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Wie reisten schon recht früh an, konnten somit noch das Marktfrühstück (= Wein) mitnehmen und etwas bummeln. Und gegen den Hunger wollten wir ursprünglich in ein anderes Restaurant. Doch dort traute man sich nicht, uns innerhalb von 90 Minuten bewirten zu können. Also schauten wir nach einer Alternative und fanden das Weinhaus Michel in der Mainzer Altstadt.
Früher war ich öfter dort, wirklich enttäuscht wurde ich nie (bis auf das eine Mal), nur die hauseigenen Weine könnten hier und da besser sein. Das Wetter war nicht besonders an diesem Tag. Als wir ankamen, räumte der junge Service Mensch gerade die Sitzpolster der Außenbestuhlung wieder weg. Kurz rein und nachgefragt ob wir dennoch draußen Platz nehme dürften. Wir vertrauten dem Wetter und bis auf ein wenig Niesel, wurden wir auch nicht wirklich nass.
Man brachte uns mit der Karte auch zwei Sitzkissen. Also schnell in die Karte geschaut (auch online einsehbar – die sich so gut wie nie ändert und nur um ein paar saisonale Gerichte ergänzt wird) und wir waren uns schnell einig. Cordon Bleu à la Michel - Schnitzel vunn de Wutz mit Schinke unn Käs; dodezu Bratkardoffele unn Salädsche. Doch bevor es so weit war, erst mal was zum Trinken. Zunächst gegen den Durst eine Flasche Wasser zu äußerst fairen 5,50 € die 0,75l Flasche (serviert in einer neutralen Bügelverschlussflasche), und für den Genuss je einen Riesling (als Spätlese feinherb) für den Herren (6€ für 0,2) und die Dame, die neuerdings auf holzbetonte, gerne auch junge weiße Burgunder steht, einen Weißen Burgunder „Reben-Rebell“ (9,50€ für 0,2 – dort als Naturwein angepriesen, allerdings wird beim vinifizieren nur kaum eingegriffen, mit Maischegärung und Holzfassreifung gearbeitet. Mit geringstmöglicher Schwefelung vor der Abfüllung, unfiltriert abgefüllt. Also Qualitätswein eben). Doch ich war im Gegensatz zu meinem Spatz nicht so angetan. Zum einen war mir der Holzeinsatz zu viel und der Wein hatte selbst zu wenig Rückgrat und Substanz, um mit diesem Ausbau zurechtzukommen. Aber wichtig ist ja, dass der Wein ihr geschmeckt hat. Ich selbst hatte an meinem Riesling nichts zu bemängeln. Saftig und vollmundig, sollte er dem Cordon Bleu Paroli bieten können.
Auch wenn es immer wieder mal leicht tröpfelte, wir blieben sitzhaft. Immerhin war es ja auch warm genug. Der helle Holztisch freute sich sicher auch über die wenigen Tropfen, ebenso wie die einzelne Blume in der Glasflasche. Das Teelicht musste allerdings ausbleiben.
Die Außengastro
Das Besteck bekamen wir kurz nachdem der Wein serviert wurde, und dann dauerte es auch nicht mehr lange und wir bekamen unser Essen serviert
Cordon Bleu mit Bratkartoffeln und Salat
Das konnte sich doch sehen lassen. Ein großes Stück Schnitzel vunn de Wutz, klassisch gefüllt mit gekochtem Schinken und einem zartkräftigen Käse. Gouda war es nicht, eher Edamer oder Emmentaler. Die Bratkartoffeln sahen eher frittiert aus, waren geschmacklich aber topp. Genauso wie die frischen Salate. Und das Cordon Bleu musste sich auch nicht verstecken. Alles rund, alles lecker, so muss das. Dazu reichlich. Wir waren beide satt und zufrieden und freuten uns dann anschließend auf das Konzert.
Die Toiletten im Weinhaus Michel sind im Keller, sehr reinlich und ohne Mängel. Der junge Mann im Service nicht dauerhaft präsent, dafür war drinnen zu viel zu tun, aber oft genug am Tisch und freundlich. Ich kann die Weinstube nach wie vor empfehlen, nur beim Wein braucht es ein glückliches Händchen. Wir kommen aber sicher mal wieder. Gesessen haben wir dort übrigens eine gute Stunde.