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Ich folgte seinem Rat und fuhr zum Seespitz da Mario, das man auch ohne Navi leicht findet. Es liegt am südlichen Ende der Uferpromenade und verfügt über einen ausreichend großen Parkplatz (Gold wert in Herrsching!).
Beim Betreten des Lokals fühlte ich mich in die 70er zurückversetzt – wobei hier nicht von der „guten alten Zeit“ die Rede ist! Sehr dunkles Holz dominiert den rustikalen Gastraum, der zwar auf der rechten Seite durchgehend eine Glasfront mit dem erhofftem Seeblick bietet, aber wegen des schlechten Wetters drang wenig Helligkeit herein, und auf mich wirkte der Raum bedrückend. Die Tische am Fenster waren bereits belegt, und ich sah mich nach dem Service um. Links an der langen Theke war ein Kellner mit der Registrierkasse beschäftigt und ließ sich durch mich nicht stören. Brav wartete ich, bis er sich umdrehte. Kein Lächeln, aber zumindest eine kurze Begrüßung. Wo ich sitzen könne, fragte ich, und mit einer lässigen Handbewegung wies er auf drei Tische vor der Theke.
Um es vorweg zu nehmen, ich bin da nicht gerne gesessen, denn die Frau hinter der Theke (ich tippe auf die Chefin) beobachtete mich die ganze Zeit mit Argusaugen. Wer mag das schon? Es bedurfte dann auch einiger List, ums sie beim Fotografieren auszutricksen.
Der Kellner erwies sich während meines gesamten Besuchs mehr routiniert als freundlich, sein Lächeln ließ sich jederzeit an- und ausknipsen. Bei den Stammgästen funktionierte das z.B. ganz prima, bei mir eher nicht.
In der Speisekarte fand ich bei den Tagesangeboten nichts Verlockendes, dafür bei den Standard-Gerichten: Paglia e Fieno Salmone (€ 10,50). Das sind weiße und grüne dünne Bandnudeln, die ich mir gut zum Lachs vorstellen konnte. Zu trinken ein kleines Pellegrino (0,25 l. € 2,80).
Das Wasser kam rasch, Pizzabrötchen oder anderes Brot wird hier nicht dazu gereicht, auch keine Grissini. Nun gut, dann warte ich auf die Pasta. Die dann auch erfreulicherweise sehr appetitlich aussah. Sehr angenehm, daß der Lachs separat auf dem Teller lag. Und kein bißchen trocken, sondern noch angenehm saftig, aber leider nur lauwarm. Bei der Pasta sieht es andersrum aus, die dampfte noch, war aber nicht mehr al dente. Die salzlose Soße schmeckte nur nach Sahne. Aufgrund des guten Lachs ist mir das Essen knapp 3 Sterne wert.
Es hätte mich überrascht, wenn mich der Kellner beim Abräumen gefragt hätte, ob ich noch einen Nachtisch oder Kaffee möchte. Hat er nicht. Gut, daß ich mir im Vorfeld gemerkt habe, daß auf der Karte Zuppa Romana stand. Die hätte ich gerne und dazu einen Espresso macchiato (€ 2.40).
Das Stück Kuchen war von erheblicher Größe und eindeutig selbst gemacht. Jetzt gibt es sicher nicht DAS ultimative Zuppa-Romana-Rezept, aber die Interpretation des Kochs wies einige Schwachstellen auf: Er hatte ausgerechnet an den Sauerkirschen gespart (ich hatte höchstens 3!) und die hatten ganz sicher keinen Rum gesehen. Genauso sparsam war er mit der Vanillecreme umgegangen. Nur eine hauchdünne Schicht durchzog den Bisquit. Da ahnt man die Vanille mehr als daß man sie schmeckt. Und das Mittelteil war nur unzureichend getränkt, dadurch fehlte der Zuppa die typische Saftigkeit. Einzig die geschlagene Sahne (hätte ruhig gesüßt sein dürfen) ummantelte dick den Kuchen. Sagen wir’s mal so: hätte ich einfach ein Stück Kuchen bestellt, dann wären 3 Sterne dafür rausgesprungen. Erwarte ich aber so eine Köstlichkeit wie eine Zuppa Romana, dann gibt’s nur 2 Sterne für diese arme Verwandte :-(
Dafür schmeckte mir der Espresso, der dankenswerterweise trotz des kleinen Milchschaums schön heiß war.
Die Rechnung bitte! Ich zahlte und fragte nach den Toiletten. Zu diesen muß man über eine steile Treppe eine Etage höher gehen. Während ich dies tat (hier oben stehen weitere Tische), grübelte ich. War der Nachtisch nicht in der Karte mit € 4,-- gestanden? Auf dem Rechnungsausdruck war er nämlich mit € 4,20 aufgeführt. Welch Zufall, links vor den Toiletten lagen auf einem Tisch gleich mehrere Speisekarten. Ein Kontrollblick: Tatsächlich € 4,--, ich hatte mich nicht geirrt.
Also bin ich vor dem Verlassen des Lokals nochmal an die Theke und sprach den Kellner darauf an. Er sah mich ungläubig an, genau wie sein Kollege und die Frau hinter der Theke. Ein Blick in die Karte, ja, da steht es schwarz auf weiß. „Wissen Sie, es geht mir nicht um die 20 Cent, aber ich finde so etwas nicht richtig“ sprach ich in die Runde. Versteinerte Mienen, bis sich dann doch ein „Es tut uns leid“ den Weg über die Lippen des Kellners bahnte. Nein, ich habe mir nichts zurückgeben lassen, aber spätestens jetzt hatten sie es sich mit mir aufgrund ihrer Reaktion total verscherzt.
Fazit: So gewinnt man keine neuen Gäste. Aber das wird ihnen wurscht sein. Bei DEM Ausblick und DER Terrasse werden die im Sommer überrannt. Aber nicht von mir!
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