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Urlaubs- und krankheitsbedingt dieses Mal in sehr überschaubarer Anzahl (drei) beim Kugelschubsen und anschließender kulinarischer Fortbildung. Die Wahl des turnusmäßig zuständigen Kollegen fiel auf das seit 2010 in Nordflingern beheimatete Nooij. Selbst sieht sich das Nooij als designorientierte(s) ‘bar.restaurant‘, Gastromagazin-Redakteure sehen es auf Platz eins der D’dorfer Kneipenrestaurants. Nach meinem Empfinden liegt es irgendwo dazwischen, zu einer Kneipe passt weder das Ambiente noch das zum Teil ambitioniert klingende Speisenangebot. Der Ansatz des Nooij scheint ziemlich universell, von Frühstück über Mittagessen (vorwiegend Klassiker wie Königsberger Klopse und ähnlich bürgerliches), Kuchen (-schlacht), Catering, bis hin zu Abendessen ist alles im Angebot. Die Karte scheint genau den richtigen Umfang zu haben, um die frische Eigenherstellung der Speisen zu ermöglichen.
Freundlich bei unserem Eintreffen begrüßt, wurden wir sogleich zum reservierten Tisch (Fensternische gegenüber der genialen Theke) geführt. Aufgrund des Waschküchen-Wetters hätten wir gerne draußen gesessen, wiederholte kurze Schauer machten diesen Plan leider zunichte. Unser Platz an der Fensterfront (öffnen leider nicht möglich) war natürlich entsprechend feuchtwarm. Der, freundlicher Weise eine Weile in unsere Richtung gedrehte, Ventilator verschaffte zumindest kurzzeitig Linderung. Überhaupt ist man für ein derartiges Restaurant recht aufmerksam (der Service-/Bar-Chef) aber leider vergesslich (die übrigen Servicekräfte). Insgesamt haben wir uns, besonders wegen der persönlichen Ansprache, gut aufgehoben gefühlt. Vorab gab es zum Weißbrot mal nicht den vom Kollegen S. aus der Klingenstadt geschmähten Kräuterquark sondern (auch fleckentechnisch wesentlich spektakulärere,) schwarze Oliventapenade. Das Brot wurde zusammen mit zusätzlichen Besteckteilen rustikal im Blechnapf gereicht, die Tapenade im Porzellanschälchen, entsprechende Teller leider Fehlanzeige.
Schnell wurden die Karten überreicht und nach den Getränkewünschen gefragt. Unsere Gegenfrage zu ‘Jeden Tag gibt es leckere Specials fragen sie ihren Kellner‘ überforderte die Servicedamen (Ø 4,4) umgehend. Nach einiger Zeit war man auf dem neuesten Stand und nannte uns ein oder zwei gutbürgerliche Gerichte. Deftig war angesichts des tropischen Klimas nicht angesagt und so bestellten wir:
| Die Vorspeisen |
Provencalische Fischsuppe mit Tomaten-Oliven Crostini (klein à 4,55 Euronen)
Intensive Fischbrühe, mit reichlich Fischeinlage, etwas mediterranem Gemüse und dazu eine mit Oliventapenade bestrichene und gratinierte Weißbrotscheibe am Spieß. Umsichtiger Weise hatte der Koch ob des zu befürchtenden, witterungsbedingten Mineralstoffverlustes vorausschauend den Gehalt an hochwertigem NaCl angepasst. Für mich genau richtig.
Salat mit gebackenem Ziegenkäse auf Röstbrot (zwei halbe à 6,90 Euronen)
Wie uns der Service versicherte sind die angebotenen Salate große Portionen und eher als Hauptgang konzipiert. Auf Nachfrage der Kollegen wurde die Küche bekniet und freundlicher Weise die Zubereitung in zwei Portionen zugesagt. Das ist nicht selbstverständlich daher hier an dieser Stelle nochmals aufrichtiger Dank an die Crew. Bei den üblichen Verdächtigen der Konkurrenz geht das meist nicht so glimpflich ab. Unwilliges Augenverdrehen und saftige Aufschläge sind in der verbotenen Stadt eher die Regel. Ach so (man möge die ‘Mythenmetzsche Abschweifung‘ verzeihen), geschmeckt hat es den Kollegen selbstverständlich auch. Jeweils ein ordentliches Stück von der Ziegenkäse-Rolle, goldbraun überbacken auf geröstetem Weißbrot mit Sesamrand. Dazu eine gute Portion Rucolasalat in frischer Vinaigrette mit Birnen- und Gurkenspalten, Tomatenecken und Möhrenstiften. Einfach und gut.
