"Sonne und Sterne über und in Frankenberg........"
Geschrieben am 11.09.2018 2018-09-11 | Aktualisiert am 12.09.2018
"Hier scheint die (kulinarische) Sonne sehr hell......."
Geschrieben am 19.03.2018 2018-03-19
"Philipp Soldan - Sterne Restaurant in neuem Gewand"
Geschrieben am 08.05.2015 2015-05-08 | Aktualisiert am 08.05.2015
Also buchte ich als Überraschung für meine Frau nach Konsultation mit der Rezeption ein Paket, dass neben zwei Übernachtungen plus ein paar Nettigkeiten zwei Viergangmenüs an den jeweiligen Abenden beinhaltete. Zum Essen in den Sonnestuben muss ich nichts mehr schreiben, siehe meine Bericht aus den März dieses Jahres. Den anderen Abend verbrachten wir in dem mit einem Stern dekorierten zweiten Restaurant des Hauses, dem Philip Soldan.
Das Philip Soldan liegt im Souterrain des alten Fachwerkhauses am Markt. Fährt man mit dem Fahrstuhl herunter in erste Etage unter dem Erdgeschoss, dann steht man vor dem internen Eingang des Restaurants.
Von unterem Markt kann man das Philip Soldan auch direkt betreten, ohne das Foyer des Hotels queren zu müssen. Für 18:30 Uhr hatten wir uns angekündigt, ganz kurz vorher waren wir da. Tritt man ein, quert man eine kleine Lounge, dann geht es noch ein paar Stufen hinab in den eigentlichen Gastraum.
Das Gewölbe ist durch die kenntnisreiche Arbeit eines Innenarchitekten sehr gut gestaltet worden. Indirekte Beleuchtung im Großen, direkte Beleuchtung eines jeden Tisches. An einer Seite zieht sich eine Tischreihe durch den gesamten Raum, auf der anderen Seite stehen weniger Tische, denn dort findet neben der Bar ein zweigeteiltes Weinlager Platz. Der Weinliebhaber kann die erste halbe Stunde nur damit verbringen, die ausgestellten Flaschen zu bewundern und zu überlegen, wie er das ALLES probieren kann. Der Service nahm uns in Empfang, unser Tisch wurde uns zugewiesen und wir nahmen nicht Platz, denn statt dessen ging es in den offenen Küchenbereich, dort sollte ein erster Küchengruß serviert werden.
Im Anrichtbereich für die kalten Speisen stehen mehrere Stehtische und von denen aus kann man Küchenchef Erik Arnecke und seinem Team bei Ihrer filigranen Arbeit zuschauen. Sterneküche, so habe ich inzwischen den Eindruck, besteht mehr aus filigraner Pinzettenarbeit, denn aus dem Benutzen der klassischen Küchenutensilien. Fasziniert sahen wir die ersten Gänge unsere folgenden Menüs entstehen (zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, was es geben würde). Der Service fragte nach einem Aperitifwunsch und meine Frau orderte einen Pommery Apanage Rose, für mich
einen Wermut, mit Zitronenzeste serviert. So konnten wir gut auf das Ehrenwochenende mit dem Geburtstag meiner Frau anstoßen. Kurz danach servierte uns das Team von Erik Arnecke auch den ersten Küchengruß.
ich hoffe, ich krieg es noch zusammen, das war ganz rechts Kichererbsenmus, ausgebacken, darüber gelatinierter Granatapfelsaft. In der Mitte ein marinierter Kaisergranat auf einer krossen Hühnerhaut. Links ein Kaviar mit "ich weiß es nicht mehr". Resümee über das ganze Holzbrett, extrem geschmackvolle Eröffnung unseres Abends im Philipp Soldan. Irgendwann ging es dann zurück an den Tisch, hier wurde uns die Karte gereicht.
Weil wir ein Paket gebucht hatten, etwas abweichend vom a la Carte Angebot des Abends, aber eigentlich fehlte nur ein Gang wirklich. Denn die optionalen Schweinebäckchen wurden von uns beiden augenblicklich dazu geordert. Dann entspann sich ein längerer "Disput" zwischen meiner Frau und mir, wir wurden einfach nicht einig, was die Weine betraf. Und so lenkte ich ein, meine Frau orderte die Weinbegleitung zum Menü. Inzwischen wurde eine Brotauswahl serviert
Laugengebäck gab es, und ein sehr gutes Sauerteigbrot. Dazu gesellte sich gesalzene Butter, ein Lauchöl sowie ein Frischkäse, gewürzt mit Kräutern. Das Ganze mit einem schwebenden Löffel als Eyecatcher.
