Geschrieben am 24.04.2018 2018-04-24| Aktualisiert am
24.04.2018
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Restaurant Koza
Besucht am 20.04.2018Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 32 EUR
Landau (PGP). Am 20.April wurde die Landauer „Koza-Filiale“ mit viel Gin und Trockeneisnebel eröffnet. Nach einigen Verzögerungen, welche auf die schnarchigen Bürohengste der hiesigen Gewerbeaufsicht zurückzuführen waren, haben die Jungs rund um Sushi-Baukünstler Duc Van Pham nun eine Dependance in der Südpfalz installiert. Der Schrecken vieler Pfalzgastronomen und ausgewiesene Spürhund für Neueröffnungen marcO74 hat sich im Hinblick auf dieses Event extra vier Monate lang nicht rasiert, um sich ausreichend getarnt unter das bärtige Hipstervolk zu mischen (wenn auch zu später Stunde). Er ließ es sich nicht nehmen, Landaus neueste Sushi-Adresse gleich am ersten Abend auf Nori und Unagi zu untersuchen (Herz und Nieren waren leider aus). Was sein Welcome-Drink mit Delirium zu tun hatte und warum er fast an seiner gemischten Sushi-Platte gescheitert wäre, lesen Sie hier.
Genau dort, wo ich mir während meines Studiums für 5 DM gelegentlich eine oft unterirdische Pizza vom Italo-Backveteran Al Parco einverleibte („wir hatten damals ja kein Geld…“) und wo zwischenzeitlich anatolisch tradierte Grillfleischfetzen in pappigen Fladenbroten verschwanden, haben die Haßlocher Rohfischvirtuosen von der „Kozagang“ ihr zweites Projekt aus der Taufe gehoben. Dank der zeitgemäßen Nutzung von Social-Media war man über die Fortschritte beim Umbau gut informiert und umso mehr gespannt auf das, was sich da in der Landauer Ostbahnstraße in der Mache befand.
Mit den durchweg positiven Eindrücken vom Haßlocher Mutterlokal im Hinterkopf wollte ich mir gleich am ersten „offiziellen“ Abend ein Bild vom neuen Hotspot für kalte Fischkunst machen. Das mittlerweile gerne praktizierte „Soft-Opening“ fand schon vor einer Woche statt. Das Team hatte also schon ein paar Erfahrungen sammeln können, um die Abläufe zu optimieren. Nach einem Kinobesuch radelte ich zu später Stunde durch die ausgestorbene City dem Bahnhof entgegen, unweit dessen sich der trendige Asialaden befindet. Interessant für hungrige Bahnreisende mit Maki-Affinität: es sind gerade mal 5 Minuten zu Fuß und das Lokal hat täglich ab 11.30 Uhr durchgehend geöffnet.
Der große Eröffnungsrun war zum Zeitpunkt meines Erscheinens (ca. 22.30 Uhr) schon abgeebbt. An ein paar Tischen wurde noch auf den erfolgreichen Start angestoßen. Hausherr Duc Van Pham begrüßte mich herzlich und lud mich gleich auf einen Gin Tonic an der Bar ein. Auf nüchternen Magen sicherlich nicht die beste Idee. Zumal ich noch mit dem Drahtesel über den Ebenberg musste. Ich nahm im hinteren Teil des mit ca. 80 Sitzmöglichkeiten ausgestatteten Restaurants Platz und genoss dessen modern-gemütliches Interieur. Ich lümmelte auf einer bequem gepolsterten Wandbank herum und schaute auf wertiges Holzmobiliar, das von schlichten Hängeleuchten in leicht gelbliches Licht getaucht wurde. Auf jedem der hellen Holztische prangte das Koza-Logo in Form eines angeschraubten Schildchens aus Messing. Nobel, nobel – so der Ersteindruck.
Die Wände waren in dunklem Blau gestrichen und wirkten aufgrund der fehlenden Bilder etwas karg. Ähnlich frugal ging es auf den spartanisch eingedeckten Tischen zu. Nichts sollte anscheinend von den auf Schieferplatten angerichteten Sushi-Kreationen ablenken, weshalb sich außer einem Fläschchen Soja-Soße und einem Teelicht keine weitere Deko auf der Holzplatte befand. Vielleicht war das spärliche Tischleben aber auch meinem späten Erscheinen geschuldet. Da hatte man wohl offensichtlich nicht mehr mit einem Spätesser wie mir gerechnet. Die gepolsterten, dunklen Metallstühle hatten leichten Seminar- bzw. Konferenzraumcharakter, wirkten jedoch äußerst komfortabel.
