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… mit diesem handgeschriebenen Satz auf einer Schiefertafel wird der Gast im Toepperhof begrüßt. Darunter gleich der Hinweis, man möge das Handy bitte lautlos stellen. Schön, so beginnt die Entschleunigung sofort.
Ich weiß gar nicht so recht, wie ich auf den Toepperhof stieß. Aber was ich da so im Internet las, klang einfach hochinteressant. Eine „One-Woman-Show“ wird hier geboten. Köchin und Service vereinigt in einer Person: Frau Berg, die Inhaberin. Sie umsorgt die Gäste (in der Regel maximal 10) mit Hingabe und wie Freunde.
So nahm unser Besuch seinen Lauf. Ich rief vergangene Woche an und fragte, ob noch Platz am Dienstag für 2 Personen sei. Viel Hoffnung hatte ich, so kurz vor Weihnachten, nicht. Dienstag ging nicht, aber gleich Frau Bergs Vorschlag: „Kommen Sie doch am Montag!“ Gesagt – getan. Dann noch ihre kurze Frage, was wir gar nicht mögen oder vertragen. „Dann lasse ich mir was für Sie einfallen!“ sagte Frau Berg. Ich wusste also nicht, was es gibt. Auch nicht, was es kostet. Spannend!
Die Öffnungszeiten lauten: „Abends, nur nach Anmeldung“. Auf Verdacht hinfahren funktioniert also nicht, Frau Berg will sich vorbereiten und sich Spielraum für ihre persönlichen Freiräume lassen.
So machten wir uns an meinem 1. Urlaubstag auf den Weg in den Soonwald, ca. 40 Minuten Fahrzeit. Besinnliche Vorweihnachtszeit… auf der kürzesten Strecke nach Tiefenbach eine gute Idee besinnlich bis besonnen zu fahren. Auf den engen, kurvigen und dicht bewaldeten Landstraßen hat man sonst gute Chancen, mit dem Fahrzeug noch unfreiwillig den Weihnachtsbraten zu erlegen. 3 Rehe, 1 Hase, 2 Füchse sahen wir, den Weihnachtsmann nicht. Die Strecke ist wunderschön, leider war es schon dunkel.
Pünktlich trafen mein Mann und ich um 19.00 Uhr ein. Wir parkten an der Straße des kleinen Ortes, es soll aber auf der Rückseite des Hauses auch eigene Parkplätze geben.
Frau Berg empfing uns in der schönen, rustikal-gemütlichen Gaststube des ehemaligen hunsrücker Bauernhofes. Der Hof wurde mit viel Liebe und Eigenleistung renoviert und das Landhausflair ist einfach behaglich. So dient z. B. eine alte Holzleiter als Befestigung der Deckenleuchten. Viel Holz, alles sehr gepflegt und sauber. Renovierte WC-Räume im 1. Obergeschoss, also nicht geeignet für Gehbinderte.
Nichts stört hier die Ruhe, keine Musik, nur angenehme Stille. Wir sind an diesem Abend die einzigen Gäste und Frau Berg hat unser ein 4-Gang-Menü zusammengestellt.
Auf unserem schön im Landhausstil eingedeckten Tisch (Tischdecken und Servietten aus Halbleinen, kleines Adventsgesteck mit Kerze) findet sich unsere persönliche Menükarte mit einem aufgedruckten Aquarell von Frau Berg. Künstlerin ist sie auch noch, und eigentlich auch Rentnerin. Eine Speisekarte gibt es nicht im Toepperhof. Frau Berg stellt jedes 4-Gang-Überraschungsmenü für ihre Gäste individuell zusammen.
Vor Neugierde war ich nicht zu bremsen:
Rosenkohlblättersalat
mit Trauben, Granatapfelperlen
und frischer Ananas
* * *
Gemüsecremesüppchen
* * *
Tagliatelle in Kurkuma gekocht,
dazu eine pikante Gorgonzolacremesoße
mit Herbsttrompeten, Maronen und Coctailtomaten
* * *
Bratapfel mit einer Vanillesoße aus Kokosmilch
Menü € 23,00
Wir orderten eine Flasche Mineralwasser, 0,75 l Apollinaris zu € 3,20.
