"Antrittsbesuch im Landhaus Sonneneck - mediterrane Küche im frisch renovierten Bergischen Gemäuer"
Geschrieben am 04.08.2019 2019-08-04 | Aktualisiert am 04.08.2019
"Restaurant Wipperaue bekommt neue Eigentümer"
Geschrieben am 30.07.2019 2019-07-30
"Gonna smoke me a fatty brisket, I got my barbecue shoes on…"
Geschrieben am 14.07.2019 2019-07-14 | Aktualisiert am 21.07.2019
"Man sollte nicht alles glauben was so im Fernsehen über Restauranttests gesendet wird - super Burger gegessen!"
Geschrieben am 09.07.2019 2019-07-09
"Süppchen mit Ausblick (ต้มข่าไก่ with a view)"
Geschrieben am 23.06.2019 2019-06-23 | Aktualisiert am 24.06.2019
"Kleine Karte mit guten Ansätzen"
Geschrieben am 17.05.2019 2019-05-17
"Urig, wenn auch versteckt"
Geschrieben am 15.04.2019 2019-04-15 | Aktualisiert am 15.04.2019
"Nach 3 Jahre am 21.3.2019 Wiedereröffnung als Café mit Mittagsangebot (Suppen & Flammkuchen)"
Geschrieben am 06.03.2019 2019-03-06
Inspiriert durch carpe.diems hiesigem „Pinsa-Report“ regte sich der Wunsch nach italienischen Gaumenfreuden, da fiel mir ein weißer Fleck auf der Restaurant Karte ein, den ich schon lange ausmerzen wollte: Das altehrwürdige, mehr als 100 Jahre alte Haus Sonneneck am Pfaffenberger Weg.
Hier entscheidet man sich stadtauswärtsfahrend, ob man rechts abbiegt und die landschaftlich wunderschöne Route über Burg Hohenscheid, den Balkhauser Kotten und Glüder nach Witzhelden wählt, oder aber weiter geradeaus Richtung Hästen / Pfaffenberg tuckert.
Tausende Motorradfahrer aus den umliegenden Metropolen und dem Ruhrgebiet donnern hier jeden Sommer vorbei, schließlich führt so manche gemütliche, sonntägliche Panorama-Ausfahrt über diese Route.
Aus meiner Kindheit kenne ich das Lokal als gutbürgerliche, verstaubte Adresse, in der die Zeit stets stehengeblieben schien, was bei den Veränderungen nicht wirklich mögenden Bergischen Sturköpfen, aus kulinarischer Sicht bedauernswerter Weise, nicht selten ein Erfolgsrezept ist.
Seit einiger Zeit, nämlich dem Frühjahr 2016, firmiert das Haus Sonneneck jedoch unter „Landhaus Sonneneck“ und was beim ersten Blick auf die Karte als gepflegte, klassische italienische Kost anmutet wurde seinerzeit anlässlich der Wiedereröffnung in der Presse noch als "Internationale Küche mit rheinischem Flair" propagiert.
Der Inhaber, der aus Apulien stammende Mario Ciccimarra. ist in der Solinger Gastronomie mitnichten ein Unbekannter, schließlich leitete er u.a. bis 2013 zehn Jahre lang das Haus Pfaffenberg, bis dieses schließlich abgerissen und neu errichtet wurde und mit neuem Team und Inhaber fortan neuen Zeiten entgegenblickte.
Gegen 13:30h waren wir vor Ort und ergatterten einen der drei unmittelbar vor dem Restaurant befindlichen Stellplätze. Die Seitentüre des Gastraumes war geöffnet, leise Gespräche und verheißungsvolle, mediterrane Speisendüfte waberten nach draußen.
Wir traten ein und wurden prompt von einem mittelgroßen, freundlich-schwanzwedelnden Mischling – ich meine tatsächlich einen Hund die zynischen Herrschaften – begrüßt der sich sichtlich über unser Erscheinen freute.