Die Speisenkarte befand sich in Einzel(blatt)haft, nämlich auf einem Klemmbrett. Eine Haßlocher Gepflogenheit, die sich auch in Landau fortsetzte. Beim Durchblättern entdeckte ich neben den üblichen Verdächtigen aus dem „Ur-Koza“ auch ein paar Neuheiten. Den Genussreigen eröffneten die sogenannten „Ocean Starters“, eine gute Handvoll gewürfelter, gedämpfter oder flambierter Vorspeisen panasiatischer Provenienz mit eindeutigem Frischfischbezug. Freunde vietnamesischer Nudelsuppen und einfallsreicher Asia-Salate werden bei „Zoops“ und „Zalad“ auf Seite zwei fündig. Der als „Ancient Variation“ (12,90 Euro) bezeichnete Wildkräutersalat wurde von Thunfisch-, Lachs- und Butterfisch-Sashimi sowie Tempura-Garnelen kulinarisch aufgewertet. Zum Sesam-Dressing gesellten sich noch Unagi, Salsa Roja und eine Mango-Curry-Soße. Verdammt viele Aromen werden da in eine kleine Schüssel gepackt.
Unter dem Namen „Streetfood Classics“ firmiert eine bemerkenswerte Auswahl an Nudel-, Reis- bzw. Reisbandnudelkompositionen. Da dürfen Koza-Klassiker wie die Sashimi-schwangere Raidan Bowl (genau wie in Haßloch 15,90 Euro) nicht fehlen. Die chinesischen Nudeln mit gedämpften Dumplings, Pak Choi und geräuchertem Schweinebauch heißen „Huu Tieu Tiger“ (10,90 Euro), sind neu auf der Karte und schon mal für den nächsten Besuch vorgemerkt.
Auf den nächsten Seiten folgt das respektable Angebot an hausgemachten Sushi-Rolls (inside-out, crunchy, etc.), das von der Kozagang an der Theke zubereitet wird. Die Sashimi-Auswahl ist für einen Euro mehr auch flambiert zu haben. Bei der „Koza Chef’s Selection“ gibt’s für 23,50 Euro ordentlich Frischfisch auf den Teller. Jeweils drei Scheiben Schottischer Lachs, Yellowfin Thunfisch und Butterfisch sowie roter Kaviar (Ikura) werden auf einem Beet aus Rettich und Seetang serviert. Zusätzlich werden wie im Haßlocher Stammlokal diverse Mixed-Platten mit Tempura, Sashimi & Co. zum Teilen angeboten. Dem „Invader“ (56 Euro), einer Art Sushi-Gesamtkunstwerk, das aus rund 50 „Bausteinen“ besteht, hat man den „Rapture“ (120 Euro) an die Seite gestellt. Zu dessen 80 Sushi- und Sashimi-Preziosen gesellen sich noch zusätzlich Lachs und Thunfisch im Tempurateig. Sicherlich ein Esserlebnis für den ganzen Freundeskreis.
Bei den Drinks stehen nach wie vor die hausgemachten Erfrischer ohne Alkohol an erster Stelle auf der Karte. Auch bei den Weinen macht man keine Experimente. Sie stammen genau wie in Haßloch von Ralf Haertel (Meckenheim) und Oliver Zeter (Neustadt). Beim Bier gibt man sich leider mit dem eher mittelmäßigen König-Pilsner zufrieden. Die Männer mit gepflegtem Bart am Nachbartisch genossen vernünftigerweise das Saigon Reisbier aus der Flasche.
Als Durstlöscher wählte ich eine Limo auf Ginger Beer Basis. Der als „Ginger Lime“ (5,50 Euro) betitelte Drink kam auch ganz gut ohne Alkohol aus. Dafür tummelten sich jede Menge Limetten, frische Minze und Ingwerstücke darin. Ein Glas knorztrockener Haertel-Riesling (4,20 Euro) sollte indes den rohen Fisch begleiten.