Bis hierhin ging´s ziemlich zügig, daher baten wir um eine kleine Pause. Die Warnung des Service, das dann die Gerichte erst auf unser Zeichen hin abgerufen würden, schlugen wir leichtfertig in den Wind. Was sich selbstverständlich rächte, dementsprechend hatte die Wartezeit einige Längen. Irgendwann kamen dann doch:
| Die Hauptspeisen |
Rosa gebratener Thunfisch mit Kapern & Wasabi Mayonaise auf Mangold vom eigenen Feld (Speisekartenprosa wie aus dem vergangenen Jahrtausend à 15,90 Euronen)
Sehr schön rosa gegartes Thunfischfilet auf Mangoldgemüse, ohne Sättigungsbeilage dafür aber die Kapern in der Mayo eingearbeitet, der Kollege trug ‘s mit bewundernswerter, selbstauferlegter Selbstbeherrschung. Denn eigentlich ward eingangs vom Service zugesagt die Kapern, wie erbeten, wegzulassen. Ein Hinweis, dass diese direkt in der Wasabi-Mayo mitverwurstet sind wäre hilfreich gewesen. Dafür hielt sich der Wasabianteil dann auch in homöopathischen Grenzen (geschmackliche Hochpotenz). Licht und Schatten, für den Kollegen ausreichend hell.
Gebratenes Kalbssteak mit Böhnchen im Baconwickel & Salzkartöffelchen (Nö, ich sag jetzt mal nix und wir bleiben Freunde… à 18,90 Euronen)
Ebenfalls sehr gut auf den Punkt rosa gegartes Kalbssteak in einer Schnittform wie man es leider eher selten antrifft (fast höher als breit). Dazu hübsche Bohnenbündchen und langweilige Salzkartoffeln. Die dazu gereichte Jus ging völlig in einem Fußbad auf dem Teller unter. Falls das alles Fleischsaft gewesen sein sollte, hätte das Steak völlig anders ausgesehen, muss also was anderes sein, unverständlich. Der Kollege war trotzdem zufrieden.
Steak & Frites mit homemade BBQ-Sauce (liberté, égalité, fritten zum tee… à 18,50 Euronen)
Eine ordentliche Portion dünner, knusprig frittierter Acrylamidstäbchen (nachsalzen war angesagt) mit einem ordentlichen Steak, ca. 250G und ansprechender, mild-scharfer BBQ-Sauce, für meinen Geschmack etwas zu dezent rauchig, für die breite Masse sicher in Ordnung. Auch hier wieder ein perfekt medium gegartes Stück Fleisch, wahrscheinlich kann die Küche nicht anders, schade da eigentlich medium-rare/saignant bestellt. Auf meinen zarten Hinweis folgte ein noch zarteres: „Ich geb ’s an die Küche weiter.“ Wahrscheinlich nur eine Absichtserklärung, weiteres folgte nicht. So what, Fleisch war zart und (zusammen mit dem Pfeffer aus der Mühle) gut gewürzt, Fritten okay.
In der Rückschau hat die Küche durchaus Potential, jedoch wird dies anscheinend nicht konsequent umgesetzt. Der Service übt wohl noch, zwar wird nach dem Servieren (wie beim Deutsch-Italiener abgeschaut) Würze aus der überdimensionalen Pfeffermühle (auch mehrmals) angeboten und die Zufriedenheit erfragt, entsprechende Hinweise aber wohl nicht ernst genommen. Auch der Umstand, dass ein Hauptgang erst mit erheblichem Abstand zu den beiden anderen unseren Tisch erreichte, scheint auf mangelnde Koordination zu verweisen. Auf der anderen Seite gelang die Getränkeversorgung recht gut, wir mussten nie lange vor leeren Gläsern warten. Die Kommunikation war kurzweilig, Fragen wurden immer irgendwie geklärt und bei den klimatischen Verhältnissen hatte der Service sicher mehr zu leiden als wir.
Zum Splitten der Rechnung setzte sich eine Servicekraft (lediglich mit Zettel und Stift, ohne Taschenrechner!) zu uns und es wurde ein vergnüglicher Abschluss. Für Drei Vor- und drei Hauptspeisen, ein Kölsch (0,4L à 3,30 Euronen), ein Glas Sauvignon (0,2L à 7,10 Euronen) ein ‘grosses rot‘ (Mineralwasser) für 6,10 Euronen), einen Monatscocktail (enttäuschend klein für 6,- Euronen), einen hausgemachten Eistea (0,3L á 4,50 Euronen), eine Rhabarberschorle (0,3L à 4,10 Euronen) zwei Zitronensoda (jeweils 0,3L à 2,25 Euronen und einen Gin-Tonic (ca. 5cl plus 0,2L Tonic 7,75 Euronen) wurden 115,- Euronen fällig. Im Verhältnis zum Gebotenen und unter Berücksichtigung des erhöhten Flüssigkeitskonsums durchaus im Rahmen und damit zu empfehlen.