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Die Tür zur Gaststätte ist verschlossen. Dafür ist der Eingang ins Hotelfoyer weit geöffnet. Ein Mann mit einem Ledersessel auf dem Kopf kommt heraus und läuft zum Parkplatz vor dem Haus. Der Empfang ist verwaist. Um eine prächtige Birkenfeige, die bis unter das Glasdach reicht, sind Kartons mit Ansichtskarten gestapelt. „Herzliche Urlaubsgrüße aus dem Landidyllhotel Baumwiese“ ist darauf zu lesen. Die Karten werden nicht mehr gebraucht. So wie alles, was hier und in den angrenzenden Räumen steht und liegt. Denn das Hotel und die Gaststätte sind geschlossen.
Das Aus kommt überraschend. Trotz der Probleme, über die die SZ immer mal wieder berichtet hatte. Denn die von der Commerzbank Stuttgart beantragte Zwangsversteigerung hatte das Haus und das Grundstück betroffen. Nicht die Schneider & Schneider Gaststätten GmbH & Co. KG. Mit dieser betrieb Hauseigentümer Karl Martin Schneider das Hotel und die Gaststätte. Als die Immobilie Ende April schließlich beim vierten Versteigerungstermin für 685 000 Euro unter den Hammer kam, führten die beiden neuen Grundstücksbesitzer und der Hotelier noch am gleichen Tag ein erstes Gespräch.
Dessen Ergebnis lies Kali Schneider hoffen, dass er die Baumwiese auch künftig weiter betreiben könnte. Denn die Aussage der Käufer war: „Im Restaurant und im Hotel geht alles wie bisher weiter.“ Auf welcher Basis, das musste freilich noch geklärt werden. Doch daraus wurde am Ende nichts, weil die Vorstellungen offenbar zu weit auseinander lagen.
Buchungen bis weit in 2016
„Eine Option war, dass ich den Betrieb als Pächter weiterführe, wobei ich das Haus gern auf Mietkaufbasis oder etwas Ähnlichem zurückerworben hätte“, sagt Karl Martin Schneider. „Ich hatte an eine Laufzeit von zehn bis 15 Jahren gedacht“, sagt der 53-Jährige.“ Doch das sei den Herren zu langfristig gewesen. Sie hätten daher angeboten, dass sie die Baumwiese selbst betreiben und Schneider für eine Übergangszeit Geschäftsführer ist. So wäre der Name Baumwiese und auch der seit 20 Jahren damit verknüpfte Namen Schneider erhalten geblieben. „Aber sicher nicht mehr mit dem Anspruch und der Qualität, die wir hatten.“ Karl Martin Schneider entschied sich daher für einen anderen Weg. Er wollte den Hotel- und Gastronomiebetrieb an die neuen Besitzer veräußern und damit einen nahtlosen Übergang für Gäste und Mitarbeiter gewährleisten. „Wir hatten einen Buchungsvorlauf bis weit ins nächste Jahr hinein.“ Nach seiner schweren Herzens getroffenen Entscheidung, das Haus zu schließen, „habe ich an Kollegen in Dresden und Moritzburg Übernachtungen und Veranstaltungen im Wert von 80 000 Euro weitergegeben.“
Wie Schneider sagt, habe er für die neuen Besitzer auf knapp 30 Seiten aufgelistet, was er ihnen alles verkaufen wollte: von den kompletten Einrichtungen der fast 40 Zimmer und Appartements über diebstahlsichere Bilder, Lampen, Gaststätteneinrichtung mit viel Kleininventar bis hin zur Küchen- und Tagungstechnik und der Cateringausstattung. „Nicht zu vergessen die Hoteldatenbank und das auf die Baumwiese zugeschnittene Kassensystem.“ Unterm Strich 700 000 Euro. „Nach zwei Stunden rechnen boten mir die Beiden 60 000 Euro, die Nutzungsentschädigung für das Haus in den drei Monaten seit dem Versteigerungstermin sei dabei berücksichtigt.“ Für Schneider war das nicht akzeptabel. Zwar sei er mit dem Preis noch auf 500 000 Euro runtergegangen und sie hätten auf 150 000 Euro erhöht, das hätte aber nichts geändert.
Ex-Wirt zieht weg
„Jetzt verlieren wir alle viel“, sagt Karl Martin Schneider, der bis Monatsende alles verkauft haben will. Einige Großabnehmer habe er bereits. Am 22. und 23. August will er dann jeweils ab 9 Uhr das Haus noch einmal öffnen, um auch noch den Rest an den Mann zu bringen. „Für die Besitzer wird es schwer, hier wieder Gastronomie reinzubringen, wenn alles ausgeräumt ist“, sagt Schneider. Nicht zuletzt, weil das Grundstück mit den 25 Parkplätzen hinter dem Haus immer noch seins ist. Und er das Land mit den anderen Plätzen gepachtet hat.
„Ich verabschiede mich mit meiner Lebensgefährtin aus der Region. Denn sonst würde ich ja doch immer wieder hier vorbeischauen.“ Das 20. Jubiläum der Eröffnung hatte Schneider im Juni noch gefeiert. „Mit 80 Leuten. Nicht mit Prominenz, sondern mit Lieferanten und allen ehemaligen Mitarbeitern.“ Von zuletzt 25 helfen jetzt noch drei beim finalen Aufräumen.
Quelle: Sächsische Zeitung Ausgabe Meißen