-Variante zu entscheiden. Ein wenig helle Madagaskar-Pfeffersoße zusätzlich sollte für die nötige Tellerfeuchte sorgen. Das Fleisch der beiden Schnitzel war schön platt geklopft und gut gewürzt bevor es sein Paniermehl-Korsett erhielt. Man schmeckte, dass die panierten Fleischfladen in einer Pfanne mit ordentlich guter Butter (oder Butterschmalz) gebraten wurden. Das Ergebnis war von einer würzig krossen Beschaffenheit, wie man es nur von wahren Könnern ihres Faches, den sogenannten „Schnitzeliers“, kredenzt bekommt. Die Luftblasen zwischen Panade und Fleisch ließen keine Zweifel auf: ein besseres Schnitzel habe ich selten gegessen!
Meine Begleitung wählte von der Tageskarte das Schweinerückensteak auf Grillgemüse mit Country-Potatoes (9,80 Euro). Letztere waren selbstgemacht und dazu noch hervorragend gewürzt. Außerdem war eine leichte Knoblauchsauce zum Tunken dabei. Das Schweinefleisch aus eigener Schlachtung schmeckte herrlich saftig. Das Grillgemüse war nicht totgebraten, sondern noch leicht knackig. Da passte also auch alles.
Der schlicht mit Essig und Öl angemachte kleine Salatteller wurde mit ein paar dünnen Radi-Scheiben obendrauf serviert und kam als Vorspeise. Schade, dass in allen Gastwirtschaften, die wir in diesen Tagen in der Fränkischen Schweiz besucht haben, der Rohkostanteil immer eingelegt aus dem Glas kommt. Doch dies blieb die einzige kulinarische Besonderheit, mit der ich mich nicht anfreunden konnte.
Nach acht Kroketten, zwei stattlichen Schnitzeln, einem Beilagensalat und einer halben Kanne Pfeffersauce machte mein Magen einen auf Croupier: „rien ne va plus“. Und da uns die Fahrt nach Franken noch etwas in den Knochen steckte, machten wir uns auch so langsam auf in Richtung Ferienwohnung (Hollenberg bei Körbeldorf). Der Entschluss, nochmals diesen supergutbürgerlichen Gasthof aufzusuchen, war längst gefasst.
Am letzten Tag, quasi kurz vor Abreise, wanderten wir bei strahlendem Sonnenschein los. „Gnombrünnlein“, „Zwergenhöhle“ und Burgruine Hollenberg lagen als regionale „Highlights“ aus Natur und Kultur auf unserem Weg, der uns um die Mittagessenszeit an unserem Ziel in Willenberg ankommen ließ. Es war ein Donnerstag. Der aufmerksame Leser wird sich an die kesselfrische Schlachtschüssel erinnern, denn es war Schlachttag. Diesmal bekamen wir jedoch gleich einen Platz, wobei sich das Lokal (und sein Biergarten) während unseres Aufenthalts gut füllten. Viele ältere Semester verschlug es zum „Diersch“. Bei ihnen stand anscheinend Frischgeschlachtetes auf dem Speiseplan. Am Tisch gegenüber mischte jemand eine Art frisch gebrühte Leberwurst (hieß dort anders, aber der Name fällt mir gerade nicht mehr ein…) unter sein Sauerkraut. Lediglich der Wurstdarm lag am Ende etwas lieblos am Tellerrand.
Diesmal wollte ich es wirklich wissen. Nach der Einstiegs-Schnitzelei vom Erstbesuch sollte es nun die Königsdisziplin sein, das Cordon Bleu. Es hatte die Masse von zwei Schnitzeln, war im Innenraum überaus großzügig mit Emmentaler und Kochschinken ausgestattet und hatte die gleiche Knusperpanade wie der Schweinerückenfetzen Wiener Art. Da lag also ein schätzungsweise 300 bis 350 Gramm schweres, kross in Butterschmalz ausgebackenes „Blaues Band“ auf meinem Teller und wollte verzehrt werden. Vor meinem geistigen Auge sah ich den Daueresser aus der Rittersport-Metropole, wie er sich über diese „winzige“ Portion bei der Bedienung beschwerte und mit nacktem Wurstfinger auf mich zeigte, wie ich an diesem Fleischberg mein Carnivoren-Waterloo einleitete. Kalter Schweiß brach mir aus und ich machte mich ans Werk.
Ich gebe zu, dass ich ohne Hilfe meiner Begleitung, die schon wieder zum saftigen Schweinerückensteak mit gebratenem Gemüse griff, dieses Monster von einem Pfannengericht nicht geschafft hätte. Allein die Käsefüllung war derart mächtig und sättigend, dass es eigentlich von Normalessern kaum zu schaffen war. Auch diesmal gab ich Kroketten den Vorzug. Zusammen mit einer leichten Bratenjus (ja ich bin Saucenjunkie!) rutschten die dann auch hervorragend. Auch hier war natürlich wieder ein Salätchen vorweg am Start. Das Ganze hatte natürlich auch seinen Preis. 9,80 Euro erschienen mir für das Gebotene jedoch äußerst preisgünstig. Gerade wenn man bedenkt, dass hier Fleisch aus der eigenen Zucht auf den Teller kommt.
Solche bodenständigen Gastro-Perlen wie das Landgasthaus Diersch, bei denen eine tolle Qualität zu wirklich sensationellem Preis geboten wird, gibt es in der Fränkischen Schweiz noch einige zu entdecken. Wir freuen uns jedenfalls schon auf die nächste Entdeckungstour.