"Referenz Rumpsteak nicht nur für die Südpfalz sondern für auch für die USA – aus Mury`s Küche kommt nur allerbeste Qualität, die vorzüglich zubereitet und mit Crossover/allerwelt- Einlagen pfälzisch regional kulinarisiert für die Gäste serviert wird – Heu"
Geschrieben am 21.12.2017 2017-12-21 | Aktualisiert am 22.12.2017
Inmitten des Geländes der ehemaligen Landesgartenschau thront der sanierte Teil des ehemaligen Kasernen-Gebäudes 041, der Rest wurde aufwendig saniert und macht diesen Ort zu Landau`s einzigartigem Wein-Restaurant im ehemaligen Kasernengebäude. Ach, es ist noch gar nicht so lange her, keine 35 Jahre, als ich mit meiner Mutter fahrend, ich auf der Rückbank sitzend mit unserem blauen Renault 5 von der Verwandtschaft im Dahner-Land zurück, in Landau eingebogen bin (heutige Landau Süd Einfahrt). Ich kann mich noch an die großen Gitterstäbe und die dicken Beton-Wänden zu meiner linken erinnern, das große Franzosen Areal und zur rechten Seite das damalige „Assi Viertel“ in der Eutzinger Straße /Weißenburger Straße. Und nach 500 Meter kam dann auf der rechten Seite der Burger King (damals gab es noch kein McDonald, nein nur Kochlöffel und Burger King), ich glaube aktuell haust da ein Reifen und Felgengeschäft.
Meine Freunde und ich haben uns da aber richtig wohl gefühlt. Bei den Franzosen konnte man umsonst Tennis spielen, es gab 2 Tennis-Hardcourt Betonplätze (mit ganzjährigem Netz), ein Basketball-Feld, außerdem konnte wir in der Jugendzeit mit unseren BMX Rädern die Sandberge hoch- und runter düsen. Aber das alles ist jetzt vorbei. Die Stadt plante eine Landesgartenschau, die anschließend für die Landauer erhalten werden sollte. Die Stadt plant aber auch noch viel mehr ... Aber Pustekuchen. Bei unserem Besuch im Weinkontor vor gut 8 Wochen kam uns karges, ungepflegtes Ackerland entgegen. Einige Areale wurden schon als Bauplätze veräußert, aber wer mag da schon hinziehen ? Auswärtige, die das Landauer Stadt Areal nicht kennen ? Vor gut 15 Jahren sollte schon mal das Gebiet ehemaliges Franzosenviertel bis hin zur Cornichonstraße und weiter herum bis zum Hauptbahnhof als Baugelände angeboten werden. Proben im Grund ergaben aber, dass der Boden komplett verseucht ist. Und das ist jetzt alles wieder tutti frutti ? Oder wurden nur die Richtwerte für Gift politisch gerade gerückt ? Hat Super-Angie ihren magischen Schieber für Richtwerte wieder heraus geholt ? Man sieht es zB auch wenn man im Sommer an den Schienen mit dem Radius von 100 Metern durch die City entlang läuft, da blüht nix mehr, das ist alles hinüber.
Umso mehr erfreut es mich, dass Inhaber Mury und Berrevoets den Mut haben ihren Traum, mit dem edlen Weinkontor 041 auf dem >>Akte X Gelände<< zu verwirklichen und in der ehemaligen Besatzungszone ihr kleines Kulinarisches Paradies, nach dem Umzug aus Mörzheim, geschaffen zu haben. Wir parken direkt vorne dran und haben Glück, einige der wenigen Parkplätze sind noch frei. Was heißt Parkplätze ? Wir parken in einer Baustelle !! ... Die Anfahrt ist für Auswärtige allerdings etwas abenteuerlich, da man durch etliche für Kinder gesperrte Spielstraßen muss.
Aber wir haben uns dafür zum Schlemmen eine gute Zeit ausgesucht. 15.30, das Weinkontor 041 bietet als eines der wenigen Restaurants in Landau durchgehende warme Küche an. Und um 15:30 spielen in Landau auch keine Kinder mehr, so wie wir damals vor 35 Jahren. Schon gar nicht in den besseren Vierteln. Heutzutage sitzen die Kiddies vor Ihrem Tablet/Smartphone oder zocken online auf dem 16K Smart-TV online virtuelle Spiele und nennen ihre Eltern auf neudeutsch: Bezugsperson.