Mir als großem Tierfreund ist eine solche Begrüßung allemal lieber als so manches plastik-freundliche, stereotype „Gastro-Hallo“. Und falls in den Kommentaren mal wieder eine reflexartig-hysterische „Hund im Restaurant geht ja gar nicht“ Diskussion entfacht wird: Das Tier hielt sich stets brav im Raum mit der Theke auf und war niemals in der Nähe vom Pass oder der Küche.
Nur einen Moment später erfolgte dann auch eine nicht minder freundliche humanoide Begrüßung durch den Sohn des Inhabers, der leger in Flip-Flops und Polohemd punktuell im Service aushalf, den Löwenanteil sollte der gepflegt gewandete Papa stemmen.
Zur linken existiert eine kleine Bierstube mit dem Tresen, hier herrscht eher gepflegte Rustikalität, zur rechten öffnet sich der Haupt-Gastraum, wir durften uns einen Tisch aussuchen und fanden umgehend einen netten Zweiertisch in der Nähe der geöffneten Seitentüre.
Wenn man das Haus in seinem Zustand vor der umfassenden Renovierung kannte, wird es nicht schwer fallen, diese als sehr gelungen zu bezeichnen:
Haupt-Gastraum
Zumindest mir gefällt die Kombination des Florentiner Putzes mit den warmen Holztönen ausnehmend gut, ich mag diese unterkühlten schwarzen Höhlen nicht, in denen dann gerne großformatige Schwarz-Weiß Fotos an den Wänden prangen und die als Interieur-Konzept in der ambitionierten Italo-Gastronomie gerade so en vogue sind.
Ansonsten lasse ich die Fotos für sich wirken - die redundante, ermüdende „Verschriftformung“ von ebenfalls vorhandenen Ambiente-Fotos hat bei mir traditionell weniger Stellenwert als die das Essen betreffenden Eindrücke.
Die Karten wurden gereicht und mir fiel sofort auf, dass die vorab gesichtete Online-Version erheblich abwich. Ein gutes Zeichen eigentlich, man hatte saisonale Pfifferling Gerichte auf der Karte und auch den Feldsalat hat man nicht vergessen: so fand sich dort beispielsweise eine „Tagliata mit Feldsalat und Pfifferlingen“.
Ich fragte daher nach, ob man mir diese auch ganz „traditionell“ mit Rucola, Parmesan und Balsamico zubereiten könne, weil ich mich darauf gefreut hatte, was man gerne bejahte.
Und Spaghetti AOP könne man mir selbstverständlich auch in einer kleineren Primo Piatto Portion servieren, molto bene.
Weniger „molto bene“ die Situation bei Madame, sie hatte sich fürchterlich auf eine gute Pizza gefreut, beim Versuch diese zu bestellen erntete sie jedoch ein untröstliches „oh das tut mir leid, Pizza gibt es nur Abends!“.
Das ist ja ok, aus welchen Gründen auch immer, warum man das aber nirgends auf der Webseite erwähnt, wird wohl ein Geheimnis des Hauses bleiben, optimal ist das mit Sicherheit nicht…..
Sichtlich enttäuscht musste meine Begleitung nun umdisponieren und landete schweren Herzens bei Pasta, wir bestellten und bald fand eine gut gekühlte 0,75l Flasche San P. auf den Tisch, was mich um 5,90€ ärmer machen sollte.
Zeitgleich wurden zwei verschiedene Brotsorten, ein reines Weizenbrot und ein in der Form ähnliches mit leichtem Roggenanteil, sowie ein leichter Tomaten-Dip serviert.
Brot / Tomaten-Dip
Das Brot war frisch, wohlschmeckend und sehr sättigend, der Dip blieb geschmacklich leider denkbarst unauffällig.
Aber jetzt hieß es Geduld haben, schon bis meine Vorspeise serviert wurde, sollte es fast 30 Minuten dauern, und das obwohl nur wenige Tische besetzt waren.
| Vorspeise |
Spaghetti Aglio Olio Peperoncini – 6,90€
Spaghetti AOP
Eines meiner liebsten Pasta Rezepte, so einfach, so köstlich, so auf guten Zutaten beruhend, ein wenig italienisch-kulinarische Quintessenz und daher für Restaurants eine Nagelprobe mit Fallhöhe.
