Geschrieben am 19.12.2018 2018-12-19| Aktualisiert am
29.12.2018
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Besucht am 22.11.2018Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Der Weggang ihres kulinarischen Aushängeschildes hat nicht nur pfalzweit für Gesprächsstoff in der Gastroszene gesorgt. Seit dem Sommer 2018 ist in der Haynaer Krone, die nach wie vor zwei Gourmetadressen in einem Haus (Kronen-Restaurant mit Stern und Pfälzer Stube mit Bib) vereinigt, viel passiert. Es drangen sicherlich nicht alle Hintergründe nach außen. Und vielleicht war das ja auch ganz gut so, denn manche Dinge sollten intern bleiben, da sie nicht für ein breites Publikum bestimmt sind. Daneben sind sie auch nicht immer hilfreich, zumal es ja weitergehen soll und besonders bei tiefgreifenden Veränderungen die (Stamm-)Gäste umso genauer hinschauen.
Fakt ist, Karl-Emil Kuntz, langjähriger Sternekoch und Genussbotschafter der Pfalz, der seit 36 Jahren den Posten des Küchenchefs inne hatte, hat diesen Sommer die „Krone“ verlassen. 32 Jahre lang hielt er die einsternige Weihe des Guide Michelin und hat das kleine Tabakdorf Hayna zu einem Anziehungspunkt für Prominenz aus Politik, Sport, Showbiz und Kulinarik werden lassen. Kein anderer Koch aus der Pfalz hat diese Auszeichnung über eine so lange Zeit halten können. Kein anderer hat so viele honorige Personen des öffentlichen Lebens verköstigt. Eine beeindruckende, ja einmalige Bilanz, die der heute 60jährige Kuntz da vorweisen kann. Die Fotos aus vergangenen Tagen dokumentieren gut das von ihm erkochte Renommee des Hauses. Erfreulicherweise ließ man diese „Zeugen“ aus der „guten alten Zeit“ an den Wänden des Hotel-Restaurants hängen. Schön, dass sich die jüngere Generation mit seinem kulinarischen Erbe auch in Zukunft auseinandersetzt.
Nun steht seine jüngste Tochter Erika mit 24 Jahren in der Verantwortung das Traditionslokal zu führen. Gewiss keine leichte Aufgabe, die sie da gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Fabio Daneluzzi zu bewältigen versucht. Daneluzzi, gerade mal ein Jahr älter als sie, wurde in der Kronenküche ausgebildet und kennt als ehemaliger Kuntz-Schüler die Gegebenheiten vor Ort. Klar ist, er muss auf längere Sicht ein paar Dinge ändern, um dem Druck des Dauervergleichs mit seinem renommierten Vorgänger auch standzuhalten. Aber bei aller Erneuerung sollte auch Altbewährtes nicht ganz verschwinden. Die vielen über Jahre hier einkehrenden Stammgäste werden es ihm danken. Kein leichter Spagat also, den der 25-Jährige Küchenchef da ohne Qualitätsverlust zuwege bringen muss. Aber sicherlich aus kulinarischer Sicht ein spannender.
Soviel „Vorgeschichte“ musste sein, um die besonderen Umstände dieser Rezension näher zu beleuchten. Erst im Januar dieses Jahres feierte ich – wie hier auf GG nachzulesen – in der Pfälzer Stube meinen Geburtstag. Damals ahnte ich noch nicht, dass es die letzten Teller aus der Kuntz‘schen Küche sein würden, die ich da genoss. Ich war richtig gespannt, wie sich das Restaurant nach diesem personellen Erdrutsch präsentieren würde. Um das mit der nötigen kulinarischen Kompetenz zu erleben, fand Ende November die letzte Clubsitzung (des Jahres) der Wörther „Schlemmerboys“ in den heiligen Haynaer Hallen statt.
Ich hatte für uns vier einen gemütlichen Tisch in der Pfälzer Stube (nach dem Eintreten links ums Eck!) reserviert. Dort empfing uns die gediegene Landhausatmosphäre mit wohltuender Gastlichkeit. In so einer heimeligen Umgebung stört selbst der etwas zu routiniert agierende Service nicht. Der leicht spröde Charme der im zünftigen Dirndl servierenden Damen ist sicherlich nicht jedermanns Sache, soll aber die Tatsache, dass man hier ordentlich bedient und bei den Weinen kompetent beraten wird, nicht in Abrede stellen. Dennoch hätte mehr Herzlichkeit den Wohlfühlfaktor noch erhöht.
