"Französische Küche mit Entwicklungspotential - oder: besser nicht zu hungrig hingehen"
Geschrieben am 08.02.2016 2016-02-08 | Aktualisiert am 08.02.2016

"Vietnamesische Küche wie bei Mama: frische Zutaten und ohne Geschmacksverstärker"
Geschrieben am 05.02.2016 2016-02-05 | Aktualisiert am 05.02.2016

"(durchschnittliche) Asia Kost in deutschem Umami"
Geschrieben am 22.01.2016 2016-01-22

"Kwadratisch, praktisch, gut. Und lecker dazu!"
Geschrieben am 20.01.2016 2016-01-20 | Aktualisiert am 20.01.2016

"Hipper In-Laden mit eigenem, hohen Anspruch und einem Setting, das hinterherhinkt."
Geschrieben am 20.01.2016 2016-01-20 | Aktualisiert am 20.01.2016

"Diplom-Kaffeeröster und hier wird der Koffeinjunkie glücklich (Ganze Bohne Teil 3)"
Geschrieben am 16.01.2016 2016-01-16

"Nähe Flughafen / Messe"
Geschrieben am 13.01.2016 2016-01-13

Sehr freundlich, ja beinahe schon enthusiastisch begrüßt, wurden wir sogleich an den Tisch geführt und die Garderobe versorgt. Wie üblich konterten wir die Getränkenachfrage mit der Order einer Flasche stillen Wassers, was nicht ohne einen deutlichen Hinweis auf das Aperitif-Angebot aufgenommen wurde. Interessant klang das Angebot eines ‘Papageis‘ (Pastis und Minze) für 4,50 Euronen geschmacklich überraschender Weise durchaus passend, mit mehr frischer Minze aber höchstwahrscheinlich besser.
Der Service wurde von drei jungen (ø 4,8), freundlichen und kompetenten Kräften (Nachfragen wurden ohne zu zögern umfassend beantwortet) auf Augenhöhe (bei kleinen Frotzeleien gab es auch schon mal Kontra) erledigt. So wünscht man sich‘s. Von den Gewählten Weinen schien der Zoe Viognier à 25,- Euronen für unsere Begriffe etwas flach, die fast bonbonartige Fruchtigkeit fehlte völlig. Der Minervois ‘Les Fontanilles‘ dagegen entsprach unserer Erwartung, mit burgunderähnlichem Tiefgang trotz des Preises von 55,- Euronen eine sehr gute Wahl.
Nun aber zum Menue, vorab gab es zwei amuse gueules. Zunächst jeweils eine Kichererbsen-Krokette mit Curry und Joghurt-Käsecreme und einen Parmesankeks. Ein geschmackvoller, knuspriger Auftakt. Dann einen Kohlrabisalat mit Entenleberflocken. Der spiralförmig geschnittene, rohe Kohlrabi war perfekt mariniert, leider war der Leberstaub nicht wirklich wahrnehmbar, die Küche scheint den molekularen Ansatz wortwörtlich zu nehmen….
Außerdem wurden noch sehr gutes Walnussbrot und Butter mit Meersalz kredenzt. Brot und Butter gab es auch im Nachservice, was wegen der etwas übersichtlichen Portionen auch notwendig scheint.
Lachs | Crème fraîche | Zitrone | Katsuobushi | Bulgur
Perfekte Lachs-Tranche trifft auf gutes Zitronengeel (leider zu wenig), langweilige Crème fraîche und kaum wahrnehmbare Bonito-Flocken-Fragmente (wieder diese buchstabengetreue Umsetzung der molekularen Küche). Der dazu kredenzte Bulgur störte nicht weiter. Ein Auftakt mit Licht und Schatten.
Gnocchi | Kürbis | Mimolette | Jus
Eigentlich eine perfekte Kombination aus fluffig-milden Gnocchi mit nussigem Hokkaido und ebensolchem Käse, verbunden durch eine kräftige Jus. Leider waren die enthaltenen Hokkaidostücke noch derart fest, dass sich kein harmonischer Geschmack entfalten konnte. Aber die Idee an sich ist sehr gut.
Butt | Risotto | Vanille-Beurre blanc
Genial einfach, einfach genial, auf den Punkt (leicht glasig) gegarter Fisch auf perfektem, schwarzem Risotto (al onda) mit dezent vanilliger Beurre blanc. Chapeau, für mich der beste Gang des Abends. Für die dem fischigen abholde (aber Lachs, Sushi und Thunfisch geht, rolleyes) Freundin von Madame wurde flexibler Weise ein Kalsbäckchen-Ragoût mit Mousseline serviert, laut Aussage ebenfalls perfekt.
Perlhuhn | Wirsing | Marone | konfierter Knoblauch
Ebenfalls gut aber für einen Hauptgang übersichtlich, die wunderbar zartrosa gegarte Perlhuhnbrust-Tranche, der kräftig mit Orange abgeschmeckte Wirsing, die nussigen Maronenstücke verbunden durch ebensolchen Knoblauch und eine kräftige Jus.
Dessert
Sorry, mea maxima culpa, die Einzelheiten des Desserts kriege ich nicht mehr zusammen, is wohl schon zu lange her, Altersheimer lässt grüßen. Gemäß des Fotos und wegen der Jahreszeit spricht einiges für ein Zimteis (Vordergrund) und eine Quark- oder Sauerrahmmousse mit irgendwelchen Krumbles. **schäm**
Das ganze kam in flüssigem Ablauf, keine Längen und auch nicht zu schnell, lediglich vor dem Dessert baten wir um eine kleine Pause um zuerst den Rotwein entsprechend zu würdigen. Insgesamt haben wir uns besonders wegen des lockeren Service so wohl gefühlt, dass es zum Schluss (auf den laaangen Weg zur S-Bahn) noch drei Willis à 4,60 Euronen und eine schottische Limo (Macallan Amber à 9,- Euronen) sein durften.
Nun, im Fazit gibt es in der Küche gute Ansätze, allein das Konzept ‘Bistronomie‘ erschließt sich mir nicht wirklich. Auf mich wirkt es ambitionierter als es sich verkauft. Auf ganzer Linie überzeugen konnte dagegen der Service. Dieser verbreitete unmittelbar ab Beginn eine Atmosphäre in der man sich einfach wohlfühlt und dann auch bereit ist über die d‘dorfer Mondpreise hinwegzusehen.
Für drei Flaschen stillen Wassers (Evian à 6,- Euronen), einen rosa Crèmant à 7,- Euronen, drei Aperitifs, zwei Flaschen Wein, vier Menue in fünf Gängen und vier Digestifs wurden 377,30 Euronen fällig, gemessen an der Küchenleistung und der Portionsgröße schon recht schmerzhaft.