Zunächst entzückte mich die ideale Portionsgröße, dann die Tatsache das man eher dünne Spaghetti genommen hat, nicht ganz Capellini - und hernach der Duft von gutem Olivenöl und Knoblauch, der dem Gericht entströmte.
Neben dem Knoblauch hat man mit sauber filetierten, in mundgerechte kleine Stücke zerteilten Tomaten und etwas Petersilie für etwas Farbe auf dem Teller gesorgt.
Ich befand die Menge Parmesan als ausreichend und stürzte mich hungrig auf mein Gericht, ein erster Happen offenbarte eine al dente Punktlandung und einen reichhaltigen geschmacklichen Eindruck.
Das Olivenöl mit leicht grasiger, einen Hauch bitterer Note die so viele italienische Öle auszeichnet, hierzulande aber gerne als Fehlton rezipiert wird.
Keinen Hauch bitter dafür der Knoblauch, nicht eine schwarze Stelle hatten die kleinen aromatischen Scheibchen abbekommen, die ebenfalls intensiv vorschmeckenden Tomatenstücke brachten etwas Frische in die ölige Angelegenheit.
Eine sehr gelungene Vorspeise, das Mundgefühl dieser dünnen Spaghetti in Kombination mit guten Zutaten und kundiger Zubereitung macht sie wie erwähnt zu einer meiner persönlichen Allzeit-Klassiker – zumal zu so einem fairen Preis wie hier.
Jetzt war wieder Warten angesagt, es sollte diesmal sogar weit mehr als 30 Minuten dauern, bis unsere Hauptspeisen serviert wurden – wir fragten uns, wie es wohl mit der Wartezeit aussähe, wenn jetzt 15 Leute unangekündigt kurz nacheinander erscheinen würden…
Zumindest hatte ich so Gelegenheit, mir die zu einer Weinstube umgebaute ehemalige Kegelbahn anzuschauen, sicher ein netter Platz für kleinere Weinproben:
Vinothek
| Hauptgänge |
Tagliata – 17,80 €
Spaghetti mit frischen Pfifferlingen – 11,80 €
Madame war kurz davor die Tischsets anzuknabbern als endlich Rettung nahte.
Meine Tagliata war in der Sache, das Fleisch betreffend optisch zufriedenstellend, mit einem gutem, scharfen Messer mit glatter Klinge wurden dünne Tranchen geschnitten, der gewünschte Gargrad medium-rare wurde getroffen, ein satter Fleischgeruch hing über dem Teller.
Tagliata
Ich finde aber man kann dieses Gericht optisch viel schöner in Szene setzen, das war alles sehr gedrängt, aber das ist ja alles auch Geschmackssache.
Diesmal bat ich um etwas Extra-Parmesan und Balsamico um nach persönlichem Gusto nachjustieren zu können, wobei der Essig enttäuschen sollte.
Das ich in dieser Preislage keinen sirupartigen, 5000 Jahre alten High-End Balsamico für 2 Fantastilliarden Euro für 75ml erhalte ist mir durchaus bewusst.
Aber diese doch sehr einfache Variante mit vorstechender Säure hätte es auch nicht sein müssen, vor allem weil sich der Inhaber als Weinpapst versteht.
Das Fleisch war recht mager und einen Hauch bissfester als ich es bei Tagliata schätze, ich tippe auf Hüfte. Bei der Herkunft lehne ich mich mutig aus dem Fenster, es schmeckte nach südamerikanischer Massenware: akzeptabel aber für Fleisch- Aficionados sicher keine Offenbarung.
Der Rucola konnte punkten, mit Frische und viel Geschmack, der Käse erinnerte eher an Grana Padano als an Parmesan; ich bin angesichts des Preises bei 3 Sternen für die Tagliata.
Madame, eben noch dem Hungertod nahe, kämpfte derweil mit ihrer epischen Portion Pfifferlings-Pasta. Diese roch nicht nur auffallend knoblauchlastig, wer das Foto aufmerksam betrachtet wird mir sicher beipflichten wenn ich feststelle, dass Vampire nach diesem Gericht für mindestens 48 Stunden keine Bedrohung mehr darstellen sollten.
