"Türkisch für Rheingauer? Keine Ahnung, aber für zwei Neulinge wie uns allemal!"
Geschrieben am 04.07.2020 2020-07-04 | Aktualisiert am 17.02.2021
"Gute Ausflugs-Location direkt neben der Seilbahn in Rüdesheim"
Geschrieben am 28.03.2019 2019-03-28 | Aktualisiert am 21.03.2021
"Empfehlung für Weinliebhaber und alle die es werden wollen!"
Geschrieben am 05.04.2018 2018-04-05 | Aktualisiert am 05.04.2018
"Schon wieder im Rheingau....."
Geschrieben am 10.11.2017 2017-11-10 | Aktualisiert am 10.11.2017
Es war der erste Abend unseres dreitägigen Kurztrips und Tante Tripadvisor hatte uns diese Adresse vermittelt. Die Bewertungen des im Sommer 2019 eröffneten Lokals klangen durchweg sehr vielversprechend. „Bloß nicht in einer dieser altbackenen Weinstuben landen!“, lautete unsere kulinarische Devise. Und so kam es, dass wir von sehr freundlichen Gastgebern mit ehrlicher, türkischer Hausmannskost versorgt wurden und ganz relaxed ins lange Wochenende starteten.
Das sympathisch geführte Restaurant liegt direkt an der Rheinuferstraße in Assmannshausen.
Außenansicht
Wir reisten über die vielbefahrene, mit reichlich Baustellen und Ampeln „gesegnete“ Bundestraße 42 an. Unser Schlafquartier war ein zum Hotel umgebautes, ehemaliges Schulhaus (passte ja…), das nur ein paar Kilometer entfernt im Örtchen Lorch seine geschmackvoll eingerichtete Beherbergungsfunktion ausübte.
Lorch, das wissen Geschichtsinteressierte, liegt in einem selbstironisch als „Freistaat Flaschenhals“ bezeichneten Gebietsabschnitt, der zwischen Rhein und dem unbesetzten Teil der damaligen Provinz Hessen-Nassau zu Zeiten der alliierten Rheinlandbesetzung (nach dem 1. Weltkrieg) die Form eines Flaschenhalses trug und - eingeklemmt zwischen amerikanischer und französischer Besatzungszone - sowohl politisch wie wirtschaftlich isoliert war. Für uns das Wichtigste: der hübsche Weinort am Rheinsteig war weit genug vom Drosselgassen-Rummel entfernt und bot einen kurzen Zugang ins idyllische Wispertal.
Natürlich klang der Name des Ladens ein wenig dubios. Wie sich jedoch später herausstellen sollte, setzte er sich ganz ohne tieferen Sinn aus den Anfangssilben der Vornamen der drei Betreiber („BA“ri?, „BU“rak und „FU“nda) zusammen. Die als Aushilfe im Service tätige Tochter des Hauses, ihre Sache übrigens ganz hervorragend machte, löste das Namensrätsel schnell auf. Die Wellenlänge stimmte und wir kamen mit ihr leicht ins Gespräch. Ein großes Aufatmen nach überstandenem „Lockdown“ und die allgemeine Freude über den Umstand, wieder Gäste bewirten zu dürfen, waren ihr deutlich anzumerken.
Wir saßen etwas erhöht im hinteren Bereich des recht funktional eingerichteten Gastraums auf einer Art Empore. Nichts erinnerte an dessen frühere Weinstubentage. Nüchternes Holzmobiliar und Laminatboden bestimmten das etwas zu hell beleuchtete Innere des Lokals.
Innenansicht
Vom Ambiente her irgendwo zwischen Schnellimbiss und Restaurant angesiedelt, saß es sich hier recht frugal. Gemütlichkeit sieht anders aus. Ein Umstand, der von der herzlichen Art der Betreiber jedoch schnell aufgewogen wurde.
Das hinter leicht zu desinfizierender Folie steckende Speiseprogramm hielten wir alsbald in unseren Händen. Ein gut gekühltes Fläschchen Selters (0,75l für 4 Euro) gesellte sich umgehend dazu. Auch zwei unterschiedlich große Grevensteiner Landbiere (0,5l für 4 Euro / 0,3l für 2,80 Euro) bevölkerten die ansonsten recht karge Tischplatte. Was soll man im Rheingau auch anderes trinken?
Jeweils ein gutes halbes Dutzend kalter und warmer Vorspeisen listete die Karte. Klassiker wie die gefüllten Weinblätter, Pide mit Hackfleischfüllung oder der Gavurda?i Salat (traditionell mit Granatapfelsirup, Minze, Paprika und Walnuss) waren vertreten und klangen verlockend. Dennoch entschieden wir uns für eine Portion Türkische Pizza (7,50 Euro), die mit einem kleinen Beilagensalat geliefert wurde.
