"Ausgezeichnete Küche am historischen Platz"
Geschrieben am 10.01.2015 2015-01-10 | Aktualisiert am 10.01.2015
"Ausgezeichnetes Ausflugslokal auf hohem Niveau - Empfehlenswerter, preisgünstiger Mittagstisch (6,50 €)"
Geschrieben am 10.01.2015 2015-01-10 | Aktualisiert am 20.06.2019
"Tolles Ambiente gepaart mit hervorragendem Essen."
Geschrieben am 25.11.2014 2014-11-25
Fazit (für die schnellen Leser vorab)
Für Rostbratenfreunde ein absolutes Muss. Nur Kenner wissen wo man gleichwertiges in der Region Stuttgart findet. Doch auch die Tageskarte mit ihren 5-6 Gerichten ist ein brutaler Angriff auf die Entscheidungsfreudikeit. Dazu die Weinkarte 28 Schoppenweine zwischen 4,- und 5,70 € vergrößern noch die Qual der Wahl. Wer dieses Lokal unzufrieden verlässt, dem ist nicht mehr zu helfen.
Lage und Erreichbarkeit
Die Alte Vogtei liegt im Zentrum von Köngen ca. 300 entfernt vom Schloss. Mit dem Pkw ist das Lokal leicht zu erreichen von Stuttgart und Ulm über die A 8 (Ausfahrt 55, Wendlingen), B 313 (Ausfahrt Wendlingen Richtung Köngen), Bahnhofstrasse - Obere Neue Straße – Oberdorfstraße. Weitere Möglichkeit über die B10, B 313, dann weiter w.o. Parkplätze sind gegenüber dem Schloss ausreichend vorhanden. Ein kleiner Fußmarsch von 2-300 Metern ist ein Klacks für das was einen erwartet.
Geschichte der Weinstube
Zum Vorleben des ältesten Hauses von Köngen (erbaut 1459) verweise ich auf die Ausführungen von Dr. Gerhard Hergenröder, die in der Homepage nachzulesen sind. 1983 wurde das dem Verfall preisgegebene Häuschen auf private Initiative von Grund auf historisch korrekt saniert und in den wiedererstandenen Räumen eine Weinstube der besonderen Art eingerichtet. Der Gastbereich erstreckt sich über zwei Etagen und umfasst ca. 45 Plätze (Reservierung daher dringend empfohlen).
Bedienung
Diese "Weiber Wirtschaft" (Aufdruck auf dem Polo der adretten Bedienung) hat alles fest im Griff. Man fühlt sich als Gast bestens betreut, ohne verhätschelt zu werden. Neben der Standardkarte brachte die Bedienung als besonderen Gag die etwa 80 x 40 große Wandtafel mit den Tagesgerichten und baute sie vor mir auf, erläuterte mir jedes einzelne Gericht und nahm freudestrahlend meine Bestellung entgegen. Sowas hab ich noch nicht erlebt. Von da ab bis zur Kasse alles TOP. Des Öfteren erkundigte sie sich charmant nach meinem Befinden. Es gab aber auch gar nichts, was ich hätte bemängeln können (Ego lässt grüßen). Diese perfekte Show ist mir 5 Sterne wert.
Das Essen
Im Vorblatt der gut aufgemachten Speisekarte versichert Frau Erhardt, dass alle Ihre Gerichte frisch und ohne Geschmacksverstärker gekocht werden. Das folgende hat mich überzeugt, dass dies nicht nur leeres Gerede ist.
Weil ...
ich bereits am Vortag einen hervorragenden Rostbraten hatte, entschied ich mich für die
Diese war einfach nur köstlich. Die sämige Suppe war perfekt mit gelbem Curry abgeschmeckt und genau richtig gesalzen. Bissfeste Kartoffelwürfelchen und leicht gedünstete frische Annanasstücke bildeten die Einlage. Obendrauf Röllchen von frisch geschnittenem Schnittlauch und Heu von roten Beeten. Hab mir diese Köstlichkeit ganz langsam einverleibt.
Dies war für mich als Fan dieses Desserts (bilde mir ein selbst die beste zu machen) die Krone. Frisch gekocht (vor dem Abkühlen natürlich) mit der eleganten Säure von Schwarzen Johannisbeeren, Himbeeren und Schattenmorellen dazu eine Vanillesoße in cremiger Konsistenz. Mir läuft jetzt noch das Wasser im Munde zusammen.
Danke Frau Erhardt für diesen Beweis Ihrer Kunst.
Das Ambiente
Außenbereich
Schon der Zugang zum Haus signalisiert, hoppla da kommt was Besonderes. Auf der Rückseite des Gebäudes eine reizvolle Terrasse, die ich wegen des Wetters leider nicht nutzen konnte.
Innenbereich
Rechts vom Eingang die Küche, die für die Größe des Lokal wohl gerade ausreicht Ein paar qm mehr wären dem Arbeitsablauf sicherlich förderlich. Aber so ist das halt in denkmalgeschützten historischen Häusern.
Geradeaus geht’s an einer kleinen Nische mit 6er Tisch vorbei zum Thekenzimmerchen und von dort aus weiter zur Terrasse.
Im Flur auch die schmale Treppe, die zu den Toiletten und dem Soldzimmer im 1. OG führt.
Sämtliche Böden aus Holzfliesen, schaffen eine angenehme Geräuschkulisse.
Ausstattung
Linker Hand vom Eingang der größte Gastraum der ca. 20 Personen Platz bietet. Mitten drin der prächtige Kachelofen (für die kalten Tage gibt’s unter des Sitzbänken entlang den Außenwänden noch Heizkörper der Zentralheizung).
Die Füllungen der Fachwerke schmücken Aquarelle, die farblich gut abgestimmt sind und zueinander passen. Vereinzelt aufgestellte Gerätschaften betonen den mittelalterlichen Charakter.
Zwei prächtige Tische mit hell gefegten Naturholzplatten füllen den Raum. An den Fachwerkwänden entlang Holzbänke mit Polsterauflagen. An den anderen Tischseiten alte Holzstühle nach Flohmarktart, ebenfalls mit mobilen Polstern. Dazu passend weinrote Servietten auf den Tischen, eine Atmosphäre zum Verlieben.
Toiletten
Ausgestattet in gehobenem Standard. Wegen der grundrissmäßigen Vorgaben leider ein bisschen eng. Wegen dem steilen, engen Treppenzugang ein starkes Handicap für Behinderte. Dafür muss ich leider einen Punkt abziehen.
Sauberkeit
Das ganze Haus ist pieksauber. Konnte kein verirrtes Staubkörnchen entdecken. "Weiber Wirtschaft" (siehe Abschnitt Bedienung) im wahrsten Sinne des Wortes.