Gleich auf der ersten Seite der Speisenkarte ging es erfreulich regional zu. Unter den „Highlights der Region“ fiel mir gleich der kross auf der Haut gebratene Rheinzander auf hausgemachten Tagliolini und sautierten Kräutersaitlingen (28,90 Euro als Hauptgang) ins Auge. Auch ein Feldsalat mit Balsamico-Sauerrahm-Vinaigrette, gerösteten Speckstreifen und Brotcroutons (13,90 Euro) wurde hier gelistet. Auf Seite zwei waren die beiden wohlklingenden Menüs abgedruckt. Bei der kleineren Version (49,90 Euro) konnte man sich in drei Gängen (plus einem reichhaltigen Amuse-Teller vorweg) durch die spätherbstliche Pfalz futtern. Beim großen Bruder (69,90 Euro) waren in der Komplettfassung dann fünf Gänge zu bewältigen. Letzteres wurde jedoch nur tischweise serviert.
Was die Preise und die Zusammensetzung der beiden Menüs anging, konnte ich nur marginale Veränderungen gegenüber dem letzten Besuch feststellen. Gleiches galt auch für die Auswahl an Vorspeisen und Hauptgerichten, die im Anschluss folgten. Lediglich kleinere Preisaufschläge von bis zu einem Euro hatte es seitdem gegeben. Ansonsten hielt ich nahezu die gleiche Karte wie im Januar in den Händen. Hier und da gab es ein paar saisonale Ergänzungen, wie beispielsweise das Mignon vom Hirschkalb mit „Pfälzer Trüffel“ (=eingelegte schwarze Walnüsse), das mit stolzen 36,50 Euro als das mit Abstand teuerste Gericht auf der Karte vertreten war.
Ansonsten las sich das Speiseprogramm im Vergleich zur Kuntz-Ära nahezu unverändert. Klar dass die Brigade rund um den jungen Küchenchef Daneluzzi erst mal die etablierten Standards einwandfrei auf die Teller bringen möchte. Das freut die hier einkehrenden Redundanzesser genauso wie die kulinarischen Nostalgiker, die sich Kalbsleberscheibchen, geschmorte Rinderroulade und kross gebratenen Pfälzer Saumagen immer wieder gerne einverleiben.
Man darf gespannt sein, inwieweit Daneluzzi seinen eigenen Stil entwickelt und damit das Profil der Pfälzer Stube im Kontext einer kreativ ausgerichteten Regionalküche moduliert. Wie im Gespräch mit einer Dame vom Service zu erfahren war, setzt man in der mittlerweile wiedereröffneten Gourmetabteilung des Hauses bei der Arbeit mit den Produkten und Rezepturen auf eine zeitgemäße Nose-to-Tail-Attitüde, die mit noch engerem Regionalbezug als vorher einhergeht. Ob das nun einer Abkehr von Steinbutt, Carabinero und Co. gleichkommt, kann ich nicht beurteilen. Da die Webseite der Krone auch weiterhin keine Auskünfte über die servierten Speisen bietet (vllt. ändert sich das ja mit der jüngeren Führungsriege…), würde wohl nur ein Besuch im Sternelokal Klarheit schaffen. Der ist allerdings fürs nächste Jahr schon fest eingeplant.
Die Flasche Mineralwasser wurde nach wie vor mit wenig ländlichen 6,50 Euro berechnet. Die geradezu enzyklopädische Weinsammlung mit vornehmlich Pfälzer Gewächsen ließ sich noch immer als bibeldickes Nachschlagewerk durchblättern. Schön, dass sich darin auch viele Flaschenweine für um die 20 Euro tummelten. Bei der Auswahl an Rebsäften von Rang und klassifizierten Großlagenweinen war es gar nicht so leicht, sich zu entscheiden. Mit einer kleinen Flasche Cuvée Carolus vom VDP-Weingut Dr. Wehrheim aus Birkweiler (0,5 Liter für 30 Euro) und dem sagenhaft schmelzigen Kult-Chardonnay „R“ von Hansjörg Rebholz aus dem benachbarten Siebeldingen (0,375 Liter für 38 Euro) gingen wir an diesem Abend wenig Risiko ein und erfreuten uns an zwei außergewöhnlichen Weinen Pfälzer Spitzenerzeuger.
Beim Gruß aus der Küche gab man sich unverändert opulent. Der Amuse-Teller in der Krone hatte wie früher Vorspeisencharakter. Die kleinen Preziosen, die sich um eine sahnig-buttrige Espuma von der Zucchini gruppierten, wurden uns vom Service routiniert im Uhrzeigersinn angesagt. Edelfisch- und Karottenmousse, Gemüseterrine, Entenpraline in knusprigem Wantan-Teig, feine Kalbssülze und natürlich der Miniatur-Saumagen auf rahmigem Champagnerkraut fanden in uns dankbare Abnehmer. Alles genau wie zu besten Kuntz-Zeiten. Alles genauso lecker. Die erste Hürde locker übersprungen.
