"Großartige Falafel bei Landaus neuem „Clubhaus-Syrer“"
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Mit Munzer Almasry, der in seinem Heimatland auch als Konditor tätig war, hat er einen richtig guten Fang gemacht und sein anfängliches auf Burger, Rumpsteak und Fingerfood ausgelegtes Speiseprogramm um arabisch-orientalische Gerichte erweitert. Der unorthodoxe Küchenmix aus Burgern und Baba Ganoush bzw. Rumpsteak und Kabsa (traditionelles arabisches Reisgericht) kommt gut an. In der nicht gerade besonders vielfältigen Landauer Gastroszene stellt der neue „Clubhaus-Syrer“ eine erfreuliche Alternative dar.
Etwas versteckt im Wohngebiet, direkt hinter dem Siedlerheim Wollmesheimer Höhe gelegen, befindet sich das Vereinsheim mit Blick auf den gepflegten Rasenplatz des SV Landau West. Ein paar Stufen geht es hoch und man steht auf der hübsch angelegten Außenterrasse, auf der sich lauschige Sommerabende sicher ganz vortrefflich genießen lassen. Selbst von draußen dürfte man das Treiben auf der mächtigen Großbildleinwand im Inneren des Lokals ohne weiteres beobachten können. Denn eines wurde mir schon beim Betreten der Clubhausgaststätte klar: hier kommen die „skylosen“ Fußballfans voll auf ihre Kosten.
Als wir an jenem Freitagabend zum ersten Mal „beim Dirk“ aufschlugen, war nicht ganz so viel los wie beim letzten Champions-League-Spiel der Bayern. Der Beamer an der Decke strahlte eher in sich gekehrt im „Off-Modus“. Das neuwertige Mobiliar in hellem Holzton atmete keineswegs den Muff in die Jahre gekommener Vereinslokale. Hier wurde ordentlich renoviert, was nicht nur das dunkle Holzlaminat des Bodens suggerierte. Ein gepflegter Thekenbereich (ganz wichtig für die durstigen Kicker!), gerahmte Fußballnostalgie an den Wänden, ein paar grüne Topfpflanzentupfer und eine für meinen Geschmack etwas zu helle Deckenbeleuchtung prägten das propere Ambiente des großzügigen Gastraumes.
Je nachdem wie viel gerade los ist, teilen sich Munzer und Dirk die Arbeit in der Küche. Ein paar junge Aushilfen haben dann im Service alle Hände voll zu tun. Dem jungen Mädel, das uns an jenem Abend bediente, machte die Arbeit sichtlich Freude. Die Speisenauswahl ist auf ein Klemmbrett geheftet. Auf rotes Papier wurde das Essen, auf blaues das Getränkeangebot kopiert. Auf den ersten beiden Seiten ging es orientalisch zu. Mit Mutabbal (Auberginenpüree), Baba Ghanoush (Auberginen-/Sesamdip) und Hummus wurden drei mit dem Pürierstab hergestellte Mezze-Klassiker auf einem Teller als „Starter-Mix“ (4,50 Euro) angeboten. Falafel wurde als Burger (6,50 Euro), im Sandwich (4 Euro) oder als Spezialteller mit frittierter Aubergine, Salat, Joghurtsauce, Hummus und Baba Ghanoush (10,50 Euro) angeboten.
Kabsa (arabisches Reisgericht mit Hähnchenfleisch), Makluba-Reistopf mit Hackfleisch und Aubergine sowie der Bombay Teller, auf dem Pulled Chicken von einer Curry-Ananas-Sauce und orientalischem Reis begleitet wird, komplettieren den kulinarischen Ausflug in den Nahen Osten. Das 250 Gramm schwere Rumpsteak kommt mit kleinem Salat, Zwiebelconfit und frischem Meerrettich (oder Kräuterbutter) auf den Teller. Zusammen mit den an frittierte Bratkartoffeln erinnernden Pommes Chips (noch mit Haut) belief sich das fleischgewordene Gutbürgerstück auf faire 17,50 Euro. Ein wenig Fingerfood vom Hühnerbein bzw. -flügel sowie acht verschiedene Burgervarianten ergänzten das vielfältige Speiseprogramm, das sicher nicht nur bei hungrigen Sportlern Anklang findet.
Auch bei den Getränkepreisen wird erstaunlich gastfreundlich kalkuliert. Das Flens fließt für 4 Euro vom Fass ins 0,4l-Glas, die Flasche Mineralwasser schlägt mit gerade mal 2,50 Euro zu Buche. Der Verzicht auf Coca-Cola und Co. wurde mit diversen Erfrischungsgetränken der Marke „Fritz“ kompensiert. Aber auch hier bleibt man preislich auf dem Boden. Über die 2,50 Euro für das 0,33l-Fläschchen kann man nicht meckern. Das von mir favorisierte Helle von der Schlossbrauerei Maxlrain entpuppte sich als süffiger Gerstensaft aus dem schönen Oberbayern und wurde mit 3,40 Euro (0,5l-Flasche) berechnet.