Bei den Hauptspeisen hat man die übersichtlich gehaltene Auswahl an Grill- und Pfannengerichten um ein paar Pastateller erweitert. Die hausgemachten Köfte nennt man hier „BaBuFu-Frikadellen“, Ansonsten prägen Lamm- und Hähnchenfleisch die in traditionellen türkischen Pfannen (Saç) servierten Deftigkeiten.
Unter die italienischen Nudelklassiker aus den hinlänglich bekannten Saucendynastien Carbonara, Arrabiata und Bolognese hatten sich auch hausgemachte türkische Teigtaschen geschlichen. Die auch als Türken-Tortellini bekannten „Manti“ waren uns noch vom letzten Berlin-Trip („Osmans Töchter“, Prenzlauer Berg, Anm.) in guter Erinnerung. Also wurden sie einmal mit Hackfleischfüllung (für den Herrn) und einmal in der vegetarischen Version (für seine Gemahlin) geordert. Preislich machte das keinen Unterschied. Für 9,50 Euro wurden sie mit knoblierter Joghurtsauce und zerlassener, mit Paprikaflocken gewürzter Butter serviert.
Dem erfolgreichen Abschluss des Bestellvorgangs folgten zwei verschiedene Dips auf Basis von Joghurt und Tomate.
Joghurt-Dip
Tomatendip
Bei letzterem wurde mit ein wenig Chili der Schärfegrad erhöht. Frisch aufgebackenes, noch warmes Fladenbrot wurde dazu als „Tunkmasse“ gereicht.
Fladenbrot
Unser größter Hunger wurde da schon von ein paar freundlichen Küchengesten gestillt. Hätten wir bloß nicht so zugelangt…
Denn die geviertelt servierte Lahmacun zum Teilen entpuppte sich ebenfalls als veritabler Sattmacher. Und da waren wir ja erst bei der Vorspeise angelangt. Saftig, süffig, aromatisch – so ließen sich die Attribute der mit etwas Glattpetersilie „begrünten“ Türkischen Pizza auf einen Nenner bringen.
Die Lahmacun
Zu dem auf einem Holzbrett servierten Traditionsimbiss, der sich mit dem Ausdruck „Fleisch mit Teig“ übersetzen lässt, wurden ein paar sauer angemachte Salatblätter im Tontöpfchen gereicht. Daneben lagen Zitronenscheiben bereit, um das mit einer Masse aus Hackfleisch, Tomaten und Zwiebeln bestrichene Fladenbrot ein wenig aufzufrischen.
Ein gelungener Auftakt, der uns jedoch schon ziemlich gesättigt ins teigumhüllte Finale entließ. Unsere Hoffnung auf eine nicht allzu große Portion wurde beim Anblick des stattlichen Pasta-Hügels schnell ad absurdum geführt. Die von Mutter Funda in der Küche per Hand hergestellten Mini-Tortellini lagen üppig begossen von Joghurtsauce und zerlassener Paprikabutter im tiefen Porzellan.
Die Manti (vegetarisch)
Aufgrund ihrer geringen Größe fiel natürlich auch ihre Füllung recht spärlich aus. Das ließ sie geschmacklich eher unauffällig daherkommen. Doch zusammen mit der zimmerwarmen Knobi-Joghurt-Haube, dem heißen Butter-Booster on Top und etwas Glattpetersilie war für eine beachtliche Aromendichte am Gaumen gesorgt.
Die Manti (mit Hackfleisch)
Angeblich soll es unter türkischen Familien einen regelrechten Wettbewerb geben, wer die kleinsten Manti herzustellen vermag. Ganz nach der Devise „je kleiner, desto feiner das Essgefühl“ macht deren Zubereitung natürlich eine Heidenarbeit, für die wir uns beim Verlassen des Restaurants bei ihrer Herstellerin persönlich bedanken konnten. Dass ich schweren Herzens ein paar Exemplare im Teller zurücklassen musste, war nicht deren Geschmack geschuldet, sondern in erster Linie meinem exzessiven Fladenbrotkonsum vorweg.
Pappsatt und zufrieden ging es nach einem zuckersüßen Blätterteiggebäck
Baklava (zuckersüß)
und einem eiskalten Raki (beides aufs Haus)
Der Raki (eiskalt)
wieder zurück ins benachbarte Örtchen Lorch. Die „Manti-Plautze“ musste am Folgetag natürlich „abgewandert“ werden – so viel stand fest. Denn abends warteten bereits zwei Plätze in der Weinwirtschaft Laquai auf uns…Fortsetzung folgt.