Nicht ganz so aromenreich, dafür aber erquickend frisch und supersaftig: mein Thunfisch-Tartar (8,20 Euro) aus dem Vorprogramm. Gewürfelter roter Qualitäts-Yellowfin traf auf buttrige Avocado. Dazu etwas Wakame und Salsa roja und fertig war die in Zylinderform gebrachte Tartar-Insel, in der ein Krabbenchip zum kulinarischen Segeltörn animierte. Ein zugegeben einfaches Gericht, das seine cremige Textur der Avocado verdankte. Die feine Säure des Seetangs und die subtile Korianderwürze der Salsa roja begleiteten diesen maritimen „Einmaster“ vortrefflich. Eine Kugel Wasabi sowie ein Häuflein Ingwer (in Scheiben) sorgten für fakultativen Schärfekick.
Um den Vergleich mit Haßloch nicht zu scheuen, bestellte ich mir die gemischte Sushi-Platte „Zenfeast“ (genau wie dort 21,80 Euro). Diese habe ich dort schon mehrfach genossen, aber immer nur mit dem unterstützenden Appetit meiner Begleitung geschafft. Insgesamt 20 Sushi-Happen warten da auf den „eingefleischten“ Rohfischenthusiasten. Allein die acht gehaltvollen Scheiben von der außen knusprigen und innen saftigen Tuna-Tempura-Roll hätten zu meiner Sättigung beigetragen. Doch es harrte noch einmal die gleiche Anzahl an mit gebackenen Lachslocken und Avocado gefüllten Inside-Out-Rolls ihrem Verzehr entgegen. An manchen dieser „Salmonskin-Inside-Outs“ klebte auf der äußeren Reishülle noch flambiertes Thunfisch-Sashimi. Komplettiert wurde der Fischkomplex von jeweils zwei Scheiben Thunfisch- und Butterfisch-Sashimi, etwas Kresse, ein paar Salatblättern, Wasabi und Ingwer. Hinter der Sushimauer rauchte der Trocken-Eis-Schornstein wie zu besten Haßlocher Zeiten. Diese exquisiten Häppchen waren so ungemein köstlich, dass ich mir schwor, erst nach vollständig geputzter Platte die Heimreise anzutreten. Auch wenn das etwas länger dauern würde. Und es dauerte etwas länger…
Mittlerweile war ich so ziemlich der letzte Gast im Laden. Die Servicecrew, die wahrscheinlich primär aus dem studentischen Milieu rekrutiert worden war, war schon am Aufräumen. Mit einem der jungen Bedienungen kam ich ins Gespräch. Er war schon länger Mitglied der „Kozagang“ und hatte bereits in Haßloch im Service gearbeitet. Ein netter Plausch über das Konzept, die ärgerlichen „No-Shows“ und die arbeitsintensive Renovierung der Landauer Räumlichkeiten ließ es Mitternacht werden. Den angebotenen „Willkommens-Gin-Tonic“ nahm ich als Digestif dankend an. Sein 42%iger Wacholderschnapsanteil („Ein Tonic ohne Alkohol ist ginlos…“) stammte aus der Pfalz, genauer gesagt aus Deidesheim und nannte sich „Delirium“ (oh je, die Heimfahrt!). Das Besondere an diesem Pfälzer Dry Gin ist seine Basis aus heimischem Qualitätstraubentrester. Er schmeckte fein, haute rein und mich Gott sei Dank nicht vom Rad, wie sich später herausstellen sollte.
Doch nicht nur der Gin ging aufs Haus. Am ersten Abend wurden noch 20% Eröffnungsermäßigung von der Rechnung abgezogen. Eine unerwartete kulinarische Kulanz, die ich dankend annahm. Mit knapp über 30 Euro war das in Anbetracht der verputzten Fischteilchen und der Drinks ein absolut preiswertes Nachtmahl, das ich teilchenweise und mit Bedacht genoss. Das neue Koza in Landau wird vielen Sushiasten aus der Südpfalz den (wesentlich weiteren) Weg nach Haßloch ersparen. Seine Fangemeinde wird sicher schnell wachsen – dafür sorgen die kreativ angerichteten, qualitativ hervorragenden Sushi- und Sashimi-Gerichte, der gut aufgelegte Service und natürlich die stetige Präsenz auf Social Media. Ein Erfolgsrezept, das sicher aufgeht.