Anscheinend haben aber noch mehr Landauer vor um diese Uhrzeit zu speisen, nach und nach wird es ganz schön voll und nicht nur Kaffee und Kuchen, nein, auch Fleisch und Fisch wird gewünscht. Wo wir schon bei der Karte wären, die ist mehrseitig, allerdings stehen da ausschließlich Weine im Angebot. Bei den Speisen sieht es etwas spartanischer aus. 5 Vorspeisen, 4 Hauptgerichte, 3 Desserts, dazu gibt es noch eine Hauptgang Tagesempfehlung auf der Schiefertafel, sowie eine Dessert Empfehlung. Eine derart schlanke Karte erspart dem Gast da natürlich schnell die Suche nach dem richtigen Gericht. Wer will denn da noch von einer „Qual der Wahl“ sprechen ?
Meine Begleitung und ich sind uns sehr schnell einig. Zum Durst ein Erdinger Hefeweizen aus dem Fass, das kam dann spritzig, aber nicht ganz so trübe an den Tisch (war ja klar), dennoch trinkbar. Als Vorspeise orderten wir jeweils die kleine Kartoffelsuppe.
Ich glaube für 4,50. Die war wunderbar cremig und fluffig und hatte einen erdigen, samtigen, feinen Kartoffel Geschmack. Selten eine so feine Kartoffelsuppe gegessen. Auf der Speisekarte standen auch, sich recht gut anhörende Salatkreationen: mit Minze, Limette und Wassermelone, sowie Fisch zum Hauptgang mit weiteren asiatischen Einf(l)üssen. Alles, vom Ambiente bis hin zur Beleuchtung, alles wirkt retro-stylisch - sehr modern und ansprechend auf den Gast, was genauso für die Karte gilt. . Blättert man das Klammbrett durch, kommt einem automatisch das Wort „Crossover Küche“ entgegen. Da ist etwas regionales, was orientalisches, was asiatisches, ja sogar mediterran angehauchtes dabei. Auf der Empfehlungskarte
steht heute: „Entenleber Praline mit Kernen und gebratenem Radicchio und eingelegtem Kürbis“. Wir mögen Kürbis, Radicchio. Wir mögen auch orientalisches und asiatisches, nur nicht heute. Asiatisch und orientalisch gerne danach in feucht fröhlichen Sushi-Bar. Heute soll es Irisches sein. Irish Black Angus Beef, in Worten :Rumpsteak vom Irischen Black Angus Weide-Rind mit Kräuterbutter oder Zwiebeln und Backkartoffeln für schlappe 23 Euro. Aber jetzt rückblickend auf das Festessen beziehend: war günstig, denn in der Zwischenzeit habe ich leider erfahren, dass man auch für 21 Euro in einem Neustädter Lokal ordentlich beißen und sich nach dem Essen noch herum ärgern muss. Beißen mussten wir beide heute fast nicht. Das Fleisch ließ sich (fast) mit der Gabel schneiden, saftig und zart, das Messer wie ein Lötkolben, der Butter abschneidet. Der Anschnitt.
Ein Traum. Ein echter Medium-Traum. Eine durchgängige rötliche Farbe, herrliche Marmorierung ist zu erahnen bei dem Bild. Ein irischer Traum von Rinder-Herde, von Schlössern und Whiskey. Die Backkartoffeln dazu schmecken tadellos, das kannte ich sogar in diesem Garzustand noch gar nicht. Das war eine Art Brat/Backkartoffel im Ganzen, wohl kleine neue Kartoffeln, schön mit Butter und Rosmarin abgeschmeckt. Tadellos die Kräuterbutter. Anfangs dachte ich noch „Herje, was soll denn dieser Berg von Butter“,
aber nach und nach schmolz die Butter über dem Fleisch und die Kräuter gingen mit der Butter und dem Fleisch auf meiner Zunge und meinem Gaumen eine traumhafte Liaison der besonderen Art und Weise ein, welche ich geschmacklich bei einem „Rumpsteak“ bisher noch nicht in meinem Leben erleben durfte.