Uns war ganz nach orientalischer Kost zumute, weshalb wir uns für den bereits erwähnten Starter-Mix als Vorspeise, gefolgt von einem Falafel-Teller (7 Euro) und einem Falafel-Burger entschieden. Die Schale Pommes (3 Euro) zum Teilen durfte natürlich nicht fehlen. In die pürierten Mezze-Dips tunkten wir dünnes Fladenbrot, dem es leider ein wenig an Frische mangelte. Das war nicht weiter tragisch, schmeckten doch alle drei Orientpürees hervorragend. Der Hummus bestach durch seine aromatische Kreuzkümmelnote und hatte durch den wohldosierten Einsatz von Zitronensaft genügend Frische im Repertoire. Das aus Aubergine und Sesampaste zubereitete Baba Ghanoush stand ihm geschmacklich in nichts nach. Genau wie das fruchtig-rauchige Auberginenpüree namens Mutabbal kam es mit Granatapfelkernen getoppt und mit etwas Olivenöl beträufelt auf den länglichen Teller. Alle drei Mezze-Dips waren sehr fein abgeschmeckt und stimmten uns gut auf die bald folgenden Hauptspeisen ein. Und das zu einem sagenhaften Preis-Genuss-Verhältnis.
Ähnlich lobend muss ich mich über meine fünf kross frittierten Kichererbsen-Bällchen äußern. Zusammen mit einer leichten Knoblauchsauce (in einer Extraschale), einem säuerlich angemachten Salätchen sowie ein wenig Fladenbrot war das ein äußerst herzhafter und gut sättigender Teller. Die gekonnt gewürzten Orientkroketten waren im Inneren noch leicht fluffig und dufteten herrlich nahöstlich nach Kreuzkümmel, Koriander und Co. Zugegeben: ich kann mich wirklich nicht erinnern, jemals bessere Falafel gegessen zu haben. Geschmacklich waren die üblicherweise im Wrap oder im Fladenbrot servierten Frittierkugeln aus dem Land der lachenden Hülsenfrucht ihren Artverwandten aus dem Döner- bzw. Imbissladen meilenweit voraus. Der Fall war klar: Herr Munzer Almasry hatte anscheinend so richtig einen an der Falafel und das richtige Händchen, wenn es ums Würzen der selbigen ging. Meine Verlobte sah das nach dem Genuss ihres Falafel-Burgers übrigens ganz genauso.
Bei den Pommes tippte ich zuerst auf selbstgemachte Ware, was jedoch Dirk Buhrmann grinsend verneinte. Verblüfft über die tolle Qualität dieses Convenience-Produkts dippte ich die krossen „Kartoffelschiffchen“ in das Schälchen mit der Knobi-Sauce und musste zugeben, dass Fertigfritten auf solchem Niveau den Selbstgeschnitzten bzw. -gestanzten nicht nur Konkurrenz machen, sondern diese sogar noch übertrumpfen.
Als süßen Abschluss gab es noch ein wenig Grießgebäck mit Dattelfüllung aufs Haus. Bei den in der arabischen Küche als Ma’amoul bezeichneten Keksen zeigte Munzner Almasry, dass er auch sein Konditorhandwerk nicht verlernt hatte. Das mürbe – und vor allem nicht zu süße Gebäck mit Degustationshintergrund verhieß Dattelglück im gemusterten Grießmäntelchen und schmeckte einfach himmlisch.
Bei einem Folgebesuch, als ich den Niedergang der bayrischen Fußballelite gegen die wie be“klopp“t aufspielende Mannschaft aus Liverpool live miterlebte, ließ ich mir meinen Avocado-Burger mit eben jenen Luxusfritten zu einem bieraufsaugenden Abendmahl pimpen. Meine Kumpels taten sich währenddessen am Falafel Teller Spezial mit Grillauberginen und drei verschiedenen Dips (10,50 Euro) gütlich. Wie sich später herausstellen sollte, blieben der famose Burgerteller und die prächtigen Frittierbälle die einzigen Lichtblicke an diesem tristen Fußballabend.
Nun, Championsleague-Spiele werden mich in der nächsten Zeit sicher nicht mehr zu meinem neuen Lieblingsdiner auf der Wollmesheimer Höhe führen. Wohl aber die handwerklich sauber gekochte und äußerst schmackhaft zubereitete Orientküche des „Clubhaus-Syrers“. Der freundliche Gastgeber macht hier jedenfalls eine ganze Menge richtig und das scheint sich herumzusprechen.