Landau (PGP). Am 20.April wurde die Landauer „Koza-Filiale“ mit viel Gin und Trockeneisnebel eröffnet. Nach einigen Verzögerungen, welche auf die schnarchigen Bürohengste der hiesigen Gewerbeaufsicht zurückzuführen waren, haben die Jungs rund um Sushi-Baukünstler Duc Van Pham nun eine Dependance in der Südpfalz installiert. Der Schrecken vieler Pfalzgastronomen und ausgewiesene Spürhund für Neueröffnungen marcO74 hat sich im Hinblick auf dieses Event extra vier Monate lang nicht rasiert, um sich ausreichend getarnt unter das bärtige Hipstervolk zu mischen (wenn auch zu später... mehr lesen
Restaurant Koza
Restaurant Koza€-€€€Restaurant06341266739Ostbahnstraße 27, 76829 Landau in der Pfalz
4.5 stars -
"Was sagt seit neuestem der Landauer Asia-Foodie? – „Fisch ist mein Gemüse!“ – Recht hat er!" marcO74Landau (PGP). Am 20.April wurde die Landauer „Koza-Filiale“ mit viel Gin und Trockeneisnebel eröffnet. Nach einigen Verzögerungen, welche auf die schnarchigen Bürohengste der hiesigen Gewerbeaufsicht zurückzuführen waren, haben die Jungs rund um Sushi-Baukünstler Duc Van Pham nun eine Dependance in der Südpfalz installiert. Der Schrecken vieler Pfalzgastronomen und ausgewiesene Spürhund für Neueröffnungen marcO74 hat sich im Hinblick auf dieses Event extra vier Monate lang nicht rasiert, um sich ausreichend getarnt unter das bärtige Hipstervolk zu mischen (wenn auch zu später
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Genau dort, wo ich mir während meines Studiums für 5 DM gelegentlich eine oft unterirdische Pizza vom Italo-Backveteran Al Parco einverleibte („wir hatten damals ja kein Geld…“) und wo zwischenzeitlich anatolisch tradierte Grillfleischfetzen in pappigen Fladenbroten verschwanden, haben die Haßlocher Rohfischvirtuosen von der „Kozagang“ ihr zweites Projekt aus der Taufe gehoben. Dank der zeitgemäßen Nutzung von Social-Media war man über die Fortschritte beim Umbau gut informiert und umso mehr gespannt auf das, was sich da in der Landauer Ostbahnstraße in der Mache befand.
Mit den durchweg positiven Eindrücken vom Haßlocher Mutterlokal im Hinterkopf wollte ich mir gleich am ersten „offiziellen“ Abend ein Bild vom neuen Hotspot für kalte Fischkunst machen. Das mittlerweile gerne praktizierte „Soft-Opening“ fand schon vor einer Woche statt. Das Team hatte also schon ein paar Erfahrungen sammeln können, um die Abläufe zu optimieren. Nach einem Kinobesuch radelte ich zu später Stunde durch die ausgestorbene City dem Bahnhof entgegen, unweit dessen sich der trendige Asialaden befindet. Interessant für hungrige Bahnreisende mit Maki-Affinität: es sind gerade mal 5 Minuten zu Fuß und das Lokal hat täglich ab 11.30 Uhr durchgehend geöffnet.
Der große Eröffnungsrun war zum Zeitpunkt meines Erscheinens (ca. 22.30 Uhr) schon abgeebbt. An ein paar Tischen wurde noch auf den erfolgreichen Start angestoßen. Hausherr Duc Van Pham begrüßte mich herzlich und lud mich gleich auf einen Gin Tonic an der Bar ein. Auf nüchternen Magen sicherlich nicht die beste Idee. Zumal ich noch mit dem Drahtesel über den Ebenberg musste. Ich nahm im hinteren Teil des mit ca. 80 Sitzmöglichkeiten ausgestatteten Restaurants Platz und genoss dessen modern-gemütliches Interieur. Ich lümmelte auf einer bequem gepolsterten Wandbank herum und schaute auf wertiges Holzmobiliar, das von schlichten Hängeleuchten in leicht gelbliches Licht getaucht wurde. Auf jedem der hellen Holztische prangte das Koza-Logo in Form eines angeschraubten Schildchens aus Messing. Nobel, nobel – so der Ersteindruck.