Frau Berg empfahl uns einen Rotwein zum Menü. ACOLON trocken, 2013, vom Weingut Peter Lich in Gau-Algesheim (Rheinhessen). 0,2 l zu € 3,20.
ACOLON kannte ich bisher nicht, eine Kreuzung der Rebsorten Lemberger und Dornfelder. Tiefrote Farbe, füllig mit Beerenaromen, gut temperiert, sehr passend zu dem aromatischen Menü.
Nachdem wir mit Getränken versorgt waren, zog es Frau Berg in die Küche. Kurz darauf erschien sie mit dem Rosenkohlblättersalat. Die blanchierten Blätter und Früchte waren zusätzlich mit Rosenwasser aromatisiert. Dazu noch knusprige Kürbiskerne. Toll! Frau Berg berichtete, dass ihr die arabische Küche mit ihren aromatischen Gewürzen sehr liegt. Uns auch.
Es folgte das Gemüsesüppchen. Unter der schlichten Beschreibung verbarg sich eine gehaltvolle Suppe von allem, was als Wurzelgemüse bezeichnet wird. PulBiber (türkisches Gewürz aus getrockneter und gerösteter Paprika) brachte ordentlich „bums“ in die Suppe. Schade, bei den milden Außentemperaturen konnten wir den Heizwert gar nicht so richtig würdigen.
Es folgte ein reichlich bestückter tiefer Pastateller mit Tagliatelle. Diese in Kurkumawasser zu kochen ist eine tolle Idee, werde ich aufnehmen. Die Gorgonzolasoße nicht zu mächtig, obenauf die Herbsttrompeten (eine Pilzart aus der Familie der Pfifferlinge). Optisch sind die dunkelen Pilze nicht der Hingucker, geschmacklich überzeugen die hocharomatischen Pilze absolut. Ein paar Maronen, geschmolzene Coctailtomaten und 2 zarte Minipaprika rundeten das Gericht ab.
Ein Päuschen und ein Pläuschchen mit Frau Berg vor dem Dessert. Ernährungsberatung, Koch- und Reisetipps… schade, dass Frau Berg wieder in die Küche musste.
Der Abschluß dann der Bratapfel. Der Apfel fällt hier nicht weit vom Stamm. Der Baum mit dem säuerliche Winterapfel Ontario steht im Ort und Frau Berg hat die Apfeloption. Die Füllung aus selbst gemachtem Marzipan und die leichte Vanille-Kokossoße passten prima.
Irgendwann war es Zeit zum Aufbrechen und auch Feierabend für Frau Berg.
Für uns war dieser Ausflug das definitiv schönste Vorweihnachtserlebnis. Wir kommen auf jeden Fall sehr gerne wieder! Im Sommer muss es herrlich sein hier zu wandern. Im Toepperhof gibt es auch schöne Gästezimmer, bewusst ohne Fernsehen. Nichtraucherhaus. Ab mindestens 2 Übernachtungen kann man sich hier vom Alltag erholen.
Ach ja! Das hätte ich doch fast vergessen ;-) ! Wem ist es aufgefallen? Der Toepperhof ist ein vegetarisches Hotel-Restaurant!
Nichts für "Jedermann", aber das will man auch sicherlich nicht sein. Klare Ansagen auf der Homepage - und wer sich hiermit anfreunden kann, ist sehr gut aufgehoben.
Ein kreatives, frisch zubereitetes und saisonales 4-Gang-Menü für € 23,-- ist ein top Preis-Leistungs-Verhältnis, auch die Getränkepreise mehr als fair.
Die phantasievolle Königin der Kochrezepte schwingt im Toepperhof den Kochlöffel!