Wir naschten ein wenig und harrten der Dinge, die dann auch nicht lange auf sich warten ließen. Denn am eigentlichen Platz servierte uns die Küche einen zweiten Küchengruß
Ceviche wurde gereicht. Zum in Säure gegarten Fisch gesellten sich saure Aromen von Südfrüchten, Nüsse und einem Mandeleis. Insbesondere das Eis setzte einen feinen aromatischen Höhepunkt. Nach diesen 2 Küchengrüßen durfte es jetzt sehr gerne beginnen, das 5 Gang Menü von Erik Arnecke.
Gang 1, roh marinierter Kaisergranat, Gurke, weißer Cassis, Borretsch, Sauerahm
Ein Teller wie gemalt, aber Kaisergranat, wo war der? Oben auf eine Granite vom weißen Cassis, dann Gurke, dann Sauerrahm, das Kraut in vielen Tropfen rundherum, fand sich der Kaisergranat ganz unten im Teller. Und wenn man dann einen Querschnitt von allem in den Mund führte, dann war das eine gut gelungene Aromen-Kombination! Guter Einstand in den Abend.
Island Scholle, Dill, braune Butter, Blumenkohl und Büsumer Krabben, Fisch im zweiten Gang
Scholle und Krabben, da fühlt sich der Hanseat wie zu Hause, klassische Kombination. Angegossen wurde noch eine äußerst geschmackvolle Beurre blanc, und fertig war ein Gaumenfüllender Aromenknaller. Knack war dabei, ein geröstetes Brot, Blumenkohl in verschiedenen Zubereitungen. So macht sogar mir Scholle Spaß!
Bäckchen vom wilden Schwein in BBQ Aromen
Pulporavilo, Romanasalat und Cesarcreme gab im dritten Gang. Auch hier wurde wieder ein Sud am Tisch angegossen. Der war aus Salat gewonnen. Somit fand sich der Romanasalat da schon mal wieder. Ebenso fand er sich geschmort. Ein Raviolo war da, sehr geschmackvoll mit seiner Pulpofüllung. Aromentechnisch wurde alles beherrscht vom geschmorten Bäckchen. Das war dann im Vergleich zum ersten Gang ein Verhältnis vom Feinmechanikerhämmerchen zum 10 KG Vorschlaghammer in Sachen Aromatik. Zum Glück servierte der Service nach diesem Gang eine Abkühlung
Ein Sorbet machte die Geschmacksnerven wieder Aufnahmefähig für den vierten Gang. Onglet vom LUMA Beef
Pfifferlinge, Rindermark und Sommererbsen reichte uns der Service. Und hier wurde es auch wieder filigraner mit den Aromen. Fleisch perfekt! Pfifferlinge gut geputzt, kein knirschen zwischen den Zähnen, auch gut. Das Mark wieder in einer Pastatasche, lecker. Erbspüree unten im Teller, das mag ich sowieso und esse es viel zu selten. Höhepunkt hier aber die Jus, Trüffel waren drin in der äußerst fein konzentrierten Bouillon! So muss Sauce, die Sauciere blieb am Tisch und wurde geleert (der Borgi hätte sich gefreut!).
Blieb noch das Dessert, wie immer die Frage, Käse und/ oder Süß? Wir beide entscheiden uns für Süß. Geschmorter Weinberg-Pfirsich
Buttermilch, Himbeeressig, Mandel, Verveine, Vanilleeis konnte uns Beide überzeugen auf den Käse zu verzichten. Bereut haben wir den Entscheidung nicht! Es schmeckte so lecker wie es verlockend serviert wurde. Patisserie kann die Küche im Philipp Soldan, alles paletti! Perfekter Abschluss, der Käse unter seiner Glocke ging nicht mehr, auch wenn er uns sehr verlockend präsentiert wurde, ebenso so nicht mehr die noch verlockendere Auswahl an Petit fous zum abschließenden Kaffee. Wir nahmen als Digestif einen alten Whisky in der Bar.
Eine ganz besondere Freude, und das kann ich ohne schlechtes Gewissen auf das gesamte Haus ausdehnen, ist der sehr gute, kenntnisreiche und engagierte Service im Hotel zur Sonne. Die Damen und Herren im Philipp Soldan an unserem Besuchsabend erledigten ihren Job ebenso tadellos wie ihre Kollegen im übrigen Hotel. Sonderlob für eine fehlerfreie Performance!
Kann ich also zum Fazit kommen. Im Waldecker Land gibt es eine schöne kleine Stadt, in der schönen kleinen Stadt hat die Familie Viessmann viel Geld in die Hand genommen, und ein besonderes Hotel eröffnet. In diesem Haus kochen ein paar engagierte Köche und im Keller schwingt mit Erik Arnecke ein Meister seines Fachs den Kochlöffel. Wir kommen sehr gerne und ganz sicher wieder, um den kompletten Genuss zu wiederholen.