Die Wände waren in dunklem Blau gestrichen und wirkten aufgrund der fehlenden Bilder etwas karg. Ähnlich frugal ging es auf den spartanisch eingedeckten Tischen zu. Nichts sollte anscheinend von den auf Schieferplatten angerichteten Sushi-Kreationen ablenken, weshalb sich außer einem Fläschchen Soja-Soße und einem Teelicht keine weitere Deko auf der Holzplatte befand. Vielleicht war das spärliche Tischleben aber auch meinem späten Erscheinen geschuldet. Da hatte man wohl offensichtlich nicht mehr mit einem Spätesser wie mir gerechnet. Die gepolsterten, dunklen Metallstühle hatten leichten Seminar- bzw. Konferenzraumcharakter, wirkten jedoch äußerst komfortabel.
Die Speisenkarte befand sich in Einzel(blatt)haft, nämlich auf einem Klemmbrett. Eine Haßlocher Gepflogenheit, die sich auch in Landau fortsetzte. Beim Durchblättern entdeckte ich neben den üblichen Verdächtigen aus dem „Ur-Koza“ auch ein paar Neuheiten. Den Genussreigen eröffneten die sogenannten „Ocean Starters“, eine gute Handvoll gewürfelter, gedämpfter oder flambierter Vorspeisen panasiatischer Provenienz mit eindeutigem Frischfischbezug. Freunde vietnamesischer Nudelsuppen und einfallsreicher Asia-Salate werden bei „Zoops“ und „Zalad“ auf Seite zwei fündig. Der als „Ancient Variation“ (12,90 Euro) bezeichnete Wildkräutersalat wurde von Thunfisch-, Lachs- und Butterfisch-Sashimi sowie Tempura-Garnelen kulinarisch aufgewertet. Zum Sesam-Dressing gesellten sich noch Unagi, Salsa Roja und eine Mango-Curry-Soße. Verdammt viele Aromen werden da in eine kleine Schüssel gepackt.
Unter dem Namen „Streetfood Classics“ firmiert eine bemerkenswerte Auswahl an Nudel-, Reis- bzw. Reisbandnudelkompositionen. Da dürfen Koza-Klassiker wie die Sashimi-schwangere Raidan Bowl (genau wie in Haßloch 15,90 Euro) nicht fehlen. Die chinesischen Nudeln mit gedämpften Dumplings, Pak Choi und geräuchertem Schweinebauch heißen „Huu Tieu Tiger“ (10,90 Euro), sind neu auf der Karte und schon mal für den nächsten Besuch vorgemerkt.
Auf den nächsten Seiten folgt das respektable Angebot an hausgemachten Sushi-Rolls (inside-out, crunchy, etc.), das von der Kozagang an der Theke zubereitet wird. Die Sashimi-Auswahl ist für einen Euro mehr auch flambiert zu haben. Bei der „Koza Chef’s Selection“ gibt’s für 23,50 Euro ordentlich Frischfisch auf den Teller. Jeweils drei Scheiben Schottischer Lachs, Yellowfin Thunfisch und Butterfisch sowie roter Kaviar (Ikura) werden auf einem Beet aus Rettich und Seetang serviert. Zusätzlich werden wie im Haßlocher Stammlokal diverse Mixed-Platten mit Tempura, Sashimi & Co. zum Teilen angeboten. Dem „Invader“ (56 Euro), einer Art Sushi-Gesamtkunstwerk, das aus rund 50 „Bausteinen“ besteht, hat man den „Rapture“ (120 Euro) an die Seite gestellt. Zu dessen 80 Sushi- und Sashimi-Preziosen gesellen sich noch zusätzlich Lachs und Thunfisch im Tempurateig. Sicherlich ein Esserlebnis für den ganzen Freundeskreis.
Bei den Drinks stehen nach wie vor die hausgemachten Erfrischer ohne Alkohol an erster Stelle auf der Karte. Auch bei den Weinen macht man keine Experimente. Sie stammen genau wie in Haßloch von Ralf Haertel (Meckenheim) und Oliver Zeter (Neustadt). Beim Bier gibt man sich leider mit dem eher mittelmäßigen König-Pilsner zufrieden. Die Männer mit gepflegtem Bart am Nachbartisch genossen vernünftigerweise das Saigon Reisbier aus der Flasche.
Als Durstlöscher wählte ich eine Limo auf Ginger Beer Basis. Der als „Ginger Lime“ (5,50 Euro) betitelte Drink kam auch ganz gut ohne Alkohol aus. Dafür tummelten sich jede Menge Limetten, frische Minze und Ingwerstücke darin. Ein Glas knorztrockener Haertel-Riesling (4,20 Euro) sollte indes den rohen Fisch begleiten.
