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Direkt am Freitag Nachmittag haben wir die Busverbindungen in Münster ausprobiert und sind in die Altstadt gefahren. Direkt ist uns die St. Lamberti Kirche aufgefallen. Den Dom konnten wir noch nicht von Innen sehen, weil er für eine Chorprobe geschlossen war. Doch schon der Marktplatz, wo dann samstags die Händler ihre Zelte aufschlagen, war schon beeindruckend.
Aber auf dem Rückweg wollten wir uns das „Cœur D'Artichaut“ schon einmal von außen ansehen. Aber wir haben es auf dem „Fischmarkt“ nicht direkt gefunden. Das Restaurant liegt nicht unmittelbar an der Straße, sondern in einem Seitenhof – die Hausnummer „11a“ hätte uns vielleicht schon darauf bringen können.
Am Durchgang dahin hängt ein unscheinbares kleines Hinweisschild. In diesem Innenhof befinden sich allein drei Gaststätten: Maison Morel, Sylt am Bült und an der Ecke endlich die unscheinbare Türe zum Sternerestaurant.
Weil wir das also vorher erkundet hatten, fiel uns das Finden am Samstag ganz leicht.
Mit dem Bus waren es ja nur zwei Stationen vom Bahnhof aus.
Da war allerdings am Nachmittag viel los: Überall kamen Fans von Preußen Münster an bzw. her. Der Club war schon vor einigen Tagen in die 2. Bundesliga sicher aufgestiegen; aber nun war der letzte Spieltag – und da wurde eben viel gefeiert.
Ambiente
Hinter dem unscheinbaren Eingang kamen zwei Abteilungen des Restaurants zum Vorschein. Die offene Küche und der Tresen waren sofort sichtbar. Wir wurden herzlich begrüßt und zu unserem Platz gebracht.
Der runde Tisch war blank. Eine schwarze Stoffserviette war aufgerollt. Eine kleine Vase und eine Keramik-Artischocke als Teelichthalter dienten als Dekoration. Ein Holzbrettchen diente als Brotteller.
Sauberkeit
Alles sah recht ansprechend aus und war gut gepflegt.
Sanitär
Die Anlagen waren – wie bisher in allen Lokalen (in Münster), die wir besuchten – im Keller.
Service
Von allen Kräften des Hauses waren wir sehr angetan. Es fing schon bei der Reservierung per Telefon an. Die Chefin war selbst am Apparat. Sie nahm die Reservierung an und erklärte, dass die Hinterlegung der Kreditkarte nötig sei. Das klappte aber nicht (ich bin da auch nicht so firm drin). Also schrieb sie eine Mail und gab die Bankverbindung an. Nach dem Eingang erhielt ich sofort eine neue Mail mit der Nachricht: Alles ist gut!
Robin Werg – Barchef und Restaurantleiter – kümmerte sich ausgesprochen empathisch um uns und war stets in der Nähe, um Wünsche zu erfüllen oder nach dem Befinden zu fragen –
sein Negroni hat mich nachhaltig überzeugt, um nur ein Beispiel zu nennen.
Katrin Berboth - Sommelière – überraschte uns (noch mehr). Sie glaubte uns zu erkennen und fragte, ob wir in der Post in Odenthal gelegentlich einkehren. Wir waren verblüfft. Sie erzählte, dass sie dort ihre Ausbildung gemacht hat und anschließend sich zur Sommeliere weitergebildet hat.
Und auch Frédéric Morel, der Küchenchef nahm persönlich die Bestellung auf und nahm unsere Hinweise gerne entgegen (Mandel und Hasel Unverträglichkeit, Saucen in eine Extraschale, weil meine Frau sie nicht schon auf dem Teller haben möchte). Das wurde alles freundlich aufgenommen und später strikt umgesetzt.
Fertige Gerichte wurden stets von den Köchen persönlich gebracht und erklärt (was wir aber natürlich nicht alles haben, weil wir keine Notizen machen). Nach jedem Gang wurde gefragt, wie es geschmeckt hat und gerne auf Details eingegangen.