Da ich mich an diesem Abend für das kleine Menü entschied, folgten den Köstlichkeiten aus der Kronenküche kleine Freuden von Bachsaibling und Waldforelle. Diese stammten aus dem nahegelegenen Ort Annweiler (Pfälzerwald) und wurden von diversen Kürbisdeklinationen begleitet. Mich erinnerte der Teller stark an die „Phantasie von Biolachs und Rosa Forelle“, die schon 10 Monate davor den ersten Gang des kleinen Menüs markierte. Damals wie heute wurde der in verschiedenen Ausführungen dargebotene Fisch (Tartar, Terrine, Törtchen und gebackene Praline) mit Kürbis kombiniert. Dieser kam in unterschiedlicher Textur und Temperatur auf den gläsernen Teller. Insgesamt ein stimmiges Herbstensemble, das sich sowohl farblich als auch geschmacklich voll auf der Höhe präsentierte. Süßliche Akzente lieferte beispielsweise das Kürbispüree, das nur von der Honigsenf-Sauce zum Saiblingstartar noch übertroffen wurde. Säure steuerten der mit Essig angemachte Kürbissalat und die Blattsalate in der Mitte des Tellers bei. Ihre Würze bekam die Vorspeise primär vom Tartar, dem Saiblingstörtchen und der Forellenmousse. Terrine und gebackene Praline hielten sich dagegen geschmacklich etwas zurück und waren eher für ein leichtes Umami-Rauschen im Hintergrund verantwortlich. Der 2016er Chardonnay von Rebholz war sicherlich mit das Beste im Weinglas was ich mir in diesem Jahr hinter die Binde kippen durfte. Großartiges Tröpfchen.
Insgesamt war das eine farbenfrohe Menüeröffnung, die schon mal eines klarstellte: die Kronenküche hat das Ausscheiden ihres Meisters weggesteckt ohne an Qualität einzubüßen. Vielleicht wäre an mancher Stelle noch etwas mehr Mut zur Lücke das Gebot der Stunde. Die Gefahr, dass die vielen Elemente auf dem Teller die aromatischen Konturen verwischen, wäre dadurch verringert. Und ob die diversen Verpackungen (Praline, Terrine, etc.) der geschmacklichen Entfaltung der Grundprodukte (Saibling und Forelle) immer Rechnung tragen bzw. diese fördern, sei einmal dahin gestellt. Etwas puristischer und mehr auf den Punkt gebracht hätte dieser von hoher Produktfrische geprägte Fischteller schon ausfallen dürfen. Im nicht weit entfernten Örtchen Neupotz funktioniert das beim gleichnamigen Restaurant der Bettiouis ja auch sehr gut. Und abgesehen davon: ein 25jähriger am Herd muss nicht unbedingt kochen wie ein etablierter Altmeister. Etwas mehr Risiko und etwas weniger Drumherum, Herr Daneluzzi, dann passt das auch in die kulinarische Neuzeit.
Meine Kollegen genossen vorweg das Kürbisschaumsüppchen mit Crepinette von der Goldforelle (9,60 Euro) und zwei kleine, herbstlich angehauchte Blattsalate. Bei letzteren wurde insbesondere das gelungene Sauerrahm-Joghurt-Dressing mit feiner Essignote gelobt. Die Kürbissuppe vom Herxheimer Hokkaido schien wohl etwas zu viel Salzwürze abbekommen zu haben. Dennoch lobte mein Gegenüber ihre Substanz, die sicherlich von einer geschmacksintensiven Basis herrührte.
Da es sich bei den Wörther Schlemmerboys um ausgewiesene Carnivoren handelt, wurden zum Hauptgang vier unterschiedliche Fleischgerichte aufgetischt. Sie hatten alle ein ungefähr gleich hohes Produktniveau vorzuweisen. Außerdem waren sie alle auf den Punkt gegart, geschmort oder gebraten und zeugten von einwandfreiem Handwerk bei der Zubereitung. Der Kollege zu meiner Linken war das erste Mal in der Krone und er hatte es gleich mit einem Referenzgericht in Sachen gehobener Hausmannskost zu tun, der bei Niedrigtemperatur geschmorten Rinderroulade (21,50 Euro). Der nach Hausfrauenart (Gurke und Zwiebel) gefüllte Fleischwickel war weitmaschig gerollt und mit deftigem Inhalt versehen, außerdem butterzart in seiner Konsistenz. Das dazu gereichte Burgundersößchen entstammte einer kräftigen Jus, der mit etwas Rotwein nachgeholfen wurde. Etwas kleingeschnippeltes Gemüse mit noch leichtem Biss und ein gutmütterlicher Karotten-Kartoffelstampf begleiteten den Rindfleischmonolith als ausgleichende Geschmacklichkeit. Mein Kollege war sichtlich begeistert.
