"Positive Überraschung beim zweiten kulinarischen „Club-Ausflug“ über den Rhein"
Geschrieben am 01.11.2018 2018-11-01
"Hatte damals wie auf dem Bild zu se..."
Geschrieben am 29.12.2012 2012-12-29
"Rumpsteak (bleu) mit Spätzle und S..."
Geschrieben am 31.10.2012 2012-10-31
"Spazierengehen, die Kinder können ..."
Geschrieben am 28.10.2012 2012-10-28
Es empfiehlt sich eine navigationsunterstützte Anfahrt, da einem sonst die vielen Einbahnstraßen in den Wahnsinn treiben. Auch die Parkplatzsituation ist nicht optimal, aber ein kleiner Spaziergang vor und nach dem Essen hat ja bekanntlich noch keinem geschadet.
Schon bei unserer Ankunft waren wir positiv überrascht. Die liebevoll gestaltete, von viel Grün umrankte Terrasse sorgte für mediterranes Flair. Der laue Sommerabend tat sein Übriges und erlaubte ein Genießen unter freiem Himmel. Auch im Inneren hätten wir uns wohlgefühlt. Die im Vintage-Look eingerichtete Gaststube glich eher einem südfranzösischen Bistrot als einem badischen Restaurant. Antikes Mobiliar und jede Menge dekorative Accessoires auf Tischen, Anrichten und Fensterbänken ergänzten sich in der Summe zu einem äußerst individuellen Landhaus-Stil, der das Motto des Lokals gut widerspiegelte.
„Ländlich, zünftig, fein“. Mit diesen drei Attributen, die sich auch auf dem großformatigen Wirtshausschild vor dem Haus wiederfanden, geben die beiden Betreiberinnen Barbara Droht und Sabine Darge die kulinarische Richtung vor. Seit nunmehr fünf Jahren führen sie dieses kulinarische Kleinod mit viel Leidenschaft und Detailliebe. Von den gehäkelten Tischdeckchen, über den üppigen Blumenschmuck bis hin zur Deko im Shabby-Style. Alles wirkt hier als wäre es mit Bedacht aufeinander abgestimmt.
Kein Wunder, denn „s’Badisch“ ist fest in Frauenhand. Und so waren es ausschließlich weibliche Servicekräfte, die uns an diesem Abend bestens umsorgten. Der Empfang fiel äußerst herzlich aus und trotz des hohen Gästeaufkommens – die komplette Terrasse war an diesem Abend besetzt – wurden wir umsichtig und zuvorkommend bedient. Ein Crodino Secco (5,50 Euro) und ein Viertel Grauer Burgunder vom Weingut Bimmerle aus der Ortenau (5,90 Euro) zum Aperitif ließen uns gut in den Abend gleiten. Der erste Durst wurde mit einer Flasche Mineralwasser der Marke Taunusquelle (5,20 Euro) gelöscht. Das frisch gezapfte Ketterer Pils (0,3l für 2,80 Euro) aus Pforzheim war dem Kollegen etwas zu herb.
Man gab uns ausreichend Zeit, die kunstvoll gestaltete Speisen- und Getränkekarte zu studieren. Schon deren erste Seite machte unmissverständlich klar, dass hier auch gern über den badischen Tellerrand hinaus gekocht wird. Klassische Kombinationen, mal regional inspiriert, mal saisonal beeinflusst kündeten von einer abwechslungsreichen Küche, die nicht mit mediterranen Akzenten geizte. Gebratene Garnelen, Rindercarpaccio und überbackener Ziegenfrischkäse wurden als Vorspeisen angeboten. Ergänzt von einem Kürbis- und einem Pfifferling-Crème-Süppchen.
Besonders gut gefielen uns die kleinen „Versucherle“. Diese verführerischen Mini-Portionen waren schuld, dass wir uns einmal quer durch das Vorspeisenprogramm futterten und das zu äußerst moderaten Preisen. Zusätzlich standen zehn verschiedene Hauptgerichte zur Auswahl. Hier wurde ein recht breiter Spagat zwischen gutbürgerlicher Traditionsküche (Rumpsteak, Schnitzel, Zwiebelrostbraten und Kalbstafelspitz) und ambitionierteren Kreationen (Maishähnchen an Couscous-Salat, Surf and Turf auf badische Art, Kalbsrückensteak an Pfifferling-Rahm-Sauce) geleistet. Mit Semmelknödeln und Tagliatelle wurde auch an die Vegetarier gedacht.