In der offenen Küche herrschte ein leiser Ton – wir haben kein lautes Wort gehört – nur leiste Ansagen, welches Gericht zu welchem Tisch sollte. An der Theke hingen Wärmelampen. Dort stellten die Köche die Teller ab – dann schaute der Chef sich alles an – und wenn alles richtig war, wurde umgehend serviert.
Das hat uns schon sehr imponiert und angesprochen. Der Umgang mit Gästen und Mitarbeitern erscheint uns vorbildlich!
Die Karte(n)
Das Degustationsmenu gibt es sonntags und an Feiertagen auch zu vier Gängen. Sonst stehen sechs und acht Gänge auf der Liste. Jeden Monat gibt es ein neues Angebot.
Es wird auch eine passende Getränkebegleitung angeboten: Wein, gemischt, ohne Alkohol.
Wasser wird pauschal pro Person berechnet.
Die verkosteten Speisen
PROLOG
Drei Grüße und Brot mit Butter bzw. Aufstrich
Artischocke – Blatt mit Knoblauchpaste am Ende
Bei den weiteren Gerichten haben wir nur Wagju, Kabeljau und Jus in Erinnerung. Jedenfalls zwei schöne Grüße, die viel Freude auf die nächsten Gänge machten.
Viererlei Brot: Baguette mit Bärlauch, Ziegenkäse-Croissant, Sauerteigbrot, luftiges Brot wie Brioche
Kartoffelcreme mit Kräutern
Artischocken-Algen-Butter
GERÄUCHERTE SPROTTEN I ROTE BETE & APFEL
Der kleine Fisch war mit einer Creme, Kräutern, Gewürzen und Betestückchen völlig bedeckt. Aber das machte die Kreation sehr vielschichtig im Geschmack. Das geräucherte Stück war für mich kaum noch als Sprotte zu erkennen; doch ein angenehmer Hauch von Fischgeschmack war noch da.
Zwischen den Sprotten lag ein kleiner See: hellgrün, leicht cremig, sanfte Würze – daneben befand sich eine feine Nocke Apfeleis.
2022 RUPPERTSBERG RIESLING VILLAGE / DR. BÜRKLIN-WOLF –
APFEL & WHISKY SOUR
CHOWDER & MUSCHELN I STAUDENSELLERIE
Alle Zutaten waren in kleine Stücke: flache Scheiben, kleine Blättchen gerupft, gezupft, geschnitten worden. Darunter befand sich die leicht dickflüssige Muschelsuppe. Auch dieser Teller sah schon optisch köstlich aus. Meine Frau hat ihn auch so verkostet.
Mir wurde – ich mag das auch – ein feiner Schaum darüber aufgetragen. Das erhöhte die Aromatik – aber das „Bild“ von der Speise wurde total überdeckt. Was soll es! Der Geschmack zählt am Ende!
2021 WEISSBURGUNDER KAPELLE / WEINGUT LEINER -
DILL LIMONADE
BRETONISCHER WOLFSBARSCH & HUMMER I ARTISCHOCKE
Das Fischfilet war auf der Haut gebraten, die noch aromatisiert war (sie schimmerte leicht). Daneben befand sich eine püreeartige Masse, die wie Apfelkompott ohne Stücke aussah. Hier fügte sich das Hummerstück an, das ebenfalls mit einer Paste versehen war. So hat meine Frau den Teller genossen. Mir wurde natürlich eine reichhaltige Sauce dazu gegossen – fein neben den Fisch auf die freie Stelle auf dem Teller.
2022 INGELHEIM GRAUBURGUNDER NATURTRÜB / ADAMS ROSÉ - ORANGE, HIMBEERE & THYMIAN
KALB I PETERSILIENWURZEL & KNOBLAUCHRAUKE
Die Kalbshappen waren in Tortenform aufgeschnitten (Zylinder mit der Grundfläche Kreissektor). So konnten wir das rosafarbene Fleisch sofort einschätzen. Es war mild, weich und zart. Feine künstlich hergestellte Blätter dienten als Verzierung und Geschmacksträger. Die Petersilienwurzel fungierte als Begleiter. Auch kleine frische Blättchen waren pittoresk angeordnet. So speiste meine Frau.