Der Schmorfanatiker gegenüber hatte sich „seine Rinderbäckchen“ auch diesmal nicht nehmen lassen. Da er es generell nicht so mit Sellerie hat, wurde das als Beilage angebotene Püree kurzerhand durch Wirsing-Gemüse ersetzt. Handgeschabte Spätzle vom Brett und eine intensive Spätburgunder-Jus komplettierten die beiden stattlichen, ebenfalls perfekt sous-vide gegarten Ochsenbacken. An dem für 24,90 Euro angebotenen Schmorgericht der Extraklasse gab es wenig auszusetzen. Durch ihren hohen Bindegewebs- bzw. Fettanteil fielen sie herrlich saftig und superzart aus. Nur bei der Sauce vom Wirsing-Gemüse hatte man den Einsatz von Sahne durchaus homöopathischer gestalten können.
Auch vom „Wild-Boy“ am Tisch vernahmen wir während seines Hauptgangs nur zufriedenes Besteckgeklapper. Er hatte mit dem Filet Mignon vom Hirschkalb (36,50 Euro) das mit Abstand teuerste Gericht auf der Speisenkarte geordert. Die „Pfälzer Trüffel“ entpuppten sich als angelegte schwarze Walnüsse, die am Johannistag geerntet wurden. Zusammen mit einem weihnachtlich duftenden Gewürzrotkraut und seinen fluffigen Dauphinekartoffeln war er eindeutig der Kronprinz am Tisch. Er lobte das feine Wacholdersößchen genauso wie den von mir dazu auserkorenen Begleiter in Rot. Diese kraftvolle 2011er Cuvée Carolus harmonierte ganz vortrefflich mit den von uns genossenen, Rind-, Kalb- und Wildgerichten.
Als Hauptgang meines kleinen Menüs wurde mir sautiertes Pfälzer Milchkalbsfilet mit Risotto von Kräutersaitlingen und Zwiebellauch aufgetischt. Etwas Sahne oder Crème fraiche verlieh der üppig dosierten Rahmsauce ihr gefälliges Breitwandaroma. Zusammen mit dem schlotzigen Pilzrisotto war das schon ein recht mächtiger Teller, der von knackigem Gemüse aus dem Dampf (auch als Brunoise) auch ein paar vegetabile Noten erhielt. Das in größere Würfel geschnittene Kalbsfilet fiel butterzart aus. Bei Anschnitt war es innen noch leicht rosa. Perfekter kann man das kaum zubereiten. Die Anrichtung des Tellers, bei dem sich die einzelnen Komponenten leider etwas zu stark vermischten, wäre dagegen noch ausbaufähig gewesen. Ich saß ja schließlich nicht in einer x-beliebigen Dorfwirtschaft und hatte Gulaschkanonenfutter bestellt. Aber vom Geschmack passte es ja und das war letztendlich die Hauptsache.
Der süße Abschluss des Menüs fiel mir persönlich eine Spur zu süß aus. Bei der Haynaer Birnentarte mit weißer Valrhona-Kuvertüre hätte ich mir vom dazu gereichten Birnenkompott etwas mehr Fruchtsäure gewünscht. Auch das Birnensorbet – sicherlich ein Produkt tadelloser Patisserie-Arbeit – ließ fruchtsäuerliche Akzente vermissen und ließ den Nachtisch geschmacklich etwas zu eindimensional ausfallen. Der außen leicht knusprige Mürbeteig der französischen Dessertspezialität hatte in seinem warmen Kern eine angenehm mürbe Textur, die das Küchlein zum frischgebackenen Star auf dem mit Nougat, Puderzucker und anderen Saucen etwas übersüßten Porzellan kürte.
Trotz kleinerer Kritikpunkte möchte ich Fabio Daneluzzi und seinem Küchenteam ein großes Kompliment machen. Die Pfälzer Stube steht nach wie vor für schmackhafte Gutbürgerlichkeit der gehobenen Art und hat das frühere Niveau locker halten können. Unsere durchweg soßenaffine Zweckgemeinschaft wurde auch bei ihrer letzten diesjährigen Zusammenkunft nicht enttäuscht. Den Weggang von Sternekoch Karl-Emil Kuntz haben wir an diesem Abend kulinarisch nicht bemerkt. Vielleicht dauert es ja noch ein wenig bis sich der neue Küchenchef traut, auch im Zweitlokal für regionale Redundanzesser ein paar neue Akzente zu setzen. Ach ja und übrigens: der Service ist ein Ort, an dem auch mal freundlich gelächelt werden darf. Oder sollte.