Nicht ganz so aromenreich, dafür aber erquickend frisch und supersaftig: mein Thunfisch-Tartar (8,20 Euro) aus dem Vorprogramm. Gewürfelter roter Qualitäts-Yellowfin traf auf buttrige Avocado. Dazu etwas Wakame und Salsa roja und fertig war die in Zylinderform gebrachte Tartar-Insel, in der ein Krabbenchip zum kulinarischen Segeltörn animierte. Ein zugegeben einfaches Gericht, das seine cremige Textur der Avocado verdankte. Die feine Säure des Seetangs und die subtile Korianderwürze der Salsa roja begleiteten diesen maritimen „Einmaster“ vortrefflich. Eine Kugel Wasabi sowie ein Häuflein Ingwer (in Scheiben) sorgten für fakultativen Schärfekick.
Um den Vergleich mit Haßloch nicht zu scheuen, bestellte ich mir die gemischte Sushi-Platte „Zenfeast“ (genau wie dort 21,80 Euro). Diese habe ich dort schon mehrfach genossen, aber immer nur mit dem unterstützenden Appetit meiner Begleitung geschafft. Insgesamt 20 Sushi-Happen warten da auf den „eingefleischten“ Rohfischenthusiasten. Allein die acht gehaltvollen Scheiben von der außen knusprigen und innen saftigen Tuna-Tempura-Roll hätten zu meiner Sättigung beigetragen. Doch es harrte noch einmal die gleiche Anzahl an mit gebackenen Lachslocken und Avocado gefüllten Inside-Out-Rolls ihrem Verzehr entgegen. An manchen dieser „Salmonskin-Inside-Outs“ klebte auf der äußeren Reishülle noch flambiertes Thunfisch-Sashimi. Komplettiert wurde der Fischkomplex von jeweils zwei Scheiben Thunfisch- und Butterfisch-Sashimi, etwas Kresse, ein paar Salatblättern, Wasabi und Ingwer. Hinter der Sushimauer rauchte der Trocken-Eis-Schornstein wie zu besten Haßlocher Zeiten. Diese exquisiten Häppchen waren so ungemein köstlich, dass ich mir schwor, erst nach vollständig geputzter Platte die Heimreise anzutreten. Auch wenn das etwas länger dauern würde. Und es dauerte etwas länger…
Mittlerweile war ich so ziemlich der letzte Gast im Laden. Die Servicecrew, die wahrscheinlich primär aus dem studentischen Milieu rekrutiert worden war, war schon am Aufräumen. Mit einem der jungen Bedienungen kam ich ins Gespräch. Er war schon länger Mitglied der „Kozagang“ und hatte bereits in Haßloch im Service gearbeitet. Ein netter Plausch über das Konzept, die ärgerlichen „No-Shows“ und die arbeitsintensive Renovierung der Landauer Räumlichkeiten ließ es Mitternacht werden. Den angebotenen „Willkommens-Gin-Tonic“ nahm ich als Digestif dankend an. Sein 42%iger Wacholderschnapsanteil („Ein Tonic ohne Alkohol ist ginlos…“) stammte aus der Pfalz, genauer gesagt aus Deidesheim und nannte sich „Delirium“ (oh je, die Heimfahrt!). Das Besondere an diesem Pfälzer Dry Gin ist seine Basis aus heimischem Qualitätstraubentrester. Er schmeckte fein, haute rein und mich Gott sei Dank nicht vom Rad, wie sich später herausstellen sollte.
Doch nicht nur der Gin ging aufs Haus. Am ersten Abend wurden noch 20% Eröffnungsermäßigung von der Rechnung abgezogen. Eine unerwartete kulinarische Kulanz, die ich dankend annahm. Mit knapp über 30 Euro war das in Anbetracht der verputzten Fischteilchen und der Drinks ein absolut preiswertes Nachtmahl, das ich teilchenweise und mit Bedacht genoss. Das neue Koza in Landau wird vielen Sushiasten aus der Südpfalz den (wesentlich weiteren) Weg nach Haßloch ersparen. Seine Fangemeinde wird sicher schnell wachsen – dafür sorgen die kreativ angerichteten, qualitativ hervorragenden Sushi- und Sashimi-Gerichte, der gut aufgelegte Service und natürlich die stetige Präsenz auf Social Media. Ein Erfolgsrezept, das sicher aufgeht.