Ich hatte mal ein ähnlich gutes fleischiges Kulinarisches-Geschmackserlebnis, bei Norbert Dobler in Mannheim. Da wurde mir ein medium gebratenes Dry Aged Nebraska-Steak serviert, welches ich aber mit 46 Euro und nur mit Auberginenröllchen als Beilage, bezahlen durfte, außerdem damals die Schüssel Pommes bzw die „Weinkontor Backkartoffeln“ einfach gefehlt haben. Das Leben kann so einfach sein. Rein ins Auto und ab nach Landaaach, auf der Fahrt noch schnell eine Harald Schmidt DVD Best of eingelegt und an Zeiten erinnert als es die A65 noch nicht gab und ein Essen erleben dürfen, welches bis hin in die USA wohl noch seines Gleichen sucht, der bekannte Untere Süddeutsche Abschnitt :-) Zu dem Irischen Spektakel gönnten meine Begleitung und ich uns jeweils einen Shiraz- Cabernet (?) für 7,50 das Viertel, ein wunderbarer Begleiter.
Aber so ein schönes saftiges Steakchen, auch wenn es wunderbar geschmeckt hat und eine kleine Cappuccino Tasse voll mit Suppe reicht, einem Daueresser zur einstweiligen Sättigung natürlich nicht. Denn ich erblickte wieder an der Wand die Tages-Dessert-Empfehlung“ hausgemachtes Weißes Schokoladen Eis mit Schokoladen Cookie und eingelegten Zwetschgen“, das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Meine Begleitung nahm den Weinkontor Klassiker „geeistes Nougat“ von der "normalen" Karte.
Zeitgleich an unserem Tisch serviert, zuerst eingehend mein Dessert,
ich hatte mir da etwas anderes drunter vorgestellt, der Cookie war in etliche Stücke gebrochen, aber mit ordentlich Crunch und Cook, ein echter Cookie eben. Der Cookie war kalt, dafür waren die Zwetschgen warm und das Eis war in einer Knusper Kugel mit Nüssen umgeben. Ein absolutes Hammer ! Ein wahres Hammer* Hammer Dessert.
So fein hatte damals im 17 Jahrhundert der große Sonnenkönig Heinrich 14., der in Landau weilte und „sein Landau“ zur größten Festungsstadt in der Christenzeit ausbaute, bestimmt auch täglich sein Nachtisch königlich verzehrt. Heute bin ich/sind wir aber der König/die Könige, leider ohne Entscheider Gewalt für meine alte Geburtsstadt. Es ist einfach traurig, was die Stadt mit der riesigen Festung bzw den alten Ruinen vor hat, ich las da unlängst einen Zeitungsartikel drüber. Auch möchte man wohl aus den Weinbergen Bauland machen ? Geht`s noch ? Aber wollen und tun sin die eine Seite. Wollen und auf alle Fälle wieder haben wollen, in kurzfristiger Zukunft, mag ich das geeiste Nougat wieder haben.
Meine Begleitung ließ mich probieren. Das schmeckte einfach himmlisch. Geiler Nougat Geschmack, welches auf der Zunge mit dem zart schmelzenden Eis (war wohl eher ein Parfait?) eine Liasion auf der Zunge und am ....
Fazit:
Im Weinkontor ist der Gast König, denn das Team um Chefkoch Murly zaubert kulinarische Offenbarungen mit Kreativität, handwerklicher Perfektion und einer schier unfassbaren Lässigkeit, dass der Gast hier nur gewinnen kann. Die fließenden Übergänge von Restaurant, Terrasse (im Sommer) und der Weinbar sind in sich stimmig und geizen nicht mit ganz viel Wohlfühle - Atmosphäre. Das Weinkontor041 ist der perfekte Platz für die weltoffene Crossover-Küche - und das Ganze, ohne die „Südpfälzer Küche“ zu verraten. Top Empfehlung !! (nicht nur in Landaach)