Der Weggang ihres kulinarischen Aushängeschildes hat nicht nur pfalzweit für Gesprächsstoff in der Gastroszene gesorgt. Seit dem Sommer 2018 ist in der Haynaer Krone, die nach wie vor zwei Gourmetadressen in einem Haus (Kronen-Restaurant mit Stern und Pfälzer Stube mit Bib) vereinigt, viel passiert. Es drangen sicherlich nicht alle Hintergründe nach außen. Und vielleicht war das ja auch ganz gut so, denn manche Dinge sollten intern bleiben, da sie nicht für ein breites Publikum bestimmt sind. Daneben sind sie auch... mehr lesen
Krone · Pfälzer Stuben
Krone · Pfälzer Stuben€-€€€Restaurant, Sternerestaurant072765080Hauptstraße 62-64, 76863 Herxheim bei Landau/Pfalz
4.5 stars -
"Von wegen „nach Kuntz die Sintflut“! – Im Zweitlokal hält man auch ohne die Pfälzer Kochlegende das Niveau und erfreut damit vor allem soßenaffine Redundanzesser" marcO74Der Weggang ihres kulinarischen Aushängeschildes hat nicht nur pfalzweit für Gesprächsstoff in der Gastroszene gesorgt. Seit dem Sommer 2018 ist in der Haynaer Krone, die nach wie vor zwei Gourmetadressen in einem Haus (Kronen-Restaurant mit Stern und Pfälzer Stube mit Bib) vereinigt, viel passiert. Es drangen sicherlich nicht alle Hintergründe nach außen. Und vielleicht war das ja auch ganz gut so, denn manche Dinge sollten intern bleiben, da sie nicht für ein breites Publikum bestimmt sind. Daneben sind sie auch
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Fakt ist, Karl-Emil Kuntz, langjähriger Sternekoch und Genussbotschafter der Pfalz, der seit 36 Jahren den Posten des Küchenchefs inne hatte, hat diesen Sommer die „Krone“ verlassen. 32 Jahre lang hielt er die einsternige Weihe des Guide Michelin und hat das kleine Tabakdorf Hayna zu einem Anziehungspunkt für Prominenz aus Politik, Sport, Showbiz und Kulinarik werden lassen. Kein anderer Koch aus der Pfalz hat diese Auszeichnung über eine so lange Zeit halten können. Kein anderer hat so viele honorige Personen des öffentlichen Lebens verköstigt. Eine beeindruckende, ja einmalige Bilanz, die der heute 60jährige Kuntz da vorweisen kann. Die Fotos aus vergangenen Tagen dokumentieren gut das von ihm erkochte Renommee des Hauses. Erfreulicherweise ließ man diese „Zeugen“ aus der „guten alten Zeit“ an den Wänden des Hotel-Restaurants hängen. Schön, dass sich die jüngere Generation mit seinem kulinarischen Erbe auch in Zukunft auseinandersetzt.
Nun steht seine jüngste Tochter Erika mit 24 Jahren in der Verantwortung das Traditionslokal zu führen. Gewiss keine leichte Aufgabe, die sie da gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Fabio Daneluzzi zu bewältigen versucht. Daneluzzi, gerade mal ein Jahr älter als sie, wurde in der Kronenküche ausgebildet und kennt als ehemaliger Kuntz-Schüler die Gegebenheiten vor Ort. Klar ist, er muss auf längere Sicht ein paar Dinge ändern, um dem Druck des Dauervergleichs mit seinem renommierten Vorgänger auch standzuhalten. Aber bei aller Erneuerung sollte auch Altbewährtes nicht ganz verschwinden. Die vielen über Jahre hier einkehrenden Stammgäste werden es ihm danken. Kein leichter Spagat also, den der 25-Jährige Küchenchef da ohne Qualitätsverlust zuwege bringen muss. Aber sicherlich aus kulinarischer Sicht ein spannender.
Soviel „Vorgeschichte“ musste sein, um die besonderen Umstände dieser Rezension näher zu beleuchten. Erst im Januar dieses Jahres feierte ich – wie hier auf GG nachzulesen – in der Pfälzer Stube meinen Geburtstag. Damals ahnte ich noch nicht, dass es die letzten Teller aus der Kuntz‘schen Küche sein würden, die ich da genoss. Ich war richtig gespannt, wie sich das Restaurant nach diesem personellen Erdrutsch präsentieren würde. Um das mit der nötigen kulinarischen Kompetenz zu erleben, fand Ende November die letzte Clubsitzung (des Jahres) der Wörther „Schlemmerboys“ in den heiligen Haynaer Hallen statt.
Ich hatte für uns vier einen gemütlichen Tisch in der Pfälzer Stube (nach dem Eintreten links ums Eck!) reserviert. Dort empfing uns die gediegene Landhausatmosphäre mit wohltuender Gastlichkeit. In so einer heimeligen Umgebung stört selbst der etwas zu routiniert agierende Service nicht. Der leicht spröde Charme der im zünftigen Dirndl servierenden Damen ist sicherlich nicht jedermanns Sache, soll aber die Tatsache, dass man hier ordentlich bedient und bei den Weinen kompetent beraten wird, nicht in Abrede stellen. Dennoch hätte mehr Herzlichkeit den Wohlfühlfaktor noch erhöht.