Und so kam es, dass wir vor unseren Hauptgängen noch einige dieser „Tapas“ orderten. Wir probierten beide Cremesuppen (jeweils 2,50 Euro), die mit Sahnehaube in einem kleinen Gläschen serviert wurden. Sowohl die Kürbis-, als auch die rahmig-sahnige Pfifferlingcrème zeugten von einer sicheren Hand beim Abschmecken. Die ehrliche Verarbeitung der saisonalen Grundprodukte stand hier klar im Vordergrund. Der Verzicht auf Convenience und andere Küchenhelfer, für Küchenchefin Barbara Droht eine Selbstverständlichkeit, war mit jedem Löffel schmeckbar.
Ebenfalls sehr stimmig fiel die saftige Garnele im Knuspermantel (5,50 Euro) auf orientalisch angehauchtem Linsensalat aus. Keine dominante, lätschige Teighülle, kein penetranter Fettgeschmack. Stattdessen auf den Punkt gebraten und daher von traumhafter Konsistenz. Genauso hochwertig und mit ordentlich Petersilie und Knoblauch verfeinert kamen die Froschschenkel „Elsässer Art“ (6,50 Euro) in einer aromatischen Sahne-Sauce auf den Teller. Auch der gemischte Blattsalat mit gebratenen Pfifferlingen und Parmesanspänen (10 Euro) geriet zum schmackhaften Glücklichmacher vorweg.
Gut, dass die kleinen Portionen noch genügend Platz für die noch ausstehenden Hauptgänge ließen. Den brauchten wir auch, denn vor allem „s’Badisch-Schnitzel“ (19 Euro) erschien mächtig portioniert. Zu dem mit Grünländer-Käse gefüllten, panierten Schweineschnitzel wurden knusprige Bratkartoffeln à part gereicht. Auch ein kleiner Salatteller war beim „Signature dish“ des Hauses mit dabei. Das zart geklopfte Schnitzel hatte ausreichend Würze unter seiner krossen Panade und wurde nach traditioneller Art mit Butterschmalz in der Pfanne gebraten. Zusammen mit dem geschmolzenen Käsekern war das wahrlich kein Gericht für fettvermeidende Kalorienzähler. Dafür aber ein umso herzhafteres Beispiel für deftige Hausmannskost.
Auch das „normale“ Schnitzel Wiener Art (16 Euro) kam mit Bratkartoffeln und Beilagensalat daher. Um das knusprig panierte Teil vom Schweinerücken noch etwas süffiger zu gestalten, wurde zusätzlich ein Kännchen Pfifferlingrahmsauce geordert. Bei ihr monierte der Kollege mit dem Schnitzel-Verdienstkreuz ein wenig die fehlende Geschmackstiefe, die von einem etwas zu beherzten Einsatz von Sahne herrührte. Dagegen wurden die lediglich mit etwas Pfeffer und Salz gewürzten, sautierten Steinpilze (15 Euro) von dem mir gegenüber sitzenden Feinschmecker mehrfach gelobt.
Ich freute mich auf meine badische Surf-and-Turf-Version (15 Euro). Sie war als „Hauptgericht-Versucherle“ deklariert und daher etwas kleiner portioniert. Ein recht übersichtliches, aber dafür butterzartes Rinderfilet wurde von seidigem Erbsenpüree und ein paar aufgespießten Flusskrebsen getoppt. Zusammen mit delikat duftenden, noch leicht bissfesten Rosmarinkartoffeln ein tadelloses Gericht, bei dem viel Wert auf gute Produktqualität, korrekte Garzeiten und ein süffiges Geschmacksbild gelegt wurde. Mit zwei Portionen von der hausgemachten Schokoladen-Tarte (3,80 Euro) und einem ansehnlichen Stück von der opulenten Himmelstorte (4,50 Euro) wurde unserer Lust auf einen süßen Abschluss Rechnung getragen.
Einziger kleiner Wermutstropfen dieses in sich schlüssigen Gesamtkonzepts war die nur sehr begrenzte offene Weinauswahl (die mich zum Radler-Trinken animierte...). Schade, denn mit den passenden Tropfen würde sich auch der Genuss der fein zubereiteten Speisen noch steigern. Alles andere hat an unserem Besuchsabend jedoch gepasst. Wir genossen eine bodenständige, ehrliche Küche, die auf sorgfältige Zubereitungen und handwerkliches Können schließen ließ und können den beiden Betreiberinnen nur beipflichten, wenn sie im Einband ihrer Speisenkarte schreiben: „…Kochen ist Liebe und Kochen ist auch Kunst!“.