Spaghetti mit frischen Pfifferlingen
Ich probierte und war von der Textur der Pilze begeistert, weich und aromatisch aber weit entfernt von Gummi, jedoch kurz davor vollends vom Knoblauch erschlagen zu werden.
Meine Begleitung war durchaus zufrieden, merkte aber an, dass es für ihre Begriffe etwas zu viel knirsche beim Essen, was ich durch Verkosten zweier weiterer Pilze auch verifizieren konnte.
Ich weiß, dass es manchmal verhext ist mit Pfifferlingen und dem Sand, allerdings finde ich so etwas sehr unschön. Was meint Ihr dazu? Absolutes No-Go oder verzeihlicher Faux Pas? Freue mich über Kommentare!
Mittlerweile ging es schon auf 15 Uhr zu, trotzdem wählte ich noch ein verlockend klingendes
| Dessert |
Barolo Sorbet mit Cassis – 5,90 €
Barolo Sorbet mit Cassis
Die „puristische“, schmucklose Darbietung mit dem altbackenen Papierdeckchen auf dem Unterteller erinnerte mehr an ein Eiscafé als ein Restaurant.
Das Sorbet hatte durchaus eine cremige Konsistenz und erinnerte geschmacklich mit seiner intensiven Wein-Note an die gehobene Sorbet-Variante von Omas Rotweincreme.
Das war durchaus köstlich und der großzügig angegossene Cassis-Likör passte sich geschmacklich gut ein, störend jedoch für meine Begriffe die Eiskristalle im Sorbet.
Es handelte sich nicht im punktuell vorhandene, kristalline Partien in der Masse, sondern um omnipräsente, hauchdünne, kleine flache Eisplättchen, die dem Ganzen fast schon Anleihen einer Granita verliehen, Absicht war das mit Sicherheit nicht.
In Summe eher durchschnittlich wenn auch geschmacklich gut.
Und: Die Tatsache, dass diese Kritik nicht schon letzte Woche geschrieben wurde, ist einzig diesem Dessert anzukreiden. Hier war dermaßen viel Alkohol drin, das ich Zuhause dermaßen müde wurde, das ich nur noch „wellness-nahe“ Faulenzer-Aktivitäten in Angriff genommen habe.
Die Bezahlung geschah diesmal in bar, die Verabschiedung geriet freundlich, weder enttäuscht noch ekstatisch begeistert traten wir den kurzen Heimweg an.
Fazit
Solide Kost mit Luft nach oben, sei es in der Präsentation und der Sorgfalt in der Zubereitung, wenn bspw. Pilze und Sorbet knirschen ist das nicht wirklich schön. Trotzdem aber genügend Licht neben dem Schatten; gut gemeinte drei Sterne für die Küche.
Der Service des Patron war angemessen, der gewünschte Gargrad wurde erfragt, ebenso die Zufriedenheit nach jedem Gang, alles höflich und in angenehmen Ton. Nur die Präsenz ließ zwischenzeitlich doch sehr zu wünschen übrig, damit ich um die Rechnung bitten konnte musste ich nach einiger Zeit sogar in den „Theken-Raum“ gehen, wo man sich mittlerweile dem Personalessen widmete. Hierfür 3,5 Sterne.
Das Ambiente gefiel mir gut, wenn auch der Lärm der Küche etwas störte und die Tatsache, dass wir direkt auf den Pass sehen konnten, wo man penibel das retour gehende Geschirr stapelte. Es macht fast den Eindruck, als habe man heute einen personellen Engpass in der Küche bzw. mit der Spülkraft gehabt. Trotzdem wohlwollende 4 Sterne.
Die Sauberkeit, auch auf den Toiletten, war makellos, ich werte hier nur ab, wenn mir etwas negativ auffällt, 5 Sterne.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis möchte ich mit 4 Sternen bewerten, die Zutaten waren von guter Qualität und auch die Portionsgrößen mehr als angemessen.
Aufgrund der Saisonalität der Karte werde ich es gerne nochmal probieren, zumal gerade eine Terrasse entsteht wenn ich mich nicht täusche – und dann bekommt Madame auch endlich ihre Pizza!