Gleich auf der ersten Seite der Speisenkarte ging es erfreulich regional zu. Unter den „Highlights der Region“ fiel mir gleich der kross auf der Haut gebratene Rheinzander auf hausgemachten Tagliolini und sautierten Kräutersaitlingen (28,90 Euro als Hauptgang) ins Auge. Auch ein Feldsalat mit Balsamico-Sauerrahm-Vinaigrette, gerösteten Speckstreifen und Brotcroutons (13,90 Euro) wurde hier gelistet. Auf Seite zwei waren die beiden wohlklingenden Menüs abgedruckt. Bei der kleineren Version (49,90 Euro) konnte man sich in drei Gängen (plus einem reichhaltigen Amuse-Teller vorweg) durch die spätherbstliche Pfalz futtern. Beim großen Bruder (69,90 Euro) waren in der Komplettfassung dann fünf Gänge zu bewältigen. Letzteres wurde jedoch nur tischweise serviert.
Was die Preise und die Zusammensetzung der beiden Menüs anging, konnte ich nur marginale Veränderungen gegenüber dem letzten Besuch feststellen. Gleiches galt auch für die Auswahl an Vorspeisen und Hauptgerichten, die im Anschluss folgten. Lediglich kleinere Preisaufschläge von bis zu einem Euro hatte es seitdem gegeben. Ansonsten hielt ich nahezu die gleiche Karte wie im Januar in den Händen. Hier und da gab es ein paar saisonale Ergänzungen, wie beispielsweise das Mignon vom Hirschkalb mit „Pfälzer Trüffel“ (=eingelegte schwarze Walnüsse), das mit stolzen 36,50 Euro als das mit Abstand teuerste Gericht auf der Karte vertreten war.
Ansonsten las sich das Speiseprogramm im Vergleich zur Kuntz-Ära nahezu unverändert. Klar dass die Brigade rund um den jungen Küchenchef Daneluzzi erst mal die etablierten Standards einwandfrei auf die Teller bringen möchte. Das freut die hier einkehrenden Redundanzesser genauso wie die kulinarischen Nostalgiker, die sich Kalbsleberscheibchen, geschmorte Rinderroulade und kross gebratenen Pfälzer Saumagen immer wieder gerne einverleiben.
Man darf gespannt sein, inwieweit Daneluzzi seinen eigenen Stil entwickelt und damit das Profil der Pfälzer Stube im Kontext einer kreativ ausgerichteten Regionalküche moduliert. Wie im Gespräch mit einer Dame vom Service zu erfahren war, setzt man in der mittlerweile wiedereröffneten Gourmetabteilung des Hauses bei der Arbeit mit den Produkten und Rezepturen auf eine zeitgemäße Nose-to-Tail-Attitüde, die mit noch engerem Regionalbezug als vorher einhergeht. Ob das nun einer Abkehr von Steinbutt, Carabinero und Co. gleichkommt, kann ich nicht beurteilen. Da die Webseite der Krone auch weiterhin keine Auskünfte über die servierten Speisen bietet (vllt. ändert sich das ja mit der jüngeren Führungsriege…), würde wohl nur ein Besuch im Sternelokal Klarheit schaffen. Der ist allerdings fürs nächste Jahr schon fest eingeplant.
Die Flasche Mineralwasser wurde nach wie vor mit wenig ländlichen 6,50 Euro berechnet. Die geradezu enzyklopädische Weinsammlung mit vornehmlich Pfälzer Gewächsen ließ sich noch immer als bibeldickes Nachschlagewerk durchblättern. Schön, dass sich darin auch viele Flaschenweine für um die 20 Euro tummelten. Bei der Auswahl an Rebsäften von Rang und klassifizierten Großlagenweinen war es gar nicht so leicht, sich zu entscheiden. Mit einer kleinen Flasche Cuvée Carolus vom VDP-Weingut Dr. Wehrheim aus Birkweiler (0,5 Liter für 30 Euro) und dem sagenhaft schmelzigen Kult-Chardonnay „R“ von Hansjörg Rebholz aus dem benachbarten Siebeldingen (0,375 Liter für 38 Euro) gingen wir an diesem Abend wenig Risiko ein und erfreuten uns an zwei außergewöhnlichen Weinen Pfälzer Spitzenerzeuger.
Beim Gruß aus der Küche gab man sich unverändert opulent. Der Amuse-Teller in der Krone hatte wie früher Vorspeisencharakter. Die kleinen Preziosen, die sich um eine sahnig-buttrige Espuma von der Zucchini gruppierten, wurden uns vom Service routiniert im Uhrzeigersinn angesagt. Edelfisch- und Karottenmousse, Gemüseterrine, Entenpraline in knusprigem Wantan-Teig, feine Kalbssülze und natürlich der Miniatur-Saumagen auf rahmigem Champagnerkraut fanden in uns dankbare Abnehmer. Alles genau wie zu besten Kuntz-Zeiten. Alles genauso lecker. Die erste Hürde locker übersprungen.