Mir wurde – natürlich – die Rossini-Sauce mit Fleisch und Trüffel noch fein zugegeben.
Das Steakmesser hatte auch eine schöne Form und erinnerte mich an ein Laguiole Taschenmesser; es kam von der Firma Breizh Kontell.
1999 SAINT ÉMILION QRAND CRU / CHÂTEAU LAROSÉE ROTWEIN - PRIMITIVO, COGNACHOLZ & PFLAUMENTRUNK
SCELLEBELLE I JAPANKNÖTERICH & KRÄUTER
Ein weißer zusammenhängender Brocken, der als Form an einen kleinen Pflasterstein erinnerte stellte sich (nach Internetsuche) als Käse heraus. Es musste wohl ein Ziegenkäse sein, der aus einer Manufaktur in Münster stammte. Dazu gab es einen Strauß von Blüten und Kräutern.
Die Konsistenz und den Geschmack hatte ich so noch nicht bei Käse erlebt. Es war eine neue Erfahrung.
2022 ROSÉ SUPERNOVÄ INNATURA / SCHÖDL FAMILIE -
RHABARBER BUTTERMILCH COCKTAIL
ERDBEERE I CURRY & ERDNUSS
Die getrockneten dünnen großen Stücke erinnerten mich fast an Esspapier. Wahrscheinlich war eine Erdbeermasse zu einem Brei verarbeitet, dann dünn verteilt und getrocknet worden. Kleine Stücke Obst, einige Körner (Nüsse), Baiser, ein grünes Eis bzw. Sorbet
2017 VOUVRAY "LE HAUT LIEU" DEMI-SEC / DOMAINE HUET - ERDBEERE DAIQUIRI
EPILOG
Madeleine
kleine Törtchen
Ikosaederförmige feste weiße Körper mit Schokoladen-Stückchen
Eine Schüssel mit Himbeerstückchen, Creme und zerstoßene Brocken (wie Baiser) von der Masse der Ikosaeder (vermutlich).
Preis-Leistungs-Verhältnis
Wasser pro Person 12,00 €
Aperitif-Cocktail pro Person 16,00 €
Menü Sechsgang pro Person 190,00 €
Rossini-Sauce zum Kalb 18,00 €
Getränkebegleitung (Wein, alkoholfrei) 80,00 €
Espresso 3,00 €
Macchiato 3,50 €
Uns erscheinen die Preise angesichts der verwendeten Zutaten und aufwendigen Zubereitung sowie dem Personaleinsatz noch angemessen (zum Vergleich - Sechsgangmenü: Couer ** Münster 190 €; BOK * Münster 177 €; Post * Odenthal 189,00 €; Vendome ** Bensberg 275 €; Ox&Klee ** Köln 195 €). Aber jeder Besuch in dieser Kategorie will gut überlegt sein – heutzutage (vor Corona war alles „günstiger“).
Aber wie hieß es schon zu meiner Kindheit in der Fernsehwerbung: „Manchmal muss es eben Mumm sein!“
Anleitung zum genussvollen Restaurantbesuch – Schritte, um Enttäuschungen zu vermeiden (nach Christian Seiler):
§ 3. Kosten: Man sollte im Vorfeld die Speise- und Getränkekarte ansehen und den eigenen Rahmen abstecken. Beim Besuch dann keinen Gedanken mehr ans Geld verschwenden. Sternerestaurants verursachen Ausgaben, für die man auch einen kleinen Urlaub machen könnte.
Fazit
5 – unbedingt wieder – weil es köstlich war (aber wann, das steht noch in den „Sternen“).
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 18.05.2024 – abends – 2 Personen
Meine Genießer-Erlebnisse stehen auch bei http://kgsbus.beepworld.de/archiv.htm