Da ich mich an diesem Abend für das kleine Menü entschied, folgten den Köstlichkeiten aus der Kronenküche kleine Freuden von Bachsaibling und Waldforelle. Diese stammten aus dem nahegelegenen Ort Annweiler (Pfälzerwald) und wurden von diversen Kürbisdeklinationen begleitet. Mich erinnerte der Teller stark an die „Phantasie von Biolachs und Rosa Forelle“, die schon 10 Monate davor den ersten Gang des kleinen Menüs markierte. Damals wie heute wurde der in verschiedenen Ausführungen dargebotene Fisch (Tartar, Terrine, Törtchen und gebackene Praline) mit Kürbis kombiniert. Dieser kam in unterschiedlicher Textur und Temperatur auf den gläsernen Teller. Insgesamt ein stimmiges Herbstensemble, das sich sowohl farblich als auch geschmacklich voll auf der Höhe präsentierte. Süßliche Akzente lieferte beispielsweise das Kürbispüree, das nur von der Honigsenf-Sauce zum Saiblingstartar noch übertroffen wurde. Säure steuerten der mit Essig angemachte Kürbissalat und die Blattsalate in der Mitte des Tellers bei. Ihre Würze bekam die Vorspeise primär vom Tartar, dem Saiblingstörtchen und der Forellenmousse. Terrine und gebackene Praline hielten sich dagegen geschmacklich etwas zurück und waren eher für ein leichtes Umami-Rauschen im Hintergrund verantwortlich. Der 2016er Chardonnay von Rebholz war sicherlich mit das Beste im Weinglas was ich mir in diesem Jahr hinter die Binde kippen durfte. Großartiges Tröpfchen.
Insgesamt war das eine farbenfrohe Menüeröffnung, die schon mal eines klarstellte: die Kronenküche hat das Ausscheiden ihres Meisters weggesteckt ohne an Qualität einzubüßen. Vielleicht wäre an mancher Stelle noch etwas mehr Mut zur Lücke das Gebot der Stunde. Die Gefahr, dass die vielen Elemente auf dem Teller die aromatischen Konturen verwischen, wäre dadurch verringert. Und ob die diversen Verpackungen (Praline, Terrine, etc.) der geschmacklichen Entfaltung der Grundprodukte (Saibling und Forelle) immer Rechnung tragen bzw. diese fördern, sei einmal dahin gestellt. Etwas puristischer und mehr auf den Punkt gebracht hätte dieser von hoher Produktfrische geprägte Fischteller schon ausfallen dürfen. Im nicht weit entfernten Örtchen Neupotz funktioniert das beim gleichnamigen Restaurant der Bettiouis ja auch sehr gut. Und abgesehen davon: ein 25jähriger am Herd muss nicht unbedingt kochen wie ein etablierter Altmeister. Etwas mehr Risiko und etwas weniger Drumherum, Herr Daneluzzi, dann passt das auch in die kulinarische Neuzeit.
Meine Kollegen genossen vorweg das Kürbisschaumsüppchen mit Crepinette von der Goldforelle (9,60 Euro) und zwei kleine, herbstlich angehauchte Blattsalate. Bei letzteren wurde insbesondere das gelungene Sauerrahm-Joghurt-Dressing mit feiner Essignote gelobt. Die Kürbissuppe vom Herxheimer Hokkaido schien wohl etwas zu viel Salzwürze abbekommen zu haben. Dennoch lobte mein Gegenüber ihre Substanz, die sicherlich von einer geschmacksintensiven Basis herrührte.
Da es sich bei den Wörther Schlemmerboys um ausgewiesene Carnivoren handelt, wurden zum Hauptgang vier unterschiedliche Fleischgerichte aufgetischt. Sie hatten alle ein ungefähr gleich hohes Produktniveau vorzuweisen. Außerdem waren sie alle auf den Punkt gegart, geschmort oder gebraten und zeugten von einwandfreiem Handwerk bei der Zubereitung. Der Kollege zu meiner Linken war das erste Mal in der Krone und er hatte es gleich mit einem Referenzgericht in Sachen gehobener Hausmannskost zu tun, der bei Niedrigtemperatur geschmorten Rinderroulade (21,50 Euro). Der nach Hausfrauenart (Gurke und Zwiebel) gefüllte Fleischwickel war weitmaschig gerollt und mit deftigem Inhalt versehen, außerdem butterzart in seiner Konsistenz. Das dazu gereichte Burgundersößchen entstammte einer kräftigen Jus, der mit etwas Rotwein nachgeholfen wurde. Etwas kleingeschnippeltes Gemüse mit noch leichtem Biss und ein gutmütterlicher Karotten-Kartoffelstampf begleiteten den Rindfleischmonolith als ausgleichende Geschmacklichkeit. Mein Kollege war sichtlich begeistert.
Der Schmorfanatiker gegenüber hatte sich „seine Rinderbäckchen“ auch diesmal nicht nehmen lassen. Da er es generell nicht so mit Sellerie hat, wurde das als Beilage angebotene Püree kurzerhand durch Wirsing-Gemüse ersetzt. Handgeschabte Spätzle vom Brett und eine intensive Spätburgunder-Jus komplettierten die beiden stattlichen, ebenfalls perfekt sous-vide gegarten Ochsenbacken. An dem für 24,90 Euro angebotenen Schmorgericht der Extraklasse gab es wenig auszusetzen. Durch ihren hohen Bindegewebs- bzw. Fettanteil fielen sie herrlich saftig und superzart aus. Nur bei der Sauce vom Wirsing-Gemüse hatte man den Einsatz von Sahne durchaus homöopathischer gestalten können.
Auch vom „Wild-Boy“ am Tisch vernahmen wir während seines Hauptgangs nur zufriedenes Besteckgeklapper. Er hatte mit dem Filet Mignon vom Hirschkalb (36,50 Euro) das mit Abstand teuerste Gericht auf der Speisenkarte geordert. Die „Pfälzer Trüffel“ entpuppten sich als angelegte schwarze Walnüsse, die am Johannistag geerntet wurden. Zusammen mit einem weihnachtlich duftenden Gewürzrotkraut und seinen fluffigen Dauphinekartoffeln war er eindeutig der Kronprinz am Tisch. Er lobte das feine Wacholdersößchen genauso wie den von mir dazu auserkorenen Begleiter in Rot. Diese kraftvolle 2011er Cuvée Carolus harmonierte ganz vortrefflich mit den von uns genossenen, Rind-, Kalb- und Wildgerichten.
Als Hauptgang meines kleinen Menüs wurde mir sautiertes Pfälzer Milchkalbsfilet mit Risotto von Kräutersaitlingen und Zwiebellauch aufgetischt. Etwas Sahne oder Crème fraiche verlieh der üppig dosierten Rahmsauce ihr gefälliges Breitwandaroma. Zusammen mit dem schlotzigen Pilzrisotto war das schon ein recht mächtiger Teller, der von knackigem Gemüse aus dem Dampf (auch als Brunoise) auch ein paar vegetabile Noten erhielt. Das in größere Würfel geschnittene Kalbsfilet fiel butterzart aus. Bei Anschnitt war es innen noch leicht rosa. Perfekter kann man das kaum zubereiten. Die Anrichtung des Tellers, bei dem sich die einzelnen Komponenten leider etwas zu stark vermischten, wäre dagegen noch ausbaufähig gewesen. Ich saß ja schließlich nicht in einer x-beliebigen Dorfwirtschaft und hatte Gulaschkanonenfutter bestellt. Aber vom Geschmack passte es ja und das war letztendlich die Hauptsache.
Der süße Abschluss des Menüs fiel mir persönlich eine Spur zu süß aus. Bei der Haynaer Birnentarte mit weißer Valrhona-Kuvertüre hätte ich mir vom dazu gereichten Birnenkompott etwas mehr Fruchtsäure gewünscht. Auch das Birnensorbet – sicherlich ein Produkt tadelloser Patisserie-Arbeit – ließ fruchtsäuerliche Akzente vermissen und ließ den Nachtisch geschmacklich etwas zu eindimensional ausfallen. Der außen leicht knusprige Mürbeteig der französischen Dessertspezialität hatte in seinem warmen Kern eine angenehm mürbe Textur, die das Küchlein zum frischgebackenen Star auf dem mit Nougat, Puderzucker und anderen Saucen etwas übersüßten Porzellan kürte.
Trotz kleinerer Kritikpunkte möchte ich Fabio Daneluzzi und seinem Küchenteam ein großes Kompliment machen. Die Pfälzer Stube steht nach wie vor für schmackhafte Gutbürgerlichkeit der gehobenen Art und hat das frühere Niveau locker halten können. Unsere durchweg soßenaffine Zweckgemeinschaft wurde auch bei ihrer letzten diesjährigen Zusammenkunft nicht enttäuscht. Den Weggang von Sternekoch Karl-Emil Kuntz haben wir an diesem Abend kulinarisch nicht bemerkt. Vielleicht dauert es ja noch ein wenig bis sich der neue Küchenchef traut, auch im Zweitlokal für regionale Redundanzesser ein paar neue Akzente zu setzen. Ach ja und übrigens: der Service ist ein Ort, an dem auch mal freundlich gelächelt werden darf. Oder sollte.